auch an andere Dinge gedacht hat als den kommenden Welt- krieg von 1914, so hat es nach Ludendorff fem Schicksal ver- dient. Denn natürlich ist dieser Krieg uns nur aufgezwungen �worden, wir selber konnten gar nichts dafür. Deutschlands � Beruf scheint nach Ludendorff eben gewesen zu sein, einmal allein einen Krieg mit der ganzen Welt zu führen. Und deshalb haben nach Ludendorff alle ein Verbrechen be- gangen, die nicht seit 1879 den letzten Blutstropfen deutscher Kraft in den Dienst dieses kommenden Weltkrieges gestellt haben— also im Grunde das ganze Volk: „Das Volk kam auf eine abs)üssige Bahn und glitt immer tiefer. Der Volksgeist wurde auf die kommenden Er- cignisse nicht vorbereitet und nicht gestählt." Daß es nur die säbelrasselnde Politik Wilhelms gewesen ist, die Deutschland schließlich in eine Situation brachte, wo es mit der ganzen Welt kämpfen mußte, daß eine v e r n ü n f- t i g e Politik Deutschland hätte Freunde erwerben und das Zustandekommen einer so übermächtigen Koalition hätte oerhindern lönnen, dafür fehlt Ludendorff das Be- griffsorgan. Er sieht nicht, daß der Militarismus des alten Systems erst die Gefahr über Deutschland herauf- beschworen hat; ihm waren wir immer noch nicht milita- ristisch genug. Die Ententekoalition von 1914 ist für Luden- dorsf eine von vornherein feststehende Größe, gegen die wir rüsten mußten. Aber die Koalition gegen Deutschland ist entsprechend den Rüstungen Deutschlands und stärker alsdiese gewachsen. Sie wäre mit weiteren Rüstungen noch stärker geworden. Um seine Konstruktion hatten zu können, muß Ludendorff schließlich das alte S y st e m Wilhelms in seinem Wesen als schlapp und pazi- fistisch hinstellen. Wer so argumentiert, der gleicht dem Be- trunkenen, der behauptet, er sei nur deshalb in den Graben gefallen, well er zu wenig getrunken habe. Auf wieviel Schiefheiten und willkürlichen Konstruktionen die ganze Anschauung Ludendorffs aufgebauscht ist, das läßt sich im Nahmen eines Artikels kaum darstellen. Auf Seite 47 zum Beispiel schildert Ludendorff die angeblich weit» fremde, pazifistische Verträumtheit der Deut- schen mit folgcnoen Worten: Wir glaubten an die Ilnverlchllchkeit völkerrechlllcher Ab- machungen, die für andere nur Nützlichkeit? maßnahmen auf Zeit waren. Offenbar hat der Durchmarsch durch Belgien , den Ludendorff auf Seite 6? verteidigt, dieses Urteil Ludendorffs hervorgerufen! Wo Ludendorff auf die Kriegsgeschichte eingeht, kommt es ihm auch nicht darauf an. zu seiner Rechtfertigung das Gegenteil von dem zu schreiben, was seine eigenen D o k u m e n t e" in den amtlichen Aktensammlungen ergeben. Alle Versuche der politischen Leitung und des Reichstages, rechtzeitig zu einem Ausgleichsfrieden zu gelangen, haben nach Ludendorff die Kriegführung geschwächt. Daß aber die Oberste Heeresleitung am 28. September 1913 die Parole„sofortiger Waffenstillstand" ausgab und mit aller Kraft auf ihre Ver- wirklichung drängt«, das ist nach Ludendorff ganz unschädlich gewesen. Dabei weiß jeder, der an der Front gewesen ist, wie das Wort„Waffenstillstand" aus die ermüdeten -und cyn Ende ihrer Kraft angelangten Truppen wirkte. Von solchen Widersprüchen wimmelt das Buch Der Ludendorff. der am 1. Oktober 1918 verzweifelt nach Waffenstillstand innerhalb 24 Stunden schrie, der kopflos und erregt in die Besprechungen beim Kaiser hineinplatzte, der sich so aufführte, daß sein politischer Beauftragter an das Auswärtige Amt telephonierte:„Hier hat man vollkommen die N e r v e n v e r l o r e n", dieser Ludendorff ist jetzt von Luden- dorsf selber hinwegeskamotiert. Dagegen behauptet Luden- dorff auf Seite 309, die Oberste Heeresleitung habe vor der bedingungslosen Annahme der 14 Punkte Wilsons gewarnt. Erst vor wenigen Tagen hat der„Vorwärts" den von der Obersten Heeresleitung damals ausgearbeiteten Entwurf einer Rote an Wilson abgedruckt, die in ihrem Wortlaut und in ihrem Zusatz sich ausdrücklich auf den Boden der 14 Punkte
Mchtliches wilö. Von Poldi Schmidt. Viele Menschen pflegen die wirtschaftliche Lage an Hand des Kurszettels zu verfolgen, anderen wieder ist der Strahenbahntaris ein untrüglicher Maßstab für die Fortschritte im Preisabbau. Weiter ist die Frequenz jener die ganze Nacht geöffneten Lokale im Polizeipräsidium abhängig von der Lage im Wirtschaftsleben, während andererseits die Polizei jetzt wieder emsig nach Lokalen forscht, welche die Polizeistunde unerlaubterweise überschreiten. Auch ein Zeichen der Zeit, die leider auch der Mitwelt keine Kränze flicht. Aber es gibt Ausnahmen und sie sind nicht gering. Wie in den Tagen der Kriegsgessllschaften und Zwangsbewirtschaftung, da es ein wahrer Segen war, mit der Rechtschäffenheit nichts ge- mein haben zu müssen, wird jetzt wieder viel und vielerlet Geld verdient, wird dieses Geld in nächtlichen Lokalen auf seine viel- gerühmten Vorzüge hin erprobt. Es handelt sich da vornehmlich um jene Gattung vornehmer Leute, die den Namen„Schwervcr- diencr" keineswegs verdienen: dazu verdienen sie zu leicht. Die Polizeistunde, obgleich schon ganz erheblich in die Länge gezogen, reicht noch nicht aus, um den Devisenjobbern, Effektenpiraten und Warcnbremsern Zeit genug zu ihren Umsätzen in Werten zu lassen, die an der Börse nicht gehandelt werden dürfen. Jawohl, die Zeit der Schieber und der Schleichhändler ist dahin, heute wird nur noch reell verdient, da läßt sich gar nichts dagegen sagen oder tun. Jede Zeit hat ihre Konjunktur und je dr— olliger die Zeit ist, desto weniger anrüchig sind ihre Gewinnchancen. Die Welt ist rund, die Kurse steigen, und man muß die Feste feiern, wie die Mark fällt. Als ein Zeichen der Besserung darf«s vielleicht gelten, daß nicht mehr der heimliche Bankhalter, sondern der heimliche Kapellmeister das Spiel in den Nachtlokalen leitet. Man hat zu wenig Zutrauen zu der Konjunktur, um das Geld bei der Spielbank anzulegen, und man hat seine Gründe, es der Spar- kasse nicht anzuvertrauen. Diese Leute von heute, bei denen das Geld keine Rolle spielt, können nur durch ihr Geld eine Rolle spielen, und da die Klubs und Salons sich langsam wieder auftun, da die gute Gesellschaft sich zu konsolidieren-beginnt, werden die polizeiwidrigen Lokale zu nächtlichen Heimstätten für den Reich- tum vom Tage. Das arbeitende Volt hingegen macht von der verlängerten Nacht wenig Gebrauch. Die kleinen Kneipen, die Volkskaffee- Häuser schließen wochentags freiwillig um die Mitternachtsstundc, weil ihnen die Gäste fehlen. Kohlen- und Lichtkostcn rentieren das Offenhalten nicht, hier kommen Uebcrschreitungen der Polizei- stunde ga? nicht mehr in Frage. Hat man aber Mut genug, sich nach Ablauf der Geisterstunde in die kleinen Seitenstraßen der Großstadt zu begeben, die im Norden, Nordosten oder im Bereich des Stadtgürtels liegen, dann braucht man nur ein paar Minuten
stellte. Aber was soll man schließlich anderes von einem Mann erwarten, der auf Seite 6 seines Buches erklärt, daß Deutschland auf dem Schlachffelde nicht besiegt worden sei, auf Seite 221 und 223 dagegen mit dürren Sätzen die Niederlage auf hem Schlachtfelde eingesteht, der es sogar fertig bekommt, auf ein und< derselben Seite seines Buches(219) oben dem Reichskanzler Vorwürfe zu machen, daß er die von der Obersten Heeresleitung verlangte „Friedensoffensive" nicht genügend unter. stützt habe, etwas tiefer aber über das pazifistische Denken der Sozialdemokratie sich entrüstet! Jede Sache ist eben für Ludendorff so, wie er sie im jeweiligen Zusammenhang braucht. Braucht er sie an anderer Stelle anders, so muß sich die Tatsache ändern. Denn für Ludendorff gibt es nur eine Wahrheit: Seine Schuldlosig- keit. Wenn die Tatsachen damit nicht im Einklang stehen, denkt er gleich jenem französischen Philofophieprofesior„um so schlimmer für die Tatsache n". Der an das Komman- dieren gewöhnte Feldherr befiehlt den Taffachen, daß sie so zu sein hätten, wie Herr Ludendorff sie nachträglich zu haben wünscht. Aber die geschichtliche Vergangenheit läßt sich nicht kommandieren, auch von Ludendorff nicht. Seine verzweifel- ten Rechtfertigungsversuche lassen nur den Abstand immer größer erscheinen, der den Charakter Ludendorffs von dem Charakter eines großen Mannes trennt.
die Steuerflucht öer �ohenzollern. Die juristischen Berater des vormaligen Königshauses, die auch sonst nicht immer gerade eine glückliche Hand gehabt haben, bemühen sich jetzt reichlich ungeschickt unter Benutzung eines bekannten Berliner Korrespondenzbureaus nachzuweisen, daß die Hohenzollern n i e an Steuerflucht gedacht haben. Be- kanntlich hat das Prinz Eitel auch nie getan, obwohl er des- halb gerichtlich verurteilt wurde. Die Berater behaupten, die von uns festgestellte Abbuchung von IVMillionenMark aus den 25 Millionen Mark Jahresreingewinn für 1920 der Hohenzollernschen Hofkammer sei eine ganz harmlose An- gelegenheit, die im§ 59a der Novelle zum Reichseinkomrnen- steuergesetz ihre Begründung finde. Das stimmt schon des- wegen nicht, weil die Hofkammer wie bisher so auch diesmal in ihren Betriebsausgaben schon Summen zur Nachholung der in der Kriegszeit unterbliebenen Bauten und zur Wiederauf- füllung von Vieh, Geräten und Dünger vorgesehen hat! Selbst» verständlich bedarf die Frage, ob die Hofkammer doppelte oder einfache Buchführung benutzt, noch der Nachprüfung der zuständigen Finanzämter. Dabei werden wir gern helfen, soweit es in unserer Kraft steht. Schon heute müssen wir aber darauf aufmerksam machen, daß die auch jetzt wieder von dem Kronjustitiar verbreitete Behauptung falsch ist. daß alle Ver- fügungen der früheren Hofbehörde über Geldmittel der Mit- Wirkung des Finanzministers bedürfen. Die A u s f ü h r u n g s- Vorschriften zu den Beschlagnahmeverordnungen besagen ausdrücklich, daß das vormals königliche Hausministerium im Rahmen des Etats selbständig handeln darf. Die neue Steuer» technik der Hofkammer ist übrigens dafür ein Beweis, denn von ihr hat das preußische Finanzministerium als zuständige Aufsichtsbehörde bis zu unserer Veröffentlichung nicht das Geringste gewußt. Wenn die juristischen Berater des vormaligen Königs- Hauses behaupten, daß bei den Hohenzollern niemals eine Steuerhinterzehung vorgenommen, vorbereitet oh er beabsichtigt worden sei, so sprechen sie ein großes Wort gelassen aus. In den Akten der Hofkammer heißt es einmal bei der Feststellung, welche Kreise für das Steuerjchr 1919 von hohenzollernschen Hofoütern Steuern verlangt haben, wörtlich von all den Kreisen, die dies nicht getan haben:„Da sie das bis jetzt nicht ge- tan haben, werden sie es wohl überhaupt nicht mehr tun und ichwürdean dieseFragenichtrühren..." Ist das nicht zum Mindesten bewußtes Verschweigen einer Steuerpflicht, mit anderen Worten: Lorbereitung einer Steuer- Hinterziehung?
verborgen zu warten, um zu sehen, wo der Zimmermann das Loch ließ für späte Gäste. Selbst der Doppelposten der Schupo geht hier nur im Schleichschritt vorbei, um durch vorzeitiges Einschrei- tenmüsfen das nächtliche Wild nicht zu verscheuchen. Dazu ist der Doppelposten auch nicht berufen. Er drückt alle vier Augen zu, denn das Wild ist für das große Treiben bestimmt, für die Razzia. Die Schonzeit ist wieder einmal vorbei und bald wird auch das„edlere" Wild, werden die Konjunkturverbrecher merken, daß es in Berlin gar nicht so leicht ist, sein Geld innerhalb der ver- boten-n Zeit loszuwerden.
Berliner Erstaufführung eines händelschen Oratorium». Der Berliner Volkschor(Dirigent Dr. Ernst Zander) bringt am Montag, den 31. Oktober, und am Sonnabend, den ö. November, abends 7)4 Uhr in der Garnisonkirche, Neue Friedrichstraße, Handels„Jephtha " zur ersten öffentlichen Aufführung in Berlin . Von den gewaltigen Chorwerken, die unser größter Oratorien- meistcr Händel schuf, war„Jephtha " das letzte: er komponierte es als LSjähriger im Jahre 17S1 kurz vor seiner völligen Er- b l i n d u n g, vielfach durch schweres Augenleiden behindert, besten deutliche Spuren in der Handschrift der Partitur sichtbar sind. Noch einmal zeigt es den Meister auf der vollen Höhe seiner Kunst. Man hätte denken sollen, daß dieses herrliche Werk ebenso wie die allgemein verbreiteten Oratorien des Meisters sich im Fluge die Welt erobert hätte. Aber im Gegenteil, es gerät In völlige Vergesten- heit und nur in gänzlich entstellter Form, in einer Verarbeitung von Mosel , erfährt es in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts einige Aufführungen. Und nochmals widerfährt ihm das Mißgeschick, einem Bearbeiter in die Hände zu fallen, der es durch eigene Zutaten und willkürliche Einfügungen aus anderen Händelschen Werken übermalte und vcrböscrte. Liesen unzulässigen und unkritischen Bearbeitungen gegenüber vollbrachte Ehrysanders Schüler und Mitarbeiter, M a"x S e i f s e r t, eine Rettung des Werkes. Er griff auf die Originalpartitur zurück, die in der größtmöglichen historischen Treue bearbeitet und nur durch Weglassung des allzu reichlichen Beiwerks von Arien und Rezitativen gekürzt wurde. In dieser Wiederherstellung ist das Werk 1913 in Berlin in einem Konzert der Hochschule für Musik aufgeführt worden. Da aber diese Konzerte keine öffentlichen sind, darf der Valks-Chor das Verdienst für sich in Anspruch nehmen, in Berlin die erste öffent- liche Aufführung des„Jephtha " zu veranstalten. 3m Petersburger Kunsihaus. Das„Kunsthaus" in Petersburg ist ein Klub, in dem viele der bekanntesten Schriftfteller, bildenden Künstler und Musiker der russischen Hauptstadt zusammenleben. Der Berichterstatter der„Daily News". I. E. Sergue, der sich längere Zeit in Nußland aufgeholten hat, hat diesem Klub verschiedene Be- suche abgestattet und berichtet über das Leben der Künstler in Sowjet- Rußland interessante Einzelheiten. Etwa 299 Mitglieder, männliche und weibliche, gehören zu diesem Kunsthaus. Die Einrichtung wird von den Behörden finan» ziell nicht unterstutzt, sondern die Kasten müssen zum Teil durch die Gewinne aufgebracht werden, die man beim Verkauf der Mahlzeiten
Den Haupttrumps glauben die Berarer des vormaligen Königshauses damit auszuspielen, daß üe seitstellen, d'.c Hohenzollern hätten bis heute auf Anweisung des R e i ch s f i n a n z m i n st e r: u m s an die Finanzämter noch keine Steuern gezahlt. Richtig ist. daß der Dergleichsenlwurf einer Auseinandersetzung zwischen d-.m preußischen Staat und dem vormaligen Königshause die Steuerpslicht erst mit Ab- schluß des Vergleiches in Kraft treten ließ. Aber dieser Ver- gleichsentwurs ist von der preußischen Landesversammlung abgelehnt worden. Damit itt ohne weiteres auch die vor- gesehene Hinausschiebung der Steuerpflicht der Hohenzollern gegen st andslos geworden, Ueberdies fei im Zusammenhang damit daran erinnert, daß die Hofkammer, die für 1920 so vorsorglich. 10 Millionen Mark als Vetriebsreserven ver- bückte, aus ihrem Reingewinn keinen P s e njt i g für die doch in Zukunft zu erwartende Steuerpflicht zurückgelegt hat' Das Gleiche trifft für die gesamte hohenzollernsche Hausverwaltung und auch für die Prinzen zu, obwohl die einfachste juristische Erwägung der Berater des Hohenzollernhauses doch ergeben mußte, daß der Steuerfiskus gesetzlichen Anspruch auf die Sicherstellung seiner Ansprüche an die hohenzollern - schen Vermögens- und Einkommensverdienste hat. Bereits heute sind aus den hohenzollernschen Vermögen und Ein- künften für nahezu drei Jahre Steuern nachzuzahlen, und dennoch hat man bisher k e i n e-n Pfennig Steuerreserve gebildet. Dafür ist aber gesorgt worden, daß die Reinge- Winne sich unter Ausnutzung aller steuerlichen Bergünstigun- gen künstlich verringern. Außerdem hat der vormalige König aus der Vermögensmasse selbst erhebliche Zuwendungen er- hatten. Auch hier hat man die sich daraus ergebenden Steuer- pflichten durchaus nicht sichergestellt. Auch das ist ein Beweis dafür, wie wenig ernst die hohenzollernsche Hofverwaltung ihr? Steuerpflicht bisher betrachtet hat. Wir wünschen und hoffen, daß ihr die preußische Landesversammlung darüber ein dcut- liches Licht auffteckt._
Protest öer baperifchen Sozialüemokrotie. München , 29. Oktober. (TU.) Die Sozialdemokratische Partei Münchens, die sozialdemokratische Landtagssrattion und die Lan- deszentrale der genannten Partei veröffentlichen eine Kundgebung anläßlich des Anschlages auf den Abgeordneten Auer. Dieser An- schlag wird auf die gegen Gesetz und Ordnung verstoßende, fana- tisch betriebene Volksverhetzung gewisser Kreise zurückgeführt, und die organisierten Arbeiter, Angestellten und Beamten werden zum ernsten Kampfe gegen die unhaltbaren Zustände aufgefordert. lO Kundgebung schließt: Nieder mit den Urhebern und Anhängern der Meuchclmordpolitikl Hoch die Republik , hoch die Demokratie!
Eine Reüe Stresemonns in Köln . Köln . 29. Oktober.(TU.) Gestern abend sprach der Abg. Dr. Stresemann in einer großen Versammlung über die poliUsazo Lage. Er gab der Meinung Zlusdruck, daß die Schwierigkeiten, unter denen die Regierung zustande gekommen fei, und auch die Tatsach?. daß die Deutsche Dolkspartei als größte Wirtschaftspartei sich nicht an der Regierungsbildung beteiligt habe, vom außenpolitischen Standpunkt aus nicht so k a t a st r o p h a l seien, wie es von anderer Seite dargestellt werde. Zum Schluß meinte Dr. Strcse- mann, es könne vielleicht einmal eine Situation kommen, die einen Block der Rechten notwendig mache. Erwünscht sei die» über gewiß nicht.
Die Zungsoziallstische llnternolionale. Die Brüsseler vlämische sozialistische Zeitung„Dolksgazette"(Nr. 77) bringt einen Bericht über den sozialistischen Juaendtag in Bielefeld , der den größten Eindruck gemocht habe und sehr lehrreich gewesen sei. Unter dem Eindruck der Bielefelder Tagung beschlossen die belgischen Jung- sozialisten vom 13. bis 18. August 1922 in Antwerpen oder La Louviere einen Kongreß der Internationalen sozial! st ischen Jugend abzuhalten. Das Blatt veröffentlicht das Programm dieser Tagung. Ein Organisationskomitee Hot sich bereits konstituiert.
erzielt, zum Teil durch die Eintrittspreise, die für Vorlesungen er- hoben werden. Auch Kunstausstellungen, die von den Mitgliedern des Kunsthausss veranstaltet werden, finden statt, und die Vorträge bekannter Persönlichkeiten haben einen starken Zulauf. Die Schwierigkeiten, denen sich der Berufsschriftsteller gezen' wärtig in Rußland gegenübersteht, sind fo groß, daß man nichts ähnliches in der Geschichte finden kann. Abgesehen davon, daß es dem Autor fast unmöglich ist, feine Werke drucken zu lassen, irttt es auch an dem notwendigen„L)andwerkzeug" für den Schriftsteller, Federn und Schreibpapier sind unerschwinglich teuer und schwer zu erhalten. Da die Dichter und Schrifffteller ihre Sachen nicht drucken lassen können, so sind sie auf den Gedanken gekommen, mit großer Mühe selbst ihre neuen Werke in mehreren Abschriften zu verviel- fältigen. Diese eigenhändigen Manuskripte werden dann an die „neuen Reichen" verkaust, die zwar die Bücher nicht lesen, aber sich solche Manuskripte als Kapitalsanlage zulegen und so Werke in den Schränken haben, von denen manche nach dem Urteil Gorkis als Meisterwerke Bewunderung finden würden, wenn sie gedruckt wären. Diese Schriftsteller und Schriftstellerinnen, die sich auf so mühselige Weise einen kargen Lohn für ihre Schöpfungen verschaffen, können davon nicht leben und müssen daher ihr Brot oerdienen, indem sie im Auftrage des russischen Unterrichtsministeriums Vorträge über literarische Themen halten. Die Künstler malen 5)e!ligcnbilder für die ungeheuer reichgewordene Bauernklasse, die Musiker reisen von Dorf zu Dorf, um den Töchtern dieser schwerreichen Bauern Klavier- oder Violinstunde zu erteilen. Sowohl Künstler wie Musiker lassen sich für diese Dienste mit Erzeugnissen der Landwirtschast bezahlen und weisen den Papierrubcl zurück, mit dem sse die Bauern ent- lohnen wollen. Kartoffeln, Butter, Eier, Käse sind unendlich oirl wertvoller als dieses wertlos gewordene Geld.„Wenn die Bauern, bei denen mau Stunde gibt, mir nicht so brutal wären," seufzte ein bedeutender Musiker.„Die Arbeit selbst würde man schon ganz gern leisten, denn man wird dafür wenigsten? gut ernährt." Eine Ställe deutscher Garienkunst bedroht. Eine einzigartig? Gartenantage, der W r i e d t s ch e Park bei B l a n k en e s e, der solange eine Stätte der Erholung und Naturfreude war, soll setzt nach einer Mitteilung der Zeitschrist„Niedersochsen" zum Spekula- tionsobjekt erniedrigt werden. Der Park, der im Jahre 1786 von I. C. Godeffroy in einer eigenartigen Berbindung der französischen mit der englischen Garten- kunst angelegt wurde, war lang« Zeit im Besitz der Familie Wriedt, die die prächtigen Anlogen der Oefsenllichkcit freigab. Nun soll dieses Juwel deutscher Gartenkunst unter den Hammer kommen. Seine Erhaltung ist aber für Volk und Voltsgesundheit so wichtig, daß hoffentlich von Staats wegen diese Absicht vereitell werden wird. Der Ttnrm, Potsdamer Str. 184», zeigt in seiner Novcn-ber- Ausstellung, die am SO. Okt. eröffnet wird, neue erpresiianiitislb«(Semälde. Mojaikeii und Glasbilder von Jacobs van tzeemslerk(Holland ). Die Erstausführung von Paul Gräuers Suite„Im Reiche des Pan� s!!r großes Orchester wird im IV. Konzert der Volksbühne E.V am Sonntag, den 6. November, mittags Ily, Uhr, im Theater am Viilowdlad unter Leitung von Her mann Scherchen mit der'. Blütdncr-Orchestsr stattfinden. Aufie'.dem gelangen noch Mahler» Kinde, totenlieder lftrou Harth zur Rieden) nvd Lifzt« Sinfonie zu Dantes.Gott - lichcr Komödie" mit Schwßchor zur Aufführung.