r Dieses tolle Treiben am Devisenmarkt hat aber auch seine bedenklichen innen- und außenpolitischen Seiten. Daß die letzte Markhausse das Gleichgewicht zwischen der inländischen und der ausländischen Kaufkraft der Mark immer noch nicht her- gestellt hat, sieht man daraus, daß ein Dollarstand von 190 immer noch den 4ä,2f eichen Vorkriegsstand bedeutet, daß also die Mark, im Ausland an den Kleinhandelspreisen gemessen, etwa halb soviel wert ist wie im Inland. Aber wohin soll es führen, wenn innerhalb von fünf Tagen die Mark einmal mehr als 2, einmal noch nicht Ih-, Pfennige wert ist, wenn der Geldwert um 33 Proz. schwankt, je nachdem die Sursmacher gerade gesonnen sind? Die Devisenspekulation findet nirgends ein Gegengewicht, weil das Interesse der Welt an Deutschland gering ist. Es wird gering bleiben, solange die Reparations- lasten in ihrer vollen Schwere auf Deutschland lasten— hier scheint sich ja eine Neuorientierung anzubahnen— und solange die N o t e n p r e s s e jedes erwachende Interesie an der Mark, jede Spur erwachenden Vertrauens auf die deutschen Finanzen im Keime erstickt. Mit Recht fordern nach den vorliegenden Presseäußerungen die Engländer eine gesunde Finanzpolitik und die Einstellung des Druckes neuer Noten als Voraussetzung für jede Stützungsaktion. Wie soll aber die Nolenpresse zum Stillstand kommen, wenn das Reich bei dem Papiermarktaumel und bei den Wertschwankungen der Mark niemals seinen Steueretat, ins Gleichgewicht bringen kann? Der Reichstagsausschuß für Steuerfragen doktert mit einer verzweifelten Beharrlichkeit daran herum, für Ver- mögensabgaben den Begriff der Goldsteuer herauszubilden, wobei die Rechtsmänner natürlich den Besitz schonen möchten. Zu gleicher Zeit gehen Industrie und Handel schon vereinzelt dazu über, auch im Inland infremderWährungzu ver- kaufen, um sich vor den Kursverlusten der deutschen Währungs- fchwankungen zu schützen. Diese Tatsache ist tief bedauerlich und in ihren Endwirkungen geradezu erschreckend. Schreitet nämlich der Prozeß fort, so wird die deutsche Mark immer mehr als Zahlungsmittel ausgeschaltet und muß ihre Kauf- kraft gänzlich einbüßen. Der Vorgang ist aber auch bezeich- ncnd für die Lage der Reichsfinanzen. Welcher Steuertarif kann so starken Wertschwankungen gerecht werden? Niemals wird eine Finanzgesundung möglich sein, wenn das Reich nicht die Sachwerte entsprechend ihrer Leistungs- fähigkeit steuerlich erfaßt. Dies ist und bleibt der einzige Aus- weg, weil bei so unsinnigen Kursschwankungen der Mark das Reich und die breite Masse die Leidtragenden sind. Soll es seinen fsaushalt in Ordnung bringen, so muß es auf diejenigen Werte zurückgreifen, die wie Felsen von Erz inmitten der Brandung des Geldtaumels stehen, es muß sich am Ertrag der Produktionsmittel unmittelbar beteiligen. Andernfalls zahlt das Reich die Zeche, bei anhaltender Valuta- best e r u n g durch die Verminderung der Warenausfuhr und geringeren Steuereingänge, bei anhaltender Verschlechte- rung durch die steigende Not der Lohn» und Gehalts- empfänger, durch steigende Lebensmittel- und Materialpreise. Das ist der verderbliche Kreislauf. Es ist höchste Zeit, daß er unterbrochen wird!_
Teuerungskunügebungen in Men. Wien , 1. Dezember. tTigener Drahlbaricht.) heute früh sind die Arbeiter von Zloridsdorf, der größten wiener Betriebe, in den Streik getreten als Protest zegen die wahnsinnige Teuerung und gegen die Untätigkeit der Regierung. Sie haben als Forderung lediglich die Verwirklichung des sozial- demokratischen Finanzplans aufgestevl, insbesondere die Anforderung der aoslandischcn Valuten und alles Goldes. Gegen mittag sind die Arbeiter in großen Zügen vor da» Parlament ge- zogen, wohin auch die Arbeiter aus zahlreichen anderen Bezirken kamen. Es war ein« riesige D e m o a st r a l i o n. Eine Deputation der Arbeiter überbrachte unter Führung der sozialdemokratischen Abgeordneten die Forderungen den Ministern. Genosse Seih hielt eine Ansprache, woraus sich der Zug auslöste. Danach haben größere und kleinere Gruppen oou Kommunisten und jugendlichen
pcogramm-Zehler. Konzerti, m schau von Kurt Singer . Ks ist immer dankenswert, wenn ein neuer Ton in die klin- «enden Programm» unserer Solisten hineingerät. Der berühmte Physiologe Karl L a n g e hat an die Spitze der allgemeinen Lektoren, die Kunstgenuß Heroorbringen, die Abwechslung gesetzt. Daneben nennt er, soft gleich wichtig, die sympathische Stimmungserregung und die Auslösung der Bewunderung, der Ekstase, die aber schon ein besonderer Zustand des Gemiffes selbst ist. Größter Feind des Kunftgenießens ist jedenfalls die Monotonie, das ermüdende Gleich- maß. In der Betonung des Abwechselnden kann aber auch eine Gefahr liegen, und gerade die moderne Musik leistet sich in der Ver- schiebung und Aufhebung des Rhythmus, der Tonlage, der Gesamt- architettonik sträflich viel. Bei der Aufstellung von Programmen ist die Vielseitigkeit der Etile, der dichterischen Vorwürfe, der Koni- positionstechnik nicht immer Genuß weckend, und selbst ganz großen Darstellern gelingt das Abwägen, Differenzieren, Ausgleichen und heraussuchen der Kontraste ost nur bei einem einzigen Meister, dem sie in ganzer Tiefe und Ueberlegtheit hingegeben sind. Die Einheitlichkeit des Programms ist dem Durcheinander vorzuziehen. Und Agnes Schulz hätte gut getan, statt neuer Lieder von acht Kam- ponisten, die sich in kurzen Stimm» ngsbildchen nicht ausgeben können,' lieber nur drei oder vier, diese aber mit entscheidenderen, bezeichnenderen Schöpfungen vorzuführen. Acht Seelchen aus einer einzigen Seele herauszutragen, daß jede ihren Wert enthüllt, das gelingt in XYi Stunden nicht; und selbst die erquickenden Themata der Liebe, Jugend, Hoffnung, des Abends und des Frühlings be- kommt man einmal fatl. Und glauben tut man sie in der Unter- streichung schon gar nicht. Ein Kern, ein halt, ein ruhender Pol muh im Programm sein. Dies alles für alle, die es angeht, und nebenbei: Das liebe Bild der Agnes Schulz zerreißt man nicht, auch wenn ein Fehlerchen daran stört. Die stille Andacht und das warme Empiindungszeichnen, das sie mit der selten schönen Sopran- höhe ihren Liedern angedeihen läßt, heb: sie weit über das All- tägliche. Ist auch in dem Konoolut vom Liedgesang nicht alles menschlich durchlebt, so scheint es und klingt es doch so. Und des wollen wir dankbar gedenken, auch wenn die hübschen Einfälle Krügers und Slraeßers, hie gehalwollercn Lieder von Haas und Trunk schon vergessen sind. Alles ist im Zeitalter Einsteins relativ. Und wenn man Felix Reuter fingen hört, so ist Agnes Schulz eine Onegin geworden. Bei dem Bassisten mißlingt der Versuch, Erlebnis vorzutäuschen. vollkommen. Die spröde, unergiebige Stimme sitzt irgendwo tief im hals, die Intonation ist unsicher und unstet, die Aussprache der Vokale gaumig, gepreßt(oi statt ei, a statt e). Reuter wird das vorhandene und bildungsfähige Stimmaterial erst in gründliche Pflege geben müsien, bis er wieder öffentlich singt; für das Haus und für eine Gedenkfeier reicht es schon aus. Aber dahinter steckt ein großer Ehrgeiz. Relativ gut ist Otto M e l l n i tz ens Klavierspiel, wenn er aus der Wochcnumgebung herausgelöst wird. Es wird winzig, wenn Frederic Lamond die Erinnerung auffrischt Mellnitz arbeitet «och am Vortrag, Lamond beherrscht ihn, Mellnitz tüftelt und ver»
Arbeitern auf der Ringstraße in EafehSusern und in großen Geschäften die Fensterscheiben eingeschlagen und auch Waren ver- schleppt. Die Einrichtungsgegenstände wurden demoliert. Rachmittags hat zwischen den sozialdemokratifchen Abgeordneten sowie S0 Vertrauensmännern aus den größten Wiener Betrieben mit der Regierung eine Besprechung stattgefunden, woraus der Finanzminister Dr. Günther zusagte, daß noch im Laufe dieses Monats eine Börsengewinn st euer beantragt würde. Auch weitergehende Finanzmaßnohmen, insbesondere die ver- schärfte Besteuerung der Luxuswaren wurde angekündigt.
Minister Schmidt im tzanüwerkerbeirat. Am 2S. Februar fand im Reichswirtschaftsmini- st e r i u m die erste Sitzung des Handwerkerbeirats statt, in der Reichswirtschaftsminister Genosse Schmidt eine längere Ansprache hielt. Er wies auf die Wünsche aus den Kreisen des Handwerks hin, eine engere Fühlungnahme zwischen dem Reichs- wirtschaftsministerium und dem Handwerk zu erzielen. Diesen Wün- schen sei er nachgekommen. Im Vordergrund der Beratungen des hondwerksbeirats werde der vom Rcichsverband des deutschen Handwerks ausgearbeitete Entwurf eines Reichsrahmengesetzes über die Berufsvertretung des Handwerks stehen, durch den das Handwerk gesetzliche Anerkennung als selbständigen Berufsstand erlange. Einen weiteren wichtigen Gegenstand der kommenden Beratungen werde die Ausbildung der handwerklichen Lehrlinge bilden. Um den Absatz von Qualitätsware zu. fördern, sei er, der Minister, mit den beteiligten Verbänden— auch denen des Kunstgewerbes— in Verbindung getreten, um eine möglichst starke Beteiligung des Handwerks an Messen und Ausstellungen zu ermöglichen. Zum Schluß feiner Ausführungen sprach Genosse Schmidt die Hoffnung aus, daß sich künftig das Zusammenarbeiten zwischen Ministerium und Handwerk durch die Bildung des Hand- wcr'erbeirats verstärken und oertiefen werde.
Wilhelms Kofferüame. Unser Parteiblatt für den Bezirk Osnabrück -Bentheim veröffentlicht folgendes Dokument; hpfmarschallamt Seiner Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm II. Bescheinigung. Frau Hanna Harms, geb. Laux, reist heute nach Deutschland und kehrt danach wieder hierher zurück. Es wird gebeten, ihr auf der hin- und Rückreise bei der Grenzkontrolle tunlichste Erleichterung zu gewähren. haus Doorn, den 12. Oktober 1921. (Stempel) Hofmarschallamt.(Name unleserlich) Hosrat. Wie die Osnabrücker„Freie Presie" zu diesem Schreiben weiter mitteilt, reist Frau Harms allwöchentlich mit großem Gepäck über Bentheim nach Deutschland und kehrt jedesmal mit noch schwereren Koffern über Bentheim nach Doorn zurück. Es wird notwendig fein, daß die Regierung feststellt, ob tatsächlich die Grenzkontrolle in Bentheim auf Grund eines hofrätlichen Empfehlungsschreibens dem weiblichen Hohenzollernkurier bei der Grenzkontrolle „tunlichste Erleichterung" gewährt. Das Loch im Westen, aufgemacht drei Jahre nach der Revolution, auf Grund wil- helminischen Befehls, wäre in der Tat eine starke Verhöhnung der Republik. _
verbotener tzinöenburg-Rummel.' Wie wir kürzlich meldeten, ergingen von deutschnationalen Schülerorganisationen Hannovers an sämtliche höheren Schulen im Reich Einladungen zur Beteiligung gn einer großen hindenburg- Kundgebung für den 3. und 4. Dezember d. I. Wir knüpften an diesen Aufruf die Frage, ob es zulässig sei, während des Schul- jahres auswärtige Schüler für eine derartige Demonstration zu beurlauben. Wie die TU. mitteilt, hat nunmehr das Preußische Kultsministerium am Mittwoch in einem eiligen Runderlaß an sämtliche Schulleiter die Teilnahme an der hannoverschen Feier verboten. Die Hannoverschen Einberufer erklären hierzu, die
irrt sich im Geschmack(bei Atempausen der Brahms -Walzer, beim dozierenden Ton der Lisztschen Dante-Sonate). Dem Solonstück (Grieg) wird er mit behutsamem Finger und zärtlicher Traum- stimmung freundlich gerecht. Lamond wirft sich auf die Paganini - Variationen Brahms ' mit überlegener Kraft und einer wahrhaft phänomenalen Anschlagsfertigkeit. Alles sitzt und klingt und scheint doch wie improvisiert. Der große Beethoven-Interpret ist auch ein Brahms -Spieler von Rang: und die ganze Spezialisiererei scheint ein Unsinn. Ein rechter Architekt baut seine Häuser aus mancherlei Material. Unter den Geigern ist Max Rosen einer, besten Spiel schon kn kurzem Anlauf gesangen nimmt. Er kommt aus Amerika , ist also im umgekehrten Sinne ein Austauschkünstler als wie unsere sonstigen Stars. Man kann mit diesem Tausch zufrieden sein. Er betreut und bezärtelt das Tschaikowsky -Konzert mit jugendlicher Schwärmerei, nicht sehr slavisch, dennoch temperamentvoll. Einen silbernen Ton zieht der behende und in allen Stricharten parierende Bogen aus edlem Instrument. Die steigende Sicherheit der Griffe scheitert nur an ein paar Flageolets, und ab und'zu verliert sich die Schönheit des Ton» in luftdünne Verflüchtigung. Sonst aber: ein Geiger von Format, den man bei ganz großen Aufgaben sehen möchte. Louis van Laar scheitert an mehr als einer Stelle, Nervo- sität hindert ruhigen Ausgleich am Wollen und Vollbringen. Was aber bleibt, ist eine vornehme, unaufdringliche Art, Kantllene zu singen und dem nicht großen Ton Seele, Sinnlichkeit einzuhauchen. Das kam dem Schubertfchen Konzertstück gut zustatten. Oskar Fried änderte, sichtlich unter dem Zwagg der Probenkürze, sein Programm. Scriabine und Schönberg sind doch nicht etwa auch schon gel calcmlas graecas vertagt? Schade wär's und war doch halt versprochen. Abwechslung in den Programmen tut not(s. oben), und Fried ist berufen. Neues zu bringen. Der„Don Juan" Richard des Zweiten(Wagner war der erste) gehört schon zum Alten; seine Wirkung bleibt blendend, auch wenn die Instrument« so auseinanderfallen wie in der kühlen Skala, deren Name so musikalisch klingt und die doch ein so amusisches Lokal bleibt. Kriegs- gewinner, baut endlich einen Konzertsaal, der würdig ist deutscher Musik: Hermes und Apoll würden einträchtig miteinander lust- wandeln. Und Hand in Hand mit besten Geigern schreitet Rudolf Poll langsam aufwärts, Hand in Hand mit gestaltungssicheren Sängerinnen Ieanne K o e t s i e r.
Roch eine neue Premiere.' Das Deutsche Opernhaus kann es sich leisten, die„B o h c m e" mit eigenen Kräften dopvelt zu besetzen. Das ist hoch achtbar für die Regie dieses Hauses. Sie bietet ein paar sehr hübsche Bühnenbilder, läßt ein gutes Orchester von W a g h a l t e r, dem feurigen und kenntnisreichen Puccini - Dirigenten, lebhaft und zart spielen, rüstet ein gutes Männer- Quartett— und es kommt doch nur ein Abglanz des Werkes zu- stände. Es liegt zunächst an Herta Stolzenberg, die für die Mimi-so gar nichts Zierliches, Naives. Unbemühtes mitbringt. Ihr Lächeln ist versteinert, ihr Singen ein ewiges Wechseln von Kopf- und Brustton, von großem Ausschwingen der Kantilene und Säuseln, sie ist nirgends ganz frei von Bewußtheit, nirgends voll von der zarten, kränkelnden Liebessehnsucht der Schwindsüchtigen. Man
Feier ohne Aenderung des Programms dennoch durchführen zu wollen. Wir erwarten, daß der preußische Kultusminister streng darauf achten wird, seine Autorität von ein paar deutschnationalen Jünglingen nicht auf das schwerste kompromittieren zu lassen.
Kapitaliftische vaterlanösliebe. Die Tatsache, daß die Industriellen des an Polen fallenden ober» fchlesischen Gebietsteils sich beeilt haben, den polnischen Machthabcrn ihre Dienste anzubieten, während sie den deutschen Bevollmächtigten ihre Sachkunde versagten, ist hier schon besprochen worden. Die Bres- lauer„Volkswocht" ist in der Lage, die kapitalistische Vaterlandsliebe an einem Spezialfall noch deutlicher zu kennzeichnen. Sie schreibt: „Die L i g n o s e A.-G. besitzt in Oberschlesien drei große Werke, von denen noch Genfer Entscheidung zwei auf polnisches Gebiet fallen, dagegen die Kruppamühle deutsch bleibt. Anläßlich dieser Totsachen ist der Generaldirektor der Firma, Dr. Geldermann(Berlin ), vor wenigen Tagen in Warschau gewesen und hat dahin gewirkt, daß die polnische Regierung alles unternimmt, um die Kruppa- mühle aus. angeblich wirtschaftlichen Gründen für Polen zu sichern. Selbstverständlich war dieses Angebot von der deutschen Industrie ein angenehmes Angebot für Polen und die polnische Regierung hat sofort die notwendigen Schritte in die Wege geleitet, Beauftragte— deren Namen wir gegebenenfalls nenncn können— nach Berlin gesandt, um dort nicht an offizieller Stelle, sondern hinter den Kulissen die Regelung der Angelegenheit zugunsten Polens anzustrengen. Inwieweit ihnen dieses gelungen ist, entzieht sich unserer Kenntnis. Es ist Aufgabe der deutschen Oeffentlichkeit, derartige von beut- scher Seite angezettelte Treibereien festzustellen und unsere Unter» Händler so auf eventuelle Ueberrumpelungen von polnischer«eite aufmerksam zu machen. Zweifellos ist Gefahr im Verzuge, denn die deutsche Industrie in Oberschlesien , die v o r g e st e r n anqeb. lich noch deutsch gesinnt war. hat plötzlich aus Geldsackinteresscn ihr p o l n i s ch e s h e r z e n t d c ck t. Die Regierutig muß auf der Hut fein und Vorkehrungen treffen, um neue Schicksalsschläge, die uns drohen, abzuwenden."_ Steuerarbelt und Regierungsvertreter. Von einem Reiöbsiog�abgeordneten, der an den Steuer» beratimgen teilnimmt, wird uns geschrieben: „Der Morlsturz der letzlen Wölben hätte Veranlostung sein müsien. in den Vorlagen der Regierung die einzelnen Steueriätze zu erhöhen, um die finanziellen Erträgnisse der Entwertung der Mark anznpasien. Was hat man versäumt. Im Gegenieil: Die Parteien, die Opposition machen um der Opposition willen, stellen bei jeder Gelegenheit Abichwä-hungSanträge. verzögern die Verabschiedung der Vorlagen, wie eS speziell im Ausschuß für Be» sitzsteuein in Erscheinung getreten ist. Zum mindesten müßten nun die Regierungsvertreter alles aufbieten, daß an den vorgesehenen Sätzen festgebalien wird. Leider ist dies nickt der Fall. Es macht sich hier bemerkbar, daß wir keinen voll vor» antwortlichen Finanzminister haben. Bei den Beratungen des Branntweinmonopols forderte unter Zustimmung der Sozialdemokraten und der USP. der Demokrat D i e t r i ch- Bade» die Regierungsvertreter auf, doch nicht bei jedem Abänderungsantrag sofort zurückzuweichen, sondern zunächst die Fassung des Entwurfs zu verleidigen, zum mindesten zu erklären, welche Gründe für die Fassung des Entwurfs maßgebend ge» Wesen sind" Im 3ö. AuSickuß hörten bei der Beralung deS Renn» weit- und Lotteriegesetzes die Regierungsvertreter seelenruhig der» Aussprüche zu. bis der demokratische Abg. Pachnicke klagte „die Regierungsverlreker machen uns die Vertretung der Vorlage nicht gerode leicht, sie äußern sich überhaupt nicht." Dies Verhalten der?tegier»liigSvertreter mutet wie«ine Ergänzung der stillen Obstruktion der Opposition a n. ES ist kein Zufall, daß bei einigen vorlagen wesentliche Abschwächungen erfolgt find, einige ganz abgelehnt w u r d e n. Zu der relativen Minderung der Einnahmen durch die Geld- «ntwertung kommen jetzt noch die tatsächlichen Abstriche in den Kommiistonen. Für die Koalitionsparteien und die Regierung erwäckst die Pflicht, sich mit diesen Erscheinungen einmal ernstlich zu beichäfligen.
hätte dieser begabten Frau eine solche Rolle gar nicht zuteilen sollen. L a u b e n t h a l hat seine alte Photographierpose, sieht aus wie Feuerbach, bewegt sich leidlich flott und bringt stimmlich für die Portie viel Glanz und Seele mit. Die Musette der Lizzi Fink würde zwar nicht, wie sie sagt, in Paris Aufsehen erregen, sie spielt übertrieben nervös, singt aber immer noch hell und gut. Scheidt ist behäbig, gut gelaunt, bürgerlich. Das erste Bild darf nicht an der Tür spielen, das Schlüssclsuchen im Zimmer ist sonst sinnlos. Im zweiten Bilde könnte alles um zwei Meter rückwärts verschoben werden, die Szene war entweder ganz leer oder ganz gefüllt. Das immer dankbare Publikum war auch diesmal entzückt. Die wirtschaftliche Lage der deutschen Künstler. In Frankfurt am Main hat am 26.' und 27. November die e r st e M i t g l i e d e r- Versammlung des Reichswirtschaftsverbandes bil» denderKünftler stattgefunden. Der Verband, im Januar dieses Jahres gegründet, verwirklicht den lange gehegten Wunsch der deut- scheu Künsrlerschast, wieder wie in früheren Iahren eine festge» schlossene Einheit zu bilden. Die Einheit war im Kampf der Kunst- onschauungen verloren gegangen und hat sich nur wieder herstellen lassen durch B e f ch r ä n k u n g auf die allen Künsllern gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen. Die im Reichsverband vereinigten 12 wirtschafllichen Verbände der verschiedenen Gaue Deutschlands lassen den anderen Kunstvereinigungen volle Freiheit in der Ver- fechtung ihrer künsllerischen Ideale. Dafür stützen diese alle die wirt- schaftlichen Verbände und den Reichsoerband, der 6 0 9 l) Künstler als Mitglieder zählt. Welch große Bedeutung das Wirtschaftliche auch beim Künstler oder gerade beim Künstler heutzutage annimmt, braucht kaum gesagt zu werden und ergibt sich aus der umfangreichen Tagesordnung, welche die Künstler in zwei Tagen zu bewältigen hatten. Die er» folgrciche Abwehr gegen das L u x u s st e u e r g e f e tz, das ein Aus- nahmegefetz gegen die bildende Kunst war, hat viel zur Einigung der Künstlerfchafl beigetragen. Noch leiden alle kunft» gewerblich tätigen Künstler unter diesem Gesetz. Abhilfe gegen die bittere Not in weiten Kreisen der Künstlerschoft muß geschaffen werden. Beschaffenheit und Preise des Farbmaterials spielen eine große Rolle. Die Wirkung aller unserer so ungemein reichhaltigen Steuergesetze auf die Künstler muß geprüft und die Beziehungen zu Behörden und Interessenten, Kunsthändlern und Kunst Verlegern müssen geregelt werden. Ein Verlags» gefetz ist in Beratung. Enge Beziehungen bestehen zu Tonsetzern und Schriftstellern und finden in der gemeinsamen Forderung einer Kulturabgabe ihren Ausdruck. Unter den wenigen den freien Berufen zugestandenen Sitzen im Reichswirtschaftsrat nehmen die bildenden Künstler zwei ein. Der Einfluß des Künstlers auf unsere ganze Qualitätsindustrie steigt erfreulicherweise immer mehr und zwingt auch den Künstler zu reger Anteilnahme an der Entwicklung und dem Schicksal unseres ganzen Wirtfchafts» lebens. Die Verhandlungen in Frankfurt a. M. gingen lebhaft vor sich. aber die Einigkeit kam niemals in Gefahr. Den Bericht über die gesamte Tätigkeit des Reichsverbandes erstattete der zum General» fetretär eingesetzte Maler O t t o M a r c u s. Die schwierigen Rechts- fragen wurden von dem Syndikus Rechtsanwalt Kodlln in