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sonst!" Wenigstens Zeebrugge müssein Pacht" genommen werden.Der Brief", sagt Michaelis,warf, wenn er eine wirkliche Umschwenkung bedeutete, unsere Politik über den Haufen." Im Kronrat gaben Hindenburg   und Luden- dorff die flandrische Küste preis, Holtzendorff kämpfte für sie hartnäckig. Der Kaiser meinte, das Neue der Lage sei, daß e i n p o s i- tiver Friedensvorschlag vorliege. Wenn England jetzt komme, so gebe es seine Partie verloren.(!) Der Hauptzivang liege im U-Boot-Krieg. England arbeite mit dem Rechenstift und wisse genau,bis wohin der Strich gehe". Der fei jetzt erreicht. Die Engländer fürchteten den Ein- fluß von Amerika  (!), die Franzosen erhofften dagegen von den Amerikanern, daß sie die Engländer aus Frankreich   herauswerfen würden.(!') Früher habe er der Ansicht Falkenhayns zugestimmt: Annexion Bel- giens bis zur Nordsee  . Heute sei er anderer Meinung: die Annexion sei bedenklich im deutschen   Interesse, der Kardinal H a r t m a n n habe dringend von ihr abgeraten unter Hinweis auf den gefährlichen belgischen Klerus. Belgien   könne also wiederhergestellt werden, der belgische König könne wiederkommen. Aber Zeebriigge dürfe nicht in englische Hand fallen, die Flamensrage müsse gelöst werden. Für die auf- gegebene Position in der Nordsee   müßten B a l o n a und K o r f u als deutsche Flottenstützpunkte im Mittelmeer   her- gegeben werden. Auchdie Lütticher   Frage" sei zwischen Deutschland   und Belgien   zu regeln. Auch gegen jede Abrüstung, womit damals die a l l g e- meine gemeint war, hatte Wilhelm Bedenken.Darauf kann sich kein König von Preußen oder Kaiser einlassen." Dieser Wortstrudel wurde voin Kronrat nicht etwa, wie sich erwarten ließe, mit Gelächter aufgenommen. Niemand klärte Wilhelm ist. darüber auf. daß alles, was er daherredete, Unsinn war. Dabei war, wie man sieht, die OHL. damals leidlich ver- nünftig. Denn sie hatte, wie aus den Memoiren Michaelis' hervorgeht, schon damals die Hoffnung auf einenSiegfrieden" aufgegeben. Michaelis schreibt nämlich: Dazu(zu sonstigen Bedenken gegen übertriebene Kriegsziele. Red. d.V.".) kam, daß bei meinem Besuch an der Westfront zu Ende August 1317 die sämtlichen Heerführer überein- st i m m e n d sagten, wenn ich bald einen ehrenvollen Frieden zu- stände bringen könnte, sollte ich mich nicht durch Forderungen, die von anderer Seite nach der flandrischen Küste und Longwy-Briey erhoben würden, beeinflussen lassen. Die Fron! hielte Zwar, dafür ständen sie gut, aber sie hätten nicht genug Leute. Die ZNannschosten kämen nie zur Ruhe, und die Nerven hielten nicht mehr so stand wie früher. Also schon damals! Und trotz alledem Dolchstoß. Aus den Denkwürdigkeiten des Herrn Michaelis geht nicht hervor, daß'von irgendeiner Seite der Versuch gemacht worden sei, Wilhelm aus den Wolken seiner Phantasie herab- zuholcn. Was aber bei einer solchen maßgebenden Einstellung der deutschen   Politik aus jener Friedensaktion und aus jeder anderen werden mußte, ist klar. Nachdem Bochmann dasUnrecht an Belgien  " vor aller Welt zugegeben und seine Wiedergutmachung nach dem Kriege angekündigt hatte, wollte man ganz Belgien   annektieren. Diese Annexionspläne wurden dann je nach der Kriegslage aufrecht» erhalten oder eingeschränkt, aber niemals ganz aufgegeben. Nicht bloß dieser Michaelis war vom Schicksal zur komischen Figur auserkoren, die ganze deutschePolitik", für die Millio- nen bluteten, war ein Narrentheater. Bis es ein Ende mit Schrecken nahm... Wilhelm wollte den Reichstag wegjagen. In seinen Memoiren erzählt M i ch a e l i s u. a. noch fol- gendes: ... Eo schrieb der Kaiser einmal auf einen ihm vorgelegten Ausschnitt aus demBorwärts", in welchem unter der Ueber- fchriftDie alldeutsche Agitation im Heere. Ein schlllbmer Tag für die Regierung" gegen den Kriegsminister und mich zu Felde gezogen
Pdlflon* von Paul Sauöisth. Sonderausführung im Necken Volkstheater. Der Dichter Baudisch ist ein Moralist. Zum Glück überwiegt aöer die Freude am dichterischen Wert die Achtung vor der Predigt. Durch diesen Zug zum Blühenden, durch diese Vertiefung in das wirklich Tönende unterscheidet sich Baudisch von seinen jungen Zeit- genossen. Ihm hängt die moralische Phrase, die sich so häufig des abgebrauchten Ausdrucks bedient, nicht an. Während er ein Stück seines sittlichen Willens erfüllen möchte, sucht er nach dem poetischen Bilde. Und er findet eine Sprache, die sich einprägt. Seine Sprache schlägt die Dinge nicht tot, weil sie von vornherein zu massiv über die Lcbensdinge fällt. Er kann den Feingehalt des Wortes unter- scheiden, und die Behutsamkeit des Abwägens gehört in seinen Stil. Das ist also nicht Expressionismus, sondern ein Talent, das mehr ver- heißt. Denn vorläufig verheißt Baudisch mancherlei, ohne vieles zu erfüllen. Seine Gedanken sind abhängiger als seine formende Kraft. Er hält zu dem Ginnbild des guten Menschen, der als verkapp- ter Jesus   über die Erde geht.. Doch dieser Jesus, der sich als Land- streicher gebärdet, wird nicht als edelster Sohn von Gott   geliebt. Er stiehlt, er zerstört Ehen, er reißt die kritiklose Jugend durch unlautere Verführung an sich. Er nennt sich Jesus  , ist aber ein vermummter Vagabund. Und in diesen Landstreicher legt ein harmloser, die Er- lösung ersehnender, unreifer Jüngling all seinen Traumglauben hinein. Cr glaubt, daß dieser falsche Jesus der rechte sei. Er, der Thomas heißt, wie der Ungläubige und Bekehrte der Bibel, klammert sich an den Vagabunden,, der sich für Christus ausgab. Was der Landstreicher auch verschulden mag, Entehrung der Jungfrau, Ehe- bruch, Diebstahl, der Gläubige meint immer, daß diese Missetaten nur Stationen zur höchsten Sittenläuterung feien. Thomas weiht alle Missetat aus sich selber. Daß er sie verkennt und verherrlicht, ist seine Passion, die mit dem Tode endigt. So schuf der Dichter das Absolute des Moralischen gegen das verhängnisvoll Entschwebende und nur Aeuherliche. Die acht Bilder zeigen den Gläubigen, der Dater und Mutter verläßt, um dem Schuldigen nachzugehen. Beim Nervenarzt im Dirnenhaus, im Ge- fängnis, im Spital Stationen einer Passion, die nicht vergessen werden. Baudisch könnte ein wirklichkeitsgetreuer Dramatiker wer- den, wenn er sich dem freien Spiel der Einbildung vertrauensvoller überlieferte. Daß er es nicht tat, ist zum Teil der auf Vereinfachung zielende Stilwille, es ist zum Teil aber auch Schwäche, Jugend, Un- reife. Doch seine Jugend zeigt hundert Keime, die gesund sind. Bernhard Reich, den Maxim Frey, der Bühnenbaumeister, unterstützt, hat die Regie dieses halben Wirklichkeitsstückes, dem die Realistik immer wieder eingesät ist, zu finden. Wenn er die Schau- spieler mehr dämpfte, würde er das Richtigere treffen. Es scheint, daß die Moralitäten der Possionsbilder nicht der alltäglichen Beta- nung bedürfen. Man könnte alle» noch mehr von innen heraus
wurde:Demnächst wird der Relchslag weggejagt werde» müssen und die Führer wegen Hochverrats vor das Kriegsgericht kommen, denn es ist Krieg." Michaelis fetzt ausführlich auseinander, daß das nicht ernst gewesen sei. Denn der Kaiser warvon jugendlicher Lebhaftigkeit der Empfindung usw.". Also, eine �cindbemer- kung mehr. Randkarikaturen zur Weltgeschichte!
Die Industrie fordert weiter... Der Ausschuß des Reichsverbandes der In- d u st r i e hat sich mit einem neuen Schreiben an die Regierung gewandt, das heute vormittag beim Reichs- kanzler eingelaufen ist. Der Ausschuß hält seine Bereitwillig- . keit, die Kredithilfe zu organisieren, aufrecht, besteht aber ebenfalls auf der Durchführung seiner Eisenbahnoor- schlüge. Am Dienstag wird der Reichskanzler Vertreter der Gewerkschaften zur Besprechung des von ihnen aufgestellten Steuerprogramms empfangen. Wie die schwerindustrielle Scherl-Presse zu verraten weiß, ist Hugo Stinnes   auf der Reife nach London  , um mit Lloyd Georg« über Deutschlands   Wirtschaftslage zu verhandeln. Nach dem Erfolg, den Stinnes in Spa zu verzeichnen hatte» kann man neugierig fein auf die Erfolge, die ihm in London   blühen. Man fragt sich aber in Deutschland   auch, von wem Stinnes  autorisiert sei, mit der englischen   Regierung über die deutsche Wirtschaftslage zu verhandeln? Das Problem des Eisenbahnelends. Unter obiger Ueberschrift wendet sich der Mitarbeiter Bismarcks bei der Verstaatlichung der Eisenbahnen, der Wirkl. Geh. Rat H. K i r ch h o f f. Im»Leipziger Tageblatt  " vom 18. No- vember gegen die Entstaatlichung der Eisenbahn. Kirchhoff sagt, daß der Krankheitskeim während des Weltkrieges in das deutsche Eisenbahnwesen gelegt worden ist. Es war falsch, ohne Finanzreserven in den Weltkrieg zu gehen und alle für die Kriegszwecke gewünschten Anforderungen zu den niedrigsten Mili- tärtarifen zu erfüllen. Als der damalige Leiter der Reichseifen- bahnen auf Betriebsoereinfachung und Kräfteschonung aufmerksam gemacht wurde, gab er kurz die abweisende Antwort:So etwa» macht das größte Unternehmen der Welt nicht!" Anstatt nach dem Kriege dem Reich« die Kriegsoerpflichtung auf- zuerlegen, das zerfahrene Gestänge und den Fuhrpark wieder herzustellen, bekamen die Staatsbahnländer A b- f i n d u n g e n von ungefähr 45 Milliarden, so daß von einer Sa- nierung der Reichsbahn überhaupt nicht mehr gesprochen werden konnte. Die hereingebrochene Katastrophe ist das Fazit aller vorher- gegangenen Fehler und Ueberlastungen und der Valutaentwertung. Kirchhoff wendet sich auch gegen Breitenbach und ist der Ansicht, daß der Plan der Vollsitzung des Sachverftändigen-Leirats für die Einführung des privatwirtschaftlichen Systems im Rahmen des Reichsunternehmens keineswegsäußerer Firniß", sondern ein ernstes Sanierungsproblem fei, das aufs ganze gehe.
Wittelsbach isoliert. München  , 13. November.  (Eigener Drahtbericht.) In der gestrigen Sitzung des bayerischen Landtage» fiel auf, daß sich auch ein Teil der bäuerlrchen Parteien und insbeson- der« der Bayerische Bauernbund gegendieKundgebungdes Exkronprinzen Rupprecht wandten und aufforderten, sich doch endlich mit der Republik   abzufinden. Bei der Auseinander- fetzung über die Abfindung des Königshauses prallten die Gegensätze scharf aufeinander. Selbst der Finanzminister gab zu, daß die Regierung sichkeinesfallrmitdenForderun. gen der Wittelsbacher   einverstanden erklären kann. Der Sprecher der Sozialdemokratie trat auch mit Schärfe gegen den N o t b a n n" auf, in dem unsere bayerischen Parteigenossen lediglich eine neue Streikbrecherorganisation erblicken. Lerchenfeld rechtfertigt sich. München  , 13. November.  (Eigener Drahtbericht.) In der gestrigen Haushaltdebatte des bayerischen Landtages sah sich der Ministerpräsident Graf Lerchenfeld in den späten Abendstunden ver- anlaßt, sich gegen die Angriffe der sozialistischen   Presse und der bayerischen Justizverwaltung zu rechtfertigen. Graf Lerchenfeld be­
spielen, leiser, sogar unbeteiligter und nicht mit Mitteln eines Theater- brauches, der sich an handfestere Begebnisse anlehnt. Hört man die Schauspieler des Wertes, die beiden Jünglinge besonders, den fieberisch glühenden, rhetorisch begabten Carl Ludwig A ch a z, den etwas plumpen Peter I   h l e, sprechen, so freut man sich über die Wortkraft des Dichters. Ja, er ist schon mehr als«in Echo seiner Zeitgenossen. Die Gedanken, die er borgt, empfangen schon Körperlichkeit und Sinnbildlichkeit. Hat er die Worte aus dem Munde der Frauen zu lösen, hat er das Bekenntnis, das ihn selber sticht, zu objektivieren, dann wird er matter. Die Jungfrau, von Fräulein Könitz als ein saftiges Landmädchen gespielt, wird mar- littmäßig. Die Ehebrecherin, die Fräulein Porsen mit Schlauheit und einer leisen Teufelei ausstattet, wird kaum in ihren Seelen- instinkten entlarvt. Bläßliche, trockene, schablonenhafte Frauen- geschöpfe, aber Jünglinge, vor denen sich die Andacht öffnet. Das Drama wurde eben noch aus der lyrischen Hitze gedichtet. Jugend. die sich im Aeußeren besänftigen wird, um innerlich von Gedanken- Überlieferung und Formgebräuchen frei zu werden. Max Hochdorf  . Die Buchausgabe derPassion" erschien im Verlag von Paul Kämmerer, Dresden  .
Hygiene als Volksschulfach. Wenn wir wirklich das dem ge- samten Volke so dringend notwendige Wissen der Grundzllge der Hygiene und damit der Verhütung der Krankheiten der Allgemeinheit zugänglich machen wollen, dürfen wir einmal vor einem gewissen Zwange nicht zurückschrecken: zum andern müssen wir von unten anfangen. Mit anderen Worten: schon in den höheren Klassen der Volksschule müssen die Grundprinzipien der Hygiene dem heran- wachsenden Geschlecht, der Zukunft unseres Volkes, gelehrt, in Fleisch und Blut eingeimpft werden. Die Eltern müssen wir so durch die Kinder zu gewinnen suchen. Man wird einwenden, daß der Schulplan schon an und für sich mit einer Menge von Stoff belastet sei: demgegenüber erwidern wir, daß, wo ein Wille, auch ein Weg ist, um so" mehr, als ja wenige Wochenstunden genügen dürften. Unsere Kindcr lernen ja auch Naturgeschichte von Pflanzen und Tieren: was ist naheliegender, als daß sie auch die Gesetze ihres eigenen Körpers gelehrt bekommen? Schwieriger scheint die Frage des Lehrers zu fein. Hierfür scheint nun weniger der Theoretiker als vielmehr der praktische Arzt die geeignete Persönlichkeit zu sein, sei es nun, daß er seine Vorträge den zukünftigen Lehrern hält oder direkt in der Schule sich an die Kinder wendet. Nicht spielend soll das Volt da und dort ein Stück halb- oder gar mißverstandenen i�-ienischen Wissens in sich aufnehmen, sondern es soll in seiner Gesamtheit durät eine ernsthafte Schule gehen, um sein kostbarstes äußeres Gut, die Volksgefundheit, zy bewahren oder neu zu erringen. Or. R. Wedekindshidalla" erfährt imTheater in der König. grätzer Straße"«ine Neubelebung. In der Zelt desReigen". Prozesses umwtUern die groteske Tragikomödie dre merkwürdigsten
isprach die Klagen, die gegenüber Nkederschönenfeld vor- gebracht wurden. Er behauptete, daß die Gefangenen selbst mit Schuld daran trügen für die Erschwerung des Strafvollzuges, und die Beamten feien zu bedauern, die unter solchen Elementen die Ordnung aufrecht erhalten müßten. Lerchenfeld bestreitet die Richtigkeit der Tatsache, daß der Anstaltsvorstand dem Abgeord- neten Sa u b e r gegenüber die Drohung, es werde ihm ebenso er- geben wie Gar eis, ausgesprochen habe. Lerchenfeld stützt sich bei dieser Behauptung auf. die Zeugenaussagen von zwei Beamten. Wie wir erfahren, ist die Aeußerung des Anftaltsoorstandes gegenüber Sauber von weiteren Zeugen durch das Fenster gehört worden. Der Selbstmordversuch eines der Strafgefangenen sei nicht so tragisch zu nehmen, da er seiner Ueberzeugung nach nur fingiert worden sei.(!) Der bescheidene Minister. München  . 13. November.(TU.) Im bayerischen Landtage teilte der Minister des Innern mit, die Ermittelungen im Anschluß an die Ermordung des Abgeordneten Erzberger   hätten ergeben, daß wohl Geheimorganisationen bestehen, keinesfalls aber nur in München   oder in Bayern  . Anhaltspunkte dafür, daß diese Organi­sationen den Sturz der Republik   und die Ermordung politischer Persönlichkeiten sich zum Ziel gesetzt hätten, hätten sich bisher noch nicht ergeben. Der bayerische   Innenminister ist von einer rührenden Be- scheidenheit. Daß es auch außerhalb der bayerischen Grenzen geheime Organisationen zur Beseitigung der Verfassung g bt. ist nicht ganz unbekannt. Es wird jedoch niemand von ihm verlangen, daß er sich gegen diese Organisationen wendet. Oder will er zunächst einmal abwarten, was mit den ande- r e n geschieht, um den Orgeschfrcunden in Bayern   nur nicht zunahetreten zu müssen? Die Vogelstrauß-Politit hat nun oft genug Schiffbruch erlitten, so daß die verantwortlichen Stellen endlich darauf Verzicht leisten sollten, sie immer ernent in An- wendung zu bringen.
Kommunistische Invaliüenfürsorge. Während der gestrigen Reichstagsberatungen über die Linde» rung der Not der Invalidenrentner übte der kommunistische Frak- tionsredner B a r tz scharfe Kritik an dem Verhalten der beiden sozialistischen   Fraktionen. Cr stellte die kommunistische Fraktion wieder als die alleinige Helferin der notleidenden Invalidenrentner hin. Wenn es auch nicht möglich ist, alle kommunistischen   Ver- drehungen und Entstellungen im Rahmen einer kurzen Notiz zu widerlegen, so sei doch das Folgende bemerkt: Die beiden sozialistischen   Fraktionen hatten in der Kommisston Zuschüsse für die Jnvalidenrentner in Höhe von 830 M. gefordert. Der Antrag wurde von den bürgerlichen Parteien abgelehnt. Die Kommunisten nahmen an den Ausschußberawngen völlig passiv teil, ohne auch nur einen einzigen Antrag einzubringen. Im Plenum wurde der Antrag der sozialdemokratischen und der unabhängigen Reichstagsstaktion auf Gewährung von 900 M. aufs neue einge- bracht und wiederum von den bürgerlichen Parteien abgelehnt. Nun- mehr hielten die kommunistischen   Invalidenfreunde ihren Augenblick für gekommen: sie machten den Antrag der beiden sozialistsschen Parteien zu ihrem eigenen, übertrumpften ihn aber, indem sie 503 M. für die Invaliden forderten. So etwas verpflichtet zu nichts, da die Aussichtslosigkeit schon vorher erprobt war, soll aber nach außen hin einen guten Eindruck machen. Die Invaliden werden des tatkräftigen Eintretens der Kommunisten für ihre Interessen dankbar gedenken!. Die Not au öer Saar. Saarbrücken  , 18. November.  (WTB.) Der Präsident der Re- gierungskommifsion hat an den Bürgermeister von Saarbrücken   ew Schreiben gerichtet, In dem er ihn auffordert, da der Beschluß des Verwaltungsausschusses wegen der Frankenbesoldung zu Recht be- stehe, alles Erforderliche anzuordnen, damit dieser Beschluß, da die Beamten die Arbeit wieder aufgenommen haben, unverzüglich aus- geführt wird. Hinsichtlich der Angestellten und Arbeiter sehe sich der Präsident im Hinblick auf die wirtschaftlichen Folgen einer Fort- fetzung des Streiks gezwungen, die Genehmigung zur Erhöhung der Gehälter und Löhne der Angestellten und Arbeiter in Mark zu geben, überlasse aber den Stadtverordneten die volle. Verantwortung
Aktualitätsreize. Aber so stark die erotischen Probleme im Border- grund stehen(wie sie das Zentrum Wedekind» sind), kein Skandal- süchtiger traut sich mehr, Anstoß daran zu nehmen. Wedekind steht lenseits von Gut und Bös«: er ist bereits ein wenig historisch ge- worden. Man kämpft nicht mehr um diesen Schönheiteopostel, der im tiefsten die tragische Seite Wedeklnds selbst unter ollen Gri- wassen und Paradoxen   enchüllt. Schade, 1305. da derHidalla" im Kleinen Theater zuerst Aufruhr stiftete, waren doch bessere Zeiten für Wedekind   und uns. Aber alles Zeitsatirische, Karikaturenhaste, das in diesem Märtyrerstück so überreichlich steckt, ist heute so frisch denn je. Im Schieberzeitalter sind die geschäftlichen Ausbeuter, die merkantilen und ideologischen Parasiten der Idee, die Hasardierer des Geistigen(zu denen Wedekind die Umwelt desSimpli- cissimus" die Vorbilder lieferte) mehr denn je im Schwange. Und wann waren die Mitläufer, die alles Große ihren Keinen egoistischen Bedürfnissen anpassen und korrumpieren, mehr obenauf denn heute? Ernst W e l i s ch gab der Aufführung nach berühmten Mustern (Ießners Inszenierung desMarquis von Reith") einen irrealen imaginären Charakter. Vor schwarzem Hintergrunde steht ein ge- maltez, buntes, spielerisch-dekoratives Milieu. Die Kostüme sind phantastisch aufgeputzt, nur Hetmann ist ganz aus der Wirklichkeit. Im Schauspielhause hatte man die beiden Welten auch äußerlich ge- schieden. Der richtige Wedekindstil ist das immer noch nicht: die Mischung des Banalen und Uebcrsteigerten ist noch immer zu lösen. Besser geriet der Stil des Wortes. Freilich noch mehr Tempo, noch stärkerer Zusammenknall wäre im Geiste Wedekinds.Karl Hetmann war Ludwig H a r t a u, derZwergricse", massig mit Riesenbuckel, das Geniale überdeckt von plumper Körperlichkeit. In den letzten Akten wuchs er zur kraftvollen Größe heran. Aber die Erschütte- rungen, die der Schauspieler-Dilettant Wedekind   auslöste, blieben aus. Die wird scheint's kein Berufsmäßiger erreichen, denn Wedekind   gab hier fein Eigenstes, sein Letztes... Der Reigen der Karikierten bot markante Einzclleistungen. Riemanns schnoddrig- geriebener Schiebergründer Launhart, Bildts ideologischer Ham- pelmann, Dernburgs..schöner" Flachkopf Marostni, T w a r- d o w s k i s Schöngeist Brühl waren gut getroffen. Seele und Hin- gäbe verklärten Charlotte Schultz   als Fanny Kettler, die einzig Getreue. r.
«rftauffubnmgen der Woche. Miltw. LuissMyau«:.H a b n e n' k a m p f Schlogpark-Theater Steglitz:.Med- a". Nlelnes Tkicgter: .Die Liebe erwacht�. Freit. Kamnierspiele:»DerZchwierige» Schouspielhaus Potsdam:.Dieberühmte Bande". Souuab. Lesstng-Thealer:»WennwirTotenerwachen". Urania  -Vorträge. Sonntag, Dienstag, Freitag. Sonnabend:.Die Wunder des ScyneejchudL". Montag abends. Donnerstag nachm. 4'/, Uhr..Spiel- und Sport-Films". Mittwoch spried! P:of. SievcrS über n d i e n". Donnerstag abend: ,J m K a m p s mit dem Berge". TaS französisch« GrneralftabSwerk über de« Weltkrieg wird nach einer Mitteilung de« französischen KriegSmünjterüun» demnächst ml" den ersten Banden erscheinen.