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einer Anregung der SPD. -Fraktion zufolge dann nicht angerechnet werden, wenn sie von Angehörigen geleistet werden, die selbst in bedürftiger Lage sind und sich die Unter- stützungen vom Munde absparen müssen. Sie werden nur dann angerechnet, wenn sie auf Grund der gesetzlichen Unterhaltspflicht oder vertraglich übernommener Verpflichtungen geleistet werden müssen. Die Anträge auf Gewährung der Fürjorge find an die Gemeinde zu stellen. Diese muß über alle Streitfragen untxr Zuziehung von Per- sonen aus den Kreisen der Versicherten oder Rentenempfänger entscheiden. Gegen die Entscheidung ist Beschwerde an die Aufsichtsbehörde zulässig. Die Kosten werden von den Gemeinden zu zwei Zehntel, vom Reich zu acht Zehntel ge- tragen. * Am Sonntag und Montag fand in Berlin ein« Reichssürsorge- tonferenz für die Interessen der Arbcitszivllinvaliden und Hinter- bliebenen Deutschlands statt, zu der der Zcntralverband der Inva- liden und Witwen eingeladen hatte. Auf der Tagesordnung stan- den drei Referate: 1. Die Ausgestaltung der Sozialversicherung, Referent R. K a r st e n- Peine, M. d. N., 2. Soziale Fürsorge für Invaliden und Hinterbliebene, Referent Derbandsoorsitzender Lüneburg - Berlin , 3. Die Erwerbsbefähigung der Invaliden, Arbeitsvermittlung und Arbeitsbeschaffung, Referent H ü f f m e i e r- Hamburg, Direktor des Hamburger Arbeitsamtes. Die Ausführun- gen des Referenten Karsten gipfelten in einer längeren Resolution, in der weitestgehende Zuschußleistung durch das Reich gefordert wird. Ferner wird verlangt, die sozialen Bersicherungsorganisa- tionen, einschließlich der Prioatangestelltenversicherung zu einem großen Bau der Sozialgesetzgebung zusammenzuschweißen. Bis zur Durchführung der grundlegenden Neugestaltung for- dert die Konferenz Ausgestaltung der Arbeiterschutzgesetzgebung unter Kontrolle aus den Reihen der Beteiligten und durchgreifende Heilbehandlung sowie kostenlose Lieferung der erforderlichen Heil- und Hilfsmittel, ferner ausreichende Leistungen bei Arbeitsunfähig- keit, Festsetzung der Rentcnleistungen und sonstiger Bezüge ent- sprechend dem Goldwert, gleichmäßige Leistungen bei Krank- heit, Arbeitslosigkeit, Invalidität, Unfall und Kriegsbeschädigung, gesicherte Existenz für die Hinterbliebenen. Des weiteren forderte die Konferenz die Hinzuziehung des Borstandes des Zentralver- bandes der Invaliden' zur Beratung aller die soziale Bersicherungs- gesetzgebung und soziale Fürsorge betreffenden Fragen. Ferner wurden mehrere Referate über die Reform der Unfallversicherung sowie der Praxis der B e r s I ch e- rungsämter gehalten. Gegen die Tätigkeit der Aerzte bei der Rcntenfeststellung wurden lebhafte Klagen erhoben. An der Diskussion beteiligten sich Vertreter der drei sozialistischen Parteien.

Das Urteil im Kieler Spionageprozeß. Vor dem Reichsgericht in Leipzig fand vom Dienstag voriger Woche bis gestern ein Prozeß wegen versuchten und vollendeten Verrats militärischer Geheimnisie gegen elf Angeklagte aus Kiel statt. Sämtliche Angeklagten hatten längere Zeit in Untersuchungs- Haft gesessen. Ais Sachverständige fungierten Oberregicrungsrat L a u d a h n vom Reichsmarineamt in Berlin und Kapitänleutnant H i r t h von der gleichen Behörde. Gestern nachmittag fällte das Reichsgericht das Urteil. Es wurden verurteilt: der Leutnant z. S. a. D. von Berken zu 1 Jahr ö Monaten Gefängnis, der Ma- fchinistenmaat Fedder zu 1 Jahr ß Monaten Gefängnis, der Maschinist Maas zu 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis, die Magazin- angestellten Bartels und Moritz sowie Polizeisekretär a. D. Waetke zu je? Monaten Gefängnis. Die Angeklagten Dachdecker Schelk, Feuerwerksleutnant König, Versicherungsagent Scholl- meyer und Frau Beyer wurden freigesprochen. Den An- geklagten wurden mildernde Umstände zugestanden. Sämtlichen An- geklagten wurde die Untersuchungshaft voll angerechnet bzw. die Strafe für verbüßt erachtet. Wegen Gefährdung der öffentlichen Ordnung und Staats- sicherheit war wie gewöhnlich! während der ganzen Dauer der Verhandlung die Oeffentlichkeit ausgeschlossen.

Zrauenbetrachtung zum �Reigen�-prozeß Die letzten Wochen waren die Spalten der Zeitungen gefüllt mit den Berichten über denReigen"-Prozeb. Es wurde darüber gestritten, ob derReigen" ein Kunstwerk sei oder nicht, und ob er als solches auf einer Bühne aufgeführt werden dürfe. Der große Apparat einer gerichtlichen Verhandlung, ein ganzer 5)eer- bann von Zeugen aus allen Stünden wird aufgeboten. Das hatte für einen Menschen, der gleichweit von Prüderei wie von Geilheit entfernt ist, beinahe etwas Groteskes. Denn um die Tatsache kom- men wir nicht herum, daß die Ding«, die derReigen" schildert, in der Wirklichkeit genau so und noch schlimmer vorhanden sind. So lange man aber in der Praxis der Prostitution nicht mit allen verfügbaren Mitteln gesetzlicher und wirtschaftlicher Art den Boden abgräbt, solange die Uebung derdoppelten Moral" die unbe, schützte Frau zum Freiwild für jeden Schürzenjäger macht, und solange es Frauen gibt, die es den Männern gleichtun, solange hat keine hohe Obrigkeit das Recht, sich als Tugendwächter aufzuspielen. Noch weniger haben es die Kreis«, die alle sozialpolitischen und sozialhygienischcn Maßnahmen dagegen als staatsfeindlich und familienzerstörend zu hintertreiben suchen. Diese Dinge find lebendig und finden ihren Niederschlag in den guten oder schlechten Werken der Künstler und Afterkünstler auf jedem Gebiete. Es ist sehr bezeichnend, daß die Erotik überhaupt einen so breiten Raum in unsrer Zeit einnimmt, daß ihr dieLiebe" das Problem der Probleme bedeutet. Das darf man beklagen, aber Polizeigcwalt ändert an dieser Tatsache nichts, macht sie im Gegenteil wohl nur noch schlimmer. Hier kann nur geholfen werden, wenn man den Boden umpflügt und neu bestellt: die einzelnen wilden Triebe zu beschneiden ist zwecklos, weil für einen beseitigten immer gleich ein Dutzend neu emporschießt. Ein Blick auf den Theaterzettel unserer Tage gibt davon ein beredtes Zeugnis. Man liest, um nur einiges zu nennen:Lauf doch nicht immer nackt herum".Die Ehe im Kreise".«Fräulein Iosette meine Frau".Die Dame im Bett", und von allen Laternenpfählen schreit es einem seit Wochen entgegen:Zeig mir inal dein Muttermal". Versprechen solche Titel und Untertitel nicht wirklich alle» Mögliche? Es scheint, als ob für diese Kunst- gattung weniger sittenstrenge Gesetze gelten als für das ernsthafte Kunstwerk. Täuschen wir uns doch darüber nicht hinweg: die große Masse sieht in der Schaubühne nicht diemoralische Anstalt", wie Schiller sie sich dachte, sondern will sich amüsieren. Sie wird in der Regel und bei Werken mit stark erotischem Einschlag ganz besonders nur durch die grobsinnliche Fabel gefesselt; alles übrige, was dem Dichter die eigentliche Hauptsache ist, geht als un. verstandenes Beiwerk in der angeschlagenen sexuellen Erregung glatt verloren. Und als Unterholtungsstoff sind dies« Dinge doch schließlich zu ernst und gefährlich. Das Problem, das speziell der �Reigen" behandelt, ist eins der furchtbarsten und grausigsten, die

von öer Serline? presse. TaS neue Blatt der Volkspartei. Notschrei der Kreuzzcitung". Das neue Blatt der Deutschen VolksparteiDie Zeit" kün- digt in einem Rundschreiben sein Erscheinen an. Die Gründung, heißt es darin, sei notwendig, da die Haltung der Deutschen Volts- partei in der Berliner Presse vielfach falsch dargestellt worden sei, ohne daß die Partei in der Lage gewesen wäre, sich zu verteidigen. Ueber das politische Programm wird sonst wenig gesagt, das Blatt solleine Waffenschmiede für freies geistiges Deutschtum" werden. Herausgeber ist bekanntlich Heinrich R i p p l e r, der Gustav M a n z, Karl Strecker und Kurt A r a m von derTäglichen Rundschau" mitgenommen hat. Das Blatt wird zweimal täglich mit einer In- duftrie- und Handelsbeilage erscheinen. Ein untergehender Stern neben diesem aufgehenden scheint die K r e u z z e i t u n g" zu sein. Sie bittet mit ihrem glücklich wieder- gefundenen KopfVorwärts mit Gott für König und Vaterland" (darunterGesellschaft mit beschränkter Haftung ") in einem Rund- schreiben um Unterstützung. Energische Anstrengungen, wird darin gesagt, seien nötig, um zu verhindern, daß das Blattin seinen Grundlagen erschüttert" würde, ein Verschwinden der K r e u z z e i t u n g" wäreein tödlicher Schlag für den natio- nalen Gedanken", der danach nur noch ziemlich schwach zu leben scheint. Unterzeichnet ist der Notschrei von vier Herren des Aussichts- rats, darunter Herrn v. Heydebrand.

yungerftreit auch in Wittenberg . Wie aus Wittenberg gemeldet wird, brach am Sonn- abend in der dortigen StrafanstaltBrückenkopfkascrne" ebenfalls ein Hungerstreik aus, der jedoch inzwischen ohne Eingreifen der Parlamente oder der Ministerien erloschen ist. Der Hungerstreik war als Sympathiestreik für die Lichtenburgcr Kommunisten gedacht; die Insassen der Wittenberger Strafanstalt sind ebenfalls fast alle wegen Beteiligung an den mitteldeutschen Unruhen verurteilt. Eine Anzahl Gefangener wies sofort auf das Unsinnige eines derartigen Streiks hin. Trotzdem verweigerten am verflossenen Sonnabend etwa SO Personen die Nahrungsaufnahme. Nach der Rückkehr des Leiters der Straf- anstatt, der bei den Gefangenen großes Vertrauen besitzt, gaben 82 Kommunisten den Hungerstreik am Sonntag nachmittag wieder auf und nur noch 8 Personen beharrten auf Ihrem Entschluß. Nach einer Unterredung am gestrigen Montag erklärten auch diese acht Gefangenen, am Dienstag wieder Nahrung zu sich nehmen zu wollen. Sämtliche Gefangene haben auch am Montag die Arbeit in der Strafanstalt wieder aufgenommen. Die von kommunistischer Seite verbreitete Meldung, daß die Wittenberger Gefangenen auch weiterhin die Nahrungsaufnahme verweigern oder die Arbeiter- schaft aufgefordert haben, sie zu unterstützen, entspricht in keiner Weise den Tatsachen. * Am letzten Sonntag fand in Halle eine kommunistische Dersamm- lung statt, in der eine Resolution angenommen wurde, die zum Generalstreik aufrief, falle nicht die sofortige Amnestierung und Haftentlassung der politischen Gefangenen aus den Mürzunruhen erfolge. Wie von den dortigen Regierungsstellen übereinstimmend berichtet wird, ist die Lag« nicht als besorgniserregend anzusehen. Man ist der Ansicht, daß die große Mehrheit der ruhigen und be- sonnenen Arbeiterschaft der kommunistischen Generolstreikparoke nicht folgen wird. Bayerischer RcchtSpartikularismus. München , 21. November. (WTB.) Zur Erklärung des Reichs- juftizministers R a d b r u ch über die Gefangenenanstalt Nieder- schönestfeld bemerkt dieBayerische Staatszeitung ": Es wird die dringende Aufgabe der bayerischen Staats- regicrung sein, in Berlin unmißverständlich zum Ausdruck zu bringen, daß die bayerische Regierung bei allem Bestreben, mit der Reichsregierung im besten Einvernehmen zu bleiben, an ihrer Iustizhoheit nicht rütteln läßt. Diese Vorkomm- niss« sind nach der.Reise des Ministerpräsidenten um so auffälliger,

überhaupt existieren.'Freilich nur die Frau, die in der Dirne, dem süßen Mädel, der armen Dienstmagd die Geschlechtsgenossin, die Schwester sieht, erlebt die ungeheure Tragik ganz, die in den zehn Bildern desReigen" beschlossen liegt. Der Mann schöpft sie nicht aus, weil er, wie man so hübsch umschreibend zu sagen pflegt, im Leben steht", d. h. weil er mehr oder weniger häufig kopfüber selbst in den Abgrund springt, sein zweites Ich dort unten aus- tummelt und trotzdem in den Augen der Welt und seinen eigenen der korrekte Mann und Bürger bleibt. Wenn derReigen"»e fertig brächte, die Menschen und namentlich die Männer aus ihrer grenzenlosen Gedankenlosigkeit gegenüber diesem Menschheitspro- blem aufzurütteln, der verlogenen Sittlichkeit die Maske vom De- sicht zu reißen und zur Umkehr zu mahnen, dann wollten wir Frauen, daß man ihn an jedem Abend und in jedem Theater- büdchen spielte, denn lauter kann die Not der Frau nicht zum Himmel schreien. heißer kann die Schmach nicht brennen, die darin liegt, daß man das Weib zum Objekt erniedrigt. Aber weil doch gerade diese Wirkung nicht erzielt wird, darum wäre es doch zu wünschen, daß man mit der Aufführung von Werken von der Art desReigen" äußerst vorsichtig umginge. Diesen schonungslosen Wirttichieitsschilderrmgen fehlt unbeschadet ihrer künstlerischen Qualitäten das menschlich Wesentlich«: das tief- innere Mitleid des Künstlers mit seinen Geschöpfen, das die großen Naturalisten auszeichnet. Zola, 5)auptmann, Dostojewski sie mögen Bilder malen, so kraß sie wollen. vergessen niemals, daß der Schaffende verantwortlich ist für die Entwicklung der Mensch- heit. Wenn sie die Tatsachen mit brutaler Deutlichkeit sprechen lassen, so tun sie es um der Wahrheit willen, die allein heilen und helfen kann. Mit vernichtender, zersetzender Kritik der bestehenden Zustände allein wird nichts gebessert, und die Polizei schafft es erst recht nicht, weil sie die Voraussetzungen der Zeitströmung nicht in der Gewalt hat. Auf das ernste, männlich-mutige, freigewollte Verantwortlichkeitsgefühl der Schaffenden kommt es an, und das hatte Erich Schmidt, als er Schnitzler auf feine Frage nach seinem Urteil über denReigen" erwiderte: Solche Dinge schreibt man wohl, aber man läßt sie nicht drucken. __ C harlotte Buchow. Venen ihre Sorgen möcht' ich haben... Börsenkatastrophen, Wirtschaftszusmnmenbrüche, Alarmnach- richten in der Außenpolttik, Putschgefahr von rechts und links. Ober- schlesisches, Bayerisches jetzt laßt mich mit diesem futuristischen Gemälde in Ruhe, ich bin doch auch noch ein Mensch und habe meine Kulturbedürfnisse. Deswegen schlage ich denModespiegel" des Berliner Tageblatts" aus und lese aus der Feder des Herrn Dr. I. v. Bülow: So launisch die Königin Mode ist, wenn sie über Frauen und ihre Kleidung das Szepter schwingt, so hart und streng wird sie dem Manne gegenüber." Gott fei Dank, daß es noch Königinnen und Szepter gibt, was sollte denn sonst aus uns werden?Die

als jetzt auch noch der Reichstag einen Ausschuß einsetzte, der die unhaltbaren Zustände in den Strasanstatten untersuchen soll. Es wird auch hier die Aufgabe der Landesregierungen sein, darüber zn wachen, daß die Tätigkeit des Ausschusses nicht in die Verwaltungshoheit der Länder eingreift."

Die neue baüifthe Lanöesregierung. Karlsruhe . 21. Nov.(ICIB.) Der vadifche Landtag hak heute mit 83 von 31 abgegebenen Stimmen die bisherigen Minister wiedergewählt. Zum Staatspräsidenten wurde der Abg. Hummel(Dem.) gewählt, zum slcllvertrelcnden Skaalspräjidenten der Abg. Trunk(Ztr.)_ Kriegsbesthäüigten-Demonftration. Augsburg , 21. November. (TU i Am Sonntag vormittng fand hier in der Sängerhalle eine von mehreren tausend Personen b>- suchte Protestversammlung von Kriegsbeschädigten und Kriegs- Hinterbliebenen gegen die mangechaste Kriegsopferfür sorge statt. Im Anschluß an die Versammlung bewegte stch ein Dcmon- strationszug durch die Straßen, an dem aucli Lazarettinsassen und Kricgsverstümmelt« teilnahmen. Bor dem Kriegerdenkmal nun de eine Ansprache gehalten, worauf sich die Versammlung in voller Ordnung auflöste._ Das Lille? Kriegsgericht urteilt. Lille . 21. November. Das Liller Kriegsgericht hat folgende Verurteilungen deutscher� Offiziere und Soldaten ausgesprochen: S Jahre Gefängnis und 500 Frank Geldstrafe gegen den General Müller, der im Jahre r918 in Caudry Kunstgegenstände und Mobiliar entwendet haben soll; 5 Lahre Gefängnis und 500 Frank Geldstrafe für den Soldaten K r a u h, der von 1917 1918 in Eaudry Amtsmißbrauch getrieben und eine Standuhr gestohlen habe; 5 Jahre Gefängnis und 500 Frank Geldstrafe für den Lcut- nant Peine , den Veterinär V e r y und den Sergeanten Bloch wegen Mißhandlung von 40 gefangenen jungen Franzosen in Saint-Pol; 10 Jahre Einzelhaft für den Hauptmann v. Kirchen- heim wegen Gewalttätigkeit gegenüber zwei Bürgern von Mau- beuge; lebenslängliche Zwangsarbeit für den Feldgendarmen Herrmann, der 1918 in Roubaix ohne Grund einen gewissen Lestarquis getötet habe; 20 Jahre Zwangsarbeit für den Major B er host und den Feldgendarmen Dicks wegen Verschuldens am Tode eines gewissen Cacheux in Potelle; 5 Jahre Gefängnis und 500 Frank Geldstrafe für den Soldaten P a tz o l d wegen Ge' mäldediebstahls; 5 Jahre Gefängnis und 500 Frank Geldstrafe für den Unteroffizier v. Verb er wegen Diebstahls von Wertpapieren in Fives; 1 Jahr Gefängnis und 100 Frank Geldstrafe für den Unteroffizier S ch w i t s vom Artillerieregiment 115, der 18 750 Frank zu Ungunsten einer Frau Marguetz aus Eroix unterschlagen haben soll.

polen unü Rußland. Warschau , 21. November 1921.(TU.) Die polnische Regierung hat vier Noten wegen Nichterfüllung des Rigaer Friedensvertrages an die Sowjetregierung abgesandt. Den polnischen Vertretern in Moskau ist es nach langen Ver- Handlungen endlich gelungen, die Rückgabe der seinerzeit unter der Zarenherrschaft von den Russen fortgeführten Denkmäler aus dem königl. Schloß in Warschau an Polen durchzusetzen. Der erste Transport mit 41 Waggons ist bereits von Moskau abgegangen. Warschan, 21 November.(OE.) Außenminister Stirmunt erklärte einem bestellten Auefrägcr: Die Beziehungen zu Sowjet- rußland hätten sich in der letzten Zeit gebessert, da die Sowjet- regierung mit der Erfüllung des Rigaer Friedens endlich ernst zu machen scheine. Um so überraschender sei der letzte von Haß gegen Polen erfüllte Armeebefehls Trotzkis; er sei aus das Bestehen einer Minorität- innerhalb der sowjetrussischen Regierungs­kreise zurückzuführen, die noch immer on der alten Politik festhalte, welche aber von der Majorität bereits aufgegeben sei. Gegenüber den Provokationen dieser Gruppe werde Polen ruhiges Blut und Besonnenheit bewahren.

Manneskleidung ist ein festgefügtes Ding, vom Gebrauch geheiligt, und keine Abweichung gestattet man... Soeben sind die neuen Gesetze für Wintermoden publiziert worden. Gegeben sind sie schon lange, den Eingeweihten, den Schneidern, bekannt. Gesetzgeber ist immer noch England. Es herrscht tyrannisch in der Herrenmode." Seht ihr wohl, es gibt also noch geheiligte Dinge auch außerhalb der Kirche: dieManncskleidung, das festgefügte Ding". Und es gibtEingeweihte", die um die von dem tyrannisch regierenden England diktterten Gesetze wi'stn. Gegen die Vor- Herrschaft von Paris kämpfen wir schon l-nge.. Aber die eng- lische Tyrannei! Was die alles verlangt: einen zweireihigen Gehrock,so knapp geschnitten, daß er nicht geschlossen werden kann" zwei Reihen Knöpfe und trotzdem keine Möglichkeit, etwas zuzuknöpfen! Am Ulster und Raglan trägt man den obersten Knopf blind".Großes Gewicht wird auf den Mantel gelegt" Hoffent­lich hält ers aus! Von der neuestem Mode aus Dollarlka", den Rockausschnitt geschweift zu machen, verspricht man sich wenig Segenliebe in Deutschland . Das gleiche gilt von dem Frackcape, das aber in Paris bereits getragen wird, und dem man trotz allem den Sieg voraus- sagen darf." Bei diesem Satz legt sich Herrn Dr. v. Vülows Gchrock in kummervolle Falten: Paris trägt bereits das entsetzliche Frack- cape, und wir Deutschen sträuben uns dageaen wie gegen den ge- schweiften Rockaussthnttt, das männlicheDei-ollete«n coanr"! Mein Gott, was find wir Deutsche doch für rückständige Barbaren! Ein neuer englischer Sieg steht bevor und wir werden die Unter­liegenden sein. Schmach über Schmach! In Kleiderfragen versteht der Mann von Welt keinen Spaß. DieEigenschaft des Tragenkönnens läßt sich nicht erkaufen. Da sind Regeln, die so fest stehen wie die Zehn Gebote, und daneben noch dir unfaßbaren, die man nicht schildern kann. Auch sie schreibt uns England vor. Den Vormittag über gestattet es den Bummel- anzug, nach der Börse den Schwenker oder das dunkle Iakett, des Abends Frack oder Smoking. Aber wehe dem, der zu letzterem eine weiße Weste oder gar einen weißen Schlips trägt; dreimal wehe ihm, wenn er sich irrt und zum Frack ein Oberhemd mit einem, zum Smoking eines mit zwei Knöpfen anzieht, zum dunklen Rock einen weichen Kragen benutzt"... Das sind dieZehn Gebote " des feinen Mannes, dieunfaß- baren, die man nicht schildern kann". Aber eine acht Seiten starke Beilage zumV.T." kann man damit füllen, trotz der schier un- erschwinglichen Papierpreise. Holt's Maul, Prolet, davon verstehst Du nichts, das ist echte Vornehmheit, deutsche Kultur. Herbert.

Aken a. d. Elbe , ein altes Schifferstädlchen. Als in neuester Zeit wieder über die V i b c r k o l o n i e an der mittleren Elbe berichtet wurde, die sich infolge des Jagdschutzes nun schon von der Mündung der Schwarzen Elster bis hinunter nach Magdeburg ausdehnt, wurde wiederum das Städtchen Aken a. d. Elb « genannt, das von vielen für den Ott der Biberbauten gehalten wird. Trifft dies auch in dieser Beschränkung des BegrifsesKolonie" nicht zu, so verlohnt es sich doch, Aken einige Aufmerksamkeit zuzuwenden. Es ist«ines der malerischen alten Städtchen, in denen sich noch ein gut Stück Mittel,