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samkeit hinüberführt. In diesem Sinne hat der Bezirksaus- Stellung zu nehmen. Ueber den Verlauf der Verhandlungen, bie Kriegsverbrecher Leutnant Boldt entflohen. schuß für Arbeiterwohlfahrt wertvolle Pionierarbeit geleistet. heute fortgesetzt werden, wird vorläufig Stillschweigen be­

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Intereffierte Falschmeldung.

gefunden werden.

In der Auslandshilfe vertraten wir von vornherein den wahrt. Hamburg  , 18. November.  ( Eigener Drahtbericht.) Der Kriegss Standpunkt, daß die Spenden den amtlichen llen zu über­verbrecher Oberleutnant 3. S. a. D. Bolbt ist aus dem hiesigen weisen, den in Frage kommenden Verein.. weitgehendsten Gefängnis entflohen. Boldt, der die Rettungsboote bes Einfluß auf die Verteilung zuzugestehen sei. Wir konnten Hospitalschiffes, Landovery Castle" hat verfenten helfen, um die Man schreibt uns: Die bürgerliche Presse und verschiedene 3eugen der Torpedierung aus der Welt zu schaffen, war vom diesen Standpunkt gegenüber der bürgerlichen Mehrheit zu Korrespondenzbureaus verbreiten über die Sigung der Zen Reichsgericht zu vier Jahren Gefängnis verurteilt worden. nächst nicht durchsetzen. Jezt endlich aber gehen nach mehr- tralarbeitsgemeinschaft, die sich am Donnerstag mit der Kredit- Seinerzeit war er von Hamburg   in Fesseln nach Leipzig   transpor facher Anregung von unserer Seite Jie Kinderschutzkommission beschaffung durch die Industrie und den industriellen Forde tiert worden. Diese Maßnahme wurde auf eine Anfrage im Reichs­der USP. und der Bezirksausschuß für Arbeiterwohlfahrt mit rungen beschäftigte, Meldungen, die im wesentlichen unzu tag damit begründet, daß Boldt von Gesinnungsgenossen befreit gutem Beispiel voran. Sie überlassen die auf sie entfallende. treffend sind. Es ist keinesfalls von einer Annäherung zwi werden sollte. Nunmehr ist er wirklich aus dem Untersuchungs­Anteile aus den Auslandsspencen in zuunft den Bezirks schen den beiden Parteien" zu reden, sondern vor Schluß der gefängnis entflohen. Er wurde dort mit Schreibarbeiten be ämtern. Die ueberleitung in die Hände Bedürftiger ist durch Tagung wurde von Arbeitnehmerseite ausdrücklich schäftigt, eine Art Bertrauensposten. Gestern abend_be­unseren Helferdienst gewährleistet. festgestellt, daß die Auffassungen derart verschie Gine starke Konzentrierung auf den Gedanken der Er- ben sind, daß eine Einigung taum zu erwarten ift.nute Boldt einen günstigen Moment, um zu entweichen. Troßz Erden gänzung der öffentlichen Wohlfahrtspflege erzielten wir durch Auch trifft es nicht zu, daß der Reichsverkehrsminister in Aus- fofort aufgenommener Verfolgung tonnte feine Spur nicht mehr unseren Einfluß bei der Deutschen Kinderhilfe. Es gelang ficht gestellt hat, den Sachverständigen sschuß zur Umgestal uns, unsere Richtlinien für die Verwendung der Mittel durch- tung der Eisenbahnverwaltung einzuberufen. Richtig ist zusetzen, in denen restlose Verwendung der Mittel für die not- lediglich, daß die Industrie sich bereit erklärt hat, neue Bor­leidenden Kinder unter maßgeblichem Einfluß der städtischen schläge auszuarbeiten. Wohlfahrtsbehörden garantiert war. Die öffentlichen Stellen wurden nicht nur bei der Ausschüttung der aufgebrachten Mittel berücksichtigt, sie wirkten auch im weitgehenftem Maße bei der Verwendung der Mittel durch die Vereine mit. Den weitesten Schritt ging auch hier wieder der Bezirksausschuß für Arbeiterwohlfahrt. Ihm waren für Tuberkulosebekämpfung in Alt- Berlin 23 750 M. überwiesen worden. Diesen Betrag stellte der Bezirksausschuß dem Berliner   Gesundheitsamt zur Verfügung, um die ihm gestellte Aufgabe mit den von der Stadt eingerichteten Tuberkulose fürsorgestellen gemeinsam

durchzuführen.

So sind wertvolle Anfäße für die Neugestaltung der Wohlfahrtsarbeit entstanden, die weiter ausgebaut werden müssen. Das ist um so notwendiger, als sich die Gesetzgebung auf dem Gebiet der Wohlfahrtspflege auf die freiwillige Mit­wirkung aller Gesellschaftskreise einstellt. Unsere Arbeit muß Pionierarbeit fein für die Bereini gung von freiwilliger und amtlicher Tätig­feit zu polfsgemeinschaftlichem Dienst.

Wirth warnt die Industrie.

Der ausgelachte Geßler.

Die Rechtspreffe hatte sich ihrerzeit entrüstet, weil Boldt bet feiner Berhaftung von der Hamburger   Polizei gefeffelt worden war. Boldt selber rechtfertigt jetzt dies Berhalten der Polizel auf das nachdrücklichste, indem er das ihm sehr ungerechtfertigt - entgegengebrachte Bertrauen der Gefängnisverwaltung durch die Flucht beantwortet. Es muß übrigens hervorgehoben werden, daß München  , 18. November.  ( Eig. Drahtbericht.) Jn Grafen- Boldt und seinem Romplicen Dittmar nach ihrer Berurteilung durch wöhr wurde der Reidswehrminister Geßler bei einer Truppenschau U- Boot- Rommandeur Rophamel namens sämtlicher früherer über die bayerische Reichswehr   in dem Augenblid, in dem er in U- Boot- Offiziere eine besondere Ehrenertlärung ausgestellt einer Ansprache die Offiziere darauf aufmerksam machte, daß fie der wurde, die den Spruch des Reichsgerichts für nichtig erklärte. Benn Republik den Eid geleistet hätten und verpflichtet wären, die Repu- die Offiziere jedem Berbrecher, weil er den Offiziersrock getragen blit zu schützen, von diesen Offizieren laut ausgelacht hat, das Vertrauen votieren, fo dürfen fie fich nicht beklagen, wenn und verhöhnt. Der Reichswehrminifter unterbrach seine Rede ihr Ansehen in der Deffentlichkeit zurüdgeht

und verließ den Tatort.

Zu der Angelegenheit schreibt die Münchener Morgenpost", daß der General des bayerischen Wehrtreistommandos einem Befehl, sich in dieser Ungelegenheit in Berlin   zu melden, nicht nagetommen wäre mit der Begründung, er fönne nicht nach Berlin   tommen, da ihm dort voraussichtlich die Ver­haftung bevorstehe.

Aus unserer Landtagsfraktion.

Wie die PPN. hören, nahm die sozialdemokratische Landtags­fraktion heute für die bei der Bildung des neuen Minifteriums aus. geschiedenen Mitglieder des Borstandes Ergänzungswahlen vor. Zu Borsigenden wurden außer dem zweiten amtierenden Borfigenden Limberg die Abgeordneten Heilmann und Franz Krüger  gewählt. Weiter wurde in den Borstand neu delegiert die Abgeord nete Frau Hanna vom Borstand des Allgemeinen Deutschen Ge wertschaftsbundes. s

Zuchthaus für Schlemmer!

In der heutigen Pressekonferenz wurde indessen vom Reichswehr  ministerium dieser Vorgang in Grafenwörth   entschieden bestritten. Auch wurde behauptet, daß die Berufung des Generals v. Möhl nach Berlin   mit diesen Borgängen nichts zu tun gehabt habe. Geffern abend empfing der Reichskanzler nach einer Meldung Strafverfolgung wegen Putschverhinderung. der TU. die Vertreter des Reichsverbandes der Industrie München  , 18. November.  ( WTB.) Es verlautet, daß der München  , 18. November.  ( Eigener Drahtbericht.) Im Ge- bayerische Gesezentwurf gegen Schlemmerei Gefängnis ftra. und wies fie nachdrücklich auf die Folgen hin, die für die poli- schäftsordnungsausschuß des Landtages wurde heute ein Ersuchen fen sowie Geldstrafen bis zu 100 000 m., im Wiederholungs. tische Lage Deutschlands   entstehen fönnten, wenn die Industrie der Staatsanwaltschaft München   um Genehmigung der Strafverfalle Zuchthausstrafe bis zu fünf Jahren, Geldstrafe bis zu 200 000 an ihren Bedingungen für die kredithilfe fellhielte. fcigung des Genossen Auer beraten wegen der bekannten Anges Mart, Berlust der bürgerlichen Ehrenrechte, Ueber­Rückzug der Scharfmacher? legenheit der nächtlichen Aufhaltung eines 3eitungsautos des weisung an die Landespolizei fowie öffentliche Betannt. In der gestrigen Sitzung des Vorstandes der Zentral. Miesbacher Anzeiger". Die Genehmigung der Strafper- gabe der Namen der Schuldigen vorsteht. Auch in Deutsch­folgung wurde während der Dauer der Landtagsverhandlungen a bland sich aufhaltende Ausländer sollen gegebenenfalls, vom arbeitsgemeinschaft erklärten die. Arbeitgeber, daß in ihrer gelehnt. Im übrigen muß es äußerst befremden, daß die bane Gesez betroffen werden. Nicht nur für Schlemmer selbst, sondern dem Reichskanzler abgegebenen Erklärung, betreffend die Ueber- rische Staatsanwaltschaft gegen den Genossen Auer vorzugehen beab auch für diejenigen, die der Schlemmerei Borschub leisten, sieht führung der Eisenbahnen in die privatwirtschaftliche Form die in fichtigt, obwohl seinerzeit die Aufhaltung des Miesbacher   Zeitungs. ter Gefeßentwurf ich were Strafen vor, so Entziehung der der Presse vielfach unterstellte Auslieferung an das Privatkapital autos im Einverständnis mit den Führern der Koa Ronzession, Schließung der Lokale und eventuell neben diesen nicht verstanden werden darf.( Was denn sonst? Red. d. 23.) titionsparteien erfolgte, mit dem Swed, Drudfachen, welche Strafen noch Geldbußen. Ebenso erklärten die Arbeitgebervertreter, daß die Behauptungen einen Staatsumfturs in München   vorbereiten sollten, abzufangen. der Presse, die Industrie beabsichtige die Beseitigung des Zum mindesten muß es befremden, daß bis zu diesem Augenblick Untergrabung der Autorität. Unzählige Male ist in der Achtundentages, unrichtig und bei den Beratungen des der zweite Borsitzende der bayerischen Einwohnerwehr, Herr Kanz- ozialdemokratischen Preffe, wenn fie Lingeheuerlichkeiten der Reichsverbandes der deutschen   Industrie nicht zum Ausdruck geler, wegen seiner bekannten 2 ufforderung zum Mord ommen(?) iff.

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Diese Berleugnung der ursprünglichen Absichten, die durch bein Ableugnen aus der Welt geschafft werden fönne, scheint der Anfang eines Rudzuges zu sein. Der durch die frechen Forderungen der Industrietapitäne hervorgerufene. Sturm der Entrüftung hat diese wohl doch fiuzig gemacht. Aber wer die Herren fennt, der weiß, daß sie bei nächster Gelegenheit meder

Tommen werden.

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Die Sigung der 3entralarbeitsgemeinschaft wurde gestern abend um 8 Uhr fortgefeßt, um gegen 10 Uhr auf den nächsten Tag vertagt zu werden. Sie trug den Charakter einer streng vertraulichen Aussprache, bei der die Vertreter beider Gruppen, Gelegenheit hatten, eingehend zu den Problemen

Das Urteil im Reigen"-Prozeß.

Bon John Schitowsti

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immer noch nicht vor die Gerichte gezogen ist, und unser Genoffe Auer wegen einer Tat, die die Anerkennung weitefter Rreise gefunden hat, vor die Berichte zitiert werden soll.

Der Notbann.

München  , 18. November.  ( Eigener Drahtbericht.) Die Mün chener Best" bringt eingehende Darlegungen über den Charakter des Rahrschen Notbannes", den Graf Lerchenfeld neuerdings wieder ausgegraben hat. Dieser Notbann wurde ins Leben gerufen, weil sich die Technische Nothilfe geweigert hatte, für die bürgerlichen Bei tungen Streitbrecherdienste zu leisten. Hierauf rief der Staatskom. missar für München   Stadt und Land diesen Notbann auf, um eine Organisation zur Berfügung zu haben, welche sich bedingungslos in den Dienst der Regierung stellen würde.

unempfänglich, oder die Mutter Natur hat ihn mit einer so geil. schmußigen Phantasie ausgestattet, daß ihm jeder rein fünstlerische Eindruck durch stofflich- sinnliche Reizungen verschleiert wird und nur das Grobmaterielle, nicht das Kunstwert selbst, auf ihn zu wirten vermag. Daß es derartige Leute gibt, wird niemand bestreiten, der Sämtliche Angeklagte im Reigen"-Prozeß wurden frei- Reigen" Brozek hat sie uns in typischen Exemplaren beiderlei Ge­gefprochen. Schlechts vorgeführt. Aber gerade von diesen pathologischen Ele menten gilt es das deutsche Bolk zu reinigen, wenn anders die Her anzüchtung eines freien Bollmenschentums möglich werden soll. Diefen modernen Heiligen, die für ihre Ueberzeugung nicht zu Mär­thrern, sondern zu Denunzianten werden, diesen feuschen Seelen, die ihrem verlegten Bartgefühl durch Werfen von Stintbomben Ausdrud geben, gebührt fein Schuß und feine Schonung.

Als zur Zeit Friedrichs II. der Hallesche Theologe Frande fich an den König mit der untertänigen Bitte gewandt hatte, eine in Halle gastierende Schauspielertruppe durch landesväterlichen Macht fpruch zu entfernen, erhielt er vom alten Frih folgenden präzisen Bescheid: Die Kommödianten sollen bleiben, und zur Strafe soll der Muder France selbst bei ihnen in die Komödie gehen und der erste

Kommödiant foll ihm das bescheinigen."

Inzwischen sind mehr als anderthalb Jahrhunderte vergangen und im Lande Preußen sieht es heute anders aus. Wir sind fein despotisch regiertes Bolt mehr, wir sind Bürger eines Freistaats, in dem es teine Königlichen Machtsprüche mehr gibt, sondern jede strittige Rechtsfrage durch unabhängige gelehrte Juristen unter Umständen mit Unterstützung durch wohlunterrichtete Sachverstän­dige entschieden wird. Die Formen haben, sich vervollkommnet, gefestigt und veredelt. Und diese neuen Formen find von einem Geist erfüllt, der sich ebenfalls, aber in wesentlich anderer Art, von dem des friederizianischen Zeitalters unterscheidet.

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Der Reigen"-Prozeß ist heute nach langwierigen und eingehen. den Berhandlungen zu Ende gegangen. Das Urteil ist relativ gleich gültig. Man fonnte Frau Ensoldt und Herrn Sladet einfperren oder freisprechen an der Sache felt wäre dadurch nichts Wesent­liches geändert worden. Denn der Prozeß selbst, seine ganze Auf­machung und die bei den Verhandlungen zutage getretenen Begleit­erscheinungen sind das, was dieses Ereignis über die Bedeutung eines juristischen Streitfalles hinaushebt und zu einem Zeitdokument allerersten Ranges stempelt.

Mun hört man aber zuweilen von aufgeflärten und vorurteils. freien Leuten: Uns Erwachsenen fann so etwas nicht schaben, aber mein vierzehnjähriger Sohn und meine fünfzehnjährige Tochter". Fragt man diese Leute: Glauben Sie, das Gie in Ihrer Jugend durch eine Reigen"-Borstellung sittlich verdorben worden wären?" Dann erhält man regelmäßig die Antwort: Nein, ich nicht!" Es scheint also, als ob die Jugend von heute in moralischer Hinsicht weniger widerstandsfähig sei, als es in der bekannten guten alten 3eit der Fall war. Das ist natürlich ein Irrtum, aber nehmen wir einmal an, es wäre so. Was ergibt sich daraus? Soll die Literatur auf den Gefühls- und Gesichtskreis von Tertianern und Badfischen päter, aus ihrer Hausbibliothek den Shakespeare, den Goethe und die zugeschnitten werden? Dann wäre es heilige Pflicht der Familien Bibel schleunigst zu entfernen, und die Gerichte müßten auch diese Schundliteratur einziehen und einstampfen lassen. Das wird nicht geschehen, und daher bleibt den sorglichen Bätern und Müttern nur übrig, ihre Kinder fo zu erziehen und aufzuklären, daß sie allen natürlichen Vorgängen unbefangen gegenübertreten können und auch im Seguellen nichts Anstößiges zu sehen vermögen. Dann meroen fie im erotischen Kunstwerk nur die Kunst genießen und jede fünfzehnjährige Tochter fann einer Reigen"-Aufführung beiwohnen, ohne dabei etwas anders zu empfinden als den Eindruck eines an­mutigen, feinen und nachdenklichen Spiels.

Heute sind wir noch nicht so weit. Aber unsere Pflicht muß es sein, die Jugend in diesem Sinne zu erziehen, sie nicht zu chriftlich mittelalterlichen Gemüts- und Geistesfrüppeln werden zu laffen, son­dern sie zu freien und ganzen Menschen heranzubilden. Dieses Teuch tende, hohe und schöne Ziel wollen wir uns nicht durch Talare und Alimeiberröcke verhängen und verbunkeln lassen. Man hat Deutsch­ land   politisch und wirtschaftlich geknechtet, aber unsere geistige und fittliche Freiheit wollen wir uns erhalten und, wo es nötig ist, er­fämpfen. Die soll uns tein Brunner und fein Bradtte tnebeln und fastrieren dürfen!

Nicht zwei Barteien, sondern zwe welthistorische Epochen standen sich in Moabit   gegenüber. Das 20. Jahrhundert rang mit verwesenden Ueberresten des Mittelalters. Dort Förderer der heute lebendigen Kultur, Träger der Zukunft, Intellektuelle, Ge­lehrte und Künstler, deren Namen nicht nur in Deutschland   jeder fennt und ehrt. Hier eine Handvoll obsturer Beloten und muffiger Beschwestern, denen im tiefften Herzen alles Natürliche als Teufels wat gilt. Deri der normale Mensch mit gefunden Sinnen und un­verdorbenem Denken und Fühlen, hier intellektuell und sittlich Strante, deren Seelenleben entweder von Geburt an im Kern verfault oder durch naturwidrigen Drill in perverse Bahnen gelenkt worden ist. Bas Streitobjeft war ein Runstwert. Ein Wert, über deffen hohen ästhetischen Wert unter den berufenen Kennern fein Zweifel Wir wünschen uns mahrhaftig nicht die Wiederkehr des friede­besteht. Dieses Wert soll unzüchtig" fein. Ein Kunstwert rigianischen Zeitalters. Was wir uns aber wünschen, das wäre ein fann aber niemals unzüchtig fein. Es ist beschämend, Gerichtshof, der heute das Urteil hätte fällen dürfen: Der Reigen daß man diesen Grund- und Elementarfaß aller Aesthetit in einem foll bleiben, und zur Strafe soll der Reuschtheits- Brunner samt seiner Rulturlande noch besonders betonen und verteidigen muß. Wer in Stintbombengefolgschaft vier Wochen lang jeden Abend in die Ro­einem Runstwert etwas unfittliches sieht, der ist entweder für Kunst| mödie gehen und Frau Ensoldt soll ihm das bescheinigen!"

Klassenjuftig brandmortte, von rechtsstehender Seite vorgehalten worden, sie untergrabe die Autorität der Justiz. Dieselbe rechts. der Justiz nicht zurüd, wenn ihr irgendeine Entscheidung einmal stehende Bresse hält aber mit den gröbsten Beschimpfungen nicht paßt. Wie ist das Reichsgericht anläßlich der Kriegsverbrecher. prozeffe von rechts her angepöbelt worden! Jezt berichtet der der Ueberschrift Ein Kotau des Reichsgerichts vor der Straße. beutschnationale Tag" über eine Sigung des Reichsgerichts unter Ursache ist, daß das Reichsgericht im Staßfurter   Butschprozeß eine Anzahl Angeklagte, die bereits feit mehr als einem Jahr in Untersuchungshaft figen, aus der Haft entlassen hat. Das ist natürlich ein schweres Berbrechen; denn gemäß der bestehenden Gleid beit vor dem Gesez dürfen nur Rechtsputichisten wie werden. Als wir das bemängelten, haben wir die Autorität der v. Jagow und Schiele mit der Untersuchungshaft verschont Juftig untergraben. Aber wenn der Tag" von einem Rotau des Reichsgerichts" redet-, ja Bauer, das ist ganz, was anderes!

Bolfsbühne: König Lear  ". Die Lear Borstellung der Boltsbühne währte über fünf Stunden. Noch länger als meisten Reinhardtschen Klaffiter- Erstaufführungen. Indes diese fünstlerische Bietät erhöht durch das Bestreben annähernder Bollständigkeit nicht immer auch die innere Wirkung. Ins besondere nicht bei Shakespeare  . Die Fehlingsche Regie, die mit Fug und Recht die dekorativen Hintergründe nur ganz einfach in allgemeinften Umriffen markierte, vermochte die zahllosen Berwandlungen nicht ohne längere Baufen durchzuführen. Bei der loderen Beziehung, in dem ein Teil der weitverzweigten Handlung zum Mitelpunkte der Tragödie steht, wären Striche und Zusammen. legungen um so unbedentlicher gewesen. Die Breite des Geschehns, bas bunte Gedränge blutiger Wechselfälle in Shakespeares Studen batte eine Hörerschaft vor Augen, für die das Stoffliche als solches noch einen naiven, ungebrochenen Reiz besaß.

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Der Lear Friebrich Rayßlers war nicht, wie manche Shakespeare- Interpreten die Figur auffaffen, ein mächtig aufragen. der Titan, eine elementarisch machtvolle Natur, die überschäumend noch in ihrem Sturze eine ganze Welt mit fortreißt er gab ihn in schlichter Menschlichkeit. Unsicher schwankend unter der Last ber Jahre ist sein Gang, das Antlig, yon langem weißen Patriarchen­bart umrahmt, wenn der Affekt sich ausgelobt. von gütiger Milde. und dieser menschlich- weiche Grundton flingt in jedem Stadium bes Leidensweges an; auch in der grandiosen Szene auf der Heide. Die Schauer des Dämonischen, die dieses Bild umschweben, wurden da dem Schlußbilde, dem malerisch schönsten des Abends, bantte dem Schauer des Dämonischen, die dieses Bild umschweben, wurden da nicht in dem Maße lebendig. als es die Dichtung verlangt. Nach Darsteller langanhaltender, sich immer wiederholender Applaus. von den zahlreichen Nebenfiguren traten am eindrucksvollsten die bitterharte, haßerfüllte Goneril Mary Dietrichs, der verschlagene Gloster- Bastard Aspers und Kochs biederer Kent hervor. Den Edgar spielte, in verschiedenen Momenten mit glüdlichem Gelingen, der junge Chriftian Friedrich Kayßler. Die Bebensweisheiten des Narren fanden einen flugen Sprecher in Herrn Guido Herzfeld  , der freilich in Aussehen und Organ der Gestalt manches schuldig bleiben mußte.

dt.

Flugleistungen von Fliegen. Das amerikanische Aderbauamt hat fürzlich bemerkenswerte Versuche gemacht, die dem gwed dienten, die lugleistungen der Fliegen genau feftauftellen. Bu diesem Zwed wurden in einem Bezirk des nördlichen Teras viele Taufend Fliegen verfchiedener Gattungen eingefangen, mit fein pulverifiertem und rotgefärbtem Kallstaub beftreut und so ge zeichnet wieder freigelassen. In gemeffenen Zwischenräumen waren liegenfallen aufgestellt, die von den Fliesen bevorzugte Nahrung als stöder enthielten. Auf Grund diefer Verfuche fonnte festgeftelt werden, daß die meisten Fliegen in furzer Zeit beträchtliche Ent fernungen aurüdlegen. Die Etubenfltene insbesondere durchflog in noch nicht 24 Stunden eine Strede von über 10 Kilometer. Die größte Leistung war eine Entfernung von 21 Kilometer.

den 21. im Rathansiaal über die Andreiem- Novelle von den fieben Beheniten Alfred Belerle forist auf Einladung der Voltsbübne am Montag, frei aus dem Gedächtnis. Eintritt 1,50 Mart