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,3euge an, daß nach den Veröffenkkichungen in der Presse mit dem Tuchsyndikat Verhandlungen geführt worden seien. Der Zeuge be- streitet dann erneut, daß er wegen des Tuchgeschäftes aus dem Amte entfernt worden sei, er sei vielmehr freiwillig nach Kündigung ausgeschieden. Vors.: Haben Sie in irgendeiner Form Schmier. gel der oder Vergütungen erhalten? Sie wissen wohl, daß der Verdacht ausgesprochen worden ist, daß Beamte der Beschaf» fungsstelle irgendwelche Vorteile gehabt haben. Zeuge Bruer: lMit großer Entschiedenheit): Ich habe nichts erhalten, ich habe auch keine Anhaltspunkte dafür, daß andere Beamte Vorteile gehabt haben. Vors.: Können Sie das unter Eid nehmen? Zeuge: Gewiß. Herr Vorsitzender, habe ich Sie recht verstanden, daß Sie nur Verdachtsmomente aussprechen oder stützen Sie sich auf Tatsachen? Vors.(scharf unterbrechend): Wollen Sie meine Pro- zeßführung kritisieren? Hch stelle die Fragen, wie sie mir nötig er- scheinen und verbitte mir jedes Dreinreden. Polizeimajor Gerhardt, Lester der juristischen Ab- teilung der Sicherheitswehr wurde als ehemaliger Rechtsanwalt von Major Bruer vor Abschluß der Verträge mehrfach um Rat gefragt, worüber er jetzt Auskunst gibt. Er bekundet weiter, daß der An- geklagte T r o b e ck sehr erregt war, als der K u r s d e r M a r k sich plötzlich änderte und um eine Aenderung des vertrage» bat, um von dem großen Risiko befreit zu werden. Rechtsanwalt Dr. Alsberg: War nicht Trobeck bemüht, bei den Verhandlungen das Risiko des Ministeriums zu vermindern und den Vertrag fo zu schließen, daß das Ministerium keinesfalls Schaden erleide? Zeuge bestätigt dies. Geheimrat Pieschek vom Reichsbekleidungsamt gibt Aus- kunft über ein dem Reichsschatzamt gemachtes Angebot eng- lischer Tuche, das er schon aus volkswirtschaftlichen Gründen a b g«- lehnt Hab«. Aus einem Anruf von Major Bruer folgert Zeuge. daß dieser von dem Angebot gewußt habe. Ein Direktor von ihm hatte den Eindruck, daß geschmiert werden sollte. Zeuge Bruer: Mir war mitgeteilt, daß dort die Tuche angeboten waren, daher suchte ich herauszubekommen, welcher Preis dort gemacht wurde. Zeuge Pieschek: Als ich anfragte, welchen Preis die Sipo bei dem ersten Tuchankauf gezahlt habe, verweigerte Major Bruer die Auskunft. Zeuge Bruer: Bei dem Verhältnis zu der Reichsbekleidungsstelle hatte ich dazu kein« Veranlassung. Vor- sitzender: Es scheinen also Reibereien zwischen der Sicher- beitswehr und der Reichsbekleidungsstelle bestanden zu haben? Zeuge Pieschek: Davon ist mir nichts bekannt. Wenn die Be- schaffungsstelle von den richtigen Instanzen Gebrauch gemacht hätte, so wäre es den Interessen de« Staates dienlicher gewesen. Zu uns kamen Schieber, die sagten, daß sie für die Sicherheitswehr Be- kleidungsstücke kaufen wollten und unverblümt Provision ver- langten. Auf Befragen gibt Zeuge zwar zu, daß die deutschen Tuch- sabriken das Militärtuch damals nicht liefern konnten, daß aber die R e i ch s st e l l e, wenn die Dringlichkeit nachgewiesen wäre, die dringendsten Bedürfnisse der Sicherheitswehr hätte decken können. Die Tuchbeschaffung aus England hätte unterbleiben können. Mit den Mänteln hätte man noch einige Monate warten können. Zeuge Bruer: Man muß die damasigen Verhältnisse berücksichtigen; wir hatten nichts und mußten sehen, wo wir es herbekamen. Schieber habe ich nicht benutzt. Darauf wird Major Bruer vereidet. Zur Naturgeschichte Dr. tzeims. Dr. Heim bat bekanntlich unlängst die Hetzkampagne gegen den Reichskanzler eröffnet und sie nebenbei durch einen markierten Angriff gegen Hergt verschleiert. Nun gräbt dieser Tage das bekannte Organ des badischen Nationalliberalismus, das„Heidelberger Tagblatt", eine be- achtliche Geschichte aus. Es wendet sich dagegen, daß gerade ein Mann wie Heim Hergt vorwerfe, daß er aus partei- egoistischen Gründen nationale Interessen verletzt habe und schreibt: „Eigenartig, daß gerode Dr. Heim den Mut hat, solche Bor- würfe zu erheben. Es ist vielleicht zettgemäß, daran zu erinnern, welche Stellungnahme er selbst in der schwersten Stunde unseres Vaterlandes«ingenommen hat. In einem mit seinem Nomen ge- zeichneten Artikel, der am 1. Dezember 1918 im„Bayrischen Kurier" erschien, forderte Dr. Heim vom bayerischen Standpunkt au» den engsten Zusammenschluß von Bayern , Vorarlberg , Tirol, Steier- mark, Oberösterreich . Dieser Zusammenschluß sei seiner Ansicht nach der einzige Weg, der einen Ausgleich für unausbleibliche wirtschaftliche Schäden für Bayern bringe. Er meinte, wenn dieser Zusammenschluß nicht zustande komme, so sei dies ein Versäumnis, da» in Jahr- taufenden nicht mehr gut gemacht werden könne. Er schrieb dann wörtlich:„Wenn feststeht, daß die Alliierten niemals zugeben werden, daß das alle Deutschland durch Oesterreich vergrößert wird, dornt hat Bayern nur die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten. Entweder es bleibt im Gefüge des allen Reichs. Dann muß es auf diese glänzend« Perspekttoe verzichten, oder Bayern vollzieht und ersttebt diesen Anschluß. Metner An- sicht nach kann nur das letztere in Betracht kom» m e n. Das neue Wirtschaftsgebiet hat keinen Anschluß zum Meere, kein genügendes Erz- und Kohlenvorkommen. Hierfür gäbe es aber eine Lösung, kurz bezeichnet mit dem er- «eiterten deutschen alten Rheinbund, Hannover . Westdeutschland bi» zur Elbe und Süddeutschland m i t O e st e r r e i ch. Hierfür sprechen ober noch andere Gründe.. Als diese anderen Gründe bezeichnet Dr. Heim die Notwendigkeit, sich gegen den„Eiterherd des Bolschewismus" abzuschließen. Bayern müsse sich schon au« diesem Grunde mit der„Hoffnung einer Wiederoereinigung" unbe- dingt abtrennen. Bei einer derartigen Reuzruppierung in Deutschland werde die Entente keine Schwierigkeiten machen." Der Artikel schließt damit:„Es sst die Rettung die Zukunft Bayerns, die einzig« Möglichkeit für einen Wiederaufbau des Wirtschaftsleben» in Bayern , die einzige Rettung vor einer Verarmung Bayerns ." Wenn heute dieser Artikel aus der Vergangenheit hervor- gezogen wird, so erscheint manches von dem, was Dr. Heim in der späteren Zeit unternommen hat, erklärlich. Es sei nur erinnert an seine Reisen nach Ungarn , an seine Agitation in den Donaustaaten für die Grüne Internationale, an seine Ver- bindung mit dem Grafen Bothmer, an jene mysteriöse Unter- redung mit französischen Offizieren in Mainz usw. Wir wollen gar nicht von der unglaublichen Kurzsichtig- keit und politischen Torheit jener Donaustaatpläne reden. Aber es ist nur in Deutschland möglich, daß ein Mann, der sich nicht gescheut hat, in der schwersten Stunde des deutschen Vaterlandes seinen politischen Einfluß offen für die Zertrümmerung des Reiches«inzusetzen, heute noch eine politische Rolle spielen darf, und es heute noch wagen darf, anderen unberechtigt vorzuwerfen, daß sie nicht genug vaterländisches Verantwortungsgefühl hätten.
Die englische Mannekonkrollkommission ist um«ine ganze An- zahl Offiziere und Beamten verringert worden. Mehrere Abteilun- aen und Untcrkommisflonen wurden aufgelöst. Di« abberufenen Offiziere und Beamten sind bereits nach England zurückgekehrt. Ministerristto in Portugal . Bei einem vom Lissaboner Bürger- meister den Regierungsmitglicdern gegebenen Festessen soll eine Bombe geworfen und mehrere Minister oerletzt worden sein. Meh- rere Revolutionäre, die sich in ein benachbarte« Cafe flüchteten, sei« verhastet,
Das weinhaus il Nächtlicher Spuk in In der Leipziger Straße , gegenüber dem Reichspostministerium, zwischen ll> und 11 Uhr abends. Ein Auto fährt dort vor. Das ist an sich nichts Außergewöhnliches. Sonst löst dort ein Auto das andere ab; aber die glänzende Reihe fand trotzdem wohl kaum Be- ochtung. Jetzt fuhr nur eines vor und die Menschen blieben stehen, um zu schauen: das Auto war Mittelpunkt ihres Interesses, denn es wurde von Schupoleuten begleitet. Die Schupo bahnt mehr oder minder energisch einen Weg zwischen diesem Auffehen erregenden Auto und dem Hausflur, vor dem es hält. Die allgemeine Span- nung wächst. Was mochte hier vorgehen? War ein Mord passiert, wurden Schwerverbrecher abgeführt oder was sonst? Plötzlich husch- ten einige Männer durch den freigehaltenen Gang. Den Kragen hochgeschlagen, den Hut tief ins Gesicht gedrückt, und ihre Blicke schienen den Boden zu fressen. Schreie gellen durch die Luft: ,Lum- pen, Schufte, Gesindel.. Ein Ruck, das Auto fliegt mit ihnen davon. Die Erregung der Menge legt sich nicht so leicht, und trotz. dem die Schupo unablässig zum Weitergehen auffordert, ballen sich aufgeregte Menschen immer und immer wieder zusammen und be- sprechen das Erlebnis Eine Unterredung auf der Straße. „Was haben sie verbrochen?" „Streikbrecher sind es, die den kämpfenden Gastwirisangestellten tn den Rücken gefallen sind." „Warum streiten die Gastwirtsgehilfen?" »Weil es einfach unerträglich ist, auf Almosen, die das Publikum den Kellnern spendet, angewiesen zu sein. Ein festes Einkommen, das bei allen anderen Schaffenden selbstverständlich ist, wollen sich die Gastwirtsangestellten erkämpfen. Ein Teil der Gastwirte weigert sich, diese» feste Gehalt zu zahlen und erklärt, daß bei dem althsr- gebrachten Trinkgeldsystem ein Kellner mehr als 100 000 M. im Jahre verdienen könne. Die Gastwirte verlangen also, daß um diese Summe da» Publikum durch einen einzigen Kellner geprellt werde. Gegen diese Uebervorteilung de« Publikum» führen die Gastwirts- angestellten einen erbitterten Kampf. Diele alte Gäste haben erklärt, daß sie die Lokale nicht eher betreten werden, bis diese Forderungen der Angestelltenschaft, die durchaus im Interesse des Publikums liegen, bewilligt sind. In den Lokalen der Fricdrichstadt verkehren jetzt fast ausschließlich Provinzler, denen der satte Magen über alles geht. Die Unternehmer versuchen Streikbrecher von auswärts zu erhalten, trotzdem laut Demobilmachungskommissar in keinem anderen Gewerbe irgend jemand beschäftigt werden darf, der nicht am 1. August 1014 in Berlin sein Vrot gefunden hatte. In dem Lokal, vor dem da» Auto gehalten hatte, sind acht Stteikbrecher beschäftigt und zum Schutze dieser acht war ein Lastauto mit 80 Mann der Schupo erschienen. Wie lächerlich das wirkte. Auf jeden Streik- brecher kamen 10 Schupoleute. Im Lokal ist eine Wachstube ein- gerichtet. Man wird sagen, dieses Lokal liege in der Bannmeile und man müsse dort Demonstrationen verhüten. Die Gastwirtsangcstell- ten ssnd nicht töricht genug, hier Demonstrationen zu veranstalten. Sie gehen einfach spazieren jeder so, wie es ihm gefällt, dagegen ist nichts einzuwenden. Wohl aber wirkt es herausfordernd, wenn gegen diese friedlichen Spaziergänger die Schupobeamten von einem schneidigen Leutnant mit Karabinern und aufgepflanztem Seiten- gewehr vorgeschickt werden." „Einige Blätter haben von den Ausschreitungen der Streikenden berichtet, wie verhält es sich damit?" „Das find Schwindelnachrichten und die Blätter erweisen dem Pubütum einen schlecht«' Dienst, wenn sie solch« Unwahrheiten ver- breiten. Mr Hecken nicht nötig, die Streikbrecher nickerzuschlagen.
Wahlversprechvogen. Jetzt haltet sie beim Dort. Di« hohen Preis« für Gas und elektrisches Licht in Groß-Derlin waren bei den bürgerlichen Parteien«in beliebte« Mittel, um urteilslose Wähler herüberzuziehen und neue Anhänger zu ködern. In bürgerlichen Flugblättern fand man immer wieder aufgewärmt, daß in anderen deutschen Großstädten die Preise für Ga» und«lekttischen Strom viel geringer seien. Wohlweislich wurde aber verschwiegen, daß Berlin unter allen deutschen Großstädten zurzeit die teuerste Lebenshaltung aufweist, weil Bürgerliche und Agrarier mit ihrem Schieberanhang darin wetteifern, die Weltstadi an der Spree bis zum Weißbluten zu schröpfen, was folgerichtig ausschlaggebend ist für die Gestaltung der Lohntarife und demnach auch für die Verbraucherpreise in Gas und Elektrizität. Es hätte nur noch gefehlt, daß man die Sozialdemokratie auch verantwortlich machte für tn« fortgesetzt steigenden Koblenpreise, also für die noch nicht geringer gewordene Gewinnsucht der Kohlenmagnaten. Run haben die Bürgerlichen im Stadtparlament die Mehrheit. Jetzt sollen die bekannten größten Kälber ihre Metzger bei den Ohren nehmen und ihnen zurufen: Haltet Wort... baut schleunigst die hohen Preise für Gas und Elet- trizität ob I Es wird all den Schrethässsn, die heute noch in eitel Wonne über den Wahlsieg schwimmen, nicht möglich werden, ihre Wahllügen in Wahrheiten umzudlchten. Mag auch manche städtische Karre, die während des Krieges und durch den Krieg in den Dreck gefahren worden ist, durch zähe Arbeit, wie sie gerade die Sozialdemokratie nach der Revolution geleistet hat, wieder in«in bessere» Gleis gebracht werden können, so Ist doch gerade die Der- sorgung mit Ga» und Elektrizität ein Schmerzenskind geworden, well hier, und zwar nur infolge des Krieges, Verhältnisse mitwirken, die weit über die Macht des Äerliner Gemeinwesens hinausreichen. Ohne Kohlen kein Ga» und kein« Elektrizität! Ohne billige Kohle kein« billige Lichtversorgung! Trügt nicht alles, so wird die kürz- liche Preiserhöhung für Gas und Elektrizität, unter der bei dem Das die werktätigen Massen am meisten leiden müssen, nicht die letzt« sein. Vor dieser Notwendigkeit, wenn sie unabwendbar ist, steht dann dir bürgerlich« Mehrheit. _ Christus w der Hasenheide. In d«„Neuen Welt" war der groß« Saal vollkommen überfüllt, jede Sitzgelegenheit war beschlagnahmt und jeder sich ergebende Stehplatz ausgenutzt. Die Ordner waren höchst elegant(schwarzer Anzug, weiße Blume im Knopfloch). und feierlich. Man muß e» den S c i e n t i st e n lassen, sie verstehen sich auf Reklame und Aufmachung. Wußte doch jede Anschlagsäule, in marktschreierischer Weise, genau wie ein Zirkus sein« Atttakttonen ankündigt, von diesem Vorttag zu sagen. Zu- dem war die Bühne mit Blumen bestellt und alles weise auf den Star vorbereitet. Es sprach ein Mann aus S y r a c u s e, N.?). Während man sich einerseits womöglich am tollsten Nationalisten- rummÄ gütlich tut, sucht man andererseits alles Hell von den Aus- ländern. Ob man auch wohl bereit ist, Männer mit neuen Ideen, Männer, die Reuland beschreiten wollen, in Deutschland anzu- erkennen? Nun, es war nur ein Vortrag über die Ehristian Science(Christliche Wissensckast). Eharie- I. O h r e n st e! n, der über gute Armmusteln verfügt, denn über eine stunde las er, mit gestreckten Armen das Manuskript haltend, ohne Hebung und Senkung t« Stimm» o. o. folgend«» wörtlich vor: Was Jesu» zu
i öer Hannmeile. »er Leipziger Straße . Wenn es uns nicht gelingt, sie zu bekehren, fallen sie der Verachtung anheim und das ist die stärkste Waffe, über die wir verfügen. „Warum weigern sich die Unternehmer, ihre Forderung zu er- füllen?" „Einfach darum, well sie beim Trinkgeldsystem dem Kellner keine Entschädigung zu zahlen brauchen und well ihnen die eigenen Inter - essen über die des Publikums gehen." SjMpoleute forderten energisch zum Weitergehen auf und pattoiWerten unablässig zum Schutze der„öffentlichen Ordnung". steine Sarabinerpolizei. Wie wir hören, ist auch die von uns gestern gegeben« Mit- teilung einer Berliner Korrespondenz, daß die Schupo innerhalb der Bannmeile mit Karabinern ausgerüstet worden sei, nicht richtig. Es hat sich nur um ein S p e z i a l t o m m a n d o gehandelt, das zur Sicherung der Bannmeile eingrisi. Wir verstehen die Pflicht und das Recht der Schupo, die Bann- melle zu schützen, durchaus. Wir wissen aber auch, daß im Umfang der gestrigen Vorkommnisse die Bannmeile verschiedentlich oerletzt worden ist, ohne daß die Schupo mit Karabinern, gefälltem Bajonett und entsichertem Revolver dagegen vorging. Es ist doch nicht zu verhehlen, daß den Gostwirtsgehilfen gegenüber ein ungewohnt unhöflicher Ton angewandt wird. Mag das zum Teil auch durch einzelne überhitzige Elemente unter den Streikenden selbst mit erzeugt sein. Sie verdienen, von ihrer Organisation gründlich zur Ordnung gerufen zu werden. Es darf aber doch nicht vergessen werden, daß es weder der arbeitenden Bevölkerung Berlins begrüßenswert erscheint, jeden Bannmeilenauslauf mit entsichertem Revolver bekämpft zu sehen, noch ist's der Mehrzahl der Schupo-Leute sympathisch, gegenüber den Zivilisten immer als die totschlagsberechtigte, leben«- gefährliche Polizei zu gelten. Man weiß doch bei ihnen auch, daß es harmlosere Mittel als S-Millimeter-Blei zur Zerstreuung unerlaubter Ansammlungen gibt. ßn Sie Emwohoerschafi öerlins richtet sich ein von neun Arbeitnehmerorganisationen unterzeichneter Ausruf, der heute an den Plakatsäulen Berlins angeschlagen ist. „Der Kamps im Gastwirtsgewerb« ist kein Lohntampf. Er ist«in« brutale Machtprob«, die von den Unternehmern pro- voziert wurde. Die Unternehmer lehnten den Schiedsspruch des Schlichtungsausschusses ab. Di« Unternehmer lehnten die Vermitt- lung des Reichsarbeitsministeriums ob. Die Unternehmer haben dem Polizeipräsidenten auf seinen Vcrmittlungsvorschlag gar keine Antwort. Warum? Weil, wie sie selbst sagen, sie wicker Herren im Hause sein wollen, weil sie die künftigen Lohn- und Arbeits- bckingungen diktieren wollen. Well sie mit Hilfe eines oerschlech- terten Manteltariss wieder nehmen wollen, was das Leben ihrer Angestellten in den letzten Iahren erleichtert hat, weil sie ein unstn-' niges Lohnsystem, die Verewigung des Trinkgeldes einführen wollen. Die Unternehmer behaupten, daß da» Bedienungsgeld dem Kellner Jahresgeld von 100000 bis 180000 M. oerschaffe. Solche Summen soll ein Kellner seinen Gästen in einem Jahre aus der Tasche ziehen. Diesen Unfug machen wir unter keinen Umständen mit. Euch vom Bedienungspersonal will man ködern, um die andern um so leichter beherrschen zu können. Ist das erreicht, kommt auch ihr daran, dann macht man aus 10 Proz. Bedienungsgeld 6 Proz. oder gar 4 Proz., wie das Beispiel des Harzes und Schlesiens heute zeigt. Hunderte von Wirten haben unser« Forderung bewilligt. Hunderte von Wirten würden sie bewilligen, wenn sie nicht den Ter- ror Ihrer Kollegen fürchteten und nicht Angst vor der Zahlung der Konventionalstrafe hätten. Hunderte von Wirten werden sie be- willigen, denn diese Konventtonalstraf« kann niemals eingettagt werden. Die nn Gastwirtsgewerbe Tatigen lassen sich nicht verge- wattigen. Ihre ganze Zukunft, ihre Lohn- uick Arbeitsbedingungen stehe» auf dem Spiele. Deshalb halten st« aus und erwarten, daß auch die rechtlich denkende Bürgerschaft sie unterstützt."
vollbringen kam, was er lehrt«, tat und lebte, kann sehr wohl als seine Mission getten, als da» Ideal der Propheten, da« ideal« Judentum und ganz gewiß als das absolute Christentum. Um Gott zu bezeichnen, werden in de? Ursprache der Bibel hauptsächlich zwei Ausdrücke und deren Barianten gebraucht. Der eine bedeutet: „Kraft" oder„Macht", und der andere der„Seiende" oder einfach „das eine und einzige Dasein". Mrs Mary Baker Eddy . die Eni- deckerin und Gründerin der christlichen Wissenschaft, formulierte „Gott ist unkörpcrliches, göttliches, allerhabenes, unendliches Ge- müt, Geist, Seele, Prinzip, Leben, Wahrheit und Liebe". Verstehe da« wer will. Unser Berichterstatter, der sich zunächst redliche Mühe gegeben hatte, war bald unter der einschläfernden Wirkung der monotonen Ausführungen der Nachfolger Christi selig eingeschlummert und mit ihm der größte Teil des Auditoriums.
Durch eine Gasexplosion wurden drei Bäckergesellen in einer Konditorei in Eharlottenburg, Leonhardstr. S, verletzt. Sie bekamen auf der Rettungsstelle 33 Verbände und konnten dann nach Hause entlassen werden. Aas der Hochbahn überfahren und getölcl wurde in der ver- gangenen Nacht der 17 Jahr« alle Joachim Mann aus Ebers- walde. Der junge Mann wurde auf dem Bahnhof Nordring auf dem Gleist schwerverletzt aufgefunden und nach dem Lazarus- Krankenhause gebracht. Al» man dort mit ihm ankam, war er schon tot. Ob er verunglückt ist oder sich in selbstmörderischer Absicht vor den Zug geworfen hat, konnte noch nicht festgestellt werden. Schreibmaschinen im werte von 300 000 Mark erbeuteten Ein- brecher in der vergangenen Nacht in der Fortbildungsschule in der M ü h l e n st r. 1 ö. Es Handell sich um 8 Maschinen der Sy- steme Adler, Continental, Mercedes , Jost und Ideal. Von den Tätern und dem Verbleib ihrer Beute ist noch keine Spur gefunden. Der Ausschuß zu« verkauf von Grundstücken der Straßenbahn, die in Eharlottenburg und Grunewald liegen, hat ge- tagt, konnte aber au» verschiedenen Gründen noch zu keiner Eni- schliehung kommen, da der Käufer bestimmte Verpflichtungen bezüg- lich der Wegschaffung der aus dem Platz lagernden Materialien zur Bebauung der Plätze eingehen muß. Di« SPD.-Stadtverordneten- fraktion oertritt den Standpunkt, daß einmal wegen der schwanken- den Balutaverhältniss« zurzeit ein Verkauf untunlich sei, außer» dem aber auch grundsätzlich, daß dos Gemeindeeigentum an Grund und Loden nicht vermindert werden darf. I« III. Konzert der Nolkibübne. da« am Donntag. den 29. Okt.. mittag«'/fi2 Uhr, in der Volttbübne stattfindet, wird die Dingakademic unter Prof. Schumann Thöre von Bach, Palcstrina, Mendelssohn aufführen. Wetter für morge«. verlin und Umgegend. Zntwels« neblig, sonst trocken und über- wiegend heiter, ein wenig kühler, bei mäßigen, südwestlichen bi« westlichen Winden.
Grofi'öerliner parteinachrichten. Z». lsrüher 20.) Abt. Heute abend N/z Uhr ZuntlionLrsttzung bei Sasse, Pctere- vurg ee Str.«S, tt. HM. Heut» T% Uhr gadladnM» MhoHm Wall.