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2. Beilage zum Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Nr. 281.

Sonntag, den 2. Dezember 1894.

Arbeiter! Parteigenossen! Trinkt kein Trinkt kein boykottirtes

Gerichts- Beifung.

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Versammlungen.

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werden.

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11. Jahrg.

Bier!

alte Nürnberg  , der sich als früherer Rohproduktenhändler"| zu blicken. Die meiste Arbeit wird gleich in den Steinbrüchen vorstellte, mußte zugeben, daß er früher ehrlicher als jetzt nur angefertigt; die Berliner   Familienväter und Steuerzahler haben Allgemeines Aufsehen erregte der zwar unerwartete, aber mit" rohen" Mohrrüben und ähnlichem ungekochtem Grünkram das Nachsehen. Troß der übergroßen Arbeitslosigkeit wird speziell von allen ehrenhaften Menschen gewiß mit hoher sittlicher Genug- gehandelt hat und daß er mit seinem Sohne nur vom Bauen" auf den großen Pläten der sehr reichen Innungsmeister die tbuung aufgenommene Ausgang einer Verhandlung, welche am lebt. Als der betreffende Neubau zur Subhastation fam, erstand Lehrlingszüchterei und-Ausbeutung in denkbar größtem Maßstabe Freitag vor dem Schwurgericht am Landgericht 11 stattfand, um ihn der Vater Nürnberg  , dieser ließ es wieder zur Subhastation betrieben. Besonders ist es der Hof- Steinmegmeister Me Bing 10 Uhr Vormittags begann und Abends Punft 9 Uhr endigte. tommen, und nun erſtand die Schwiegertochter, die Frau des( Workstraße), der seinen Kollegen von der Innung darin als Die allgemeine Sensation beschränkte sich keineswegs auf die bis Franz Nürnberg das Grundstück, also der reine Bau- Obermeister mit gutem(!) Beispiel voran geht. In einer Zeit, Die wo die Hälfte der Berliner   Steinmegen auf der Straße liegen, zum Schluß gefüllten Tribünen, sondern erstreckte sich auf alle schwindel!" bemerkte trocken einer der Vertheidiger. betheiligten Faktoren. Es handelte sich um eine gewaltsame Ab- Berathung der Geschworenen war mit Schwierigkeiten verknüpft. läßt Herr Meting   seine Lehrburschen bei Licht bis 7 Uhr ar­rechnung, welche neun Maurer und Steinträger mit einem Dreimal mußten sich dieselben zurückziehen und als dann endlich beiten. Sei es dann ein Wunder, wenn die jungen Leute schon Bauunternehmer vorgenommen hatten, der an der Spike derjenigen die Antworten auf die gestellten Fragen dem Gesez entsprechend in der Lehre den Keim der Schwindsucht in sich aufnehmen, um Sorte von Unternehmern steht, gegen welche sich die sittliche formulirt waren, da lautete das Verdikt auf Nichtschuldig" dann später in der schönsten Blüthe ihrer Jahre dahingerafft zu Empörung der ehrlichen Menschen im Allgemeinen und der Bau- bezüglich aller Delikte bis auf die vorsäßliche Körper- werden? Hier wäre es jedenfalls am Plaze, daß die Eltern handwerker im Besonderen richtet. Der Thatbestand ist kurz verlegung, doch wurde hier der Begriff der Gemein- der Lehrlinge mit Herrn Meging ein ernstes Wort redeten, folgender: Der Bauunternehmer Franz Nürnberg führte im schaftlichkeit" ausgeschlossen, so daß nur einfache Körper- denn das Arbeiten bei Licht verstößt bei den Steinmetzen gegen Jahre 1892 einen Spekulationsbau in der Schloßstraße zu verlegung übrig blieb, für die es eines Strafantrages bedarf, alle Usance. Der Redner gab der Agitationskommission den Charlottenburg   auf. Am 18. August erfuhren die Arbeiter schon der zwar gestellt, doch um 1-2 Tage nach Ablauf der Antragsfrist ge- Rath, ehe fie in die Proving hinausgeht, zunächst in Berlin  vor Feierabend, daß sie keinen Lohn erhalten würden, was unter ſtellt war. Der Gerichtshof mußte daher bezüglich der eine träftige Agitation zu entfalten, alle lässigen Kol­denselben große Erregung verursachte, weil Nürnberg   in dem Körperverlegung auf Einstellung des Verfahrens, legen zur Organisation heranzuziehen und bei den Behörden Rufe stand, daß er alte Schulden niemals bezahle und neue in allen anderen Punkten auf Freisprechung vorstellig zu werden, daß diese die Innungsmeister, welche doch ftets Schulden alt werden laffe. Die Arbeiter beschlossen daher, erkennen. So gingen sämmtliche Angeklagten straffrei aus. die Hebung des Handwerks" soll wohl heißen: das Füllen sich vorzusehen. Zur Feierabendstunde ging denn auch Die zweite Gruppe der unter Anklage gestellten und staatliche Arbeiten nicht ausschließlich in den Brüchen an­der unter Anklage gestellten ihres Geldfackes?- im Munde führen, verpflichten, städtische der Tanz los. Der Vormann der Steinträger tam in das Wucherer Berlins  , die Gruppe Dr. Weyl und Ge- fertigen zu lassen. Durch die Konkurrenz, welche den Berliner  Baubureau und als er kein Geld für sich und seine Genossen nossen wird am 3. Januar t. J. vor der Strafkammer zur Steinmeßen in den schlechtbezahlten und willfährigen Arbeitern friegen follte, nahm er ohne Weiteres 122 Mart an sich, welche Verantwortung gezogen werden. Die Vertheidigung des Dr. Weyl in den schlesischen und sächsischen Brüchen erwächst, ist der Lohn, aufgezählt auf dem Tische lagen. Gleich darauf füllte sich das hat der Rechtsanwalt Dr. Holz übernommen. ganze und sehr geräumige Baubureau mit Maurern und Stein­wie einige weitere Kollegen ausführten, soweit gesunken, trägern, welche ungestüm ihren sauer verdienten Lohn verlangten. daß selbst tüchtige Arbeiter häufig mit 10 und 8 m. Da sie diesen nicht erhielten, gingen sie gegen den eigentlichen pro Woche nach Hause gehen müssen. Trotzdem sei die Bauunternehmer Franz Nürnberg und dessen anwesenden Hinter­Betheiligung an der Organisation eine derartig geringe, daß fast mann, den Vater Wilhelm Nürnberg energisch vor. Letzterer zog Die Filialen des Vereins deutscher Schuhmacher zu wünschen wäre, die Verhältnisse verschlechterten sich noch noch sein Portemonnaie hervor, um die darin befindlichen 70 m. hielten am 25. November 1894 bei Feind, Weinstr. 11, eine mehr, da dann zu hoffen ist, daß die Kollegen zur Einsicht als Abschlagszahlung zu opfern, doch wurde ihm dasselbe sofort gemeinsame Versammlung ab, in der Genosse Schöpflin einen fommen und in die Reihen ihrer kämpfenden Brüder treten mit Gewalt aus der Hand gerissen. Vater und Sohn wurden Vortrag über: Die Folgen der kapitalistischen   Produktions­Der 2. Punkt der Tagesordnung betraf die Stellung alsdann wiederholt zu Boden geworfen und durchgeprügelt. Das weise und die Frau" sprach. Am Schluß seines beifällig aufnahme und Vorschläge zum nächsten Steinarbeiterkongres. In agitatorischen Werthes einer Derartigen Baubureau wurde so ziemlich demolirt, Einrichtungsgegenstände genommenen Referats fordert Redner die anwesenden Frauen anbetracht des der Zusammenkunft und in Voraussetzung, daß Der wurden zertrümmert, Karten und Pläne vernichtet. Der alte und Mädchen auf, sich der Organisation anzuschließen, um Nürnberg   vermochte sich zu flüchten, der junge Nürnberg   mußte Schulter an Schulter mit den Männern den Üebergriffen des Kongreß, falls er in Norddeutschland stattfindet, besonders zahl­gezwungener Weise nach Geld schicken und wurde währenddem Kapitalismus   entgegenzutreten. Unter Verschiedenem wurde be- reich aus Schlesien   und Sachsen  , wo sich die größten Steinbrüche im Baubureau festgehalten. Eine Ehrenwache von zwei fannt gemacht, daß der Verein ein Weihnachts- Vergnügen bei befinden, beschickt werden dürfte, stimmte die Versammlung für Mann wurde ihm gestellt, die ein Entweichen unmöglich Keller, Roppenstr. 29, am ersten Weihnachts- Feiertag abhält; Breslau  . Der Zentralausschuß hatte München   in Vorschlag ge­machte. Der alte Nürnberg   war in das nahe befindliche Programme bei den bekannten Kollegen. Die nächste tom: bracht. Das Resultat der Abstimmung aus sämmtlichen Orten Blay'sche Lotal retirirt, dort wurde er aufgestöbert, man binirte Versammlung findet am 3. Dezember Deutschlands  , wo sich die Kollegen an der Organisation bethei­entriß ihm seine goldene Uhr mit Kette und hielt ihn fest, bis ft at t. ligen, wird rechtzeitig durch den Ausschuß bekannt gegeben werden. die Uhr von einem Uhrmacher auf ihren Werth abgeschätzt Auf Antrag des Kollegen Thomas soll in der nächsten Ver­Der Verband aller in der Metallindustrie beschäftigten sammlung das Beerdigungswesen zur Debatte gestellt werden. worden war und der Wirth unter erzwungener Zustimmung des Arbeiter Berlins   und Umgegend hielt am Montag, den, alten Nürnberg   240 Mart darauf geliehen hatte. Wegen dieser 26. November, im Märkischen Hof, eine Versammlung der schlossen, daß die arbeitenden Kollegen auch während der Winter­Ferner wurde in Hinsicht auf den geringen Kassenbestand be­Vorkommnisse war gegen einen Theil der Arbeiter Lampenbranche ab. Kollege Litfin hielt einen Vortrag über: monate ihre Beiträge entrichten sollen. neun Mann die Anklage wegen Raubes, ver- Die Segnungen der modernen Kultur," welcher von den An­suchten Raubes, Hausfriedensbruches, Sachwesenden mit Beifall aufgenommen wurde. An der Diskussion Ju der Filiale Friedrichsberg des Frauen und beschädigung, Freiheitsberaubung, gemein betheiligten sich einige Kollegen im Sinne des Referenten. Leider Mädchen Bildungsvereins hielt am 28. November schaftliche Körperverlegung und Diebstahls war der Besuch der Versammlung ein recht schwacher; hoffen bei Fuchs, Prinzen- Allee 6, Frau Mesch einen warmherzigen erhoben. Die Verhandllung gestaltete sich nun so, daß die beiden wir, daß die nächste Lampenbranchen- Versammlung gut besucht Vortrag über die Frauen und der Kapitalismus  ". Die Aus­Hauptbelastungszeugen, die beiden Nürnberg  , als die wird. beutung des von der Industrie und dem Handel beschäftigten alleinigen Angeklagten erschienen. Der junge Nürn  - Der Fachverein der Musikinstrumenten- Arbeiter tagte Weibes sei häufig gleichbedeutend mit der sittlichen Vernichtung berg   betrat in seinem Hohenzollernmantel gehüllt, stolz wie ein am 26. d. M. bei Deigmüller, Alte Jakobftr. 48 a. An Stelle des letzteren. Rednerin wies unter anderem auf die färglichen Fürſt, den Sizungssaal und verließ denselben wie ein geknicktes des am Erscheinen verhinderten Genossen Hoffmann sprach Ge- Löhne der weiblichen Geschäftsreisenden hin: die Frau sei Rohr. Die Vertheidiger, Rechtsanwälte Dzial ofsynesti, noffe Rohrlac über das Thema: Arbeitslohn und Kapital in solchem Beruf selber gewissermaßen Waare, gezwungen, Dr. Schwindt und Blaschkauer an der Spike, über Kapital- Nebenverdienſt abzuwerfen, Nebenverdienſt zu erlangen. Es iſt schütteten die beiden Nürnberg's mit einem Kreuzfeuer von Fragen, und Ginkommen. Die Ausführungen des Redners wurden allseitig die heiligste Pflicht der Frau, sich am wirthschaftlichen Kampf zu recht sympathisch aufgenommen und folgte danach eine sehr rege die Antworten hätten allein genügendes Material geliefert, um eineGe- Diskussion. Die weiteren Verhandlungen betrafen lediglich Ver- betheiligen; sie wird damit ihre eigene Lage verbessern, sie wird schichte des Berliner   Bauschwindels zu schreiben. Der junge einsangelegenheiten. Zur Aufnahme meldeten sich 28 Kollegen. ferner im Streben nach der Maffenglückseligkeit ihr eigenes Nürnberg   mußte zugeben, vor jenem Krawall bereits manifeftirt zu schönstes Glück finden. Der Anschauung der Rednerin schloß sich haben, bei welcher Gelegenheit und zu welcher Zeit wußte er Die Steinarbeiter( Steinmeßen, Marmorschleifer 2c.) hielten in der Diskussion Fräulein Milaußty an. In der Debatte über angeblich nicht mehr. Er mußte zugeben, daß der Gerichts- am 29. November in Deigmüller's Salon eine öffentliche Ver- Verschiedenes" sprachen die Genoffinnen Schädlich und Kitte, pollzieher wiederholt bei ihm fruchtlos gepfändet hatte, wenn und ſammlung ab. Regierungs Baumeister Keßler besprach das die Vororte zu strengerer Befolgung des Boykotts mahnend, in welchen Sachen dies geschehen war, wollte er ebensowenig Innungswesen. Die Mißstände im Beruf gaben den Stoff zu sowie die Genossen Jakobi und Sack, um auf die überhand­wiffen, als wie den Umstand, welche Bauhandwerker bei der einer längeren Diskussion. Wie Thomas hervorhob, haben die nehmenden Missionsversuche der apostolischen Gemeinden in den späteren Subhastation des Neubaues ausgefallen" sind. Der Berliner   Steinarbeiter alle Ursache, tummervoll in die Zukunft Vororten aufmerksam zu machen.

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Sonntagsplauderet.

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denklichen, die wohl wissen, daß nur ein starkes, vertrauens des höfisch- militaristischen Pompes, der am Mittwoch ent­volles, von Idealen erfülltes Geschlecht das Größte in faltet werden wird, froh werden? Ist die Art der Feierlich­schöpferischer Architektonik leisten kann, die aber ein solches feit selber nicht bezeichnend genug? Wen soll weiter Dem kaiserlichen Berlin   ist ein Ehrentag be- Geschlecht in den führenden Kreisen des kaiserlichen Deutsch noch die Gleichgiltigkeit des Publikums in Staunen ver­schieden. Dies Thema wird in ganz kurzer Zeit in Jubel- lands nicht anzuerkennen vermögen, entgegnen sie unwirsch: setzen? Ein kostspieliger Prunkbau wurde verachtet und im gefängen und Pfalmodien, in enthusiastischer und salbungs- Was seid ihr für armselige Thoren, daß ihr in dem reichen, üppigen Staatspalast soll von vornherein berathen voller Tonart angeschlagen werden. Vom breiten Sockel genialen Werke Wallot's, des Baumeisters, noch immer werden, wie man die Volksrechte schmälert und beschneidet. bis zur strahlend goldenen Ruppel steht der hellschimmernde nicht den höchsten fünstlerischen Ausdruck Neu- Ja, die knappe Spanne Zeit bis zur Eröffnung des Reichs­Reichstagsbau vollendet da. Jenseits des Brandenburger   Berlins   und seine besonderste Form erblickt! Hier tages foll ebenfalls nicht ungenügt vorüberziehen. Holter­Thores, da, wo das königliche Berlin   von einst sein Ende hat sich neudeutsches Wesen geoffenbart, hier polfer, in aller Hast noch greift man nach ein paar Bolts­gefunden hat, erhebt sich der neue Balast, ein stolzes Monu ist nationale Volkskraft aufgegangen; hier wird vertretern, führt sie in sicheren Gewahrsam ab und ment des neuen, des kaiserlichen Berlins  ! eine Wallfahrtstätte sich aufthun, zu der Deutschlands   athmet auf. Wiederum eine Stimme oder zwei weniger, So wird es heißen, so verlangt es die feiertägliche Kunstjünger pilgern werden, um an ihr zu lernen und die unschädlich gemacht sind im Hinblick auf die reaktio­Stimmung; das ist die byzantinische Weise, die sich weiter zu bilden. nären Gesetzesvorlagen. Die neumodische Grandseigneur­ihre eigene Kulturhistorie zurechtlegt, und für Berlin  , So reden die gläubigen Propheten; und die Skeptiker, schaft, das vornehm Kavaliermäßige, das den neuesten Kurs der Rangerhöhung der Dynastie entsprechend, dreierlei die fragen sich vergeblich: Wo stecken denn die unerhörten hätte auszeichnen sollen, erfahren durch die Eilzugsgeschwin Begriffe ersonnen hat. Drei übereinander lagernde Kultur- Wunder? wo ist der deutschen Volkskraft das lebendigste digkeit, mit der Stadthagen   und Schippel in sicheren Ges schichten unterscheidet man: das alte enge kurfürstliche, das Siegel aufgeprägt? In dem figürlichen Schmuck des wahrsam gebracht werden, eine höchst sonderbare Beleuchtung. erweiterte fönigliche und das prunkende kaiserliche Berlin  , Reichstagshauses mit seinen alten Allegorien und seinen Als in der Zeit der großen Ministersuche glücklich ein das längst über die alten Thormauern hinausgewachsen Fürsten   Statuen? Bei allem Respekt vor dem großen Minister um den anderen ans Licht der Deffentlichkeit be ist. In dem Bereich des taiserlichen Berlins   nun Können Wallot's, hat er in Wahrheit eine Form fördert worden war, da hieß es jedesmal in den Kreisen ist der Parlamentsbau emporgewachsen. Was ist da zu gefunden, Was ist da zu gefunden, die der monumentale Ausdruck der gegen derer, die haltlos, bange, ohne Willensenergie und servil verwundern, daß begeisterungstrunkene Stalden ihr Saiten wärtigen Volksempfindung ist? Welch' prahlerische jede Regierungskrise ängstlich beobachten: Welch' glückliche spiel stimmen und über Gesänge sinnen, die ruhmrednerisch Ueberhebung! Das kaiserliche Berlin   soll seine monumentale Wahl, welch wohlgerathenes Ministerkind! Der Kanzler das neueste Symbol der Reichsherrlichkeit preisen? Wie Blüthe haben, es soll nicht zurückſtehen hinter anderen ein Grandseigneur, der Minister des Innern ein wird man sich anstrengen müssen, um für einen Tag oder Epochen. Drum frisch drauf zugejauchzt: Wir haben unser Mann, der den schäumend- reaktionären Jugendmuth, der zwei, alte, halbverblaßte Illusionen zu papiernem Dasein einziges Monumentalwerk, worin die bildnerische Kraft ihn einst auszeichnete, längst überwunden hat und über ihn neu zu erwecken? unserer Zeit zusammengedrängt ist, wir haben den gloriofen wie über eine längst verblaßte Erinnerung lächelt. Der In einem Romantapitel, voll von rednerischem Ueber Reichspalast, und am Mittwoch wird er eingeweiht Justizminister, ein Mann, jeder Kleinlichkeit fremd! Und schwang, in der Erzählung Notre Dame  , hat Victor Hugo   werden mit allen höfischen Ehren, und Kanzler und Generäle dennoch das heiße Bemühen, Stadthagen   und Schippel für nach seiner persönlichen Art die alte Kulturerscheinung und Minister und Beamte im Gala- Anzug und mit dunklen die kommende Reichstagssession unschädlich zu machen und geschildert, wie das Ringen und Kämpfen, wie Größe Unterkleidern werden der Feier, der auch die Volks- die blühenden Phrasen, die ertönen werden, und Macht einer bestimmten Periode fich ihren vertreter als stumme Zuschauer beiwohnen dürfen, neue Reichs- und Staatspalast eingeweiht wird, Baustil, ihre monumentale Architektonik formen. Soll das das besondere Merkmal geben. Ein höfisches Fest, das fahren durch derlei Thaten einen höchst lebensvollen kaiserliche Berlin   diese höchste Weihe nicht erhalten? Sollen, die Pulse des Volkes nicht um ein Atom höher schlagen Widerspruch. Die Minister und Reichsbeamten, die Höf­wenn die Menschenzungen schweigen, nicht die Steine von macht. linge im Galaanzug und mit dunklen Beinkleidern, die

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der hohen Pracht erzählen, die wir miterlebt haben? Schon Nein, für die Epoche des kaiserlichen Berlins   sind die Generäle in strahlenden Uniformen werden, wenn der melden sich allzeit bereite Wortführer, die im Reichstags- Villenreihen des Westens, die von Geld- und Börsen Schlußstein   gelegt wird, unter den üblichen Ham merschlägen bau einen nie dagewesenen monumentalen Stil entdecken. matadoren errichtet wurden, sind die traurig- trostlosen allerlei Weisheits  - und Sinnsprüchlein vortragen. Das Allen Kleinmüthigen, die durchaus nicht von der überragenden Miethskasernen, sind die jungen Kirchenbauten, die in macht sich gut und verpflichtet zu nichts. Was da im Gewalt des kaiserlichen Berlin   durchdrungen find, rufen sie uniformer Schablone überall aufgeschossen sind, die echten Innern vorgehen wird, dem stehen die Volksmassen fremd Ihr Kurzsichtigen! Vor euren Augen geschehen charakteristischen Zeichen. und kühl gegenüber. Keine Wärme, fein Funke elektrisirens Wunder und ihr könnt sie nicht wahrnehmen. Den Nach Wie soll denn das Volk, das Volk im weitesten Sinne, der Kraft geht von der steifen Feierlichkeit aus!