Einzelbild herunterladen
 

gnügungsposten ist, wissen wir, aber das fann uns nicht baran hindern, Kritit vorzubringen, wo wir sie für notwendig halten. Herr Dr. Hermes sollte sich einer solchen positiven Kritik, die ihm die fachliche Führung seines Amtes nur erleich­tern fann, eigentlich freuen. Diese Kritik will dem Reichs finanzminister mehr Geld bringen, und das ist wichtiger als die Schonung persönlicher Empfindlichkeit.

Gegen die Devisenhamsterei. Der Gesezentwurf der Reichsregierung. Das Reichskabinett hat dem vom Reichswirtschafts­ministerium eingebrachten Gesegentwurf über ben Berkehrmit Devisen, fremden Geldforten und Bant. noten seine Zustimmung erteilt. Der wesentlichste Inhalt des Gesetzentwurfs ist folgender:

1. Der Handel mit Devisen, fremden Geldforten und Banknoten foll von nun an an die Banken gebunden sein. Also nur durch die Bermittlung von Banken und Banfiers fönnen in Zukunft Devisen­und ähnliche Geschäfte abgeschlossen werden.

2. Die Banken sind verpflichtet, von jedem, der mit ihnen ein Devisen oder ähnliches Geschäft eingehen will, eine genügende

Legifimation zu verlangen.

3. Die Banken sind verpflichtet, über jedes abgeschlossene De visen oder ähnliche Geschäft nach Höhe, Kurs ufm. einen Schluß schein auszustellen. Dieser Schlußschein muß von den Banten dem betreffenden Finanzamt desjenigen, der ein Devisengeschäft einge­gangen ist, überwiesen werden. Die Finanzämter nehmen dann ihrerseits die überwiesenen Schlußscheine zu den Steueraften.

und dem Reichstag zugehen. Er ermöglicht in hohem Maße Der Gefeßentwurf wird binnen furzem dem Reichsrat die Unterbindung der wilden Devisenspekulation und die Er­fassung der Gewinne, die aus Devisengeschäften entspringen. Die Teuerungsaktion für die Beamten. Im preußischen Landtage fand am Dienstag nach mittag eine Besprechung von Vertretern der Landtagsfraktionen über die in Aussicht genommene Teuerungsattion für die Beamten usw. statt. Die Angelegenheit ist derartig beschleunigt worden, daß die Auszahlung der erhöhten Gehälter fofort erfolgen fann, nachdem der Reichstag und Landtag ihre Zustimmung aus: gesprochen haben. Bis Ende dieser Woche dürfte das ge­schehen sein.

Hirtsiefer Wohlfahrtsminister?

Ehrenvorsitzende des 3. Rongresses der Mostauer Internationale, den gefangenen Rommunisten angetan, um sich selber die Unbequem­Wie die PPN. erfahren, hat die preußische Zentrums- lichkeit einer, wie gesagt, nicht allzu schweren Festungshaft zu er fraktion für den Posten des preußischen Wohlfahrts- sparen. ministers nunmehr den Zentrumsabgeordneten im Preußi- Zeiten und Sitten ändern sich. Uns dünkt, die Sozialdemokraten schen Landtag Sirtfiefer in Aussicht genommen. Es steht hätten sich in der Zeit, in der sie verfolgt waren, beffer bewährt als aber noch nicht bestimmt fest, ob Hirtjiefer, der zurzeit in die ultrarevolutionär ihr Wort brechenden und radikal ausreißen­Italien weilt, der Berufung zum preußischen Wohlfahrts- den Kommunisten von heute! minister Folge leisten wird. Hirtsiefer gehört zu den Führern des Christlichen Metallarbeiterverbandes, dem er als Nach einer Meldung der D2. soll Brandler bereits vor zwei Schlosser beigetreten war, Seit 1904 war er Bezirksleiter, Tagen in Mostau eingetroffen fein. feit 1920 Verbandssekretär.

*

Bon zuständiger Stelle wird der Zu. mitgeteilt, daß über die Besetzung des Staatsfeiretärpostens im Reichsministerium des Junern bisher noch keine Entscheidung getroffen ist.

Radbruch   und der Verbrecher.

*

Wenn sie es nur getan hätten." Fromme Wünsche eines Ersten Staatsanwalts. In Königsberg   fand vor kurzem der Prozeß des Polizeipräsi denten Genossen Lübbring gegen den Chefredakteur der Ost­preußischen Zeitung", Eberhard Renkel, wegen Beleidigung statt, we­Einem fürchterlichen Standel ist der Lokal- Anzeiger" auf die bei der angeklagte deutschnationale Berleumder zu 400 m. Geld­bruch, unterhält Beziehungen zu Spur gekommen. Der Reichsjustizminister, Genosse Dr. Rad. ftrafe verurteilt wurde. In dem Prozeß spielte sich eine interessante Episobe ab. Es stand unter anderen Punkten auch die Haftentlas­Bwischen ihm und dem Berbrecher besteht sogar nach bem Cotal- fung eines Kommunisten in Labiau   unter Beweis. Der Erste Staatsanwalt Willi wurde hierzu als Zeuge vernommen Anzeiger" eine gewisse Intimität". Die Folge ist, daß Radbruch sich sogar für die Befreiung des Verbrechers einsetzen will. Da haben wir einen sozialistischen Justizminister!

einem Berbrecher!

-

fann. Unter dem alten System wäre es ganz undentbar

und sagte auffällig ungünstig gegen Genoffen Lübbring aus. Rach­

Eo sehen die höheren Justizbeamten aus, die entrüstete Proteft­

her erwähnte Lübbrings Rechtsbeistand, Rechtsanwalt Schönfeld, in teilen, daß der Verbrecher fein anderer ist als der Dichter worden wäre. Da machte der Erfte Staatsanwalt Willi Zur Beruhigung des entsegten Publikums wollen wir mit feinem Plädoyer, daß Lübbring um 5aaresbreite am 9. März 1919 von spartatistischen Matrosen meuchlings ermordet Ernst Toller  , der noch immer von der bayerischen   Regierung die Zwischenbemerkung: Wenn sie es nur getan hätten!" Gestützt halten hat. Toller ist bekanntlich wegen rein politischer Enge getriebene Erste Staatsanwalt beftritt die Aeußerung nicht, Urlaub zu der Uraufführung seines Dramas Masse Mensch  " er auf die Angaben eines Bolizeibeamten, teilte Genosse Lübbring diese Aeußerung sofort dem Gerichtsvorsitzenden mit. Der in die Bergehen, unter ausdrücklicher zuerkennung der ehrenhaften aber er behauptete, sich ihrer nicht mehr zu entsinnen! Gesinnung zu Festungshaft verurteilt worden. Daß zwischen Das Gericht lehnte ab, ihn unter Eid über seine Reußerung zu ver­diesem Mann und einem Juftizminister Beziehungen bestehen fön­nen, ist allerding der Gipfel dessen, was in einer Republit passieren nehmen, indem es biefe als wahr unterstellte. gewesen, daß ein Justiz minister mit einem geistig hoch.refolutionen faffen, wenn ihre Unparteilichkeit angezweifelt wird. stehenden Menschen Verkehr gehabt hätte, dieweil die geistig Die Berechnung der Friedensmiete. hochstehenden Menschen meist nur mit ihres gleichen ver tehren! Auch in Kahr- Bayern haben die Juftizminister den Ber  - Im Wohnungsausschuß des Reichstages wurde tehr mit steckbrieflich verfolgten Rapp- Berbrechern vorgezogen. am Dienstag§ 2 des Reichsmietsgesetzes nach der Regierungs­Dem Lokal- Anzeiger" wollen wir aber gleich einen Tipp porlage angenommen. Es wurde bestimmt, daß bei Berechnung für seine nächste Sensation geben: Im Staatlichen Schauspielhaus der Miete von dem am 1. Juli 1914 vereinbarten Mietzins aus= werden die Dramen eines andern Verbrechers, eines desertier. Bugehen ist. Bergütungen, die in der Friedensmiete für Heizstoffe, en militärarztes aufgeführt. Der Mann heißt Friedrich der obersten Landesbehörde bestimmte Nebenleistungen enthalten Sammelheizung oder Warmwasserversorgung oder für andere von Schiller, und die Republik   scheut sich nicht, seine Dramen aufzu- find, sollen abgerechnet und die oberste Landesbehörde er­führen, obwohl dieser Berbrecher seinerzeit seinem gnädigen Für mächtigt werden, für die abzurechnenden Beträge 5) undertsäge ften ohne Urlaub bei Nacht und Rebel entwichen ist. der Friedens miete festzulegen. Wenn über die Höhe der Friedensmiete Streit oder Untlarheit besteht, so soll sie auf Antrag eines Vertragsteils von dem Einigungsamt festgestellt mer­ben. Abg. Silberschmidt( Soz.) hob in der weiteren Be­ratung den Vorteil der Vorlage hervor, daß sie die großen In. ft a nbfegungsarbeiten, die vom einzelnen Mieter nicht ge= tragen werden können, auf die Allgemeinheit abwälzt. Eine Ordnung, die allen Teilen, Mietern und Vermietern gerecht wird, ist schleunigst herbeizuführen. Ein vom Redner gestellter Antrag umschreibt die laufenden Instandsetzungsarbeiten. Die Abstimmung über die§ 4 bis 6 wurden noch ausgesetzt.

"

Brandlers Flucht.

Der Preußische Staatsrat nahm am Dienstag die Ge. jezentwürfe über die Aenderung der Dienst- und Berfor gungsbezüge der unmittelbaren Staatsbeamten und die Neuregelung der Diensteinkommen der Lehrer und Lehrerinnen an Bolts und Mittelschulen usw nach den Vor­schlägen des Hauptausschusses einstimmig an. Diese Meu­regelung bedeutet eine Mehrbelaffung von 2% Milliarden Mart. Erwartet wird, daß das Reich den Ländern und Gemeinden die Mehrlaften zurüderstattet. Gefordert wird ferner, daß bei Die ,, Rote Fahne  " bringt die Nachricht von der Flucht ihres ehe­peränderten Berhältnissen auch eine Rüdfchraumaligen Parteivorsitzenden   aus der Festungshaft unter der jubelnden bung der Gehälter eintrete. Die Sorge wegen einer Aenderung Ueberschrift Brandler frei". Brandler hat bekanntlich einen der Teuerungsverhältnisse erscheint leider sehr unbegründet. ihm erteilten Urlaub dazu benutzt, um auf Rimmerwiedersehen zu verschwinden. Er hat sich damit zwar selber von seiner Festungshaft, die, nach den Umständen der Flucht zu urteilen, nicht allzu bequem gewesen sein tann, befreit, er hat damit aber das Schidfal seiner bis­Der Sozialpolitische Ausschuß des Reichsherigen Leidensgenoffen verschlimmert. tages feßte am Dienstag die Beratung über Notstandsmaßnahmen zur Unterſtügung von Rentenempfängern aus der Invalidenversiche Für Sozialdemokraten, die zu Freiheitsstrafen verurteilt waren, rung fort. Im§ 1 der Regierungsvorlage war ursprünglich gesagt, galt stets das Gebot, die verhängte Strafe ruhig auf sich zu nehmen daß nur notleidende" Invalidenrentner einen Buschuß erhalten und sie abzufißen. Sie handelten so, weil sie wußten, daß fie fonft follen. Nach eingehender Aussprache wurde gemäß einem Antrage bas Los ihrer Genoffen verschlechterten, indem die Aufsicht über fie André( 3r.) das Wort notleidend", aus dem Gefehentwurf ge- verschärft, ihre fleinen Freiheiten" im Gefängnis aufgehoben wur. ftrichen. Dafür foll§ 2 des Gefches fo abgefaßt werden, daß ein den. So zu handeln, war für sie ein Gebot der Solidarität, Mißbraud) unmöglich wird. Ferner soll burch Erlaß von Aus- das für Brandler offenbar nicht gilt. führungsbestimmungen näher umschrieben werden, wer Notstands. unterstügung erhalten soll. Die Abstimmung über die weiteren Vorschriften des Gesetzes wurde ausgesetzt und auf Donnerstag

pertagt.

Hilfe für die Invalidenrentner.

Wenn die verurteilten Kommunisten im Gefängnis schlechter be. handelt werden, fönnen sie sich bei Brandler dafür bedanten. und wenn jemand die verbrecherische Luft verspürt, einen gefangenen Rommunisten in den Rücken zu schießen, so wird er die bequeme Die Drahtverkehrzenjur in der Tschechoslowafel ist aufgehoben. Ausrede haben, es habe Fluchtversuch a la Brandler vorgelegen. Das Ob auch in den östlichen Standrechtsgebieten, wird nicht gemeldet. I hat Brandler, der ehemalige Vorsitzende der KPD.- 3entrale und

Es ist Revolution!

Zur Erinnerung an den 9. November 1918.

Feucht   und häßlich glänzte der nasse Asphalt.

Die Häuser hüllten die Giebel in schwärzlichen Nebel ein.

Es war, als schüttle sich die Stadt vor Elend, und alf

und hungrig, verzerrt und angstvoll frochen die Menschen hinein

in die knarrenden Tore, die freischenden Treppen hinauf,

warfen sich auf das Lager, müde und ausgepumpt.

Menschheitshoffnung besiegte der Sterne zaghaften Schein. Wie schritten geschloffen, alle mit einem verklärten Menschengesicht und Sterne in hohen Händen in die Zukunft hinein. Hans Gathmann.

Revolutionsdrucke.

Bon Alwin Rudolph.

Die eigentlichen Novembertage waren arm an Neufchöpfungen; benn noch standen wir alle zu erschüttert vor der Tatsache, daß nach Rufammenbruch unser Los sein sollte. Gewiß, der Sturm der neuen Beit war allgewaltig und wir erlebten den Zusammenbruch zugleich mit dem freudigen Bewußtsein, daß er die Befreiung von altem Blunder bedeutete. Aber Befreiung unferes inneren Menschen war es nicht. So fehlte uns jeder Sinn, für die sich überftürzenden Er eigniffe ein treffendes Wort zu prägen, und vor allem fehlte uns der Humor, er fehlte uns fogar für die Poffe, die uns Wilhelm der Lehte als würdigen Abschluß feiner Tragikomödie vor aller Welt aufführte. Vor allem fehlte uns in den Novembertagen das Lied, das die Maffen ergriff und fie anführte.

Taufenden tat sich nach Arbeit und Fron eine Stätte des Elends auf, vier Jahren unmenschlichster Opfer boch nichts anderes als der völlige Heimat genannt, verkommen, vereinsamt, verlumpt. Eine Frau sah ich an diesem Tage nach Hause gehn. Einen Knaben, ein blaffes Kind, führte fie an der Hand. Ihre Augen waren in Furcht und Leiden so abgewandt ins Wesenlose, als wäre ihnen der Erde   Furchtbarstes gefchehn. Wie fie fo mit Schritten, als früg' fie ganz untragbare Caft, die ihren Rüden niederbückte, ihre Bruft zusammenzwang, die Straße hinschrift, stürmte in wilder Haft

ein Soldat ihr entgegen, teuchend die grauen Häuser entlang, eine Fahne in der emporgeschleuderten Hand,

im Geficht Triumph, Sieg, Auffchrel, Bergeltung und Hohn, und schrie, brüllte, paufenlos, unverwandt:

Es ist Revolution! Es ist Revolution!

Sehen wir von der Unmenge der Flugblätter ab, die fich ein­ander den Vorrang abzujagen fuchten, so waren bie ersten Drud­erzeugniffe, die die Breffe verließen, die Blafate. Es begann eine Blafatierungsfucht ohnegleichen. Die Blatatierung begann an allen Orten mit den Grüßen ber sozialistischen Republit an die heimkehrenden Soldaten, mit den Aufrufen der Arbeiterräte, fich Räunen und Kandelabern, um alsbald den Plakaten der Regierung Blaz zu machen, die von ersten Künstlern entworfen eine große Wirkung hatten. Die ersten waren reine Schriftplatate, deren Legt nur furz sein tonnte. So brachte ein großes Platat von über einem Quadratmeter nach einem Entwurf non. M. Can nur die auf rotem Grumbe: am Aufbau der sozialistischen Republit", Worte: Arbeiter helft" in großen roten Buchstaben, dann in weiß dann wieder rot auf weiß: Deshalb Selbstzucht! Einigkeit! Ge schlossenheit!"

Das Weib stand plöhlich, wie es den Soldaten, die rote Fahne jah, der Revolution anzuschließen. Sie prangten an allen Mauern, wie es den heiseren, gellenden Schrei vernahm, ftarr, als wenn ihr das heiligste Wunder geschah, als wenn plöhlich ein Engel zu ihrer Erniedrigung tam. Stand, während Laufen von tausend Schriften fam, wie gebannt, fchrie, während fie plöhlich von Kraft befeelt ausschrift, fchrie mit dem gleichen Ton von Triumph, Sieg, Bergeltung und Hohn, was fie glaubte, hoffte, darbte, fürchtete, lift, ungeheuer mit den Worten hinaus: Es ist Revolution! Und aufschreiend wieder:.Es ist Revolution!

Lief mit den Taufenden, die fich zufammengeballt,

wie eine dunkle, drohende, fieghafte Allgewalt, und schrie, wie tausend Stimmen schrien: Es ist Revolution! Bitterster Jahre Leid rauschte in diesem Wort. Tod und Angst und Entsetzen verfant in diesem Wort. Die Zukunft, das Licht, das Glück brauste in diesem Wort, Die Befreiung der Menschhelt fang in diefem tausendfältig gefungenen

mort.

Das Kind hielt fich angstvoll an den Schultern der Muffer feft. Abertausend Menschen sangen den gleichen Jubelgefang. Das Weib, eben noch elend und schwach, hatte Eroberergang, und an dem flammenden Wort hielt sie sich wie an stützenden Armen feft.

Ueber der dunklen Stadt glühte es auf wie himmlisches Licht.

-

Wie die Probleme in den Köpfen der Maffen, so begannen auch die Platate, sich einander abzulösen. Demobilmachung, nach der man sich so lange gefehnt und von der jest so viele nichts miffen wollten, Arbeit, Brot, Frieden diefes Jagen brachte Heinz Fuchs fehr wirkungsvoll zum Ausdruck in einem Biafat, auf dem er einen in voller Haft dahineilenden Demonstrationszug Tafeln mit den Worten, auf die es jetzt anfam, tragen ließ. Diese Reihe der Pla­fate wurde abgelöst durch die Frage, die die Bolksleidenschaft noch einmal bis in Abarundtiefe aufwühlte: Nationalversammlung   oder Räteherrschaft? Ein recelrechter Wettkampf begann nunmehr um ble größte Wirkung. Manchmal feien es, als feien die stärkeren Talente auf der Seite der Räteherrschaft zu finden, aber schließlich überschlugen fie sich und endeten in blutigen Schreckbildern. Diefe Serie führten dann über in die Wahlpropaganda, mit der sich die Parteien nicht genug tun fonnten. Auch die Kommunisten wett eiferten mit den andern, aber als Gegner der Beteiligung. Aus der großen Menge sei als befonders schön und wirkungsvoll ein von

-

Der Bußtag in Thüringen   aufgehoben.

Weimar  , 8. November.  ( WTB.) Der thüringische Landtag hat in feiner heutigen Sigung gegen die Stimmen der bürgerlichen Barteien die Aufhebung der Bugtage als gefeglide d Feiertage beschlossen. Als Uebergangsmaßnahme foll auf Buns& Urlaub für die Lehrer und Schüler zum Kirchenbefuc gewährt werden. Der Landtag vertagte sich darauf bis Anfang Dezember.

treter Deutschlands   in Finnland   Dr. Wallret ernannt worden. Zum deutschen   Gefandien in Ceffland ist ber bisherige Ber Der bisherige deutsche Geschäftsträger von Radewig erhält einen anderen Bosten. Die Tatsache der Ernennung wird von der lett­tändischen Bresse als Zeichen der Annäherung begrüßt.

Kirchbach entworfenes Blafat hervorgehoben, das einen einen Buben zeigt, Blufe und Hole mit kleinen fauberen Flicken, der Ge fichtsausbrud mit einer liebreizenden Bitte und von ernstem Ber­stehen, die eine Hand läffig im Hofensack, die andere mahnend er­hoben: Mutter! Dent an mich! Wähle sozialdemokratisch." Es war in Sinn und Auffaffung das Beste, das überhaupt herausfant. In den Tagen der Platatierungswut hub eine Flut von Zeit Schriften an, neben rein literarisch fünstlerischen, die politischen und bie revolutionären". Daneben machte sich eine Unmenge von Schmuhliteratur übelfter Sorte breit. Bon den vielen Wih" blättern fommunistischer Tendenz schien es, als strebten sie danach, bent Schund den Rang abzulaufen. Es war ihnen nichts zu gemein, die junge Republik   und ihre Vertreter und Berteidiger damit zu be­werfen. Unsere alten ihblätter versagten völlig.

"

Wie in der Politit des Tages und später auch im Reichstag, so gelaten fich Kapitalismus und Linksradikalismus als Bater und Sohn, Hand in hand au gemeinfamem Kampf gegen die Republik  auch in der Breise. Wenn die illuftrierte Beilage der Deutschen Tageszeitung" die Regierung der neuen Republif als eine vor­nehme Jagbgesellschaft zeigte, fo wahrte hier der Zeichner noch An­fianb. Ebenso betächein fonnte man das Bild Im Schatten der Titanen", bie Ebert- Büfte vor dem Nationaltheater in Weimar   auf dem Sodel bes Goethes und Schillerdenkmals. Aber Ebert auf dem Thronseffel barzustellen mit dem Ausspruch: Proletarier, schlagt euch den Schädel ein", oder Erzberger   als den Blutsauger, der dem Ar­better ben legten Tropfen Blut als Steuer abzapft, wie es der Reitgeift für das revolutionäre Proletariat" tat, das war ohne jeden Wik und alles andere als revolutionär, das fonnte im Dienste bes Rapitalismus nicht beffer gemacht fein.

Ein Buch von töstlichem Humor hebt sich über alle anderen: Der umgestürzte Huber" von Julius Kreis  , Tagebuchblätter und Zeichnungen aus der Revolutionszeit von dem als Justus Gudind luft befannten Münchner  . Der umgestürzte Huber ist der rebolutionär gewordene Münchener   Maßtrugpbilister, der unter feinem roten wafferbichten Regenschirm fein dicbäuchiges Spicher­bat oeiftreicher is die Feder und den Seichenflift geführt. Das tum getreulich bewahrt und der alte Bierbankpolitiker bleibt. Hier Gegenstüd bilden die Bremer Sturmtage", die Revolutions  tage in Bremen  , dargestellt in 50 Bildern nach Rodierungen von da C. Ströver. Hier hat der gewaltige Ernft der Erschütterungen den Stift der Künstlerin gelenkt und ein Wert von bleibendem Bert geschaffen, das uns heute noch beim Durchblättern mächtig anpadt. Jebes Bild ist Erschütterung, Aufruhr, Efstafe. Leider das einzice Wert dieser Art, das wir aus der Revolutionszeit auf­zuweisen haben.

Das Karlsruher Schloßmuseum. Auch Karlsruhe hat nun sein Schloßmufeum erhalten. Dieses neue badische Landes. museum, das vor furzem eröffnet murde, hat die historischen 3immer" des Karlsruher Residenzfchloffes in ihrem ursprünglichen Aussehen beibehalten. An diese Räume schließt sich die Waffen. fammlung vom 15. bis 18. Jahrhundert an, die der Großherzog dem Landesmuseum überlassen hat. Das eigentliche Museum ist im linten Flügel untergebracht. Auch hier wurde zwischen Studien- und Schaufammlung unterschieden, so daß das Landesmuseum selbst nu die vorzüglichsten Werfe in loderer Aufstellung zeigt.