Nr. 51338. Jahrgang

3. Beilage des Vorwärts

Sonntag, 30. Oktober 1921

Nachträgliches zur Verfassunggebenden große einmalige Abfindung schwerlich auf dem Rechismege zu er berter Kraft an Versammlung der evang. Landeskirche.

Eine solche Gemeinschaft wird Zuschüsse vom Staat refp. eine führte, dauert infolge eines heftigen Sturmes mit unvermin.

Von H. Frande, Paftor in Berlin .

221 Delegierte der evangelischen Landeskirche in Preußen meren in Berlin zu einer Lagung versammelt, um über die ihrer Kirche in Zukunft zu gebende Verfassung zu beraten. Die erste Haupttagung war nur furz. Dann sette man einen 42gliedrigen Ausschuß ein, der das Weitere für eine entscheidende Sigung im Dezember oder Januar vorbereiten soll. Aber schon diese erste furze Sagung ließ eine Gefahr erkennen, an der auch die Sozialdemo­Frauische Partei als solche nicht vorübergehen sollte. Denn sie wirt im Breußischen Bandtag einmal mit zu entscheiden haben über die Frage: In welcher Weise joll sich der Preußische Staat finanziell mit der von ihm getrennten Kirche auseinandersezen? Daß die Trennung von Staat und Kirche endgültig vollzogen werden wird, ift unbezweifelbar und ist gut. Aber nun sollen die sogenannten finanziellen Verpfifchtungen des Staates an die Kirche irgendwie abgelöst werden, es sei denn, daß die Kirche von sich aus aus idealen Beweggründen darauf verzichtet, was nicht sehr wahrscheinlich ist. Denn seider hat sich die Kirche der Vergangenheit ebenso start als eine Rechtsinstitution entwidelt, wie als eine religiöse Stiftung ihres Gründers.

Bei dieser Sachlage wird unendlich viel darauf ankommen, bei Zeiten rechtlich flarzustellen: Welche menschliche Gemeinschaft darf fich als christliche Kirche bezeichnen und zwar in diesem Falle als evangelische christliche Kirche in Preußen? In der vorläufigen Tagung der verfassunggebenden Versammlung haben sich Stimmen dafür erhoben, die die Zugehörigkeit zur Kirche der Zukunft mög­lichst erschweren und ihre Grenzen so eng ziehen wollen, daß Millio­nen von denen, die heute zur Kirche gehören, draußen bleiben müßten. Sie verlangten eine möglichst strenge Bindung des Ein­zelnen an die Bekenntnisse der Väter" und hatten dabei insonder heit das viel umstrittene Apostolitum im Auge. Nur, wer die Aus­fagen dieses Lehrbekenntnisses glauben", d. h. für wahr halten fann, soll als ein vollberechtigter Christ gelten und an allen Rechten der Kirche wie der Einzelgemeinde teilnehmen dürfen. Die Ver­rer dieser Forderung beharren dabei auf der trügerischen Voraus­hung, daß die Säße des Apoftolikums eine kurze Zusammen­fassung der biblischen Grundwahrheiten seien und daß ihre Tendenz in der Hauptsache den Tendenzen des Evangeliums entspräche. Diese Boraussetzung ist von der protestantischen Forschung als ein grober Irrtum erwiesen worden. Ihre Fehlhaftigkeit liegt so auf der Hand, daß auch der Laie sich davon überzeugen fann, wenn er die Bibel einigermaßen unbefangen, d. h. unbeirrt von traditionellen Auslegungsfünften, zu lesen vermag. Er wird dann erkennen, daß Er wird dann erkennen, daß das Apoftolikum Säge enthält, die in unvereinbarem Widerspruch mit den Lehren der Bibel stehen( ,, Auferstehung des Fleisches"), daß fie Dinge zu Hauptsachen macht, die in der Bibel völlig zurüd­treten und eine ganz untergeordnete Bedeutung haben( Jungfrauen­

mird.

Auch in der Stadt Savona tam es bei der

Langen suchen Sie mird, wenn sie nicht ganz darauf verzichtet, Grptaſion zu Schreckens izenen. Nach einem Bericht des„ Seccolo" rielleicht um Beihilfen zur Erleichterung des Ueberganges bitten. forderte die Explosion zahlreiche Tote als Opfer. Des Bittens wird sie sich nicht schämen, weil sie, von christlichen Infolge Hochwassers ist die Brücke über den Amatofluß, die Grundsägen orientiert, keinen falschen Würdebegriff mitbringen 120 Meter lang ist, bei Reggio Calabria eingestürzt, als der bisherige Joch der Bekenntnisse womöglich noch verschärfen, das der Gepäck- und Bostwagen stürzten in den Fluß. Von dem Vers Einer buchstabengläubigen Kirche gegenüber aber, die das Schnellzug Balermo- Nom darüber fuhr. Die Lokomotive, Portal zur Kirche, wie sich einer dieser Vertreter der Rechten auf ional des in den Fluß gestürzten Zugteiles hat sich nur der Heizer ber Synode ausgedrückt hat, verengern möchte, wird sich's der Staat retten können. Die gesamte Boit einschließlich der Wertsachen In dem Zuge befand sich auch der Post­zehnmal zu überlegen baben, ob er ihr irgendeine Abfindung schuldig ist verloren. ist. Denn er wird ihr bestreiten fönnen, daß sie die Rechtsnach­folgerin der von Luther und den Reformatoren gegründeten„ evon­gelischen" Kirche ist.

Auf der Synode selbst hat her sozialdemokratische Abgeordnete für Magdeburg , Gewerkschaftsarchivar Henneberg. Ausführungen gemacht, die obigen Darlegungen durchaus entsprachen. Die Sy­node weiß also, welch eine Zerantwortung fie trägt bei der von ihr zu treffenden folgenschweren Entscheidung.

Aus aller Welt.

Raubmord an einem Geldbriefträger. Nach der Dortmunder Beitung" wurde am Freitag abend im benachbarten Bradel der Geldbriefträger Redider auf der Straße vor dem Post­amt durch mehrere Schüsse schwer verletzt und ihm ein Geld­letzungen ist Redicker gleich nach seiner Einlieferung in das betrag von 15000 Mart geraubt. An den Schußver­Krankenhaus gestorben. Der Täter ist unerkannt entkommen.

Künstler als Falschmünzer. In München wurden als Falsch münzer ein ehemaliger Opernfänger, ein Schauspieler sich mit der Herstellung von grünen Fünfzigmart- Banknoten( Aus­und ein Konzertdirettor aus Landshut festgenommen, die gabe vom 24. Juni 1919) befaßten, von denen sie bereits für hunderttausend Mart hergestellt hatten. Von dem falschen Geld fonnten 46 000 Mart noch beschlagnahmt werden.

wird gemeldet: An der neuen Kammbaude, auf deutschem Bautätigkeit auf dem Riesengebirgstamme. Aus Hirschberg Gebiet, gegenüber der Riefenbaude, wird rüstig gearbeitet. Ueber 50 Arbeiter sind damit beschäftigt, die Baude noch vor Eintritt des Winters unter Dach zu bringen. Die Baumaterialien werden von Brüdenberg über die Hampelbaude angefahren. Auch die idyllisch am Kleinen Teich gelegene tleine Baude wird einem Um- und Erweiterungsbau unterzogen, mit dem jetzt begonnen worden ist. Ferner wird noch das Hotel Bang" bei der Kirche Wang in Brüdenberg vergrößert. Im Westen des Gebirges schreitet der Bau der neuen Baude auf dem Reifträger rüstig vorwärts.

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Ein Passagierdampfer gefentert. Ein Passagierdampfer, der zwischen Antwerpen und der Themse verfehrt, fenterte beim Berlassen der Landungsstelle in der Schelde. Zehn Passagiere find gerettet. Man befürchtet, daß über zwanzig Personen ertranten.

Das Alkoholverbot für die farbigen Truppen. Drei betrunkene gegriffen. Es wurde festgestellt, daß fie den Alkohol von dem Gast­maroffanische Soldaten hatten ihren Borgesezten beleidigt und an­toirt Karl Schneid erhalten hatten. Das Urteil des Wormser Entente­Kriegsgerichts gegen den Gastwirt lautete auf 1500 m. Geldstrafe und drei Monate Sperrung des Lokals für Militär. Die Bea strafungen von Gastwirten wegen Alkoholverkaufs an farbige Trup pen werden an dem Uebel der Ausschreitungen Farbiger nichts ändern können, da diese meist unter Drohungen in den Gast­wirtschaften die Herausgabe von Alkohol er preffen.

geburt, Höllenfahrt, Himmelfahrt), vor allem aber, daß das Aposto­lifum eine Menge von Dingen verschweigt, die dem biblischen Evan­gellum die allerwichtigsten sind. Das Apostolifum sagt fein Wort von der Reichs- Gottes- Berfündigung, die Chrifti Lebensaufgabe mar, fein Wort von der Versöhnung, die er zu stiften gefommen war, fein Wort von der großen göttlichen Baradogie, die das ganze Neue Teftament durchflingt, daß die Mächtigen und Gewaltigen dieser Welt in Gottes Augen Schwächlinge find, und daß alles wahrhaft Große und Herrliche in der Welt von den Geringen zustande gebracht mird, von der Zimmermannssohn aus Nazareth und von seiner Jüngerschaft aus verachteten Volksklassen. Das Apostolifum weiß überhaupt nichts davon, daß die sittlichen Forderungen Jesu weit- Clemenceaus„ Privat" denkmal. Das Gewerkschaftsblatt„ e aus die Hauptsache im Neuen Testament sind, daß das biblische Peuple" mußte 15,25 Frant entrichten, dem Urheberge. tristentum eine Religion der Gesinnung und nicht des Fürwahre gemäß, weil es eine Reproduktion des Clemenceau aens von Lehranschauungen ist. Christus hat die Zugehörigkeit bent mals in St. Hermine veröffentlicht hatte. Das Blatt zu seiner Gemeinschaft niemals von der Uebereinstimmung in Welt- erklärt, es hätte nicht gewußt, daß dieses Denkmal privater anschauungsfragen abhängig gemacht, wohl aber von der Grund­richtung des menschlichen Herzens, von seiner Empfänglichkeit und Begeisterungsfähigkeit für die hohen sittlichen Ziele feines Evan­

geliums.

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da es auf einem öffentlichen Plaze stand, photographieren zu Art sei. Es wäre vielmehr der Ansicht gewesen, das Denkmal, dürfen. Da man aber von ihm nunmehr dem Urheberrecht gemäß eine Gebühr verlangt habe, so verstehe das Blatt jeßt, warum Clemenceau bei der Denkmalsenthüllung feinen Photographen zu­laffen wollte.

Der spanische Dempfer Torre de Coro" hat Schiffbruch erlitten. Von den 24 Mann der Bejagung fonnten sich nur zwei retten.

Durch einen schweren Gewiffersturm ist in Florida ( Rali­fornien) ein Schaden von mehreren Millionen Dollar angerichtet worden. Fünf Personen fanden den Tod.

Wer demgegenüber das Apoftolifum als das Wesentliche in der Kirche ausgibt, der verläßt damit den Boden des Evangeliums und begibt sich des Rechts, als Vertreter der evangelischen" Kirche an­gesprochen zu werden. Solchen Leuten gegenüber sollten sich die zusammenschließen, die ihre Zustimmung zu den ethischen Tendenzen des neutestamentlichen Christentums ihr Bekenntnis" nennen. Sie follten sich dessen bewußt werden, daß sie als Gesinnungsgemein­schaft eine Glaubensgemeinschaft bilden, die sich auf Chriftus als ihr Haupt berufen darf. Denn in Christi Auffassung ist Glaube Ge- meldet, hat die Explosion der Pulverfammer des Forts St. Elena Die Explosion des Forts St. Elena. Wie„ Corriere della Sera " sinnung gewesen, nichts anderes. Und sie sollten den Anspruch er­heben, daß sie die wahre Kirche darstellen, weil sie mit dem Grund- Bis jetzt wurden gegen 20 Schwerverlegte geborgen. Es gab an der Riviera das Dorf Cergagi vollständig zerstört. jaz der Reformation, das Evangelium soll in der Kirche entscheidende gegen 100 Leichtverlette und mehrere Tote. Bedeutung haben, nicht irgendein menschliches Bekenntnis, Ernst Waldbrand in der italienischen Riviera bei Vado Ligure , machen. der zu der Explosion des Pulverlagers

Der

bon St. Elena

Riesige Vorräfe

Das

minister Giuffrida.

Ein weiblicher Blaubari. Ein merkwürdiger Kriminalfall be. schäftigt die Deffentlichkeit Japans . Eine junge Japanerin namens Raneti hat 18 Männer vergiftet, nachdem sie jeden von ihnen zum Abschluß einer Lebensversicherung zu ihren Gunsten veranlaßt hatte. Sie stammt aus bester Familie und ihre hohe Geisteskultur wird überall gerühmt. Sie wußte alle Aerzte und Versicherungsgesellschaften trefflich zu täuschen. Den erften Mord beging fie an ihrer eigenen Schwester, in deren Gatten sie sich verliebt hatte. Sie lockte die Männer, die sie zum Todesopfer aus­ersehen hatte, in ein Teehaus und sehte ihnen vergifteten Wein vor. Erst nach dem 18. Morde gelang es, ihrem Treiben ein Ende zu machen.

aufflarend, jedoch überwiegend bewölft, mit öfters wiederholten leichten Wetterbericht bis Montag mittag. Ein wenig fübier, zeitweise Regenfällen und ziemlich frischen nordwestlichen Winden.

( Schluß des redaktionellen Zeils.)

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