Kr. S7S» ZS. Jahrgang! I � � � SonnabenS, z. VeZembrr I?2l Herlins Hilöungsgüter. Ein Wegweiser durch unsere Museen. Der Berliner , der nach Dresden kommt, geht ganz bestimmt in den Zwinger, in jeder anderen Stadt sucht er die Sehenswürdig- keilen und mag ihr Wert noch so begrenzt sein. In seiner cheimat- stodt ober geht er an ihnen vorüber und überläßt es den Fremden, die Schätze zu bewundern, die mit unendlichem Fleiß hier zu- sammengetragen sind. Wenn es den arbeitenden Großstädter an den Sommersonntagen hinauszieht in Feld und Wald, so ist dos ja nur zu verständlich. Der Winter aber gibt ihm Gelegenheit, die zahl- reichen Kostbarkeiten zu betrachten, die in unseren Museen vereinigt sind und nur auf wißbegierige Augen warten. Das alle Museum ragt am Lustgarten aus. Jenes einfache Bauwerk Im Stil eines griechischen Tempels, das so wohltuend von dem prunküberladenen, protzenhaft wirkenden Dom absticht. Bor seiner großen Freitreppe steht die im Jahre 1830 vollendete granitene Riesenschale, aus der, wie Fritz Reuter so schön zu berichten wußte, die Berliner Garnison ihren Erbsbrei aß und die aus einem großen Findlinqsblock aus den Rauenschen Bergen gefertigt wurde. Die Wand der Säulenhalle ist mit Fresken geschmückt, die Sagen aus der griechischen Mytho- loche zum Gegenstand haben. Leider sind sie zum Teil zerstört. Das Museum enthält eine große Menge plastischer Bildwerke In zahl- reichen Originalen und Gipsabgüssen aus der Antike als auch aus der christlichen Epoche, oer Borballe sind Denkmäler bekannter Künstler wie Rauch, Schadow, Winckelmann , Schinkel und andere aufgestellt, vesuchszeiten täglich von 9— 3 Uhr. Einlriki Sonntag, Dienstag und Freitag frei, Mittwoch, Donnerstag und Sonnabend 2 M. Das neue Museum ist durch einen Bogengang mit dem alten verbundm. Hier wird den Besucher insbesondere der in natürlicher Größe ausgejührte ägyptische Tempel interessieren, dessen Säulen mir Dar- stellungen im altägyptischen Stil bedeckt sind. Im Tempelhof stehen die Kolossalstatuen ägyptischer Herrscher, die ein Musterbeispiel für die hohe Fertigkeit jener Zeit In der Bearbeitung des harten Steines I in das hellste Licht rücken. Das reichhaltig ausgestattete ägyptische Museum gibt auch sonst einen recht guten Ueberblick über die alt- ägyptische Kultur. Das weite Treppenhaus, das von Kaulbach mit kolossalen Wandgemälden geschmückt wurde, führt hinauf zum! Kupferstichkabinett und zu einer Reihe von Sammlungen antiker Gegenstände. Die Besuchszeiten und Eintrittspreise sind die gleichen wie beim alten Museum. In der Aalionalgalerie, neben dem neuen Museum, sind insbesondere die Werke deutscher Meister des 19 Jahrhunderts vereinigt. Besuchszeiten: Sonntag, Montag. Dienstag, Mittwoch und Sonnabend von 19— 3 Uhr, Donnerstag und Freitag von II— 8 Uhr. Der Eintritt ist frei am Sonntag, Donnerstag und Freitag. Ein Eintrittsgeld von 2 M. ist am Mittwoch und Sonnabend zu entrichten, während am Montag die Besichtigung nur den Inhabern von Freikarten oder gegen Zahlung von ö M. gestattet wird. Weitere Gemäldesammlungen, darunter besonders moderne Meister, sind im ehemaligen Kronprinzen-Palais(Unter den Linden ) zur Schau gestellt. Hier kommt auch die modernste Kunst durch Werke futuristischer und kubistischer Künstler zur Geltung. Besuch». Zeiten: Sonntag, Montag, Donnerstag, Freitag und Sonnabend von 19— 3 Uhr. Der Eintritt ist frei am Sonntag, Dienstag und Mitt- woch, er kostet 2 M. am Donnerstag, Freitag und Sonnabend, da» gegen ist die Sammlung am Montag nur den Inhabern von Frei» karten oder nach Zahlung von 5 M. gestattet. In dem Gebäude der tochschul« für Politik(am Schinkelplatz) sind in einigen Räumen ildnissammlungen untergebracht. Besuchszeiten täglich von 19— 3 Uhr. Sonntag. Dienstpg und Mittwoch ist der Eintritt frei. Er tostet am Donnerstag, Freitag und Sonnabend 2 M. Am Montag ist der Zutritt nur den Inhabern der Freikarten oder nach Zahlung von 5 M. gestattet. Aus der Museumsinsel wird emsig an den Neubauten gearbeitet, In denen das Pergamon -, das vorderasiatische und das deutsche Museum Unterkunft finden sollem An der Spitze der Insel liegt da» kaiser-Arledrich-ZNuseum, dessen Kuppel wie eine große Mausefalle aussieht. Hier ist die alt- christlich-byzantinischc Kunst durch zahlreiche Werke seder Stilepochc vertreten, ferner sind deutsche Skulpturen sowie Gipsabgüsse nach deutschen und italienischen Skulpturen in großer Menge zu sehen. In der islamitischen Abteilung dürfte insbesondere die mit zahl- reichen Ornamenten bedeckte Fasjade von Mphatta die Aufmerksam- keit erregen, die eines der interessantesten Baudenkmäler der nach- babylonisch-assvrischen Zeit darstellt. Freunde des Münzwrsens aber werden im Münzkabinett ihren Wisiensdurst befriedigen können. In der umfangreichen Gemäldesammlung sind Werke italienischer, spanischer, französischer, holländischer, vlämischer und deutschem Meister des 14.— 17 Jahrhunderts zu finden. Besuchszeiten täglich von 9—3 Uhr, Eintritt am Sonntag, Mittwoch und Sonnabend frei, am Montag, Donnerstag und Freitag kostet er 2 M., am Dienstag 5 M. Die Sammlungen des KunstZewerbemusevms, die früher in der Prinz-Albrecht-Straße untergebracht waren, sind jetzt i-m Schloß neu geordnet worden. Der Zustrom der Fremden. die im S ch l o ß m u s e u m Hinterlassenschaften Wilhelms des Letzten zu finden hoffen und häufig genug mit den kunstgewerblichen Arbeiten nichts anzufangen wisien, ist bemerkenswert groß. Besuchs- Zeiten täglich von 9— 3 Uhr. Der Eintritt ist nur Mittwoch frei, Sonntag kostet er 1 M., Dienstag, Donnerstag, Freitag und Sonn- abend Z M., Montag 5 M. Am Montcch, Dienstag, Donnerstag und Sonnabend werden nur die Sammlungen des 1. Stockwerks ge- zeigt. An der Ecke Königgrätzer und Prinz-Albrecht-Straße liegt das Museum für Völkerkunde, das bis unter das Dach mit Ausstellungsgegenständen gefüllt ist, die uns Kunde geben vom kulturellen Leben aller Völker der Erde. Die Sammlungen sind so reichhaltig, daß ein jahrelanges Studium dazu gehört, um halbwegs mit ihnen vertraut zu werden. Besuchszeiten täglich von 9— 3 Uhr. Der Eintritt ist Sonntag, Montag und Donnerstag frei. Mittwoch, Freitag und Sonnabend kostet er 2 M., am Dienstag 5 M. Die Sammlung für deulsche Volkskunde. Klosterstr. 32— 36, ist täglich von 9— 3 Uhr gcöffnkt, Eintritt: Sonntag, Montag und Donnerstag frei, Mittwoch, Freitag und Sonnabend 2 M., Diens- tag 5 M. Das Märkische Museum am Köllnischen Park in der Nähe der Iannowitzbrücke, das im Jahre 1874 von der Stadt Berlin gegründet wurde, wil die natür- liche und geschichtliche Entwicklung der Mark und Berkins kenn- zeichnen. Im Erdgeschoß ist hinter der großen Halle, die kirchliche Sammelstücke mthält.>ie prähistorische Abteilung untergebracht, ii der zahlreiche Funde aus der Stein-, Bronze-, Hallstedt- und La-Tene- Zeit sowie aus der römischen Kaiserzeit und der Wenden-Zeit ver- einigt sind Im oberen Stockwerk ist die Waffenhalle, ein Spree- walvzimmer, ein Rokoko- und Berliner Zimmer untergebracht, ferner enthält es alle Sammlungen, die auf die Geschichte Berlins Bezug haben. Der Eintritt ist j r e i. Das Museum ist täglich außer Sonn- abend von 19— 3 Uhr geöffnet. Die technischen Museen. Das Verkehrs- und Baumujeum in der Invalidenstr 59/31 enthält eine prachtvolle Sammlung von Lokomotiven und Eisen- bahnwagen. Stephensono»Rocket" ist ebenso oertreten wie die modernste Schnellzugmaschine. Einzigartig dürfte auch das Gleis- museum sein. Das Signalwesen wird in zahlreichen Modellen er- läutert. Nachbildungen von Kanälen, Schiffshebewerken, Schleusen, Hoch- und Tiefbauten jeder Art geben einen guten Ueberblick über den jetzigen Stand der Technik. Das Museum ist geöffnet: Sonntag von Ii— 3, Montag geschlossen, Dienstag bis Freitag von 19— 8, Sonnabend im Sommerhalbjahr von 2— 6, im Winterhalbjahr von 12— 4 Uhr. Der Eintritt ist Sonnlag und Donnerstag unentgeltlich, sonst 2 M. Geführte, rechtzeitig schriftlich angemeldete Gruppen von Schülern und Studierenden zahlen 59 Ps. pro Person. Das Museum für Meereskunde, Georgenstr. 34—36, in der Nähe des Bahnhofs Friedrichstraße , will durch seine Sammlungen»Sinn und Berstänonis für das Meer und seine Erscheinungen, die Hilfs- mittel feiner Erforschung, den Reichtum seines Lebens und dessen wirtschaftlichen Wert sowie für die volkswirtschaftliche Bedeutung von Schiffahrt und Seeverkehr anregen und verbreiten". Es ist geöfsnet: Montag, Mittwoch und Sonnabend von 19— 3, Sonntag von 12—3 Uhr. Der Eintritt an dlejen Tagen ist unentgeltlich. Am Donnerstag ist der Eintritt von 19— 3 Uhr gestattet gegen Zahlung von 5 M. Für S ch» l k l a j j e n in Begleitung der Lehrer nur Dienstag von 19— 3 Uhr. Das Reichspofi museum. Leipziger Str. 16— 18, gibt einen um- faflcnden Ueberblick über die Entwicklung des Postwsscns. Im Lichthof sind Modelle von Flugzeugen und Lenkballons, die früher im Zeughaus standen,»ntergebracht. Der Eintritt ist s r e i. Es ist täglich, außer Mittwoch und Sonnabend, von l9— 3 Uhr geöffnet. Um 12 und 2 Uhr finden an diesen Tagen Vorführungen von Apparaten aus dem Post-, Telegraphen- und Fcrnsprechbetriebe statt. In der Technischen Hochschule, Charlottenburg , Berliner Str. 171, in der Röhe des Bahnhofs Tiergarten , sind folgende Sammlunqon unentgeltlich zu besichtigen: Architektur- und Beuth- Schintel-Museum täglich 19—3 Uhr außer Sonnabend, Keramische Sammlung Montag und Dienstag von 19— 2 Uhr, Kinematische Sammlung Dienstag und Freitag von 11—1 Uhr, Mineralogisch-Geologisches Museum tag- lich außer Sonntag nach vorheriger Anmeldung. Sammlung für Maschinen aufnahmen täglich von 11— 12 Uhr. Sammlung photographischer und photomecha- nischer Druckverfahren täglich von 9—3 Uhr. S a m m- lung von Gipsabgüssen Sonnabend von 11—1 Uhr. Die Sammlungen des Zeughauses geben einen Ueberblick über die Entwicklung der Woffentcchnik. Es ist täglich von 9— 3 Uhr geöffnet. Sonntaq, Montaa und Donnerstag unentgeltlich, Dienstag, Mittwoch, und Freitag 2 M. und Sonnabend 5 M. Naturkundliche ZNuseen. Bokanisches Museum in Dahlem , Königin-Luise-Str. 6— 8. Besuchszeit vom 1. April bis 30. September jeden Sonntag von 11—2, jeden Mittwoch von 19— 3 Uhr. Vom 1. Oktober bis 31. März jeden 1. Sonntag im Monat von 11— 2, jeden Mittwoch von 19— 3 Uhr. Dculjches Enlomolcgljches Museum, Dahlem , Geßlerstr. 29. Geöffnet für Jnscktenkundige und Zoologen wochentäglich von 9—2 Uhr. Landwirkschastüches Museum. Invalidenstr. 42, wochentäglich außer Mittwoch von 19— 3 Uhr geöffnet, außerdem Sonntag und an den zweiten Feiertaqen von 11—3 Uhr. An den ersten und übrigen Festtagen geschlossen. Eintritt frei. Museum für Naturkunde . Invalidenstr. 43. Geöffnet Montag, Mittwoch, Donnerstag und Sonnabend von 19— 2, Sonntag von 12— 4 Uhr.(Im Dezember und Januar von 12— 3 Uhr.) Dienstag und Freitag geschlossen. Montag und Donnerstag 2 M. Eintritts- geld. Lessing-Museum, Brüderstr. 13, täglich außer an den gesetzlichen Feiertagen von 11— 1 Uhr geöffnet. Eintritt frei. Rauch-Museum, Klosterstr. 7t> und Neue Friedrlchstr. 83, tag- lich von 10—3 Uhr geöffnet. Eintritt frei. Sammlung alier Musikinstrumente, Charlottenburg , Fasanen- straße 1. Dienstag, Donnerstag, Sonnabend und Sonntag von 11—1 Uhr geöffnet. Eintritt wochentags 1 M., Sonntags frei. Museum für vlindenunterrichl, Steglitz , Rothenburgstr. 14. Nach vorheriger Anmeldung Montag und Donnerstag von 11 bis 1 Uhr. Eintritt frei. Der Eintritt ins Museum der Landwlrlschafllichen Hochschule, Invalidenstr. 42, ist nur noch an den Sonn» und Feiertagen frei; an den Wochentagen wird eine Gebühr von 2 M. erhoben. Schulen und sonstigen unter Führung stehenden Gruppen kann freier Eintritt gewährt werden.___ Schlafwagen dritter Klosse. Gepolsterte Liegeskätken ohne Bettwäsche. Der«rste der neuen Schlafwagen dritter Klasse, die von der Reich: bahnverwaltuwg versuchsweise in den Dienst gestellt werden sollen, ist jetzt fertiggestellt worden. Ter Schlafwagen ähnelt In seinem Aeußern einem gewähnlichen O-Zug-Wagen und hat auf den dunkelgrün gestrichenen Seitenwän.en die Bezeichnung„Schlaf- wagen" in großen Buchstaden. Die Bauart des Wagendochcs unter- . scheidet sich von den gewöhnlichen O-Zug-Wagen dadurch, daß es . h o ch g c w ö l b t ist und die bei den bisherigen Bauarten der I O-Zug-Wagen in dem kleinen Dachausbau untergebrachten' Dor- : richtungen zur Lüftung der einzelnen Abteile bei diesen neuen Wagen | an dir Seite des Wagens angebracht sind. i Betritt man den Wagen, der an beiden Enden die bei D-Zug» Wagen üblichen Balgen hat, so kommt man zunächst an den Wasch- und Aborträumen vorüber und tritt dann in den Seitengang, von dem aus Drehtüren in die 12 H a l b a b t e I l e des Wagens jühren. Kolonisten aus Weltschmerz 2} Hon Wilhelm Rheni»». Bald wateten wir fröhlich in tiefem Sande hinter unserer Gepäck-Carrete her. dem kleinen Hotel zu, welches man uns empfohlen hatte. Später, während Frau Luisa sich der wohl- verdienten Ruhe hingab, sahen wir Männer uns das Städtchen genauer an, sprachen auch bei der Äolonieverwaltung vor, wo wir die Pläne und Kaufbedingungen einsahen und uns ein Bild von unserem zukünftigen Wirkungskreis zu machen suchten. Wir sahen auch manche Landsleute, die eine mehr oder weniger beschauliche Existenz führten, und man riet uns so ziemlich allgemein ab, als Pioniere in einen halbtropischen Urwald zu gehen. Aber das hatte man schon in Buenos Aires getan, und es nötigte uns bloß ein stilles Lächeln ab; die guten Leute ahnten gar nicht, wozu ein Weltverächter fähig ist. Dann bummelten wir wieder umher, freuten uns über jede Palme, über die reichbeladenen Orgongenbäume und ge- rieten über einen kreischenden Flug wirklicher Papageien in Enthusiasmus. Das Städtchen bestand zum größeren Teil aus Lehmhütten '— Ranchos—, und diesem Bauwerk wandte der gründliche Doktor zunächst seine Aufmerksamkeit zu. Wir kamen an einem verlassenen, halbverfallenen Lokal dieser Art vorbei und gingen hinein und darum herum, um es sozusagen zu sezieren. Die Primitivität der Architektur entzückte uns, und wir suhlten, daß wir das auch könnten, wenn unsere schlummernden Fähig- leiten und„Instinkte" erst zum vollen Ausbruch kommen sollten. Später beobachtete ich, daß die Eingeborenen mit dem Bauen dieser Häuser, wie mit allem übrigen— milde ausgedrückt— sehr methodisch verfahren. Zunächst werden die Pfosten an den ausgewählton Platz gefahren und müssen etwas ablagern, oft bis Gras darüber gewachsen ist. Dann erscheinen eines Tages Leute, die sie aufstellen, den Dachstuhl herstellen und dann spurlos verschwinden. Das Gerippe steht so viele Monate, und man hart sich derartig an seinen Anblick gewöhnt, daß man förmlich erschreckt, wenn eines Tages ein Mann auf ! dem Dach« hockt und es mit Stroh deckt. In diesem Zustande i bleibt es so lang«, daß man all« Hoffnung ausgibt, daß jemals ein Mensch dort einzieht resp. es ringsherum Vicht macht. Und doch kommt schließlich ein Tag, da liegt ein Hausen von Stangen und Knüppeln da, und wenn man es nicht gar zu eilig hat, wird man es erleben, wie daraus das Skelett der Wände hergestellt wird, welche letztere so lange von innen und außen mit Lehmklößen bombardiert werden, bis sie dicht sind. Dann ist der Rancho fertig zum Beziehen— wenn nicht das Dach mittlerweil« schadhaft geworden ist. Von Möbeln scheinen, nach meinen Beobachtungen, der ärmeren Klasse zum Wohlbefinden zu genügen: eine Ochsen- haut als Bett, ein Koch- und ein Teekessel und eine Gitarre. Wir lenten in den nächsten Tagen noch manches, infor. mierten uns fleißig und erhielten gute Winke sackweise. Frau Luisa war inzwischen nicht müßig gewesen. Sie hatte schon in alle Geschäfte geguckt, mit einheimischen Damen Bekanntschaft angeknüpft und hatte das Matetrinken gelernt. Der Doktor warnte sie eindringlich, nicht dieser Leidenschaft zu frönen und schilderte ihr totalen Zusammenbruch des Nervensystems als unausbleibliche Folge. Der gute Doktor! I Wenn er geahnt hätte, daß sich seine kleine Frau mit diesem taubcrmittel später über manch« böse Stunde hinweghalf. sie oft habe ich bald danach ihr noch tränennasies Gesicht von einem matten Lächeln verklärt gesehen, wenn sie eine dieser kleinen Stärkungen zu sich nahm. Z. Ein Aufklärungsritt. Wir Männer entschlossen uns noch einigen Tagen, einen Ritt nach dem Koloniegebiet zu machen, um uns endgültig zu entscheiden. Und eines schönen Tages standen zwei gesattelte und ge- zäumte Roste, die uns unser freundlicher Wirt besorgt hatte, auf dem Hofe. Der Doktor hatte eingestandenermaßen noch nie geritten, ich einmal, aber nicht lange und nie wieder. Aber unser Wirt beschwichtigte unsere Bedenken und wir kletterten, nach einem verblüfften Blick auf die fremarttgen Sättel, hinauf. Das heißt, der Doktor wurde von einem stämmigen Peon hinauf- gerollt, da er den Schwung nicht herausbekommen konnte. Dann verabschiedeten wir uns auf das herzlichste, ich über- nahm die Führung, machte zu meiner eigenen Ueberraschung eine Schwenkung und ritt in die Küche, wo eine zahnlose Küchenfee mich mit einem Juchhe begrüßte, vor dem mein Gaul entsetzt zurückprallte. Dagegen wurde der Doktor, desten Pserd mir gefolgt war. gegen«in«n Orangenbaum gedrückt. �.... „Max," schrie Frau Luise gellend,„steig ab!" „2lch was," rief er ihr in ermutigendem Ton zu.„es wird schon gehen." Aber es ging mcht. Wir kourbettierten umher, wie zwei nervös gewordene Schutzleute bei einer Straßen- demonstration, und mit demselben Resultat, indem wir alles an die Wand drückten. Unser Wirt härte uns schon längst geholfen, wenn er vor Lachen gekonnt hätte. Schließlich raffte er sich zusammen und erklärte uns die von der heimatlichen etwas abweichende Art der Zügeihandhcibung. Dann ging es unter Frau Luifas heißen Segenswünschen auf die Straße hinaus, wo wir den uns gründlich beschriebenen Weg nach der Kolonie einschlugen. Hier will ich einschalten, daß der Doktor aus hygienischen Gründen Zllpargatas on den Füßen trug, die ihm etwas zu weit waren, und daß der Abschluß nach oben aus einem Tropenhelm bestand. Ich war mit einem grünen Jagdhut mit Spielhahnfedern gekrönt, trug lange Stiefel und eine Jagdflinte umgehängt. Diese drei Artikel stammen aus einer Zeit, wo ich einmal sehr nahe daran war, Landwirt zu werden. Der Zuckeltrab unserer Pferdchen gefiel uns ausnehmend und es faß sich so hübsch weich auf dem dicken Schafpelz. Was noch alles darunter war, mochte der Himmel wissen. Aus dem Städtchen herausgekommen, trafen wir nur ver- einzelte Ranchos und kleine Pflanzungen, dann mit Wald durchsetzten Kamp. Es war etwas heißer geworden als on den oorherge- gangenen Tagen, aber das hielt uns nicht ab, die anmutige Lanoschast zu genießen. Nach etwa zweistündigem Ritt kamen wir in einen Wald. Hier sahen wir zum ersten Male Urwaldoegetation, was uns so feflelte, daß es uns für zwei weitere Stunden über ein sich einstellendes Gefühl der Steifheit und Zerschlagenheit hinweghalf. Doch schließlich kam die Abspannung und der Durst; denn wir hatten versäumt, an dem letzten Back)«, den wir passierten, zu trinken, und es wollte kein anderer kommen. Wir hingen schweigend im Sattel und stierten auf die Pferdeohren. Die Pikade schien sich endlos hinzuziehen, und auf einmal war sie auch noch durch einen gestürzten Baumriesen gesperrt. Ein kleiner, durch das Dickicht schwach ausgetretener Pfad umging dieses Hindernis.„Kann man da durchreiten?" fragte der Doktor bestürzt. Ich trieb mein Pferd an ihm vorbei in den Pfad hinein, um ihm zu zeigen, was einer, der schon an der Landwirtschast gerochen hatte, leisten könye. ______________________________ Korks, folgtl J
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