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Es ist also durchaus möglich, daß mtf ihrer Förderung eine Regelung erreicht wird, die für die Privatwirtschaft er- trüglich ist. Das wäre immerhin ein Gewinn, denn eine Schädigung der oberschlesischen Industrie kann schon im Jnter» esse der Arbeiter niemand wünschen. Bedenklicher ist, daß die ge- plante Aufreißung einesLochs im. Osten" auch dem unlauter- sten Gewinnstreben Vorschub leistet aber liegt es nicht im Wesen des Verfailler Vertrags, ganz Europa zu einem Dorado der Schieber zu machen? Am bedenklichsten aber an dem ganzen Handel ist die furchtbare Schädigung, die der Staat durch ihn erleidet. Der Verlust reicher Gebiete bedeutet einen schweren Ausfall an Steuern, die Oeffnung des.Lochs im Osten" vermindert feine Zolleinnahmen und verringert die Möglichkeit, über die Privatwirtschaft Kontrolle zu üben. Die Derpfllchtung, beut- sches Geld im abgetretenen Gebiet zirkulieren zu lassen, be- schleunigt noch weiter den Sturz unserer Mark. Die Entente kann aber ihre Gläubigeransprüche nicht direkt aus der deutschen Privatwirtschaft befriedigen, sondern nur aus der deutschen Reichskasie. Je schwächer der Arm ist, der sich von dem Strom der privatwirtschaftlichen Erträge nach der Reichskasse abzweigt, desto geringer wird die Fähigkeit des Reiches, seinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. Nun sagt der Art. 232 des Friedensvertrags nachdem Art. 231 den Umfang der finanziellen Verantwortlichkeit Deutsch­ lands festgestellt hat das folgende: Die alliierten und assoziierten Regierungen erkennen an. daß die Hilfsmittel Deutschlands unter� Berücksichtigung ihrer dauernden, sich aus den übrigen Bestimmungen des gegenwärtigen Vertrages ergebenden Der- Minderung nicht ausreichen, um die volle Wiedergut- machung aller dieser Verluste und Schäden zu gewährleisten. Nachdem die finanziellen Verpflichtungen Deutschlands ziffernmäßig festgelegt wurden, ist noch einmal durch die En- tente selbst eine offenbare Verminderung seiner Hilfsmittel bewirkt worden. Deutschland hat alle Ursache, vor der Welt festzustellen, daß zwar sein Erfüllungs wille unverändert fortbesteht, daß aber seine Erfüllungs f ä h i g k« i t durch die Entscheidung über Oberschlesien weiter vermindert worden ist. Aus diesen Betrachtungen ergibt sich, daß für eine deutsche Regierung jetzt weniger denn je Zell ist, die Hände in den Schoß zu legen. Eine lebhafte, geschickte Tätigkeit zur Wah- rung der deutschen Interessen ist notwendig und in vieler Be- Ziehung noch immer aussichtsreich. Nur politische Kinder können sich auf den Standpunkt stellen:.Letzt ist alles aus, die Regierung muh gehen, und was weiter wird, ist gleich!" Eine Regierungskrise ist in dieser Zeit für Deutschland eine L e- bensgefahr, und die Ersetzung der gegenwärtigen Regie- rung durch eine andere, die das Mißtrauen gegen Deutschland verschärst und neue Konflikte hervorruft, wäre ein natio- nales Unglück. Dummheit ist ein Luxus, den sich nur der Starke leisten kann, und selbst der nicht ewig, wie die Tragödie des kaiserlichen Deutschland beweist. Wir sind heute schwach und ganz verloren, wenn unser Volk nicht lernt, politisch zu denken und zu handeln?

Gegen Sie Mnisterftürzerei. In derFrankfurter Zeitung " von heute morgen macht -.er demokratische Reichstagsabgeordnete Erkelenz be- merkenswerte Ausführungen über die Stellung des Kabinetts Wirth im Zusammenhang mit der durch die Losreißung Ober- ichlesiens entstandenen Krise. Qr schreibt u. a.: Wegen der oberschlesischen ENlscheidung muß d?e deutsche Er- füllungspolitik andere Wege wandeln. Heute heißt Erfüllungs- Politik beschleunigter Abbau der Unmöglichkeiten des Londoner Ultimatums, und zu dieser Politik ist Wirth gerade ver- möge seiner bisherigen Politik bester imstande als irgendein anderer, und mit ihm sein Kabinett. Gerade er hat heute das moralisch» Recht, Aenderungen und Erleichterungen zu oerlangen, weil er versucht hat. das Möglich, aus freien Stücken herzugeben. Wen» mich meine Erinnerung nicht täuscht, ist da» Kabinett Wirth

Das Luxusauto. Vor einem exquisiten Iuwelengefchäft steht ein Luxusmiw. Es ist die köstlichste Limousine, die je mit 120 Pferdestärken durchs Land geflogen ist. Um den Wagen ist es schwarz von Leuten, die in sein Innerstes starren. Gobelinpolster, geschliffene Scheiben, ein Tischchen zum Niedertlappen, verschiedene Behältniste zum Herausziehen, der Boden mit dickem Perser belegt, die Wände mit Seidengobetin aus- geschlagen, Klubsessel und ein herrliches Maiglöckchenbukett in einem an der Wand befestigten Kristallkelch. Das Volksgemüt gerät in Wallung. Noch staunt es schweigend. Aber in seinem Innern arbeitet es. Die Augen mancher Leute sind ganz hoffnungslos trübe und verschleiert, und um ihren Mund seufzt bleiche Resignation:Da ist nischt zu machen, wir sind und bleiben arme Luders." Weiter geht ihr Sinnen nicht. Sie flogen nicht, warum, und nicht, od es so sew muß in alle Ewigkeit. Sie wissen nur, wir sind arm« Luders. Ein tiefe», große» Schweigen verschlingt jede weitere Regung/ Gleich einem Tropfen Essigsäure ist da» Suxusauko in die milch- fromme Denkart eines noch jungen Menschen gefallen. Nun ist in ihm alles in Zersetzung. Die Ahnung von den ungeheuerlichen Mög­lichkeiten des Menjchenschickfals wühlt ihn auf. Er fühlt, wer in diesem Wagen fahren kann, ist Herr des Leben». Wie kommt es, daß dem einen aller Triumph, dem andern nichts als Kümmerlichkeit beschieden ist? Menschenlvtterie. Der junge Mann blickt aus seine von der Arbeit roten und derben Hände und ballt sie zu Fäusten. Noch ist sein Los nicht entschieden. Vielleicht ist er Treffer. Ein ältliches Mädchen mit einer ziemlich deutlich ausgeprägten Vergangenheit dekommt einen hysterischen Anfall. In tausend Stück» müßte man so einen Wagen zerhauen, kreischt sie. Das Volk hun- gert, und dievollgesrestenen Wänste" fahren in solchen Auto« rum. Pfui Deibel! Keine Hand rührt sich. Einige murmeln zaghaft Beifall. Ein etwas ramponierter Herr mit dunklem Backendort, Brill» und Schlapphut ergreift da, Wort:Werte zu zerstören ist absolut zwecklos. Wir müffen uns vielmehr die Frage vorlegen, ob bei der heutigen Wirtschaftslage Gewinne, die zur Anschaffung«ine» solchen Wogens gehören, gerechtfertigt sind. Und da komme ich allerding» zu dem Ergebnis: Kein Wirtschaftszweig kann heute solch« Heber- schiisse erzielen, ohne daß sie produktiver Arbeit und Anwendung entzogen werden. Würde der Besitzer auf den kostbaren Wagen und den ganzen Lebenszuschnitt, der dazu gehört, Verzicht leisten, dann könnt» er den Produktionsprozeß, dem er solchen Unternehmergewinn oerdankt, verbilligen. Somit hat sich der Reiche dieses Auto auf Kosten der Allgemeinheit angeschafft." Nach diesem Exkurs bohrte sich der Redner einen Weg durch die MLDOe yflfr

das sechst« Ministeeittm flt 31 Monaten. Jeder Minister hak also eine Durchschnittslebensdauer von nur 5 Monaten. Wir stehen da weit unter den französischen Zuständen, über die man ein- mal bei uns gelacht hat. Daß die Rechtsradikalen diese Zu- stände wollen, soll ihnen hier nicht verübelt werden, wohl aber kann man bezweifeln, od die Republikaner ein Interesse daran haben, solche deutschnationalen Wünsche zu unterstützen. Die Wirthsche Politik ist durch die oberschlesische Entscheidung stark beeinträchtigt, aber sie ist nicht gescheitert und steht nicht ohne neue Ziele den zukünftigen Aufgaben gegenüber. Weder in seiner Person noch in denen der Kabinettsmitglieder liegt ein Grund, mit gewechselten Personen dieselbe Politik zu machen. Ein Ministerwechsel ohne schwerwiegende sachliche oder persönliche Rot- wendigkeit ist abzulehnen. Wir können es uns nicht er- l a u b c n, alle S Monate ein Dutzend Männer als oerbraucht in die Ecke zu stellen, und wir haben auch teinenAnlaß, einen Turnus «inzuführen, wonach jeder Minister S Monate i m Amt« und 5 Mo- nat» außer Amt ist. Namentlich den letzten Sätzen der hier zitterten Ausfüh- nmgen kann man vorbehaltlos zusttmmen. Wir haben tat­sächlich ein Höchstmaß an Ministerroechsel erlebt, wie es auch im rein parlamentarischen System nicht mehr überschritten werden darf, wenn nicht die Republik Schaden leiden soll. Man kann dem Abgeordneten Erkelenz auch insofern bei- pflichten, als es das Ziel eines jeden Kabinetts sein muß. nicht nur eine Abänderung des Londoner Ulttmatmns, son- dern des gesamten Vertragswerkes von Versailles zu erreichen. Es erscheint jedoch im gegenwärtigen Augenblick unzweck- mäßig, nach bestimmter Richtung hin Möglichkeiten der Er- füllung abzulehnen, die bei der bisherigen Polittk des Kabinetts stets in den Bereich der Erwägung gezogen wurden. Solange nicht klipp und klar ausgesprochen ist. welche wirt- fchaftlichen Zukunstsaussichten sich für Deutschland in Ober- schlesien eröffnen, kann umgrenzt werden, nicht i n w e 1 ch e m Umfang unsere Leistungsmöglichkeiten der Entente gegen» über herabgesetzt sind. Derrote" tzohenzollernprinz. PrinzFriedrich Leopold und das Preuß.Fiuanzmmisterium Prinz Friedrich Leopold ist wohl nach Wilhelm ll. die in der Oefsentlichkeit meist genannte Persönlichkeit der hohenzollernschen Familie. Meist sind«s weniger erbaulichere Dinge, die dazu führen, daß Friedrich Leopold die Oeffenilichkeit beschäftigt. Hinter ihnen oerschwindet sein Verzweiflungskamps, den er viele Jahre gegen den Chef seines Hauses, Wilhelm II , um feine persönliche Selb- ständigteit geführt hat. Friedrich Leopold war es ja auch, der am 9. November 1918 auf feinem Iagdschchloß Klem-Glienicle bei Pots- dam die rote Fahne hißte und sich einen Schutz des Arbeiter- und Soldatenrcrts von Nowawes ins Haus legte. Damals wurde auch sein Vermögen, wie da» der Hohenz ollern überhaupt, vorläufig beschlagnahmt. Aber schon 191S wurden für die im gefährdeten Gebiet im Osten liegenden Besitzungen, die als zweifelsfleies Privateigentum angesehen wurden, die Aufsichtsvor- schriften gelockert und zuletzt ganz onfgehoben. De? Prinz ist einer der reichsten Leute in Deutschland , dennoch sind seine Vermägens- Verhältnisse die denkbar unsolidesten. Das ist nicht etwa dadurch entstanden, daß der Prinz neuerdings hätte Verpflichtungen über- nehmen müsien, die ihn flüher nicht drückten. Das Gegenteil ist der Fall. Das Fideikommiß Flatow-Krojanke mit seinen 60 000 Mar- gen Wald ergibt kolosiale Holzgewinne, die Angestellten des Prinzen wurden beschämend niedrig bezahlt, Steuern hat der Prinz bis heute noch nicht geleistet. Friedrich Leopold geriet dadurch in besondere Schwierigkeiten, daß er 1919 nach der Schweiz flüchtete und sich dort ankaufte, obwohl er neben seinem Jagdschloß Klein-Glienicke auf seinem Fideikommiß Flatow-Krojanke am Barownosee einen Landsitz sein eigen nennt, der bei Kriegsausbruch gerade fertig ge- worden ist und schon damals Millionen kostete. Es kam bei dieser sinnlosen Verschwendung dahin, daß die Angestellten des Prinzen tn ein« Lohnbewegung traten, weil sie nicht mehr ein noch aus wußten. Dieser nach den Regeln der Gewerkschaftsstrategie geführt« Kampf führte zu, entscheidenden Re- sultaten. Die Angestellte» bekamen ihre Forderungen bewilligt, aber der Prinzen ootcr verkrachte sich mit seinem ältesten Sohn

und Erben. Prozesse mußten erst nusqesvchien werden, ehe der Prinz einsah, daß er mu seinen Angestellten nicht beliebig um- springen konnte. Nachdem die materiellen BerhälMisie des Prin- zen völlig durcheinandergeraten waren, griff das preußische Finanzministerium als Aufsichtsbehörde ein. Es ging dabei mit einer Gruppe von Geldleuten parallel, die aus dem Prinzen eine Aktiengesellschaft machen wollten. Der Prinz verstand es im letzten Moment, aus der Schlinge, die«r sich selbst um den Hals gelagt hotte, zu entschlüpfen. Ju der dann entstehenden Presiekampagne wurde dos Finanzministerium von allen Seiten heftig angegriffen. Die Geldgeber des Prinzen vermochten ihre Kredite doch noch zu sichern. Es kam zu einer Sanierungsaktton. Der Prinz, der sich damals in Lugano aufhielt, geriet in Not und war gezwungen, gegen Verpfändung seines dorti- gen Besitzes und Mobiliars Kredtt zu hohen Zinsen auf- zunehmen. Als die Zinsen immer mehr anwuchsen, die Gläubiger mit einem Zwangsoerkouf der verpfändeten Sachen drohten und der Prinz ebenso wie feine Gattin die notwendigen Existenzmittel nicht mehr aufbringen konnten, wandte sich die Schweizer Regierung in Befürchtung eines öffentlichen Skandals cm das hiesige Auswärtig« Amt, das seinerseits beim Preußischen Finanzministerium wegen unverzüglicher Abhilfe vorstellig wurde. Gleichzeittg wurden seitens des Prinzen dem Finanzminister, da dieser noch Ansicht des Prinzen die ganze Siwatton verschuldet hätte. Regreßansprüche angekündigt. falls es zur Versteigerung seines sehr wertvollen, zum Teil rmersetz- baren Eigentums in Lugano kommen sollte. Der Ftnanzminisier sah schließlich kein anderes Mittel zur Deseittgung der heiklen Si­tuation. als zunächst aus Staats Mitteln dk ausgelaufenen Schulden des Prinzen zu ttlgen. Er entsandte seinen Vertreter nach Lugono, der dort die Schweizer Gläubiger zusammenberlef und ihnen namens der Preußischen Regierung Befriedigung ihrer Forderungen bei einem Nachloh von 10 Proz. anbot. Der Prinz lehnte zunächst die Intervention des Finanzministeriums ab. Da der Minister aber auf seiner Entschließung bestand, kam schließlich«in Bertrag zustande, wonach der Finanzminister die Schweizer Schulden des Prinzen, die inzwischen auf etwa 20 Millionen Franken gestiegen waren, ab- löste, während er zur Sicherheit dafür von den Schweizer Gläubi- gern di« in ihren Händen befindlichen Psandstücke und Hypotheken als Pfand erhielt. Die Pfänder wurden dem deutschen Gesandten in Bern zur Verwahrung übergeben. Bald nach Abschluß des Vertrages kam es zu neuen Differenzen. Der Finanzminstter, der im preußischen Landtage wegen des Ver- trag» heftig angegriffen war, verlangte von dem Prinzen Nachtrag- lich als weitere Sicherheit Hypotheken auf seinen deutschen Besitzun- gen und machte hiervon die Zahlung von Unterhaltsgeldern an den Prinzen abhängig. Nachdem der Prinz dieses Verlangen zurückgewiesen hotte, erklärte der Finanzminister den Prinzen für oertragsbrüchig und drohte ihm den sofortigen Verkauf der verpfändeten Gegenstände an. Gegen diese Drohung rief der Prinz den Schutz des Gerichts an. In der gerichtlichen Verhandlung gab der Vertreter des Finanz- Ministeriums die Erklärung ab, daß der Dezernent des Ministeriums sich in einem Rechtsirrtum befunden habe; der Minister nehme die Behauptung der Vertragsverletzung und die Der- taufsandrohung zurück. Der Finanzminister vertrat den Stand- punkt, daß diese zu gerichtlichem Protokoll abgegebene Erklärung dem Prinzen als Sicherheit genügen müsse, und protestterte gegen eine Verurteilung, während der Prinz auf einer Verurteilung be- stand, da nach seinen bisherigen Erfahrungen die abge- geben« Erklärung ihm nicht den erforderlichen Schutz gewähren könne. Das Gericht schloß sich dem Standpunkt des Klägers an und verurteilte den Finanzminister, anzuerkennen, daß der Vertrag seitens de» Prinzen nicht oerletzt fei und er kein Recht habe, den angedrohten Verkauf der Pfandstücke vorzunehmen. Ebenso wurden sämtliche Kosten dem Finanzminister auferlegt. Auf diese Art erreichte Prinz Friedrich Leopold , daß ihm der preußische Staat ohne vermehrte Sicherheit erhebliche Geldmittel weiter belasten muß. Richttg stt. daß da» Finanzministerium seinen Kampf gegen den Prinzen nicht immer ganz geschickt geführt hat. Dennoch bleibt es doch außergewöhnlich, daß ein Minister seinen eigenen Dezernenten vor Gericht öffentlich desavouiert, alles zurück- nimmt, und trotzdem verurteilt wird, weil der Gegner der Meinung ist, daß Erklärungen des preußischen Finanzministeriums ihm nicht zuverlässig genug erscheinen. Es darf doch nicht vergesten werden,

Ein Gemurmel blieb zurück, da, unzufrieden Nanz. Das hysterische Mädchen keifte teil» gegen das Auto, teil» gegen den Schlapphut. Einige dachten darüber nach, ob der Riesengewinn des Autobesitzers au» ihren teuer bezahlten Schnhen, dem Kleiderstoff oder dem Bisten Brot herrühr«. Da öffnete sich die Tür des JuwelengefchSstes: der Inhaber mochte ein tiefes Kompliment hinter einer jungen sehr schönen Dame und einem vornehmen Herrn. Die Leute bildeten vor dem Paar eine stumme Gaste. Dem hysterischen Mädchen mit den hektischen Schminkewangen klappt mit hörbarem Geräusch der Mund auf. Der junge Mann prägt sich die Haltung des nicht viel älteren Herrn tief ein. Ein anderer schnalzt mit der Zunge. Di« mit dem hoffnungs- losen, trüben Blick denken: Wir sind arme Luders in Ewigkeit, Amen. Der Chauffeur kurbell an. Jetzt drängt sich wieder qlles an den Wogen und starrt mit einem letzten Blick auf das Paar in seiner Herrlichkeit. Das emerierte Mödchen bemerkt breit und mit Genug- ttnrng:Aber verheiratet fin f« doch nich!" Dann gleitet da» Auto lauttos fort. H.R.

Ein Umschwung in der Sowjet-SunsN Die Tage de» Futuris- mus, Kubismus und all der Ismen, die in der bildenden Kunst de« revolutionären Rußland » Hauptpflegestötte fanden, sind gezählt, wenn man den Nachrichten eines in derKonstchronik" veröffent- lichten Briese» au» Moskau glauben will.Dieses Dvrodo des Futurismus und der absoluten Malerei," heißt es hier,scheint sich seinem Ende zuzuneigen. Di« Arbeiter haben das Gefühl, daß man sie zum besten, hält, wenn man ihnen unverständlich« Malereien als großartige Offenbarungen vorführt und ihnen weismachen will, diese Kunst sei eigens für sie erfunden. Sie sei die wahre Kunst der Revolution. Der neuen Kunst fehlt jeder Boden im Volke. So macht sich innerhalb der Regierung auch bereits eine Reaktton fühl- dar. Die alte realifttfche Richtung wird wieder ausgegraben." Mit dieser Nachricht, die zunächst mit Vorsicht aufzunehmen ist. obwohl ähnliche Stimmen schon des öfteren zu uns gekommen sind, steht eine andere im Zusammenhang. Danach soll Kandinsky , der extremste Vertreter der neuen Kunst, die Abficht haben, nach Erste» Festkonzert des Blldungscwsjchustes. Wer je als Künstler oder Berichterstatter den kleinen Konzerten sozialdemokratischer Wahl- vereine beiwohnen konnte, der trug immer die Erkenntnis mit sich fort, hier ist ein energisches, gemeinsames Streben, Höheres in sich aufzunehmen, Festesfreude in den Alltag zu retten. Nicht leichter Snobismus, Nijjpen an allen Bechern, sondern da» volle Leeren in tiefen vollen Zügen. Einer solchen Gemeinde fünf Festkonzerte zu bieten mit dem Philharmonischen Orchester und auserlesenen Diri- genten und Solisten war von vornherein ein guter, glücklicher Ge- danke. Während draußen noch die große Welle der Wahl flutete, saß drinnen Sonntag nachmittag in der Philharmonie Kopf an Kopf eine andächttge Zuhörerschaft, um Bach und Beethoven zu hören. Das 7. Brondenburgische Konzert von Bach mußte ich mir versagen, da» L-ffltoll-Klmjiertoazert« die Fünfte von Beethoven dagegen

befestigte in mir den vorzüglichen Eindruck, den Cduard M ö r i k e vom Deutschen Opernhaus als Beethoven-Interpret auch sonst schon hinterlassen hat. Er hat alle Qualitäten dazu, ein heißes, impulsives Temperament, um die großen Gegensätze dieses revoluttonärsten aller Tondichter aufeinanderprallen zu lassen, die»lasttsche Souveränität in der Verteilung dieser großen Blöcke und die notwendige Pietät vor dem überirdischen Melo» dieses Großen. So war die Fünfte ein tiefes Erlebnis, die Begleitung des Klavierkonzertes«in erlesener Genuß. James S i m o n, der Klavierfottst, fft allerdirtgs lange nicht dieser Plastiker, was besonders im elften Satz zutage trat. Das Schlußrondo sprühte auch nicht die letzten Funken au». Aber der langsam« Satz war sehr zart empfunden und das Ganze das Pro- bukt eines guten, ernsten Musikers, der nicht blenden will. Die Phil- harmonlker folgten ihrem trefflichen Dirigenten bis in die enttegenstcn Phasen dieser herrlichen Beethovenschen Gotteswelt. H. M. wie lange kann der Mensch den Atem anhalten? Roch einer tiefen Einatmung ist ein gesunder Erwachsener imstande, seinen Atem etwa-tv 50 Sekunden lang anzuhalten. Diese Zeit ist länger, wenn die Versuchsperson ruhig liegt und ebenso, wenn sie vor Beginn des Bersuchs mehrmal» tief Atem geholt Hot: st« Ist kürzer. wenn kurz zuvor Muskelarbeit verrichtet wurde. Abgesehen von diesen besonderen Fällen ist die Möglichkeit, den Atem für die ge- nannte Dauer anzuhalten, etwas für eine gesunde Lunge kenn- zeichnendes, so daß man von einer normalen Dauer der fleiwilligen, künstlichen Atemruhe spricht. Zwei französische Aerzt«, L. Linat nnd Bourgeois, hoben dieser Erscheinung besondere Untersuchung gewidmet und festgestellt, daß. wenn Störungen in der Atmung vorhanden find, mögen sie nun von der Lunge oder vom Herzen veranlaßt sein, die Zeitdauer des Atemanhaltens beschränkt ist, und zwar im dcrekten Berhältnis zur Schwere der Störung. Patienten mit chronischer Bronchitis oder mit Lungenemphysem kommen beim Atemanholten meist nicht über 20 Sekunden hinaus; bei tuberkulösen Patienten ist die künstliche Atemruhe oft nur noch bis zu 14 Sekunden möglich. Auch Herz- fehler können eine Verkürzung dieser Zeit bi» auf 10 Sekunden herbeiführen. Mit dem Rauminhalt der Lungen hat die Zeit- dauer der fleiwilligen Atemruhe keine Beziehung und Perlonen. die imstande sind, sehr große Mengen Luft einzuatmen, können trotzdem unfähig sein,'sie lange bei sich zu behalten.

DaS Konzerthan» Friedrichshain , da« seit S Jahren»14 ilaicarctt benutzt wurde, ist vollständi» renoviert und seinem eigentliche» Zweck zu- riickgcgeben. E» wird nm Freitag durch einen Wagner-Abend deS Philharmonischen Orchester» unter Eduard Möriic eröffnet. I« der Zlrbeiter-Kuust-AuSstelliing. Petersburger Straße 8?, spricht Donnerstag?>/, Uhr Max Weber überProletariat nnd Baukunst". Der Meinekcsche Männer-Cbor veranstaltet am Sonntag S Uhr in der Stadtballe, Klo'lersttaße, ein Konzert. Gorkis Enropamse. Kork , ist in Helfingsor» lFiniilaiiM eilt- getroffen Er beabsichtigt, mehrere Wochen hier zu verwesten und dann nach Europa «esterzusabren, um der Kulturarbeit in Rußland zu dienen. Zunächst will er Druckmöglichkett« sttr«issenschasttiche russische arbeitet ericklteiett. s