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Die neue Regierung ist in einer schweren äußeren Lage des Reiches und unter innerpoütischcn Schwierigkeiten gebildet worden, auf die der Herr Reichspräsident Bezug genommen hat, als er an mich die Aufforderung richtete, das verantwortungsvolle Amt zu übernehmen. Da ich der Meinung bin, daß kein Politiker und keine Partei, welche innere Notwendigkeiten zu politischer Tat werden lassen wollte, sich der Verantwortung entziehen tonnte, habe ich dieses Amt übernommen und Mitarbeiter gesucht und gefunden, die mit mir eines Glaubens sind, daß es nicht angängig ist,'das Schicksal des Vaterlandes durch eine lange Krifts der Regierungsbildung oder eins handlungsunsiihige Negierung aufs Spiel zu setzen. Ich spreche diesen Männern auch hier an dieser Stelle meinen besonderen Dank für ihre Berel iwilligkcit zur INilarbcil aus.(Beifall.) Die Aufgabe, die als nächste und dringlichste der neuen Regie- rung unterbreitet wurde, ist zugleich auch die schmerzlichste und härteste, die wohl einer Regierung zuteil werden kann. Es ist uns durch die Verhältnisse auferlegt, innerhalb kürzester Frist Stellung zu der Entscheidung der Botschafterkonferenz über Oberschlesien  zu nehmen und die mit einer solchen Stellungnahme verbundenen Entschlüsse durchzuführen. Wie Sie wissen, haben die alliierten Hauptmächte, England, Frankreich  , Ltalien und Japan  , am 20. Ok- tobcr eine Entscheidung getroffen, die das oberfchlesifche Abfiim» mungsgebiet durch eine den I n d u st r i e b e z i r l z e r r e e n d e Grenze teilt, und die Deutschland   die Verpflichtung auferlegt, mit Polen   unter Leitung eines neutralen Vorsitzenden ein ll e ö e r- g a n g s a b k o m m e n abzuschließen, durch das die aus der Grenz- führung sich ergebenden wirtschaftlichen Schädigungen ausgeglichen werden sollen. Zugleich haben die beteiligten Mächte Deutschland  und Poli-n aufgefordert, innerhalb acht Tagen je einen B e v o l l- mächt igten zum Abschluß dieses Abkommens zu benennen. Auf diese Entscheidung der Botschafterkonferenz hin hat sich die frühere Regierung entschlossen, dem Herrn Reichspräsidenten   ihre De- wiss i cl n anzuzeigen und mit diesem Schritt die Auffassung be- kräftigt, Laß sie die Entscheidung in der oberschlesischen Frage in der Form, wie sie erfolgt ist, als ein Unrecht und ein Unglück ansieht. Sie hat zugleich in dem den Rücktritt begründenden Schrei- den sich dahin ausgesprochen, daß durch den Spruch der Botschafter- konferenz eine neue politische Lage geschaffen sei. Zu diesen beiden Gesichtspunkten, die den Rücktritt der alten �Regierung vcr- anlaßten, hat auch die neue Regierung Stellung zm nehmen. In ihrem Namen erkläre Ich, daß auch sie in der veurleilung der Eni- schcidung über Oberschiesien in nichts von dem Standpunkt der ollen Regierung abwelchk. Auch die neue Regierung ist der Meinung und betont feierlich vor oller Welt, daß durch den Spruch der Vslschafker- konfereuz Deutschland   und dem betroffenen Oberjchlesien Harle Gc- walt angetan wird.(Lebhafte Zustimmung.) Wenn wir diesen Spruch über Oberschlesien   auf Grund des durch den Versailler Friedensvertrog gegebenen Rechtes prüfen, so lag es nach dem letzten Absatz des Artikels 83 in Verbindung mit § v des Mandats zu diesem Artikel den alliierten   Hauptmächten ob, eine Grenze zwischen Deutschland   und Polen   z'u ziehen, die sowohl dem Abstimmungsergebnis als auch der geographischen und wirt« schaftlichen Lage der Ortschaften Rechnung tragen sollte. Diese Eni- scheidung durften nach der Rechtslage nur die Hauptmächte s e l b st treffen. Sie haben sich dieser Pflicht jedoch dadurch ent, ledigt, daß sie den Rat das Völkerbundes um ein Gutachten ersuchten und zugleich darüber übereinkamen, dieses Gutachten, wie es auch lauten möge, als für sie bindend anzunehmen. Noch unserer Auffassung, die mit dem allgemeinen Rechtsempfinden identisch ist, verstößt durch diese Uebertragung der Entscheidung an eine an- dere Instanz gegen den klaren Wortlaut des Vertrages.(Sehr richtig!) Dieser Verstoß wird auch nicht dadurch geheilt, daß die Entscheidung vom 20. Oktober nach außen hin und formell als Bs» schlug der Hauptmächte dargestellt wird. Aber auch in der Sache selbst steht die getroffene Entscheidung mit den Vorschriften des Ver- träges im schroffsten Widerspruch.(Zustimmung.) Die Entscheidung muß selbst anerkennen, daß die alliierten Hauptmächte nicht imstande gewesen sind, eine Grenze zu finden, die sowohl der Abstimmung der Einwohner als auch den gcographi- schen und wirtschaftlichen Verhältnissen des Landes gerecht wird, sie stellt vielmehr ausdrücklich fsst.chaß die gewählte Linie wichtige wirt- schaftliche Interessengebiete zerreißt, also eine Gefahr für Oberjchlesien nicht vermeidet, die durch die Bestimmungen des Vertrages vermie- den werden sollte. Daraus ergibt sich aus einer Logik, die nicht nur die Logik Deutschlands   sein kann, daß die gezogene Grenze nicht gezogen werden durste, weil sie das Recht Deutschlands  
EiUöeckzrngm unö Enttäuschungen. Konzertumschau von Kurt Singer  . Wenn entschieden werden muß(und geschieden) zwischen Musik, die groß crlebt und nicht gekonnt ist und einer Musik, die groß- artig gekonnt und nicht erlebt ist, so darf die Wahl auch gegen das erste Sinnenurteil nicht schwer fallen. Was vom Begriff de�Welt, was vom Eefühlsniederschlag großer Denkprobleme, was vom Er- schauern vor Gott  , Erde, Tod in Tönen ausgedrückt ist, was Rhyth- mus und Mslos an Bekenntnis und Irrtum zusammenschweißen kann, das erst macht Musik würdig ihrer selbst. Alle Mittel sind ge- heiligt durch den Zpzcck der Erlebnissuggestion. Die Grenzen zwi- schen absoluter und relativer, zeichnerischer, im Programm oerdeu- telter Krückenmusik schwinden vor dem Zauberstab eines ganzen Menschen. In seiner zweiten Sinfonie ist Mahler der größten, mitreißendsten Menschen einer. Die Schicksalstonart L-Moll diktiert Stimmung und Gehalt, eine gebrochene und wühlende Sehn- sucht, eine in Leid und Lied ausgegsbMe Verzweiflung: ein rasen­der Versuch, zwischen Diesseits und Jenseits, zwischen Leben und Tod die Wahl zu treffen. Schreiender Kampf, inbrünstiges Wollen, wie in den gleichgstönten E-Moll-Sonfonien Beethovens, Brahms  , Bruckners(der drei schrieb), groß erlebte, schöpferisch gekonnte Musik. Dieser erste Satz ist eine Sinfonie für sich, ihr Weh, ihr Glanz, ihr Aufbäumen ist erschütternd: Unfaßbarkeiten, Rätsel, Geheimnisse, die bis zu den Sternen zu deuten scheinen. Ein 5)erz öffnet sich ganz. Und siehe da, es blutet. Für die Gottheit, für das Juden- tum, für die menschliche Erlösung. Ein träumerischer, tanzend an- mutiger Rückblick in Andante, ein svukartiges Scherzo und dann Entrinnen aus der»todgeweihten Verlassenheit, ein Requiem des tiefst Getroffenen, eine Hosfnungsseligkeit und Frommheit ohne- gleichen:Auferstehen, ja auferstehen wirst du, mein Staub, nach kurzer Ruh." Uebor diesem ungeheuren Werk schattet der Himmel, geistert das Leben und der Tod. Ein Ewigkeitswert. Mahler   hat diese Größe nicht mehr erreicht. Oskar Fried   packte der Dämon, und er schuf selbst an dem kühlen Podium der Skala herab Feuer- und Gewitterstimmung, unvergeßlich, brausend und schön. Die Liebe zu diesem Werk war die erste Entdeckung oder Wie- derentdeckung. Die zweite hieß Mendelssohn   und war be- denklich. Ein löstimmiger Chor des 18jährigen, ungedruckt, aufge- fanden in der Bibliothek der Singakademie, von Schumann (Georg) liebevoll nachgezeichnet. Eine prachtvoll gelöste Aufgabe der Stimmführung und der Satztechnik, weder thematisch gewählt noch besonders gelungen in der Farbmischung: zum Schluß aller- dings findet sich der Meister, der einmal Paulus-Chöre schreiben sollte. Auch die Palaestrina-MotetteTu es Petrus" wirkt trotz der Klarheit des Satzes nicht überwältigend: zu viel Askese, zu wenig Blut. Frai� Pos-Carloforti wiederholte mit technischer Bra- vour und Stilfoingefühl einen Teil ihres Bach-Hasse-Progrcmms. Fritz K r e i s l e r bleibt einzig. Wunsthfrcies Genießen bei der fchönlinigen Cesar-Franck-Sonate  , jeder Ton eine Köstlichkeit, jeder Strich eine neue Bollendung. Diesen Geigenton im Ohr wandert man fort und trifft, sehr kritisch gestimmt, auf einen anderen, der hasten bleibt. Anna Hegner  , dein Name soll genannt und ge. priesen sein. Geigerin aus Basel  , die es unternimmt� in einem
aus dem Bertrage verletzt. Um diese eingestandene Rechtsverletzung in der Grenzsührung auszugleichen, haben die alliierten Haupt- mächte zugleich beschlossen, den beteiligten Staaten ein U e b e r- gangsregime aufzuzwingen, eine Maßregel und Berfügung, die gänzlich außerhalb der ihnen vom Vertrage zugewiesenen Bs- fugnisfe liegt.(Lebhafte Zustimmung.) Wenn sie sich anscheinend auf den letzten Absatz des Artikels 32 stützen wollen, rechtfertigt dieser ihr Vorgehen in keiner Weise, er verpflichtet Deutschland   ledig- lich, mit Polen   ein ergänzendes Uebereinkommen zu treffen über Fragen, die der Vertrag nicht birgt. Rirzends ist bestimmt, daß der Znhalk eines solchen llebereinkommens von den alliierten Mächten diktieri werden könne. Es ist vielmehr so, daß diese Vorschrift bei- den Staaten das Recht zusichert, sich frei und unbeeinflußt über die einer Regelung bedürfenden Gegenstände zu einigen. Ich kann also wohl scaen, daß hier durch eine Beugung des Vertrages aus Wohltat Plage gemacht wird. Diesen Standpunkt, diese Rcchtsauffassung wird die neue Regierung den alliierten Wächten gegenüber zum Ausdruck bringen. Die deutsche Regierung sieht die Entscheidung der Botschafter- konserenz alz gegen Verkrag und Recht verstehend an. Sie ist der Auffassung, daß in Oberschlesien   durch Gewalt ein Zustand geschasfen werden soll.(Sehr richtig!) Aufgabe der neuen Regierung war es daher, die Regeln zu finden, nach denen eine praktische und mögliche Politik in der nächsten Zukunft sich zu bewegen hat. Die nächste und dringsüdste Aufgabe, die es zu lösen gilt, ist die, der Verpflichtung zur Entsendung eines Vertreters zu den Wirtschaftsvcrhandlunqen über das Ilebergangsregime nachzukommen. Die Entscheidung der Botschafterkonferenz stellt Deutschland   vor die Wahl, einen Vertreter zu entsenden und das zur �Ausrschterhaltnng der wirtschaftlichen Blüte des polltisch zer- risfenep Landes Mögliche zu tun oder aber sie dem Zwang und den Willkurlichkeiton fremder Machthaber ausgesetzt»zu sehen. Eine Möglichkeit, die von schwersten Folgen nicht nur für das Land selbst, sondern auch für unser ganzes Vaterland fein muß. Vor diese Ent- scheidung gestellt, ist es die Aufgabe der Politik, den Interessen Oberschlesiens   selb st und denen ganz Deutschlands   gerecht zu werden, linsers erste Pflicht ist es beute, die Hunderttausende deutscher   Volksgenossen,.die durch den Machtspruch der alliierten Hauptmächte zu Polen   geschlagen werden, nicht im Stich zu lassen. (Lebhafte Zustimmung.) Den Versuch zu machen, der durch die Zer- schneidunq drohenden Verelendung blühender Gebiete soweit wie irgend möglich entgegenzuwirken. Von dieser Betrachtung der Lage ausgehend wird sie ihren Bevollmächiiglen für die Dirlschaf-sverhandlungm ernennen und ihn den alliierten Hauptmächten unverzüglich mit- teilen. Wenn die Regierung in dieser dringenden Stunde die Zu- st i m m u n g der deutschen   Volksvertretung zu den so bezeichneten Entschlüssen erbittet, welche sie zur Durchführung benötigt, so ver- hehlt sie sich nicht, daß durch die Rücktritts erklärung der alten Re- gierung eine neue Lage geschaffen worden ist. Die neue Re- gierung sieht es als einen sch w e r e n Fehler an, dem deutschen  Volke wie dem Auslande zu verheimlichen, daß durch die vorauf- gegangene Verstümmelung deutschen   Territoriums infolge der Entscheidung über Oberschlesien Deuffchlands Leistungs­fähigkeit so vermindert wird, daß alle Berechnungen, die man bis- her über die Möglichkeit der deutschen   Reparationsleistungen aufge- stellt hat, in neue st arte Zweifel gezogen werden müssen.(Leb- hafte Zustimmung.) Die ehemaligen Gegner Deuffchlands haben die Hoffnung auf die Gesundung der durch den Krieg zerrütteten Wirtscbaft, auf die Wiedergutmachung der durch den Krieg verursachten Schäden, aus den Wiederausbau der gesamten Wclrwirtschaft vornehmlich auf die deutschen   Reparationslei st ungen gestellt und im Ver- folg dieser Politik Deutschland   Lasten auferlegt, die wenn sie über­haupt zu tragen sind nur unter Belastung aller Kräfte getragen werden können. Durch die obcrschlesische Entscheidung wird diese Voraussetzung auf das schwerste erschüttert. Ich will mich darauf beschränken, Ihnen ganz kurz eine nüchterne Uc-bcrsicht darüber zu geben, was Deutschland   an ideellen und materiellen Gütern durch die Entscheidung verlieren soll. Denn nach den Berechnungen des statistischen llieichsamts soll Oberschlesien   durch die Abstimmung 365 000 Einwohner, d. h. 43 Proz. des Abstimmungsgebietes an Polen  verlieren. Demgegenüber betragen die Ziffern des Abftimmungs- ergebnistes 62 Proz. deutscher   und 28 Proz. polnischer Stimmen. Es werden also noch mehr als 11 Proz. der Bevölkerung abgedrängt, als für Polen   gestimmt haben.(Lebh. hört, hörti) Hierbei' ist nicht berücksichtigt, daß das Ergebnis der Abstimmung ein so viel günsti- geres für Deutschland   gewesen wäre, wenn die Abstimmung mit
Zyklus fast alle namhaften Geigenkonzerte unter Orchesterbeglei- rung zu spielen. Leider feblt der ganze Bach und zwei Drittel Mo. zart. 15 Werke auf dem Repertoire das ist schon eine Leistung des Gedächtnisses. Am gefährlichsten Abend begegnen wir uns: Schüler- und Konservatoriumskonzerte von Viotti  , Beriot  , Vieux- temps. Was kann da werden? Ein Erlebnis. Tituskopf, Mischung aus Bsaye und Matkowsky, starker, männlicher Arm, Aug und Stirn geladen von Musik, jede Mustelfaser spielbercit. Ein seltenes In- strument, eine erlesene Technik, ein Temperament und eine Seele, Liebe zum Kleinsten und eine rasende Unbckümmertheit. Conrad A n s o r g e bleibt der absolute, in sich gekehrte, denkend große Pianist ohne Blendung bei Liszt   wie bei Brähms(op. 5). Fritz D ettm a n n sollte von ihm lernen. Er poetisiert seinen Chopin noch viel zu wenig, bringt aber ein gerüttelt Maß Anschlag- und Spielbegabung mit, die ihn am Ende seiner Jugend.über den Durchschnitt emporheben wird. Den hat die jugendliche Rosenthal- Schülerin Tünde B r a j j e r schon überschritten. Sie geht mit Macht gegen die Tasten an, wird im Ton vom schlechtesten aller Hochschul- flügel im Stich gelassen, spielt sicher, sauber und mit einem ungc- wöhnlichen Zuschuß von Temperament, Seele, Innigkeit. Chopin  , Reger, Liszt   sie gewinnt uns auf der ganzen Linie. Eine präch- tigs Begabung. Helge L i n d b e r g bleibt bei aller Stimmpracht seines voluminösen Baritons eine leichte Enttäuschung. Seit Me- schaert hat man zwar solch Martellato nicht mehr gehört, und die Atemkunst(in einer Händelschen Opernarie) ist vorbildlich. Nur das menschliche Antlitz und das kochende Gefühl, das pochende, warme Herz bleiben unsichtbar, selbst in einem sanften, wunderschön gesungenen Händelschen Liebeslied(Teure Waidcsschatten"). Im Lichtenberger Volkschor und Sinfonieorchester wagt sich der rührige und umsichtige Dirigent(Paul Kurz) an die Msndelssohnschs Walpurgisnacht. Welch hübsche Stimmen! Wo aber war im Ehor des Volkes oder der Druidenwächter auch nur ein einziges Piano? Das Werk lebt von solchen Kontrosien und ist auch weder ohne Tamtam und Becken, noch mit halben Solisten, noch mit sechs schüchternen ersten Geigen und vorwitzigen Cellisten zu machen. Zurück in die Lichtcnberger Schule! Und wir halten zum Schluß einen Augenblick den Atem an. Wo wird Enttäuschung zum Unsinn, und ist immer wieder Wunder- und Neuland zu entdecken? Bei Mozart   allein, dessen Musik aus den Sternen kommt, wie Mahlers Musik zu den Sternen will. Bruno Walter   dirigiert das Divertimento in L-Dur. Sechs Sätze, und jeder eine Köstlichkeit. Und die Philharmonie wird zum Götter- saal, und die Musiker sind Künstler geworden, und alle schmiegen sich unter dem sanftesten, liebevollsten und künstlerischsten Stab eines Mozarffchwärmers in die diffizilste aller Musiken ein. Das ist Können, das ist ätherisches Klangbild. Wer macht das Bruno Walter  nach? Die I v o g ü n als Gast: in der fraulichsten aller Arien der Weltliteratur, in der einschmeichelnd-zartesten Mozartschen Ton- reihe(il re pastore  ") eine tleinstimmige, liebe, gefühlswarme, doch unbegnadete Virtuosin.
Die Beschleunigung des Mondumkaufe». Bei der letzten Mond» sinsternis hatte man im Observatorium von Greenwich   die Veobach- tung gemacht, daß die Verfinsterung eher eintrat, als sie nach der astronomischen Berechnung eintreten durste. Der Direktor des Pa-
voller Ruhe und unter einem wirklichen Schutze stattgefunden hätte (lebhafte Zustimmung), nicht unter dem Druck polnischen Terrors. In den abgeschnittenen Gebieten gehen uns große blühende cheutsche Städte verloren, alte Zentren deutscher Kultur. Ich erwähne ins- besondere die Stadt K a! t o w i tz, die mit 85 Proz. aller Stimmen ihre Zugehörigkeit zum Deutschtum bekundet hat.(Lebh. hört, hört!) 42 000 in Kattowitz   abgegebenen deutschen   Stimmen standen nur 3500 polnische gegenüber.(Erneutes hört, hört!) Daß es in der Welt jemand gibt, der gegen dieses Abstimmungsergebnis nicht pro- testieren würde, darf man bezweifeln.(Lebh. Zustimmung.) Ich erwähne ferner die Stadt K ö n i g s h ü t t e, in der sich 73 Proz. für das Verbleiben bei Deutschland   ausgesprochen haben. Das Ver- häftnis betrug 31864 deutscher   Stimmen gegenüber nur 10 467 pol- nischer Stimmen. Wenn nun diese und anders deutschen   Kultur- Zentren ohne Rücksichtnahme auf ihre Geschichte, auf ihre Bcoölke- rung und auf ihren laut bekundeten Willen von Deutschland   abgc- drängt werden sollen, so muß jeder Glaube daran schwinden, daß Recht und Gerechtigkeit, daß insbesondere das S e l b st b e st i m-- mungsrccht der Völker eine wesentliche Bedeutung haben kann. (Sehr richtig!) Unter Ken Bodenschätzen Oberschlesiens   nimmt die Kohls den ersten Platz ein. Nur ein relativ geringer Teil der Kohlen.  - gruben soll noch dem Spruch der Botschafterkonferenz bei Deuts ch- land verbleiben, 75.5 Proz. der oberschlesischen Kohlenförderung sollen an Polen   fallen. Zieht man die qesamten Kohlenvorkommen in die Rechnung ein, so verbleiben Deutschland   von den 60 Milliarden Tonnen Kohlenvorkommen nur 5,5 Milliarden, 30 Proz. des Vorkommens fallen, an Polen  . An Bleierzen werden In Zukunft nur 5000 Tonnen statt der bisherigen 22 000 Tonnen von Deutschland   gefördert werden können Wir verlieren mindestens 66 Proz. der bisherigen Förderung. Damit nicht genug, fällt auch die Mehrzahl der S i l b e r b ü t t c n an Polen  . Von den 37 oberschlesischen Hochöfen fallen 22 an Polen  . Diese neue Infragestellung der deutschen   Repa- rationsmöglichkeiten führen unsere Gegner in einem Augenblicke herbei, in dem weite Kreise des deutschen   Volkes zu der Erkenntnis der Notwendigkeit umfassender Reparationsleistungen Deutschlands   heranzureifen beginnen. Die größten Wirtschaftsländer der Welt haben unter dem Problem der Arbeitslosigkeit aufs schwerste zu leiden, eine Erscheinung, deren Zusammenhang mit den deutschen   Reparationslasten nur von denjenigen verrannt werden kann, die nicht den guten Willen zur Einsicht haben. Die frühere Regierung hat mehrfach in eindringlicher. Weise darauf hingewiesen, daß die oberschlesffche Frage nicht eine speziell deutsch  - polnische, sondern eine europäische und eine weltpolitische Frage, kurz ein weltpolitisches Problem ist. Die gegen- wärtige Lage der Weltwirtschaft zeigt in allen Ländern katastropbale wirtschaftliche Erscheinungen. Bisher hindern jedoch kurzsichtige Be- schlüsse, Verträge und Belastungen die Welt daran, den Weg zu gehen, der auch draußen, vor allem in England gezeigt worden ist, vor allem den Weg zur gemeinschaftlichen Arbeit am Aufbau von Wirtschaft, Kultur und Recht. Dle Politik der bisherigen Regierung ist darauf eingestellt gewesen, durch Reparationsleistungen bis zur Grenze des menschlich Möglichen neben ihren allgemeinen Verpflichtungen zum Wiederaufbau, vor allem zweierlei, nachzukommen. Sie will den guten Willen bekunden, zur Beseitigung des aus den Kriegsleidenschaften hervorgegangenen Mißtrauens der Völker beizutragen und damit die G r e n- z e n aufzuzeigen, welche der Erfüllung durch die n a t ü r li ch e n Bedingungen der Weltwirtschaft gezogen sind. Don diesem gulen Willen wird auch die neu» Regierung nicht abweichen, sie wird durch den Willen, ihren laufenden Berpslichluugen nach­zukommen, auch weiterhin den Gegnern jeden Vorwand nehmen, um die von ihnen geplante Vernichtung Deuffchlands durchzuführen. (Sehr richtig!) Ich fasse die Stellungnahme der Regierung heute dahin zusammen: Die deutsche Regierung erbtickk in dem Spruch der vokschaffer- konfcrenz uichl allein eine llngerechligkcik gegen das deutsche  Volk, der sie wehrios gegenübersteht, sondern auch eine Verletzung des Versailler Friedensverirago, dessen klarem Wort­laut die Entscheidung widerspricht. Die deutsche Regierung legt gegen den hierdurch geschaffeneu Zustand als gegen eine Rechtsverletzung feierliche Verwahrung ein, wenock das Mittel an. welches das Völkerrecht als Schutz gegen Vergewaltigung kennt. Um die dem deutschen   Volke drohende Verelendung z» vermeiden. sieht sich die deutsche   Regierung gezwungen, den in der Pole vor- gesehenen Delegierten zu ernennen, ohne Ihre Rechksausfassung preiszugeben. Die Regierung erbittet zu der darauf begrün-
riser Observatoriums, Professor Bigourdan, der über die Richtigkeit dieser Beobachtung befragt wurde, äußerte sich dahin, daß die Mög- lickkeit nicht bestritten werden könne.Nach meinem Dafürhalten", erklärte er,waren die Astronomen des Observatoriums von Green- wich durchaus zu der Erklärung berechtigt, daß der Mond eine un- vorhergesehene Beschleuniguna'eige, die durch die Mondfinsternis zur Entdeckung gelangt ist. Es ist seit geraumer Zeit bekannt, daß der Mond bei seiner Bewegung um die Erde eine anormale Be- schleunigung an den Tag legt. Mit anderen Worten: er befleißigt sich einer größeren Schnelligkeit, als er es nach dem Newtonfchen Ge- setz wn dürfte. Allein diese Tatsache ist schon seit mehr als hundert Jahren bekannt. Verschiedene Astronomen haben sich damit bc- schöstigt und sind auf Grund ihrer Untersuchungen zu der Feststellung gelangt, daß die hundertjährige Beschleunigung der Bewegung des Mondes etwa 6 Bogensekunden beträgt. Das ist durchaus minimal, wenn man sich vergegenwärtigt, daß 6 Bogcnsekundcn kaum den drei- hundertsten Teil des Monddurchmessers ausmachen. Die Genauigkeit der astronomischen Methoden läßt indessen keinen Zweifel zu, daß die Mondbewegung alle'hundert Jahre um diese geringe Zeit an Schnelligkeit gewinnt. Ueber die Gründe dieser Schnelligkeitsbewe- gung ist man indes bis jetzt im Unklaren." Für die Freiheit der Theaterkritik tritt der Verband der Berliner  Theaterkritiker in folgender Erklärung ein:»Das Gericht hat den Krititer Herbert Jhering  , weit er die Berufsiüchtigkeit zweier Schausvieler derneiul bat, für schadenersatzpflichtig erklärt. Die Rechtskraft dieses absonderlichen Urteils ist noch unbestätigt. Dessen ungeachtet erbebt unser aus 80 deutschen   Kritikern bestehender Verband nachdiücklichst Einspruch wider einen solchen die Möglichkeit jeder ernsten Kritck ausschaltenden Feblspruch... Orffentlich Wirkende babe» öffentliche Kritik zn gewärtigen. Ein Mlnisier oder irgendein Politiker könnte aus Schadenersatz klagen, weil ihm durch tadelnde Beurteilung seinFortkommen erschwert" wird. Ter vom Landgericht gefällt» Spruch würde nicht nur die Freiheit des Kritikers einengen uud>i?ine Wahrhaftigkeit bedrohen, sondern auch dem Kunslleben durch Einschüchterung des ehrlichen Urteils einen Schaden zufügen, für den es keinen Ersatz gäbe" Ein Schopenhauer  -Museum wurde km Obergeschoß der Stadt» bibliothek zu Frankfurt   a. M. eröffnet. Dos Wenige, das aus dem Nachlasse Schopenhauers'gerettet werden konnte, ist hier zu» fammengstragen. Außerordentlich wertvoll sind die handschriftlichen Aufzeichnungen Schopenhauers und seine Bibliothek. Dos Museum besitzt weiterhin den zweiten Teft des Manuskriptes von Schopsn» Hauers WerkDie Welt als Wille und Vorstellung  ", sowie eine An- zahl von Briefen aus seinem Freundeskreise. Bilder und Büsten des Philosophen vervollständigen die Sammlung.
Die Museumsführung!:» durch Direktaralbcamte finden am nächsten Sonntag von Uhr im Alten Museum  (Antike Bildmerls) und im Kai!cr.Fricdnch.Museum(Altchrtstliche Kunst und Aitniedertändische Ge- Wälde) statt. Reues deutsches Hartgeld. In München   lind im Haublmiinzawt Vorbereitungen zur Prägung von Wortstücken im Gange. Es sollen aber auch Zwei- und Dreiinarlstücke geprägt werden. Welches Metall oerweudft und wie das Münzbild gestaltet werden soll, ist»och nicht bestimmt