dorff eindringlich zu wamen, daß er sich nicht dem Zugriff der Polizei aussetzen, daß er mehr hinter den Kulissen wirken möchte. Dort könne er der gemeinsamen Sache ebenso nützen. Warum die Warnung vor der Polizei? Unschuldige bedürfen keiner Warnung. Indizien, wird man bis hierher sagen, schwere Indizien, doch noch keine durchschlagenden Peweije. Aber die kommen jetzt. Am Tage des Losschlogens, am 13. März, waren alle Verschworenen auf 6 Uhr ans Brandenburger Tor bestellt. „Auf Tod und Leben", wie es hieß. Pünktlich finden sich alle zur ungewohnt frühen Stunde ein. Kapp ist da, Iagow ist da, Falkenhausen ist' da. Bang ist da— und auch Luden- dorsfistdal Warum war man zusammengekommen? Um sofort beim Einmarsch der Brigade Ehrhardt die Regie- rung zu übernehmen. Wem will Ludendorff weis» machen, daß er aus einem anderen Motiv dagewesen sei? Das Reichsgericht hat nicht den Mut aufgebracht, gegen Luden- dorffs lächerliche, schuljungenhafte Ausreden zu protestieren. Wer unbeeinflußt von„kleinen Geschichtslügen" denken kann, iür den ist das Erscheinen Ludcndorffs zum Appell der Ler- schwörer eindeutig. Roch seiner eigenen Aussage Hot Ludendorff an fast allen sogenannten„Kabinettssitzungen" unter Kapp teil- genommen. Obwohl ihn das grenzenlose Durcheinander, das geschäftige Treiben der Stellenjäger so sehr anwiderte, daß er bekannte,„selten etwas so Unschönes gesehen zu haben", hat Ludendorss doch bis Schluß durchgehalten. Eine rührende An- hänglichkeitl Aber auch eine glatteUnterstützungdes ch o eh v- r r o t s. Mag der Rat, den Ludendorff erteilte, als olcher für die Kappisten wertlos gewesen sein— die Tat- ache, daß LudendorffzuKapp hielt und ihn m i t einer Person unter st ützte, mußte für das Gelingen des Unternehmens als bedeutsamer Faktor erscheinen. Die Unterstützung des Unternehmens durch Ludendorff war geeignet, sowohl die eigenen Anhänger Kopps zu ermutigen wie große Teile des Bürgertums, für die der Rume Ludendorffs alles bedeutete, auf Kopps Seite zu ziehen. Und als am 17. März Ludendorff, das Scheitern der Sache erkennend, sich durch Rückzug decken will, da schickt ihm einer der Verschworenen einen flehenden Brief:„Exzellenz haben die Pläne des Unternehmens gekannt und gebilligt. Euer Exzellenz dürfen uns jetzt nicht im Stich lassen." Aber der fjeld der blauen Brille verließ zum zweitenmal seine Sache, die unter seiner Führung zusammengebrochen war. Fassen wir zusammen: Ständig umgeben von den drei Hauptkappisten Bauer, P a b st und S ch n i tz l e r, in bau- erndcr Fühlung mit Kapp selber, u. a. in feiner Korre- spondenz bedient durch die Nationale Bereinigung, noch vor dem Putsch gewarnt durch Herrn o. Dewitz, am 13. März morgens pünktlich am BrandenburgerTor , in allen Kabinettssitzungen zugegen, zum Schluß als ein von Anfang an Eingeweihter zum Ausharren beschmoren— und noch immer kein Hochverräter? Nein, so scharf und laut als möglich muß es ausgesprochen werden: der Generalquartiermeister a. D. Erich Ludendorff ist des vollendeten Hochverrats überführt und schuldig.
Pspchopathische Patrioten. Die Zeiten sind glücklich vorbei, in denen Herr A n d r 6 Lefdvre seine Hirngespinste widerspruchslos der beifall» rasenden Deputiertenkammer vortragen konnte. In den »rsten zwei Jahren noch dem Waffenstillstand herrschte gegen Deutschland bis weit in die Kreise der französischen Arbeiter- schaft ein so tiefes Mißtrauen, daß fast niemand es wagte, den„Enthüllungen" Lefdores über geheime deutsche Rüstun- gen und Reoanchevorbereitungen mit der Sprache des ge- sunden Menschenverstandes entgegenzutreten. Seitdem find dank der häufigeren Fühlungnahme zwischen Vertretern der französischen und der deutschen Arbeiterschaft die in der eisten Nachkriegszeit noch bestehenden Mißverständnisse beseitigt worden, und die auf Studienreisen durch Deutschland gemachten Wahrnehmungen geben unseren französischen Ge-
«offen die Möglichkell, jenen hetzerischen Querulanten wie Andr6 Lefdvre mit persönlichen Eindrücken und positiven Tatsachen gebührend zu antworten. Es darf als ein wert- volles Zeichen der Wiederbelebung des internationalen Ge- dankens festgestellt werden, daß die französischen Genossen von dieser Möglichkeit der Entgegnung diesmal in einer Weise Gebrauch machten, die uns eigentlich die Mühe einer eigenen Stellungnahme zu der neuesten Leistung Lefdvres abnimmt. Voran möchten wir die offizielle Kundgebung des Verwaltunasrates des Allgemeinen Französischen Gewerkschaftsbundes(EGT.) stellen, die uns bisher nicht im Wortlaut vorliegt, die aber, einem Pariser Telegramm zufolge, mit aller Schärfe die Märchen des ehemaligen Kriegs- Ministers im Kabinett Millerand zurückweist und das Zu- sammenwirken mit den deutschen freien Gewerkschaften als die Bürgschaft des Friedens preist. Dem Verwaltungsrat der EGT. gehören u. a. die Genossen I o u h a u x und Laurent, die kürzlich gelegentlich der Studienreise der Genfer Arbeiterdelegation u. a. die„Deutschen Werke" be- sichtigt haben und deren Zeugnis von jedem objektiv denken- den Menschen viel mehr Gewicht beizulegen wäre als dem Kaffeehausstrategen des Nationalen Blocks. Schon vor dieser Kundgebung hatte eiKer der Teilnehmer an der Besichtigungs- reise im Gewerkschaftsblatt„Peuple " an einer von Lefdvre vorgebrachten Tatsache, die er restlos widerlegte, die Unsinnigkeit des„Anklagematerials" nachgewiesen. Aber auch von sozialistischer Seite ist man dem„Ent- hüller" die Antwort nicht schuldig geblieben. Bereits während der Rede Lefdvres trat ihm der Führer der Fraktion Leon Blum entgegen, am nächsten Morgen ging ihm Marcel S e m b a t in einem Leitartikel des„Populaire" von beißen- der Ironie zu Leibe, und tags darauf veröffentlichte das gleiche Blatt einen offenen Brief Grumbachs an Lefövre, in dem auf die eigenen in dem Spandauer Werke gemachten Feststellungen und auf die Resolution des Leipziger Betriebs- rätekongresses der deutschen Metallarbeiter hingewiesen wurde. Durch die Tatsache, daß die französischen Genossen jetzt ihrer internationalen Pflicht voll genügen, erübrigt es sich für uns, zu ihrer Aufklärung die Rede Lefdvres im einzelnen zu be- sprechen, zumal der Reichskanzler Dr. W i r t h bereits in einer Unterredung mit dem„Matin"-Berichterstatter auf die verschie- denen Behauptungen Lefdvres eingegangen ist. Zugleich ober soll uns diese Tatsache ein Ansporn sein im Kampfs gegen den militaristischen Gedanken im eigenen Land«. Und es soll bei dieser Gelegenheit ausgesprochen werden, daß die Haltung der Arbeiterschaft in der H e i d e n a u e r Fabrik, auf die sich Lefdvre stützte, um die Unzuverlässigkeit des deutschen Prole- tariats nachzuweisen, auch dann höchst bedenklich war, wenn die alliierte Kontrollkommission formal im Unrecht ge- wesen sein sollte, wie aus den Ausführungen Wirths hervor- zugehen scheint. Aus dem jetzt vorliegenden amtlichen Kammerbericht geht hervor, daß Lefdvres Rede mit lebhaftem Beifall auf- genommen wurde. Bei der geistigen Beschaffenheit des Nationalen Blocks hätte uns das Gegenteil gewundert. Es ist nicht lange her, und das linksbürgerliche Blatt „Oeuvre" bezeichnete Herrn Lefdore nach einer ähnlichen War- nungsrede als„patriote psychopathe". Das war eine Höf- liche Art. ihm zu verstehen zu geben, daß sein Platz eher in Charenton wäre, im Pariser Dalldorf , als im Palais Bourbon . Um so befremdender wirkt es, daß nicht nur der jetzige Kriegs- minister B a r t h o u, der ein alter berufsmäßiger Chauvinist ist, sondern gestern auch der Ministerpräsident B r i a n d die unbedingte Richtigkeit aller von dem„psychopathischen Patrio- ten" vorgebrachten„Tatsachen" verbürgt haben. Damit hat die französische Regierung offiziell die Behauptung Lefdvres auf eigene Kappe genommen, daß Deutschland alle Vorbereitun- gen für eine sofortige Mobilmachung von sieben Millionen Soldaten getroffen habe, daß neue Eisenbahnlinien zu stra- tegischen Zwecken im Hinteren Teil des Schwarzwaldes von ihr gebaut worden feien und dergleichen mehrl So wird das französische Volk amtlicherseito gegen das deutsche auf- gehetzt, so wird die Wiederkehr des wirklichen Friedens- zustandes in Europa planmäßig verhindert!_
Einem sehr ausführlichen Pariser Telegramm der Est- Europe-Agentur zusolge erwidert heute Lefdvre auf das „Matin"-Interview des Reichskanzlers. Er häll Punkt für Punkt seiner Behauptungen ausrecht. So bleibt er dabei, daß die neue strategische Eisenbalmlinie im Schwarzwald tatsäch- lich bestehe. Beweis:„Ein Reisender(I) habe sie gesehen." Nach dieser Probe wird man es begreifen, wenn wir auf die Wiedergabe der ganzen„Erwiderung" verzichten. Wir hoffen. daß Dr. Wirth sich aus eine weitere Auseinandersetzung mit einem Menschen, dessen Unzurechnungsfähigkeit immer deutlicher zutage tritt, nicht mehr einlassen wird. Wir hoffen aber zugleich, daß sich Briand . Barthou und die übrigen Minister Frankreichs auch in Zukunft mit ihm für solidarisch erklären werden. Denn erst, wenn diese Gesellschaft von Querulanten und Psychopathen zum Gespött derganzen Welt sein wird, wird man sie auch in Frankreich selbst nicht mehr ernst nehmen.__ Raüek über die«.Vorwarts�Entkullimgen. Aus Moskau wird uns vom 5. Dezember geschrieben: In der„Prawda" vom S., 3. und 4. Dezember veröffentlicht Rädel eine Artikelreihe über die Enthüllungen des„Vorwärts" und die Lage Deutschlands . Nach seiner Auffassung handelte es sich für den„Vorwärts" darum, die Bildung einer Arbeiterregierung zu oerhindern und die Koalition mit den bürgerlichen Parteien zu er- halten, darum habe er die Dokumente veröffentlicht, deren Wert Radet herabzusetzen versucht, wenn er auch zugibt:„Es unterliegt keinem Zweifel, daß der Gedankengang, es sei möglich, die Arbeiter- klasse auf künstlichem Wege in den entscheidenden Kampf zu ziehen, in einigen Kreisen der Partei Beifall fand und daß dies der Grund war für viele unser st ändliche Handlungen sehr guter Genoffen." Die Partei habe aber mit Hilfe der Dritten Jntcr- nationale„diese Versehen wieder gut gemacht". Die Entente wünsche Arbeiterunruhen in Deutschland , für die man die Kommunisten va- antwortlich machen könne, diese aber seien bei den letzten Hungc. krawallen nicht in die Falle gegangen. Die Arbeiterregicrung sei für Deutschland eine Notwendigkeit der äußeren Politik, denn ihr sei die Unterstützung der ganzen internationalen Arbeiterschaft sichrr. Die KPD. habe ihre Taktik der inneren Lage angepaßt, sie sei herein, eine Arbeiterregierung mit ollen Kräften zu unterstützen, ihre Be- teiligung an ihr sei durchaus zulässig. Rädel erwartet ein Scheitern der Verhandlungen über Anleihe und Moratorium und fetzt darauf große Hofsnungen für das Gelingen der kommunistischen Pläne. Für die Tatsache, daß die KPD. -Zentrale die Märzaktwn mit verbrecherischen Mitteln provoziert hat, ist es eine sehr liebenswürdige Umschreibung zu sagen, es seien„viele unver- ständliche Handlungen" passiert. Auch ist nicht zu sehen, was die KPD. getan hat, um dieses„Versehen", das Tausende von Arbeitern ins Unglück stürzte, wieder gut zu machen, diese Wiedergutmachung ist ganz der Sozialdemokratie überlassen geblieben. Erfreulich wäre es, wenn die KPD . wirklich ein für allemal auf jede Putsch- und Gewaltpolitik verzichtet hätte, dann müßte sie aber auch einsehen, daß eine Arbeiterregierung dann erst möglich wird, wenn sie sich auf eine sichere Mehrheit im Volk und in der Volksvertretung stützen kann. Eine Mehr- h e i t für eine sozialistische— nicht bolschewistische— Politik zu schaffen, ist das Ziel, für das die Sozialdemokratie unab- lässig kämpft und das sie schon erreicht haben könnte ohne das vernunftlose Treiben der Spielverderber von links. Was Radet über den taktischen Zweck unserer Veröffent- lichungen zur Vorgeschichte des Märzputsches schreibt, ist leere Phantasie. Unsere Leser wissen, daß der parlamentariscl?« Ueberfall, den die Kommunisten anläßlich des Lichtenburgsr Hungerstreiks auf unsere Partei inszenierten, den Anstoß zu unseren Veröffentlichungen gegeben hat.
Zetkungskrlse auch In Oesterreich . Sämtliche Diener Bl.'.iiec veröffenttichlen eine Eiklörung ihrer Herausgeber gegen tie von ben Papierfabrikanten geplante Erhöhung des Papier- preii e« auf das Tausendfache de« FriedenSvreiieS. Die Heraus- geber erklären, daß, wenn dieser Preis in Kraft tritt, der Bestand sämtlicher Blätter gefährdet ist und 20 000 Arbeiter und Angestellte, die in den Betrieben der Wiener Zeitungen be« sckäftigt sind, brotlos werden.
daß die Hunde am stärksten von der Seekrankheit ergriffen wurden, während sich die Kaninchen und Meerschweinchen durch das Schwan- ken und Schütteln überhaupt nicht in ihrem Wohlbefinden beein- fluffen ließen, obgleich sie sechs Stunden lang dem„Orkan" ausge- setzt wurden. Pozereki will nun diese Unempfindlichkeit der ka- ninchen gegen Seekrankheit zum Ausgongspunkt seiner weiteren Forschungen nach einem Mittel gegen diese Krankheit machen. Das leichteste holz. Das leichteste Holz, das wir bis jetzt kennen, ist das Holz des Balso- Baumes, über deffen intcr- effante Eigenschasten E. Küster in der„Umschau" berichtet. Der Baum wächst in den tropischen Wäldern Zentral- und Südamerikas und hat ein sich samtartig anfühlendes Holz, das dem einer hellen Fichte oder Linde gleicht. Die Eingeborenen bauen sich aus diesem auf dem Wasser schwimmenden Holz seit uralter Zeit Flöße, und deshalb nannten die Spanier den Baum Balsa, d. h. Floß. Ein Kubikdezimeter des Balsa-Holzes wiegt durchschnittlich 140 bis 160 Gramm, also ein Drittel weniger als Holz: doch gibt es auch Stücke, bei denen der Kubikdezimeter nur 70 Gramm wiegt. Die außerordentliche Leichtigkeit kommt von dem Bau der Zellen her, deren Wände sehr dünn sind und große Mengen Luft einschließen, die beinahe 92 Proz. des ganzen Volumens bildet. Im gewöhn- lichen Zustande foult Balsa leicht, und dadurch konnte es zunächst dem Kork nicht erfolgreiche Konkurrenz machen. Nach longjährigen Forschungen ist aber ein geeigneter Konservierungsprozeß gefunden worden, der das Holz gegen das Verfaulen schützt. Daraufhin hat sich«ine große Industrie in Amerika , haupt'ächlich während des Krieges entwickelt, und die Einfuhr stieg mit jedem Vierteljahr. Es bildete sich eine Gesellschaft zur Verwertung des Balsa-Holzes. die mit einem Kapital von 50 Millionen Dollar arbeitet, und im Jahre 1920 wurden 5'/t Millionen Kilo Balsa in Amerika einge- führt. Deutschland hatte im Jahre 1920 nur eine Einführung von 360 Kilogramm: 1921 sind aber schon etwa 10 000 Kilogramm zu uns gebracht worden. Ein Beispiel von hundelrcu?. Ein bemerkenswerter Fall von Hundetreue wird aus Altikon iin Kanton Zürich berichtet. Dort ging ein Jäger mit drei Hunden in den Wald: durch einen Unglück- lichen Zufall entlud sich seine Flinte und verwundete ihn tödlich. Einer der Hunde lief sofort nach sei.-cm Haus zurück und suchte die Aufmerksamkeit der Familie durct' Bellen zu erregen, aber die Dienstboten, die nicht. Schlimmes ahnten, schloffen ihn in di» Hunde- Hütte ein. Der zweite Hund rannte zu de:". Hause eines Freundes seines Herrn und oersuchte aus dieselbe Weise deffen Aufmerksamkeit zu erregen, jedoch ohne Erfolg. Am anderen Tage, als man sich auf die Suche machte, fand man die Leiche des Vermißten infolge des sammervollen Bellens des dritten Hundes, der bei dem toten Herrn geblieben war und ihn treu bewacht hatte.
-taS ffmkonifche crchrfter der Schntzpollzci gibt unter Leiwng von Schmalstich am Mittwoch im Maimorsaal am Zoo lein Konzert. Musik. Die nächste Veranstaltung der. N l e b c r s ä ch s i» ch c» Musikvereinigung- findet am Mittwoch, den 2*. i, M. abends 8 Übe, im Bechtteinsaal. unier Mitwirkung von Mlnng Ebel-Dild«. Arnold Ebel und Georg Diburtz stall. Einiiittskarten zu ermägigle« Preis(4 M.) bei Harsch und in der Porwärtsbuchhandlung.
Der Mensch ist öumm. von Artur Zickler. Die Friedlichkeit des Menschen ist Aufgabe der Erziehung. In der Schule, am Lehrbuch ist anzufangen. Die Züchtung natio- noler Eitelkeit, die verbrecherische Aufreizung jugendlichen Kraft- gefllhls zur Mordlust an Andereuniformierten waren die Wurzel olles Uebels. Die Frage der Beseitigung ist zugleich die des Ersatzes. Wir brauchen Schulbücher, die den Massenmord zu verabscheuen, die Kultur anderer Völker zu achten lehren. Der Nationalismus unserer Schullesebüchcr ist dumm und albern, leider war er darum nicht weniger wirksam. Er setzte voraus, daß die Maffe der Untertanen nie in die Lage kommen würde, durch eigene Anschauung fremde Art und fremdes Wesen zu würdigen, so genügte die plumpeste Der- Zerrung. Vor mir liegt ein«ben erschienene» Luch, da» gegen die natio- nalistische Verblödung angeht:„Der Mensch ist dummi Sa- tirische Bilder aus der Geschichte der menschlichen Dummheiten." Verfasser ist der französische Gelehrte Charles Richet ; die fleißige und geschickt kommentierte Uebersetzung besorgte der als Pazifist bekannte Professor Rudolf Berge r. Das Buch ist darauf angelegt. Volksbuch zu fein. Es hat Vorzüge eines solchen. So ist es einfach und eindringlich geschrieben, hat manch. mal Logik und Wucht. Es wird wirken Es schlägt den Krieg nicht einmal, es schlägt ihn hundertmal tot. Mit durchaus treffenden Argumenten. Das Buch beweist, daß der Krieg, in jeder Hinsicht, ein Verbrechen, dazu ein sinnloses ist. Aber der Krieg steht immer wieder auf. Woran liegt dos? Charles Richet irrt sich im Grunde. Der Krieg ist mehr, als er denkt. Mehr als eine Dummheit. Seine Wurzeln liegen tiefer, als Charles Richet glaubt, darum bleibt er oberflächlich. Sehr oberflächlich sogar. Ein Beispiel. Charles Richet spricht über die östliche Welt, die Raffen des Indischen Ozeans . Er schreibt:„Wir kommen nun zu den G e l be n, von denen es im gefanitcn Asien kribbelt und krabbelt und die Hälfte der Erde bedeckt ist(?)---- Sie sind klein und häßlich und hoben niemals aus jener Halbbarbar ischcn Kultur heraus- zukommen vermocht, wie sie sie sich(!) vor langer, langer Zeit an- geeignet hatten. Was sie an Persönlichem in ihrem Wesen haben, ist wenig empfehlenswert. Sie haben unförmliche Tempel gebaut, in denen das Gebet durch abzurollende Streifen Papiers ersetzt wird. Sie treiben reichlich Kindermord und Selbst. mord Nicht einmal ein leidliches Aiphabet haben sie sich zu schaffen verstanden---- Doch dos eine muß ihnen zugegeben werden: in der Prostitution haben sie es schon sehr weit ge- bracht... Im Vergleich zu den Weißen sind sie entschieden minderwertig..,."
Genug davon. Diese Art Weltbetrachtung und Menschenbeleh- rung steht auf der gleichen Stufe geistiger Verfaffung, wie die Aus. laffungen eine Kathederprügels, der feine Weisheit über Frankreich etwa folgendermaßen erschöpft:„Die Franzosen sind Sadisten und meistens syphilitisch. Ihre Kunst ist geschmacklos. Ihre Frauen be- fchäftigen sich vorwiegend damit, die Ehe zu brechen. Sie sind im Vergleich zu uns entschieden minderwertig...." So geht es nicht. Es ist nichts geholfen, den Teufel mit dem Beelzebub, Kitsch durch Kitsch zu verdrängen, eine Beschränktheit durch die andere zu ersetzen. E» gilt nicht nur die Gesinnung zu ändern, auch die Plattform zu erhöhen. Als ich dieses Buch einem Arbeiter zeigte, schrieb er hinter den Titel:„Der Mensch ist dumm"�, ein bißchen zu grob,„...und die Professoren sind es besonders." Wäre die Verbreiterin dieses Werkes nicht eine führend« pazifistische Organisation, wäre sein Derfaffer nicht eine leidlich prominente Per» sönlichteit, wäre der Pazifismus nicht eine zu ernsthaste Sache, hätte ich das Buch wohlwollend übersehen.
Ein privater Hexenprozeß. Eine„Hcxen".Afsäre, wie sie sonst die Geschichte in das dunkelste Mittelalter zurückdatieren muß, spielte sich vor kurzem in einem Dorfe in der Nähe von Lauenburg in Pommern ab,„im hellen Lichte des 20. Jahrhunderts", wie ein Chronist einmal einen ähnlichen Fall glossiert hat. Eine ältere, allein- stehende Bäuerin zeigte, wie ihre Nachbarin zu beobachten glaubte, ein merkwürdiges und aufgeregtes Wesen. Nach vielem Ucberlegen und Beraten kamen die Nachbarinnen zu der Ueberzeugung, die Frau sei vom Teufel besessen und sei mithin eine richtiggehende Hexe. Die Gemeinde, wie die Beseffene selbst können durch Aus- treibung des Teufels vor unabsehbaren leiblichen und seelischen Schäden bewahrt werden. Zur Bewertstelligung der Austreibung drangen die abergläubischen Weiber in die Wohnung der Frau ein, bemächtigten sich der vermeintlichen Veseffenm und banden sie aus drei nebeneinandergejetzlen Stühlen fest. Unter die Stühle setzten sie ein Gefäß mit glühenden Kohlen, über die eine Schicht wun- derwirkender Kräuter gelegt war. Dabei gruppierten sich die Hexen- richterinnen um die Weihrauchstätte und singen laut an zu beten. Als ihnen dann nach kurzer Zeit der Qualm zu stark wurde, rückten sie aus, ohne sich irgendwie um das Schicksal der festgebundenen Frau zu kümmern. Glücklicherweise ward das Schreien der Miß- handelten alsbald von einem Vorübergehenden gehört. Der Passant drang in die Wohnung ein und schnitt die bereits halberstickte Frau los. Die Befreite war kaum mehr imstande, sich aufrechtzuerhalten und mußte dem Arzt übergeben werden. Die„Richterinnen" wurden alsbald festgestellt und dem zuständigen Gericht namhaft gemacht. Der Seekrankheiksapparal. Ungewöhnliche Versuche hat ein Arzt des Pariser Pasteur-Jnftitutz Dr. Pozerski ausgeführt, um ein Heil- mittel gegen die Seekrankheit zu finden. Er ließ sich von einem Ingenieur einen Apparat herstellen, durch den die Bewegungen eines Schiffes auf hoher See k-nou nachgeahmt werden. Diese Maschine besetzte er mit einer gemischten Mannschaft von Katzen. Hunden, Tauben, Hühnern, Kaninchen und Meerschweinchen, und er fand,