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williger als die Deutschen  , daß dieses Argument ein Lügenmärchen ist. DieKölnische Zeitung  ' vermag nicht die von der sranzösischen Budgetkommission fest- gestellten Ziffern und unsere Schlußfolgerung zu wider- legen. Sie läßt dasLügenmärchen" auf sich und ihren Hintermännern sitzen, giebt a l s o z u, daß eins der H a u p t a r g u m e n t e der Ver- treler des Militarismus einLügenmärchen" war; und sie springt plötzlich, wie ein Zirkusreiter von einem Pferd auf das andere, auf ein anderes Lügenmärchen, nämlich: daß Deutschland   für militärische Zwecke mehr Opfer zu bringen gezwungen sei, als Frankreich  . Gründe hat der Verfasser nicht nur Behaup« t u n g e n. Er und seine Brotgeber sind von ihrem mili- taristischen Standpunkt aus überzeugt, daß unsere deulsche Heeresoraanisation immer ausgedehnt, immer ver- stärkt werden muß. Welcher Fach- und Zunftmilitär wäre nicht dieser Ueberzeugung? Wir dagegen sindüber- zeugt", daß dieBehauptungen" der Militaristen falsch sind und unsereUeberzeugung" und unsereBehauptungen" sind a n s i ch genau so viel werth, wie die.Ueberzeugung' und dieBehauptungen" der Militaristen. Wir wissen aber, daß der Militarismus gemeinschädlich und mit den Interessen unseres Volkes unverträglich ist. Doch das haben wir jetzt nicht zu beweisen.- Und für heute ist es uns genug, daß die Vertreter des Militarismus eins ihrer Hauptargumente, ein im Laufe der Jahrzehnte tausendmal geltend gemachtes Argument, alsLügen- märchen" preisgegeben haben. Wann wird ihnen das nächsteLügenmärchen" an den Röckschößen hängen? Vereinheitlichung der Arbeiterverficherung. Die Mittheilung, daß im Reichsamt des Innern eine einheit- liche Organisation der Kranken-, Unfall- und Jnvaliditäts- Versicherung in Aussicht genommen sei, bestätigt sich nicht. Die Todesstrafe. Das österreichische Abgeordneten- Haus lehnte heute in der fortgesetzten Svezialdebatte des Strafgesetz- Entwurfes den Antrag auf Aufhebung der T o d e s st r a s e mit 148 gegen L6 Stimmen a b. Wir nähern uns, wie man aus diesem Stimmen» verhältniß ersieht, immer mehr barbarischen Zeiten. Zum Galgen gehörte früher das Rad, vielleicht führt die Bour- geoisie, bleibt sie noch einige Zeit an der Herrschaft, auch das Rädern, Vicrtheilen und die Folter wieder ein. Auch eine Folge der österreichischen WahlrechtS-Ve- wegung. DerFrankfurter Zeitung  " wurde das Postdcbit für Oenerreich entzogen. Veranlaffung hierzu waren jedenfalls die trefflichen und dem Wiener   Kabinete wenig schmeichelhaften Mit- theilungen des Wiener   Korrespondenten des Blattes über die Wahlrechtsbewegung und die Verschleppungstaktik der Regierung, welche durch häufigen Abdruck in der Wiener  Arbeiter-Ztg." 'weiteren Kreisen in Oesterreich   bekannt wurden. Keine Ausdehnung des Arbeiterschutzes in der Schweiz  . Genosie Vogelsanger hatte im schweizerischen Nationalrath beantragt, d«e Dauer des für die Fabriken giltigen Normalarbeitstags von 11 auf 10 Stunden herab- zusetzen. Dieser Antrag wurde mit alle» gegen vier Stimmen abgelehnt. In der gleichen Sitzung wurde der Bundesrath beauftragt, die anderen Industriestaaten zu Verhandlungen über die internationale Regelung der Ar- beiterschutz-Fragen anzuregen. Tie Verstaatlichung des Betriebes der normal- spurigen Eisenbahnen wurde im schweizerischen Nationalrath beantragt. Tie sozialistischen Tepntirten der belgischen Kammer begründeten ihren Antrag auf A m n e st i- rung der wegen politischer und Streik- Vergehen V e r u r t h e i l t e n. Der Justizminister Begerem ersuchte die Kammer im Namen der Regierung, den Antrag nicht in Erwägung zu ziehen. Die belgische Kammer hat mit 79 gegen 41 Stimmen den Antrag unserer Parteigenossen abgelehnt. Programm der belgischen Radikalen. Paul Janson  hielt am S. Dezember Abends in Lültich bei Gelegenheit eines Festessens zur Feier des zweijährigen Bestehens des dortigen progresfistifchen radikalen Organs L'Exprvs eine große Pro« g r a m m r e d e. Nachdem er die Niederlage fast aller seiner Parteifreunde bei den letzten Wahlen als einen jener Schicksals« fchläge besprochen, die im politischen Leben so häufig seien, feierte er in enthusiastischen Worten den von dem allgemeinen Stimmrecht trotz seiner Aerquicknng mit dem Pluralstimmen- System errungenen Sieg, welcher der geschlossenen Bourgeoisie- klaffe die Herrschaft entreiße. DaS allgemeine Stimmrecht werde jetzt auch für die Provinzial- und Gemcinderalbs-Wahlen zur Geltung kommen müsien. Wenn im ganzen Lande die Wähler ihr« Pflicht gethan hätten wie in Luttich  , so wäre der Klerikalismus gestürzt worden. Wir müsten mit der Arbeiterpartei vereint vorgehen. Was den K o l l e k« tivismus anbetrifft, so sei derselbe wohl in vielen Be- ziehungen utopisch, aber eS solle doch anerkannt werden, daß das Eigenthumsrecht und das Zivilrecht dringend einer Aencerung bedürftig sind. DaS Erbrecht müsse revidirl werden, das Recht der Kinder aus daS Besitzthum des BaterS sei zu respekliren, aber im allgemeinen befinde sich die Arbeit im Nachtheile gegenüber dem Kapital. Die eigene Arbeit soll de» Menschen dereichern, nicht aber die Spekulation und die un» gereckte Ausnutzung der Arbeit anderer. Die B o u r g e o s t e muß in sich geben und ihre Fehler anerkennen. Beim Schlüsse der Rede wurde die Marseillaise   gespielt. Ungefähr -wo Personen wohnten dem Bankett bei, dem die S o z i a l« st e n serngeblieven sind. Aus Italien   schreibt man uns: Während Tag für Tag aus allen Provinzen Italiens   An- klage- Erhebungen und Vorladungen von Vorsitzenden und Beamten der aufgelösten sozialistischen   Vereine und Verbände gemeldet werden, hat Crikpi im Angesicht des morgen in Rom  zusammentretenden Parlaments seinen Präfeklen einen Wink gegebe», mit den sozialistischen   und republikanischen Abgeordneten vorsichtig zu verfahren. Den Fall Badaloni und die Absetzung des Präfeklen Pennino hat derVorwärts" bereits gemeldet. Was die bürgerlichen Zeitmigen verschweigen, ist, daß dieser Präfekt als wahres Musterbild der Erlspinischen Wirlhschast durch seine Brutalität und seinen anstößigen Lebenswandel schon früher und seit Iahren die Entrüstung der Bürger erregt hat; er ist als Gewohnheitssäufer bekannt und berüchtigt. Infolge deS erhaltenen Winkes ist der Abgeordnete Prampoltni gestern vom Appellgericht in Reggto Emilia, an da? er Berufung wegen seiner Verurtheilung zum Zwangswohnsty eingelegt Halle, vorläufig freigesprochen worden, da daS Gericht die Auiorisation der Kammer für gesetzlich nolbwendig erklärte, um gegen einen Abgeordneten wegen eines politischen Verbrechens vorzugehen. Der Hauplvertheidtger PrampoliniS in der gestrigen Berbandlung. deffen feurige Rede auf das zahlreich versammelte Publikum tiefen Eindruck machte, war der Advokat Maino von Mai- land. Ter Staatsanwalt halte die Beschuldigung erhoben, daß die fozialistischenFührer offenbar bemübt seien.nun.da sie verfolgt würden, die rerolutionär« Schärfe ihres Programme? und ihrer Ziele ab« zuschwächen. Darauf erhob sich mit heftigem Protest Prampolint selbst und erklärte laut und feierlich, diese Beschuldigung für eine Verleumdung. Keine noch so harte Strafe sei im stände, ihn und alle seine mitverfolgten Genossen zu bewegen, auch nur eine Bestimmung des Programms zu verleugnen, auch nur eine der Ideen aufzugeben, deren Erfüllung seine Lebensaufgabe sei. Eine begeisterte Zustimmung des Publikums folgte dieser Erklärung »nd der Präsident des Gerichts beeilte sich, mit der Drohung, den Saal zu räumen, alsbald diese Verhandlung zu schließen. Prampolini ward wie im Triumph nach Hause begleitet. Diese Prozeßversolgungen der Abgeordneten wegen ihrer Zugehörigkeit zur sozialistischen   Partei sind aber mit dteser vorläufigen Entscheidung noch keineswegs aus der Welt geschafft. Eine Hauptwuth der Verfolgung richtet sich gegen Andrea Costa  . Außer dem gegen ihn schwebenden Prozeß wegen Angehörigkeit zur sozialistischen   Partei ist soeben ein neuer, fürchterlicher Anklage-Akl ihm verkündet worden. Die telegraphisch veröffentlichte Anklageschrift beschuldigt ihn, durch ein Zirkular an seine Freunde in Florenz   diese öffentlich auf- gestachelt zu haben, sich nach Mafia  -Carrara   zu begeben, um die durch den Belagerungszustand zerstörten sozialistischen  Organisationen daselbst wieder herzustellen. Es ist ebenso grausig wie ergötzlich in der Anklageschrift zu lesen, wie der Staats- onwalt alle die Verbrechen auszählt, deren Costa stch durch das Zirkular schuldig gemacht habe. Da werden genannt: Auf- sorderung zur Brandstisiung, zum Diebstahl, zur Ermordung öffentlicher Beamte, Verbrechen, für die als höchstes Strafmaß 1b Jahre Zuchthaus vorgesehen sind. Im Parlament wird gleich nach den Besprechungen und Interpellationen über die Schandgesetze vom Juli dieses Jahres, wobei stürmische Szenen vorauszusehen sind, die Neubewilligung der Zivilliste des Königs von Italien   heftige Debatten erregen. Das durch Steuern aus- gesogene, an allen Ecken und Enden blutende Italien   muß be- kanntlich die Unterhaltung seines geliebten Königs am aller- theuersten bezahlen. Hundert und aber hundert Mal wurde dem armen Volke von den Regierungsorganen versprochen, die kolossale Zivillifie des Hoses auf ein anständigeres Maß herunter zu bringen, immer hat sich diese? al? Flunkerei und Täuschung erwiesen. Es war für die Leser desVorwärts" vo» Werth, vor einigen Wochen durch eine vergleichende Zahlen- ausstellung wieder erfahren zu haben, wie die Spitzen ihrer Regierung nicht allein ihrem Herzen so überaus theuer stnd, sondern wie viel die gekrönten Häupter Europa's   ihren geliebten Unter- thanen eigentlich jedes Jähr kosten. Nach dieser Zahlenaufstellung erscheint zuerst natürlich das heilige Rußland   mit 24 Mill. Mark, sodann kommt gleich Deutschland   mit Preußen mit einer fast gleich hoben Summe, danach Oesterreich- Ungarn   mit fast 19 Millionen Mark und sofort hierauf, obwohl es nicht die Hälfte der Einwohner Oesterreich- Ungarns   besitzt, das arme Italien   mit über 12 Millionen Mark, danach erst das unendlich reiche England, dessen Königin zugleich Kaiserin von Indien   ist, das heißt so viel Menschen beherrscht, als ganz Europa  Einwohner zählt. Erst danach kommen die übrigen Königreiche. Jinr Vergleichung fügen wir hinzu: Das allerreichste Land rde, die Vereinigten Staaten von Nordamerika  , zahlt jähr- lich für den Hofhalt seines Präsidenten die winzige Summe von 25 000 Dollar, das heißt 250 000 Franks, das reiche Frankreich  I 800 000 Franks, und das gebildetste und freieste Land Europas  , die Schweiz  , die so bezeichnend bescheidene Summe von 15 000 Franks. Wahlreform in Dänemark  . Aus Kopenhagen   wird telegraphirt: Die Folkething- Kommission für die Berathung der Re- gierungsvorlage betreffend die Vermehrung der Folkeihing-Wahl- bezirke hat heute Abend ihren Bericht erstattet. Die auS Mit­gliedern der Parteien der Rechten und der moderaten Linken bestehende Mehrheil der Kommission hat sich dahin geeinigt, die Vermehrung der Wahlbezirke von 102 aus 114 vorzuschlagen; von den neuen zwölf Bezirken sollen sechs aus Kopenhagen  nebst Vorstädten, die anderen sechs aus die übrigen Landes- theile entfallen; sieben sollen Stadtkreise, fünf sollen Landkreise sein. Im bulgarischen Parlament wird ein Antrag vor- bereitet, welcher die Gewährung einer allgemeinen Amnestie mit Einschluß des in Anklagezustand versetzten Kabinets fordert. In der Hauptsache ist damit beabsichtigt, die Rückkehr der im russischen Solde stehenden und nach Rußland   ge« flüchteten Verschwörer zu ermöglichen. Die Religionsfreiheit ist in Rußland   noch immer ein frommer Wunsch, wie die folgende Petersburger Depesche beweist: DerRegierungsbote" meldet: Durch Zirkular deS Ministers des Innern vom 15. September, versandt auf grund des am 10. Juli allerhöchst bestätigten Beschlusses de? Ministerkomitees und nach Einvernehmen imt dem Oberprokureur des heiligsten Synods. wird die Seile der Slundisten als eine der ge- fährlichsten in kirchlicher und staatlicher Beziehung erNart unter Verbot der öffentlichen stundistischen Gebets- Versamm« lungen. Ueber die sozialistischen Stimm««zahlen bei den letzten Wahlen in den Vereinigten Staaten   schreibt unser New'Iorker Korrespondent das Folgende: Die offiziellen Zählungen sind zwar noch nicht beendet, doch läßt sich das Resultat der Stimmabgabe für unsere Partei an- nähernd überblicken. Wie mitgetheitt, waren für die Stadt Vteiv- Aork ca. 9000 Stimme» angenommen worden. und zwar nach der am Wahltage stattgehabten provisorischen Zählung. Die offizielle Zählung wird indessen, wie aus den bisher bekannt gewordenen Resultaten zu schließen ist, nur ca. 8200 Stimmen ergeben. Sehr sonderbar ist indessen. daß eine große Anzahl Stimmen alszersplittert" notirt stnd, während bei der Verlesung an den Wahlurnen davon wenig ver- lautete. ES hat also allen Anschein. daßgemogelt" worden ist, um zu verhindern. daß unsere Partei den nölhigen Prozentsatz der Stimmen erhalte, um als offizielle Partei zu gelten(für welche der Staat die Elimmzettel herzu- stellen hat). Im übrigen Staate ist wahrscheinlich, außer in einigen Städten, das Resultat hinter dem der vorigen Wählen zurückgeblieben, so daß im ganzen etwas über 18 000 Stimmen abgeaeben wurden(gegen 20 000 im vorigen Jahre). I» Kon- nektikut erhielt unsere Parket ca. S00 Stimmen gegen 262 im vorigen Jahre, in Massachusetts   über 3000 gegen 2000, in New- Jersey   über 4600 geae» 1321. Es fehlen in allen drei Staaten aber noch die Nachrichten aus einer Anzahl Wahl- bezirke. In Sa» Francisco erhielt unser Mayors-(Bürg«r- meister-) Kandidat ca. 260 Stimmen; doch fiele» auf die sozial- demolralischen Kandidaten einzelner Wahldistrikte bedeutend mehr Stimmen, als auf diesen; die Kandidatin für das Schuldirektor- Amt erzielte gar über 2000.- In Philadelphia   erhielten wir ca. 300. im Staate Rhode Island  (wo unsere Partei im vorigen Jahre zum ersten Mal in die Wahlen eintrat, und in de» beiden Städten Providence   und Olncyville 661 Stimmen erzielte) über 800 Stimme» z wie der Ausfall in St. LouiS  war, ist»och nicht bekannt; die erste Nachricht lautete auf 150 Stimmen. Ermähnenßwerth ist. daß in einer Anzahl Orten der erst- genannten Staaten sozialistische Stimmen bis über 70 ab- gegeben wurden, die bisher leine einzige geliefert hatten. In San Francisco   ist der populistische Mayors-Kandidal Sutro mit 10 000 Stimmen Mehrheit(er erhielt 30 000) gewählt worden; ein anderer populärer Kandidat erhielt ca. 12 000. die übrigen aber nur von 12006000 Stimmen. Das hatte aber seinen besonderen Grund und lag die Sache ähnlich wie 1386 bei der«Henry George  -Bewegung" in New-Dork; während hler ein Theil der politischen Drahtzieher der kapitalistischen   Parteien diese im Stiche ließen, weil sie bei der sehr aussichtsvollen Er- wählung George's zum Bürgermeister an dievolle Krippe' zu kommen gedachten,arbeiteten" diejenigen von San Francisco  für Sutro, weil derselbe, der Millionär ist, ihreDienste" glänzend bezahlte, während es höchst unsicher war, welche der beiden alten Parteien siegen, also die Beute zu vertheilen haben werde. Und nun haben diese politischen Wegelagerer auch noch die angenehme Aussicht d. h. wenn nicht die eigentlichen populistischen Parteigänger sie wegschnappen einträgliche Pöstchen zu erhalten. Und die Arbeiter, welche ihnen dazu verholfen, werden sich kindisch freuen! Vom ostafiatischen Kriegsschauplätze liegt heute die folgende Reuter-Meldung ans Hiroschima vor: Depeschen des Marschalls Aamagata berichten von mehreren Scharmützeln zwischen den Chinesen und in der Mand- schurei auftretenden japanischen Truppentheilen. Eine chine- fische Abtheilung griff am 15. November die Japaner bei Sokako an und brachte denselben einen Verlust von vierzig Tobten bei; desgleichen zwangen am 20. No- vcmber chinesische   Truppen eine Abtbeilung japanischer Infanterie bei Kwantien zum Rückzüge. Dagegen griffen die Japaner am 30. November die Chinesen bei Saikako(?) an; die Chinesen zogen sich unter Zurücklassung von 25 Verwundeten zurück. Die Japaner sind gegenwärtig auf dem Rückmärsche nach Antong am Aaluflusse begriffen. VsrlsinenkartlAxes. Die sozialdemokratische Fraktion hat folgende Initiativ- Anträge beim Reichstag eingebracht: Aufhebung der dem Statthalter von Elsaß  -Lothrinaen über- tragenen außerordentlichen Gewalten(Diktaturparagraph). Einführung deS Reichsgesetzes für die Presse in Elsaß- Lothringen  . Einführung der Gewerbe-Ordnung in Elsaß-Lothringen  . Einführung eines Reichs-Verfammlungs- und Vereinsgesetzes sowie Sicherstellung des Koalitionsrechts, unter Aushebung aller bestehenden Vereins- und Versammlungsgesetze in den Bundes- staaten und im Reichsland. Errichtung von Volksvertretungen in den Bundesstaaten und m Elsaß-Lothringen   ans grund des allgemeine«, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechts und Theilnahme aller über 20 Jahre alten Reichsangehörigen ohne Unterschied d«S Ge­schlechts. Aufnahme einer Bestimmung in die Reichsverfassung, wonach aus Verlangen des Reichstages jedes Strafverfahren gegen ein Mitglied des Reichstages und jede Untersuchungsstrafe oder Zivilhaft für die Dauer der Sitzungsperiode aufgehoben werden muß. Einführung eines Reichs- Berggesetzes unter Aufhebung der elnzelstaailichen Gesetze über den Bergbau. Ausdehnung der Zuständigkeit der Gewerbegerlchte auf da? Handelsgewerbe und Abänderung des Gesetzes betreffend die Eewerbegerichte dahin, daß weibliche Personen zur Theilnahme an den Wahlen berechtigt sind und zum Milgliede eines Gewerbe- gerichts berufen werden können. Die Fraktion ist ferner mit der Ausarbeitung eines Arbeiter- schutz-Gesetzes und eines Gesetzes für die Einfuhrung der acht- ständigen Arbeitszeit beschäftigt. Von einer größeren Anzahl von Mitgliedern der Fraktion ist außerdem der vorjährige Antrag auf Aufhebung des Impfzwanges wieder eingebracht worden. Initiativanträge der freisinnige» Volkspartet. Die freisinnige Volksparle: hat zum Theil in Verbindung mit der deutschen   Volkspartei folgende Initiativanträge unterstützt: An- trag Schmidt-Ehni, auf die Reichstags-Geschäftsordnung bezüg- lich: Antrag Haußmann- Hermes, betr. Sonntagsruhe; Antrag Ancrer und Genoffen auf gerechtere Abgrenzung der Wahl- kreise, Antrag Payer-Kaufmann auf Revision des Gerichtskosten- Gesetzes, Herabsetzung der Zustellungsgebühren und der Anwalts- gebühren, serner Antrag Müller-Sagan und Genossen aus Reform der Gesinde- Ordnung, dann einen Antrag auf Ein- führung einer Verfassung in Mecklenburg   und Einführung des allgemeinen Stimmrechls in allen Landtagen. Eine Resolution Munckel-Haußmann, welche die Regierung ersucht, Untersuchungen anzustellen über den Bauschwindel und die Verluste der Bau- Handwerker. «* Initiativanträge des Zentrum?. Wie dieBreSlauer Zeitung" wissen will, beabstchligt das Zentrum, den Jesuiten  - antrag sogleich nach Beginn der Reichstagssession wieder einzu- bringen. Außerdem will daS Zentrum die Regierung interpelliren. warum der Bundesrath den Gesetzentwurs, betr. die Aushebung des Jesuitengesetzes, ablehnte. Von anderer Seite wird berichtet, daß daß Zentrum de- abstchiige, auch sämmtliche in der vorigen Session«ingebrachte Jnitlatlvanträge wieder einzubringen. Initiativanträge der Konserativen. Die deutschkonser- vative Fraktion hat, wie dieKreuz-Zeitung  " meldet, gestern Abend über die von ihr zu stellenden Initiativanträge bcrathen. Der Antrag gegen die Einwanderung der Juden, sowie derjenige für die Einführung des Befähigungsnachweises beim Handwerk sind noch gestern Abend eingebrachl. Der vorjährige Währungs- antrag, sowie der Antrag Könitz  , über den sich in der Fraktion eine viel weiter gehende Einigkeit wie im vorigen Jahre ergab. sollen erst noch in der freien wirthschaftlichen Bereinigung des Reichstages besprochen werden. Nach denBerliner Neuesten Nachrichten" soll auch der Heimstätten-Gesetzentwurf von dieser Partei eingebracht werden. Weißbuch über Südamerika  . Für die bevorstehende Reickstagssession ist, wie verlautet, vom Auswärtigen Amte ein Weißbuch über südamerikanische Verhältnisse ausgearbeitet worden. welches dem Bundesrathe und dem Reichstage demnächst zugehen wird. Deutsche   Interessen sind in ganz Südamerika   vorhanden; ein klares Bild von den Zuständen zu erhalten, empfiehlt sich daher. Vor �rei Jahren erschien nach Beendigung des Aufstandes in Chile   bekanntlich schon ein Weißbuch über Chile  . iPavkeinatfivicktksn. Zur Diskussion über die Streitfrage Bebel- Vollmar geht uns aus Sachsen   folgendes Schreiben zu: Es hieße sich und seine Ueberzeugung verleugnen, wollte man sich zu dem zwischen Bebel und Vollmar enlbrannten Streit still- schweigend verhalten und gleich Buschkleppern den Kampf aus der Ferne beobachten, um im günstigen Moment dem Sieger mit beizuspringen. Solches Gebahren wäre eines Sozialdemokraten jedenfalls unwürdig; es ist vielmehr Pflicht eines jeden Partei- genossen, seiner Meinung jetzt Ausdruck zu geben. Wir erachten es deshalb für unser gutes Recht und unsere Pflicht, an dieser Stelle das Wort zu ergreifen. Wohl wissend, daß Meinungsverschiedenheiten in der Partei niemals aufhören werden, so müssen wir es doch ganz entschieden vcrurtheilen, wen» man Handlungen, die den Grundsätzen der Partei geradezu ins Gesicht schlagen, gutheiße» wollte, oder ist es etwa etwas anderes, wenn die bayerischen Genossen für das Budget stimmen? Alleidings, wer auf dem Boden der MannheimerVolksstiinme" steht, die da meint, es sei doch eine gewisse Anerkennung von Seiten der herrscheuden Gewalten, da« das Volk überhaupt noch wählen dürfe und daß wir so- zusagen froh sein mliffen, ein Wort über die Geschicke des arbeitenden Volkes mitsprechen zu dürfen, der muß allerdings die