Nr. 497+38. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Ratlose Regierung der Fachmänner.
Der Preußische Landtag fette am Donnerstag die AusSprache über die Kartoffelversorgung fort. Abg. Pischte( Dt. Bp.): Die Mißernte ist nicht allgemein. Daß die Landwirtschaft feinen Anteil an der wucherischen Preisbildung hat, ist fürzlich vom landwirtschaftlichen Ausschuß der Deutschen Volkspartei festgestellt worden. Was nuken im übrigen die niedrigften Preise, wenn feine Ware dafür zu haben ist? Die Anbaufläche muß vergrößert, durch strenge Grenzfontrolle die Verschiebung infolge der Balutaspannung ins Ausland verhindert, vor allem aber die Bucherbestimmungen rücksichtslos angewandt werden.
Ein Vertreter des Landwirtschaftsministeriums: Die Staatsregierung ist bereit, alle hier gemachten Vorschläge und Anregungen eingehend mit den zuständigen Preisstellen zu prüfen. Der Innenminister hat angeordnet, daß nicht nur die Bucherstellen, sondern auch die gesamte Polizei in den Dienst der Bekämpfung des Buchers gestellt werden muß. Eine Strafverfolgung der landwirtschaftlichen Erzeuger allein fann aber zu einer Besserung nicht führen. Eine Konferenz der Regierungspräsidenten stimmte darin überein, daß in den meisten Kreisen
die Aufkäufer die Schuldigen
find. Insbesondere scheinen die als Vertreter großer Verbrauchsorganisationen und der Industriebetriebe angestellten Auffäufer auf die Preise verheerend zu wirken.( hört, hört! rechts.) Diese Zustände haben in Ostpreußen zu einer außerordentlichen Beunruhigung der Bevölkerung geführt. In ganz furzer Zeit ist dort der Kartoffelpreis von 35 auf 50 m. gestiegen. Es wird notwendig sein, daß auch die Berbraucherorganisationen auf die Auffäufer der Induftriebetriebe einwirten und zeigen, daß sie diese Preise nicht billigen. Die Kartoffelernte fann im großen und ganzen nicht als ungünstig bezeichnet werden. Auch die Transportverhältnisse sind nicht so fchlecht. Es besteht also teine Gefahr. Seit dem 1. Oftober find durchschnittlich 6000 Waggons Kartoffeln täglich verladen worden, etwa dieselbe Menge wie im vorigen Jahre. Jedoch steht die
Wagengestellung in feinem Verhältnis zu der Anforderung. Die Reichsverkehrsverwaltung führt das hauptsächlich auf den fast gänzlichen Ausfall der Wasserstraßen wegen des niedrigen Wasserstandes und auf die bevorstehende Tariferhöhung zurüd. Es find Maßnahmen für eine beffere Bagengestellung getroffen. Das gesteigerte Versorgungsbedürfnis der Bevölkerung ist psychologisch verständlich, es belastet aber den Verkehr. Die Absperrungen einzelner Kreise und Provinzen sind erfolgt, um die eigene Bevölkerung mit Kartoffeln zu verforgen. Die Folge davon ist, daß die Auffäufer fich auf die Nachbargebiete stürzen. Von den zur Abhilfe vorgeschlagenen Maßnahmen erscheint uns das
Umlagezwangsverfahren nicht durchführbar.
pont der
Freitag, 21. Oktober 1921
Abg. Brandenburg( Soz.):
Der Wagenmangel hat nur den geringsten Teil der Schuld, vielmehr schuld hat der Mangel an gutem Willen bei Händlern und Erzeugern. Biele Landwirte liefern jetzt überhaupt nicht, sondern halten die Kartoffeln in gewinnsüchtiger Absicht zurück bis zum den, die die höchsten Preise hätten, würden versorgt werden, aus Gegen Deutschmonarchisten in Stendal , spricht ofefn aus, daß die Landwirte Frühjahr. Die Altmärkische Tageszeitung", offizielles Organ der ben mit niedrigen Richtpreisen würden die Kartoffein abfließen, und bei festgelegten Breifen oft die Lieferung verweigern. Die Landdie Versorgung der Bevölkerung wäre gefährdet. Den Kommunalarbeiterföhne sind nicht so sehr gestiegen, daß die jetzigen Preise perbänden kann man die Versorgung ihrer Bevölkerung bei ihrer dadurch grechtfertigt würden. Die Gestehungstoften betragen durch schlechten Finanzlage nicht anvertauen. Die Hinausschiebung der Eisenbahntariferhöhungen für Kartoffeln würde, so glaubt die Ver- fchnittlich 30 M. für den Rentner. Von einer Notlage der Landwirt fehrsverwaltung, nur dem Handel zugute kommen. Eine Berbilli- schaft fann heute feine Rede mehr sein. Wie stimmt das Gerede gung der Futtermittel fönnte natürlich eine Entlastung des KonOpferwilligkeit der deufschnationen Landwirte fums an Kartoffeln herbeiführen: es muß aber der Landwirtschaft überlassen bleiben, sich mit Futtermitteln auf dem freien Markt zu der Tatsache, daß im Kreise Salzwedel von 50 Landwirten und einzudecken. Dagegen wird die Staatsregierung alles tun, um auf Viehhändlern 24 Millionen Mart hinterzogener Steuern eingezogen eine beffere Wagengestellung hinzuwirken und für eine Berschärfung werden konnten, und daß davon 30 Landwirte deutschmationale der Grenzfontrolle sorgen. Allen Anzeigen für Verschiebung von Barteimitglieder und 5 deutschnationale Kreistagsmitglieder waren? Kartoffeln ins Ausland ist bisher, aber ohne Erfolg nachge-( hört, hört! links.) Die naive Zumutung des Regierungsvertreters, gangen worden. Wegen der Ausfuhr nach Frankreich hat das tie landwirtschaftlichen Organisationen sollten ihren Mitgliedern gut Landespolizeiamt Beamte in das befekte Gebiet entsandt. Alle Be- zureden, daß sie nicht so hohe Breise nehmen möchten, wird in diesen hörden find angewiesen, die Wucherbestimmungen mit aller Strenge Kreisen fröhliches Gelächter erregen. Die Massen aber wissen, was zu handhaben. Jeder Großhändler muß eine Handelserlaubnis fie von folcher Antwort" der Regierung zu halten haben. Das haben. Die Konzessionspflicht, wie sie im vorigen Jahre bestand, Rolf wird es diefer Regierung auf ihr Schuldfonto schreiben, daß fie hat zu nicht günstigen Ergebnissen geführt. Die Konzeffionserteilung nicht gemill und nicht imftande ist, gegen Bucher und Ausbeutung durch die Oberpräsidenten war un burchführbar; fie waren auf ernsthafte Maßnahmen zu ergreifen, aus Furcht vor den Deutschdie Berichte der Kommunalverbände angewiesen. Diese aber haben nationalen, von denen sie abhängig ist.( Lebhafter Beifall bei den ohne weitere Prüfung jeden zugelassen, der ihnen Kartoffeln ver- Sozialdemokraten.) fprach. Die Konzenssionspflicht ist deshalb aufgehoben worden. Die Regierungspräsidenten sind ersucht worden, das Zustandekommen örtlicher Lieferverträge zwischen Erzeugern und Berbrauchern zu unterstützen. In Ermangelung zureichender Mittel für die Uebermachung der Ernährung der Bevölkerung hat der Staatsfommiffar für Bolfsernährung naurgemäß seine Aufgaben nicht restlos lösen fönnen. Seine Haupttätigteit liegt zurzeit bei der Aufbringung der Getreideumlage, die für Breußen 1,7 Millionen Tonnen beträgt, davon waren bis zum 19. Oftober 716 000 Tonnen, d. h. 42 Broz. abgeliefert. Die Regierung ist bestrebt, mit allen Mitteln die Lieferung der fehlenden 60 Proz. zu bewirken. Die Landwirtschaft muß im eigenen Intereffe ihre Pflicht tun und zu erträglichen Breifen liefern. Ihre Eristen 3 steht auf dem Spiele. Daher geht es auch nicht an, daß die landwirtschaftlichen Organisationen fich einfach darauf berufen, fie hätten feinen Einfluß auf die Produzenten. Auch die Bertreter der Verbraucherschaft müssen darauf hinwirken, daß die Konsumenten feine Bucherpreise zahlen. ( Lebhafter Beifall rechts. Unruhe links.)
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Sobann tritt man in eine Besprechung der Anfragen ein.
Abg. Jürgenjen( 11. Soz.): Die Regierungserklärung ist unzufänglich. Wir verlangen erhebliches Senken der Kartoffelpreise oder Erhöhung der Löhne.
Abg. Frau Dr. Dönhoff( Dem.): Mit der Zwangswirtschaft baben wir zu üble Erfahrungen gemacht, um ihre Rückkehr zu empfehlen. Gegenüber den Auffäufern muß das Publikum zur Selbsthilfe greifen und die Polizei bei Bekämpfung der Bucherer unterstützen.
Abg. Ailian( Komm.): Verschärfte Maßnahmen unter Mitwir kung der Arbeiterschaft tönnen helfen. Das Wort von der„ Not der Landwirtschaft" trifft nur in dem Sinne zu, daß sie Not hat, all ihr Gelb unterzubringen.( Heiterfeit rechts.)
Abg. Held( Dt. Bp.): Konsumenen und Broduzenen müffen zujammenarbeiten zur Schaffung niedriger Preise. Freitag 11 Uhr: Anträge zum Oppauer Unglüd, fleine Anfragen, fleine Vorlagen, Rest von heute. Schluß 26 Uhr.
Jugendveranstaltungen.
Berein Arbeiter- Jugenb. Sekretariat: B. 68, Linbenftr. 3, 2. Sef links, 2 Treppen rechts. Telephon: Rpl. 121 08-10.
Abg. Meyer- Bielefeld ( Dnat. Bp.): Es ist falsch, die Landwirtschaft schlankweg verantwortlich zu machen. Bei den Preisen hat man den Unterschied zwischen Herbst- und Frühkartoffeln übersehen. Wer Kartoffeln verlatet, müßte eine Legitimation vorlegen, damit man dem dunkeln Gefindel auf die Finger sehen fann.( Lärm links.) Auch der Tegale Handel muß Mah halten. Wir brauchen vernünftige Aufklärung durch Regierung und Preffe. Es find genügend Rar Heute, Freitag, den 21. Oktober: Briz: Jugendheim Chauffeeftr. 148, Distuffion: Runstgewerbe". Char Es würde der Zwangswirtschaft gleichkommen, die doch nur deswegen toffein corhanden; bei einer richtigen Berteilung braucht niemand arbeit". aufgehoben wurde, weil sie produttionshemmend war. Not zu leiden. Erzeuger und Verbrauchsgenossenschaften müssen in lattenburg: Jugendheim Rofinenstr. 4, Distuffton: Unsere tommende WinterNorboften: Jugendheim Realschule Besteurstraße, Vortrag: Utopiften Petersburger Biertel: Jugendheim Straßmannstr. 6, Dis( Sehr richtig! rechts.) Die Einführung von Höchft- und Richtpreisen gemeinsamer Arbeit auf den Preisabbau hinwirken.( Lebhafter Beiges Mittelalters" fuffion: te stelle ich mich zur Religion?" Schöneberg I : Jugendheim fall rechts.) ist undurchführbar. Einen einheitlichen Preis für den ganzen Rubens, Ede Hauptstraße. Disfuffion: Was lernen wir von den bisher ge Staat festzusehen, ist nicht möglich, da die Produktionskosten in den Abg. Kaulen( 3.): An den hohen Kartoffelpreisen sind die hohen haltenen Bortrügen?"- Treptow : Jugendheim Elsenstr. 3, Diskussion: Unsere Winterarbeit". verschiedenen Landesteilen sehr verschieden sind. Diejenigen Gegen- isa at fartoffelpreise mit schuld.
Bezirksverb. Berl. ( SPD .)- 37. Abt.
Geinem alten und trenten Genossen, dem Gastwirt
Gustav Bee nebft Frau ein don nerndes Hoch zur Silberhochzeit! DerAbt.- Vorstand
Dem Schuhmacherniste. 2. Cohn, Oranienburger Str 84, der heute seinen 75. Geburtstag feiert, unfere herzlichften Glückwünsche. Einige dankb. Runden
Bezirksverband SPD , 37. Abt. Friedrichshain Unfer alter Parteigenoffe
Wilhelm Michael
Elbenaer Str. 2,
ift am 19. Oktober im 60. Lebensjahre ge storben.
Chre feinem Anbenken! Die Einäscherung er folgt am Gonnabend, ben 22. Oftober, nachmittags 22 Uhr, im Krematorium Baumschulenweg.
Um rege Beteiligung wird ersucht. Der Abteilungsvorstand
Allen Bekannten die traurige Nachricht, daß unser lieber Bater, Bruder, Ontel, Schwieger, Groß- und Urgroßvater, der pensionierte Gewertschaftsbeamte Karl Kaẞler
im Alter von 74 Jahren am Dienstag, ben 18. Ottober, fanft entfchlafen ift.
Die trauernden Hinterbliebenen Fritz Kaßler, Ettelstr. 35
128b
Die Beerdigung findet am Sonnabend, vormittags 112 Uhr, von der Halle des städtischen Friedhofes in Friedrichsfelde aus statt.
Sig Berlin
Am Dienstag, den 18. Ottober, verstarb nach längerer Krankheit der langjährige Haupttaffierer und Mitbegründer des Deutsa en Transportarbeiter- Berbandes, der Rollege
Karl Kassler
Durch Pflichteifer und follegiales Berhalten erwarb er fich das Bertrauen und die Freundschaft feiner Kollegen. Der Berband wird ihm ein treues Anbenten bewahren. 67/9 Die Beerdigung findet am Sonnabend, ben 22. Ottober, vormittags 11 Uhr, vom 8entral friedhof in Friedrichsfelde aus ftatt. Wir ersuchen um rege Beteiligung der Verbandskollegen. Der Verbandsvorstand.
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Verlogene
Moral
ist der Titel des großen Filmwerks, das heute, Freitag, zum ersten Male in den DeclaLichtspielen, Unter den Linden 21, vorgeführt wird. Der Film wurde nach einer Novelle ,, Der Brandherd" von Carl Mayer durch Hans Kobe in Szene
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