Wer jetzt nicht für Wirth ist, der arbeitet für H s r g t! So ist die Alternative jetzt klar gestellt, und in einer solchen Lage gibt es kein:„Ja— aber!" Da gilt nur ein klares Ja oder ein klares Nein. Wer nicht die Verantwortung dafür übernehmen will, daß Deutschland durch einen Triumph der äußersten Rechten in unabsehbare Wirren gestürzt wird, für den darf es jetzt keine Schwäche geben und keine Bedcnklichkeit und kein paretitaktisch pfiffiges Danebenschielen. Der Reichstag muh sprechen! Er darf nicht aus- geschaltet, nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden! Mag die Negierung ihm sagen, daß sie bereit ist, ihre Plätze zu räumen, an ihm ist es, ihr zu antworten, daß sie bleiben und weiter ihre Pficht tun soll, solange sie, wie jetzt, sein Ver- trauen besitzt.__
Konkursmacher tzergt. Frechheit ist die größte Macht! Lebender Beweis dafür ist jierr H e r g t, der in seiner gestrigen Rede u. a. auch folgendes sagte: Ich möchte die drei Parteien, die jetzt hinter dem Kabinett stehen, mit Konkursschuldnern oergleichen, die die volle Schuld an dem drohenden Zusammenbruch mittragen. Und ist es nicht ein Hohn auf das Rechtsempfinden, wenn im praktischen Leben ein eben verkrachter Konkursschuldner nach der Pleite gleich wieder seinen Laden aufmacht und das Ver- trauen des Publikums verlangt? Diesen Vergleich erlaubt sich der Konkursmacher von l g 1 8, jener Herr» der neun Monate vor dem Zusammenbruch das deutsche Volk mit der schwindelhaften Verheißung in den Abgrund getrieben hatte, die amerikanische Armee könne nicht fliegen, nicht schwimmen, sie werde daher nicht nach Europa herüberkommen. So sprach Herr Hergt im Januar 1918. Im August 1918 standen 1.8 Millionen Amerikaner an der Westfront und versetzten dem deutschen Heer den Todesstoß. Wenn es verkrachte Konkursmacher m Deutschland gibt, denen jedes moralische Recht fehlt, einen neuen Laden zu eröffnen, dann sind das Herr Hergt und seine dcutschnationale Gefolgschaft.
Die Münchener Morüverschwörung. München , IS. Oktober.(Eigener Drahtbericht des„Vorwärts".) Die„Münchener Post" setzt sich mit aller Schärfe gegen den reak- tionären Dementierapparat zur Wehr, der die Enthüllungen unseres Parteiblattes lächerlich zu machen versucht. Sie gibt weiter Material über de» Schützling Kahrs, den zweiten Landesleiter der Einwohnerwehr, Kanzler, bekannt. Kanzler habe den steckbrief- lich verfolgten Leutnant Brand in der Nähe von Rosenheim versteckt gehalten und über die Grenze gebracht. Er sei M i t- wisser des politischen Mordes im Forstenrieder Park , habe den Mörder wochenlang beherbergen und über die Grenze bringen lassen. Schließlich erhebt das Blatt die Forderung, daß nicht allein gegen Kanzler, sondern auch gegen den ehemaligen Ministerpräsidenten Kahr ein gerichtliches Verfahren er- öffnet werde und schließt: „Fühlt Herr v. Kahr nicht das Beidürfniz, gegen sich selbst ein Verfahren zu beantragen, so muß dem Staats- anmalt die Weisung gegeben werden, dieses Verfahren ord- nungsgsmäß durchzuführen. Der Regierungspräsident von Ober- bayern darf nicht anders behandelt werden wie die übrigen Staatsbürger. Auch er hat seine Unschuld mit den gleichen Mitteln zu beweisen. Hier kann der neue Ministerpräsi- dent halten, was er beim Antritt versprochen hat." Die Verhöhnung der Republik wird in Bayern mit der alten Unpersrorenheit fortgesetzt. Der Kommandeur der bayerischen Reichswehr erfrechte sich, gelegentlich der Totenfeier am vergangenen Sonntag vor den verabschiedeten Hoheiten eine Parade abzuhalten. Die heute zum ersten Male wieder erscheinende unabhängige„Mar- genpost" fragt.mit Recht den bayerischen Ministerpräsidenten und den Reichswehrminister, wie sie die Republik einem General gegen- iiber zu schützen gedächten, der sie offen verhöhne. Run wurde gestern wieder eine derartige militaristisch-natio- nalistisch« Demonstration in Form eines„GedSchtnisgottesdienstes"
abgehalten. Die Komödie vollzog sich in den gewohnten Formen. Der Parademarsch vor den Hoheiten fehlte nicht. Hierzu schreibt unser Münchener Parteiblatt: „Was hat die republikanische Reichswehr bei solchen 5)offestlichkeiten zu tun? Was sagt der Reichswehr - minister zu diesem Mißbrauch der Dienstgewalt? Für die Ludendorfs und Konsorten ist eben die Republik immer noch ein Provisorium." Die„Münchener Morgcnpost" meint:„Es muß dem bayeri- sehen Reichswehrgeneral gegenüber ein Exempel statuiert werden, wenn nicht die deutsche Republik im Bewußtsein der deut- schen Spießbürger als ein jämmerlicher Waschlappen leben soll." Der Ausnahmezustand in Bayern ist mit dem heutigen Tage aufgehoben. Am 14. August brachte der„Miesbacher Anzeiger" einen Lei!» artikel mit der Ueberschrift:„Beamten-Proletarier". Darin war u. a. folgendes zu lesen: „Unseren Bauern kommt es so vor, daß überhaupt alles, was aus dem Ganzen und dem Einzelnen herausgequetscht wird, an das ungeheure Beamtenwanzenheer hinaus- geschmissen wird. Fünfmal soviel Beamte wie im Frieden, sechsmal, achtmal soviel— und nichts oder wenig leisten. Das sind nicht mehr die Diener und Förderer des Staates, das sind die Parasiten, und jede Produktion ist schon a u f g e- fressen, bevor sie richtig in Erscheinung kommt. Geht's den jungen Herren wirklich schlecht, die als Schreiber 18 000 M. haben, 8000 M. mehr wie ein verdienter General- major, und die den ganzen Tag mit der Zigarette in der Schnauze herumlaufen? Für die Landwirtschaft ist immer Geld da!? Rein, von der Landwirtschaft kommt immer Geld her. Wer zahlt die ungeheuerlichen Tarife der Post und der Eisenbahnen, zudem Steuern und Lasten, Abgaben und Kranken- lassen? Warum kostet ein Sack Kunstdünger, Samengetreide, Kar- toffeln so blödsinnig viel? Weil hundert Schmarotzer be- zahlt werden müssen, bis zehn richtige Arbeiter und Beamte ihr Geld kriegen können." Es zeigt sich hier wieder einmal deutlich, wie notwendig die Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz der Republik war, die es ermöglicht, solche wüsten Hetzblätter zu verbieten, auch zum Schutze der Beamten der Republik . Die rechtsstehenden bürgerlichen Partelen, die sich jetzt so um die Stimmen der Beamten zur Stadtverordnetenwahl bemühen, haben diese Ver- ordnung bekämpft. Es tritt hier klar zutage, wer wirklich die Be- amten der Republik schützt.
Kermes über öie Ernährungsmißwirtschast. Halbamtlich wird gemeldet: Im Reichsministerium für Er- nährung und Landwirtschaft wurde von den Vertretern des All- gemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes in einer Besprechung mit Minister Dr. Hermes lebhafte Klage über die augenblickliche Lage der Kartoffelversorgung geführt. Die Klagen wurden da- mit begründet, daß die Kartoffeln nur stockend anrollen und in- folgedessen der Bevölkerung die Möglichkeit genommen sei, sich aus- reichend für den Winter mit Kartoffeln zu versorgen. Besonders beunruhigend wirkten die hohen Preise, die ein Eingreifen der Regierung gegen die wucherische Ausbeutung der Kon- sumenten notwendig machten. Minister Hermes wies in längeren Ausführungen darauf hin, daß die Kartoffelfraze im wesentlichen eine Transportfrage sei. Die Wagengestellung für Kartoffeln sei infolge verschiedener ungünstiger Momente, insbesondere der Un- Möglichkeit, die Wasserstraßen zu benutzen, im September nicht ausreichend gewesen. Durch die dadurch bedingte Knappheit seien die Preise sprunghaft in die Höhe gestiegen. Er habe sich da- her bereits vor längerer Zeit mit dem Reichsverkehrs- Ministerium in Verbindung gesetzt und auf eine Verstärkung der Wagengestellung gedrungen. Es müste anerkannt werden, daß die Zahl der gestellten Wagen in der letzten Zeit in erfreulicherweise Weise gestiegen fei und zurzeit täglich etwa 8500 betrüge. Diese Zahl entspreche derjenigen des Vorjahres. Durch weitere energische Maßnahmen hoffe er, daß noch eine weitere Verstärkung erzielt werde. Die augenblickliche Preisgestaltung bedauere er im Interesse der Konsumenten lebhaft. Don einer generellen Aestsehung von höchst- und Richtpreisen verspreche er sich jedoch mit Rücksicht auf die Verschiedenheit der Ernte in den einzelnen Teilen Deutschlands
öer Tiroler Grenze. lins wird geschrieben: Um von Oberbayern ins Allgäu zu ge- i.nigen, muß man ein Landzipfelchen von Tirol'durchreifen und das geht nur mit einem Grenzschein. In Schlangenreihe haben wir uns vor dem Paßbureau in Garmisch aufgestellt. Für 4 Mk. erhalten wir einen roten Grenzschein von 14tägiger Gültigkeit und verpflichten uns durch Unterschrift, die Bestimmungen über den„kleinen Grenz- verkehr zu beachten. In der Bahnhoss-Wechselstube wird rasch öfter- reichisches Geld eingewechselt. Für öö deutsche Mark gibt es 1000 österreichische. Kronen. Potz Tausend denkt der Neuling, kommt sich fast wie ein Geldschieber vor und steckt den„Reichtum" mit allerhand Spekulationsgelüsten ein. Tausend Kronen!, ist das nicht ein kleines Vermögen für einen rechnenden Touristen? Doch nicht zu früh jubeln, dieses„Nein« Vermögen" wird im schönen Land Tirol für Speis' und Trank spaßhaft eilig zusammenschrumpfen. Blank und«inladend steht der elektrische Grenzzug in der hellen Garmischer Bahnhofshalle. Gleich sind die vielen 4. Klasse-Wagen besetzt von Touristen und Grenzkindern, die in Garmisch den Schul- Unterricht besucht haben. Unser Zug rennt durch das Tal der Lör- fach, das Traumland junger Münchener Maler. Die letzt« oberbaye- rische Station Griefen nähert sich. Hier wickelt sich«ine bedächtige Paß- und Zugrevision ab. Kein Reisender darf aus dem Abteil. Höfliche Paßbeamte durchstreifen die Wagen. Die Auskunft, die wir den österreichischen Zollbeamten über die Harmlosigkeit linsercs Reisegutes geben, genügt ihnen und es geht ohne Taschen- oder Koffersturz... Nun rollen wir über die Tiroler Grenze und sind voller Er- Mzartungen. Gleich müssen Jodler und übermütige Jauchzer in unsere Abteilfenster hüpfen, denn es heißt doch im Lied:„Die Tiroler sind lustig, die Tiroler sind froh..." Aber nur arbeitsgebeugte, teilnahms- lose Menschen sieht unser Zug. Von den rinderarmen Matten winkt die Hand eines barfüßigen Hüterbuben. Aus dürftigen Borkenhütten der Berglelmen blicken rastende Holzfäller unserem Zuge nach. Tiroler Landleute st-igen ein: Bäuerinnen die scheu und hohlwangig zwischen den munteren Fremden sitzen. Still wird es plötzlich in unserem Kreise. Mancher denkt an die tiefe, wachsende Rot dieser Leute, an ihre riesengroße Bedrängnis. Die Landesgrenze trennt hier die Wesensart des fröhlichen Ob-erbay«rn von der des füllen schweigenden Tirolers... Liebes, armes Tirol! Ihr in himmlischer Einsamkeit hin- dämmernden Dörfer, die wie unentdeckte Sagenwelten da liegen mit ihren bedürfnislosen Bewohnern. Dürftig, arm sehen die Häuschen schon aus, ohne den lustigen Holzfirlefänz der Oberboyern, ohne Altans, ohne geschnitzte Giebel. Es ist, als spür« auch der Fremde Arbeit und Sorgen, die über den Gehöften liegen... Wir erleben eine interessante Tunnelfahrt. Di« Bahn durchschneidet Bergriesen, Felsen, und rasend schnell verschieben sich die Naturausschnitte: bald Dörfer im grünen Grund bald Einsamkeit, leere Matten... Wir kommen jetzt nach Reutte , der wichtigen Tiroler Umsteigestation, Aus» aangspimkt für zahllch« Ausflüge ins Tiroler Paradies. In Reutte hätte ich eine einzig« Stund« reich sein mögen, um aus den kleinen Bäckerläden goldgelbe Wecken holen und in die vielen mageren Kinderhände drücken, zu können. Run lernen wir auch die öfter. rcichifchen Wirthauspreif« kennen, die für deutsche Ohren fabelhast
klingen:«in Nachtlager tostet 100 Kronen, ein Frühstück 80 Kronen, 1 Glas Tiroler Wein 35— 40 Kronen und ein« Tasse Kaffe 20 Kronen! In österreichischen Wagen setzen wir die Reise fort und erreichen Vils, die kleinste Stadt in Tirol mit 800 Einwohnern. Dann folgt Steinach , wo von neuem Zollrevision vorgenommen wird. Bei Pfrontei drücken sich die Berge, unsere treuen Begleiter, in die Tiefe, und die satten Täler, Wiesen und Accker des bayerischen Landes nehmen uns heimatlich wieder auf. R. Kaulitz-Niedeck
Reichsmünzen tmö Reichskunflrvart. lieber die neuen Reichsmünzen sind irrige Meldungen in die Oeffenllichkeit gekommen. Weder sind Ein-, Zwei- und Dreimark- stücke geplant, noch nickclplattierte Eisenmünzen. Beabsichtigt sind vielmehr Vi', 1- und 5-Markstücke mit neuen Typen unter Verwen- dung von Metallzusammensetzungen, die zum Teil von den bis- herigen abweichen. Um Vorschläge für die Entwürfe zu erhalten, wurden 13 Künst- ler aufgefordert, 11 kamen der Einladung zur Einreichung von Mo- bellen nach. Eine Sachverständigenkommission hat im Reichsfinanz- Ministerium zur Prüfung wiederholt getagt. Der Rcichsfinanz- minister hatte mit Absicht weder die Schriftart noch die Form des Adlers vorgeschrieben. Aus dem eingegangenen Material wurden Entwürfe von 4 Künstlern zur engeren Wahl gestellt. Die weitere Entscheidung über die Annahme oder über die gewünschte Um- arbeitung der Modelle, ferner über das zu verwendende Münzmctall haben die ausschlaggebenden Stellen bisher noch nicht getroffen. Interessant wäre es, zu erfahren, wer diese„ausschlaggebenden Stellen" sind. Der Reichskunstwart scheint nicht zu ihnen zu gehören. Sonst hätte man, ehe der sehr kostspielige und, wie wir hören, so ziemlich verkrachte Wettbewerb inszeniert wurde, den schönen Münzentwurf berücksichtigt, den Dr. Redslob schon vor Jahr und Tag probeweise hat anfertigen lassen und der ein wichtiges Glied in dem systematisch angelegten Arbeitsplan des Reichskunsiwarts bildet. Der anarchische Zustand wilhelminischer Herkunft, daß jede amtliche Zentralstelle aus eigene Rechnung und Gefahr in Kunst- angelegenheiten diletticren darf, scheint also noch immer zu bestehen, und die geheimen Kunstwarte des Reichsfinanzministeriums sind in der angenehmen Lage, für ihre Sepvratunternehmungen Summen aufzuwenden, wie sie dem Reichskunstwart niemals zur Verfügung gestellt werden. Wenn bei einer so wichtigen Angelegenheit, wie es die Her- stellung neuer deutscher Reichsmünzen ist, der deutsche Reichskunst. wart einfach ausgeschaltet- werden kann, dann darf man wohl fragen, welchen Zwecken dieses Amt überhaupt noch dienen soll. Es erscheint dringend notwendig, daß sich der Reichstag einmal gründlich mit den Obliegenheiten des Rcichskunstwarts beschäftigt und dem gegenwärtigen unerträglichen Zustand der Unsicherheit ein Ende macht.__ Trianon-Theater.„Mein Freund Teddy" von Andre R i- v o i r e und Lucien B e s n a r d. Die Komödie, die ihr Thema in liebenswürdig ungezwungener Weise mit einem ungewöhnlich ge- ringen Zusatz von Theatermache behandelt— früher in den Kam- merspielen vielfach gegeben—. erwies sich bei dem Wiedersehen im Trianon-Theater unvermindert wirksam. Der Gegensatz des
und den bisher gemachten Ersahrungen keinen wesentlichen Erfolg, sondern viel eher einen Schaden für die Konsumenten. Die Ei-, fahrungen hätten gezeigt, daß nach der Festsetzung von Höchstpreisen die Ware vom Markte verschwände und der reelle Handel sich vom Geschäft zurückziehe. An seiner Stelle übernehme der Schieber- Handel das Geschäft, und das Publikum wäre genötigt, sich schließ- lich zu einem erheblich teueren Preise mit Kartoffeln zu versorgen als vor Festsetzung der Höchstpreise. Dagegen müsse versucht werden, in stärkerem Umfange als bisher Verbraucher und Erzeuger in Be- rührung zu bringen, um eine unmittelbare Belieferung der Kon- sumenten herbeizuführen. Zu diesem Zweck halte er es für wün- sehenswert, daß sich die großen Konsumentenverbände mit den maßgebenden landwirtschaftlichen Verbänden_ in Verbindung setzen und unter Festsetzung eines den örtlichen Verhält- nisten Rechnung wagenden Preises Lieferungsverträge ab- schlössen. Nach dieser Richtung hin seien bereits Verhandlungen in seinem Ministerium eingeleitet: er sei jedoch bereit» nochmals der Landwirtschaft den Abschluß solcher Liferungsverträge zu empfehlen. Seitens der Vertreter des Gewerkschaftsbunde s wurde der Wunsch vorgetragen, mit Nachdruck auch gegen diejenigen Händler und Landwirte vorzugehen, die sich des Wuchers schuldig machten, und zu diesem Zweck der Ausbau der Preisprüfungs- stellen angeregt. Minister Hermes erklärte sich bereitz auch diese Frage zusammen mit dem Reichswirtschafts Ministerium nochmals eingehend zu prüfen und bestimmte Anweisungen an die Preisprüfungsstellen herauszugeben.
Nachhohenzollernfche Wirtschaft. Ausbeutung Potsdamer Pächter durch vormalige Krone und Staat. Bei uns häufen sich immer wieder die Beschwerden über die hohenzollernsche Hofverwaltung und ihre derzeittge Aufsichts- behörde, das preußische Finanzministerium. Neuerdings hat sich z. B. eine Art Abwehrorganisation der Pächter vorm. hohenzollernscher jetzt staatlicher und auch bei den Hohenzollern gc- bliebener landwirtschaftlich und gärtnerisch genutzter Grundstücke ge- bildet. -Im besonderen in den Grenzgebieten der großen Potsdamer Parks finden sich eine ganze Anzahl Gärtnereien, die früher für die kaiserliche Tafel lieferten, jetzt aber schon seit der Umwälzung an Privatleute, Handelsgärtner usw. verpachtet sind. Die Pacht- oerwäge wurden nach dem Grundsatz abgeschlossen daß keine hohen Pachten verlangt wurden, dafür sind aber die Pächter verpflichtet, die sämtlichen Unterhalts kosten der Grundstücke und Gebäude zu leisten. Sehr bald stellte sich diese Verwagsklausel als eine wahre Würgevorschrift heraus. Die aufsichtführende Behörde, meist ein Hofbaurat, stellt fest, was nach ihrem Ermesten baulich und sonst zur Unterhaltung der Grundstücke und Gebäude zu leisten ist, den Pächtern bleibt überlasten, dafür die Kosten auszubringen. Dabei wird meist übersehen, daß die hohenzollernsche Verwaltung aus Sparsamkeitsgründen im besonderen während der Kriegszeit kaum irgendwelche Unterhaltsarbeiten an den jetzt vcr- pachteten Objekten hat vornehmen lasten. Das hindert aber z. B. das preußische Finanzministerium nicht, solche Pächter, die ihren Wünschen nicht nachkommen, einfach wegen Nichterfüllung des Der- träges kurzerhand aus den Verwägen herauszuwerfen. So wird jetzt ein Fall wahrscheinlich die Gerichte beschästigen, wo von einem kleinen Pächter, der jährlich 2000 Mk. Pacht zahlt, Instand- setzungsarbeiten im Betrage von— 217000 M. verlangt wurden. Hier liegen die Dinge so, daß das preußische Finanzministerium das verpachtete Objekt vor der Verpachtung von der hohenzollernschcn Verwaltung in der entgegenkommendsten Art und Weise übernommen hat wie es stand und lag. Die Kosten der durch vieljährige Vernachlässigung notwendig gewordenen Instand- setzungsarbeiten will man jetzt dem Pächter aufbürden. Geniert man sich, auf die Hohenzollern zurückzugreifen? Es ist leicht möglich, daß die 1919 festgelegten Pachtsummen heute zu niedrrg erscheinen. Das Geld hat seither viel von seinem Werte verloren. Dennoch geht es nicht an, daß man in formal- juristischer Auslegung einer Vertragsklausel den Pächtern Lastm aufbürdet, unter denen sie zusammenbrechen müssen. So darf der Staat nicht handeln, er darf es als Aufsichtsbehörde auch nicht bei der Hohenzollernschen Verwaltung zulasten.
Ein Regierungsrak verhaftet. Der frühere Landrat de« Kreises Trebnitz, Dr. Menzel, jetzt Regierungsrat in Kiel , ist verhafttt worden. Die Verhaftung erfolgte in Verfolg eines Swafvcrfahrcns gegen einen früheren Angestellten des Landratamtes Trebnitz.
reichen, aber auch intellektuell und physisch kraftvollen Amerikaners, der in naivem Selbstvertrauen und wiederum verschlagen psifsig, nach außen stets die kühlste Selbstbeherrschung wahrend, sein Liebes- ziel erreicht und die Erwählte seines schlichten Herzens heimführt zu der windigen Pariser Salonwelt, kam in der Darstellung durch Arnold Korff zu farbig prägnantem und humorvollem Ausdruck. Jedes unnötige Unterstreichen und Uebcrtreiben war vermieden. Die kleinen Nüaneierungen des Spiels, inmitten aller Komik den Grundton einer tief sympathischen Männlichkeit bewahrend, hielten die Spannung bis zum Ende fest. Sehr fein und sehr natürlich war auch Charlotte K l i n g e r in der Rolle der Erwählten, die schließlich, als sie endlich die Scheidung von ihrem streberhaften Gatten durchgesetzt, bei der spröden Zurückhaltung ihres amerika - nischen Freundes drauf und dran ist, einen anderen zum Gatten zu nehmen. In kleineren Rollen wirkten die Herren M a m l o ck, Kaiser, Bendow, Schönemann, die Damen Gisela Schneider-Nissen und Ilse Muth zu dem Erfolg des Abends mit. ckt. Eine neue Krebstheorie. Schon häufig will man den Erreger des Krebses gefunden haben und ebenso häufig hat es sich als Irrtum herausgestellt. Mit diesem Vorbehalt berichtet v. Schnizer in der„Umschau" über die neuesten Untersuchungen des Ameri- kaners Lapthorn Smith, der in einer Sitzung der frcmzösisch-«ng> lischen Kreisliga in Paris sich dahin ausgesprochen hat, daß der Krebs eine rein parasitäre Krankheit sei. Urheber sei eine Amöbe (caneri arnoeba Magroclossa), die in Seen, Gräben und Tümpeln vorkommt, bei deren Austrocknung sich zu einer festen Zelle verdickt und so auch überwintert oder durch den Wind weitergeführt wird. Aufgenommen mit verunreinigtem Wasser oder gewissen Nahrungo- Mitteln, wie Salat, kann sie an irgendelner wunden Stelle des Verdauungsschlundes lange Zell, ohne irgendwelche krankhaften Er» scheinungen zu äußern, liegen, bis sie dann unter günstigen„ Be» dingungen irgendeine Epithelzelle umfließt und mit ihren Fühlern gleichsam durchwuchert, schließlich sich ganz darin festsetzt und die Zellen auffrißt. Weitergreifend auf andere Zellen, oildet sih so das Krebsnest.
Erstaufführungen der Woche. Dienst. Lesswg-Theater:„Der lasterhasteHerrTichu".—>?.ttittw. Deutsches Theater:„Prinz LouiS Ferdinand".— Daun. Tbeater in der Kommandanten- itratze:„Dybuck".— Freit. Deutsches Opernhaus:„Der fliegende Holländer". ttrania(TauSenitraheZ. Sonnt.:„Die schöne Donau ". Moni, und Donnerst.:„Unser schönes Riesengebirge ". Dienst.:„Von der Zugspitze zum Watzmann ". Mittw.:„Die Erblehre in ihrer Bedeutuua für Wirtschaft und Politik'. Freit, r., Im Flugzeug zum Monde"(zum 1. May. Sonn ab.: „Aegylen und der Nil". Im Hörsaal beginnen' in dieser Woche die gemeinverständlichen Vorttags- kurse und zwar: Mont.. S llbr, Prof. Dr. Kirchberqer:„Erste Einsührung in die Difierentlal. und Integralrechnung". Dienst., 6>/, Uhr, Dr.R Potoniö: „Wie die Erde geworden ist". Mittw., 0 Uhr. Dr. Meißner:„Das Reich der Küche".— 8 Udr, Dr. 53. Berndt:„Die Ahnenreihe der Menschheit". Donnerst.. 8 Uhr, Dr. Meißner:„Wie sieht es in unserem Körper aus?" Freit., 8 Uhr, Dr. Adols Heilborn:„Tter und Mensch". Sonnab., Prof. Dr. Donath:„Die elektrischen Wellen und Strahlen". Schwechten-Saal. Da» für Sonntag 4 Uhr angesetzte Kammerkonzerl, Dirigent Kapellmeister Schmcling, ist a b g e s a g t.