Nr. 525 38. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Betschwestern als Kunstrichter.
Brunners Garde gegen Schnitzlers Reigen". Schnitzlers ,, Reigen".
Sonntag, 6. November 1921
Mitglieder aller evangelisch- kirchlichen Frauenvereine auf das höchste entrüstet gewesen seien, daß ein derartiges Stück überhaupt aufgeführt werden dürfe. Sie habe das Stück felbst nicht ge= sehen, aber von Mitgliedern ausführliche schriftliche Berichte er= halten, in welchen diese ihrer höchsten Empörung Ausdruck gaben. Sie selbst habe auch Anstoß an den Plakaten genommen, auf denen von Soldat und Dirne" die Rede war, Plakaten habe stehen sehen, die ihre Bemerkungen ausda sie wiederholt jugendliche Personen vor den tauschten.
Hierauf wurde die Verhandlung abgebrochen und auf Dienstag 9 Uhr vertagt.
Vor der 6. Straffammer des Landgerichts III unter Borsiz des der Zivilkammer des Landgerichts III gegenüber. Dieser ideale Landgerichtsdirektor Brunnhausen begann heute die Ber - Schwung eines preußischen Richterfollegiums, welches gegen den handlung gegen die Direktoren Frau Eysold und Sladek sowie lauten Unfug der Straße mutvoll auftrat, stelle ein Ruhmesblatt in den Regisseur Reusel und 10 Schauspieler und Schauspielerinnen der Geschichte der deutschen Rechtsprechung dar. des Kleinen Schauspielhauses wegen Erregung öffentlichen 2erger- gewiffer Seite inszeniertes Reifeltreiben gegen die AufDer Angeklagte schildert, wie schon vor der Premiere ein von nisses durch Darstellung des Schniglerschen Reigen". Die Anflage führung des Reigen" eingefekt habe. Als die Borstellungen Die städtischen Werke am 9. Sovember. wird durch Staatsanwaltschaftsrat v. Bradtke vertreten, die Ver- begannen, wurden die bekannten Standalszenen von bestimmter Seite teidigung führen die Rechtsanwälte Wolfgang Heine , Justizrat eingeleitet. Eines Abends muß'en nicht weniger als 40 Krimi- und der Gewerkschaftskommission haben ergeben, daß die städtischen Die Verhandlungen zwischen dem Vertreter des Magistrats Dr. Rosenberger und Rechtsanwalt Neumond. nalbeamte bestellt werden, da man Kenntnis davon erhalten Arbeiter berechtigt sind, am 9. November um 2 Uhr die Ueber die Vorgeschichte des Prozesses haben wir unsere hatte, daß die Vorstellung gesprengt werden sollte. Tatsächlich Betriebe auf Wunsch zu verlassen. Die notwendigen Leser wiederholt und eingehend unterrichtet. brüllten auf ein vorher verabredetes Stichwort Arbeiten der Belieferung der Industrie mit Gas und Strom werNach Aufruf der Zeugen und Sachverständigen gibt Rechts- eine Reihe älterer Herren und Damen, sowie junge Leute Schweine- den vorgenommen werden. Zwischen Baurat Dr. Ing. Adler anwalt Wolfgang Heine folgende Erklärung ab: Die Angeklagten rei ". Da ständig die Polizei einschritt, fonnte das Stück längere und den Bertretern der Arbeiterschaft hat Sonnabend früh eine erbieten sich, für das Gericht, die Zeugen und Sachverständigen Reit unbehelligt gegeben werden, dann aber setzte der Sturm wieder Verhandlung stattgefunden mit dem Ergebnis, daß am 9. November eine separate Vorstellung des Reigen" im Kleinen ein. Er, Sladek, sei mit pöbelhaften Briefen, welche die der gesamte Straßenbahnverkehr fahrplanmäßig Schauspielhause zu veranstalten, da das Gericht die Aufführung unfläfigsten Schimpfworte erhalten bleibt. Die Gleise am Schloßplatz werden freigehalten. größtenteils nicht gesehen hat. Staatsanwalt von Bradtfe: Der Betrieb wird erforderlichenfalls bei Ueberfüllung des SchloßIch würde es auch für sehr wünschenswert halten, wenn das Gericht plages umgeleitet werden. die Aufführung selbst sieht. Es würde sich dann empfehlen, heute überhaupt nicht zu verhandeln, sondern erst nach der Aufführung.
Zwischen den Verteidigern und den Angeklagten einerseits und dem Gericht bzw. dem Staatsanwalt andererseits entstehen nun längere Berhandlungen über den Termin der Vorstellung. Als das Gericht dazu neigt, die Separatvorstellung am Sonntag vormittag um 10 Uhr stattfinden zu lassen, erklärt eine von der Staatsanwaltschaft als Beugin geladene ältere Dame, daß sie dagegen protestieren müsse, daß der Reigen am Sonntag während des Gottesdienstes in den Kirchen stattfinde. Hierdurch werde das religiöse Gefühl eines jeden Deutschen auf das tiefste verlegt. Sie selbst würde jedenfalls zu der Vorstellung nicht erscheinen.( Buruf von der Anklagebant: Gehen Sie lieber in die Kirche!)
Rechtsanwalt Heine: Ich möchte bei dieser Gelegenheit auf folgendes hinweisen und einen Antrag stellen. Unter den hier erschienenen,
enthielten, überschüttet worden. Auf eine Frage des Staatsanwalts von Bradfe, welchen petuniären Erfolg das Stüd gehabt habe, erklärt Sladet, daß der materielle Erfolg dank der Der Betriebsrat des Städtischen Elektrizitätswerts Charlottenburg teilt uns mit: Der Betrieb feiert am ausgezeichneten Reflame durch die Staatsanwaltschaft 9. November von 2 Uhr ab, und zwar hat das Werk Sonntagsund des Kultusministeriums ein guter gewesen sei. betrieb, d. h. der Betrieb wird soweit aufrechterhalten, daß Strom Die mitangeklagten Darsteller meisen den Vorwurf, auf der für Licht und Straßenbahn geliefert wird. Der Beschluß lautet Bühne unzüchtige Handlungen zur Darstellung gebracht zu haben, wörtlich:" Die Betriebsversammlung feiert den 9. November. Sie mit Entrüftung zurück. Der Angeflogte Forster erflärt u. a., daß stellt um 2 Uhr den Betrieb ein und beteiligt sich an den Demoner einmal beim Hinausgehen einen Herren habe sagen hören: Instrationen. Das Werk hat Sonntagsbetrieb." dem Stüd ist ja gar nichts los!" Das hieß mit anderen Worten, in dem Stüd jei ja gar nichts Anstößiges enthalten. Der Betreffende habe eben eine oblaöne Phantasie mitgebracht und habe nun Anstoß genommen, weil in dem Stück nichts Unanständiges passiert sei. Der unzüchtige tragische Walzer.
Zu lauten Heiterfeitsausbrüchen, welche den Borsitzenden zu einer Drohung mit der Räumung des Zuhörerraumes veranlaßt, fommt es, als der Angeklagte Forster die Tatsache, daß die Staatsanwaltschaft selbst den Rhythmus der Zwischenaftsmufit als auf unzüchtigen Verkehr hinweisend bezeichnet, als die grökte Erfine dung dieses Jahrhunderts bezeichnet. Das Interessanteste dabei sei, daß er die ,, unzüchtige" Musik im Jahre 1907, also als er den Reigen" noch gar nicht fannte, als„ Valse noir", als einen tragischen Walzer" komponiert habe.
Ein Theaterkenner.
Hiermit ist die Bernehmung der Angeklagten beendet und es beginnt die Beweisaufnahme. Als erster Zeuge wird der von der Staatsanwaltschaft geladene Geh. Reg.- Rat Prof. Faßbender gehört, der zwei Aufführungen gesehen hat und empört darüber gewesen ist. Gerade das Herablassen des Vorhanges in dem Augen blid, wo die Illusion und die Phantasie am stärksten erregt war, schien ihm besonders anstößig und vielsagend.
Kleinhandel, Warenverteuerung und Valuta.
Daß das Sinken der Baluta zu einer Verteuerung der aus dem Ausland eingeführten Lebensmittel führen muß, weiß heute jedes Kind. Es ist ohne weiteres verständlich, daß der Handel mit seinen Verkaufspreisen nicht so weit hinter den Weltmarktpreisen zurückbleiben darf, daß er nicht seine Bestände wieder ergänzen kann. Nun ist aber die Beobachtung gemacht worden, daß der Kleinhandel bei einer Besserung der Baluta mit dem Preisabbau längst nicht so schnell bei der Hand ist wie vorher mit den Preiserhöhungen. um so befremdlicher ist es, wenn jetzt die Geschäfte ohne Rücksicht darauf, ob sie ihre Waren noch zu einem günstigen Balutastand eingekauft haben, auch ihre Preise einfach nach dem Kurse der fremden Zahlungsmittel hinaussehen. So wird uns jegt von einem Leser berichtet, daß er bei einer bekannten Fettwarenfirma, die noch aus vorhandenen Beständen verkauft, den Rat erhielt, sofort Schmalz zu kaufen zu einem Preise von 29 M. Würde der Dollar am nächsten Tage auf 260 stehen, so würde er für Schmalz 32 M. anlegen müssen. Wie erwähnt handelt es sich um dieselbe Ware, die bereits eingekauft war. Hier schluckt also der Handel den vollen Valutagewinn, obwohl er bei niedrigerem Weltmarktpreis feine Preise nicht herabsetzt.
von der Staatsanwaltschaft geladenen Zeugen befinden sich mehrere, welche an den bekannten Lärmizenen im Kleinen Schauspielhaus anfäßlich der Reigen Aufführung am 22. Fe bruar d. 3. beteiligt gewesen und sogar verhaftet worden waren. Ich bitte deshalb, die Aften des Polizeipräsidiums über diese Zeugen bzw. diese Vorfälle herbeizuschaffen. Staatsanwalt von Bradtke widerspricht diesem Antrage. Rechtsanwalt Wolfgang Heine weist darauf hin, daß an jenem Tage sogar Stinkbomben auf die Bühne geworfen worden seien. Zu den Ruheftörern, die verhaftet worden seien, habe 11. a. auch die hier als Zeugin anwesende Frau Hauptmann Möller gehört. Das Gericht seht die Beschlußfassung aus. Go dann beschließt das Gericht, am Sonntag, 6. November, mittags 12 Uhr, eine gerichtliche Augenscheinseinnahme in Rechtsanwalt Dr. Rosenberger stellt an den Zeugen die Die Wucherpolizei sollte rüdsichtslos vorgehen Gestalt einer Separatvorstellung des Reigen" Frage, wie oft er ins Theater gehe und wann er zuletzt im Theater gegen solche willkürlichen Preisaufschläge, die die Lebenshaltung der im Kleinen Schauspielhause stattfinden zu lassen, zu der sämtliche gewesen sei. Beuge schweigt. Rechtsanwalt Dr. Rofenberger: Zeugen und Sachverständigen unter Strafandrohung im Falle ihres Eie müssen doch irgendeine Erinnerung an das Stück haben, das breiten Massen unerträglich verteuern. Andererseits müßten durch. Nichterscheinens geladen sind. Es folgten dann die Angaben der Sie zulegt gefehen haben? Zeuge schweigt. Beuge schweigt. Rechtsanwalt Dr. die Preisprüfungsstellen angemessene Richtpreise bekanntgegeben einzelnen Angeklagten zu ihren Personalien. Rosenberger: Herr Profeffor, ich frage jetzt ganz deutlich: werden, aus denen man ersehen fann, welcher Preis gerech fertigt Staatsanwalt von Bradte stellt den Antrag auf Ausschluß Wann sind Sie zum letzten Male im Theater gewesen und was ist. Der Handel geht bereits dazu über, die Ware, der Deffentlichkeit wegen Gefährdung der Sittlichkeit. Rechtsanwalt haben Sie gesehen? 3euge( nach langem Besinnen): Vor einem die er eingetauft hat, absichtlich zurückzuhalten, Wolfgang Heine , ebenso der Angeklagte Sladek widersprechen. Jahr habe ich mir„ Das Gelübde" angesehen. Rechtsanwalt Dr. um an der Verschlechterung der Valuta, die breiten BevölkerungsNach kurzer Beratung beschließt das Gericht, den Antrag des Rosenberger: Haben Sie sich dieses Stück im Interesse des freisen das Leben verteuert, doppelt und dreifach verdienen zu Staatsanwalts abzulehnen, da von einer öffent- Sentrums angesehen? 3euge: Jawohl. Rechtsanwalt eine: tönnen. Dagegen muß eingeschritten werden, wenn lichen Berhandlung eine Gefährdung der Gittlich haben Sie sonst aus persönlichem Intereffe zur nicht die ungesunde Preisentwicklung der Ichten Wochen noch durch feit nicht zu erwarten ist. dramatischen Kunst irgendein Theater besucht? die passive Haltung der Behörden gefördert werden soll. 3euge: Jawohl, aber die Titel der Stücke sind mir entfallen. Bor längerer Zeit habe ich im Deutschen Theater Lebensmittelpreise gelangen, mag aus der Tatsache erhellen, zu welchen unhaltbaren Zuständen wir auf dem Gebiet der Hamlet " gesehen. daß die in letter Stunde herausgekommenen Notierungen für Schmalz bereits einen Großhandelspreis von 31,50-33,50 m. aufweisen.
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In der Vernehmung erklärt die Angeflagte Frau Ensoldt, daß sie jede strafbare Handlung bestreiten müffe. Sie habe fich ledig lich von rein fünstlerischen Motiven leiten lassen. Der Angeklagte Direktor Sladet erklärt, daß er von einer ungeheuren Erregung gepackt worden sei, als ihm die Anflage zugestellt worden sei, die ihn auf die gleiche Stufe mit einem Leiter eines Bordells zu stellen verfucht. Seine Erregung habe sich gelegt, als er zu der Ueberzeugung fam, daß der Staatsanwalt nur das Werkzeug un verständiger und irregeleiteter Menschen geworden war. Der Ansicht des Staatsanwalts stelle er das Urteil
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Fräulein.
Bon Paul Enderling . Frau Görte tam; auch sie bemühte sich, den Mißtlang des gestrigen Abends vergessen zu machen. Sie tat es so deutlich, daß Fräulein wieder ganz aufgewühlt wurde.
Nachmittags in der Dämmerung setzte sich Frau Görte zu ihr und stopfte mit ihr Strümpfe.
" Nächste Woche geht's wieder nach dem Fischmarkt. Es ist auf die Dauer doch zu teuer. Und zu Hause ist zu Hause." Fräulein schwieg.
" Heute abend ist im Kurgarten italienische Nacht. Sie fönnen gut mein Billett nehmen; wir gehen doch nicht. Es soll ein herrliches Konzert geben, und der Steg wird illuminiert. Wollen Sie nicht hin?"
Werners französischer Auffah ist noch nicht fertig." „ Ja, dann
" Ich komme schon ein andermal hin," sagte Fräulein. " Ja, Sie sind ja erst so furze Zeit hier. Allmählich werden Sie das noch alles fennenlernen. Es wiederholt sich ja jedes Jahr."
Jedes Jahr... Also fie rechnet, daß ich jahrelang hier bleiben und Aufsäge durchsehe und Strümpfe stopfe..
Nicht wahr, Sie fühlen sich im Grunde doch wohl bei uns? Wir schäßen Sie ja alle sehr. Glauben Sie nur! Sie fönnten bei uns Ihr Leben lang bleiben."
Mein Leben lang, dachte Fräulein; also das ist das Ende? Ja, was sollte ich wohl auch sonst? o sollte ich hin? Mein Leben lang... Nein, das ist nicht wahr. Das ist nicht das Ende! Lieber alles andere, Lieber... alles... andere.
Das Dienstmädchen tam und brachte einen Brief für Fräulein.
Als Fräulein die Adresse las, stand fie auf und ging, ohne ein Wort zu sagen, auf ihr Zimmer. Frau Görle sah erstaunt von der grauwollenen Sode auf. Lothar Franzius schrieb. Es war nicht der Brief, den Fräulein erwartet hatte. Aber er war doch von ihm urb nur für fie. Mein Bruder ist morgen da. Er wird Ihnen fagen, marum ich nicht tomme. Ich habe eine Schlacht verloren. Wie fönnte ich da tommen? Wie tönnte ich da zu Ihnen
"...
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Ich habe das Stüd nicht gesehen, aber....
Die nächste Zeugin, die 71jährige Frau von Braun fchweig, eine geborene Freiin, ist Vorsitzende des Berliner Frauenvereins, des Berliner firchlichsozialen Frauenvereins, des Berliner Frauenbundes zur Hebung der Sittlichkeit und ist im Ausschuß zur Hebung der Volksfittlichkeit. Die Zeugin befundet, daß die tommen? Sie können mit meinem Bruder über alles sprechen. leber alles...“.
Fräulein lehnte fich in die Sofaede zurück und lag nun ganz still, mit großen Augen zur Decke sehend. Sie dachte nur das eine: Er fommt nicht, aber er denkt an mich, und morgen fann ich mit einem über ihn sprechen. Was fürchte ich nun? Und ihre Augen wurden flar und hell.
Sie ging ans Fenster. Im Schein des Zwielichts las sie die Zeilen immer wieder und fah hinter jedem Sah, hinter jedem Wort zwei Arme, die sich ihr entgegenbreiteten. Sie füßte das Papier wieder und wieder und hielt plötzlich erschrocken inne; denn die Buchstaben verwischten sich schon.
Als sie aus dem Fenster blickte, sah sie den jungen Hilmer durch den Garten gehen, und sie dachte an sein Spiel heute nacht.
Der Blinde stand an dem großen Kirschbaum still und horchte, ob sich etwas bewegte. Dabei sohen seine erloschenen Augen starr zu ihr empor, eine ganze Weile. Dieselbe unerflärliche Angst ergriff sie, die sie in der Nacht empfunden hatte, und sie wurde erst ruhig, als der da unten sicher Schritt für Schritt feinen Weg weiterging, wie ein Sehender.
Der Blinde findet seinen Weg, dachte sie,- wie sollte ich ihn nicht finden? " Fräulein!" tönte auf dem Korridor Frau Görfes Sie lief schnell zur Türe und verschloß sie. Fräulein!"
Stimme.
Sie stand zitternd mitten in der Stube und nicht. Den Brief hielt sie ausgeftredt vor sich. Schuhwehr zwischen fich und der Frau draußen. Schuhwehr zwischen sich und dem Alltag.
antwortete Wie eine Wie eine
Am nächsten Tag fam Ingenieur Franzius. Keiner aus der Familie ahnte etwas. Fräulein ging zu den zwei Fernzügen an den fleinen Bahnhof. Nachmittags tam er mit einem der Lokalzüge von Danzig .
Fräulein ging mit Werner und Eva die Seestraße entlang zum Marktolak, als, abseits vom Schwarm der Ausflügler, ein schlanker Herr den Blak umschritt.
Zwei weitere Leichen aus dem Wannsee geborgen. Am Sonnabend nachmittag wurden von den Beamten des Reichswasserschutzes zwei weitere Leichen in der Nähe der Abfahrt
Die kleine Eva sagte fein Wort. Sie riß fich los, stürzte davon, fam furz vor dem Fremden ins Stolpern und umflammerte glücklich seine Beine. Er hob sie hoch empor und füßte sie." Evchen, bist du es wirklich?"
Das Kind sprach noch immer fein Wort. Das fleine Herz mar zu voll von Glück. Sie füßte den Vater auf Mund und Wange und Nase und Kneifer, bis er sie lachend herunterließ. Jetzt kam auch Werner auf den Vater zu. Er machte eine rechtwinklige Verbeugung und zog den Hut: Willkommen in der Heimat, Bater!"
"
"
Aha, da haben wir auch Herrn Werner-" Und es war Fräulein, als hätte er vollenden wollen: Berner Görke.
,, Und das ist unser Fräulein," stellte Werner vor. Werner fonnte sich mitunter wie ein Herr benehmen.
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Er gab ihr die Hand. Wir sind ja gute Bekannte, nicht wahr?"
Fräulein wurde rot bis an die Schläfen. Werner sah den Vater verwundert an. Mutter ist drüben im Handschuhgeschäft. Da kannst du sie gleich treffen." „ Ja, dann wollen wir nur gleich hingehen," sagte Ingenieur Franzius nicht besonders freudig. Es flang wie: Was man nicht gern tut, muß man schnell tun."
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Ingenieur Franzius hatte Aehnlichkeit mit Lothar; nur schienen seine Augen härter und fühler. Und dann war da auch dieser braune, lederfarbene Teint.
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Ingenieur Franzius stellte alles voll Blumen. Auch Fräuleins Rimmer stand voller bunter Dahlien. " Natürlich, es fann gar nicht Geld genug kosten," brummte Görfe.
" Es fostet ja nicht dein Geld, Schwiegervater." Alle zuckten etwas zusammen. Kein anderer aus der Familie sprach so mit dem Familienhaupt. Julius Görke antmortete aber nicht. Er murmelte nur etwas undeutlich vor sich hin und vertiefte sich in die Zeitung.
Frau Görke hatte das Bedürfnis, zwischen den beiden harten Männern irgendwie zu vermitteln. Nicht wahr, Bater hat sich gut erholt?" fragte sie.
" Laß nur!" Görfe winfte energisch ab, und Ingenieur Franzius fam ihr nicht zu Hilfe. Frau Görke sah getränkt und gefnicht aus: Sie hatte entschieden eine unglückliche Hand
Werner fragte:„ Ist das nicht Bater?" " Da lauf ihm doch entgegen," sagte Fräulein. ,, llnd wenn es dann doch ein anderer ist? Wie blamabel beim Versöhnen...
wäre das!"
( Forts. folgt.)