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hang mit der rheinisch-westfälischen Schwerindustrie stehen. Um die Monopolisierung des Schleppdienstes auf dem Rhein- Herne-Kanal   durch großkapitalistische Unternehmer zu ver- dindern, ist dort gesetzlich das st a a t l i ch e S ch l e p p m o n o- p o l eingeführt worden. Für dessen Beibehaltung und Aus­dehnung auf weitere künstliche Wasserstraßen ist die konser- vative Landtagsfraktiou mit uns gegenüber den immer wieder- holten Angriffen der rheinisch-westfälischen Großindustrieoer- lreter auf das staatliche Monopol eingetreten. Wer diese Vorgänge kennt, weiß, daß die Ueberlieferung der Direktion über die Duisburg  -Ruhrorter   chafenanlagen auch der Anfang rom  Ende des staatlichen Schleppmonopols sein wird. Die faktische Herrschaft über die mit der Aufwendung von vielen Hunderten Millioneit Mark von den Stcuergeldern des Volkes her- gestellten Kanäle und über die auch sehr kostspieligen Rhein  - und Ruhrhäfen wäre damit einer verhältnismäßig kleinen Zahl riescnkapitaliftischer Unlernehmungskonzerne über- tragen. Daß dies auch von tiefgreifendem Einfluß auf unsere Eisenbahnen fein würde, versteht sich ohne weiteres. Die Tarife für die Benutzung der Hafenanlagen, der Anschluß- gleise, Kräne, Kipper usw. sollen von der projektierten privat- kapitalistischen Häfenbetriebsgefcllschaftfestgelegt" werden! Das alte Regime bat durch die staatliche Häfenverwal- tung und das staatliche Schleppmonopol die Aufrichtung eines privatkapitalistischen Monopols wenigstens in diesem Schlüsselpunkt unseres Binnenwasserstraßenoerkehrs ver­hindert. Sollen in dem republikanischen Preußen und Deutschland   die privatkapitalistischen Monopolisten ihr Ziel erreichen? Man bleibe uns vor allen Dingen mit Befchwichtigungserklärungen vom L e ib e! Auf die gestellten Anfragen müssen klare, u n- zweideutige Antworten gegeben werden Ein öemokrnnsches Hekenntnis. Qfcaktionsführuug, wie sie unglücklicher Nichtsein kann." Die politischen Vorgänge der jüngsten Wochen sind nicht nur wesentlichen Teilen der Bevölkerung ein Buch mit sieben Siegeln geblieben. Auch in ernsthaft orientierten Kreisen ver- sucht man noch heute vergeblich, im besonderen die politische Haltung der D e m o k r a t e n zu verstehen. Aber es ist durch- aus nicht immer richtig, hinter politischen Handlungen einen politischen Gedanken zu vermuten! Wie weit das gerade auf die Demokraten zutrifft, zeigt in aller Deutlichkeit dieFrank- furter Zeitung", die sehr offen, und sichtbar vom besten Willen getrieben, in einem Leitartikel dazu Stellung nimmt. Sie meint, daß das Vertrauensvotum das für das zweite Kabinett Wirth abgegeben worden sei, die ganze Sinnlosigkeit der jüngsten Kabinettskrise beweise. Sie sei im besonderen d u r ck die Demokraten herbeigeführt worden und habe doch nur die Wirkung gehabt, daß sie drei Wochen lang die Be- völkerung von der Beschäftigung mit den wirklich drängenden Problemen unserer Lage und die Regierung von der inten- sioen Arbeit cm diesen abzog. DieFrankfurter Zeitung  " meint dann weiter: Geändert hat sich lediglich eines: die Demokratische Partei   ist aus der Regierungskoaliiion ausgeschieden, sie ist auch in dem Kabi- nett nicht mehr vertreten. Sie h»t sich selbst ausgeschaltet, dank einer Fraktionsführung, wie sie unglückseliger nicht gedacht werden konnte, im letzten, das darf nicht unausgesprochen bleiben, bestimmt durch eine die Deutschdemokratische Reichstagsfraktion seit langem beherrschende unglückselige Neigung zur Li- ierungmitderVolkspartei.diedie Politik der Fraktion in diesm ganzen Wochen in einem Grade beeinflußte, daß sie den Rück- weg zu einer eigenen Politik auch dann nicht mehr fand, als durch die Bolkspartei selbst schon jede Möglichkeit der großen Koalition be- seitigt war. DieFrankfurter Zeitung  " meint, daß die ganze Krise für die Regierung vielleicht eine eigenartige Wirkung gehabt Hab«, die nämlich, daß sie jetzt unter Umständen homogener geworden sein kann, als zuvgr. Hierzu sagt sie, daß dies insbesondere bei den Finanz- Problemen zum Ausdruck komme, denn hier habe die demo-
Die Hornbrille unö der Limburger. Von Julius Kreis  . Auf dem Schreibtisch des Poeten lagen dicht beisammen eine schwarzeingefaßte Hornbrille mit runden Eulenaugen und noch in Papier   eingeschlagen ein Limburger Käse. So stark der Geist auch wirken mag: selbst Poeten bestehen aus Kopf und Magen, aus Hornbrille und Limburger Käs. Die Hornbrille ist für den Geistigen von heute das, was für die veraltete Generation von Poeten Schlapphut und Samtjacke Kuß der Muse war. Der Limburger hingegen, das ist der Kranz, der sozusagen von der Mit- und Nachwelt nicht geflochten wird. Die Hornbrille rückte ein bißchen vom Limburger weg.Wissen Sie," sagte die Brille,ich bin ja Radikalsozialist bis ins Gestell, aber Sie werben mir ein bißchen zu penetrant für die Diktatur des Proletariats." Ha?" fragte der Limburger verständnislos und rührte sich ein wenig aus seiner Jn-Sich-Dersunkenheit:Wer strn denn nachher Sie?" fragte er mißtrauisch die Hornbrille. Ich bin sozusagen die Trägerin der geistigen Kultur unserer Zeit," blitzte die LrRe.Ich bin»die Inkarnation des Intellektuellen, des Spirituellen, ich bin..." A Ärampfhenna!" sagte der Limburger im Brustton der veber- zeugung und kannte sich schon aus. Wie meinen Sie?" tat die Hornbrill«, darauf bedacht, ihr Wissen um Welt und Wort zu bereichern. Krampfhenna? sagen Sie, was ist das? Ich finde diese« ge- ballte Wort außerordentlich zielgesteilt für mein Wesen. Es klingelt!" Dem Limburger wurde unbehaglich.Wer Sie stm' moan i'?" fragte er nochmnl voll der Abneigung, die der Eingesesiene allem Zuagroasten" entgegenbringt. Ich bin die Hornbrille des Dichters Alois Camille Henry Schubdrexler, gesprochen Schübdreßlel" A so!" sagte der Limburger verblüfft.Zu a ran Dichter g'hör'n Sie!" Tjawoll!" klapperte die Hornbrille stolz.Kennen Sie denn nichtdie sieben Gesänge an den toten Mond" oder seinGestelltes Blinddarmabendlied"? Der Limburger brummelte ein verlegenes: Raa, is mir nix bekannt". Die Hornbrille tot von oben herab und kühl:Sie scheinen zur Kunst nur sehr entfernte Beziehungen zu haben. Wie kommen Sie eigentlich zu'unserem göttlichen Camille?" Der Limburger lachte, so daß er nur so schwabbelte. Wia i zu eahm kimm? fragte er.I bin do sei' Anteil, den wo er allweil beim Kramer Wiesinger holt. Zahlt bin i aa no net!" Sein Anteil!?" murmelte nachdenklich die Hornbrille, und weil sie gar nicht mehr ander» tonnte als in Literatur zu denken, so sagte sie noch einmal:Schicksal und Anteil! So sollen Sie also in unfern BundDie Entflammten" aufgenommen werden?"Na i g'hör
kratische Fraktion die Vertreter ihrer äußersten wirtschaftlichen Rechten in einem Maße dominieren lassen, daß es den Fort- gang der Dinge wahrhaftig nicht erleichterte. Es sei sehr möglich, daß Zentrum und Mehrheitssozialisten sich jetzt leichter verständigen. Treffender als es dieFrankfurter Zeitung  " tut, kann das Verhalten der Demokraten nicht gekennzeichnet werden. Die Demokratische Partei   leidet eben an einer schweren inneren Krankheit, und sie wagt es nicht, zu einem Arzt zu gehen. Sie versucht seinem schonungslosen aber ehrlichen Urteil auszn- weichen und zieht es vor. heimlich zu allen möglichen Queck- salbern zu laufen. Ob die Deutsche Volkspartei   als Schäfer Ast Interesse daran hat, ihren Patienten bald gesund zu machen?__
Lvikth gegen üie Ketastrsphenpolitiker. In seiner gestrigen Rede in Karlsruhe  , über die wir heute morgen berichteten, kam der Reichskanzler Dr. Wirth auch auf die kritischen Tage vor der Bildung des neuen Rcichs- kobinetts zu sprechen. Ueber seine Bestrebungen, dieGroße Koalition" zusammenzubringen, führte der Reichskanzler das folgende aus: Die Politik der mittleren Linie, der wir bereits seit Weimar   folgten, war auch die Politik der letzten Tage. Ich stand in den Anfängen jener Bestrebungen nach einer breiten K o- alition der Mille ovn Scheidemcmn bis zu Stresemann  . Es war ein schönes Ziel, und es war erreichbar. Die Grundlagen waren im wesentlichen schriftlich fixiert. Es hat aber geheißen, erst müsse der Kanzler gehen. Es ist merkwürdig, daß dieser Wunsch, der erstrebenswert ist und bleibt, nicht-zustande kam, als des Vater- landes Not am größten war. Ich war nicht das Hindernis. Ich habe erklärt, wenn das der Fall sei, dann solle ein anderer an die Stelle treten. Allein der Zeiger der Stunde für den Frist- ablouf rückte vor und keine Annäherung der Geister kam zustande. Das politische Chaos dämmerte herauf. Das war das Ergbnis der langen Besprechungen. Schließlich erging der Ruf des Reichspräsidenten   wieder an mich. Ich habe nicht P a r- t e i e n, sondern Männer befragt, d,e dann mit mir vor den Reichstag   getreten sind, und wir haben eine überraschend große Mehrheit erreicht. Es ist schm erzlich gewesen, von manchen Ab- schied zu nehmen. Ich habe im Reichstag erklärt, das Wiederaufbau- Ministerium steht offen. Rur   enger Partei gcist kounte die Tür schließen für den Wann, dem wir doch viel verdanken in der An- knnpfung mit dem Ausland." Im weiteren Verlauf seiner Redet wandte sich Wirth mit aller Schärfe gegen die Separationspolitik des Bauern- Doktors Heim. Hierüber sagte er: Dr. Heim hat die Lostrennung Bayerns   vom Reich seinerzeit in einem Artikel de«Bayerischen Kuriers" verlangt. Für diesen Gedanken haben wir kein Berständnis. Haltet die Augen offen in den Staaten, nicht nur äußerlich, sondern mit ganzem Herzen, denn es Ist Eeuer Staat und Eure Heimat, d!e wir, wie wir hoffen, retten und einer glücklichen Zukunft entgegenführen werden!" Zum Schluß setner Ausführungen besprach Wirth die gegenwärtige Wirtschaftslage Deutschlands  , und er er- klärte dem Wuchertmn den Krieg. Die künftigen Aufgaben der deutschen   Reichspolitik wurden in folgenden Ausführungen umriffen: Eine Welle des Wuchers geht durch das deutfche Dolk. Aber je mehr die Staatsautvrität angegriffen wird, und je mehr sich politische Parteien vor der Berantwortung scheuen, desto größer wird die Ausbeutung des arbei- tenden Voltes. Das Gebot der Stunde ist die Zusammenfassung von Besitz und Arbeit, in jenem Jahrtausende alten chrisllichen Geiste der Annäherung aller Kreise und Stände, die uns allein befähigt, den dornenvollen Weg zur Rettung unseres Belkes zu gehen. In diesem Geiste müsien wir auch unser Aeußerstes zur Rettung derer tun, die unter der wirffchasttichen Rot zu erliegen drohen. Während auf der einen Seit« es zu den dringendsten Aufgaben der neuen Regierung gehören wird, der Geldentwertung durch«ine grundlegende nene Ordnung der Gehälter der Fest-
zur Brotzeit." sagte der Limburger bescheiden. Die Hornbrille seufzte:Du lieber Gott  ! Wie sollen Sie in Ihrer naiven Robust- heit mid Körperlichkeit jemals unfern Camille anregen? Wie soll aus Ihnen Gust von seinem Geiste werden?" Der Limburger sagte nichts mehr. Er dachte nur noch: Spinnats G'stelll" Dann sank er wieder in seine Bersunkenheit zurhck. Der Dichter kam und hob die Hände zum lecker bereiteten Mahle, beizte den Limburger mit Salz und Pfeffer und einverleibte sich ihn Stück für Stück. Das war zu viel für die Hornbrille.Schau au au der- Haft!" ächzte sie noch. Dann wurde sie irre an Dichter, Welt und Geist, und als Camille sie eben auf die Nase setzen wollte, da faßte sie schwerste Melancholie. Sie entglitt jäh seinen Fingern, haucht noch einmal etwas vonNichtÜberleben" und stürzte sich in die Tiefe. Klirrdibirr klenk, da lagen die Scherben. Was bleibt einer anständigen Hornbrille auch anders übrig als Selbstmord. Man kann ihr wirklich nicht zumuten, in einer Sozietät mit Limburger Käse zu atmen....
Volksempfindcu und Künfllerempsinden. Die von der Verteidi- gung im Gurlitt-Prozeß geladenen Sachverständigen, Karl Bulcke, Bernhard Kellermann   und Edwin Redslob  , haben folgende Erklärung abgegeben: Das Gericht ging bei seiner Urteilsbegründung davon aus, daß ein Zwiespalt zwischen künstlerischer Auffassung und dem vom Ge- richt zu vertretenden Bolksempfinden bestehe und daß lediglich das Dolksempfindcn bei der Urteilsfindung zu entscheiden gehabt habe. Diese Auffassung erscheint uns als eine kulturelle Gefahr. Das Bolksempfinden eines Kulturstaates läßt sich nicht von der Welt- anschauung seiner Künstler trennen. Jede Schassung eines Zwie- spaltes richtet sich nicht nur gegen die Kunst, sondern gegen die Gesamtheit des Volkes____ Wir kämpften dafür, daß man die Ehr- lichkeit des künstlerischen Willens anerkennen soll, auch wo er mit Problemen ringt, welche Sitte und Gewohnheit in das Dunkel zu verschieben suchen. Es erschien uns daher bei den Werken, über die wir uns vor Gericht zu äußern hatten, durchaus nicht als ver- dammenswert, daß die freie Ehrlichkeit des Künstlers vor erotischen Problemen nicht zurückschreckt. Gerade der Künstler ist imstande, sie zu besreien aus dem Bereich des Uneingeftandenen____ Durch diese Erklärung wollen wir erreichen, daß die Oeffent- lichkeit die Berechtigung unseres Standpunktes prüft, sich also mit der Frage auseinandersetzt, ob die Kunst in unserem Lande um ihrer selbst willen wahrhaft gewollt, oder nur io weit geduldet sein soll, wie es einem vom Volksempfinden längst als veraltet anerkannten Gesetz beliebt." Zentral-Theater: Das Detektivmädel. Das ist, sage und schreib«, die elfte Operetl«, die sich jetzt aus den Berliner   Brettern austobt. Kein Wunder, wenn das geistige Niveau des großstädtischen Publi- kums von Stufe zu Stufe sinkt. Die Quantität schlägt die Qualität tot. Die Librettisten geben sich nicht einmal mehr die Mühe, eine
angestellten und Beamten Rechnung zu tragen, muß auch aufs schnellst« alles getan werden, um dem ungeheuren Elend der Kleinrentner und Invaliden zu steuern. Die neue Re- gierung wird auch den Kampf gegen den Wucher aufnehmen, in der sicheren Erwartung, daß man ihr dabei nicht in den Rücken falle. Geben wir das letzte her an Arbeitskraft zur Rettung des Vaterlandes!" Die Ausführungen Wirths über das drohende Chaos be- deuten zugleich einen schweren Borwurf gegen die unverständ- liche Politik der Demokraten.
Semerkenswerte �bftimmungsmsmente. Nach dem jetzt festgestellten Ergebnis über die am Mitt- wochabend anläßlich der Regierungserklärung über Ober- fchlefien im Reichstag vorgenommene namentlich� Abstim- mung haben die volksparteilichen Abgeordneten S t r e f e- mann, Heinze und die Aogeordnete O h e i m b sowohl bei der Abstimmung über den Antrag Wels-Marx, w.e auch bei der über den gemeinsamen Antrag der Rechts- Parteien, den Plenarsaal verlassen. K a r d o r f f und R a u m e r, die bei der Entscheidung über das Londoner  Ultimatum sich für das Kabinett Wirth erklärten, stimmten diesmal gegen den Antrag Wels-Marx, dagegen f ü r den Antrag der Rechtsparteien. Die demokratische Frak- tion stimmte geschlossen für Wirth, mit Ausnahme des Abgeordneten Brodauf, der sich der Stimme enthielt. Vom Zentrum stimmten alle Abgeordneten, bis auf Her- f ch e l(Breslau  ), der die Annahme der Genfer   Entscheidung ablehnte, für die neue Regierung. Die Bayerische   Volks- partei, soweit sie überhaupt vertreten, übte Stimmenthaltung. Eisenberger und Bachmeyer als einzig anwesende Vertreter der Vauernbündler lehnten den Antrag Wels- Marx ab. Geschloffen stimmten nur die K o m m u n i st e n und die Deutschnationalen gegen das Kabinett Wirth.
?n Zen Hahnen üer Kahr-�olitik! Auf dem Parteitag der Bayerischen Volkspartei   hielt gestern der bayerische   Ministerpräsident Graf Lerchenfeld  eine längere Rede, die in folgenden, von der bayerischen Rechtspresse mit Jubel begrüßten Ausführungen gipfelten: Die Regierung Lerchenseld wandelt in den gleichen Dahnen der Politik der Regierung Saht. Der gute bayerische   Kern, der in Herrn von Kohr steckt, glaub« ich, st e ck t a u ch i n m i r. Auch das Kabinett Lcrchenfeld will unbedingt Ruhe und Ordnung im Lande. Die Ruhestörer dürfen nicht mit falscher Humani- t ä t behandelt werden. Ich bin der Ansicht, daß wir nicht in den Fehler verfallen dürfen, daß wir einfach au« gutem Herzen die Leute herauslassen, die jetzt schon in den Festungen sl?oller! Die Red.) und Gefängnisien nichts anderes tun, als den Sturz der Gesellschaft und die Rache vorzubereiten, und diesen For- Gerungen nachgeben." Im gleichen Geist waren Lerchenfelds Ausführungen gegen die Sozialdemokratie gerichtet. Er betonte die Not- wendigkeit, gegen die sozialistischen   Parteien klar einen Trennungsstrich zu ziehen, und hob triumphierend her- vor, daß die Sozialdemokratie auch dort, wo sie zur Herrsch«' gekommen sei, ihr Programm zu verwirklichen nicht in de Lage sei. Ziemlich unverhüllt wandte sich Lerchenfeld fchließli- gegen die Weimarer Verfassung  , derenFehler". wie er sagte, auf verfassungsmäßigem Wege beseitigt werden müßten. Lerchenfclds Rede bedeutet die Abkehr von seiner bis- herigen Politik. Unsere Genossen in Bayern   traten der Re- gierung Lerchenfeld zunächst mit abwartender Neutralität gegenüber, hatte doch Lerchenfeld in seiner Antrittsrede Worte gesprochen, aus denen man auf eine enffchiedene Abwendung von den Pfaden Kohrs zu schließen berechtigt war. Damals sprach Lerchenfeld von der Tür, die jedem, gleichgültig welcher Partei er angehöre, offenstehe, der mit ihm über politisch? Fragen diskutieren wolle. Heute betont der Ministerpräsident die Trennungslinie.
noch so bescheidene Operettenhandlung zusammenzuflicken. Haupt- fache ist für sie, möglichst viele amüsante Schnoddrigkeiten und an den Haaren herbeigezogene Verwände für ultra-modern« Hüpfereien zu erfinden. Auch die Musik verflacht in bedenklicher Weife. Aver weder der Direktor und Spielleiter Dr. Zickel, noch der Komponist Leon Iessel, noch der Librettist. noch ihre Kollegen von den übrigen zehn Berliner   Operettenbühnen tragen an diesem Nieder- gang die Hauptschuld. Hier gil: Werfels Paradox:Nicht der Mörder, der Ermordete hat schuld". Das Publikum trägt die 5>auptveraMwortung. Jedes Publikum hat eben die Kunst, die es verdient. Ueber dieHandlung" des DetektiomSdels könnt« wohl nur der Verfasser Aufklärung geben, und auch das ist nicht ganz sicher. Die Musik zeichnet sich hin und wieder durch flotte Märsche aus. Das Ensemble gab sich redliche Mühe, Witz und Schwung in die Sache zu bringen, und da zwei erstklassige Operettenstars, M o l l y W e ff e l y und Lea S e i d l. dabei waren, wurde die Claque durch das zahlende Publikum übertrumpft. Der Luxus der Ausstatwng wirkt in der jetzigen Zeit herausfordernd. Hunderttaufende werden für Kleider, Mäntel, Pelzwerk über deren Provenienz der Theaterzettel detaillierte Angaben enthält hinausgeworfen, aber für die Renovierung des schmutzigen Bühnenvorhanges ist ort- scheinend kein Gell» da. D. Sch. Ein Staatsexamen im Eierlegen. In den nächsten Tagen werden sich aus allen Teilen des britischen Reiches Tausende von Hühnern in London   zusammenfinden, um hier unter den Augen einer Prü- fungskommission eine Probe ihrer Leistungsfähigkeit im Eierlegen zu geben. Der Wettbewerb wird in der letzten Oktoberwoche feinen Anfang nehmen und sich über 14 Tage erstrecken. Sein Zweck ist die Feststellung der besten Legerassen. Die ausgesetzten Preise schwanken je nach dem Ergebnis der Konkurrenz zwischen Iv und 500 Pfund Sterling.. Wie wichttg solche Feststellungen sind, ergibt sich aus der Tatsache, daß die Eiererträge der Zuchthennen in den letzten 20 Iahren nahezu eine Verdoppelung erfahren haben.
(krttaufführungen der Woche. Dieust.: SussipielbauZ:.Peter Breuer". Mittw.: Tb. am Nollendorfplasi:.Die Ehe im Kreise". Dann.: Deutsch  . Kflnstlerlh.:.Derbcil. AmbrosinZ". Kreit.: Schauipielhaus Potsdam:.Jedermann". Sonnab. i Schlojjparklheater:.Das Konzert". Urania  -Vorträge. Montag, Donnerstag:.Im Flugzeug zum Monde": Dienstag. Freitag. Sonnabend:.Die Wunder des Schnee schubs". Mittwoch spricht in der Reihe der Gelebrtciwortrögc Eduard Mörikc über:.Musik und Naturempfindung'. Sonntag: .Die deutsche Donau  ". Kunstchronik. Frlh Gurlitt eröffnet am 1. November eine Ausstellung von Zeichnungen und Aquarellen OScar Kokoschkas. Tie November. g r u p p e eröffnet ihre Ausstellung am 1. November, 11 Uhr, bei Altmann, Lützowuser 13. Di« Angst vor Schaljapin  . Wahrhaft grotesk gebärdet sich die ftanzösiiche Bourgeoisrepublik aus Furcht vor Bolschewistenansteckung. Der russtiche Sänger Schaljapin   wollte in Frankreich   zugunsten der Hungernden in Rußland   ewige Konzerte geben. Die sranzöfische Regierung hat ihm jedoch die Einreiseerlaubnis verweigert!