JJl?hnen bekannt...? Wie Ludendorff mcht schnell genug Waffenstillstand bekam Die deutschnationale Geschichtslegende über die Ursachen des Zusammenbruchs ist nur möglich gemorden, weil im Volk die Vorgeschichte des Waffenstillstands teils nie bekannt geworden, teils vergessen worden ist. So können die Deutschmonarchisten in ihrer Propaganda heute behaupten, wir hätten im Herbst 1918 noch lange Widerstand leisten können, wenn nicht die Revolution gekommen wäre. Ist den Verbreitern dieser Behauptung bekannt, dast in einer Besprechung beim Reichskanzler am 19. Oktober 1918 der Staatssekretär Solf folgendes(laut a m t- l i ch e m Protokoll) vorgetragen hat: Ich habe Ludendorff gefragt, können Sie noch drei INonals die Front halten? Ludendorff hat gesagt: Itcin. Darum wollen wir prinzipiell eingehen auf die feindliche Räumungsforderung.(Es handelt sich um die Räumung der besetzten Gebiete Ist den Verbreitern der Behauptung, wir hätten noch lange weiterkämpfen können, bekannt, dag in einer Be- sprechung beim Reichskanzler vom 9. Ottober 1918(laut a m t- l i ch e m Protokoll) der Oberst Heye im Auftrage der Ober st en Heeresleitung folgendes gesagt hat: Es wäre Hasardspiel der OHL., wenn sie den Friedens- schritt nicht beschleunigte. Es kann sein, daß wir bis zum Frühjahr halten. Es kann aber auch jeden Tag eine Wendung kommen. Gestern hing es an einem Faden, ob Durchbruch gelang. Dringende Bitte, nicht von Nervosität zu sprechen. Schritt zum Frieden, noch mehr zum Wassenslillsiand ist unbedingt nolwendig. Truppe hat keine Ruhe mehr. Unberechenbar, ob Truppe hält oder nicht. In derselben Sitzung hat Ludendorff ausgeführt, daß die V e r t e i d i g u n g teurer sei als der Angriff. Beim Angriff unsererseits hätten die Gegner höhere Verluste als wir, bei der Verteidigung aber sei es umgekehrt. Das dürfte besonders die Kreise interessieren, die meinen, man hätte in der D e f e n s i v e endlos ausharren können.— In der Sitzung wurde durch den Staatssekretär Graf R o e d e r n darauf hingewiesen, daß wir die Donaufront nicht halten könnten und dann von den rumänischen Oelvorräten ab- geschnitten gewesen wären. Er fragt Ludendorff nach der Höhe der deutschen Oelde stände. Das amtliche Protokoll verzeichnet folgende Antwort:, Ludendorff: Marine 10 Monate, Heer für Luftzeuge 2 Monate. Die rumänischen Oelquellen waren tatsächlich gleich dar- auf verloren, ebenso die galizischen mit Oesterreichs Kapitu- lation. Beim Weiterführen des Krieges hätte also späte- stensimDezemberDeutschlanddenLuftkrieg wegen Mangels an Benzin einstellen können. Wie wollte man dann gegen die feindlichen Fliegerschwärme weiterkämpfen? In derselben Sitzung vom 9. Oktober trug der Reichskanzler Max von Baden vor, daß er gern noch mit dem . Friedensschritt gewartet hätte. Er sagte laut Protokoll: Im Verlauf dieser Unterredung(vom 1. Oktober) habe er mehr- mals an die OHL. im Großen Hauptquartier die telephonische An- frage richten lassen, ob nicht mit der Note gewartet werden könne. 'ÄäPcmf sei vom General Ludendorff die telephonische Antwort "erteilt worden, wenn er, der Prinz, am nächsten Morgen um 1 0 U h r noch nicht Reichskanzler sei, so solle lieber der Vizekanzler Herr v. Payer die Rote unterzeichnen. Oberst v. Häften als Vertreter der OHL. erklärte auf An- frage diese Darstellung für richtig. Staatssekretär Dr. Solf gab seinerseits folgende Darstellung: Er habe ebenfalls den Feldmarschall o. Hindenburg gefragt, ob wir nicht a ch t oder wenig st eng vier Tage Zeit hätten. Der Feldmarschall habe erwidert, darauf könne er keine be- stimr le Antwort geben und seine Erwiderung mit den Wgrten gx- schlössen: j »Machen Sie schnell, machen Sie schnell!"
„9er fiiegenöe Hollänöee� Charlottenburger Opernhaus. Wagners„Fliegender Holländer" wächst inhalllich unserer Zeit und ihren Stimmungen immer mehr entgegen, entfernt sich da- für musikalisch von der Gegenwart, die der späte Wagner fundierte, bedenklich. Das Visionäre ist unserem psychologisch geschulten Alter in Märchen und Wirklichkeiten nicht mehr unerklärbar. Das treibende Motiv aber, das den Ahasoer des Meeres nicht sterben und nicht menschlich leben läßt, den grausamen Fluch verstehen wir nicht ganz. War es ein Verbrechen, das Kap zu umsegeln? Nehmt es als ein Symbol der Auflehnung gegen göttliche Macht und Bestimmung: Wagner hat es wohl so gedacht, wenn auch nicht gedichtet. Ein faustischer Drang nach Unendlichkeit, nach Entschleierung von göttlichen Geheimnissen hat den Satan als Gegenkraft angelockt. In der Treue des Weibes fein Leben geadelt und gesühnt zu sehen, das ist ein Abwerfen des Mannesdüntels, das ist Fluch und ist Segen zugleich. Der Regisseur hat das Wort. Er braucht nur nachzulesen, was Wagner, der Meister aller Operntechnit, in der Partitur, was er in einer seiner kleinen Schriften vermerkt hat. Diese Oper muß mit allen Raffiniertheiten der Beleuchtung und des Spuk» gespiett werden. In Charlottenburg erreicht die Szenerie einen vorbildlichen Grad der Vollendung, so daß Natürlichkeit und Maschinerie in eins verweben.(An dieser Stelle ist schon davon gesprochen worden.) Die Sihouelte des Hollünder-Schiffes, feine langsame Materialiste- rung, das Wandern der Wolken, die automatische Bewegung der Segel und Schiffskörper, all das im Gleichmaß mit der färben- gewaltigen Musik: eine die Spannung außerordentlich fördernde Reihe gelungener Effekte. Hier ist mit Recht dem Theater gegeben, was des Theaters ist. Im Textbuch ist fast für jede Bewegung und jeden Schritt des 5)olländers eine Anweisung gegeben. In Bayreuth folgt man dem Buchstaben: Bertram und van Roy bewiesen, daß so der Eindruck der stärkste ist. Franz Reisinger ist nicht von so großem For- mat und es gelingt ihm nicht immer, die Starre, Bewegungslosig- keit, die Schicksalsruhe des Gemarterten auch noch im Affekt so darzustellen, daß Erschütterung uns packt. So oersucht er zu be- leben, was in der dämonischen Leblosigkeit die besten Akzente fände. Im Gesanglichen stand er seinen Mann und seine ehemals nasale Stimme gab Bestes cusgeoiichen her. Gegen ihre Natur hatte die S a l v a t i n i ebenso zu kämpfen wie gegen die großen Berliner Borbilder. Blond das Haar und schwarz die Augen: so auch die Charaktermischung._ In der Stimme jene Schärfe, die das träume- rijche Nordlandsmädchen miteins in eine Südländerin wandett. Senta soll nicht sentimental sein und das war die Salvatini auch nicht. Aber die Merkwürdigkeiten ihres Wartens, Träumens, Han- delns, die seelischen Kräfte zur Erlösungstat erwachsen nicht aus solcher Leidenschaft, sondern aus der Naivität. Die Salvatini ist eine wissende, ist eine bewußte, keine aus dunklen Unterströmungen weltfernen Träumens und Halluzimerens erwachende Senta. Also überhaupt keine Senta Auch sie darstellerisch von hohem Reiz, momentan ergreifend. In der von K r a s s e l t sehr sorgfältig vorbereiteten Aufführung hatten sogar die Matrosenchöre Schneid,
Auch dies mußte Oberst v. Häften als richtig zu- gestehen. Vizekanzler o. Payer b e st ä t i g t e gleichfalls die Darstellung des Prinzen Max von Baden und be- merkte: Das Telephonat fei keineswegs das einzige D r ä n g e n gewesen._
„Die falsche Front". Das Blatt der rheinifch-westfälifchen Montanindustriellen. die„Deutsche Bergwerkszeitun g", fühlt sich verpflichtet, uns wegen unserer Haltung zur Kredithilse der Industrie anzugreifen. Sie bezeichnet unsere Kritik an dem Vorgehen der Industriellen als falsche Front; wir versagten den Unternehmern Anerkennung für den guten Willen— meint sie— und unsere Angriffe müßten sich gegen„unsere Feinde" richten, die die Reichsmark und das Volk in den Abgrund stürzten. Mit Verlaub: Anerkennung verdient die Tat, nicht das Wort. Unter den Leitern der Verhandlungen befindet sich ein Mitglied der Industrie, das einmal begeistert die Unternehmer zur Mitarbeit an der Sozialisierung aufrief. Wir verzeich- neten das damals mit Anerkennung. Heute ist der Mann in jeder Beziehung einwandfreie Stütze der Unternehmer gegen Sozialisierung. Diese Erfahrung bat uns gegen die Zusagen des Reichs- Verbandes etwas skeptisch gestimmt. Die Zweifel wurden be- stätigt durch das Gleiten des Angebotes— man nannte ver- schieöene Summen— und durch die auffallende Beflissenheit der Unternehmer, ja um Gottes Willen dem Reich n i cb t zu viel Recht über die Kredite zuzugestehen. Gewisse Vorstöße der Unternehmer gegen die Sozialisireung und die Propaganda für die Privatisierung der Eisenbahnen, die un- sachlichen Einwände gegen die Erfassung der Sachwerte, der Vorschlag zur erhöl?ten Besteuerung gemeinwirtschaftlicher Be- triebe zeigten die Richtung, in der die Industrie arbeitet, zur Genüge. Rein, auf dieses Spiel können wir uns nicht einlassen. Auch nicht auf das andere, die breiten Massen mit Hetzartikeln gegen den„verfluchten Feindbund" einzulullen und sie darüber hinwegzutäuschen, daß sie, Arbeiter, Angestellte, Rentner es find, die zahlen, während der Besitz verdient. Wir f o r d e rn die R e v i f i o n des Berfailler Vertrages — aber nicht mit schlecht verhehlten Kriegsdrohungen, sondern mit den Interessen der ganzen Welt. Nicht Mitleid wollen wir, sondern Erkenntnis, daß es eben so nicht geht, soll nicht die ganze Weltwirtsckmft Schaden nehmen. Und um dieser Erkenntnis trotz aller Opfer, die es das deutsche Volke mit Ausnahme der Großaktionäre und der Geldgeber der„Vergwerkszeiwng" kostet, Raum zu ver- schaffen, bedarf es der S a ch w e r t st e u e r, des letzten Kraft- aufgebotes. Gleichwohl glauben wir, daß die K r e d i t h i l f e Cr- leichterung bringen kann und wir denken nicht daran, sie unmöglich zu machen. Wir verkennen auch nicht die Größe des Augenblicks, wo die gesamten deutschen Erwerbsstände sich zusammenschließen, um dem Reich zu helfen. Beileibe nicht. Aber wir halten es mit dem gewitzten Kellner, der fein Urteil über den Gast erst abgibt, wen er gezahlt hat.
Im Trüben gefischt. Die„Deutsche Zeitung", die u. a. auch das Blatt der baltischen Barone ist, bringt einen aus Riga datier» ten eigenen Bericht, in dem anknüpfend an die Mitteilung, daß das Haus der Livländischen Ritterschaft durch Brand völlig zerstört worden ist, allerhand Schmähungen und Verdächtigungen ausge. sprachen werden, die sich gegen die Träger der lettischen Staätsge- walt richten. Nachdem nacheinander„Brandstiftung durch Bolschs, misten" und„Fahrlässigkeit betrunkener ftaatserhaltender Elemente" als Ursachen des Unglücks, das auch wir tief bedauern, angegeben werden, gibt der Korrespondent zu verstehen, daß— dies alles nur Vermutungen find. Positives weiß man also nicht, aber man verleumdet darauf los, in der Hoffnung, damit die deutsch - lettischen Beziehungen zu trüben und damit die Geschäfte der kur- ländischen Junker zu besorgen.
und der Daland S ch ö p f l i n s ging, lebhaft spielend, an den komischen Grenzen seiner Rolle haarscharf vorbei. Paul P a p s- darf war und wurde gar nicht lyrisch, seine beiden Auftritte hatten Charakter und Spannkraft. Und das Werk? Ein genialer Versuch, von Meyerbeer weg- zukommen. Ein großartiges Stück flammender Musik. Ein tasten- des Musikdrama. Der„Ring" hat diesen herrlichen Anfänger er- drosselt und den Genius freigemacht! Kurt Singer .
Wie August Gaul arbeikeke. Dieser größte moderne Meister der Tierplastik hat seinen Ausgang nicht von der Akademie genom- men, sondern vom Handwerk, und seine ursprüngliche Tätigkeit als Ziseleur lebt fort in der feinen Behandlung des Materials und der Oberfläche, dl« er ohne r-aturallstische Einzeheiten nur durch ausdrucksvolle Kerben. Punktierungen und Auflockerungen belebte. Die großartige Solidität seiner Technik, die nichts der unpersönlichen Ausführung überließ, sondern alles bis ins kleinste durch das Werk der eigenen Hände beseelte, verbindet ihn mit dem einzigen Lehrer, an den er sich anschloß, mit Adolf Hildebrand . Gaul hat hauptsächlich Tiere in Ruhe und Spiel dargestellt und Tiere bevorzugt, in denen das Wesen des Animalischen in seiner ganzen Größe und Dumpfheit verkörpert ist. Der Affe, der nur allzu leicht zu menschlichen Parallelen verführt, taucht daher nur ganz früh bei ihm auf. Seine Lieblinge sind dagegen neben Löwen und Adlern besonders Bären, Hamster, Biber, Fischottern, die in ihrer ruhigen Behäbigkeit eine eigentümliche Schönheit offenbaren. Eine hohe Ehrfurcht vor dem Eigenleben und dem Lebensrecht jeder Kreatur spricht aus dem ganzen Werk Gauls. Stets gibt er das Tier und nur das Tier, befreit von den Zufälligkeiten des be- treffenden Exemplare, gesteigert zur Gattung. Daher die Monumen- talität auch in seiner Kieinplastik. Die Reinheit seiner Linie offenbarte sich vielleicht am eindring- lichsten in seinen Reliefs und Plaketten; sie ist auch seinen Zeichnungen eigen, in denen er sich als ein unermüdlicher Beobachter der Tiere zeigt. In diesen Studien und Entwürfen konnte man die unsäglich mühevolle Arbeit beobachten, die Gaul vollbracht hat, bis jene nun so selbstverständlich dastehenden Meister- werke vollendet waren. Heber originelle Forschungsmekhoden wurde auf dem letzten Kongreß der„Deutschen Gesellschaft für innere Medizin " berichtet. Zur Feststellung der Widerstandsfähigkeit des Dünndarms liegen Bakterien ließ Prof. o. d. R e i s- Greifswald Bersuckspcr- onen zylindrische Eisenhülsen verschlucken, di« mit be» stimmten Bakterien angefüllt waren. Durch Beobachtungen ver- mittels Röntgenstrahlm stellte er fest, wann diese„Darmschifschen" im Dünndarm angelangt waren. Durch einen vor den Bauch der Versuchsperson gebrachten Elektromagneten w»rde die Hülse g«> öffnet. Die in ihr enthaltenen Bakterien wurden der Einwirkung des Darminhalts ausgesetzt. Die gleiche Methode wurde ange- wandt zu Untersuchungen außerhalb des Körpers. Prof. v. d. Reis lieh das leer verschluckte„Darmschiffchen" sich im Dünndarm voll Darminhalt saugen. Nach Entfernung des Elektromagneten schloß eine innen befindliche Feder die Hülse wieder und der darin be-
Ssrichtsrftatter Remmele. Der vom Reichstag zur Untersuchung des Oppauer Un* glück s eingesetzte Untersuchungsausschuß beriet am Freitag über den weiteren Verlans der Feststellungen. Zunächst lieh der Vor« sitzende Abg. Schwarzer(B. Vp.) einen Bericht der„Rot e n Fahne" zur Verlesung bringen und erklärte, daß dieser Bericht in gehässiger und unwahrer Weise die ehrlichen und Pflicht- gemäßen Bemühungen des Ausschusses in den Schmutz ziehe. Wg. R e m m e l e(Komm.) bekannte sich zur Urhebers chast dieses Artikels, den er„nach seinem gewissenhaften Urteil" nieder« geschrieben habe, und den er Punkt für Punkt zu verfechten bereit sei. Abg. Schwarz(U. Soz.) hielt einzelne tatsächliche Angaben des Artikels für durchaus zutreffend, fand aber, daß der Artikel in seiner aggressiven Form zu weit gebe.— Abg. Dr. Semmlec (Dnat. Vp.) regte an, der Reichstag müsse gegen die unerhörten Vor- würfe des Abg. Remmele einschreiten. Auf keinen Fall könne man den Mitgliedern des Ausschusses zumuten, noch weiter mit dem Abg. Remmsle in dieser Sache zusammenzuarbeiten.— Abg. Brey(Soz.). widersprach dem Vorschlag des Vorredners. Der Ausschuß müsse selbstverständlich die Untersuchung nach bestem Wissen und Gewissen fortsetzen. Er soll aber eine Entgegnung in die Presse bringen, die die bisherigen Untersuchungen vor aller Oesfentlichkeit darlegt, und es der breiten Masse s e l b st überlassen, sich ein Urteil über die Tätigkeit des Ausschusses zu bilden. Vorsitzender Abg. Schwarzer(B. Vp.) wies auf die Oesfentlichkeit aller Aus- schußsitzungen hin, so daß jedermann die bisherigen Verhandlungen habe verfolgen können. Jedem Unparteiischen ist es klar, daß das Remmeljche Machwert wider besseres Wissen aufgestellt ist.— Der Antrag des Abg. Semmler auf Absetzung der Sache Remmele von der Tagesordnung und auf Vorbehaltung weiterer Schritte des Ausschusses in dieser Angelegenheit wurde mit Majorität angenommen.— Der Ausschuß trat nunmehr in die sachliche Beratung ein.— Abg. Schwarz(U. Soz.) beantragte, es sollten die Arbeiter ohne Beisein der Direktion, aber in jeweiligem Beisein der in Betracht kommenden Sachverständigen, vernommen werden.— Abg. Dr. K u l e n k a m p f f(Dt. Vp.) beantragte Ein- setzung eines Untersuchungsausschusses von 3 Abgeordneten zwecks Prüfung der Aussagen der Zeugen in Ludwigshasen auf ihre Ge- nauigkeit.— Abg. Remmele(Komm.) stellte den Antrag, die Frage zu prüfen, welchen Anteil das ganze Prämiensystem bei den Fabriken an der Herbeiführung des Unglücks habe, ferner die Frau des verstorbenen Sprengmeisters Humbe, sowie die übrigen Zeugen in dieser Angelegenheit, schließlich auch die kaufmännischen Ange» stellten der in Frage kommenden Firmen zu vernehmen.— Sämtliche Anträge wurden angenommen und einem Unterausschuß von 3 Mitgliedern zur Ausführung überwiesen.
Flüchtlingselenö unö Kartoffelwucher. Man schreibt uns:' Die Agrarier wissen aus allen Blüten Honig zu saugen. Jeden Tag vergießt die agrarische Presse Ströme von Tränen des Mitge- fühls über'das Elend der oberfchlesischen Flüchilinge. In Wirklichkeit verstehen es die Agrarier, selbst aus dem Flüchtlingselend Profit zu schlagen. In der Nähe von Guben befindet sich ein Lager, in welchem oberschlesj'ch« Flüchtlinge untergebracht sind. Alle Versuche, bei den dort ansässigen Großgrundbesitzern den Bedarf an Kartoffeln zu einem erschwinglichen Preis« zu decken, sind fehlgeschlagen. Di« Agrarier erklären,'daß sie selbst nicht oerkaufen, sondern damit den Landbund beaustragt haben. Dieser Landbund wiederum verlangt Preise, die einfach unerschwinglich sind. Die Agrarier lassen g�enwärtig große Mieten herstellen, in denen die Kartoffel« eingegraben werden, und zwar nur deshalb, weil sie die Preise nid? bezahlt bekommen, die sie glauben fordern zu sollen. Es verdiew festgestellt zu werden, daß die Agrarier schamws genug sind, selSfl aus dem Flüchtlingselend Prosit herausschlagen zu wollen.
Der Vesd'wcrdeausschuß des Reichsrales für Zeitungsoerboke hat sich mit der Hinzuziehung von journalistischen Sachverständigen ein» oerstanden erklärt. Ein solcher Wunsch war von der Berliner Presse- konfercnz erhoben und vom Rdchsminister des Innern befürwortet worden. findliche Darminhalt konnte zu Untersuchungszwecken im Labora- torwm verwendet werden., Prof. H e y e r- München berichtete über ein« nicht weniger originelle Methode, die er zur Prüfung des psychischen Ein- flusses auf die Absonderung von Magensaft an- wandte. Er versetzte Patienten in tiefe Hypnose und sugge- rierte ihnen dann die Aufnahme bestimmter Speisen. Vermittels einer Sonde saugte er gleichzeitig den Magensaft ab. Nach der Suggestion des Genusses von Bouillon stellte er schnelle, lebhaft« Absonderung von Magensaft fest. Bei Milch kam die Absonderung von Magensaft langsamer in Gong und versiegte langsamer. Milch und Brot hatten eine größere Pepsinabsondcrung zur Folge. Die Suggestion von Angst und Schrecken verminderten die Sastabson- derung und brachten sie schließlich zum Stillstand. Die Suggestion freudiger Erregung wirkte nicht umgekehrt in gleichem Maße an- regend auf die Absonderung des Magensafts. Oel- und Goldficbex. Die Meldung, daß in dem in West- australien gelegenen Kimberleydistrikt überaus reiche Mine- ralölquellen entdeckt worden sind, hat eine wahre Bölker- Wanderung nach den erwähnten Gebieten gelenkt. Der Zulauf von geldgierigen Abenteurern erinnert an die Szenen die sich auf die Meldung von den ersten australischen Goldfunden in lltew Süd Wales und Victoria am Anfang der ILöVer Jahre hier abgespielt haben. Am ö. Januar 1SS2 lagen in Hobson Bay nicht weniger als 4 7 H a n d e l s d a m p f e r. die von der Mannschaft verlassen worden waren und nicht entladxn werden konnten, und es kam oft vo< daß sich die Kapitäne ihren nach den Goldfeldern zuströmenden Matrosen anschlössen. Nach dem Bericht, den der Eouv�rneur Latrobe damals an die Regie« rung in Melbourne erstattete, waren ganze Ortschaften von den männlichen Bewohnern verlassen, so daß der Handel zum Still- stand kam und die Schicken geschlossen werden mußten. In den Städten vor allem gab es nicht einen einzigen Vertreter des männ - lichen Geschlechts mehr. Schließlich griff das Fieber auch auf die Regierungsbeamten über, und da alles auf die Goldsuche ging, mochte auch die Polizei nicht länger zurückstehen. In Melbourne waren am Neujahrstage 1533 von 40 Schutzleuten nur noch zwei zum Dienst erschienen, und es war ein Glück für die öffentliche Sicherheit , daß auch sämtliche Spitzbuben nach dem Gold- land gezogen waren. Romanlikerausstcllung in dar Siaaksbiblloihe?. Zu unserem Artikel in der gestrigen Morgennummer teilt uns die Direktion der Staatsbibliothek mit, daß die Ausstellung mit Rücksicht auf die werktätige Bevölkerung auch Sonntags von 11—2 Uhr u n- entgeltlich geöffnet ist und daß zu dieser Zeit dort Vor- tröge stattfinden.
De« Begräbnis August«anls findet heute nachmittag Z Uhr von der Leichenhalle des Tahlemcr Friedhofs aus statt. Untcrgrundbahnhos Tab- Icm<r?ocs. Der Ukrainische Chor fingt am Montag, den 24. Oktober, im S ch u« bertsaal außer ukrainischen Liedern ein für Berlin unbekanntes„Kon- zert" von Bordnianskh und alte deutsche Volkslieder aus dem Archiv der Akademie der Wisienschasten, für Chor bearbeitet von E. Turula. Außer- dem wirkt der ukrainische Bandraspieler Wajsyl Jemeh mit.