Nr. 584 38. Jahrgang
Dede
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1. Beilage des Vorwärts
Sonntag, 11. Dezember 1921
Politische Zeugen im Jagow- Prozeß.
Staatsfefretür Dr. Freund.
die Regierung müsse sich umstellen. Wir fragten: Wenn die Regie-| fommen. Cüttwig verlangte die Amneffie und Bewilligung seiner rung diesen Forderungen nicht zustimmt, wie können Sie dann politischen Forderungen. zurück? Lüttwizz erwiderte:
Zurüd tann ich nicht,
Auf die Vernehmung v. Seedts folgte die des Staatssekretärs Dr. Freund, der über die Haltung des Geheimrats Doyé ver. nommen wird. Der Zeuge führt folgendes aus: Am 13. März fuchte mich Geheimrat Doyé auf und sagte mir im Auftrage Kapps, dann muß man andere Mittel und Wege finden. Hier war eine baß ich meiner Stellung enthoben sei. Als ich nach seiner Legitis Lücke in seinen Worten. Wir fagten: Ein Ultimatum fann die Re mation fragie, jagte er, daß Rapp Reichstanzler und gierung nicht können das Ministerpräsident von Preußen set. In dieser Eigenschaft Das Boft geht mehren. Mit militär fömmen Sie bus miche machen
urlaubt worden? 3euge:
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Weil sie Demofraten waren.
habe er mich entsegt. Er, Doné, trete an meine Stelle. Ich verlies parteien hinter sich zu haben, dann irren Sie sich. Ich sagte dann unter Protest das Ministerium. Als ich nach fünf Tagen wieder in weiter: Auch ich glaubte nicht an den Bolschewisteneinfall. Lüttwiz mein Amt eingesetzt wurde, fand ich Telegramme, die von Herrn aber meinte, es feien zur Abwehr monatelange Abwehrmaßnahmen v. Jagow unterzeichnet waren, die die Abjegung aller notwendig. Mit seinen politischen Forderungen wollte er bis zum demokratischen und sozialdemokratischen Regierungspräsidenten ver- April warten. So gingen wir beruhigt meg. Nach Ablehnung der fügten. Herr Meißner, der Geheimrat Doné attachiert war, sagte, Neuwahlen mußten wir mit einer großen Aftion antreten. Dann daß Herr v. Jagow, als er rechtlich die Absetzung der Herren nicht tam Lüttwig zu mir, war sehr verföhnlich und sagte: Ihre Anträge verfügen fonnte, fie beurlaubte. Einige Sachen, die Jagow find abgelehnt, was nun? Ich erwiderte: Jezt wollen wir politisch unterfertigte, gingen nicht ab. v. Jagow: Ist Ihnen bekannt, die Sache erst auswirken, feien Sie ganz ruhig, aber tun Sie nichts daß ich keine Polizeipräsidenten, Bürgermeister, Landräte oder Amts- Unüberlegtes. Plöglich stand Lüttwiß auf und sagte: a schön, vorsteher beurlaubt habe? 3euge: Jawohl. Oberreichsan- ich schließe mich Ihnen an, die Sache ist erledigt." Das war für walt: Einige der von Herrn v. Jagow beurlaubten Regierungs- mich wie eine Erlösung. Am 10. März tam Lüttwig plöglich präsidenten sind alte Regierungsbeamte. Warum sind Sie wohl be- wieder zu mir und sagte:„ Ich fahre zu Ebert." Ich warnte ihn nochmals, den Bogen zu überspannen. Dann hörte ich nichts mehr und am 13. ging die Sache los. Traub rief uns am 14. an, wir möchten zu einer informatorischen Besprechung tommen. Ich sagte: Informationen müssen sein, aber das gibt es nicht, daß etwa in der Wilhelmstraße eine Parteifiliale aufgemacht wird. Ich fannte Kapp nur flüchtig. Herrn v. Jagow sprach ich am Sonntag in der Reichskanzlei. Die Organisation schien dort recht mange haft zu sein. Die Parteien wünschten das Unternehmen möglichst schnell in einen gefegmäßigen Zustand zu überführen. Der Ansicht war auch ein Vertreter der Linksparteien, der mich besuchte. Ich meinte, daß wir eine gemeinsame Basis gegen die Sache schaffen und daß Rapp zurücktreten müßte. Am nächsten Tage fagte ich zu Stapp, daß man sich bei Einigungsverhandlungen an Berfonen stoße. Rapp sagte: An Personen liege ihm nichts, aber er könne doch seine Freunde nicht fallen laffen. Ich erwiderte, daß Freunde nicht in Betracht kommen. .Sie müssen felbft auch abtreten."
v. Jagow: Bei der Auswahl der Regierungspräsidenten pflegte man sonst ganz genaue Erwägungen vorzunehmen und nicht all zu alte Beamte zu wählen. Herr Büchting war 60 Jahre alt. Da ich wußte, daß die Herren nach parteipolitischen Erwägungen ausgesucht waren, habe ich sie beseitigt. 3euge: Man hat sich bei Ernennung der Herren nicht auf die Ronduitenlisten gestützt, son dern auf ihre weithin bekannte Tüchtigkeit.
Oberst v. Schoenstedt - Berlin , der darauf vernommen wurde, soll über die Berbindung Generals v. Lüttwizz mit der Sipo aus fagen. Der Zeuge führte aus: Anfangs März machte Lüttwig Andeutungen, daß er mit der Regierung, die die Verfassung nicht durchführte, nicht zufrieden sei. Wir versuchten auf ihn einzureden, und als wir gingen, fagte General v. Dldershausen: Ich glaube, wir haben den alten Herrn mal wieder beruhigt." Am Abend des 12. März war ich bei Minister Heine und besprach die Berteidigungsmöglichkeiten. Ich sagte, es genüge, Artillerie an der Havelbrücke bei Spandau aufzufahren; aber man machte nichts. Am 13. März stellte sich dann heraus, daß die im Westen liegende Sips sich am Einzug beteiligt hatte. Die Mehrzahl der Sipo stand nicht auf feiten Kapps.
Hergt hält eine Rede.
Als nächster Zeuge wird dann der Vorsitzende der Deutschnatio nalen Bolkspartei, Staatsminister a. D. 5 ergt, vernommen, der zunächst über Berhandlungen mit Hindenburg über dessen eventuelle Kandidatur für den Posten eines Reichspräsidenten fowie über die Bewegung zugunsten der Ausschreibung von Neuwahlen berichtet. Diese Aktionen, so erklärt Staatsminister Hergt, hätten durch die Pläne des Generals Lüttwig eine Störung erfahren, was ihn, Hergt, peinlich befremdet habe, da er der Meinung gewesen sei, daß die Reichsregierung letzten Endes den ständigen Forderungen auf Ausschreibung von Neuwahlen nach gegeben haben würde. Exzellenz Hergt führt weiter aus: Die Pläne des Generals Lüttwig wurden mir von Oberst Arend anges deutet. Dieser sagte:
mit Cüttwih ist schwer zu verhandeln, da er halsstarrig ist und sich in Gedanken verbeißt und schließlich nie tut, was man will. Ich nahm mit Dr. Heinze Fühlung und wir gingen am 4. März zu Lüttwiz. Lüttwiß erklärte, das Militär werde schlecht behandelt. Man wolle die Kerntruppen auflösen. Er fam dann auf die auswärtige Politit zu sprechen. Die Abrüstung ginge zu schnell angesichts der bofschemistischen Gefahr, die Ost preußen bedrohte. Die Regierung habe kein Berständnis für rechts zeitige Schuhmaßnahmen. Man zerschlage die Beamtenschaft und
Er wünschte einen ehrenvollen Abgang und namentlich die Reichsmehr müsse glatt abschneiden. Kapp schlug für die Verhandlungen Herrn v. Wangenheim vor. Am 15. März sprach ich nochmals mit Lüttwitz und sagte: Es müsse zu Ende gehen und alle am Unternehmen beteiligten Personen müßten ersetzt werden. Lüttwizz fragte mich, ob ich Hindenburg als Führer des Militärs her anholen wollte. Am 16. abends begann die Verhandlung im Reichsjustizministerium. Ich habe die Berhandlungen sfizziert. Am 16. abends tam auch Hauptmann Pabst und verhandelte im Reichsjustizministerium über die sogenannten Bedingungen Kapps. Minister Schiffer war der Vertreter der Regierung und sagte, ein formelles Berhandeln mit den Kapp- Leuten käme für die Regierung nicht in Frage. Am 17. März waren erneute Besprechungen bei Schiffer, nachdem die nationale Einheitsfront ge= scheitert war. Simson, Gothein, zeitweise Graf Bestarp, der die Verbindung mit der Reichsfanzlei aufrecht erhielt, waren anwefend. Lüttwik follte ins Reichsjuftizminifterium fommen, das lehnte Schiffer zunächst ab, dann aber hörte er wenigstens später zu, wenn er nicht mit Stuttgart Sprach. Gleichzeitig fanden die er handlungen über die Amnestie statt, an denen Gothein, Hirsch, Simson, Doné und ich teilnahmen. Es war die Frage, ob der Reichstag oder die Nationalversammlung amnestieren fonnte. Staatsfetretär, Joel führte aus, daß
nur der Reichstag amneffieren tönne, da die Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen Kapp, ein leiten müsse und das Justizministerium ihr nicht in den Arm fallen Wir waren für Amnestie, auch Gothein. Die Herren der tönne. Sozialdemokratischen Partei wollten mit Cüttwih nicht mehr verhandeln. Wir faglen ihm, es fönne nur noch der Rüdfritt in Frage
Plötzlich erschienen zwei junge Offiziere, und es gab dramatische Szenen. Sie erklärten, die Reichswehr hielte nicht mehr zu üttwiz. Wir sahen die Katastrophe kommen und blieben bei Lüttwiß, der totenblaß wurde. Er verlangte Treue, aber die Offiziere fagten ihm, fie fönnten nicht anders. Lüttwizz war vernichtet, wir alle erschüttert. Nun war Lüttwig zum
Rücktritt bereit.
Reichsjuftizminister a. D. Heinze.
Hierauf wurde Reichsjustizminister a. D. Heinze gehört, der einleitend die Unterredung zwischen Lüttwiß, Hergt und ihm schil berte und erklärte, daß die Hauptunterhaltung zwischen Hergt und Cüffwih geführt worden sei. Der Zeuge führt dann weiter aus: Am nächsten Tage fam Lüttwig zu mir in den Reichstag . Er erklärte, daß er bessere Besoldung der Truppen fordere. Als ich erwiderte, es feien feine Mittel dafür vorhanden, sagte er:„ Dann hole ich sie mir von der Reichsbank." Ich entgegnete: Dann wird man Sie verhaften." Lüttwig antwortete:
Wenn man mich abseht, schlagen meine Offiziere alles kaputt." Schließlich beruhigte ich ihn, und wir schieden. Ich hoffte ihn vor Dummheiten bewahrt zu haben. Am 13. März traf ich im Zuge nach Dresden Ebert, Koch und Giesberts. Ich wußte von den Borgängen in der Nacht vom 12. zum 13. nichts und fragte, ob die Herren einen Ausflug machten. Stein, erklärten sie, wir sind auf der Flucht. Es wurde beschlossen, General Maerder nach Berlin zu senden. Maerder empfing uns sehr fühl. Er ließ von seinen Absichten nichts merken. Ich redete Maerder zu, er solle mir vertrauen und auf dem Boden der Verfassung bleiben, da Deutschlands Entwicklung nur auf dem Boden der Weimarer Verfassung möglich sei. Am Abend traf ich dann noch Giesberts und Koch. Am 14. März fuhr ich mit Maerder von Dresden nach Berlin , und er sagte mir, er wolle mit der Kapp- Regierung verhandeln. Die Berhandlungen mit Rapp habe nicht ich, sondern ergt und Stresemann ge führt. Am 16. oder 17. März sprach ich mit Schiffer, als die Kommunistengefahr brohte. Schiffer bat mich, auf Oberst Bauer einzu wirken, um die Kommunistengefahr zu beseitigen. Oberreichs. anwalt Ebermeyer: hat die Amnestie der Nationalversamm lung zu Recht bestanden? 3euge: Formell jawohl. Oberreichsanwalt Ebermeyer: Welche Ziele hatte Lüttwizz? 8euge:
Lütfwih wußte selbst nicht, was er wollte. Auch Kapp hatte die Aktion zweifellos nicht durchdacht. Justizrat Görres: Hat Minister Koch in Dresden den Generalstreit ermogen? Zeuge: Nein, aber ich glaubte sowieso, daß der Generalstreit tommen würde. Mir war es sofort klar, daß der KappButsch fich totlaufen mußte. Rechtsanwalt Böttger: Bestand in Ihrer Partei die Ansicht, daß die Kapp- Regierung fich durchsehen werde? 3euge: Ich habe dem Aufruf der Partei damals ferngeftanden. Die Namen Herrn v. Jagows und Wangenheims hörte ich nicht, wohl aber den Namen Schiele.
Nostes Zeugenaussage.
Nach der Mittagspause wurde der frühere Reichswehrminister und jetzige Oberpräsident von Hannover Gustav Nosfe vernom men. In dem Augenblid, als Noste vereidigt werden sollte, erhob sich Rechtsanwalt Böttger- Berlin und protestierte gegen die Ver. eidigung, da Noste dadurch Teilnehmer am Kapp Anzeige wegen Hochverrates gegen Kapp und Lüttwig zu erstatten, Buts( 1) geworden sei, daß er es unterlassen habe, rechtzeitig obwohl er Kenntnis von dem Unternehmen gehabt habe. Das Go richt lehnte nach furzer Beratung diesen Antrag des Berteidigers ab, da feinerlei Anzeichen dafür beständen, daß Noste sich mitschul dig gemacht habe.
Oberpräsident Noste befundet: Gärung bestand in der Reichswehr schon vor Unterzeichnung des Friedensvertrages. Man ftrebte eine Wiederaufnahme des Kampfes mit der
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