haben und das noch in den letzte« Wochen lag für Tag vor ge- wissen Erscheinungen wie die der Plünderung gestanden hat, von heute auf morgen aus dieser Subsidienpolitik herauszuführen. Aber das darf uns nicht hindern, das Ziel energisch in die Hand zu nehmen und fest ins Auge zu fassen. Diesem Ziele müssen wir raschcstens zustreben, wenn wir überhaupt den Anspruch machen wollen, unsere innere Politik nach den autzenpolstischen Not- wendigkeiten einzurichten. Es war und ist die Aufgabe, die wir seit langem auf uns ge- nommen hoben, innerpolitische Wünsche, auch wenn ste von Parteien sehr energisch vertreten werden, hinter der außenpolitischen Notwen- bigfeit zurückzustellen. Da handelt es sich um Leben und Sterben einer Nation. Wir sehen mit großer Spannung den Besprechungen der alliier- ten Staatsmänner entaegen. Wir wollen diesen Besprechungen nicht vorgreifen, vor allen Dingen nicht durch eine unnütze Polemik. Die Auffassungen, die in Frankreich vielfach gehegt woro-n sind, als ob es nur vom guten Willen Deutschlands abhänge, die Milliarden Gold scheffelweise auf den Tisch zu schütten, werden hinter der großen weltpolitischen Notwendigkeit zurücktreten. Nicht nur wir in Deutsch - lcnd haben vielfach eine Scheinwlrtschaft. Lch bezeichne die Wirt« schaft als Schein, die unter dem Sturz der Doluta künstlich aufgebläht ist: das ist ein Schein, aus dem vielleicht in wenigen Monaten ein sehr bitteres Erwachen folgen kann. Diese Scheinblüte, die uns von der Gegenseite vielfach als Vorwurf vorgehalten wird, zeigt sich in anderen Ländern in ganz anderer Form: in England und Amerika in der großen Arbeitslosigkeit. Diese Ar- beitslosiakcit ist nicht etwa für stch isoliert zu betrachten. Das war gerade das Unglück der Welt, daß man Deutschlands Lage, Eng- lands Loge. Amerikas innerwirtschaftliche Lage jeweils Isoliert für stch betrachtet hat, ohne sie in die große Weltwirtschast hineinzuver- flechten, die stch in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat, und ohne daraus die politischen Forderungen zu ziehen. Es ist nicht möglich, die Welt und insbesondere die europäische Wirtschaft zu sanieren, wenn der ganze Osten Europas in stch zusammeugebrocheu bleib!, wenn die Kaufunkraft der osteuropäischen Völker nun auch aus di« miiteleuropäischen Länder ausgedehnt wird, von denen ja nur das arme Deusschösderreich als Beispiel dafür'genannt werden kann, wie ungeheuerlich di« Folgen der kranken Weltwirtschaft gerade in Europa stnd. In England stnd jetzt gewisse politische Probleme einer Lösung entgegengesührt worden, zu denen wir uns zurzeit nicht kritisch zu äußern haben, denn wir haben in den großen Welthändeln zurzeit sehr wenig zu suchen, wir müssen uns in diesen Fragen zurückhaltend bewegen. Nachdem dies« Fragen einer gewissen Lösung entgegen- geführt worden stnd, ist es klar, daß di« englische Politik der großen Frage der Arbeitslosigkeit im eigenen Lande nähertreten mußk und auch nähergetreten ist. Diese Fragen sind in England und Amerika nicht lösbar, wenn man nur von dem Frie- densvertrag» von Versailles und dessen Taten, insbesondere dem nachfolgenden Diktat in London ausgeht. Diese Fragen stnd nur lösbar und werden eine Lösung i-ur finden, wenn nicht nur die englische Finanz, und chandelswelt, sondern auch die eng» lisch«Politik selbst ihre Blick« wieder dem europäischen K o n t i n e n t z u w e n d e t. Es ist kaum jemals in den vergang»- nen drei Jahren, die für uns ein sortoesetzter Leidens- und Kreuzweg gewesen stnd, in der Welt mit so klarem Blick dos Wirtschaftlich« gegenüber den rein politischen Erwägungen des Siegers in den Bordergrund getreten. Diese Lage gilt es nun polilifch für das deukstkie Volk{« zu gestallen. daß wir— darüber kann ich natürlich keinerlei Verfvrechuügen abgeben— zu einer ernsten und wahren Refprechiim» der Derpstichlunqen kommen, die man Deulschlond in '«er Stunde de» Triumphes der Segenseike auferlegt hat. Die Wege werden wir nur ebnen können, wenn wir hier im Deutschen Reichstage entschlossene Parteien finden, die hinter die Re- gierung treten und . die Innerpostlifch« Notwendigkeit der außenpostlischen Lag« unterordnen. deren Ausblicke ich genügend gekennzeichnet zu haben glaub«. Ich bin« Sie also nicht nur um Ihr« Aeuherungen, sondern um Ihre tatkräftige Mitarbeit in den Ausschüssen. Dabei liegt der Schwerpunkt in den steuerlichen Plänen, di« wir Ihnen unterbreitet haben. Ein Kompromiß ist notwendig und muß schnellstens gefunden werden. Wenn wir nicht in der Lage sind, die steuerlichen Pläne zum Abschluß zu bringen, so ist nicht nur diese Poliilk. die wir be- gönnen haben, gescheitert, dann ist übcrhonpl die deutsche Politik geschei!-rt, weil wir in der West nicht weiterkommen, wenn wir uicht ernstlich den Willen kundgelan haben, steuerlich das zu leisten, was nach einem so verlorenen Kriege unbedingt notwendig ist. Deshalb bitte ich Sie um Ihre Unterstützung und, wenn nötig, in den tom- Menden Tagen— ob es noch vor Weihnachten möglich sein wird. weiß ich nicht— um die unbedingt notwendige politische Ent'chci- dung im Deutschen Reichstage für die Führung der Gesamtpalitik des Deutschen Reiches. Hierauf wurde in die Deiterberatung des Etats eingetreten. Zibokf noffmaun bittet uns mitzuteilen, daß die Behauptungen der bürgerlichen Presse, er oder seine Frau hätten ein Rittergut ge- kaust, in jeder Hinstcht unwahr und völlig erfunden sind.
Was sagt EnylanöZ London, 16. Dezember. sEE.) Heute mittag findet in London eine Sitzung des F i n a n z k o m i t e e s des englischen Kabinetts statt, die die gegenwärtige Weltwirtschaftslage und die Frage der deutschen Reparationen erörtern wird. Diese Zusammenkunft ist notwendig, um Vorbereitungen für die Zusam- menkunft zwischen Briand und Lloyd George zu treffen. Der Lorökanzler für Sesamtregelung. London , 16. Dezember(CE.) Der Lordkanzler Dirkenhead sprach bei einem Festessen der nationalen Bereinigung der englischen 1 Fabrikanten. Er begann mit der Erklärung, daß an eine B e z a h- lung der Schulden Deutschlands kaum zu denken sei. Wenn er beaustragt würde, die Dinge in der Welt zu ordnen,� so würde er Deutschland sagen: Du kannst eine Entschädigung für i die Zerstörungen, die du m Frankreich und England angerichtet hast,! anbieten, lju mußt diese in Arbeit und Materiol zahlen! Um Eu ropa wiederherzustellen, muß man zu einem Einvernehmen mit Frankreich und Deutschland gelangen. Man muß ein Einoernehmen mit Rußland treffen. Es fei töricht, daran zu denken, daß die Krise durch einen Zahlungsaufschub geregelt werden könne. Die zu treffende Regelung müsse die Gesamtheit des Problems berühren, ein Resultat, das mit Hilfe der Weisheit der französischen Staatsmänner erlangt werden müsse. Eine Rede Llopü Georges. London , 16. Dezember. (WTB.) Das Problem der Erwerbs» losigkeit und feine Beziehungen zur internationalen Lage wurde gestern zwischen Lloyd George und einer Abordnung des Voll-- zugsausfchusfes der Arbeiterpartei, des Generalrates des Ge- � werkfchaftskongrcsses und der Parlamentarischen Arbeiterpartei er- j örtert, die ihm die Entschließungen der letzten Arbeiterkonferenz unterbreitete und befürwortete. Roch einer Ansprach« von Elynes erinnerte Lloyd George zu- nächst daran, daß Briand nächste Woche auf seine Einladung nach London komme, um mit ihm die wirischaftliche Lage zu er- örtern. Lloyd George sagte weiter, das deutsche Volk leb« unter einer Verlängerung der ungesunden Verhältnisse des Krieges. R a t h e n a u habe ihm in der letzten Woche gesagt, daß in Deutsch - land binnen sehr kurzer Zeit ein unbedingter Zusammenbruch erfolgen müsse, wenn die Dinge so weiter gingen Lloyd Georg« wies auf die ungeheure Vermehrung des deutschen Papiergeldes und die ungesunden Verhältnisse der Produktion hin. Die groß« llnstalion der Mark Hab« zu einer allgemeinen Rachfrage nach Ware geführt, da seder- mann die in seinem Besitz befindlichen Popiermark los fein wolle, bevor ihr Wert weiter gesunken sei. Ungesunde Verhältnisse dieser Art rächten sich immer. Lloyd George forderte die Arbeitervertretung auf, bei ihren Vorschlägen zu bedenken, ob nich� durch ihre Befolgung ähnliche Zu- stände in England hervorgerufen werden könnten. Er könne die Verantwortung für solche Schritt« nicht übernehmen. Die Besse- rüng würde dann vielleicht zwei oder drei Jahr« beanspruchen, aber zum Schluß würde die Zahl der Erwerbslosen in Eng- land auf 5 oder 6 Millionen gestiegen sein und der Wert des ver- dienten Geldes würde sich ungeheuer vermindert Hab». Zur RcparaNonsfrage erklärte Lloyd Georg«, es handle sich nur um die Bezahlung der Wiederherstellung der zerstörten Gebiete und die Bezahlung der Kriegspensionen: darüber hinaus werde nichts gefordert. Deutsch . land habe bisher noch nicht einmal begonnen, für die oerwüsteten Gebiete zu zahlen: es habe nur teilweise für di« Besatzungsarmee bezahlt. Lloyd George fragte, ob England wirklich darauf ver- zichten solle, daß Deutschland für den angerichteten Schaden bezahle. England habe auf andere Weise Verluste erlitten, wenn es auch keine verwüsteten Gebiete habe. Er glaube nicht, daß irgendeine verantworkliche Person in England vorschlage, daß man ans den Schadenersatz verztchken soll. die Haltung Frankreichs . Paris , 16. Dezember. (ET.) Ueber die Haltung Frankreichs der deutschen Rot« an die Reporationskommisswn gegenüber erfahren wir. daß militärische Sanktionen einstweilen nicht in Aussicht genommen stnd, weil der Artikel 264 des Dersailler Ver- trags dem entgegensteht. Dieser Artikel gewährt Deutschland die Vergünstigung, von der Reporationskommission einen Zohlungsauf- schub zu fordern. Die Reporationskommission kann nun entweder
diese Forderung rmtdweg ablehnen oder an die Alliierten berichten. Darüber wird es jedenfalls zu einer eingehenden Beratung zwischen den Alliierten kommen. Während dieser Zeit werde jedenfalls der Zahlungstermin vom IS. Januar verstrichen sein. Frankreich selbst hat kein llakeresse an den Zahlungen vom 15. Zanuar und 15. Fe- bruar, weil diese einmal zur Befriedigung der belgischen Priorität und ferner als Entschädigung für die englischen Besotzungsunkosten dienen sollen. Würden aber die beiden genannten Alliierten darauf dringen, daß Deutschland diese beiden Zahlungen in vollem Umfange leiste, so würde stch Frankreich bereit erklären, als Mandatar der Alliierten gegen Deutschland Zwangsmaßnahme« zu ergreifen. Allerdings ist nicht damit zu rechnen, daß England und Belgien militärische Zwangsmaßnahmen gegen Deutschland fordern würden. Dagegen wird Frankreich jedenfalls die Forderung er» heben, daß Deutschland gegenüber finanzielle Maßnahmen ergriffen werden, namentlich die Einsetzimg einer Sonkrolle über die Reichs- dank, damit die Ausgab« von Banknoten eingeschränkt werde, ferner wird Frankreich verlangen, daß eine energische Kontrolle über da« ganze deutsche Finauzgcbarcn ausgeübt werde.
die Anklage im Jagow-�rozeß. Festungsstrafen für Jagvw, Wangenhcitu und Schiele beantragt. ' F. KL Leipzig, den 16. Dezember. Nach eintägiger Pause begann die Verhandlung gegen Iagaw, Wangenheim und Schiele am Freitag aufs neue. In Erwartung der Anklagerede des Oberreichsanwalts war der Zuhörerraum wieder sehr stark besetzt, trotz der Erschwer» nisse. die der Erreichung von Eintrittskarten entgegengesetzt sind. Bevor jedoch die Plädoyers beginnen, werden noch einige Schreiben verlesen, die eine Korrektur von Zeugen» ausiaqri darstellen. General v. Hülsen telegraphiert, daß nicht Ludendorss. sondern er selbst mit Lüttwitz im Auto gefahren sei und in einem anderen Dom'nicus, Südekum und Oeser folgten. Di« bestimmte Aussage Südekums, daß Ludendorff mit Lüttwitz gefabren fei, sei irrtümlich Auch T r a u b meldet sich noch einmal. Erst m,s den Zei- tungen hat er erieben, welche Wirkung feine kläglichen Aus» flüchte vor dem Reichsgericht hatten. Er hält es deshalb für nötig— ob aus eigenem Antriebe oder weil ibm Freunde rieten, bleibt unentschieden— dem Gericht brieflich zu ver» sichern, daß seine Bemerkung:„Wir waren ja olle nicht be» teilt gt" falsch verstanden sei. Cr leugnet feine aktive Beteiligung nicht, ebensowenig diejenige der Angeklaaten. Sodann beginnt der Oberreichsanwalt Ebermeyer feine Anklagerede mit einer kurzen juristischen Betrach» tung über die Frage, ob der 8 81. Abs. 2 des Strafgesetzb-ches. der von einem gewaltsamen Vorgehen zur Aenderuna der Verfassung spricht, überhaupt noch zu Reckt bestehe. Diese Frage ist bereits früher auigeworsen und schon in anderen Hochverratsprozcssen entschieden worden; die angeführte Be» stimmung besteht noch zu voller Geltung. Rur dieieniaen Be» sttmm"ngen des Strafgesetzluiches sind außer�Krast, dt« Vr Verfassung entgegenstehen. Die Angeklagten sind hesch"ldigs, sich als Mittäter an dem Unternehmer zur gewaltsamen Aenderung der Verfassung beteiligt zu haben. D Leipzig. 16. Dezember' sWTV.)?m Zagow-Prozeß vor den, Reichsgericht ergriff aisbold nach ErSsfnung der heuligeu Perhand- lung der Oberreichsanwalt da, Wort. Er bejahte tle Frage, ob das Kapp-Untcruehmeu strafbar nach§ 81, 2 lhochoerrat) ist. Es jci nicht richllg. daß da- weilerlagen der Nalioualoersammlung vcr- fassungswidrig war. Das Ziel Sapps and seiner Levle sei keineswegs gewesen, die angebllch verletzte Versassnag wieder» herzustellen, sondern an Stelle der bestehenden Verfassung gemalt» sam eine andere zu sehen. Die Verhandlungen hätten seines Erachtens ergeben, daß die drei Angeklagten als ZNittäler in Vetracht kamen, nicht nur als die Helfer. Sie hätten sehr wohl gewußt, was sie taten. Die Amnestie lasse alle srei, soweit sie nicht Urheber oder Führer seien. Es könne aber kein Zweifel dar- über bestehen, daß die drei Angeklagten Führer im Sinne des Gesetzes feien und demgemäß nicht unter die Amnestie fielen. Der Oberreichsanwalt beantragte am Schluß seiner über zweiflündi- gen Ausführungen onler Zubilligung mildernder Umstände gegen Z a g o w eine Festungsstrafe von sieben Jahren, gegen von Van- g e n h e i m und Schiele eine solche von je sechs Jahren.
Tragik öer Konsumenten. Es ist eiit« eklige, aber unumstößliche volkswirtschaftliche Tat- jache, daß die Welt in Produzenten und Konsumenten zerfällt: in Leute, die etwas verkaufen, was man haben muß, und in die an» deren, die«!was haben müssen, was nur käuflich zu erwerben ist. Der Gegensatz besteht: er besteht bis zur Feindschaft. Er hat den Haß der Lohnsklav» gegen die Herren der Produttion gezeugt, Die einen machen ihr Geschäft mit der Not der anderen. Diese an- deren sind wir, die Konsumenten. Käufer sein, ohne selbst irgendwie am Markte teilzuhaben, sei es Äs Produzent, als ZwischenhäMer, Detaillist, Gewerbetreibentter, Rur»Käuser sein, lediglich mit dem Anspruch eines Scheinwertes (nämlich der Popiermark) ist unter den heutigen Verhältnissen fürchterlich. Man ist schutzlos der Gewinnlust preisgegeben. Wehe dem, der auf den Markt kommt, nur mit dem Lohn der Arbeit und Leistung? Ihm wird das wenige genommen. Der Preis der Sache, die man braucht, oerschlingt den Lohn. Denn mit dem Preis müssen wir den Gewinn bezahlen, den der Produzent und der wucherische Zwischenhandel zeitgemäß kalkuliert, indes der Lohn ganz unzeit- mäßig kalkuliert ist. Wir Komsumemen seufzen unter dem ungeheuren Auseinander- klaffen von Gewinn und Lohn. Der Gewinn ist so, daß der, der ihn einsteckt, auf dem verteuerten Markt noch immer ein« Rolle spielen kann. Der Festbesoldet«, der auf den Verdienst aus einer Leistung Angewiesene Hot sein« Rolle aus dem heutigen Markt aus- gespielt. Alle Preise, die ein Produzent lebenswichtiger Ding« fordert, sind(am Durchschnittslohn gemessen) heimliche Monopolpreis«, ver- schleiert« Wucherpreise. Der Wuchercharakter tritt um so deutlicher zutage, je höher der Sachwert steigt und der Geldwert sinkt. Rur bis Sack)? ist— Sache: Geld ist Dreck. Weh dir. Konsument, der du mit einem Päckchen Dreck auf den Markt kommst! Du verteilst es an Bäcker, Fleischer Schuster, Kohlen- mann, Kleider» und Steuermacher— und bist nackt, hungerst, frierst und wirst überdies noch steuerlich gepfändet. Fleischer'.»id Kleidermacher, Bäcker und Schuster haben einen ungeschriebenen Pakt geschlossen Jeder von ihnen kann kau'eii, was er brauch:, tsstl er zu verkaufen hat. was der andere braucht. Jeder kann sein Bedürfnis befriedigen, weil er selbst eines midern Bedürf- nie unmittelbar zu befriedigen hat. La» Geld spielt nur«in« Schein»
roll«. In Wahrheit haben wir heimlich schon längst die primitive Form der Naturalwirtschaft. Mehl gegen Stosf, Leder gegen Fleisch, Schuh« gegen Zucker. Ethisch läßt stch überhaupt kein Gewinn rechtfertigen, der aus einer Sache kommt, di« für den Mittnenschen lebensnotwendig ist. Aber auch unterhalb dieser ethischen Forderung ist kein Preis für Kardinalprodukt«— sei es Mehl, Kohle. Kartoffel— wirtschaftlich gerechtfertigt. Der Konsument muß sich zum Maß aller Ding« machen. Ied« Art des Widerstands, der Protestes, der Gegenwehr ist wilitommen: jedes Mittel, das die Wirtschaft unter dos Bedürfnis und die Kon» troll« der Konsumenten bringt, sei begrüß. Ein« feste, militärisch disziplinierte Konsumentenorganisation. die durch ihre Vertretung die Produktion, insbesondere den Zwischenhandel kontroMert, ist ein Gebot der Stund«.__ H.N. Schiller-Theater:„Ein Mnkermärchen von Shakespeare . Di« Aufführung dieses selten gespielten Shakespearischen Märchenftückes, das man vor langen Jahren bei Reinhardt mit Else Heims in der Rolle der Hermione sab. gelang über alles Erwarten. Stimmungs- voll in bunt bewegten Bildern, deren Eindruck durch malerische, land- schaftliche Hintergründe feinsinnig unterstützt wurde, zogen die oben- teuerlich wechsclvcllen Begebenheiten vorüber. Die Verblendung des Leontes, der aus der Freundlichkeit, mit der Hermion «, die sittsame und schöne Gattin, den fürstlicken Gastfreund aus dem Böhmcrlande zum Derweilen einlädt, dos Gift des eifersüchtigen Wahnes saugt und, frevelnd die beste der Frauen von stch stößt: das Hirtentretben im Böhmerland, wo Pcrdita, von einem Schäfer gerettet und zur Jungfrau erblüht, in treuer Liebe dem böhmischen Königsfohn die Hand zum Bunde reicht. Endlich das strahlende Märchenwunder des Ausgangs, da die Statue der Verstoßenen vor des reuiaen Leontes Auaen erwachend niedersteigt, den Ga'ten und der Tochter neu geschenkt. Die Jahre schienen an Else Heims , die man als Gast gewonnen, fast spurlos oorüberaeoanaen. D!« gleiche fonnio-hell» Heiterkeit im Auftakte des Stückes, die gleiche überzeugend starke Kraft der Reinheit, als ste. für ihre U'stch'.ilb zeuat. Wunderbar rührend brachte ile die tiefe Poesie des Schlusses, den Wandel zur Be- fecluna. das Einströmen neuen, überschivänalich hoben Glücksgefühls zum Ausdruck. Jdr stand in Georg Paeschke ein in der ttiran- nisch zügellosen Wildbett des Tcmneraments trefflich gezeichneter Leontes aegenüber. Unter den Nebenfiguren traten mit choraktr- ristilcher Färbung der alte Schäfer Menzels,»le der biond-ein- faltig» Schäierfsbn Reinhold K ö st l i n«, vor ollem ober der shoke- fpearilch vollblütige, famcl« Gauner des Herrn Assred Braun her- vor. Fetzulein Edith Fritz oob in den, auch was dg« Enfemb!« in- langt, sehr gut gelungenen Schäferszenen, der Perdita, echt fugend-
frische, halb übermütig«, halb innige Anmut. Rur ganz wenig« Lücken störten etwas in dem sonst geschlossenen Ganzen. ät. Pstichken des Theaterbesuchers. Die Dolksbühne gibt in ihrem letzten Nachrichtenblatt Anweisungen für dos Verhalten im Theater. die allgemeine Beachtung verdienen: Es ist selbstverständlich, daß nicht in allen Besuchern gleich ein volles Verständnis für die Femheiten künstlerischer Gestaltung be» steht. Es wird immer solche geben, die gerade bei ernsten, au» tiefftem Schöpferdrong gezeugten Werken zunächst unergriffen bleiben. Wer aber eine Vorstellung besucht, hat die Pflicht. Rücksicht auf di« Gemeinschaft zu nehmen, der er sich aus freien Stücken anschloß, d. h. Rücksicht auf ihren inneren Zweck: seine Schuldigkeit ist es, durch Selbstdijzivlin, durch angemessenes Bcnehmen die Hingebung der anderen nicht zu stören. Bon jedem Besucher ist zu verlangen, daß er pünktlich zur Vorstellung erscheint. Wer zu spät kommt, hat sich wenigstens nicht durch Betteten des Ztischausrroiimes während des Spiels oder gor störendes Aussuchen feines Sitzes unliebsam bemerkbar zu machen. Es ist gleichermaßen ein Zeichen von Unbildung wie von Rücksichtslosigkeit, wenn jemand während des Spiels mit seinen Nachbarn schwätzt, ißt, mit Papier knittert oder ähnliche störend« Geräusche verursacht. Auch neun Zehntel allen G« h u st e s und Geschnäuzes, das heute die Borstellungen durchtost, kann unter- drückt werden. Wo�irgendein besonders spannender Vorgang die Aufmerksamkeit packt, verstummen allgemein diese Geräusche von selbst: ein Beweis, daß ste nicht„naturnotwendig" sind. Zum mindesten sind stets erhebliche Dämpfungen möglich. Ungehörig ist es auch, in einem ernsten Stück lautzu lachen. selbst wenn man b.i einer Stelle einmal glaubt, daß etwas„komisch� wäre. Oft wird diese Auffassung ein Mißverständnis sein: aber auch, wo der Dichter vielleicht seiner ernsten Darstellung ein paar feine humoristische Lichter aussetzt— man denke etwa an die Eha- rakterschilderung Hsalmars in der„Wildente"—, zerreißt ein lautes Loslachen die Stimmung. Ein feinfühliger Mensch wird hier auch gar nicht in Versuchung kommen, sich durch vernehmliche Lachtöne bemerkbar zu machen. Je mehr sich scjmand zusammennimmt, s« energischer er jeder Versuchung zum Schwatzen, Husten usw. Widerstand leistet, je stärker er sich darauf konzentriert, dem Werke des Dichters zu foigen. je rascher wird er instand gesetzt werden, dieses Werk zu verstehen, um so mehr wird es ihm geben, umjogrößerenGenußwirder von de» Theater haben. Viue Atifrnng zu fffir« eiusb nlebribentschen Richters. fSret de» nttderveiltichin Hermann 2s k d o r f. der kärzllch reftorben ist, haben flch mü treten lämttlcher niedsrb«u!'ch«r ltirrarlsche« vereine»ujammeugelau, um«in« Htkluarm» vozdors» Sllsttmg WS Leb« zu r uj eu.