williger als die Deutschen, daß dieses Argument einLügenmärchen ist. Die„Kölnische Zeitung' vermagnicht die von der sranzösischen Budgetkommission fest-gestellten Ziffern und unsere Schlußfolgerung zu wider-legen. Sie läßt das„Lügenmärchen" aufsich und ihren Hintermännern sitzen, giebta l s o z u, daß eins der H a u p t a r g u m e n t e der Ver-treler des Militarismus ein„Lügenmärchen" war;und sie springt plötzlich, wie ein Zirkusreiter von einemPferd auf das andere,— auf ein anderes Lügenmärchen,nämlich: daß Deutschland für militärische Zwecke mehrOpfer zu bringen gezwungen sei, als Frankreich.Gründe hat der Verfasser nicht— nur Behaup«t u n g e n. Er und seine Brotgeber sind von ihrem mili-taristischen Standpunkt aus überzeugt, daß unseredeulsche Heeresoraanisation immer ausgedehnt, immer ver-stärkt werden muß. Welcher Fach- und Zunftmilitär wärenicht dieser Ueberzeugung? Wir dagegen sind„über-zeugt", daß die„Behauptungen" der Militaristen falsch sind— und unsere„Ueberzeugung" und unsere„Behauptungen"sind a n s i ch genau so viel werth, wie die.Ueberzeugung' unddie„Behauptungen" der Militaristen. Wir wissen aber,daß der Militarismus gemeinschädlich und mit denInteressen unseres Volkes unverträglich ist. Dochdas haben wir jetzt nicht zu beweisen.- Und für heute istes uns genug, daß die Vertreter des Militarismus einsihrer Hauptargumente, ein im Laufe der Jahrzehntetausendmal geltend gemachtes Argument, als„Lügen-märchen" preisgegeben haben. Wann wird ihnendas nächste„Lügenmärchen" an den Röckschößen hängen?—Vereinheitlichung der Arbeiterverficherung. DieMittheilung, daß im Reichsamt des Innern eine einheit-liche Organisation der Kranken-, Unfall- und Jnvaliditäts-Versicherung in Aussicht genommen sei, bestätigt sich nicht.Die Todesstrafe. Das österreichische Abgeordneten-Haus lehnte heute in der fortgesetzten Svezialdebatte desStrafgesetz- Entwurfes den Antrag auf Aufhebung derT o d e s st r a s e mit 148 gegen L6 Stimmen a b.Wir nähern uns, wie man aus diesem Stimmen»verhältniß ersieht, immer mehr barbarischen Zeiten. ZumGalgen gehörte früher das Rad, vielleicht führt die Bour-geoisie, bleibt sie noch einige Zeit an der Herrschaft, auchdas Rädern, Vicrtheilen und die Folter wieder ein.—Auch eine Folge der österreichischen WahlrechtS-Ve-wegung. Der„Frankfurter Zeitung" wurde das Postdcbit fürOenerreich entzogen. Veranlaffung hierzu waren jedenfalls dietrefflichen und dem Wiener Kabinete wenig schmeichelhaften Mit-theilungen des Wiener Korrespondenten des Blattes über dieWahlrechtsbewegung und die Verschleppungstaktik der Regierung,welche durch häufigen Abdruck in der Wiener„Arbeiter-Ztg."'weiteren Kreisen in Oesterreich bekannt wurden.—Keine Ausdehnung des Arbeiterschutzes in derSchweiz. Genosie Vogelsanger hatte im schweizerischenNationalrath beantragt, d«e Dauer des für die Fabrikengiltigen Normalarbeitstags von 11 auf 10 Stunden herab-zusetzen. Dieser Antrag wurde mit alle» gegen vierStimmen abgelehnt. In der gleichen Sitzung wurde derBundesrath beauftragt, die anderen Industriestaaten zuVerhandlungen über die internationale Regelung der Ar-beiterschutz-Fragen anzuregen.—Tie Verstaatlichung des Betriebes der normal-spurigen Eisenbahnen wurde im schweizerischenNationalrath beantragt.—Tie sozialistischen Tepntirten der belgischenKammer begründeten ihren Antrag auf A m n e st i-rung der wegen politischer und Streik-Vergehen V e r u r t h e i l t e n. Der JustizministerBegerem ersuchte die Kammer im Namen der Regierung,den Antrag nicht in Erwägung zu ziehen.—Die belgische Kammer hat mit 79 gegen 41 Stimmenden Antrag unserer Parteigenossen abgelehnt.—Programm der belgischen Radikalen. Paul Jansonhielt am S. Dezember Abends in Lültich bei Gelegenheit einesFestessens zur Feier des zweijährigen Bestehens des dortigenprogresfistifchen radikalen Organs L'Exprvs eine große Pro«g r a m m r e d e. Nachdem er die Niederlage fast aller seinerParteifreunde bei den letzten Wahlen als einen jener Schicksals«fchläge besprochen, die im politischen Leben so häufig seien,feierte er in enthusiastischen Worten den von dem allgemeinenStimmrecht trotz seiner Aerquicknng mit dem Pluralstimmen-System errungenen Sieg, welcher der geschlossenen Bourgeoisie-klaffe die Herrschaft entreiße. DaS allgemeine Stimmrecht werdejetzt auch für die Provinzial- und Gemcinderalbs-Wahlen zurGeltung kommen müsien. Wenn im ganzen Lande dieWähler ihr« Pflicht gethan hätten wie in Luttich, so wäreder Klerikalismus gestürzt worden. Wir müsten mit derArbeiterpartei vereint vorgehen. Was den K o l l e k«tivismus anbetrifft, so sei derselbe wohl in vielen Be-ziehungen utopisch, aber eS solle doch anerkannt werden, daß dasEigenthumsrecht und das Zivilrecht dringend einerAencerung bedürftig sind. DaS Erbrecht müsse revidirlwerden, das Recht der Kinder aus daS Besitzthum des BaterS seizu respekliren, aber im allgemeinen befinde sich die Arbeit imNachtheile gegenüber dem Kapital. Die eigene Arbeit soll de»Menschen dereichern, nicht aber die Spekulation und die un»gereckte Ausnutzung der Arbeit anderer. Die B o u r g e o s t emuß in sich geben und ihre Fehler anerkennen. BeimSchlüsse der Rede wurde die Marseillaise gespielt. Ungefähr-wo Personen wohnten dem Bankett bei, dem die S o z i a l« st e nserngeblieven sind.Aus Italien schreibt man uns:Während Tag für Tag aus allen Provinzen Italiens An-klage- Erhebungen und Vorladungen von Vorsitzenden undBeamten der aufgelösten sozialistischen Vereine und Verbändegemeldet werden, hat Crikpi im Angesicht des morgen in Romzusammentretenden Parlaments seinen Präfeklen einen Winkgegebe», mit den sozialistischen und republikanischen Abgeordnetenvorsichtig zu verfahren. Den Fall Badaloni und die Absetzungdes Präfeklen Pennino hat der„Vorwärts" bereits gemeldet.Was die bürgerlichen Zeitmigen verschweigen, ist, daßdieser Präfekt als wahres Musterbild der ErlspinischenWirlhschast durch seine Brutalität und seinen anstößigenLebenswandel schon früher und seit Iahren die Entrüstung derBürger erregt hat; er ist als Gewohnheitssäufer bekannt undberüchtigt.— Infolge deS erhaltenen Winkes ist der AbgeordnetePrampoltni gestern vom Appellgericht in Reggto Emilia, an da?er Berufung wegen seiner Verurtheilung zum Zwangswohnstyeingelegt Halle, vorläufig freigesprochen worden, da daS Gerichtdie Auiorisation der Kammer für gesetzlich nolbwendig erklärte,um gegen einen Abgeordneten wegen eines politischen Verbrechensvorzugehen. Der Hauplvertheidtger PrampoliniS in der gestrigenBerbandlung. deffen feurige Rede auf das zahlreich versammeltePublikum tiefen Eindruck machte, war der Advokat Maino von Mai-land. Ter Staatsanwalt halte die Beschuldigung erhoben, daß diefozialistischenFührer offenbar bemübt seien.nun.da sie verfolgt würden,die rerolutionär« Schärfe ihres Programme? und ihrer Ziele ab«zuschwächen. Darauf erhob sich mit heftigem Protest Prampolintselbst und erklärte laut und feierlich, diese Beschuldigung für eineVerleumdung. Keine noch so harte Strafe sei im stände, ihnund alle seine mitverfolgten Genossen zu bewegen, auch nur eineBestimmung des Programms zu verleugnen, auch nur eine derIdeen aufzugeben, deren Erfüllung seine Lebensaufgabe sei. Einebegeisterte Zustimmung des Publikums folgte dieser Erklärung»nd der Präsident des Gerichts beeilte sich, mit der Drohung,den Saal zu räumen, alsbald diese Verhandlung zuschließen. Prampolini ward wie im Triumph nach Hausebegleitet. Diese Prozeßversolgungen der Abgeordneten wegenihrer Zugehörigkeit zur sozialistischen Partei sind abermit dteser vorläufigen Entscheidung noch keineswegsaus der Welt geschafft. Eine Hauptwuth der Verfolgung richtetsich gegen Andrea Costa. Außer dem gegen ihn schwebendenProzeß wegen Angehörigkeit zur sozialistischen Partei ist soebenein neuer, fürchterlicher Anklage-Akl ihm verkündet worden. Dietelegraphisch veröffentlichte Anklageschrift beschuldigt ihn, durchein Zirkular an seine Freunde in Florenz diese öffentlich auf-gestachelt zu haben, sich nach Mafia-Carrara zu begeben, umdie durch den Belagerungszustand zerstörten sozialistischenOrganisationen daselbst wieder herzustellen. Es ist ebenso grausigwie ergötzlich in der Anklageschrift zu lesen, wie der Staats-onwalt alle die Verbrechen auszählt, deren Costa stch durchdas Zirkular schuldig gemacht habe. Da werden genannt: Auf-sorderung zur Brandstisiung, zum Diebstahl, zur Ermordungöffentlicher Beamte, Verbrechen, für die als höchstes Strafmaß1b Jahre Zuchthaus vorgesehen sind.— Im Parlament wirdgleich nach den Besprechungen und Interpellationen über dieSchandgesetze vom Juli dieses Jahres, wobei stürmische Szenenvorauszusehen sind, die Neubewilligung der Zivilliste des Königsvon Italien heftige Debatten erregen. Das durch Steuern aus-gesogene, an allen Ecken und Enden blutende Italien muß be-kanntlich die Unterhaltung seines geliebten Königs am aller-theuersten bezahlen. Hundert und aber hundert Mal wurdedem armen Volke von den Regierungsorganen versprochen,die kolossale Zivillifie des Hoses auf ein anständigeresMaß herunter zu bringen, immer hat sich diese? al? Flunkereiund Täuschung erwiesen. Es war für die Leser des„Vorwärts"vo» Werth, vor einigen Wochen durch eine vergleichende Zahlen-ausstellung wieder erfahren zu haben, wie die Spitzen ihrerRegierung nicht allein ihrem Herzen so überaus theuer stnd, sondernwie viel die gekrönten Häupter Europa's ihren geliebten Unter-thanen eigentlich jedes Jähr kosten. Nach dieser Zahlenaufstellungerscheint zuerst— natürlich— das heilige Rußland mit 24 Mill.Mark, sodann kommt gleich Deutschland mit Preußen mit einerfast gleich hoben Summe, danach Oesterreich- Ungarn mit fast19 Millionen Mark und sofort hierauf, obwohl es nicht dieHälfte der Einwohner Oesterreich- Ungarns besitzt, das armeItalien mit über 12 Millionen Mark, danach erst das unendlichreiche England, dessen Königin zugleich Kaiserin von Indien ist,das heißt so viel Menschen beherrscht, als ganz EuropaEinwohner zählt. Erst danach kommen die übrigen Königreiche.Jinr Vergleichung fügen wir hinzu: Das allerreichste Landrde, die Vereinigten Staaten von Nordamerika, zahlt jähr-lich für den Hofhalt seines Präsidenten die winzige Summe von25 000 Dollar, das heißt 250 000 Franks, das reiche FrankreichI 800 000 Franks, und das gebildetste und freieste Land Europas,die Schweiz, die so bezeichnend bescheidene Summe von15 000 Franks.Wahlreform in Dänemark. Aus Kopenhagen wirdtelegraphirt:Die Folkething- Kommission für die Berathung der Re-gierungsvorlage betreffend die Vermehrung der Folkeihing-Wahl-bezirke hat heute Abend ihren Bericht erstattet. Die auS Mitgliedern der Parteien der Rechten und der moderaten Linkenbestehende Mehrheil der Kommission hat sich dahin geeinigt, dieVermehrung der Wahlbezirke von 102 aus 114 vorzuschlagen;von den neuen zwölf Bezirken sollen sechs aus Kopenhagennebst Vorstädten, die anderen sechs aus die übrigen Landes-theile entfallen; sieben sollen Stadtkreise, fünf sollen Landkreisesein.—Im bulgarischen Parlament wird ein Antrag vor-bereitet, welcher die Gewährung einer allgemeinen Amnestiemit Einschluß des in Anklagezustand versetzten Kabinetsfordert.In der Hauptsache ist damit beabsichtigt, die Rückkehrder im russischen Solde stehenden und nach Rußland ge«flüchteten Verschwörer zu ermöglichen.—Die Religionsfreiheit ist in Rußland noch immerein frommer Wunsch, wie die folgende Petersburger Depeschebeweist:Der„Regierungsbote" meldet: Durch Zirkular deS Ministersdes Innern vom 15. September, versandt auf grund des am10. Juli allerhöchst bestätigten Beschlusses de? Ministerkomiteesund nach Einvernehmen imt dem Oberprokureur des heiligstenSynods. wird die Seile der Slundisten als eine der ge-fährlichsten in kirchlicher und staatlicher Beziehung erNartunter Verbot der öffentlichen stundistischen Gebets- Versamm«lungen.—Ueber die sozialistischen Stimm««zahlen bei denletzten Wahlen in den Vereinigten Staaten schreibtunser New'Iorker Korrespondent das Folgende:Die offiziellen Zählungen sind zwar noch nicht beendet, dochläßt sich das Resultat der Stimmabgabe für unsere Partei an-nähernd überblicken. Wie mitgetheitt, waren für die StadtVteiv- Aork ca. 9000 Stimme» angenommen worden. und zwarnach der am Wahltage stattgehabten provisorischen Zählung.Die offizielle Zählung wird indessen, wie aus den bisher bekanntgewordenen Resultaten zu schließen ist, nur ca. 8200 Stimmenergeben. Sehr sonderbar ist indessen. daß eine große AnzahlStimmen als„zersplittert" notirt stnd, während beider Verlesung an den Wahlurnen davon wenig ver-lautete. ES hat also allen Anschein. daß„gemogelt"worden ist, um zu verhindern. daß unsere Partei dennölhigen Prozentsatz der Stimmen erhalte, um als offiziellePartei zu gelten(für welche der Staat die Elimmzettel herzu-stellen hat).— Im übrigen Staate ist wahrscheinlich, außer ineinigen Städten, das Resultat hinter dem der vorigen Wählenzurückgeblieben, so daß im ganzen etwas über 18 000 Stimmenabgeaeben wurden(gegen 20 000 im vorigen Jahre).— I» Kon-nektikut erhielt unsere Parket ca. S00 Stimmen gegen 262 imvorigen Jahre, in Massachusetts über 3000 gegen 2000, in New-Jersey über 4600 geae» 1321. Es fehlen in allen drei Staatenaber noch die Nachrichten aus einer Anzahl Wahl-bezirke.— In Sa» Francisco erhielt unser Mayors-(Bürg«r-meister-) Kandidat ca. 260 Stimmen; doch fiele» auf die sozial-demolralischen Kandidaten einzelner Wahldistrikte bedeutend mehrStimmen, als auf diesen; die Kandidatin für das Schuldirektor-Amt erzielte gar über 2000.- In Philadelphia erhieltenwir ca. 300. im Staate Rhode Island(wo unsere Partei imvorigen Jahre zum ersten Mal in die Wahlen eintrat, und inde» beiden Städten Providence und Olncyville 661 Stimmenerzielte) über 800 Stimme» z wie der Ausfall in St. LouiSwar, ist»och nicht bekannt; die erste Nachricht lautete auf150 Stimmen.Ermähnenßwerth ist. daß in einer Anzahl Orten der erst-genannten Staaten sozialistische Stimmen— bis über 70— ab-gegeben wurden, die bisher leine einzige geliefert hatten.— InSan Francisco ist der populistische Mayors-Kandidal Sutro mit10 000 Stimmen Mehrheit(er erhielt 30 000) gewählt worden;ein anderer populärer Kandidat erhielt ca. 12 000. die übrigenaber nur von 1200—6000 Stimmen. Das hatte aber seinenbesonderen Grund und lag die Sache ähnlich wie 1386bei der«Henry George-Bewegung" in New-Dork; während hlerein Theil der politischen Drahtzieher der kapitalistischen Parteiendiese im Stiche ließen, weil sie bei der sehr aussichtsvollen Er-wählung George's zum Bürgermeister an die„volle Krippe' zukommen gedachten,„arbeiteten" diejenigen von San Franciscofür Sutro, weil derselbe, der Millionär ist, ihre„Dienste"glänzend bezahlte, während es höchst unsicher war, welche derbeiden alten Parteien siegen, also die Beute zu vertheilen habenwerde. Und nun haben diese politischen Wegelagerer auch nochdie angenehme Aussicht— d. h. wenn nicht die eigentlichenpopulistischen Parteigänger sie wegschnappen— einträgliche Pöstchenzu erhalten. Und die Arbeiter, welche ihnen dazu verholfen,werden sich kindisch freuen!—Vom ostafiatischen Kriegsschauplätze liegt heutedie folgende Reuter-Meldung ans Hiroschima vor:Depeschen des Marschalls Aamagata berichten von mehrerenScharmützeln zwischen den Chinesen und in der Mand-schurei auftretenden japanischen Truppentheilen. Eine chine-fische Abtheilung griff am 15. November die Japanerbei Sokako an und brachte denselben einen Verlustvon vierzig Tobten bei; desgleichen zwangen am 20. No-vcmber chinesische Truppen eine Abtbeilung japanischerInfanterie bei Kwantien zum Rückzüge. Dagegen griffen dieJapaner am 30. November die Chinesen bei Saikako(?) an; dieChinesen zogen sich unter Zurücklassung von 25 Verwundetenzurück. Die Japaner sind gegenwärtig auf dem Rückmärschenach Antong am Aaluflusse begriffen.—VsrlsinenkartlAxes.Die sozialdemokratische Fraktion hat folgende Initiativ-Anträge beim Reichstag eingebracht:Aufhebung der dem Statthalter von Elsaß-Lothrinaen über-tragenen außerordentlichen Gewalten(Diktaturparagraph).Einführung deS Reichsgesetzes für die Presse in Elsaß-Lothringen.Einführung der Gewerbe-Ordnung in Elsaß-Lothringen.Einführung eines Reichs-Verfammlungs- und Vereinsgesetzessowie Sicherstellung des Koalitionsrechts, unter Aushebung allerbestehenden Vereins- und Versammlungsgesetze in den Bundes-staaten und im Reichsland.Errichtung von Volksvertretungen in den Bundesstaatenund m Elsaß-Lothringen ans grund des allgemeine«, gleichen,direkten und geheimen Wahlrechts und Theilnahme aller über20 Jahre alten Reichsangehörigen ohne Unterschied d«S Geschlechts.Aufnahme einer Bestimmung in die Reichsverfassung, wonachaus Verlangen des Reichstages jedes Strafverfahren gegen einMitglied des Reichstages und jede Untersuchungsstrafe oderZivilhaft für die Dauer der Sitzungsperiode aufgehobenwerden muß.Einführung eines Reichs- Berggesetzes unter Aufhebung derelnzelstaailichen Gesetze über den Bergbau.Ausdehnung der Zuständigkeit der Gewerbegerlchte auf da?Handelsgewerbe und Abänderung des Gesetzes betreffend dieEewerbegerichte dahin, daß weibliche Personen zur Theilnahmean den Wahlen berechtigt sind und zum Milgliede eines Gewerbe-gerichts berufen werden können.Die Fraktion ist ferner mit der Ausarbeitung eines Arbeiter-schutz-Gesetzes und eines Gesetzes für die Einfuhrung der acht-ständigen Arbeitszeit beschäftigt. Von einer größeren Anzahlvon Mitgliedern der Fraktion ist außerdem der vorjährige Antragauf Aufhebung des Impfzwanges wieder eingebracht worden.—Initiativanträge der freisinnige» Volkspartet. Diefreisinnige Volksparle: hat zum Theil in Verbindung mit derdeutschen Volkspartei folgende Initiativanträge unterstützt: An-trag Schmidt-Ehni, auf die Reichstags-Geschäftsordnung bezüg-lich: Antrag Haußmann- Hermes, betr. Sonntagsruhe; AntragAncrer und Genoffen auf gerechtere Abgrenzung der Wahl-kreise, Antrag Payer-Kaufmann auf Revision des Gerichtskosten-Gesetzes, Herabsetzung der Zustellungsgebühren und der Anwalts-gebühren, serner Antrag Müller-Sagan und Genossen ausReform der Gesinde- Ordnung, dann einen Antrag auf Ein-führung einer Verfassung in Mecklenburg und Einführung desallgemeinen Stimmrechls in allen Landtagen. Eine ResolutionMunckel-Haußmann, welche die Regierung ersucht, Untersuchungenanzustellen über den Bauschwindel und die Verluste der Bau-Handwerker.«*Initiativanträge des Zentrum?. Wie die„BreSlauerZeitung" wissen will, beabstchligt das Zentrum, den Jesuiten-antrag sogleich nach Beginn der Reichstagssession wieder einzu-bringen. Außerdem will daS Zentrum die Regierung interpelliren.warum der Bundesrath den Gesetzentwurs, betr. die Aushebungdes Jesuitengesetzes, ablehnte.Von anderer Seite wird berichtet, daß daß Zentrum de-abstchiige, auch sämmtliche in der vorigen Session«ingebrachteJnitlatlvanträge wieder einzubringen. �Initiativanträge der Konserativen. Die deutschkonser-vative Fraktion hat, wie die„Kreuz-Zeitung" meldet, gesternAbend über die von ihr zu stellenden Initiativanträge bcrathen.Der Antrag gegen die Einwanderung der Juden, sowie derjenigefür die Einführung des Befähigungsnachweises beim Handwerksind noch gestern Abend eingebrachl. Der vorjährige Währungs-antrag, sowie der Antrag Könitz, über den sich in der Fraktioneine viel weiter gehende Einigkeit wie im vorigen Jahre ergab.sollen erst noch in der freien wirthschaftlichen Bereinigung desReichstages besprochen werden.Nach den„Berliner Neuesten Nachrichten" soll auch derHeimstätten-Gesetzentwurf von dieser Partei eingebracht werden.Weißbuch über Südamerika. Für die bevorstehendeReickstagssession ist, wie verlautet, vom Auswärtigen Amte einWeißbuch über südamerikanische Verhältnisse ausgearbeitet worden.welches dem Bundesrathe und dem Reichstage demnächst zugehenwird. Deutsche Interessen sind in ganz Südamerika vorhanden;ein klares Bild von den Zuständen zu erhalten, empfiehlt sichdaher. Vor �rei Jahren erschien nach Beendigung des Aufstandesin Chile bekanntlich schon ein Weißbuch über Chile.iPavkeinatfivicktksn.Zur Diskussion über die Streitfrage Bebel- Vollmargeht uns aus Sachsen folgendes Schreiben zu: Es hieße sichund seine Ueberzeugung verleugnen, wollte man sich zu demzwischen Bebel und Vollmar enlbrannten Streit still-schweigend verhalten und gleich Buschkleppern den Kampf ausder Ferne beobachten, um im günstigen Moment dem Sieger mitbeizuspringen. Solches Gebahren wäre eines Sozialdemokratenjedenfalls unwürdig; es ist vielmehr Pflicht eines jeden Partei-genossen, seiner Meinung jetzt Ausdruck zu geben. Wirerachten es deshalb für unser gutes Recht und unserePflicht, an dieser Stelle das Wort zu ergreifen.Wohl wissend, daß Meinungsverschiedenheiten in der Parteiniemals aufhören werden, so müssen wir es doch ganz entschiedenvcrurtheilen, wen» man Handlungen, die den Grundsätzen derPartei geradezu ins Gesicht schlagen, gutheiße» wollte, oder istes etwa etwas anderes, wenn die bayerischen Genossen für dasBudget stimmen? Alleidings, wer auf dem Boden derMannheimer„Volksstiinme" steht, die da meint, es sei docheine gewisse Anerkennung von Seiten der herrscheuden Gewalten,da« das Volk überhaupt noch wählen dürfe und daß wir so-zusagen froh sein mliffen, ein Wort über die Geschicke desarbeitenden Volkes mitsprechen zu dürfen, der muß allerdings die