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deken PolMt Ihre Zusiimwung. v?e Regierung Ist allerdings nicht aus dem festen und beschlösse,'.cn Willen einer?!n-ahl von? a r- teien hervorgegangen, sondern fetzt sich aus Zllönnern zusammen, die sich im Drange der Stunde dem Enterlande zur Ver­fügung gestellt haben. Ich mciß wohl, das! eine grosz? Anmht von.fragen der Lösung bedürfen, die in der heutigen ImlZrung nicht berührt werden können, so z. V. die SrnZhrnngslage. die Preis­steigerung, die Zkcubesoldung der Beamten und die Hilfe für die kleinen Rentner. Ich bitte, diese Fragen heute zurückzustellen, und richte den dringenden Appel! z u r Ä i t a r b e I t an die Parteien dieses Hauses.(Deimll.) Das Haus tritt in eine Vesprechung der Regierungserklä- rung ein., Mg. N!Wer-5?anken(Toz.j: Ter Herr Präsident und der Herr Reichskanzler haben bereiis der Haltung der oberschlesiichen Bevölkerung, dieser Märtnrer der d-utscken Sache, gedacht.. Lch schließe mich namens der Fraktion an. Wir glauben besonders dazu legitimiert zu sein: denn in den Zeiten der Abstinimung sind die deutschen   Arbeiter und die deutschen Gewerkschaften die stärksten Tröger des deutschen  Gedankens und die Hüter der deuti/'en Sache in Oberschlesien   ge- wesen.(Sehr richtig! 6 6 Soz.)'Cfs steht einzig in der Gekchichte da, dah ein Teil eines Volkes drei hahre noch einem tclchen Kriege In auf die Falter gespannt worden ist, wie das in Oberschlesien   der Fall war. Wir wissen uns eins mit der Bevölkerung Oberschlesiens  . Uns bindet gemeinsame Kultur und'Sitte. Wir hören von den deutschen   Parteien und von den deutschen   Gewerk- 'Soften Oberschlesiens   das Gelöbnis, daß die Deutschen   dort auch unter der Fremdherrschaft ihr Deutschtum bewahren werden und eines Kinnes bleiben mit den Brüdern und Schwestern in der deut­ schen   Republik.  (Bravo  ! b. d. Soz.) Unsere Aufgabe wird es jetzt in erster Linie sein, den Deutschen   dort zu hellen, soweit das noch in unseren Kräften steht. Das ist der praktische Dank, den die Oöerschlesier von uns verlangen können. Mit einer Politik der großen Gelte ist niemand gedient(lehr richtig! b. d. Soz.), weder -'cnen in Oberschlesien   noch uns im Reichs. D e m o n st r a t i o n s- volitik ist etwas, was sich ein wehrloses Volk nicht leisten kann. Wir haben darin andere Auffassungen als die lmlionalisti'chen Slopffechler, die die Schuld an der militärischen Niederlage und an dem Zu- snmmenbruch des Reiches(sehr richtig! b. d. Soz. Widerspruch und Unruhe rechts.) dadurch zu verdecken suchen, daß sie uns das Vor- ständniz für nationale Fragen absprechen. Eine nichtswürdige Hetze in der rechtsgerichtsren Presse ist die Quittung für die.Dal» tung der sozialdemokratischen Arbeiter in der Ab- stimmungskompagne für Oberschsesien. Fch will in dieser Stunde nicht wc�ler polemisieren, ich will zu der Hetze nur einen Satz laxen. Sie setzt ein an dem Tage, an dem der Reichstag   sich über Obcrschlesien ünterhnlt, und man mutet uns zu, mit einem solchen Gesindel eine Einheitssront zu bilden.(Lebhaftes Bravo! b. d. Soz. Große Unruhe rechts. Glocke des Präsidenten.) Wenn uns jemand den Vorwurf nationaler Un zuverlässig? eit machen will, so können wir darüber mit Verachtung hinweggehen.?n den sieben schweren Dohren  , die Deutschland   hinter sich hat. hat unsere Partei den besten Beweis geliesert. daß sie sich an. nationaler Zuverlässigkeit von keiner anderen Partei übertrefsen läßt. Weil wir uns das Recht herausnehmen, zu jeder Zeit und jedermann die Wahrheit zu sagen, deshalb haben wir auch die Bfiicht, heute den Staatsmännern der Enteute zu lagen, daß die Entlcheidi'ng über Obcrschlesien nicht nur mit allen Rechts- begriffen unvereinbar ist, sondern auch mit dem Ver- �ailler B e r t r a g den ich nicht. meinte, wenn ich von Rechtsbegriffen sprach u n v e r t r ä g l i ch ist. Die Ent­scheidung, die der Oberste Rat über Oberschlesien   aus Grund des Gut- achtens des Völkerbundes getroffen hat, kann nach unseren Rechts- begriffen kein Recht schaffen, sondern ist ein Ausfluß der Gewalk. Fch sage nach dem Auslande hin: als überzeugte Anhänger der Völkerbun'dsidee bedauern wir, daß der Bölkerbnndrat sich dazu hergegeben hat. die weder mit dem klaren Ergebnis der W- stimmung noch mit den Bedürfnissen der oberschlesisthen, der deut­ schen  , der europäischen   Wirtlchast verträgliche Entscheidung zu decken. Das ist für uns ein neuer Beweis dafür, daß Rechtsfragen vor ein unabhängiges Schiedsgericht geboren und nickt eni- schieden werden dürfen von Delcaierten von Regierungen, die nach machtpolitischen Grundsätzen und nicht nach rechtlichen Auffassungen ikre Entscheidungen treffen.(Sehr rickkia! b. d. Soz.) Aus der uns übermittelten Entscheidung über Oberschsesien spricht nicht das Selbstbestimmunasrecht der Völker, sondern in ihr sehen wir vielmehr die Auswirkung des f r a n z ö s i s ch- p 0 l n i l ch e n Geheim Vertrages, der' entgegen den Satzungen des Völker- bundes weder in Kens registriert, noch durch das Amt des Völker- bundes veröfjentlicht ist. Der cherr Reichskanzler hat schon auf eine Rede des englischen Ministerpräsidenten hingewiesen. Wie soll das von ihm gewünschte einträchtig-! Zusammenwirken gefördert werden, wenn Oberschlesicn ohne Rücksicht auf seine Wirtschaft und gegen den Willen des größten Teils seiner Bevölkerung durch eine mit keinem Vernunstgrunde zu rechtfertigende Entscheidung durch eine Zickzacklinie grausam zer- rissen wird. Lloyd George   hat übrigens in derselben Rede auf die Notwendigkeit der Stabilisierung unserer Währung und auf die Verknüpfung der weltwirtschastlicken Zusammenhänge hjnaewiesen, und er hat den chern, Professor E 0 s s e l aus Stock- Holm als einen der glänzendsten Wirtschaftler gestiert. Aber dieser Professor Cassel hat die Genfer   Entscheidung als eine Versündigung an der Rakur der Mssenschaf! bezeichnet und als steues folgenschweres Beispiel für dos durch den Aersailler Vertrag ignorierte, politische und wirtschaftliche Auf- lösungsproxramm. Warum feiert Llond George diesen glän- zendsten Wirtschaftler, wenn er in der Praxis auf dessen Ans- fassungen pfeift?(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) An der englischen Massenarbeitslosigkeit kann Lloyd George  doch ermessen, wie die. in der Praxis beschlossene Diktatpolitik der vier starken Männer ununterbrochen die europäische   Wirtschaft verwüstet. Welcher Wirtschaftler will bestreiten, daß durch den Ver- lust Oberschlesiens   die Erfüll 11 ngsmöglichkeit Deutsch- lands enger begrenzt wird? In den Slbstimmungsgebieten 'oll Polen   die staatliche Gewalt ausüben. Das bringt die Mög- ichkcit des Verfalls für große Teile des Industriegebietes mit ich, die ja durch ein uns ausgezwungenes, auf 15 Jahre berechnetes, älkcrrechtlich einzig dastehendes, gemeinsames Wirtschaftssystem usammengehasten werden sollen. Wenn heute die Abstimmung in Oberschlesien   wiederholt werden ollte, so ist nicht daran zu zwelloln, daß sie ganz anders zu- unsten Deutschlands   ausfallen würde, als das früher der Fall war. ln den Wahnwitz einer Zerreißung ihrer engeren chsimot haben uch die polnisch stimmenden Arbgiter�Oberschlcsiens nicht gs- acht.(Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Nach em der deutschen   Regierung übermittelten Entscheid des Obersten iotes soll über das Eisenbahn  -, Zoll- und Geldwesen, über die Wasserwirtschaft, über die Elektrizitätswirtschaft des-Abstimmungs- gebietss verhandelt werden, es sollen Kommissar« dazu ernannt werden. Der Reichskanzler Hot uns mitgeteilt, daß die Re- gierunq dazu bereit ist. Dabei ist nicht zu vergessen, daß diese. Ein- schränkungen für das gesamte A b st i m m u n g s g e b i e t gelten sollen, daß also auch für den an Deutschland   fallenden Teil auf 15 Lahre die deutsche Souveränität aufs schwerste beeinträchtigt wird, falls nicht vorher die deutsche und die polnische Regierung auf dem Wege freier Vereinbarungen Aendcrungeu erzielen. Wir erklären zunächst rein rechtlich, daß diese Bestimmungen eine SICtze In dem vcrsailler vertrag nicht slnd-n. Durch diese Eni- scheidungen wird das oberschlesifche Volk auf das schwerste beun­ruhigt. Wir sind der Auftossung, daß bei den Verhandlungen, die vorgesehen sind, die deutsche Regierung versuchen muß und wird, die oberschlesische Bevölkerung nach allen Kräften zu vertreten. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Für den
Schuß der Mnderheiten auf beiden Zeilen muß bald gesorgt werden, hierzu müssen sich Deutsche   und Polen  zu gemeinsamer Arbeit die chände reichen, wenn nicht neue unnütze Leiden aus das schwergeprüfte Volk heraufbeschworen werden sollen. Die allcrvorkchrtesie Politik wäre es, wenn versucht würde, eine Politik der Rache zu treiben. Eine Politik des 0 y k 0 t t s würde nicht nur die oberschlesische, sondern auch die gesamte deutsche Industrie schädigen. Wir appellieren nicht nur an die Deutschen  , sondern auch an die P 0 l e n. Auch bei ihnen muß der Gedanke der Wirtschaft über den nationalistischen Gedanhen siegen. Ihr junger Staat hat das doch wahrhaftig notwendig. Wir haben zu dem Kabinett Wirth nach der Erklärung des Herrn Reichskanzlers das Vertrauen, daß es sein Möglichstes einsetzt, um diesen Zielen zu dienen. Der Herr Reichskanzler hat erneut eine sehr schwere Aufgabe übernommen. Meine Partei dankt ihm ausdrück- lich dafür, daß er in dieser Zeit schwerster Not erneut dies große persönliche Opfer gebracht hat(Lebhaftes Bravo! bei den Sozialdemo- kraten.) Wenn er dafür in einer gewissenlosen Presse alsKleber' beschimpft worden ist, so mag er sich damit trösten, daß nur Schwachköpfe oder Verleumder heute einem Reichsminists? nachsagen können, er klebe am-Amte.(Zustimmung bei den Soz.) Man wirft dem Herrn Reichskanzler vor, daß seine bisherige Politik falsch gewesen sei. Ich habe im Austrage meiner Fraktion zu er- klären, daß unserer Auffassung nach die von dem zurückgelrelenen Kabkaest betriebene Politik icke einzig mögliche war(sehr wahr! links), und damit war sie ricklig.(Erneute Zustimmung links.) Jedes Kabinett muß nach unserer Ausfassung die gleiche Politik treiben: denn die heutige deutsche Politik folgt im großen zwangsläufig aus dem verlorenen Kriege, und nur im kleinen haben wir die Hände noch frei. Wenn nach der Entscheidung des Botschafterrates Teile von Oberlchlesien verloren gehen sollen, so ist das eben die Folge davon, daß wir diesen Krieg verloren haben, daß die deutsche Ober st e Heeresleitung gezwungen war, im Oktober 1918 vor den Machtmitteln der Entente zu kapitulieren. Uebrigcns kann ich aus den vielen Vesprechungen der letzten Wochen mitteilen, daß es in den Parteien, die bereit waren, über eine Koalition zu beraten, bis in die Reihen der Deutschen Volksparteihinein Einmütigkeit darüber herrschte, daß an der Politik der versuchten vericagserfllllung bis an die Grenze der deutschen   Leistungsfähigkeit festgehalten werden muß.(Hört, bört! bei den Soz.) Meine Fraktion hat mit aller Entfcheidsnheit einer Demission des Kabinetts Wirth wider- sprochen. Sie wollte alsbald nach Eingang der Entscheidung über Oberschlesien   das Parlament entscheiden lassen, das entspricht unserer Auffassung des parlamentarischen Systems. Leider kamen wir nicht dazu(Abgeordneter Dr. Helfferich: Warum nicht?) Das wissen Sie doch, Herr Kollege Helfferich(Erneuter Zuruf rechts). Sie missen doch, daß insbesondere von der demokratischen Partei ver- langt worden ist, daß das Kabinett bald demissioniert. So kommt heute leider erst in letzter Stunde der Reichstag   dazu, sich in der wich- tigen Frage zu äußern. Da? hat auf die oberschlesilche Bevölkerung, das hat auf die öffentliche Meinung hier und im Auslände den allen-ngünstigsten Eindruck gemacht. f Sie haben die Ausführungen des Herrn Reichskanzlers gehört. Die Entscheidung liegt bei Ihnen. Fällt sie gegen das Kabinett Wirth aus, so hat die Mehrheit die Pflicht, die Regierung zn bilden.(Sehr richtig! bei den Soz. und im Zentrum.) Meine Freunde würden um der Sache willen bedauern, wenn es so käme: denn dos deutsche. Volk in seiner Gesamtheit hätte die Folgen zu tragen. Es kann jetzt nur eine klare Entscheidung geben: sie muß für das Kabinett Wirth günstig ausfallen, wenn neue langwierige Wirren und schurre Demütigunaen dem Deutschen Volke erspart bleiben sollen.(Lebhafter Beifall bei den Soz.) (Den weiteren Bericht finden unsere Leser in der 2. Beiloge.)
Zrankreich unö üas Memelgebiet  . Das führende Organ der Demokraten im Memelgebiet, dasMemeler Dampfhoot", stellt die Behauptung auf, unsere NotizFranzösische Interessen in Memel" seien auf Kreise zurückzuführen,die am liebsten das Memelgebiet an Litauen  ausgeliefert sähen". Demgegenüber stellen wir fest, daß der- artige Kreise in Deutschland   unseres Wissens überhaupt nicht existieren und dass unsere Notiz auf eigenen Informationen be- ruht. Ebenso verfehlt ist es, wenn dasDampfboot" an- nimmt, daß mir uns gegen die Autonomie des Memelgebietes wenden. Wenn es nach unseren Wünschen ginge, dann würde das Memelgebiet wieder an Deutschland   angegliedert, wohin es von Rechts wegen auch gehört, und wir wissen uns in diesem Wunsch eins mit der gesamten Bevölkerung Deutsch  - lands. Da dem Deutschen Reich alxnr durch den Versailler Vertrag das Recht genommen worden ist, in der Memelfrage mitzusprechen, halten wir es für zwecklos, unserer unmaiz- geblichen Meinung Ausdruck zu verleihen. Für unsere Pflicht halten wir es dagegen, die Memslbewohner auf die G e- fahren aufmerksam zu machen, die ihnen von dieser oder jener Seite drohen., Und in dieser Hinsicht glauben wir auf dem rechten Wege zu sein. DasMemeler Dampfboot." bestätigt nicht nur unsere Meldung, daß ein französisches Finanzkonsortium an die Stadt Memel   zwecks Ankaufs städtischen Industrie- und Wohn- geländes herangetreten ist, sondern fügt dem noch hinzu, daß die Verhandlungen noch immer im Gange sind. Die Gefahr einer Ueberfpemdung Memels durch Frankreich   ist also sehr ernst. Wenn dasDampfboot" behauptet, der französische   Oberkommissar Petisnd sei an dem Geschäft nicht interessiert, dann möchten wir dem Organ empfehlen, sich ein- mal in der Verwandtschaft des Kommissars umzusehen. Sehr erstaunt sind wir, daß dasMemeler Dampfboot" obendrein Niederlassungen französischer Handels- und Jndustriegefell- schaften in Memel   auch noch begrüßen zu müssen glaubt. Es wäre bedauerlich, wenn dieses alte demokratische und deutsche Blatt seine Traditionen vergessen haben sollte. Wir wissen nicht, ob diese Art von Politik geeignet ist, die kulru- rellen und wirtschaftlichen Interessen des Deutschtums im Memsllande zu wahren. Das Schicksal desSaargsbiets sollte doch zu denken geben.___ �sch öer �artikularssmus! vkünchen,?6. Oktober.(TU.) Bei den einzelnen Wehrkreis. kcmmandos zirkuliert ein Befehl des Reichswehrmini st e- r i u m s, wcnoch Fahnen, die Eigentum des Reichsmilitärfiskus bleiben, weder bei öffentlichen Umzügen, noch bei sonstigen Fest- lichkoiten verwendet werden dürfen und der Heeresverwaltung an- zuzcigen sind. Der Vertreter Bayerns   im R e i ch s r a t, Ministe­rialrat Sperr, hat auf Veranlassung der bayerischen   Regierung dem Rcichslöehrministizrium schriftlich erklärt, daß die bayerischen Fahnen bayerisches Eigentum bleiben und nie in den Be- sitz des Reichsmilitärfiskus übergehen, und daß Bayern   ferner sich das Recht nicht nehmen lassen wird, über seine Fahnen so zu ver- fügen, wie es ihm gut dünkt. Eine schriftliche Gegenäußerung des Reich-wehrministeriums liegt noch nicht vor. Recht so! Bayern   darf niemals in den Verdacht kommen, auch nur das Geringste' von seinem geheiligten Partikularismv« preis- zugeben, selbst wenn es sich nur. um ein paar lumpige Fahnen harr- delt. Wir sind gespannt, welche Haupt- und Staatsaktionen Bayern  einleiten wird, wenn Herr Geßler was wir doch hosten wollen fest bleibt.
Die interaUizerte tzanöelskontt'olle. Koblenz  , 26. Oktober.  (WTB.) Am Montag bezaiznea hier die Berhandlungen zwischen der vom Gesandten v. M u t i u S ge- führten deutschen   Delegation und dem Interalliierten Eachverstän- digenkomitee unter Vorsitz von Dell' dbadessa über die Aus- gepaltung des Interalliierten Organs zur lleberwachung der Handhabung des deutschen   Ein- und Ausfuhrsystems im besetzten Gebiete, dessen Schaffung bekanntlich nach dem Beschlutz des Obersten Rates vom 13. August Vorbedingung für die Auf- Hebung der wirtschaftlichen Sanktionen ist. Den Verhandlungeil lag ein Entwurf dös Interalliierten Sachverstündigenkomitees zu- gründe, über den in zwei Sitzungen ein Ausrausch der Ansichten stattfand. Da der Präsident und einige Mitglieder des Jnteralliier- tsn Komitees, die an den Arbeiten der Pariser Konferenz über die Besotzungskosten teilnehmen, abreisen mußten, wurden die VerHand- lungen heute unterbrochen, um spätestens Anfang November fortgesetzt zu werden. Die Zwischenzeit soll zur Prüfung der gegenseitigen Vorschläge und Einwendungen verwendet werden. Der bisherige Gang der Verhandlungen läßt erhoffen, daß es im Sinns gegenseitiger Verständigung gelingen wird, zum'Abschluß einer Vereinbarung zu kommen.
Korfantp gegen Genf  . Warschau  , 26. Oktober.  (OE.) In der Scjmkommission für Auswärtige? gab der Außenminister S k i r m u n t eine Erklärung über Oberschlesien   ab, die st r e n g v e r t r a u li ch? r Natur war. In der Diskussion trat nach langer Pause erstmalig wieder Kor- f a n t y hervor. 5lorfanty beanspruchte die Anerkennung des Er- sotges des von ihm geleiteten Mai-Aufstandes, ohne welchen nur Rybnik   und Plcß an Polen   gefallen wären. Ferner hob er die Bedeutung der Tatsache hervor, daß noch polnische Bevölkerung in dem Deutschland   zugesprochenen Teile Oberschlesiens   verbliebe. Er verlangte, daß die Regierung nach einer Abkürzung des fünf- zehnjährigen Wirtschaftskondomini ums strebe, welches er als überaus lästig kritisierte. Ebenso sprach er sich gegen die Beibehaltung der deutschen   Währung in dem pol- nischcn Teile Oberschlesiens   aus, da diese Bestimmung von beträcht- licher Tragweite für das polnische Finanzwesen sein müsse.
Tumult in der französischen   Kammer. $3tis, 26 Oktober.(WTB.) Die heutige Kammersitzunz be- gann mit der Fortsetzung der Diskussion über die ollgemeine Politik der Regierung. An erster Stelle spricht Abg. A r a g 0, der die Politik seiner Gruppe vertritt und gegenüber den Er- klärungcn des Ministerpräsidenten Briand   verteidigt. Nach ihm erhält das Wort der Abg. Puech. Es kommt im Laufe seiner Rede, die sich nur mit innerpolitischen Fragen beschäftigt, zu lärmenden Zwischenfällen, als er uom Prozeß Maloy spricht und behauptet, ein Parlamentarier habe im Staatszerichts- Hof, also im Senat, im Augenblick des Verdiktes eine neue Be- schuldigung hervorgebracht. Einige Tage später sei er dafür durch ein hohes Stavtsomt belohnt worden. Gemeint ist Senator F r a n- d i n, ehemaliger Generalresident von Tunis  , dessen Sohn, der Abg. Frondin, heftig protestiert und Herrivt vorwirft, er habe sich an ausländische Regierungen verkauft. Es entsteht ein un» geheurer Tumult. Um eine Schlägerei zu vermeiden, unterbricht der Präsident sofort die Sitzung und läßt die Tribünen räumen. Die Sozialisten schreien Auflösung. Nach etwa halbstündiger Unterbrechung wird die Sitzung wieder aus? genommen. i McKenna für Streichung öer Kriegsschulden London  , 26. Oktober.  (Reuter.) Im Commercial Club in Chi-' cago hielt Reginald M c Kenn«, früherer englischer Schatztanzler und jetziger Vorsitzender des Aufsichtsrates der London Joint City and Midland Bank, eine Rede, in der er erklärte, Deutschlands R e p a r a t i 0 n s z a h l u n g on an England und die Rückzahlung der Kriegsanleihen der Verbündeten on England könne sich eher. als ein Fluch denn als ein Segen erweisen. Der Redner fügte hinzu, England verlöre durch die Existenz von zwei Millionen Ar- beitslosen mehr, als es je in dreißig Jahren von Deutschland   an Reparationszahlungen erhalten würde. Er möchte lieber sehen, daß das arbeitslose Volk Reichtum schasse, als dag es um den Preis der Arbeitslosigkeit tropfenweise Reichtum von Deutschland   erhalte. Was er von England sage, fuhr der Redner fort, gelte auch in ge- ringerem Maße von den Vereinigten Staaten  . Mc Kcnna sagte weiter, die Kriegsschulden, welche an England zu bezahlen seien, belaufen sich genau auf dieselbe Summe, wie diejenigen, welche England den Vereinigten Staaten   schulde. Was nun die dem Ver- einigten Königreich geschuldete Summe betreffe, so sei McKenna nicht nur nicht sanguinisch darüber, ob sie bezahlt werde, er würde sie, wenn es in seiner Macht liege, auch streichen.
Ungarn   gegen die Kleine Entente  ? Vudopcft, 26. Oktober.  (UK.) Das angekündigte Ultimatum der Kleinen Entente   ist bisher noch nicht übergeben worden. Das Kabinett wird natürlich erst nach Eintreffen der Rote in der Lage sein, Beschlutz darüber zu fassen. Jedoch verlautet mit Bestimmt- heit, daß die Regierung nicht gewillt ist. eine Tin- Mischung in die inneren Verhältnisse des Landes z» gestatten. Man nimmt hier den Standpunkt ein, daß eins Absetzung der Kmbsburger durch Gesetz nur mittels eines freien Beschlusses der Nationalversammlung ohne außenpolitischen Druck zustande kommen könne. Jede Forderung der Kleinen Entente  , die als eine Zwangs- weise Einmischung in die Rechte der gesetzgebenden ungarischen Körperschaft anzusehen sei, wird unbedingt abgelehnt werden.» Terror in Budaftest. Budapest  . 26. Ottober.(UK.) Die Hauptstadt steht seit gestern unter der förmlichen Diktatur der Dctachements derErwachendon Ungarn", besonders die Dctachements Pronaz und Hejjas fühlen sich, seitdem mit ihrer 5)ilfe der karlistische Ausstand nieder- geworfen ist, als allmächtige Herren der Situation. Hand in Hand mit ihnen arbeiten dieErwachenden Ungarn", die gestern wieder große Demonstrationen veranstalteten, wobei zahlreiche Passanten blutig geschlagen und die Druckereien der» liberalen ZeitungenAz Est" undMagyarorszag  " gänzlich demoliert wurden. Wie üblich richteten sich die Uusschreitun- gen gegen die Juden, denen man diesmal vorwirft, mit den Karlisten konspiriert zu hoben, während sie bisher bekanntlich stets wegen bolschewistischer Gesinnung verprügelt wurden. Wie zur schlimmsten Zeit des Weißen Terrors im vorigen Jahre sind jetzt die Straßen Budapests   nack) Eintritt der Dunkelheit menschenleer, da jedermann die Uebergriffe derErwachenden" fürchtet. Die wirk- lichen Führer des legitimistischen Unternehmens befinden sich nur zum Teil in Haft und es wird von Stunde zu Stunde klarer, daß sie auch diesmpl straffrei ausgehen werden.