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Nr.558 38. Jahrgang Ausgabe A nr. 282

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Vorwärts

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands

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Sonnabend, den 26. November 1921

Vorwärts- Verlag G.m.b.H., SW 68, Lindenstr. 3 Fernsprecher: Berlag, Expedition und Inseraten. Abteilung Morisplatz 11753-54

Die Blutschuld der Kommunisten.

Das Geständnis.

Unsere Enthüllungen über den Ursprung des mitteldeut­schen Aufstandes, die im Vorwärts" veröffentlichten Berichte der kommunistischen   Oberführer Lemd und Bomigti, haben im kommunistischen   Lager eine heillofe Bestür zung hervorgerufen. Wie in folchen Fällen üblich, fuchen die

Herrschaften ihre Betlommenheit hinter Geschrei und Spektakel zu mastieren. Läßt man aber den Schaum der Beschimpfun­gen und Kraftausdrücke abstehen, so bleibt auf dem Grunde des Bechers nichts als ein flares Geständnis.

T

Idaß Leme, Bowißfi, Schmidt, Merfer gar feinen Grund die betrogenen Opfer wachwerden. Selbst der zum Lügen hatten, als sie im April ihre Berichte verfaßten, deutschnationale Tag" erklärt auf Grund unserer daß aber die Eberlein, Geschke, Piec, Schnetter usw. jetzt Enthüllungen, daß jetzt die Lichtenburger Gefange= gezwungen sind, zu den verzweifeltften nen als tatsächliche Opfer gewiffenloser Lügen zu greifen, wenn sie ihre verlorene Position Schufte in milderem Lichte erscheinen". Wir auch nur versuchen wollen zu retten. nügen also den armen Opfern nur. Die Ruch Ehe mir die neuen Berichte veröffentlichen, noch einige Tofigteit eines Eberlein ist der beste milde= Morte zu den sonstigen Schimpfereien ber fommunistischen rungsgrund für die in den Gefängnissen schmachtenden Bentrale. Sie flagt uns an, eine" Bogromheßze" gegen die Inhaftierten. Damit er aber wirksam werde, muß die Welt Kommunisten zu veranstalten. Das ist das übliche Geschrei der diese Ruchlosigkeiten tennen lernen! Wir lassen nun die weiteren Veröffentlichungen folgen. Wie liegen die Dinge: Der politische Oberkommiffar wöhnlich sind sie frech bis zum äußersten, aber in dem Moment Herrschaften, wenn man hinter ihre Schliche kommt. Für ge­Bowizli und der militärische Leiter Lemck haben in schriftlichen feig und jämmerlich, wo fie gestellt werden. Die fommuni Aus dem Bericht Merkers  . Berichten haarsträubende Enthüllungen über die fommuni- ftische Zentrale selber behauptet, daß das von uns veröffent- Ich gehöre der Bezirksleitung an und war M.B.- Leiter ftische Provokationstaftit niedergelegt. Jeder kritische Leser lichte Material schon seit Monaten in den Händen für den Bezirk. Die Ausführungen Bowiskis, die Ausfüh­muß fich sagen: entweder sind die Berichte unrecht, Lemd der Behörden ist. Eine Denunziation an die Be hör- rungen 2emds find meine eigenen Ausführungen. und Bowizli haben niemals solche Berichte verfaßt, dann be- ben fann also nach der eigenen Darstellung der Kommunisten 3h bestätige ausdrücklich, daß Eberlein uns die verschiedensten weisen die Veröffentlichungen des Borwärts" nichts. Oder gar nicht vorliegen. Die Behörden fennen das Mate- Aufträge zum Sprengen gegeben hat, unter anderem auch das aber die Berichte sind echt, dann sind sie für die Kommuni- rial längst. Wer es nicht tennt, das sind allein die deut­stische Partei schlechthin vernichtend. Helfen fann fchen Arbeiter. Und da halten wir es allerdings für Sonnabend, den 19., Sigung des Bezirksausschusses. Unter Klaffenkampfgebäude( am 23. und 24. März). fich die KPD.   nur, wenn sie die Echtheit der Berichte be- unsere heilige Pflicht, dem deutschen   Proletarier die allen Umständen die Sipo reizen, daß der erste Schuß ftreitet. Augen zu öffnen und die Arbeiterschaft vor derart von der Seite fällt. Die Kommunistische Partei   bestreitet die hinterhältigen Berführern zu warnen, damit Echtheit der Berichte nicht. Im Preußischen Land- fie sich nicht aufs neue von diefen gemiffen Arbeiter verschiedene Cipoleute halb tot, trobem ließ die Dienstag, den 22. Am Schluß einer Bersammlung schlagen tag hat gestern selbst der schwerfompromittierte Sugo losen Kanaillen, von diefen über Beichen Sipo fich nicht auf einen Kampf ein. Der Kampf ent Eberlein zugestanden, daß Lemd und Bo- gehenden Gewaltmenschen ins Berderben brannte in dieser Nacht von unserer Seite und behnte fich auf den migti tatsächlich die Berichte verfaßt haben. hegen läßt. ( Ein Leugnen wäre übrigens auch nicht möglich gewesen.) Hettstädter und Röblinger Bezirf aus. Wenn übrigens die fommunistische Zentrale ein Argu­Damit ist die Frage nach der Beweiskraft der Berichte pollment für die Beweislosigkeit des Materials darin zu sehen die Sipo vernichtend zu schlagen, damit wir mit einem Siege die Montag, den 21. Unseren Auftrag vom militärischen Oberleiter, tommen entschieden, denn Lemck und Bowizki find glaubt, daß feine Strafverfahren auf Grund diefes Materials Sache anfingen. Unsere Taftit, die Sipo anzugreifen, hätte den nicht die ersten Besten, sondern Angestellte der KPD.   in lei eingeleitet seien, so irrt fie: die Strafverfahren find Sieg verbürgt, wenn Hölz nicht immer versucht hätte, dort Banken tenden Stellungen gewefen. Lema war der Vor eingeleitet. sigende des tommunistischen Bezirks Mittel­ deutschland  , den Händen beider war die Führung es jetzt so zu drehen, als richte sich unsere Veröffentlichung Schließlich noch eins: Die kommunistische Zentrale sucht 3u berauben, wo teine Sipo war. der Märzaktion von der KPD.   anvertraut gewesen. gegen die Amnestierung der mitteldeutschen Arbeiter.( Borsigender der Hallenser   Bezirksleitung). Nun kommen aber die Kommunisten mit der verzweifel- Rein Vorwurf trifft uns weniger als dieser. Im Gegenteil, Am 19. März rief uns die Bezirksleitung zusammen. An­ten Ausrede: Jawohl, Leme und Bomikki haben die Berichte mit unseren Veröffentlichungen erweisen wir den Opfern des mesend waren die Unterbezirksleiter, der Bezirksausschuß und von verfaßt, aber sie haben gelogen! Das erinnert an die fommunistischen Führergesindels den größten Dienst. den größeren Orten die illegalen Leiter. Szene bei Thomas Mann  , wo der Lehrer dem Gymnasiasten eine Ueberlegung aus dem Homer zieht und dieser in seiner Angst schreit: Ja, ich habe eine Ueberlegung im Buch, aber ich habe sie nicht benugt!" Tatsächlich fucht die Rentrale der KBD. sich in dieser schuljungenhaften Weise heraus reden. Sie veröffentlicht in der Roten Fahne" eine Er Ilärung, in der es heißt:

Die beiden veröffentlichten Berichte lagen dem Zentralausschuß der Kommunistischen Partei vom 4. und 5. Mai 1921 vor. Es hat vor dem Zentralausschuß eine Bernehmung der Beteiligten statt­gefunden, die ergab, daß diese Berichte, die nach der Märzaktion im Auftrage Paul Levis angefertigt wurden, teils völlig un. wahre Behauptungen enthielten, andernteils phantastische Mitteilungen, die die Genossen lediglich vom Hörensagen in ihr Brotokoll aufgenommen hatten. Wir werden morgen die damals aufgenommenen Brotokolle der Beteiligten, somie die vom Zentralausschuß in dieser Angelegenheit gefaßten Be schlüsse veröffentlichen.

Es muß traurig um eine Bartei stehen, die ihre eige nen Führer der Lüge und hantasterei beschuldi­gen muß, um fich felber reinaumaschen. Man möchte die Frage aufwerfen, mie denn die KMD. dazu kommen konnte, ihre michtigste und entscheidende Aktion in die Hände lügnerischer Phantaften zu legen.

Aber die Sache ist eben die, dak Lemd und Bomikti nicht gelogen haben. Sie werden jekt preisgegeben, müssen fich als Liigner hinstellen laffen, um die RD. zu retten.

Denn wenn die Deffentlichkeit erfährt, in welch gemeiner und gewiffenloser Beise diese armen Menschen ins Berderben gehetzt worden sind, wie man sie systematisch belogen und betrogen hat, mit welchen Mitteln der Provokation die sogenannten Führer gearbeitet haben, dann wird in der Deffentlichkeit viel eher das Mitleid für

zu

Aus dem Bericht Schmidts.

In dieser Sizung entwickelte Delsner die außen- innerpolitische

Situation, und zwar fo: Der große Landarbeiterstreit im Often wächst sich zum politischen Streit( was ich hier sage, wird Richter Wort für Wort bestätigen, ebenso ägo 1b), die Lage in Oberschlesien  , die Abstimmung muß bewaffnete Zusammen­ftöße ergeben zwischen deutschen   und polnischen Truppen, die Orgesch

Beschlüsse unserer Internationale.

Die Erefutive der Zweiten Internationale hat am 22. und 23. d. M. in Brüffel eine Sigung, abgehalten, an der u. a. pon belgischer Seite Vandervelde  , de Broudère, van Roos­brut, Huysmans   und de Man, von deutscher Seite Wels, von dänischer Andersen und Stauning, von englischer Shaw, Mac Donald, Thomas und Gillies teilnahmen. Das Ergebnis der Beratungen ist in den zwei nachstehend wiedergegebenen Entschließungen ausgedrückt, die einstimmig gefaßt worden sind:

vom September 1920 eine zweite folgen zu lassen. Sie erinnert daran, daß auf Grund des Artikels 11, Abschnitt 2, der Sagung des Bölker­bundrates jedes Mitglied das Recht hat, der Aufmerksamkeit des Rates jeden Umstand zu unterbreiten, der den Weltfrieden zu stören droht.

Niemals war die Erfüllung dieser dem Völkerbundrat gestell­ten Aufgabe dringender als jetzt, wo die Welt in Clend und Un­fultur zu verfinken droht.

Die Eretutive ersucht alle fozialistischen Fraktionen in ihren Parlamenten auf das Zustandekommen einer internationalen Kon­ferenz zur Lösung des Finanzproblems hinzuwirken. Hierzu wird uns geschrieben:

1. Die Erefufive der gesamten Internationale hat die jetzige europäische   Lage besprochen, um zu untersuchen, wie eine gemein­fame fozialistische Aktion durchgeführt werden kann. Die Exekutive ist der Ansicht, daß zwei Probleme dle foforfige Die Tagung selbst stand gänzlich unter dem Eindruck der bel­Aufmerksamkeit fordern: die allgemeine brüstung und gischen Wahlen, die von den bürgerlichen Parteien unter dem Hin­

Der Kniff, Lemd und Bowihti als Lügner hinzustellen, die Finanzlage der Welt. Die Washingtoner Konferenz weis der deutschfreundlichen Gesinnung der belgischen Sozialdemo soll der Kommunistischen Zentrale nicht gelingen. Wir ver- wird die erste Frage in einer Weise behandeln, die völlig unbe- tratie gegen unsere Parteigenossen geführt wurden. Der vorauf­öffentlichen heute weitere Berichte, die die Aussagen friedigend für die internationale fozialistische Bewegung sein wird. gegangene Wahlkampf, dessen Verlauf die Reben de Broucères der beiden Führer des Märzputsches bestätigen. Auch die Ver. Die Internationale muß darum jetzt mit größter Energie die völlige auf dem Görliger Parteitage und bei anderen Anlässen in Deutsch­faffer dieser Berichte find kommunistische Führer Abrüftung zur See, zu Cande und in der Luft fordern. land eine Rolle spielten, hat übrigens auch den Hauptanlaß zur

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böchften Grades. Der eine Bericht ist verfaßt von Eine Erklärung über diese Fragen, unterffüht von der Auto- Sprengung der belgischen Regierung gegeben. Reineswegs hat die Merter Mansfeld  , Mitglied der Bezirksleitung rität der Arbeiterschaft der ganzen Welt, ist notwendig als Weg- belgische Sozialdemokratie eine Einbuße erlitten, sondern bei Be­und M. Leiter für hen Bezirk. Der zweite Bericht weifer nicht nur für die Arbeiter, sondern auch für die parlamen- trachtung des mit großem Aufwand geführten Kampfes der bür­hat zum Verfasser den Borfikenden der Hallentarischen Fraktionen der verschiedenen Länder. Die jetzige finan- gerlichen Barteien muß das Wahlergebnis für die belgische Sozial. fer Parteileituna der KVD., Schmidt. Natürlich zielle Cage hindert den internationalen Handel, verursacht dadurch demokratie als ein ganzer Erfolg gebucht werden. Nach den neue mird es jetzt in der Roten Fahne" heißen: Merter und ausgedehnte Arbeitslosigkeit und bedroht ganze Nationen mit dem ften Wahlberechnungen hat die Partei nicht, wie gemeldet wurde, Schmidt fügen auch!" Es müste dann alfo unter den mittels völl'g'n wirtschaftlichen Zusammenbruch und neuen schweren inter  - 6 Size verloren, sondern höchstenfalls einen Gig, ja es besteht die deutschen   Führern der KPD. eine mermürdige Rüdenfeuche naionalen Konflikten. Die Erefutive ist deshalb der Ansicht, daß Wahrscheinlichkeit, daß sie im Baralment die bisherigen 70 Size ausgebrochen fein! Aber wenn die Kommunistische Partei   eine Konferenz der Arbeiter und sozialistischen Parteien ohne Ber  - behält. Die belgische Sozialdemokratie selbst hat während des felber ihre Führerin Masse der Lüge beschuldigt, zögerung abgehalten werden follte, und erklärt es für die vor- Wahlkampfes aus ihrer internationalen Haltung und aus ihrer Ge­fo fragen wir uns, warum denn gerade diefe Führer nehmste Pflicht aller fozialistischen Parteien, das Zustandekommen finnung gegenüber der deutschen   Arbeiterschaft feinen Hehl ge­lügen sollen. Warum sollen denn die Eberlein, Gefchte, und den Erfolg einer solchen Konferenz zu fördern. macht. Das betonte Vandervelde besonders in seinen Schlußworten

Bied, Schnetter usw. glaubwürdiger sein als 2. Die Erefutive weist alle parlamentarischen Fraktionen an- auf dem Rongreß der Exekutive, indem er feststellte, daß die deutsche Lema, Bowizli, Merter und Schmidt? Im Gegenteil: Wenn gesichts des Finanzelends der Welt darauf hin, daß der Völker- Arbeiterschaft bei den Kämpfen um die Existenz die Internationale man die Situation betrachtet, so wird man sich sagen müssen, bundrat die Pflicht hat, der ersten Brüffeler Finanzkonferenz geschlossen auf ihrer Seite habe.