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her Anfang zu einer neuen Entwicklung der Dinge werden fall. Die Unabhängigen haben sich schon einmal von den Kommunisten führen lassen, das ist ihnen bitter schlecht be- kommen, und was noch viel schlimmer ist es hat unend­lich viel Unglück über die Arbeiter gebracht. In der letzten Zeit haben es Millionen von Arbeitern lebhaft begrüßt, daß sich das Verhältnis zwischen Sozialdemokratie und Unab» hängigen besserte und die Frucht der Einigung langsam, vielen z u langsam, heranzureifen schien. Wenn die Unabhängigen das jetzr wieder zerschlagen würden, so würden sie dafür den Beifall der Arbeitennafsen nicht finden. Es ist sehr leicht, in Versammlungen und Betrieben die Sympathie mit politischen Häftlingen wachzurufen, in ihrem Interesse unmöglich« Forderungen zu stellen und diejenigen, die diese Forderungen nicht erfüllen können, zu beschimpfen. Aber solche Augenblicksstimmungen werden sich sehr rasch ver- flüchtigen, wenn die Arbeiter der Sache etwas tiefer auf den Grund gehen. Dann werden sie sehr bald erkennen, daß die Sozialdemokratische Partei   alles in ihren Kräften Stehende tut, um die schweren Hindernisse zu überwinden, die einer gerechten Justiz und Rechtspflege im Wege stehen, während es den anderen nur darauf ankommt, durch einen Ueberschuß von Scheinradikalismu» Uneinigkeit in die Arbeitermassen hinein- zubringen. Die Kommunisten haben umfangreiche Vorbereitungen getroffen, um das Spiel, das sie am Sonnabend in den d-uden Parlamenten kunstvoll aufgezogen hatten, in den T e- trieben weiterzuspielen. Wir erwarten aber gerade von den gestrigen Vorgängen im Reichstag und Landtag, daß durch sie dieses Spiel vereitelt werden wird, weil dort die Absichten der Regisseure doch zu klar zutage traten. Die Leute, die im Landtag mit Wassergläsern schmeißen, und die im Reichstag  die Aufforderung, auf Mittel der Gewalt zu verzichten, mit wüstem Radau antworten, sstrd nicht die Apostel der reinen Gerechtigkeit. Und sie, die unter dem Vorwand, sie wollten die Einheitsfront des Proletariats" herstellen, jeden Ansatz m einer wirklichen Einigung planmäßig zu vernichten suchen, sind auch nicht die wahren Vertreter der Interessen des Proletariats! Ihnen überall mit der größten Entschieden- heit entgegenzutreten, ist Pflicht. Die Zeiten sind ernst. Sie fordern die Einigkeit der Arbeiter. Aber diese Einigkeit wird nicht hergestellt weiden im Kampf gegen die Sozialdemokratische Partei  , die sich noch in allen Stürmen al» die stärkste, geschlossenste und ziel- klarste Arbeiterpartei erwiesen hat. Sie wird nicht hergestellt werden von den Kommunisten, die in drei kleine, kleinere und kleinste Gruppen zerfallen, und auch nicht von dem linken Flügel der zusammenschmelzenden USP. Sie kann sich nur vollziehen durch ein verständiges Zusammenarbeiten der Sozialdemokratie und der Unabhängigen, oder, wenn dieses Zusammenwirken von Wirrköpfen wie Ledebour und Crispien verhindert wird, durch die Sozialdemokratie allein. Die Leute, die in Lichtenburg als Opfer der gewissenlosen kommunistischen   Märzaktion büßen müssen, sind bedauerns- wert, und die Sozialdemokraten werden für sie tun, was sie tun können. Aber sie wollen noch ein weiteres tun: sie wollen nach Kräften dafür sorgen, daß es nicht noch mehr solche Opfer gibt. Darum bekämpfen sie dieAktion", die gestern im Reichstag und Landtag von den Kommunisten zum Zweck der Arbeiterzersplitterung und gegenseitigen Verhetzung ein- geleitet worden ist. und werden sie weiter bekämpfen. «* * Teilweise Beilegung Ses ffungerstreiks. Wie die BS.-Konr. hört, scheint unter den Kommunisten, die in den Hungerstreit getreten sind, eine ruhiger« Auffassung Platz gegriffen zu haben. Ein Teil der Leute wurde infolge über- großer Schwäche ins Lazarett übergeführt, da die überwachen- den Aerjte Lebensgefahr für vorliegend erachteten. Den vereinten Bemühungen des Direktors der Anstalt, der Kommissäre, der Justizministerien   und der Aerzte ist es denn auch gelungen, die ins Lazarett übergeführten Kommunisten zu veranlassen, frei-
Tragik. Bon Hans Bauer. Die Gesellschaft»ar auf das Thema Tragische Konflikt« ge» kommen. Es wurde die Reihe herum erzählt. Die Amtsrätin gab etwas aus ihrem eigenen Leben zum Besten, der Arzt hatte durch seine Praxis mancherlei Einblick- in menschliche Seelerzerwürfnisse bekommen, der Prokurist schilderte den trauigen Fall eines früheren Beamten, der sich vor fünf Jahren das Leben genommen hatte, weil ihm Äerfehlungen nachgewiesen worden waren. Dann berichtete der Buchhändler:Mir wird ein Ergebnis nie aus dem Gedächtnis schwinden, das einen betraf, der mlr völlig fremd war und In dessen Lebenstreis ich nur durch dieses Begebnis eintrat. Was diesem geschah, das ist so dumm so hundsverrückt dumm, daß es eben deshalb in einem vielfachen Sinn« mir als so etwa» wie Gipfelpunkt menschlicher Tragik erscheint. Stellen Sie sich vor: Ich geh« eines Tage? auf der Straße. Zwanzig Schritte vor mir läuft sin Mann. Wie er an einer Straßenkreuzung angelangt ist, stockt sein Schritt ein wenig und er wendet den Kopf nach dem jenseitigen Siraßenufer. Das geschieht so auffällig, daß ich im Weiterschreiten auch meine Augen der Blick» rtchtung de« Fremden folgen lasse. Ich schaue also nach drüben und sehe al« einziges Objekt, das einer gewissen Aufmerksamkeit wert ist, ein Mädel schlendern. Ein hübsches, niedliches Dingel mit kurzem Röckchen. Aha! Denk ich so nebenher. Die sticht ihm in die Augen. Und ich kann da« verstehen»nd lächele leise und werfe das will ich gern bekennen, mein« Herrschaften! sogar noch einen zweiten Blick nach der liedlichen Passantin, der sich sozusagen selbständig gemacht hat und nicht nur das Produkt der Neugier nach dem Objekt des Interesse» jenes Herrn ist. Immerhin beirrt mich der erfreuliche Anblick keineswegs so wie diesen. Ich laufe weiter, während der Fremde jetzt mitten auf der Straße stehen geblieben ist und wohl darüber nachdenkt, ob er nachsteigen soll oder nicht. Plötzlich entschließt er sich energisch, kehrt, keinen Blick von dem Mädchen lassend, mit einem Ruck schnell um und läuft, in seiner Unachtsamkeit auf die Dinge ringsum, direkt in ein Auto hinein. Ein Rodschleifen knirscht. Ein Körper plumpst. Ein Aufschrei schrillt. Leute eilen herzu. Blutbesudelt liegt der Fremd«. Auch ich stürze instinktiv, als könnte ich das Unglück noch abwehren, schnell an die Unfallstelle und bin behilflich, den schwer Verletzten in das nächste East zu tragen. Währenddessen luge ich noch einmal nach dem mittelbaren Anlaß des schrecklichen Ereignisies, dem jungen Mädchen. Sie ist nun schon an der nächsten Straßenecke und weiß nicht, was in ihrem Rücken vorgefallen ist. Sie geht weiter. Ohne sich umzusehen. Einen Augenblick ist es mir, als müßte ich rufen: Dort! Dort! Das Mädchen! Faßt es! Klagt es anl Sie ist die Schuldige! Sie trägt die Verantwortung!-- «Dann sehe ich«in, daß da» Unsinn ist. Sie ahnt nicht, was hinter
willig Nahrung zu sich zu nehmen. Der Zustand der Kranken gibt zu Beunruhigungen temea Anlaß. Die von anderer Seite ausgestreute Behauptung, daß eine Anzahl von Kommunisten infolge des Hungerstreiks bereits dem Tode nahe fei, entspricht keineswegs den Tatsachen. Man hofft, daß durch das Eingreifen der Landtagskommission der Konflikt in der Strafanstalt endgültig behoben werben wird. In der Angelegenheit de» Lichtenburger Hungerstreiks ver­handelten am Sonnabend Vertreter der Berliner   Groß- betriebe mit dem Justizminister Nadbruch. Der Juftizminister erklärte, daß er bereit sei. die Gnadengesuche wohlwollend zu prüfen. Eine Haftaussetzung könnt« er dem Druck der De- monstl�ition nicht zugestehen, da sonst dies Beispiel allenthalben Nachahmung finden würde. Er ließ aber durchblicken, daß nach Beilegung des Konflikts eine Haftaussetzung eventuell in Frage kommen würde. Für erhöht« Zuwendungen an die Familien der Inhaftierten sei er leider nicht zuständig. Die Schutzpolizei sei nur eingesetzt worden, um das geschulte Personal zu ersetzen, das zur Beobachtung der im Hungerstreik Befindlichen hinzugezogen sei.
Regierung unü ReparationskommWon. Die Reife der Reparationskommission nach Berlin   ent- sprang der Sorge um die A u s b r i n g u ng der nächsten Reparationsraten. Wie wir dazu von unterrichteter Seite hören, wurde der ursprünglich ausgestellte Zahlung»- plan dadurch zunichte, daß die Anfangs vorgesehenen S a ch- l e i st u n g e n weniger in Anspruch genommen wurden als man erwartete und daß ferner infolge des Sturzes der Valuta die Sachlieferungen zu einem erheblich gerin g>erenWert angerechnet wurden. Das war insbesondere bei der Kohle der Fall. Der Umfang der für die nächste Rate zur Ver- sügung stehenden Mittel läßt sich noch nicht übersehen. Bei den Verhandlungen mit der Reparationskommission fand eine Reche von Einzelbesprechungen statt, in denen wichtige Fragen erörtert wurden. Ueber den vorläufigen Abschluß der Verhandlungen zwischen dem Reich und der Reparationskommission verbreitet WTB. folgenden Bericht: Im Anschluß an die Verhandlun- gen der deutschen   Regierung mit dem Garantiekomilee Ende September und Anfang Oktober war die Reparationskom- Mission nach Berlin   gekommen, um die Frage zu prüfen, in welcher Weise die nächsten Zahlungen nach dem Ultimatum von London   bewirkt werden könnten. In den Besprechun- gen mit Vertretern der deutschen Regierung hat sie die Forde- rung aufgestellt, daß diese Zahlungen nötigenfalls durch In- anspruchnahme ausländischerKredite bewirkt werden müßten. Der Reichskanzler hat am Sonnabend der Repa- rationskommission vor ihrer Abreise das folgende Schreiben übergeben: »Die deoiiche Aeglenmg gehl davon au«, daß es an»nd für sich nicht dem Sinne der Bestimmungen de» Zahlungsplanes von London   entspricht, zur Aufbringung der Iahrcsaunuitöten zu dem Blittcl des Kredits greifen. Sie ist aber, um einen Beweis Ihres gulen willens zu geben, bereit, elue solche Sreditoperativn vor­zunehmen. gär die Frage, nnter weichen Bedingungen ein Kredit angenommen werden würde, kommt es in erster Linie auf die Vorschläge desjenigen an, der das Geld herleihen soll. Die deutsche Regierung ist bereit und Hot auch bereit. Schritte getan, um sich einen Kredit zu verschaffen. Sie bittet die Reparattonskommission, sie hierbei unterstützen zu wolleu. Sie fühlt sich jedoch verpslichiet, schon jetzt darauf aufmerksam zu machen, daß für die Zeil der R ü ck- Zahlung des Kredits eine außerordentlich schwierige Lage mit Rücksicht auf die sonstigen Berpslichtungen des Reichs ent­stehen wird und fle erwartet von der Reparalionskommission, daß sie dieser besonderen Lage Rechnung tragen wird." m Dieser Wunsch der Reichsregierung ist um so begründeter, als gerode das Kabinett Wirth die beste Gewähr dafür gibt. eine Ersüllungspolitit biszurGrenzedesMöglichen zu betreiben. Die Reparationskommission hat Gelegenheit ge- habt, sich persönlich zu überzeugen, mit welchen Schwierig-
ihr geschah. Jetzt biegt sie in eine Seitenstraße und entwischt meinem Auge vollends. Eine Viertelstunde später stellt es sich« auf der Sanitätsuwche heraus, daß der schwer verletzte, der übrigens zwei Tage später im Krankenhaus starb, ein kleiner Beamter namens Willard ist und in der Porkstraße wohnt. Ich fühle mich verpflichtet, mich um seine Leute zu kümmern. Eben deshalb, well ich, als einziger wohl, den letzten Grund des Unglückes kenne. Ich übernehme deshalb das Amt der Benachrichtigung. Nachmittags gegen Z Uhr klingele ich in der Parkstraße an der Wohnungstür der Familie Willard. Ein Kind öffnet mir. Ich ver­lange die Mutter zu sprechen. Die Mutter liege krank im Bett. Ich müsse sie trotzdem sprechen. Das Kind führt mich in ein Zimmer. Ich sehe ein« schmolwangige, blasse Frau, unendlich traurige Augen auf mich richten. Ich teile mit. Sie kann sich nicht fassen. Schluchzt und schluchzt und wird, wie sie wiede� schluchzt, von einem schrecklichen Husten befallen, einem Schwindsuchtshusten, der sogar das Schluchzen verschüttet. Und nun bedenken Sie, meine Herrschaften, die Linie, die von dem Husten der Frau zu dem Tod ihres Mannes führte. Denn nicht wahr: Jenes Umdrehen nach dem Mädchen, die Begehrnis nach der anderen hatte doch schließlich einen Grund! Und bedenken Sie das hirnverrückt Groteske: die Dezsehung. in der jenes Mädchen zu der kranken Witwe steht." Der Buchhändler schwieg. Er schien noch etwas sagen zu wollen, konnte es aber wohl nicht in Worte prägen. Die Amtsrätin hatte auf den Lippen: Ein verheirateter Mann braucht sich aber auch nicht nach einem jungen Mädchen umzusehen. Auch nicht, wenn..... Aber es brütete eine so nachdenkliche Stille über der Gesellschaft, daß ein dunkles Gefühl sie anschlich, es gehe hier um etwas anderes und eine moralische Betrachtung sei vielleicht doch nicht recht am Platz».
pfitzaers»Christelflekn�. Pfitzner versetzt uns mit diesem legendären Märchenstuck(noch dem Gartenkauben-Roman I. v? Stachs) in eine fromm-erbauliche, kindlich-friedvolle Weihnachtsstimmung. Daß hinter dem Werk noch etwas wie eine Symbolik liegt, etwas Lehrhaftes, Gottfürchttg. Teutfckes, strengt den schönen, klar vorgezelchneten, allmenschltchen Rahmen nicht. Theater und Handlung, Humor und Frohelt eines Weihnachtsspiel? für Kinder ist nicht da. und die da zu einem zmeüsn Humperdinck   wandeln, werden sich wundern. Die Aktion steht vollendet still. Kein anderer als der greise Romantiker Pfitzner konnte heute ernsthaft ein solch problemlos-anspruchsarmes Werk schreiben. Waldelflcin. Tannengreis das sind die Irdischen Geister; die Menschen kommen zu ihnen, aber kennen sie nicht. Droben.aber, vom Himmel her, schreitet das Christkind mit goldenen Schuhen. Ob sie auch Wunder und Wohltat wirkt man kennt auch sse nicht. Blind ist die Menschheit und taub selbst vor Gottes Stimme. Da»
ketten die Aufbringung der notwendigen Steuern und insbe- sondere die Beschaffung der Devisen verknüpft ist. Sie hat vor allem auch den Eindruck gewinnen können, daß durch eine rigorose Reparationspolitik die Leistungsfähigkeit Deutsch- lands nur oermindert anstatt erhöht wird. Zieht sie daraus die Lehre, daß bei Arn künftigen Reparationsraten auf die schwierigen innerpolitischen Verhältnisse in höherem Maße als bisher Rücksicht genommen werden muß, so wäre damit schon der Ansang zu einer Verständigung gegeben, die die gröbsten Härten der Goldzahlungen beseitigen kann.
CfoAustrie unö Kreüithilfe. Der Sozialdemokratische Parlamentsdienst schreibt: Die rechtsgerichtete Presse, die sich in der letzten Woche als will- fährlges Werkzeug der Industrie bei der Propaganda für die Ent- staatlichung der Eisenbahn hervortat, sucht jetzt den Anschein zu er- wecken, als wenn die Industriellen sich mit der Absicht trügen, die von ihnen angebotene Kreditaktion, die später zu einer Erpresser- aktion wurde, ohne Aufrechterhaltung ihrer ursprünglichen Forde- rungen durchzuführen. Das Schreiben an den Kanzler wird näm- lich ohne Grund dahin gedeutet, daß eine Verständigung nahe be- vorsteht, daß vor allem die Industriellen alles tun, um diese Ver- ständigung zu einem endgültigen Abschluß zu bringen. Man speku- liert also auch hier wieder auf die Indifferenz großer Bolksteile, sucht sich in gutes Licht zu setzen, um dann später sagen zu können, die Regierung ist schuld, wie der Regierung an jedem Ereignis und Vorfall die Schuld zugeschoben wird. Diese durchsichtige Absicht der Industrie muß frühzeitig durchkreuzt werden. Wir stellen dezhalb fest, daß von einem Verständigungsschreiben der Industrie keineswegs gesprochen werden kann, sondern daß die Herren um Stinnes sich lediglich bereit erklärten, die Kredithilfe zu organisieren; sie verzichteten keineswegs aus ihre bisherigen Bedingungen und nicht nur auf Entstaatlichung der Eisenbahnen, sondern auch die weiteren bekannten Forderungen, die in dem Schreiben vom 4. November an die Reichsregierung zum Ausdruck kommen, werden aufrechterhalten. Die Industriellen überreichten ihr Erpresserangebot dem Reichskanzler nochmals in unverbesserter Auflage. Auch der nichtswürdige Hinweis, daß Herr Stinnes sich nach London   begeben habe, um in englischen Finanztreisen s ü r Kredit« zu werben, beruht auf der bereits gekennzeichneten Taktik. Wir vermuten das gerade Gegenteil und nehmen be- gründeterweise an, daß Herr Stinnes, der sich als eifrigster Gegner der Kreditbeschaffung in den Beratungen der Industrie heroorgetan hat. alles unternehmen wird, um die etwaigen Kreditgeber zu warnen. Keineswegs hat Herr Stinnes, wie gemeldet wird, bei den letzten Verhandlungen des Reichsverbandes der Industrie einen ver- mittelnden Standpunkt eingenommen. Stinnes war und ist der größte Scharfmacher und das Erpresierangebot entstammt seinem Geiste. Alle gegenteiligen Meldungen beruhen aus Unwahrheit. Die Stellungnahme der Sozialdemokratie und der Gewerk- schaften zu den Forderungen der Industrie und somit zu dem neuesten Schreiben der Industriellen an den Reichskanzler ist be- könnt. Keineswegs werden Partei und Gewerkschaften den Wün» schen der Industriellen entsprechen. Sie werden im Gegenteil kein Mittel scheuen, um den Versuch der Industrie, die Not des Vater- landes auszunutzen, unmöglich zu machen.
Die«.erregte" tzunüertschast z. b. v. Eine»Berliner   Nachrichtenstelle weiß über große Erregung der Hundertschaft z. b. B. wegen ihrer Auflösung zu berichten. Dazu erfahren die PPN. an zuständiger Stelle, daß von einer Erregung der Beamtenschaft der aufgelösten Hundertschaft z. b. B. keine Rede sei. Man hat sich in allen Kreisen der Beamtenschaft der Einsicht nicht verschließen können, daß eine Auflösung der Hundert- schaft in Anbetracht der zutage getretenen Mißstände durch- aus notwendig gewesen sei. Wenn die Auflösung der Hundert- schaft z. b. D. nicht schon früher erfolgt ist, so deshalb, weil der preußische Minister des Innern, der für eine Auflösung zuständig ist, erst die Verhandlungen in dem gegen Angehörige der Hundertschaft z. b. V. angestrengten Prozeß zum Abschluß gelangen lassen wollte.
Leid und die Erkenntnis eines Schicksals, das Erfahren des Wun- der» bringt Mensch und Gott zueinander. Ein krankes Kind wird geheilt in der leuchtenden Atmosphäre des Christkindes, und ein ungläubiger Freigeist schwört dem Glauben wieder zu. Wald- elflein hat Sehnsucht nach Menschen und Göttern. Es wird Christ» elflein, schreitet gerettet und engelhaft in den Himmel. Ein Theater- stück? Ein Oratorium. Das sanfte Libretto hat musikalisch einen hellblauen E-Dur-Charakter. Pfitzner, schon inPalästrina" auf große, hinreißende Melodie verzichtend, hält sich hier auch modulato- ri'ch auf ganz enger, ebener Bahn. Das Lied, der frohe-Tanz, das stille Lachen und das kleine Weh der Kinderseele, die Klänge der Luft des Waldes, der Elfenstimmen hat es ihm angetan. Zwischen die einfachsten und oft sinnfällig schönen Linien poltert gelegentlich ein gewichtigerer Kontravunkt, in allzu breiten Einleitungen spielt und svrilyt"der große Könner strichlos aus. Im Wert selbst ist alles still, fein duftig, mit dem Silberstift gezeichnet, fodenzart die Instrumente de« Lilwutorchesters, der Rhythmus des Waldelflcins sehr prägnant, die Melodien aus primitivster akkordlicher Freude herausgeholt. Das Lied wächst aus dem Dialog heraus oder leitet in Großmüiterchens Erzählerton über. Die Harmlosigkeit der musi- kalischen Substanz erschreckt oft das verwöhnte Ohr wir sind um ein halbes Jahrhundert zurückversetzt. Es bleibt ein feiner Duft von Poesie und still versonnener, nachdenklicher, lieber Romantik. Der Kindcrhimmel hat uns wieder: er wäre in seiner ganzen Blau» heit auch nicht eingefallen, wenn Pfitzner noch viel, viel mehr eingefallen wäre. Wenigstens ist das Figürchen des Christkinds recht leer und nichtssagend geblieben, es steht in Handlung und Musik stiefmütterlich beiseite, und von der Unirdischkeil, dem Lichter- gkdnz ihres erlösenden Wesens klingt nicht viel in Herz und Well heraus. Das ist einer der vielen theatertechnischen Fehler des Werks, das mit großer Sorgfalt in der Staats aper vorbe- reitet war. Im Zentrum der starren Handlung steht Waldelflein Lola A r t ü t. Das ganz Sylphenhafte, Schwebende, Lockende und Lichter- glänzende, das Kostbar-Duftige der Weihnachts-Atmosphäre ging von dieser wundervoll singenden, tanzenden, lächelnden Frau aus. Ein Erfolg auf der ganzen Linie. Sie konnte dem ganzen Ballett a la Hellerau und konnte dem gesanglich zarten, schauspielerisch steifen und allzu süßen Christkind Else K n e p e l s Vorbild sein. Z a d o n als Rupprecht, H e l g e r s als Tannengreis versuchten, durch eindring. lichen Gesang das Schwerfällige der Aktion zu überbrücken. Das Orchester unter S t l e d r y fein und geschmeidig, die Wald- und Zimmerausstatung, das Lichterwerk nicht außergewöhnlich. Pfitzner wurde dankbar oft gerufen._ Kurt Singer  . Das Reue Theater am Zoo ist von der Schweinerei zur Schal- hell übergegangen. Man spielt jetzt dort Ludwig Fuldas Ko- mödi« vomD u m m k v p f", ein Stück, an dem die Jahre durch- aus nicht spurlos vorübergegangen sind. Der Dummtopf ist der brave Kerl, der selbst eine Riesenerbschast weggibt, um, seinen Ber  - wandten Freude zu machen. Dafür wird der goldene Junge auch belohnt, denn eine entzückende millionenkräftige Amerikanerin fällt ihm in die Arm«. Di» Perlen dieses Lustspiels sind heute sehr matt gewordene Wachsperlen. Den braven Jungen, den Glückspilz, den Bräutigam für die amerikanische Millionärin spiell Herr Otto T r« ß l e r, vom Wiener