Nr. 57$ ♦ 3$. Fahrgang
Seilage ües vorwärts
Vonnerstag, S. Vezemder 1*21
Das Leihhaus im heutigen Serlin.
Rückgang der Verpfändungen. — Wenn einer in Not gerät und sich mit anständigen Mitteln dar-' aus befreien will, so wird er zunächst versuchen, überflüssige Ge- brauchsgegenstände zu verkaufen. Wer nun aber in Bedrängnis kommi, Geld braucht, nicht verkaufen will oder verkaufen kann, well er hofft, daß doch noch einmal bessere Tage kommen, der macht sich seit altersher die Einrichtung der Leihhäuser zunutze, deren es in Berlin eine große Anzahl privater gibt, außerdem aber das ehe- malige Königliche, jetzt Staatliche Leihhaus in der Iägerstr. K-4 mit der Zweigstelle in der Elfasicr Str. 74 und die beiden kommunalen Leihhäuser in Neukölln und Weißensee. Das wichtigste und bemerkenswerteste ist das Staatliche Leih- Haus in der I ö g e r st r a ß e. Sucht man es— und wenn man es aus Not und Zwang aufsucht, tut man es immer benommenen Herzens—, so ist das Aeußcre nicht gerade dazu angetan, hoff- nungsfrohe Gefühle zu erwecken. Eine etwas grämliche Fosiade taucht vor einem auf, schlicht, streng, undurchdringlich. Während sich rings umher die Stätten des tollen Berliner Nachtspuks mit lockenden Portalen und Titeln breitmachen, ist dieses Haus aus tiefer Vergangenheit unverändert in seiner äußeren Form auf unsere Zeit gekommen. Der leere verfatzraum. Der äußere Eindruck verwischt sich jedoch sehr schnell, wenn man das Innere des Gebäudes betritt Das ganze Treppenhaus glänzt geradezu in einem hellen freundlichen Anstrich und ein pröch- tiges altes Varockgeländer geleitet den Fremdling in das obere S t o ck w e r t. wo er sich zwischen zwei Türen zu entscheiden hat. Die eine öffnet sich ihm— b. h. er öffnet sie sich selber—, wenn er durchaus etwas versetzen will oder muß, die andere muh er benutzen, wenn er seine verpfändeten Sachen einlösen will. Im Dorsatzraum war der Anblick geradezu überraschend: der Raum war so gut wie leer. Eine blasie Frau aus dem arbeitenden Stande, eine Dame in Trauer und ein junges hübsches Mädchen waren da. In der Meinung, daß wir uns geirrt, gingen wir wieder hinaus und betraten nun den Raum, der zur EinlSsung der Pfänder bestimmt war und der gedrängt voll war, zweiscllos ein Beweis, daß die Leute ihre verpfändeten Sachen wieder einlösen wollten. Die Auf- klärung dieser sonderbaren Tatsache sollte uns denn auch noch werden. Das Riesenlager der Nelnen Wäfchexakeke. Im Laaer konnten wir einen schnellen Blick über alle die Dinge tun, deren sich die Menschen, von Not bedrängt oder leichtfertig wie sie nun sind, für einige Zeit entäußert hoben. Uhren, Ringe und anderes Scbmuckwerk liegt In feuer- und diebessicheren Tresors. Für wertvolle pelisachen ist nicht nur eine diebes-, sondern auch eine mottensichere Anlage vorhanden. Auch die Beleihung von Betten hat das Staatliche Leihhaus neuerdings aufgenommen. Den meisten Naum aber nehmen doch die unendlichen vielen kleinen Pakete der kleinen Leute ein.„Was ist darin?�„Meistens Wäsche." Die Pakete weisen die merkwürdigen und verschiedenartigsten Um- hüllungen auf: Zeitungs- und Packpapier, Kartons, Sacktuch. Oel- r.-pier, Schürzen(sehr beliebt), Kopftücher, Reste von alten Kleidern, Zkichern und Mänteln. Uebersieht man diese Vielheit von Klein- paketen, so meint man, es erhebe sich daraus ernst und weh ein leises, fernes Klagen von Frauen und Kindern, die mit glanzlosen Augen in die Zukunft starren. Ein Blick aus den Fenstern enthüllt ein freundliches und an- beimelndes Losidyll, das sich besonders im Frühling und Sommer erfreulich gestalten mag. Und da stellt sich dann auch heraus, daß das Gebäude des Staatlichen Leihhauses in früheren Jahrhunderten ein kurfürstliches Jagdschloß war, das ziemlich unverändert auf unsere Zeit gekommen ist, seinen neuen Zwecken bereits aber seit 1824 diem. Bon der Iägerstroße aus geht es gen Norden, die schmale und manchmal richtig kleinl ädtisch anmutende Linien st rahe entlang bis zu deren Nummer 98, wo sich eine Zweig st elledes Staat- lichen Leihhauses erhebt. Das Aeußere dieses Gebäudes wirkt wie eine Fabrik. Mauern aus Ziegeln, lieblos und primitiv. In den beiden Verkehrsröumen, an deren einer Tür sich— bemerkenswert genug— ein Schild mit der Aufschrift:„Nationales Eigentum" befindet, hat man denselben überraschenden Eindruck wie in der Jägers raße: Auch hier ist der Bcrsaßraum soft leer. In dem
Zunahme der Pfandeiulösungen. Raum, der der Wiedereinlösung der Pfänder gilt, staut sich das Publikum in Wasser,. Leihhauskonjunktur und Valuta. Im Kommunalen Leihhause zu Neukölln, Donau- straße 30, war das Bild ähnlich wie in der Linienstraße. Wenig Leute, die versehten, viele die einlösen. Nach den in den genannten wie auch in einigen privaten Leihhäusern eingeholten Auskünften ge- langt man in der Tat zu dem Schluß, daß allgemein heute mehr eingelöst als verseht wird. Der Grund ist klar. Wenn die Leute vor neun Monaten für einen versetzten Gegenstand 109 Mark bekommen hoben, so hatten damals diese 199 Mark für sie einen größeren Wert als heute, bei der schlechteren Valuta. Es wird ihnen infolgedessen heute leichter, die entliehenen 199 Mark zurückzu- zahlen, als wenn sie dieses einer. Monat nach der Entleihung hätten tun sollen. Auch die verminderte Arbeitslosigkeit wird etwas mit- spielen. Aus einer Statistik, die in den Leihämtern geführt wird, konnte man deutlich das Auf und Ab verfolgen. Das ganze Jahr 1913 hindurch hielten sich Pcrsah und Einlösung die wage. In den ersten Kriegsmonaten 1914 ist dann der versah größer al» die Ein- lösuag, geht aber mit steigender Beschäftigung und Lohnerhöhungen während des Krieges ständig zurück. Bereits 1915 ist die Einlösung bei weitem höher als der versah. Kriegsende und staatlicher Um- wälzung bringen auch hier einen Umschwung. Infolge der steigen- den Arbeitslosigkeit steigt bis 1919 der versah fortgesehl. Das geht so bis 1929 hinein, vom Juli 1921 ab aber fällt der versah und die Einlösung steigt unausgesetzt, ein Vorgang, der bis zur Stunde noch anhält. So sind also selbst auf diesem entlegenen Gebiet der Volkswirtschaft die letzten Wcllenringe der großen Preisbewegung zu spüren. Trotz dieses der jeweiligen Wirtfchoftslaqe sich anpas- -senden Auf und Ab haben die Läuser aber auch ihre„festen Sunden". In dem einen Fall kommt die Frau regelmäßig am Dienstag, am Mittwoch und am Donnerstag und versetzt jedesmal etwas, um es am Sonnabend summarisch wieder einzulösen und in der folgenden Woche dasselbe Spiel zu wiederholen. Das Leihkaus als Wohlfahrtseinrichtung. Die Verkehrs- und Versatzbedingungen sind bei dem staatlichen wie bei den städtischen Leihhäusern, bis auf kleine Abweichungen, dieselben. Dabei ist zu beachten, daß diese öffentlichen Leihhäuser im Grunde genommen Wohlfahrtseinrichtungen sind, die, um der Not zu steuern, ohne großen Eigenverdienst arbeiten. Die Zinsen betragen pro Mark und Monat 2 Pfennige. Für Pfänder, die innerhalb eine» Monat» eingelöst werden, sind anstatt für die gesetzlich vorgesehene zweimonatige Frist nur für einen Monat Zinsen zu entrichten. Dadurch unterscheiden sich die öffentlichen Leihhäuser von den privaten. Auch findet in den öffenllichen Leih- Häusern ein besonderes Entgegenkommen insofern statt, als oer- fallene Pfänder nicht sofort.sondern erst nach 9 Monaten verkauft werden. Durch Zahlung der Zinsen kann sogar der Leihvertrag um weitere 9 Monate verlängert werden. Auch ist es z. B. in Neukölln gestattet, das Darlehen in mehreren Raten zurückzuzahlen. So wird in den öfsentlichm Leihämtern alles getan, um den Charakter des Gemeinnützigen zu wahren. Letzten Endes aber muß man sagen dürfen: Je weniger die Leihämter be- nutzt werden, um so besser ist es, denn geringe Benutzung wäre ein Zeichen des steigenden Wohlstandes auch de, breitesten Schichten der Bevölkerung, für die heute das Leihhaus noch unentbehrlich ist.
§aulenöes Obst. was heule noch verkauft wird. Bei dem wasserwarmen Wetter, das die Straßen um die Z e n- trolmarktholle herum zum Morast werden läßt, hat man so einen ganz besonderen Blick für die Abfäll« von Gemüse und Obst, die sich bei der nasien Wärme besonders kläglich ausnehmen. Recht trübsinnig schauen die Aepfcl drein. Aus verfaulenden kosten l
während die Aepfel, die, nachdem man sie von allen Seiten scharf betrachtet hat, noch als T a f« l ä p f e l gelten, auch 6 M. das Pfund kosten. Für bedenklich angefaulte Birnen muß man 1 M. für das Pfund zahlen. Sie werden zwar vom Derkäufer als„der reene Zucker" angepriesen, sehen aber dennoch nicht ver- lockend aus. Besonders teuer ist nach wie vor der Brotbelag, vor allem der Käse. Harzer kostet das Pfund 14 M., wenn er gut durch ist, sogar 16 M., Tiljiter 29 M., während man für Schweizer tatjächlich 44 M. das Pfund zahlen muß. Für ein Pfund E o r n e d b e a f werden 29 verlangt. Ein E l kostet bereits 4 M. das Stück. Butter das Pfun" 49 vis 43 M., Kokosschmalz en gros das Pfund 24 M., Rindertalg in 5-Pfund-Blocks das Pfund 26 M., lose aber 39 M. Den Hering, den man oft rühmend«in Dolksnahrungsmittel nennt, bekommt man auch erst, wenn man 69 Pst auslegt. Ein solches Exemplar ist natürlich nicht von besonderer Güte, denn das Pfund tostet 2,75 M. Für ein Pfund Knoblauch muß man 19 M. entrichten und für ein Pfund Johannisbrot 8 M. Stinte, sie lagen unter den Fischen aller Gattungen(die Preise hielten sich) ziemlich einsam, kosten das Pfund 5,59 M. Reich bepackt sind die Stände der W i l d- Handlungen Die Preise richten sich ganz nach der Qualität der Tiere. Als Folge der reichen Vertretung des Wildes, der Rehe, Hasen und deren zahmen Vettern, der Kaninchen, craab sich auch die Fellauktion. » Ermäßigung der Alargarinepreifc. Eine erfreuliche Folge hat die Besierung der deutschen Valuta bereits nackst sich gezogen. Der Margarineverband teilt einen ve- � schluß der Margarine-ndustrien mit, wonach die Erzeugerpreise des Margarinevcrbandes mit sofortiger Wirkung»cm 5 Mark für das Pfund ermäßigt werden Die Margorineindustrie war bekanntlich � bei der Valutaverschlechterung mit ihren Preisen stark heroufgegan- gen und zieht erfreulicherweise den umgekehrten Schluß aus der Er- holung der deutschen Mark . Hoffenllich folgen auch die übrigen Industrien, die mit ausländischen Rohstoffen arbeiten, diesem Beispiel. Daß damit die Teuerungswelle vorüber ist, kann jedoch nicht gesagt werden, de viel? Produkte mit ihren Preisen hinter den Weltmarkt- preisen noch zurückgeblieben sind und die Gründe der Teuerung im Inland, insbesondere der fortgesetzte Druck neuer Noten, immer noch anhatten.__ 70 Prozent HechftmZetenzvfchlag. In seiner gestrigen Sitzung beütäiligte sick> der Berliner Ma- gistrai mil dem vor'cblag des Städiiscben AnS'chusieS für Wohnung»- weien, die Zuschläge auf die FnedenSmieten. die biSber 46 Proz. für Wobn- und 69 Pioz. kür gewerbliche Räume beiragen baben, aus 99 bzw. 129 und>59 Proz zu erhöben Ter Magitzral be- schloß in Abweichung von diesem Vorschlage folgende N> urkgrlung der Höchstmieten, die am l. Januar>922 in Krall irclen toll: Sl« Höchstgrenze für Mietzinssteigeiungen wird ein Zuschlag von 79 Proz. mit lolgenden Ausnahmen festgesetzt: 1. a) F ü r R ä u m e. die zu g e w e r b l i ch e n. g e s ch ä f t- lichen, Bureau- oder ähnlichen Zwecken benutzt werden, beträgt der H ö ch st z u> ch l a g> 2 9 P r o z., wenn der Mietzins vom 1. Juli 1914 jährlich mehr als 899 M., aber nichi mehr als 2499 M. betragen Hai. b> Bei MielSverhällnisien. die sich sowohl auf Wohnräume alS auch aus Näuine der in Abiatz a bcre'chiieteii Arl e> strecke», bclrägl der Höchstzuschlag ebenfalls 129 Pro z.. falls der Miel- zins nicht nach der ver ichieden artigen Benutzung der Räume getrennt vereinbart war»iid jährlich mehr als 899 M, aber n i ch I m e h r als 2499 M. beiragen bat. 2. a) Für Räume, die zu gewerblichen, geichä'ilichen. Bureau- oder ähnlichen Zwecken benntzi werden, beirägt der H ö ch st z u- schlag>79 Proz., weiin der Miel>inS vom 1. Juli 19>4 jährlich mehr als 2499 M. beirage» Hai. d) Tie unicr 1b getroffene Bestimmung findet entsprechende Anwendung.
Razzia im Berliner Westen. ......._____(=»r.»„».» Die Berliner Rrimuialpolizei nahm in der Nacht vom TienStag ? J.£ �- OC � /rn?• r-ü• O m» X zu Mittwoch eine Razzia durch zahireiche Kaicheiiimeil das Pfund 1,25 M.(Wohrjchemttch ein Zeichen für die Rot der-Berliner Weste»» vor. In der«nsbacher und Zeit, daß dergleichen tatsächlich gekaust wird.) Aepfel, die vom A„�sjjxfte»straße wurden in mehreren Lokale» 69 PerioNen letzten Frost deutliche Spuren tragen, kosten das Pfund 1,75 M., festgenommen und der Maiburner Wache znaesühri Mehrere
Kolonisten aus Welkschmerz 6s von Wilhelm Rhenlus. Armes Frauchen! Sie ist sehr zerstochen und hat sich den Kopf zum Schutz gegen die Blutsauger so eingewickelt, daß nur die Nase hervorguckt. Auch im Reis sind die kleinen Bienen, und er hat einen starken Beigeschmack danach. Auch ist es sehr heiß im Zelt. Der Doktor streckt sich nach dem Essen in einer Ecke zum Schlaf aus und sägt bald trotz oller Versuche der Stechfliegen. ihn wach zu halten. Wie beneide ich ihn um diese Fähigkeit! Natürlich streitet er es immer hinterher ab und behauptet, kein Auge zugetan zu haben. Nachdem Frau Luisa aufgeräumt hatte, kramt sie ln einem kleinen Kosten und bringt mit einem verschämten Lächeln und einem vorsichtigen Blick auf ihren prasselnden Gatten die Requisiten zu einem Mate heraus. Ich muß mitlutschen, und noch ein paar Zügen finde ich, daß er mir gut tut. In der Tat erinnere ich mich nicht, daß mich jemals etwas in meinem Leben wieder so rasch auf die Beine gestellt hätte, wie dieser bittere Trank. Wir lutschten, lutschten und schielten ab und zu nach dem Doktor. Ich bedaure ihn jetzt von Herzen. Wir beide leben wieder auf und denken, daß man sich mit der Zeit an alles gewöhnt. Am Abend kommt Pedro zu Pferde an. das unfnge am Zalfterband. Wir sitzen bis in die Nacht ums Feuer herum �nd bauen an dem Haus herum, das werden soll. Das Wörter- buch spielt eine große Rolle. Frau Luisa weiß, was sich ge- hört, und serviert Mate. „Wo haben Sie das gelernt?" fragt «'ich der Doktor verblüfft, der natürlich dafür dankt. Frau Zuisa trinkt hinter seinem Rücken lustig mit— später zieht sie tick unter ihren Moskitero zurück. Es gibt beinahe zuviel Moskitos zum Schlafen. Pedro legt schließlich faules Holz auf die Glut, und unter feinem Qualm, ums Feuer ausge- streckt, oerbringen wir die Nacht. 6. Der IS. September. Eine rege Bautätigkeit entfaltet sich. Zunächst wird ein provisorisch«. Hüttchen, mit Polmblättern gedeckt, als Schlaf- quartier für die Männer errichtet. Der geniale Pedro legt dann den Grundstein zu»inem Bockoken und wir gehen an
den Bau eines Hühnerställchens aus eigener Initiatwe ohne Pläne. Ich schlage vor, Pedro zu konsultieren, aber der Doktor meint, man solle sich lieber gleich aus eigene Füße stellen. Wir haben eine verworrene Idee, daß zunächst vier Eckpfosten nötig sind, und gehen mit unseren funkelnagelneuen Aexten in den Wald, um einen Baum zu fällen. Wir entscheiden uns für einen mittelstarken, und der Doktor gibt ihm einen Axt- hieb, der einen Ochsen gefällt hätte. Der Hieb aber geht in eine vorstehende Wurzel, und er kann sein Wertzeug nur mit Mühe wieder losbekommen. Dann versuche ich mein Glück und glitsche an der Rinde herunter. Mein nächster Hieb sitzt im Baum. Ich laste noch drei folgen, von denen ein jeder etwa einen Fuß von dem andern entfernt hineingeht— dann kann ich nicht mehr. Der Doktor streift sich jetzt die Hemdärmel auf, beißt die Zähne zusammen und läßt Hieb aus Hieb in den Baum sausen. Unten anfangend, versieht er ihn bis zu einer Höhe von einem Meter mit einer Reihe von Kerben. Als er nicht mehr höher kann, geht er von oben nach unten. Er hat nicht die geringste Absicht, so vorzugehen, aber mit Berserkerwut schafft er weiter und scheint entschlossen zu sein, den unglücklichen Baum zu Beefsteak>zu verarbeiten. Ich löse ihn wieder ab, und so arbeiten wir abwechselnd, bis uns Frau Luisa zum Esten ruft. Der Baum stand noch unerschütterlich. Auf unserem Rückwege finden wir ein Stück Holz im Waldschlag, welches uns pastend für unseren Zweck erscheint, und wir ärgern uns, soviel Zeit und Mühe an den Baum rei schwendet zu haben. Es ist schwer wie Eisen, und wir schaffen es unter großer Anstrengung dahin, wo Pedro und F'ou Luffa, um den halbfertigen Backofen stehen und ihn be- wundern. Wir kommen keuckend auch noch gerade bis dort- hin. mästen den ungefügen Stamm von unseren Schultern werfen, ob wir wollen oder nicht, und schlagen den noch weichen Lehmofen damit in Grund und Boden. „O wie ungeschickt!" ruft Frau Luffa wehklagend. Pedro murmelt etwas von„Pavos ", was wir damals zum Glück noch nickt verstanden, und letzt sich verdrießlich auf einen Stamm. Heber dem Mittagesten besänftigen wir ihn mit Müde und bewegen ihn, statt besten an den Bau des Hühnerstalles zu geben. Da uns Pedro sagt, daß es noch zu trocken zum Mais- pflanzen ist. beschließen mir. am Nachmittag« saaen und fischen
zu gehen, um die Gemüter durch irgendeine Jagdbeute zu b«- sänftigen. Ratz geht mit. Der Wald scheint wie ausgestorben, und welche Ausgabe, sich durch has unbeschreiblich dichte Unterholz zu arbeiten. Daß wir die Busch.nesser hätten mitnehmen sollen, fälli uns zu spät ei». Endlich stöbert Ratz ein kleines Baumyunn aun oas dicht vor uns aufbäumt. Wir schießen a tampo und finden ein paar Fleischfetzen mit Federn daran. Wirkung von Schrot Rr. 4 auf fünf Schritt. Ratz verschlingt die Ueberreste. Lange geht's nun erfolglos weiter. Do— wir stocken— ein mißtönender Schrei vom Wipfel eines Baumriesen. Zwei prächtige, langgeschwänztc, blau und rot gefärbte Araras schaukeln sich in den Aestcn. Jeder von uns nimmt einen aufs Korn und schießt. Der eine Arara fliegt davon, der andere j bleibt, zu Tode getroffen, kopfunterst, auf irgendein« Art hängen. Lange warten wir auf seine Niederfahrt. Er bleibt hängen. Wir müssen ihn ober haben. Wie wird sich Frau Luisa über die prächtigen Federn freuen! Jeder von un» feuer: noch vier bis fünf Schüste aus die ihn haltenden Zweige. Er kommt nicht herunter. Wir haben genug vom Wald« und gehen nach dem Fluß durck Dick und Dünn hinunter, um es mit Angeln zu versuchen. Bom Ufer aus will nichts beißen. Wir steigen in den Kahn, ludern in den Strom hinaus und dann mit kräftigen Ruderschlägen noch ein Stückchen stromab, wo eine. Sand- bank uns anlockt. Aber noch ehe wir dahin kommen, sitzt unsere Gondel auf einer anderen unter Wasser verborgenen Sandbank fest. Wir versuchen mit den Rudern stakend ab- zukommen. Keine Spur! Steigen ins seickte Wasser und schieben. Keine Bewegung des Oderkohnes. Arbeiten bis zur Erschöpfung, fluchen, wettern, hilft auch nichts. Die Wolken ballen sich zusammen. Donner grollt, ein Wetter zieht herauf. Der Wind springt plötzlich nach Süden um, die Temveratur | sinkt um weniostens 19 Grad, und vom Sturm gejagt kommt ein kalter, prastelnder Regen den Fluß hinauf und die Wellen | gehen hoch. Wir sind in ein paar Minuten naß bis auf die Haut.— Rotz winselt zum Erbarmen. Nach etwa einer Stunde läßt der Sturm nach und wir versuchen nochmals, mit Ausbietung aller Kräfte loszukommen. Es geht. Als wir landen, ist es beinahe dunkel. Frau Luffa ist zu erleichtert über unsere Rückkehr, um sich viel um Jagd- beute zu grämen. tForff. folgt.''