Nr.58438. Jahrgang Ausgabe A nr. 295

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Sonntag, den 11. Dezember 1921

Wirth gegen Frankreichs Deutschenangst

des ausführte:

Der Reichskanzler Dr. Wirth gewährte dem Berliner Ber- und da und dort auch wohl durch Metallschutz. Ebensowenig wie treter des„ Matin", Herrn Baul Genty, heute eine Unterredung, in Panzerzüge, gibt es in der deutschen Reichswehr neu ton der er über die Frage der angeblichen deutschen Rüstungen folgen- ftruierte Maschinengewehre, die nach den Angaben des Herrn Barthou seit 1918 in zwei neuen Modellen hergestellt wor­den sein sollen. Ich füge hinzu, daß über alle diese Beschwerden zwischen der deutschen Regierung und den interalliierten Stom misfionen eine gülle von Noten ausgetauscht worden sind, in denen das Meifte wohl zur Befriedigung der letzteren flargestellt werden konnte, so daß ich die Bedeutung nicht verstehe, die man jetzt in Frankreich der deutschen Entwaffnungsfrage aufs neue bei mißt. Ueber diese Frage bestand im Oktober d. 3. in Frankreich offenbar vollständige Beruhigung, denn

In der Sitzung der französischen Rammer vom Don­nerstag sind über den Zustand der deutschen Rüstungen und über die angebliche Bedrohung des europäischen Friedens durch deutsche Offensiv- Pläne aufs neue ungeheuerliche Behauptungen aufgestellt worden, die ich im Intereffe der friedlichen Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland nicht unwidersprochen lassen darf. Herr Lefèvre behauptet, die Reichswehr sei für den Fall der Mobilisierung dazu bestimmt,

die nötigen Cadres für die Freikorps

am 21. Oftober erklärte Herr Briand

"

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Ankläger.

E. K. Leipzig , 10. Dezember. Bisher waren im Prozeß gegen Jagow und Genossen nur Anfläger wider Willen zu Wort gekommen: Schwerbelastete mittäter, denen trotz vorgetäuschter Gedächtnisschwäche Eides­zwang oder geschickte Fragestellung kleine Geständnisse entriß, oder aber leblose 3eugen, unvorsichtige Briefe und sonstige Niederschriften, deren Urheber jetzt wohl viel darum gäben, wenn sie diese zur Geheimhaltung bestimmten Schriftstücke nie­mals verfaßt hätten. Gerade auf diese Urkunden muß immer wieder hingewiesen werden. Sie sind das genaue Gegen­stüd der Bettinbokumente. Wie diese die Gewissen­losigkeit der kommunistischen, so zeigen die Schnitzler­Kapp- Lincoln- Dewißbriefe die Skrupellosigkeit und politische Phantasterei der nationalistischen Putschisten. Wehe dem Volke, das sich von solchen Wirrköpfen verlocken läßt! zu liefern, die in Deutschland vorhanden seien. Demgegenüber stelle in einer Rebe vor der französischen Kammer ausdrücklich, daß Das Wort, das als Zeuge Nosfe heute auf Lüttwizz prägte: Sein politisches Urteil ist auf der Stufe eines 17jährigen ich fest, daß in Deutschland alle Freikorps durch Verordnung des Deutschland allen Forderungen auf Entwaffnung und Zerstörung Kadetten stehengeblieben", es gilt auch für viele andere, die sich Reichspräsidenten aufgelöst sind und daß diejenigen, die sich des Kriegsmaterials, auf Herabsetzung seiner Wehrmacht und Auf­an der Bildung solcher Freikorps beteiligen, den gefeßlichen Stra lösung feiner Einwohnerwehren entsprochen habe und daß eine Ge- zu Rettern des Volfes in fenen Tagen berufen wähnten, es Stra- lösung gilt von den Babst und Bauer, die von ihren eigenen An­fen verfallen. Die Bildung von Geheimorganisationen wird von fahr für Frankreich nicht mehr bestehe. Der französische Minister hängern als Phantasten preisgegeben werden, es gilt legten der Regierung, wie jedem bekannt ist, der die Entwicklung in präsident berief sich damals ausdrücklich auf die Berichte der Endes auch von Ludendorff , der sich von diesen beiden Deutschland kennt, mit Energie verfolgt, einer Energie, zu der sich französischen Bertreter in der Kontrollkommission, welche entscheidend beraten ließ. Jedenfalls hat Ludendorff fein die Regierung der demokratischen Republik schon aus innerpolitischen die Ergebnisse der Entwaffnung als befriedigend bezeichnet hätten. Gründen verpflichtet sieht. Herr Lefèvre spricht in diesem Bufam- Auch General Nollet selbst hat, wie Herr Briand mitteilte, auf eine Recht, einen Schnitzler, der auch zum Kreise seiner Be­menhang auch von angeblich vorhandenen Aufmarschlinien Anfrage, ob er ernstlich an die Möglichkeit eines Widerstandes der rater gehörte, jegt seinerseits als Phantasten abzutun. der deutschen Armee hinter dem Schwarzwald , die von Stuttgart deutschen Regierung glaube, verneinend geantwortet. Ich glaube Schnigler war ihm zum mindesten politisch überlegen, und nach der Schweiz vertoppelt feien. Davon ist in Deutschland kei- nicht, daß seit dem Oktober d. 3. in dem Zustand der deutschen Ent. wenn jetzt jeder Zeuge der Kappfeite automatisch den Satz waffnung Veränderungen eingetreten sind, welche das Mißtrauen plappert:" Schnitzler war ein fluger, aber gleichzeitig phan­nem Menschen etwas bekannt. rechtfertigen, das in den französischen Kammerverhandlungen zum Niederschriften Schniglers in ihrer Beweiskraft zu er­tastischer Mensch", so geschieht das nur, um die fatalen Die Frage der Ausdruck kommt. Die deutsche Regierung ist nach wie vor der Mei­nung, daß alles geschehen ist, was die Borschriften über die im felbft

Waffenfunde in Deutschland

und der geheimen Bewaffnung mit verbotenen Waffen spielt in der

schüttern.

Die Anflage der leblosen Urkunden ist furchtbar, am

im

Rede des Herrn Lefèvre ebenfalls eine große Rolle. Man behauptet, Entwaffnung von ihr fordern, und ich fann nur wiederholen, was furchtbarsten aber für Ludendorff. So geschickt sich Infanteriegewehr umgewandelt werden könnte. Tatsache ist, daß dem europäischen Frieden feinerlei Gefahr droht, fürzlich von der interalliierten Kontrollkommission bei einer Kraft- wenn man es feiner friedlichen Arbeit und der Entwicklung seiner fahrabteilung in Cannstatt ein einzelner neu gefertigter, aber für demokratischen Einrichtungen überläßt: Scharfen Schuß unbrauchbarer Karabiner vorgefun­

den worden ist. Es ist richtig, daß da und dort Gewehre

Ludendorff auch hinter Kapp und Lüttwih mastierte Kriege hieß seine Kuliffe Hindenburg - so deutlich tritt er doch durch die Urfunden als die eigentliche Seele des Unternehmens zutage.„ Euer Erzellenz haben alle Pläne vorher getannt und gebilligt, Euer Erzellenz dürfen uns jeßt nicht im Stich lassen", so

und andere Waffen in geringer Anzahl gefunden werden. Bejon. Das Weihnachtsfeit der Märzopfer. 17, 9, 10 feht einer der Haupturheber des Buches

deres

die Auffindung von 500 Geschührohren

in einer fleinen sächsischen Fabrit gemacht zu haben. Ich habe mir

Eine Bitte an die ,, Vorwärts"-Lefer. Der Brief Kurt frankes in der geftrigen Abend­über diesen Fall genau Bericht erstatten lassen. Es handelt sich dabei nicht etwa um Geschüße, also nicht um fertige Kriegswaffen, sondern ausgabe unferes Blattes greift une allen ans Herz. um Geschüzrohre aus Nidelstahl, die vor Kriegsende fertig. Scheidewände, die künftlich aufgerichtet wurden, gestellt worden waren, aber infolge des Waffenstillstandes nicht fallen. Wo wir baßerfüllte Gegner vermuteten, er­mehr zur Ablieferung an das Reich famen. Der Befizer der Fabrit blicken wir irrende Brüder, denen nicht die ge­hat nun diese Rohre in der Absicht, das Rohmaterial bei seiner auf ballte fauft gebührt, fondern die offene Hand. den Frieden eingestellten Fabritation zu ber. Das Los der Gefangenen aus dem mitteldeut­

werten, für sich behalten und verborgen.

fchen Märzaufftand ift furchtbar. Viele von ihnen Bon den großen Kanonen des Modells 77, von benen glaubten, für die höchften Ziele der Menschheit ihr Herr Lefèvre sagt, daß sie noch nicht entdeckt seien, war nur eine sehr Leben einzuletzen, und nun müffen fie erkennen, geringe Anzahl vorhanden. Es wurden während des Krieges im daß fie nichts anderes find, als Opfer eines Ganzen fieben dieser Riesengeschüße hergestellt, von denen vier be. Wenn die Stunde reits während des Krieges unbrauchbar geworden und zerstört mor- grenzenlofen Betruges. den sind. Die übrigen drei sind im Laufe des Jahres 1919 3 er ihrer Befreiung fchlägt und wir hoffen, fie wird bald fchlagen, werden fie, ein für allemal gefeit schnitten und verschrottet worden. Eine besondere Bedeutung hat Herr Lefèvre dem Borwort bei vor gewiffenlofer Irreführung, mit uns für eine beffere Zukunft des arbeitenden Volkes kämpfen.

gemessen, das General Seedt einem

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zur Ausbildung der Reichswehr bestimmten Reglement Indessen befinden fich ihre familien in bitterer beigegeben hat. Seine Interpretation dieses Vorwortes als eines Not. Hunderte von frauen und Kindern fehen einem Dokuments, das in offener Weise den Angriffstrieg vorbereitete, hat aus der franzöfifchen Kammer selbst heraus Widerspruch erfahren. troftlofen Weihnachten entgegen, da der Auch ich fann feststellen, daß in diesem Vorwort von Offensive Vater, der Ernährer, im Gefängnis fitzt. Ihnen mit teinem Bort die Rede ist. Es wäre ja auch mehr als wollen wir zeigen, daß fie trotzdem nicht ganz ver­unsinnig, wenn Deutschland beabsichtigen würde, mit den geringen, laffen find, daß es noch Menfchen, Klaffengenoffen ihm verbliebenen Rampfmitteln einen Angriff gegen einen feirer und-genoffinnen gibt, die ihrer gedenken. Die Zeiten find hart, jeder hat genug mit fich Nachbarn zu unternehmen. Da jedoch die Unverleßlichkeit der Grens zen des Deutschen Reiches weder durch den Friedensvertrag noch felber zu tun. Trotzdem wagen wir die Bitte an durch den Völkerbund garantiert ist und Deutschland deswegen mit unfere Lefer- und wir wiffen, fie wird nicht vergeb­der Gefahr eines Angriffs immerhin rechnen muß, so muß es die ihm verbliebene Wehrmacht so ausbilden, daß sie zu lich fein: Belft uns, den familien jener Ge­einer Verteidigung der Grenzen des Reiches tauglich ist. Dazu gefangenen eine kleine Weihnachtsfpende hört die Unterweisung der Reichswehr in der Abwehr auch der auf den Tifch zu legen. Gebt Toviel Jhr könnt und jenigen Rampfmittel, über welche die Reichswehr zwar selbst nicht verfügt, mit deren Gebrauch durch den Gegner fie aber zu rech

am März, als Ludendorff Finger siedeheiß gewordenen Pastete ziehen will. Dieser und der Dewitz- Brief follten in Millionen Exemplaren verbreitet werden, zusammen mit den Briefen Kapps und den Entwürfen Schnißlers; auf der Kehrseite des Blattes tönnten die Berichte von Zemd und Bowihti stehen. Dann wäre Klarheit über die Extreme rechts und links geschaffen.

Am Sonnabend erhoben sich aber auch lebendige An­fläger. Selbst die Hergt, Heinze, Stresemann müssen an­flagen, um sich und ihre Parteien von dem Verdacht der Kappistenfreundschaft zu reinigen. Mit Engelszungen hätten fie alle Lüttwiß sein wahnwißiges( ja, sie sagen wirklich wahnwiziges") Unternehmen auszureden gesucht; dasselbe beteuern General v. Seedt, Admiral v. Trotha, Oberst v. Schönstedt von der Berliner Schuhpolizei usw. Man begreift faum, wie bei so breiter Front der Verfassungsfreunde der Kapp- Butsch je zu einer ernſten Gefahr werden konnte. ber freilich, der treue Warner Trotha forderte durch Erlaz vom 13. März die Marine auf, sich den neuen Machthabern zur Berfügung zu stellen, ähnlich perhielt sich v. Schönstedt , und die Parteien der Hergt und Heinze erließen am 13. März Aufrufe, in denen die neue Regierung" als solche an­erkannt wurde. Jetzt bezeichnet Heinze den damaligen Auf­ruf seiner Bartei als„ unglücklich".

Doch diese Ankläger aus durchsichtigen Motiven treten in den Hintergrund. Der überragende Anfläger, der Hauptzeuge des Tages, ist Gustav Noste. Mit größerem Recht als Kapp in feinem Briefe fönnte Noste von der feigen Verräterei einer hohen Generalität" reden; allerdings vermeidet er diesen Ausdruck. Doch er ist in schändlichster Weise verraten und hintergangen worden. Bieles was Noste in seiner be­fannten, wuchtig- ungeschminkten Darstellungsweise vorbringt, wirkt einfach erschütternd. Ein paar Beispiele mögen die deutsche Treue" der Herren Generäle vom Stab illuſtrieren: Der General v. Oven foll Berlin gegen die anmarschie rende Brigade Ehrhardt sichern. Er führt diesen Befehl in gebt rafch! Richtet damit ein fichtbares Zeichen auf der Weise aus, daß er die Sicherungsmaßnahmen trifft, die dafür, daß das Gefühl der Zufammengehörigkeit zum Schutz der Regierungsgebäude gegen unbewaffnete die Abgründe überbrückt, die von verbrecherifchen Demonstrantenzüge vorgesehen sind. Statt außer­halb des städtischen Weichbilds beiderseits der Döberitzer Händen zwischen Arbeitern und Arbeitern aufgeriffen Heerstraße eine Stellung gegen die herannahenden Meuterer einzurichten, umzieht er die Gebäude in der Wilhelmstraße Wir leiten damit, im Einverftändnis mit dem mit Stacheldraht und stellt seine Soldaten unter den Fenstern Darteivorstand, eine Sammlung für die fa- der Reichskanzlei auf. Dabei fagt heute der Oberst milien der Märzgefangenen ein und erbitten Schönstedt : ein einziges Geschüß, das die Span über Panzerzüge verfügt habe. 2s der Bolenaufstand ausbrach, auf Doftfcheckkonto Berlin 37536, Vorwärts- Verlag dauer Havelbrücke beherrschte, hätte den ganzen Zug auf Ber­wurden Eisenbahnwagen, beren fich her übrigens von den alliierten 6. m. h. D., unter dem Kennwort ,, Märzopfer", das lin unmöglich gemacht. Als Noske die feltsame Ausfüh­rung feines Befehls gewahr wird, ist es zu spät. Regierungen gebilligte Selbstschutz bediente, mit improvifterten auf dem Hbfchnitt zu vermerken ift. Schuhvorrichtungen versehen. Man verbarritadierte die Bagen mit Brettern, Bohlen, Beton, Betonplatten, Sandsäcken,

nen hat.

Die Ausführungen des Abg. Lefèvre wurden vom Kriegs. minifter Barthou ausdrücklich bestätigt und noch erweitert. Ich bin worden find! beshalb genötigt, auch Herrn Barthou einiges zu erwidern. Es ist nicht richtig, daß der oberschlesische Selbstschuh

odak Die Redaktion des Vorwärts".

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Fall Nr. 2: Um den Faden zwischen Ehrhardt und Lütt­wiß zu zerschneiden, wird die 2. Marinebrigade Lüttwizz ge­