Nr. 511 ♦ ZS. Jahrgang
Seilage öes Vorwärts
Sooaabenü, 29. Oktober 1921
Hememfamehauswirtsihast> eineFeitforöerung Ein Weg zur Entlastung der berufstätigen Frau
Die Veranstalwng der Deutschen Gartenbaugesell- schuft, des Vereins für gemeinnützige Einküchen- Wirtschaft, de ? Deutschen Vereins für Wohnungs- r e f o r m im Bürgersaal des Berliner Rathauses, über die wir gestern berichteten, hat in weiteren Kreisen das Interesse für die Umwälzung der Hauswirtschaft erregt. Schon vor dem Kriege sind Einküchen häufiger eingerichtet worden, sie waren indessen nicht so gut sundamentiert, daß sie sich halten konnten. Die Pläne, die von den drei obengenannten Vereinen ausgehen, sind von anderer Art. Hier spricht vieles mit, was vor dem Kriege noch gar nicht in Frage kommen konnte, weil es noch nicht existierte. Die Absichten geben dahin, die berufstätige Frau zu entlasten, ihr die Mög- lichkeit zu geben, ein ruhiges, gesundheitsgemäßes Leben zu sichern, damit sie nicht, frühzeitig gealtert, durch das ewige Einerlei mürbe geworden, ihr Leben als eine Kette von lästigen Pflichten empfindet, ohne Lebensfreude, ohne innere Ruhe. Der Gedanke ist nicht nur schön, er ist auch gut. Tausende von Frauen sind zur Berufsarbeit gezwungen, sie müssen in geistiger und körperlicher Not verkommen, � weil sie nicht in der Lage sind, ihren Beruf mit ihren Wirtschafts- pflichten in Einklang zu bringen. Neue Formen der häuslichkelk. Die Häuslichkeit kann und muß in neue Formen gebracht wer- den. Es ist in jeder Beziehung rückständig, daß alle Tage, zur selben Zeit, viele Hunderte von Frauen in> Gemüsehandlungen, in Fleischer - lüden die tägliche Nahrung für sich und ihre Familie im wahrsten Sinne des Wortes„erstehe n" müssen; wieviel Kraft, wieviel Nerven gehen hier ungenutzt zugrunde. Wenn es schon früher unend- lich schwer war, als arbeitende Frau, ganz gleich welchen Standes, die Hauswirtschaft zu erledigen» so hat sich dieser Zustand in letzter Zeit erschreckend verschlechtert. Wohnungsnot, Mangel an Haus- gehilfen, ständige Verteuerung der Möbel und oller Wirtschafts- oeaenstände, die schließlich doch von Zeit zu Zeit ersetzt werden müssen, all dies wirkt zusammen; es muß ein Ausweg gefunden werden. Der einzelne kann nichts erreichen, die Gesamtheit muß helfen. Wenn sich eine Anzahl gleichgesinnt«? Menschen zusammenfiudet, die die gleichen Ziele verfolgen, dann kann das Wort in Erfüllung gehen: Geteilter Schmerz ist halber Schmerz, geteilte Freude ist doppelte Freude!— Es läßt sich nicht leugnen, eine solche Gemeinschaft wird, um zum Ziel zu gelangen, vielerlei auf sich nehmen, nicht nur in praktischen Dingen, die Gemeinsamkeit wird zur Duldung, zum praktischen Mitempfinden erziehen, das soziale Gefühl wird gestärkt werden. Dies gilt nicht nur für die Frau, hier wird der Mann ebenso stark betroffen, und die heranwachsenden Kinder, die stets in der Gemeinschaft gelebt haben, die in die neuen Verhältnisie hineingeboren sind,.sie werden nielleicht die Träger großer Gedanken sein. Die Gemeinschaft der Familien. Die sich im einzelnen solche gemeinnützige Einküchenwirtschast gestalten soll, läßt sich vorher kaum sagen, die Praxis wird sicherlich immer wieder Veränderungen, Derbesserungen bringen, denn da, wo viele Menschen zusammenleben, die nicht nur an sich, sondern auch an andere denken müssen, weil es die Lebensweise erfordert, da wird es auch an Anregungen nicht fehlen. Täglich wird uns allen Ein- fchränknng gepredigt, täglich umlauern uns die widrigsten Sorgen, die Sorgen um das tägliche Brot, vielleicht ist es der Genossen- schaft, dem Zusammenschluß möglich, hier Wandel zu schaffen. Vielleicht kann durch den Engroseinkauf der Lebensmittel, die durch Verwaltung geregelte, von geeigneten Kräften erledigte Hausarbeit, eine Ersparnis erzielt werden. Ebenso wie die Heizung, die Badeversorgung, die Wäsche und r' Küche durch eine» geregelten Betrieb sachgemäß behandelt werden wird, so wird auch die Wohnungsreinigung in dieser Weise besorgt werden. Gemeinsame Kinderwartung der Kleinsten,- Beobachtung der Größeren gehört mit in dies Programm, das beliebig, den Bedürfnissen entsprechend, erweitert werden kann. Es ist ein trauriger Irrtum, wenn manche Männer annehmen, daß in solcher gemeinschaftlicher Wirtschast dos Familienleben leiden wird, die WirMchkeit lehrt, daß die meisten Zerwürfnisse von den k'rinlichen Sorgen des Alltags herrühren, daß meist da Hader und groenseitige Unlust zu finden sind, wo die Frau trotz ehrlicher Be- mübungen den doppelten Anstrengungen des Berufs und der Wirt-
schaft nicht gewachsen ist. Die Folgen sind stets die gleichen: die Frau verkümmert in körperlicher und geistiger Hinsicht, Mann und Kinder leiden darunter, ohne ihr helfen zu können. Die Koskcnverkeilung bringt Ersparnis. Sicherlich werden auch gewisse Ersparnisse gemacht werden können, es ist schließlich doch ein Unterschied, ob jede Familie eine eigene Küche einrichten und erhalten muß, oder ob sich die K o st e n auf eine Gemeinschaft verteilen, es werden auch in der Wohnung verschiedene Möbelstücke überflüssig werden, manche Dinge nicht angeschafft zu werden brauchen. Büfett und Anrichte sind solch überflüssige Möbel, Eßgeschirre für 12 Personen, Glas- waren für den Hausgebrauch gehören ebenfalls zu den entbehrlichen Gegenständen in einem gemeinsamen Haushalt. Dielleicht wird gerade die Erleichterung der Lebensführung dazu führen, so manch einen Hausstand zu gründen und Lebenskameraden zusammen- zuführen, die sonst an eine Lebensgemeinschaft nicht denken können. Auf alle Fälle wäre es einseitig gedacht, wenn man nun von dieser Reform des Wirtschaftslebens von Anfang an alles Gute verlangen würde, es ist vor allem nötig, selbst viel guten Willen, soziales Gefühl, d. h. Tterantwortlichkeitsgefühl mitzubringen, nur dann darf auf eine Verbesierung des eigenen Lebens, auf eine Erneuerung des Geistes gerechnet werden.
Das Ergebnis üer öezirksverorönetenwahlen. AuS den 2V Verwaltungsbezirken liegt jetzt das amtliche Er- gebnis der Verteilung der Bezirksverordneten- Mandate auf die Parteien vor. An den insgesamt 760 Mandaten sind die Bezirke und die Parteien so bereiligt:
einschließlich zwei Mandate„Dentschnationale Wäblerschaft". � 10 Mandate„Freie Vereinigung".") 11 Mandate„Ordnungsblock". 5 Mandate„Los von Berlin ". H 2 Mandate„Liste Heyn". 's 11 Mandat-„Wirtschaftliche Einheitsliste".
Seit vielen Jahren lebt der Angeklagte mit der Polizei in er- bitterter Fehde, er rempelt jeden Polizeibeamten an, um ihn dann mit einem einzigen Fau st schlage niederzuschlagen. Er hat bei seinen Kämpfen mit Polizeibeamten nicht weniger als 26 schwere Säbelwunden davongetragen.— Elliesen wurde im Jahre 1919 von dem außerordentlichen Kriegsgericht wegen eines Raubanfalles auf den Kaufmann Ferrer in der Culmftraße zu z e h n Jahren Zuchthaus verurteilt, entwich aber auf dem Transport und wurde wiederholt in gewissen Bars im Westen beobachtet. In der Rocht zum 19. September 1919 drang der frühere Kriminal- kommissar Behrendt mit mehreren Beamten in die Kolibri- Bar in der Motzstraße ein, in der Elliesen sich gerade in den Armen einer bekannten Filmdiva im Tanze wiegte. Als die Beamten zugriffen, schüttelte sie der Ringkämpfer mit einer kurzen Bewegung ab, so daß sie unter die Tische zwischen die Wein- flaschen purzellen. Als E. mit einem erhobenen Stuhl auf die Be- am.tcn eindrang, gab der Kommisiar einen Schuß ab, der E. in die Brust traf. Der Angeklagte lief blitzschnell in die Küche, wo er einen zweiten Schuß erhielt, erst ein dritter Schuß auf dem Hofe machte ihn kampfunfähig. Elliesen hat infolge der erlittenen schweren Ver- wundungen lange Zeit auf dem Krankenlager zubringen müssen. Vor Gericht behauptete E., daß er seinerzeit unschuldig zu 19 Jahren Zuchthaus verurteist worden fei. Der Kriminalkom- missar a. D. Behrendt habe ohne zwingenden Grund auf ihn ge- schössen, da er seinerzeit darüber mißgestimmt gewesen sei, daß er nicht Polizeipräsident geworden sei. Der damalige Kommissar Behrendt sei nur deshalb zur Sozialdemokratie übergetreten, da er den Ehrgeiz hatte, Polizeipräsident zu werden.— Der Gerichtsarzt Dr. L. Hirsch bezeichnete den Angeklagten als einen leichterreg- baren Menschen, dessen Wutanfälle sich lediglich gegen Polizeibeamte richten, also den typischen Fall von sogenanntem Blautoller darstellen.— Der Amtsanwalt beantragte 2 Jahre Gefängnis. Das Gericht beließ es bei 6 Monaten Gefängnis, da der Angc- klagte durch die erlittenen Verletzungen schon schwer bestraft sei.
Äer Mann mit Sem Slaukoller. Ein Kampf in der Kolibri- Dar. Unter ganz besonders strengen Vorsichtsmaßregeln wurde gestern der Ringkämpfer und Boxer Fritz Elliesen dem Amtsgericht Berlin-Schöneberg vorgeführt, um sich wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt zu verantworten. Elliesen gilt bei der Berliner Kriminalpolizei als einer der gememgefährlichsten und gewalttätigsten Verbrecher, der über große Kräfte verfügt, von denen er den Polizeibeomten gegenüber in brutalster Weise Gebrauch macht. f
wilöwest. Ein Poskamt überfallen und ausgeraubt. Große Aufregung herrschte gestern abend in dem stillen Havel - ort Ketzin . Gegen 6 Uhr abends fuhr plötzlich in schneller Fahrt ein mit 6 Männern besetztes Automobil in die Ortschaft und hielt vor dem Postamt, Die Insassen sprangen aus dem Kraftwagen heraus, eilten in das Amt hinein und zwangen mitvorgehal- tenen Schußwaffen die dort tätigen Beamten, sich nicht von der Stelle zu rühren oder Lärm zu schlagen. Die Ueberraschten konnten auch keinen Widerstand angesichts der stark bewaffneten Uebermacht leisten und mutzten ruhig zusehen, wie meh- rere Mitglieder der Räuberbande sich daran machten, die Geld» lassen und Wertzeichenbehälter zu plündern. Die Bande raffte schnell alles, was mstnehmenswert war, zusammen und sprang in den Wagen, der fahrbereit mit angekurbeltem Motor auf sie wartete, und jagte in wildem Tempo in der Richtung nach Berlin davon. Die Verfolgung gestallete sich beson- ders schwierig, da die Räuberbande fast sämtliche Telephon- leitungen und Telegraphendrähte zerstört hatte. Später erfuhr man, daß das Automobil mit den Räuber« noch in Kremmen gesehen worden war. Von dort aber fehlt von ihm j e d e S p u r. Da es keinem Zweifel unterliegt, daß es sich um eine Berliner Räuberbande handelt, wurde die Berliner Kriminalpolizei verständigt, die sofort alle Vorkehrungen traf, um die Spur der Bande weiter zu verfolgen, die 8 9 999 Mark ba» res Geld und' eine Menge Postwertzeichen, zusammen für unge- fähr 290—399 999 Mark, erbeutet hatte. Mitteilungen in dieser Angelegenheit nimmt das Raubdezernat in Zimmer 89 des Berliner Polizeipräsidiums entgegen. „Ausbeutung". Ein in Lübeck erscheinendes deutschnattonoles Btolt bracht« vor kirrzem folgende Notiz: ..Sozialdemokratische Kinderausbevtung. Zu den Berliner Stadtverordnetenwahlcn ließen die Sozmidimokrateu ihre Flugblätter und Stimmzettel vielfach durch Kinder, selbst kaum schulpflichtigen Alters, in den Häusern verleileu. Das ist sehr auffallend bei einer Partei, die doch sonst nicht genug über Kinderausbsutung zetern kann, wenn sie selche bei Angehörigen anderer. Parteien wahrzunehmen glaubt. Die so jugendlichen sozialdemokratischen Zettelausträger waren dabei keineswegs etwa befonders sorgfältig: im Geaenteil, sie machten sich die Sache oft recht beguem, steiwillige Hilfskräste waren es sonach wohl nicht. Aber freilich, die Löhne sind reck? hoch und Kinder wesentlich
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Fräulein.
Von Paul Enderling . Der einzige, der sprach, war Oberlehrer Sanders. Er erzählte Schüler- und Lehreranekdoten.- Alle waren dankbor. Er ahmte Professor Grunski nach.„Du weißt, Hermann, der Lämmergeier . Professor Grunski hatte einen seiner'be- rühmten Reinfälle erlebt. Ein Schüler hatte im Homer ge- treu der geheimen gedruckten Uebersetzung Flechten für Locken gesagt. Professor Grunski, der vollauf damit zu tun hatte, auf Ueberfälle aufzupassen, kannte Flechten nur als Krank- beit und protestierte dagegen. Resultat: donnernder Jubel der Unterprima und die Karussellfahrt des Zeigefingers um den pegonienroten Hals.»Der Gute bringt rosarote Froh- lichkeit'in den Ernst des Lebens. Man muß ihm dankbar fein, dem Lämmergeier ." „Otto, du solltest von deinem Kollegen nicht so vor seinen Schülern fprechen." Der Oberlehrer tot, als ob er nichts gehört hätte, und trank Hermann einen- ordentlichen Schluck zu:»Prost. Kammer- gerichtsreferendar!" »Du greifst den Ereignissen zu weit vor." tadelte Görke. Er hatte alle Ursache, jede Anfpielung aus Hermanns juristische Lausbahn mißtrauisch aufzunehmen. »Ja, darin bin ich Optimist," sagte der Oberlehrer.„Der Jugend traue ich alles mögliche zu. Sie hat ja tausend Wege offen." „Aber einen kann die Jugend doch wohl nur gehen," sagte Görke scharf.„Unst das sollte sie über den tausend nicht vergessen." X Die Tanten nickten eifrig. Sie nickten immer eiftig, wenn Görke sprach. Ihre Augen- bekamen dann jedesmal einen seltsam angestrengten Ausdruck, als dächten sie heftig über den Tiefsinn der Worte des Hausherrn nach. Hermann war dem Onkel im Grunde nicht dankbar da- für, daß er ihn in den Mittelpunkt geschoben hatte. Er sollte nachher mit dem Vater etwas besprechen. Er wußte schon, was diese„Befprechung" bedeutete. Aber er hob doch sein Glas gegen den Onkel.»Prost, Onkel Otto, auf den Weg!" Fräulein lächelte dem Oberlehrer zu. und Tante Berta potierte sich dies Lächeln im Gedächtnis auf,.Sollte der
Oberlehrer etwa- mit Fräulein anbändeln, mit dieser in die Familie Hineingeschneiten Person? Man konnte nicht wissen. Es waren schon die merkwürdigsten Dinge passiert, und es hieß, im Interesse der Familie natürlich, aufzupassen.-- »Wo warst du gestern?" fragte Julius Görke seinen Sohn, als sie nach dem Essen in sein Zimmer gegangen waren. Hermann setzte eine harmlose Miene auf.»Gestern?" »Ja, gestern abend." »Bei meinem Freund Prechtler." »Die ganze Nacht?" »Ich blieb bei ihm im Hotel." »Warum hast du nicht zu Hause übernachtet?" »Es wurde zu spät, und ich war zu müde—" »—' vom vielen Trinken." „Ja," sagte Hermann und versuchte ein leichtes Lochen. »Limonade höben wir nicht gerade geschlürft." »Du hast dir anscheinend von Onkel Otto angewöhnt, über ernste Dinge schlechte Scherze zu machen." Er rückte sich fester im Sessel zurechi.„Ich hasse diese Sauferei, das weißt du gut."' „Es handelte sich um keine Sauferei, Vater, sondern um ein harmloses Beisammensitzen zweier Komilitonen. Hast du das in deiner Jugend nicht auch gemacht?" Der Vater fuhr auf.»Wenn ich das in deinen Jahren getan hätte, wäre ich nicht, was ich bin." Hermann sah vor sich hin.„Ich tue das, was alle jungen Leute meines Alters tun, was sie zu allen Zeiten getan haben. Mag sein, daß das Unsitten und keine Sitten sind—" es sind Unsitten!" »Aber jedenfalls habe ich sie nicht dekretiert, Vater. Auch ich weiß bessere Unterhaltung und bessere Zeitausfüllung." Wieder überflog das seltsam alte Lächeln die Züge des jungen Menschen. Julius Görke brauste auf.»Ich lasse mich von dir nicht belehren." Hermann ging zu ihm.„Ach, daß du es doch tätest. Vater!" sagte er leise.«Daß du lerntest, daß ich etwas an- deres bin als das Menschengebilde, das du aus mir formen! möchtest! Ach, daß du dich um ein paar Jahrzehnte zurück- schrauben könntest und sehen, fühlen, wie du damals gesehen und gefühU hast." »Du irrst. Ich habe nie anders gefühlt." »Dann tust du mir leid, Vater." Seine Stimme zitterte. .Denn dann bist du nie jung gewejen."
Julius Görke sah zum Fenster hinaus. Draußen lief seine Enkelin vorbei mit den Kindern der Wirtsleute. Sie spielten„Greifchen". Julius Görke fühlte sich weich werden. Und um das nicht aufkommen zu lassen, sprach er schroffer. als er eigentlich gewollt:„Und woher hast du gestern das Geld zu der jugendlichen Feier gehabt?" Hermann zögerte einen Moment. Als er in d's harten Augen des Voters sah, sagte er ruhig:»Prechtler hat mich eingeladen." „Und morgen wirst du dich revanchieren?" »Vielleicht schon heute, Vater." „Und woher nimmst du dazu das Geld?" .Hermann senkte die Stirn und schwieg. „Run? Willst du deinem Vater nicht antworten?" »Ich bin kein Kind, Vater!" Julius Görke lachte.„So lang« du nichts selber ver, dienen kannst, bist du in meinen Augen ein Kind." »Ach, das Geld!" Hermann lächelle.„Das ist doch nur ein Vorurteil, Vater!" „Wie?" Julius Görke sah ihn starr an. Ihm war, als rüttle einer an den Säulen, die sein Dach trugen. „Ja, Vater; wirf es von dir. Wende dich wieder zu uns. Du siehst uns ja gar nicht mehr. Du und Mutter, was wißt ihr denn von euren Kindern? Wir sind wie Wachs. Mit Wärme und Liebe könntet ihr aus uns machen, was ihr wolltet: mit dem kleinen Finger könntet ibr uns umformen. Aber doch nicht mit Kälte, Vater... Du bist in tausend Dingen so klug! Fühlst du gar nicht, wie hier im Wichtigsten deine Klugheit ganz versagt? Ihr habt eine goldene Mauer um euch, die euch blendet. Alles andere bleibt euch verschlossen. Vater, Vater, mach dich doch nicht ärmer durch das Geld!" Görke sprang auf.„Du bist toll. Aber ich sage dir—" „Vater, sieh zu, was du sprichst." Sah der alte Mann da denn nicht, daß er um ihn warb, daß er nur seine Liebe wollte? »Du bekommst keinen Pfennig von mir, ehe du nicht über jeden Pfennig abgerechnet hast." Hermann hielt die Hände vor die Ohren, um nicht zu hören... Warum sprach der Voter immer von Geld, wo e r von Liebe sprach! „Ueber jeden Pfennig, hörst du?" Julius Görke faßte den Sohn am Arm und schüttelte ihn.» »Nein, Bater." Korts. folgt.)