der Hungerstreik. Wie mitzeteilt wird, befinden sich jetzt in Torgou nur noch iS in Lichtenburg nur noch 11 Gefangene im Hungerstreik. Eine Ver- schlimmerung des Befinden! ist nicht«ingetreten. In Wittenberg . wo unabhängig von Lichlenburg am ivtontag ebenfalls ein Hunger- streit ausgebrochen war. haben alle polnischen Gefangenen bis auf sechs mit der Nahrungsaufnahme begonnen. * Die Betriebsratsdelegationen, die gestern beim Reichslustizminisier Radbruch wegen der Lichtenburgcr und der damit zusammen- hängenden sonstigen Fragen vorstellig geworden sind, suchen jetzt mit den Berliner Betriebsräten Verbindung. Sie fordern zu einer Bc- fprcchung für heute nachmittag 2 Ui,r in den Sophiensälen, Sophien- straße 17/18, auf. Don jedem Betriebsrat soll ein legitimierter Delegierter an dieser Beratung teilnehmen. Wir können auch heute nur wiederholen, dast wir für die Opfer der gewissenlosen kommunistischen März-Aktion alles tun werden, was wir tun können. Zvir sind darin mit den Unabhängigen ganz einig, daß dies nicht in Formulierung von Generalstreikparolen, Organisierung von Putschen oder Einschlagen von Fensterscheiben liegen kann. Wir werden alle» aufwenden, um»ine Nachprüfung der Urteile gegen die„politischen Verbrecher" zu erreichen; gegen wilde Resolutionen, die gar nichts ändern, müssen wir uns aber mit aller Entschiedenheit wenden. Die„Freiheit" hatte durchaus recht, als sie gestern schrieb, Einzelaktionen irgendwelcher Art„gefährden wegen der mit ihnen unausbleiblich verbundenen Schwächung der Arbeiterklasse auch den Kampf gegen Teuerung, Wucher und Steuerdruck. Den Gefangenen wäre ebenfalls mit einem Generalstreik nicht genützt." Die Wirtschaftslage Deutschlanüs. Paris , 21. November. tCE.) Ein Mitglied der Reparations- tommifsion erklärte einem Vertreter des„Bonsoir", daß er aus seiner Reise nach Deutschland den Eindruck gewonnen habe, daß sich Deutschland in günstiger Wirtschaftslage befinde. Allerdings hätten der Arbeiter, der kleine Bürger und der Beamte schwer zu leiden. Aber die Wirtschaftslage Deutschlands sei gut, und man müsse daher erstaunt sein, daß die Finanzen Deutschlands so wenig glänzend stehen. Die deutsche Regierung habe zweifellos ihre Aufgabe nicht ganz erfüllt, sie sei den Kapitalisten gegenüber zu schwach gewesen. Dadurch, daß sie in der letzten Zeit so viele neue Banknoten verausgabte, sei der Kurssturz der Mark ein- getreten. Man müsse daher wegen der künftigen Zahlungen Deutsch - lando Befürchtungen hegen. Doch glaube man dennoch, daß Deutsch - land die nächsten Zahlungen leisten werde. Auf keinen Fall seien Zugeständnisse in der Frage der Reparationszahlungen gemacht worden. Wcstminstcr Gazette für eine Stundung der deutschen Zahlungen. London , 22. November.(TU.) In einem Artikel über die Reparationsfrage erklärt die„Westminster Gazette", daß die Alliier- ten sich über eine Stundung der deutschen Zahlungen einigen müßten._ Einigung über China . Parks. 22. November.(UJIB.) Me der Sonderberichk- erstatter der Agence havas in Washington berichkck, hak die kam- Mission für den Fernen Osten folgende Entschliehnng an- genommen: Die Vereinigten Staaten, Belgien , Groß- briiannien, Frautreich, Ztalien, Zapa«, Holland und Portugal geben ihre feste Absicht kund: 1. die Souveränität, die Unabhängigkeit und die territoriale und Verwaltungsintegrität Chinas zu respektier en. 2. China die vollkommenste Möglichkeit und vollkommenste Frei- heit zu geben, sich zu entwickeln und eine feste und wirksame Regie- rung zu bilden, 3. ihren Einfluß darauf zu verwenden, daß der Srondsah der Gleichheit für Handel und Industrie für alle Rationen aus dem gestunken Gebiet Chinas sichergestellt wird und 4. sich zu verpflichten, aus den augenblicklichen Umständen keine Vorleiie zu ziehen, vm Sonderrechte oder Privilegien zu verlangen,
Sundenhumor. Es klopfte, und die Frau öffnete. Draußen stand ein zerlumpter Vagabund. „Ein armer Reisender bittet um eine kleine Gabe." Die Frau gab Ihm einen Fünfziger. »Tausend Dank! Ich bin nämlich unterwegs nach Italien , gnä- dige Frau. Ich habe einen großartigen Gedanken, wie ich mein Glück machen kann." „Was wollen Sie denn tun?" „Na ja, ich will die Asch» sammeln, die der Vesuv auswirft." Die Frau sah ihn mißtrauisch an. „Was, um Himmelswillen, wollen Sie denn mit der Asche machen?" „Ja, sehen Sie, ich will sie auf»in Schiff laden und nach dem Nordpol fahren und sie da ausstreuen, damit die Forschungsreisen- den nicht aus dem Eis ausrutschen.— Na sa— und tausend Dank für den Fuffziger, liebe Frau!" Die Tür flog heftig in» Schloß. Ein Rordllchl in 600 Kilometer höhe. Ueber die höchsten bisher gemesienen Polarlichtstrahlen, dt» bei der prachtvollen Nordlicht- erscheinung in der Nackt vom 22. bi» 23. März 1920 festgestellt wur- den, wird auf Grund der Mesiungen von Störmer in den„Natur- Wissenschaften berichtet. Es ergaben sich dabei höhen von SSV und 597 Kilometern; ja. eine höh« wurde sogar mit 007 Kilometern pho. togrammetrlsch aufgenommen. Die Lage dieses höchsten Nordlichtes wurde über dem europäischen Nordmeer In der Nähe der norwegischen Küste bei Aalesund festgestellt. Ein Kinderaussah über die„Babys". Die interessante schrift- liche Leistung eine, Achtsährlgen. die das Thema„Die Babys" be- bandelt, wird in der„Westdeutschen Wochenschrift" mitgeteilt.„Die Babys sind die tteinsten Menschen, die es gibt," so läßt sich der jugendliche Schriftsteller hören.„In unserer Straße sind sehr viel Babys. In sedes hau» ein« und setzt, wenn der Sonn scheint kommen alle auf die Straß und da sieht man erst, wie viele da sind. In manchen Babywagen sitzen zwei, eins mit den Kopp hin und das ander« mit den Kopp her— diese heißt man Zwillinge und sehen so ähnlich, daß, wenn man eins sieht, meint man es ist das andere. Die Baby» sind sehr lieb und gut. wenn sie schlafen. Wenn man sie aber wascht oder sie bei der Nacht aufwecken, dann schreien sie und man muß mit Ihnen hin und hergehen und sie schütteln und zu Ihnen singen. Wenn man sie aber nicht schreien laßt, dann schreien sie noch mehr. Jeder war einmal ein Baby. Großpapa auch, er hat aber damals nicht so ausgesehen wie jetzt. Keine Haar» hat er schon ge- habt, aber weißen Bart nicht, so sagt m«lne Mama, die Ihm damals schon gekannt hat. Die Babys ham keine Zähne und nichts anders im Mund wie den Daum." Teutsckc Lper in Madrid . Da« deutsche Opernaastsplel in Madrid wurde mit P rsisal eröffnet., v ,,«mit Boutronx. nach Bergson der bekamiteite französische BSilasopb. ist nn 77. LiSenSjabre in Pari« gestorben. Seinen Haupiwerken. die eine verschwommene Metaphysik vertreten, wurde dt« Shie einer deutschen Uebcr- jeyung zuteil. •j.«euer Impfstoff gegen die Tuberkulose wurde vom Vize- direllor des Pasteur-Sufututs in Paris , Calmette , entdeckt.
die den Rechten der Ilolertanen der befreundeten Staaten Abbruch tun könnten, sich aber auch jeder Handlung zu enthalien, die die Sicherheit der genannten Länder bedrohen könnte. « Rem Jork, 22. November. lWTB.-Funkspruch.) Wie der „New Jorker Times" aus Washington gemeldet wird, setzt Briands Ersuchen an den Bewaffnungsausschuß den Frankreich zu gestatten- den Tonnengehalt auf dieselbe höhe wie den der Japaner. Eine solche französische Flottenstärke überrasche einigermaßen, und es heiße, daß Besprechungen zwischen hnghes, Balfour »nd Kato deswegen begonnen hätten. Der Sonderberichterstatter des„Daily Expreß " auf der Washingtoner Konferenz will wissen, daß die Frage einer englisch - amerikanischen Verständigung zum gemeinsamen Schutz Australiens . Neuseelands , Kanadas und Chinas im Austausch der Preisgabe des englisch -japanisches Bündnisses in Washington viel erörtert werde, als der einzige Weg, auf dem der Friede im Stillen Ozean gewährleistet werden könne. Karls putsch war abgemacht. Budapest , 22. Nov.(MTB.) Dr. Gr atz, einer der von Karl iil Oedeuburg ernannten Minister, erklärte vor der Staatsanwalt- schaft, am Donnerstag vor der Abreise Karls au? der Sckweiz habe in Budapest jedermann von dem bevorstehenden Eintreffen Karls gewußt. In Oedeuburg habe er(Gratz) sich mit de» Entente« Missionen vor der Ankunft Karl? über nicht! anderes unterhalten. Auch Ministerpräsident Graf Bethlen babe den ganzen Plan gekannt und ihn beauftrag», falls Karl ankomme, zu ver- handeln und den Vermittler zu spielen. Nach diesen ganz wahrscheinlichen Angaben hat also erst das entschlossene Vorgehen der„Kleinen Entente " die Sinnesänderung bei der großen, oder sagen wir einfacher: in Paris herbeigeführt. Belgrad , 21. November.(Intel .) Die jugoslawische Regierung wird an die Votschafterlonferenz eine Note richten, in der dar- gelegt wird, weshalb die Kleine Entente die Apanage für den frü- Heren ungarischen König ablehne. Unter anderem wird an- geführt, daß die Familie Habsburg in Ungarn große Güter be- sitze, die zur Bestreitung ihres Lebensunterhaltes vollständig ge- iiiigen. Ungarische Volksabstimumng. Wien , 22. November. (Intel .) Von ungarischer Seite wird alles getan, um die Abstimmung in Oedenburg zuungunsten Oester- reichs zu beeinflusien, so durch die vollkommene Absperrung der Aus- fuhr nach Deutschösterreich, starte Zuschübe von Gendarmerie und Ausstreuung von Gerüchten über neue Bandenbildung. Auf die Staatsbeamten und Eisenbahner wird ein starker Druck ausgeübt, um sie zur Abstimmung für Ungarn zu bewegen. Die Verhandlungen über die Entsendung interalliierter Truppen in das Abstimmungsgebiet dauern noch an.
Die fiuslanürusten. Eine Moskauer Anordnung. Moskau , 22. November,(xlc.) Die Sowjetrcgieruug hat einen Erlaß über die Regelung der staatsbürglichen Verhältnisse der zahl» reichen im Ausland befindlichen russischen Emigranten heran?« gegeben. Alle Emigranten sollen danach verpflichtet sein, di« zum 1. März 1022 sich eine Genehmigung zum AuslandSaufenihalt von der zuständigen Auslandsvertretung der Soivjetregierung zu be- sorgen, andernfalls wird ihnen Verlust ihrer russischen Staats- angehörigkeit angedroht. Durch diese Verordnung sollen vor allem die Russen betroffen werden, die sich seit fünf Jahren, also seit Ausbruch der Revolution im Ausland befinden, doch kann der Mel- dungStermin für die Länder, in denen Sowjetrußland keine Ver- tretung hat, hinausgeschoben werden. Automatisch verlieren ihre russischen Bürgerrechte die Russen, die nach dem 7. November 1017 ohne Erlaubnis der Sowjetregierung aus Rußland ausgereist sind. Schließlich werde» von der russischen Staatsangehörigkeit alle Teilnehmer an militärischen oder sonstigen(!) llnter- nehmungen gegen die Sowjetmacht auSgeschlosien. Wiedergutmachung an Serbien . Graz . 22. November. (WTB.) Die„Tagespost " meldet aus Belgrad : Der Staatsausschuß hat das Angebot der deutschen Negierung, auf Rechnung der Kriegsentschädigung an Serbien Eisen- bahnmaterial zu liefern, zur Kenntnis genommen. Deutschland ver- pflichtet sich, auf Reparationskonto 100 Schnellzugs-, 200 Personen- zugs-, 100 Güterzugs- und 50 schmalspurige Lokomotiven sowie 4000 Güterwagen und 2000 Personenwagen zu liefern, und zwar ein Drittel bis März 1022, das übrige in den Monaten Mai und Juni. Diplomattscher Zwischenfall in Belgrad . Aus Anlaß der feierlichen Betietzuiig des unbekannten italienischen Soldaten war in einem Belgrader Blatte ein Artikel erschienen, den der italienische Milnärallackö al« eine Beleidigung Italiens bezeichnete. Der Attachö verlangte in der Redaktion die Veröffentlichung einer Eni- schuldigung. Der Herausgeber warf den Offizier so massiv hinaus, daß dieser verletzt wurde und er sich in Krankenhausbehandlung begeben mußte. Hungerstreik in Jugoslawien . Die unter der Beichuldigung der Teilnahme an den Atientaten auf den König und den Minister- Präsidenten in Belgrad in Haft befindlicheu Kommunisten sind in den Hungerstreik getreten, um eine Beschleunigung ihres Prozesses zu erzwingen. Ausweisungen au « Südttrol. Diejenigen Eisenbahner, die die italienische StaaiSbürgerschait nickt annehmen, werden aus- g« w i e> e n. Der Verleger der.Industrie» und HandelSzeiiung' in Bozen , Leopold Nementz. wurde ausgewiesen und an die Grenze befördert. Erhöhung der ZMlilärpeusionen. Zur Behebung von Zweifeln wird darauf hingewiesen, daß zur Erlangung de« Vorschusses in Höhe des für November gezahlten Betrage« von den Postanstalten als Ausweis eine Mitteilung des Reichsmtnisteriums des Innern (Pensionsabteiluna) oder der Kolonialzentralvcrwaltung(Reichs- Ministerium für Wiederaufbau) verlangt wird, In der zum Ausdruck gebrocht ist» daß für den Empfänger Pensionsbezüg« von einem der bezeichneten Retchsministcrien angewiesen sind, also z. B. eine Pen- sions- oder Vorschußanweisuno, die Bewilligung einer Krtegszulage, Krieasbeihilfe oder eines erhöhte:, Tcuerungszuschlages u. a. Besitzt ein Pensionär oder eine Witwe einen solchen Ausweis nicht, so müssen sie einen solchen schleunigst vom Reichsministerium de» In- nern bzw der kolonialen Zentraloerwaltung beantragen, und zwar bei derjenigen Penflonsnbteilung, die für die Festsetzung ihres Ruhe- gehalts zuständig ist.� Die Ausweise werden den Empfängern ab- genommen und an die Versorgungsbehörden geschickt, von denen sie später den Empfängern zurückgegeben werden. Berichtigung. Nicht Herr Landesrabbiner Dr. Rüger-Braun- schweig, sondern der Syndikus des Zentralvereins deutscher Staats- bürger jüdischen Glaubens, Herr"Dr. Holländer, hat das Hauptthema auf der Tagung de« Zentraloereins deutscher Staats- bürger jüdischen Glaubens, das sich u. a. mit Ludendorss und Bauer beschäftigte, behandelt.
Wirtschaft Slinnes und die englischen kohlen. Nicht nur zu Besprechungen über Kreditmöglichkeiten für das Reich ist Stinnes nach London gereist. Lluch Privatgeschäfte ltiwu ihn, über deren Inhalt die verschiedensten Gerüchte umlaufen. Ucbereinstimmend wird aber von englischer und französischer Seite gemeldet, daß Stinnes durch ein holländisches Konsortium eng- lisch« Kohlen ankaufe, selbst nach englischen Kohlengruben soll er die Hand ausstrecken. Weshalb wir das verzeichnen? Weil sich hier eine weltuürt- schaftliche Umorientierung anbahnt, die Frankreich zu den- kcn geben sollte. Vor dem Kriege war Deutschland Abnehmer englischer Kohle, die selbst am Berliner Markt vorherrschte. Nach dem Kriege war Deutschland infolge der Valutaölockade von ausländischen Kohlen- zufuhren so gut wie abgeschnitten. Frankreich forderte aber selbst von dieser, durch die Besetzung de- Saargebiets und neuer- dings durch die Teilung Oberschlesiens stark verringerten Kohlen- grundlage große Lieferungen, besonders an hochwertiger Stein- kohle. Die deutsche Zahlungskraft wurde dadurch erheblich ver- mindert, weil die Industrie zumal in Zeiten günstiger Weltmarkt- läge nicht imstande war, ihre Anlagen auszunutzen. Jetzt geht die deutsche Industrie nach England.' Obwohl das nordfranzösisch- belgisch -deutsche Steinkohlenbecken die natürliche Grundlage der Kohlenversorgung des westlichen Mitteleuropa ist, wird so der deutsche Verbrauch durch die französische Drosselungspolitit an England gefesselt. lind es besteht nickt geringe Aussicht, daß diese Entwicklung fortschreitet. Das Ergebnis wird natürlich fein, daß Frankreich , wenn ihm der Wiederaufbau und der Ausbau seiner Kohlengruben gelingen sollte, sich den westeuropäischen Markt durch die Begünstigung der englischen Konkurrenz verdirbt. Geschieht das schon jetzt wie viel mehr würde es der Fall sein, wenn Frankreich zur größeren Ehre seiner Chauvinisten daran denken sollte, dag Ruhcgebiet wirklich zu besetzen! Wir ver- kennen keineswegs die schweren wirtschaftlichen und politischen Ge. fahren, die damit für Deutschland verknüpft sind und halte» es da- her für die Pflicht der Regierung, alles zu tun, um diese Drohung zu vereiteln. Für Frankreich aber wäre diese mit der Geste des überlegenen Politikers immer wieder angekündigte Maßnahme wirtschaftlich ein Schnitt ins eigene Fleisch. Es würde die übrig- bleibende verarbeitende Industrie Deutschlands damit zwingen, den schwer leidenden englischen Kohlenmarkt in Anspruch zu nehmen. Es würde also den eigenen Absatz mindern, sich auf seine eigenen Kosten„bezahlt" machen. Die Meldungen über die Kohlenkäufe Stinnes' sind ein An- zeichen dieser wirtschastlichenn Umorientierung. Unnötig, daran zu denken, wie sehr dem Reich die Devisen fehlen, die der deutsche Kohlenmagnat für seine privatwirtschaftlichen Zwecke verfügbar macht. Frankreich will ja selbst, daß da» Reich bei der Industrie borgen soll, um zahlen zu können. Es schickt die Regie. rung der Ersüllungspolitik zu Geldgebern, die nicht erfüllen wollen. Das ist immerhin eine eigene Sache und kennzeichnet die innere Haltlosigkeit mit der Frankreich seine eigenen Jnteresien verficht. Es steht aber zu befürchten, daß der Lnteressentonflikt, den Frankreich hier großzüchtet, auf den Schultern des Volksganzen ausgetragen wird. Das zu verhindern, bedarf es einer Sanierung der Reichsfinanzen, die ohne Erfassung der Sachwerte nicht mehr denkbar ist. Markoerschiechkerung. An der gestrigen Berliner Börse ging die Mark wieder ein wenig zurück. Die Preise ausländischer Zah- lung-mlttel zogen an. So stieg nach der amtlichen Notierung der Dollar von 289 auf 279,45, 100 holländische Gulden erhöhten sich von 0523 auf 9860, 1 Pfd. Sterling van 1082 auf 111L, 100 franz. Frank von 5055 auf 5272 M. Valutakakastrophe im Grenzverkehr. Der plötzliche Sturz unserer Mark wurde für Tausende von Arbeitern nn der reichs- deutsch -tschechoslowakischen Grenze zur Katastrophe. Für dies» Ar- beiter, die in Deutschland arbeiten und in der Tschechoslowakei wohnen, die in Mark bezahlt werden und in Kronen einkaufen müssen, sank der Wert ihres Lohns binnen wenigen Wochen auf ein Drittel. Deutsche Abgeordnete des Prager Parlaments haben vorher an die Regierung den Antrag gerichtet, es möge diesen Arbeitern gestattet sein, Ihren Sebensbedarf in Deutschland einzu- kaufen und ihn zollfrei nach Hause zu bringen. Der Ausverkauf des Rheinlandes geht welter. Eine Verfomm- lung der Vertreter des gesamten Kleinhandels des Handslskammer- bezirks München-Gladbach beichäftigte sich mit der Frage des großen Ausvertaufes, der das Wirtschaftsleben bedroht. Eine Entschließung betont u. a., daß die seitens der Behörden ergriffenen Maßnahmen, sowie die von den verschiedenen Stadien angewandte Selbsthilfe, wie Verweigerung des Verkaufs an Ausländer, Abgabe in nur oeschränkten Mengen, verkürzte Verkaufszeit, dem Unwesen nicht genügend gesteuert habe. Traurig ist die Wahrnehmung, daß unsere eigenen Landleute schnöden, oft kleinen Gewinnes wegen sich dazu hergeben, Waren in den Geschäften für Ausländer aufzukaufen oder an der Grenz« ins Ausland zu verschieben.— Nachdem die Großstädte ziemlich ausverkauft find, zieht sich der Strom der Valutakäuser nach den kleinen Städten. Mai-Donan-Stromverband. Wie im Staatshaushaltsouesckuß de» bayerischen Landtags mitgeteilt wurde, wird am nächsten Montag die Gründuna der Äkticnpesellschoft Main- Donau- Stromverband erfolgen. Das Reich soll daran mit 5 Proz. und Bayern mit 35 Pro.; des Aktienkapitals beteiligt sein. Aus- gegeben werden voraussichllich 600 Millionen Mark in Stamm« und 600 Millionen In Vorzugsaktien sowie 300 Millionen Mark in Obligationen. DCW. Die'Berliner Elektrizitätswerke, feit dem Uebergang ihrer Werke an die Stadtgemeinde Berlin im Jayre 1915 hauptsächlich noch Verwaltungsgesellschoft anderer elektrischer Unternehmungen und selbst unter der Kontrolle der AEG. stehend. weisen für das Geschäftsjahr 1020/21 einen Reingewinn von 13,8 Millionen Morl gegen 5,7 Millionen Mark Im Vorjahre aus, und bringen eine Dividende von 13 Proz. gegen 10 Proz. auf die Stammaktien in Vorschlag. Die Gesellschaft hat gemeinschaftlich mit der AEG. die Mehrheit der Aktien der Mix u. Genest-Gesellschaft er- worden, deren Tätigkeit auf dem Gebtete der Schwachstromtechnik dt« der AEG. in erwünschter Weise ergänzt. Die Verwaltunq be- antragt die Erhöhung des Grundkapitale um 39,4 Millionen Mark. Es wird ferner beantragt» in Anpassung an die jetzigen Zwecke die Firma in„Bank elektrischer Werte" zu ändern. Neue starke Zollerhöhung. Die Zölle auf Einfuhrwaren werden durch die Eiböbung des G o l d z o l l z u s ch l a g s. der erst am 20. Oktober van«00 auf 1000 Proz. erhöht worden war, auf 3 0 0 0 Proz. yesteigert. Es werden also mit dem 23. November die 40fack?n Borkriegszölle Geltung haben. Diese Maßnahme bringt eine crheblicke Steigerung der auf dem Verbrauch liegenden steuerlichen Lasten mit sich. Da bei der An- kündigung der letzten Zollerböhnng eine fieberhafte Einfubrtäiigkeit einsetzte, die de» Zweck der Maßnahmen zu einem erbeblicken Teil illusorisch machte und vcm Preiswucher Vorschub leistete, bat man diesmal die Frist bis zur Inkraftsetzung de» neuen Zollaufgeldes erheblich kürzer bemessen. Die russische Reichsbank hat am 16. November ihre Finanz- operationen aufgenommen. Bon der Sowjetregierung sind ihr Kreditbriefe über je 1, 5, 10, 15, 20, 25 und 30 Millionen Rubel zur Verfügung gestellt worden im Gesamtbetrage des vor- gesehenen Anfangskapitals von 2 Trillionen Rubel. Durch die Reichsbank hat nunmehr in sehr beschränktem Umfang der seil langem angekündigte Vertauf von silbernen Zarenrubeln gegen je 10 000 Sowjetrubel begonnen. Llc.