Einzelbild herunterladen
 

Robert Schmidt über die Teuerung. Im großen Saal der Schultheiß-Brauerei (�asenheide) sprach am Sonntag vor einer dicht gedrängten Zuhörerschaft Genosse Robert Schmidt , unser Reichswirtschaftsminister, über die brennende Frage der Zeit, die T e u e r u n g. Es mochten etwa 8500 Personen anwesend sein: bedauern muß man nur, daß die Frauen, die doch das größte Interesse an diesen Fragen haben tollten, gegenüber den Männern recht spärlich vertreten waren. Die Rede Robert Schmidts gestaltete sich zu einer flam­menden Anklagerede gegen die Schuldigen an der Not des deutschen Volkes. Schuld sind vor allem auch die alliierten Mächte, die dem deutschen Volk ihren Siegerwillen aufgezwungen haben und es durch zahllose Kommissionen, unter denen sie sich wohl selber kaum zurechtfinden, schikanieren. Die vielgerühmte Kultur des Westens, die sie uns auf ihren Bajonetten bringen wollen, entpuppt sich als die Kultur des uncingeschränklon französischen Mtiiarismus. Und während Frankreich in Waffen starrt, Deutschland enrwaffnet rl, operiert ficrr Driand in Washington mit dem Phantom des deutschen Schreckens'. Wir aber wissen, daß das deutsche Volk n i ch t q e n e i g t ist, sich abermals durch gewisscnlose Leute in Aben- teuer hineinheßen zu lassen, wie sie einem Briand vorschweben. Aller- dings hat die deutschnotionale Bewegung keit einem Jahr mehr zugenommen, als dies der internationalen Stellung Deutschlands dienlich ist. Aber gerade die Deutschnotionalen sind neben der Entente, die durch ihre Reporotionsforderungen den Kurs der Mark hinabtreibt, die anderen Schuldigen an dem jetzigen wirt- schaktlichen Elend. In treffender Weise fertigt der Redner die heuch- lerischen Versicherungen der Deutschnationalen ab, daß sie das Beste �ms Volkes wollten. Unter slürmsichem Beifall ruft er aus: Die- selben Leute, die schon vor 1914 dasS t a h l b a d" eines kom- wenden Krieges priesen und unermüdlich das Verlangen nach beut- icher Mochtentfaltunq stellten, sie sind es. die unfern Besitz zerschlagen und de» deutschen Volkes Vermögen vertan haben! Auf den Trümmern dieses Besitzes klagen wir sie ciu wir, die mir aus den Trümmern heraus den neuen Aufbau vor- uelimen sollen. Auf der anderen Seite kommen die Sieger des t rieges und behaupten' Trotz eures Zusammenbruchs körnt ihr die Krieoskosten sämtlicher Länder bezahlen. Wir verstehen es, wenn ogoesichts der verwüsteten Kulturstätten m Nordfrankreich ein herbes Gefühl drüben bestehen bleibt. Aber eine Gefühlspolitit des chasses wird zur Torheit, wenn wir vor einer Entwicklung stehen, die nicht nur Deutschland , sondern ganz Europa in seinen Grundsesien zu erschüttern droht. Wir haben uns nach besten Kräften bemüht, die Vervflichtunaen des Londoner Ultimatum» zu erfüllen. Der to- lossale Marksturz war die Folae. die den deutschen Arbeiter zum Lohndrücker der Welt, den englischen und amerikanischen Ar- b-iter z"m Arbeitslosen mackt. Neben dem Druck der Entente i» der Wucher im Unlande eine Hauptursache unserer unglücklichen Wirtschaftslage. Die versrühke Aufhebung der Zwangswirkschast hat zwar die Waren aus den Markt gebrocht, aber den Nichtbe- sitzenden zur Ralioni-rung durch die Grenzen seiner Kaufkraft ge- zwunqen. Bei den Waren, die ans dem Auslande bezogen oder aus ausländischen Rohstoffen hergestellt werden, ist die Preissteigerung v!rch den Dolutasturz immerhin erklärlich. Aber es gibt auch "ebcnsmittel, bei denen dies nicht in Fraae kommt. So sind die �arloffeln auf das vierzigfache gegenüber dem Vreile in der Vor- leiorszeit acstiegen, ohne daß sich dies mit dem Wertsturz der Mark in irgendeinen direkten Zusammenhang bringen ließe. Hier liegt vielmehr eine rücksichtslose Ausnutzung der Konsouktur vor.?m verflossenen Jahre Koben die Wucheraerichte 24 Personen zu Zuchtbaus und 7009 zu sonstigen Freiheitsstrafen verurteilt. Aber mit Strolmaßnahmen allein lassen sich die Folaen de» freien HanMs nicht bekämpfen. Falsch Ist die oft von Ausländern oufgestellte Be> baupwna, daß in Deutschland keine Rot herrsche. Nach den Berech- l-:ngen der Reichsämt-r beträgt die Jnjzerziffer der Lebensmittel- runrmw. wenn man für 1914 die Zahl 100 amrdmnt. jetzt nahezu Gegen 1914 ist der deutsche Fleifchkoufum um 60 Prozent gesunken. die Sknsuhr von Kolonialwaren aus«entger als die Hälfte zurück- gegangen, die von Eiern auf ein viertel usw. Der Redner kritisiert das unverständige planlos« Auskaufen, da« den Zustand noch verschlimmert und verweist auf die Selbsthilfe der o r g a n i- s i e r t«n Konsumenten. Als der Redner vor wilden Aktionen warnt und in diesem Zusammenhang der Enthüllung der kommunistischen Führer durch denDorwärts* gedenkt, regen sich die im Saal anwesenden Kommunisten und machen lär- welche Zwischenrufe. Besonders erzürnt sind sie, als Genosse Schmidt die Putschtaktik der Eberlein und Genossen mit scharfen Worten l'-ondmarkt. Wohl aibt es auch Idealisten in der KPD., ober diese "übrer treiben eine Politik, die kein anständiger Arbeiter mitmachen ' mf. Genosse Schmidt ruft die Arbeiter auf. treu zur Sache des Voltes zu halten und das Ziel im Auge zu behalten! den S i e q d e r igzialdemokratifchen Ideen.(Stürmischer, anhaltender Beifoll.) In der Diskussion sprach erst ein Geheimer Realerungsrat Barenthin, der sich alsdeutscher Wirtschaftsanwnlt' vorstellte, ebne aber irgendwelche brauchbaren Ideen zu entwickeln. Dann sprach anffällia kleinlaut der Kummuntst Thalmann, dem d>e Genossen Schäfer und G r o ge r treffend erwiderten, wobei sie auch auf die russischen Z u st ä n d e hinwiesen. In seinem Schlußwort betonte Genosse Schmidt, daß ein Zusammengehen mit den Unabhängigen zwar angebracht erscheine, mit Leuten aber, die so gewissenlos handeln wie die E k> e r l e i n und N i e ck, aibt es kein Zusammenaeben. Wenn Cberlein auch nur einen Funken von Edre und Anstand im Leibe hätte, müßte er setzt sofort von der politischen Bühne verschwinden. In den Konkordia-Festsälen sprach Genosse K u t t n e r über die Teuerung. Als er am Schlüsse seiner Ausführungen vor den pvt'chistischen Treibereien der Kommunisten warnt« und in d'csem Zusommenhana auf die Eberlcin-Dvkumente einging, suchten eine Anzahl Kommunisten durch Lärm diese Ausführungen un» möglich zu machen. Die Störenfriede wurden jedoch zur Ruhe gebracht, und unter stürmifck'em Bcilall konnte der Referent der Versammlung darlegen, daß Kommunisten diese Ausführungen aller- dinas sehr unangenehm sein müßten, daß ihnen aber außer Gebrüll keine Widerleoungsmethode zur Verfügung fi->ht da die Echtheit der Dokumente von Ebcrlein und der istoten Fahne" nicht bestritten wird.

AbaesSgk! In derRoten Fahne" fand sich, wie wir schon er- wähnten, ein«"fri'f. dervroviforischen Körperschaft", nämli» der von den zum Reichssustizminister gesandtenDelegationen" gewählten 'lommiMon. Unterzeichnet war dieser Aufruf u. o. a"ch von einem ..Ernst Mehrmann. Reinickendorf (KAPD.Z". DieKommuni'ische Arbeiterzeitung" erklärt nun, daßunsere Partei mitdieserKo- mödie nichts zu tun hat und der betreffende Genosse mit dielen' Moment sedenfalls aufgehört hat. Mitglied der K A P D. zu sein". Aevifion verworfen. Hauptmann a. D. von K-ss-k, der im März vom Schwurgericht beim Landgericht I in Berlin von der Anklage des Meineids und des Mißbrauchs der Amtsgewalt freigesprochen und nur megen Herausforderung zum Zweikampf zu einer Wache Fe�ungshast verurteilt worden war. hatte gegen das Urteil R e. vision eingelegt. Das Reichsgericht verwarf gestern diese als unbegründet. Aufhebung der ArbeilsdiensspilUN In Rußland . Nach einer Londoner Drahtung des..Temps" traf au« Moskau über Reoal die Nachricht ein. daß die ArbeiispMcht in Rußland durch Erlaß der Volkskommissar» aufgehoben wurde.

Der Moröprozeß um! Zu Beginn der heutigen Sitzung legt Staatsanwalt Krause ein anonymes Schreiben vor, das dem Zeugen, Wachtmeister M u n n i, mit der UnterschriftEin politischer Agent" zugegangen ist. Darin wird Munni alsVaterlandsverräter" bezeichnet und ihm angedroht, daß er seine Aussage. Buchholz habe nicht Selbstmord begangen, mit dem Leben zu büßen haben werde. Munni hat keine Vermutung darüber, wer der Schreiber des Briefes fein könnte. Wachtmeister S t o r k e b a u m hat bei Buchholz im Bureau gearbeitet. Er hörte Telephongespräche mit an, in denen Buch» holz um beschleunigte Erledigung seines Antrages auf Zurück- nahm« seiner Entlassung bat. Buchholz äußerte gegen- über dem Zeugen die Hoffnung, daß die Zurücknahme erfolgen werde. Buchholz habe als Kossenführer verschiedentlich aus Ab- rechnung mit Lehmann gedrungen, der für die von ihm zu leistenden Ausgaben immer zu Manatsbeginn einen Vorschuß erhielt. Lehmann aber habe weoen Zeltmangel die Abrechnung oerschoben. Storkebaum hat n'.chf an rinen Selbstmord oeglaubk, weil Vuchholz dazu gar keinen Grund gehabt hätte. Buchholz selber bade nach seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft gesagt, jetzt würden andere hlneinmarjchieren. Zu Hauptmann Stenn« hat Zeuge gesagt, wenn man gegen Buchholz zu sehr vor- ginge, werde er mit volitischen Sachen kommen, mit den A g e n- tengeschäften. Tarauf bemerkte der Angeklagte Meyer: Denn vuchholz mit polillschev Sachen kommt, ist er erledigt!" Meyer erNört, mit dem Ausdruckerlediat" sei nur gemeint gewesen, daß Buchholz dann nicht mehr bei der Schutzpolizei bleiben könnte. Storkebaum kann über die Tätigkeit der politischen Agenten nichts bekunden. Er weiß nur. daß sie regelmäßig ihr Geld bekamen. Sodann wird Hauptmann Skenaes als Zeug« vernommen. Ihm hat B u ch h o l z nach seiner Entlassung aus der Untersuchunosbaft gesagt, daß er in der Kaserne bleiben und a n der Aufklärung der Kassensache arbeiten wolle. Als Endcrlein dem Buchholz die doppelte Buchung eines Postens von 60000 M. vorhielt, wurde er sehr aufgeregt und erklärte sich für kassentechnisch nicht vorgebildet. Er behauptete, selber den Posten

GroßGerlw Sängerkrieg auf Kanarienburg. Wie könnte man die Menschen ertragen, wenn man die Tiere nicht hätte." Dieser Satz enthält zur Hälfte Bitterkeit und zur Hälfte Wahrheit. Das hat schon mancher erfahren. Denn sehr rft ist da» Tier dem Menschen nicht nur Ausbeutungeobjekt und Per- dienstmöglichkeit, sondern auch Freund. Eo haben viele unserer Kriegsinvasiden an einem munteren Kanarienvogel ihre Freude und für etliche wurde die Aufzucht dieser Vögel zu einem bescheidenen Nebenverdienst. Sie und viele andere hatten eine Große Allgemeine Kanarien-Ausstellung in Peters Fest- sälen, Große Frankfurter Straße Nr. 41/42, beschickt, die sich im wahrsten Sinne des Wortes als«ine zwitschernde.Lanarienburg" präsenticr.e. 41 Kollektionen von je vier Vögeln waren vertreten. Die Selbst« zuchtklasse wies prächtig: Exemplare auf. Mancher Vogel stellt heute tatsächlich ein kleines Vermögen dar, denn er ist für 500 Mark wohl kaum käuflich. Um die Allgemeine Klasse zu vervollständigen. waren auch Bogel auf die Reife geschickt worden. Eo kamen Tiere au» Hameln , mit denen der Züchter große Ehr« einlegte, und die den Lichtenbergern fast ebenbürtig waren. Unter diesen gab es Kollek- tionen, welchen die Richter 542 Punkte zuerkannten. Was die Farbe anbetrifft, so treten die Grünen jetzt immer mehr in den Vorder- grund. Unter den ausgestellten sah man in der Mehrzahl Grüne. Grasgrüne sogar, dann folgten Bunte und die Hochgelben. Alle Sorten und Weibchen sowohl wie Hähne, konnte man aber in der Lotterie gewinnen. Die Lose fanden deshalb reichen Zuspruch. In demselben Raum, in dem die Gewinnvögel lockten, waren auch Vogel- bauer ausgestellt. Man suchte praktischen Einrichtungen schöne For» men zu geben. Zudem wird durch die Materialverwendung erstrebt. die Bauer milbenfrei zu halten. Interessant sind die Gesangs kästen. Sie sind die Schule für die kleinen Sänger. Und der Lehrer ist der sogenannte Dorschlä- ger, der das Kommando über die ganze Scha» übernimmt. Am Sonntagabend war sogar ein offizielles Abhören der besten Sänger, mancher Stern von Kanarienburg erschien da am Gesangshimmel, und unter den Grünen waren wahre Kanonen.

Die gekränkten kartoffelgroßhänöler. DerVereinBerlinerKartoffelgroßhändler nahm in einer Sitzung am letzten Sonnabend im Lehrervereinshaus folgende Entschließung an: Die tiefeinschneidenden behördlichen Borschriften und Drang» sasierunaen haben den legitimen Handel mit Speisekartokfeln außer- ordentlich beunruhigt und die Kartoffelverlorgunq der Reichshaupi- stadt aufs schwerste gefährde:. Der Berliner Kartoffelgroßhandel sieht sich in seiner für die Bolksernährung notwendigen Tätiakeit wesentlich behindert. Die Ungewißheit, welche Preise von behörd - lieber Stelle als maßgebend anoefehen werden, belebränkt den Kor- toffelgroßhöndler in seiner Arbelt. da er sich täglich und stündlich durch Strakmaßnahmen und behördliche Eingriffe in seiner Existenz und Ehre bedroht sieht. Die Vereinigten Kartoffelgroßhändler werden sich bei einem Weiterbestehen dieser unerträglichen Zustände mit Bedauern gezwungen sehen/ ihre Tätigkeit solange einzustellen, bis klare Vorschriften und Gesetze die Verhältnisse im Kortoffelgroß- Handel regeln. Sie verdammen mit vol'er Schärte Wucher und Preistreiberei mit Kartoffeln, sind ober vollkommen lchuldlo, an den hohen Breiten. Die Berliner Bevölkerung ist bisher vom Groß- Handel mit Kartoffeln ausreichend versorgt worden, und die Reichs- Hauptstadt ist nachweislich auch von ollen Großstädten am billigsten mft Kartoffeln beliefert worden. Die unberechttoten Angriffe auf den Berliner Kartoffelgroßhandel müssen deshalb ganz energisch zurückgewiesen werden." Es ist nur schade, daß die Kartoffelaroklbändler sich so soät darauf besonnen baben, daß Wucher und Preistreibereiverdammt" worden müssen. Auch genügt die bloße Verdammung nicht, man muß zur Bekämpfung schreiten, und weil da, die Kortofselhändler bisher nicht getan haben, darum nimmt jetzt die Behörde(spät genug) die Rechte der Verbraucher wabr. Sie wird dergleichen äußerst selbst- bewußt auftretende Beweisäußerungen der Kartoffelhändlermoral als Drohung hoffentlich nicht allzu ernst nehmen. die stäütlsthen deckungsverhanülongen. Herabsetzung der Wagislraisgehäller. Erhöhung der Tarife. Der 2Zer Stadtverordnetenausschuß, der zur Dorberatung der Gehalts» und Lohnerhöhungen sowie der Deckungsvorlage«ingesetzt worden war, hat am Sonnabend fast den ganzen Tag über getagt und seine Beratungen bis auf die notwendige zweite Lesung der Geholtsfragen und die Erhöhung der Gewerbesteuer beendet. Am Vormittag beriet zunächst der Unterausschuß für die Er-

Vachtmeister Suchholz. ausgezahlt zu hatzm. während ihn nur Lehmann ausgezahlt hatte. Meyers Aeußerung, daß Buchholz, wenn erpolitische Sachen" vor- brächte,erledigt" sei, wird von Stennes bestätigt. Ernst habe er sie nicht aufgefaßt, höchstens könne er diese Aeußerung des sehr impulsiven Meyer so deuten, daß Buchholz dann aus der Hundertschaft ausscheiden müßte. Die Agenten, die mit den politischen Sachen" gemeint seien, hätten regelrecht ihr Geld er- halten. Nicht etwa Unterschlagung von Agentengeldern habe man verdecken wollen, sondern es fei ihm. dem Hauptmann Stennes , ledig- lich darum zu tun gewesen, die Tatsache der Beschäftigung von Agenten nicht bekannt werden zu lassen. Die Meldung vom Tod« Buch holz' sei ihm durch Wachtmeister Heise überbrocht worden. Daß der Schuß von hinten gekommen fei. habe man ihm nicht schon damals gemeldet. Beiden Angeklagten gibt Stennes das beste Zeugnis. An Meyer bemängelt er nur, daß er manchmal mehr sagt, als er verantworten kann. Mit dem verstorbenen Buchholz war er anlangs zufrieden. Auch als er von leiner Vorstrafe wegen Unterschlagung erfuhr, ließ er ihn in seiner Zahlmeisterstelle. Mißtrauen hatte er damals nicht: im Kriege habe er mit Vorbestraften die besten Erfahrungen gemacht. Buchholz sei dann durch große Ausgaben aufgefallen, doch habe er erklärt, daß er g e e r b t habe. Frau Buchholz bestätigt, ihr Mann habe aus der Hinterlassenschaft seiner verstorbenen Mutter 9000 M. erhalten. Staatsanwalt Steinbrecher fragt den Zeugen Stennes, ob er einmal bei der Parole gesagt habe, daß Leute, die nicht sehen können, wie jemand geschlagen wird, zu weichlich seien. Es soll sich um die Mißhandlung eines Wachtmeisters Stolzenburg handeln, den- feine eigenen Kameroden schlugen. Stennes kann sich nichter- i n n e r n, fügt aber hinzu: Wenn das einer beschwört, wird e» wohl fein." Auf die Frage, weshalb H e l b i n g aus der Hundertschaft ausschied, antwortete er zunächst, das wisse er nicht, weil er da auf Urlaub wer. Dann vermutet er eineGeldgeschichte". 5zelbing sei auf eigenen Wunsch ausgeschieden. Wachtmeister Müller bekundet, wegen einerDamenaeschichte" sei Helbingder Boden zu heiß" geworden. Oberleutnant Malwitz weiß auch von Schulden, die Helbing ge- macht habe.

höhung der Magistrats- und Bezirksamtsgehälter. Auf Grund seiner Borschläge, die ohnehin ein Kompromiß waren und auch im Ausschuß nicht befriedigten, wurden in der ersten Lesung die Ge- hälter sowohl der Magistratsmitglieder als auch der Bezirksamts« Mitglieder gegenüber den in der Oeffentlichkeit schon lebhaft kriti- sterten Anträgen des Magistrits erheblich herabgesetzt. U. a. wurde das Gehali des Oberbürgermeisters auf 125 000 M. und 20 000 M. Aufwandsentschädigung, zusammen 145 000 M. fest- gesetzt(gegenüber dem Magistratsantrag von 180 000-i- 20 000 M), das Gehalt des Bürgermeisters auf 90 000-f 10 000 M. 100 000 Mark, da» Gehalt der Berliner Stadträte nach Gruppe 15(58 000 bis 80 000 M.), dabei aber eine Besserstellung der Fachlladttäte mit Stimmengleichheit abgelehnt. Die Bezirksbürgermeister wurden ebenfalls nach Gruppe 15 verwcefen, die stellvertretenden Bezirks- bürgermeister ebenso wie die Bezirksstadträte nach Gruppe 1Z! (38 000 bis 57 000 M). Zur Deckungsvorlage wurden eine Reihe von Beschlüssen und Entschließungen gefaßt. Nach längerer Aussprache wurde der Erhöhung des Straßenbohntarifs auf 1.50 Mark zugestimmt, dagegen der Preis für elektrisch«» Licht über den Magistratsantrag(4,60 M.) hinaus auf 5 M. und für Kraft auf 2,20 M. erhöht, während der Preis für Gas, den der Magistrat auf 2.60 M. erhöhen wollte, auf 2,50 M. festgesetzt. Für das Wasser wurde sowobl ein im Ausschuß gestellter An- trag auf 1.50 M. als auch der Magistratsantrag auf 1.10 M. ab­gelehnt. Dl« weiteren Verhnndlunqen wurden auf Montag von- mittag vertagt. Der Aus'chuß will bann fein« Beratungen ab- schließen und am Montag nachmittag in der außerordentlichen Stadtverordnetensitzung durch den Borfitzenden. Stadtverordneten Dr. Kirchner, Bericht erstatten.

lit Gefangenenaufseher im Gunöe mit Verbrechern Der vergrabene ZNilllonenraub. Durch die Entlarvung eines bestechlichen Gefangenenaufsehers in Münster in Westfalen und seine Festnahme durch die Berliner Kriminalpolizei in Treptow ist ein von dem zum Tod« verurteilten Bochumer Raubmörder geplanter Fluchtversuch in letzter Stund« vereitelt worden. Es handelt sich um die Verbrecher August und Heinz Hen- f e l e r. Franz Heising, Alex Kley und Wilhelm Müller , die am 24. August 1920 auf der Hernberger Straß« zu Erkerschwick in Westfalen einen Lohngeldwagen" der Zeche Emscher-Lippe überfielen, den Bureauoorsteher Friedrich, den Bureaubeamten Bach- winket und den Kutscher Fritz Bruchmänn erschossen und den Buchhalter Koch durch einen Armschuß verletzten und dann mit dem Millionenraub oerschwanden. Der verhaftete Aufseher ist ein 22 Jahre alter aus Landshut In Schlesien stammender früherer Elektrotechniker Audolf S a l p a u s, der sich schon nach kurzer Zeit bestechen ließ und, wie für andere Gefangene, so auch für die Bochumer Raubmörder Kassiber In einer nur aus Strichen be- stehenden Geheimschrift besorgte. Salpaus ließ sich von seiner Be- Hörde beurlauben und fuhr zunächst zu der Mutter der Gebrüder Henseler, um sich durch Erpressung von 5000 M. Bewegungsgelder zu verschaffen, und kam dann nach Berlin , um in Treptow -Baum- schulenweg einen angeblich dort vergrabenen Schatz zu heben. Bei dem Verhafteten fanden die Beamten einen Kassiber, der aus einer Geheimschrift in Strichen und einer Skizze bestand. Salpius wollte zunächst nicht wissen, was diese Zeichen bedeuteten, und legte erst ein G e st ä n d n i s ab, als es der Kriminalpolizei mft vieler Mühe gelungen war, die Geheimschrift zu entziffern. Es ergab sich, daß es sich um eine Anweisung und eine Skizze zur Er- mittlung des geraubten und vergrabenen Geldes handelle.

Derzweislungslal einer Mutter. Die S2jährige Frau Erna Wenzel versuchte gestern nachmittag mit ihren drei Kindern in den Tod zu gehen. Sie öffnete in dieser Absicht in ihrer Woh» nung im Hause Stargarder Straße 18 die G a e h ä h n e und er­wartete mit ihren drei Kindern den Tod. Nachbarn, durch den Gas» geruch aufmerksam gemacht, riefen die Feuerwehr herbei, die Mutter und Kinder bereits bewußtlos auffand. Den vereinten Bemühun- gen gelang es. alle vier Personen wieder ins Leben zurückzurufen. Der Beweggrund zu der Tat konnte bisher nicht ermittelt werden, wahrscheinlich liegen Nahrungssorgen bor . Die wilmeredorfer Genossen sind durch den unerwartet einge- tretenen Tod ihres Parteifreundes Paul Schubert, Wilhelms- aue 27, in Trauer versetzt worden. Mit ihm ist ein Mann dahin- gegangen, der im wahren Sinne des Wortes ein Pionier des sozio- listischen Gedankens gewesen ist: ein braver Kämpfer, der Wind und Wetter nicht scheute, und manchem neuzeitigen Sturmer und Dränqer ein leuchtendes Beispiel treuester Pflichterfüllung gegeben hat. Erst 42iährig. im Vollbesitz seiner Manneskraft, wurde er seiner in dürf« tigen Verhältnissen zurückbleibenden Familie entrissen. Die Wil- mersdorfer Parteigenossen werden gebeten, bei der Beerdigung, die am Mittwoch, den 80. November, mittags 12 Uhr, In S t o h n s» darf stattfindet, möglichst zahlreich zu erscheinen. Schubert gehörte seit 1902 der Partei an._____ Wetter für morgen. Berlin und Umgegend. Zeilweiie neb-leg. tonst trocken und größten« ttl'8 heilet hfl tchwachen Illdösllichen Binden. Nackt« und morgeu» ziem» lich strenger Frost und mittag» Temperatur etwa» über Null.