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Dazu kommt noch etwas sehr Peinliches. Wie einst die 'Kreuzfahrer gegen die Türken zogen mit dem RufeGott will es!", so unternimmt die weiland Nationalliberale Partei ihren entschiossenei! Sturm auf die Ministersessel mit dem Rufe: England will es!" Immer wieder wird einem in Zeiwngsnotizen, Reden, Andeutungen aller Art der Gedanke cntgegengetragen, die Aufnahme der Partei Strefemann flies: Striefemen) sei unvermeidlich, weileinflußreiche eng- Zische" Kreise sie wünschten. Die Sache wird noch peinlicher durch den Umstand, daß auch dies ein parteitaktisches Schwin- delkunststück ist, denn dieeinflußreichen englischen Kreise" sind sicher zu taktvoll, um sich auf diese Weis« in die parteipoli- tischen Verhältnisse Deutschlands einzumischen. Es muß offen ausgesprochen werden, daß man sich in sozialdemokratischen Kreisen von diesem Treiben höchst abge- stoßen fühlt. Die Deutsche Volkspartei soll lieber ihre Karten aufdecken und sagen, was sie will und was sie denkt. Entweder sie hat sich davon überzeugt, daß die bisherige Politik der Re- gierung richtig war, dann soll sie diese Politik im Interesse des deutschen Volkes und ohne Haschen nach parteipolitischen Vor- teilen loyal unterstützen, oder aber sie hält diese Politik für ialsch, dann muß sie den Sturz der Regierung Wirth und die Bildung einer Regierung von Gegnern der bisherigen Politik anstreben, also einer Regierung, in der d i e S o z i a l- demokraten nicht mehr sitzen werden. Aber auch in diesem zweiten Fall hat sie dem Volke gegenüber die verdammte Pflicht, zunächst einmal Gewehr bei Fuß stehen zu bleiben und im Zuge einer bedeutungsvollen außenpolitischen Aktion alle parteitaktischen Manöver und Quertreibereien zu unterlassen. Das Verhalten der Deutschen Volkspartei wäre geradezu unverständlich, wenn man nicht eben wüßte, daß Herr Stinnes dahinter steht. Wir wollen die Indiskretionen nicht fortsetzen, in denen sich wieder einmal ein Teil der Ber - liner Presse gefällt, indem er aus den vertraulichen Beratungen des Auswärtigen Ausschusses allerhand Pikantes be- richtet. Nur so viel mag gesagt sein: Herr Stinnes, der ge- miß ein ungewöhnlich tüchtiger und erfolgreicher Kaufmann ist, erweist sich mit jedem politischen Auftreten mehr als ein ratloser Dilettant in der Politik. Die Nationalliberale Partei , die sich jetzt die Deutsche Volkspartei nennt, stand im Kriege unter dem Kommando eines militärischen, jetzt steht sie unter der Leitung eines kapitalistischen Halbgottes aber zu einer Führung durch Politiker hat sie es noch niemals gebracht. Darum hat iie geholfen, den Krieg zu verlieren, darum hilft sie jetzt den Deutschnationalen auch im Frieden zu verlieren, was sich sonst noch retten läßt. Uns aber ist die Entscheidung über das Schicksal Deutsch - lands zu wichtig, als daß wir auch nur die geringste Rücksicht nehmen könnten auf die wechselnden taktischen Einfälle des Herrn Stinnes , denen, am goldenen Zügel geleitet, die Deutsche Volkspartei willenlos folgt.

Llopö Georges Reüe. London . 16. Dezember.(MTB.) Lloyd Ccorge erklärte in semer Ansprache an die Arbciterdeiegationen welter: Er sei in dieser Frage keineswegs frei. Er sei verpflichtet, daraus zu sehen, daß Deutschland bis zpr äußersten Grenze seiner Leistungsfähigkeit gehe. Lloyd George stäche, ob er vielleicht sagen solle, die englische Ar» beiterpartei habe ihn dringend ersucht, Frankreich zu erklären, daß er Frankreich bei dessen Forderungen nach Reparationen für die verwüsteten Gebiete nicht unterstützen könne. Dos sei nie» mal? vorgeschlagen worden. Seiner Ansicht nach bestehe in Wirk- lichkeit keine ernste Meinungsverschiedenheit zwischen der Arbeiter- Partei und irgend jemandem In dieser Frage. Die Schwierigkeit sei mir, die beste Methode ausfindig zu niachen, um die Reparationen hereinzubekommen. Es fei klar, daß die Bezahlung der Reparationen Deutschland schmerzen müsse. Die Nichtbezahlung aber würde Frankreich zweifellos sehr schmerzen. Die Autoritäten der ganzen Weit hätten danach gestrebt. den besten Weg zu finden, um die Reparationen, die Frankreich

Deutscher und lateinischer Humor. Bon Max Hochdorf . Man spielte im Slaatstheater Georg Büchners schnörkelig revolutionäre KomödieLeonce und Lc na" und des Italieners Carlo Goldoni Harlekinade»Der Diener Zweier Herren". Die sehr verschiedenen Humore, die über die Bühne sprühten, verrieten beinah« so etwas wie Rasteneigentllm- lichkeit. Hier der schwermütig eingestimmte» immer zur Aufstands- Phrase bereite Deutsche , desten knabenhafte Jugend sich unendlich beißend entlädt. Der deutsche Jüngling lehnt sich gegen alles auf, was feine Zeit seinem Gehirne bot, gegen Kaniische Eittenstmge und monarchische Dummheit, er.ist ein Stürmer und Drönger, ein unseliges Genie» das imstande war, selbst in die Komödie seine hohe Wissenschaft hineinzutragen. So jung und so unselig schon, schon so versessen auf das Zerwühlen mit Worten. Immer eine tragische Grimasse, die selbst durch die«Karnevalslarve sichtbar wird, und da- bei die kostbare Berträumtheit, die dieses seltsame Wunderwerk der deutschesten Literatur mit hundertfacher Poesie verklärt. Und wie- viel Eelbstbeichte in Georg Büchnerz Stück! Er, der unendlich Emsige, der mit Bewußtsein tn fünf Jahren eine ganze Mannes- lebensarbcit hineindrängen wollte, singt das Prrtslied der Faulhell mit höchst verlockenden Tönen. Dagegen der Italiener, der nur an das klassisch Wirksame und an die äußere Tollheit der Szene denkt. Es stach zwar Goldoni der Ehrgeiz, den ordnungsliebenden Moliere zu übertrumpfen, er wurde trotzdem nur ein famoser Spaßmacher. Das hinderte übrigens nicht die mit der Guillotine umgehenden Pariser Herren von 1793, die keinen Spaß verstehen wollten, ihren Gast, den talienischen Dichter, beinahe verhungern zu lassen. Es mußte sich der pathetischste der stanzösischen Dramatiker, Herr Chenier , darum bemühen, daß Goldoni mit seinen 86 Jahren wenigstens eines natürlichen Todes sterben konnte. Bei dem Italiener kaum eine Anspielung auf Zeit- dinge, kein Aufruhr, kein Haß, nur das Würfelspiel der Komik. Das Feuerwerk des Witzes, das glänzend explodiert bei dem Italiener, Sinnigkeit, die das Uebersinnliche nicht scheut, sogar in dem Witze des Deutschen . Man gab sich im Staatstheater mit einer prächtigen Aus- gelaffenheit dem deutschen und dem italienischen Werk hin. Das Bühnenbild_ war ganz Theater und heitere Stegreifkulisse für Goldoni . Für Büchner hatte man eine zartbeiichtete Romantik im fröhlichen Zopfstil aufgebaut. Lothar M ü t h e l hat die Süßig- keit seiner Sprache in dem letzten Jahre vollendet. Sein des Froh- sinns übersättigter, weltschmerzlich erschlaffter und plötzlich in Liebe wieder aufblühender Prinz war eine sehr zarte Kunstschöpfung. Die Rundlichkeit des weisen Klaus traf Karl Ettinger ohne den Spitzbüberei übermäßig nachzugehen. Es spreizte sich Herr Legal als aufgedonnerter König vorzüglich, und Fräulein Seidel zwitscherte die liebesstarke Prinzestin sehr hold. In der Goldonischen Poste begegnete man der fabelhaften Sprachgeläusigkeit und Körper- oeschmeidigkeit des Herrn Fritz Hirsch , der den hagcrai Lakaien, Tölpel, Tausendsassa und Hanswurst mit geradezu venezianischer HllvKgkell ausstattete.

brauchte, zu sichern. Er würde Vorschläge von jeder Seite be- grüßen. Das britische Volt wolle, daß Europa sich beruhige und daß überall normale Verhältnisse bestehen. Frankreich könne aber nicht zur Ruhe kommen, wenn es Schulden mache, um seine zerstörten Gebiete wieder herzustellen. Es handele sich um die Frage, ob diejenigen, die Schäden angerichtet hätten, sie auch bezahlen sollen, oder ob diejenigen zahlen sollten, die nicht ver- antwortlich seien. Lloyd George sagte weiter: Die Schulden Großbritanniens be- tragen eine Milliarde Pfund. Die Schulden der Alliierten an Großbritannien bettagen jedoch zwei Milliarden Pfund selbst �ohne Zinsen. Er wolle mit jedermann auf einer Konserenz diese Frage erörtern, könne aber nicht einsehen, daß die Aufhebung der Schulden durch eine einzige Macht von sehr großem Nutzen sein könne. Er stimme daher mit der Resolution der Arbeiterpartei überein, daß es wünschenswert sei, wenn alle Nationen zu einer lieber- cinkunft in dieser Frage gelangten. Anfragen im Unterhaus. London . 16. Dezember. (WTB.) Im Unterhause erklärte heute Staatssekretär Hilton Boung aus eine Anfrage K e n w o r- t h y s, die Reparationskommission habe eine Rote von der Deut- schen Regierung erhalten, in der diese um eine teilweise Lerschie- bung der Januar- und Februarzahlungen ersuche. Die dadurch ge- schaffene Lage werde von den Alliierten erörtert werden. In An- bettacht der Dringlichkeit dieser Frage könne die Regierung jedoch nicht oersprechen, ihre Entscheidung aufzuschieben, bis das Haus wieder zusammengetreten sei. Kenworthy fragte weiter, ob irgendwelche Sanktionen, wie die Besetzung des Ruhrgcbiets, nicht auf eine neue Kriegserklärung hinauslaufen würden und ob dos Parlament sie nicht erörtern sollte, bevor sie beschlossen würden. Das Parlamentsmitglied Venn rief dazwischen: Soll das heißen. daß die Regierung neuen militärischen Sanktionen zustimmen werde, ohne das Parlament zu befragen? Poung erwiderte: Ich kann dem, was ich gesagt habe, nichts hinzufügen. In Er- widerung auf eine weitere Anfrage erklärte Poung unter ironischen Zurufen der Arbeitervertreter. der bisher von Deutschland auf Grund der Reparations- und finanziellen Bestimmungen des Frie- densvertrages erhaltene Betrag genügenicht, um die Kosten des Besatz ungsheeres zu decken. Ein Mitglied des 5>auses fragte, ob für den Fall, daß England zustimme, die Kriegsschulden Frankreichs an Großbritannien zu streichen, eine Bedingung dafür die Räumung des besetzten Rheingebieles durch die srenzSsischen Truppen sein werde. Chambcrlain erwiderte, er könne nicht sagen, was die Bedingung dieser Vereinbarung sein werde, die bis« her noch nicht den Gegenstand einer Erörterung gebildet habe.

Deutsche Werke unö Dotschasterkonferenz. Paria, 16 Dezember,(havaa.) Die L o t s ch a f l e r k o n f c- r e n z versammelte sich heute vormittag am Quai d'Qrsay unter Vor- sitz von Zules Camboa. Sie nahm den Bericht General Rol- lets über die Deutschen Werke entgegen. Sodann de- schäftlgte sich die Konferenz mit den verschiedenen militärischen Fragen, die mit dem Friedensvertrag von Versailles zusammen- hängen, besonders mit der Erbauung eines lenkbaren Luft- schiffe s von 70 000 Kubikmeter in Deutschland und seiner lieber- lassung an Amerika .

Die üeutsch-polnijchen Verhandlungen. Breslau . 16. Dezember.(Eigener Drahtbericht.) In einer so- zialistischen Parteiversammmlung in Katlowitz beklagte sich der Reichstagsabgcordnete Gen. O k o n s k i. lebhaft über die Zusammen- setzung der Kommissionen bei den deutsch -polnischen Wirtschaftsver- Handlungen. Es scheine, daß grundsätzlich die Arbeiterführer immer da ausgeschlossen werden, wo es sich um Arbeiterinteressen handelt. Während in die Kommission für Arbeiterfragen die P o l e n zwei Arbeitnehmervertteter entsandten, haben wir auf deutscher Seite zwei Regierungeastessoren und lediglich Gruben- und Fabrikdirek- toren. Der Landtagsabgeordnete Gen. Karger schloß sich den Aussührungen Okonstis an. Die Arbeiterführer hätten erwartet, daß sie zur gleichberechtigten Mitarbeit herangezogen würden. Sie seien indes bisher nur in einem einzigen Falle als Sachver- ständige vernommen worden.

Ein künsllerisch-literarischcr Beirat beim Polizeipräsidium. Im Einoernehmen mit dem preußischen Innen- und Kultusministerium hatte der Berliner Polizeipräsident am Freitag Per- tteter von Literatur und Kunst zu einer Aussprach? zu sich ge- laden, die Klarheit und das Einverstänidnis der beteiiigten Organi- sationm ergeben sollte für die Schassung eines gutachtlichen Beirat» bei der Abteilung III des Polizeipräsidiums. Per- treten waren u. a. der Verband deutscher Bühnenschriftstelle: und Komponisten, die Bühnengenossenschaft, verschiedene Schriftsteller- Vereinigungen, der Verband der Berliner Theaterkritiker, die Akademie der Künste, die Sezestian, der Berlegeroercin: aber auch Vertreter der Besttebungen für Volksbildung und Jugendpflege waren herangezogen worden. Der Polizeipräsident und der Oberregierunasrat v. Glafenapp umschrieben die Aufgaben und den Zweck des tünstigen Beirats: Die Abteilung III, der die Zentralpolizeistelle zur Bersolgung von Schmug in Wort und Bild zugeordnet ist, zu unterstützen in all den heiklen Grenz- fällen, wo eine Unterscheidung zwischen Kunst und Unsittlichkeit schwierig wird. Nach angeregter Aussprache erklärten sich alle An- wesendcn zur Mitarbeit im gewünschten Sinne bereit. Aller- ding» nur unter der Zusicherung, daß in allen den Fällen, in denen sich die Entscheidung des Polizeipräsidiums nicht mit dem Gut- achten des llterarlsch-künstleriscken Beirats deckt, an die Staats- anwaltschaft, das Gericht oder eine sonstige Behörde der Entschei- dung des Polizeipräsidiums das Gutachten des Beirats tinschließ- iich seiner Begründung hinzugefügt wird. Ebenso soll jedoch auch der Standpunkt der Minderheit im Beirat der Behörde oder der Oeffentlichkeit unterbreitet werden. Diese Zusicherung wurde von Seiten des Polizeipräsidenten und seines Dezernenten gegeben. Rene Moden-plostik. Modentee in einem Luxushotel:Man" kommt zusammen, um die neuesten Schneidcrschöpfungen zu sehen, dabei im stillen hoffend, noch mehr selbst gesehen zu werden. All» schwierigen Probleme de? Zeit tteten in den Hintergrund gegen die Frage, wie sich diesmal der Ausschnitt gestalten und ob und wo man wieder Busen oder Schleppe ttagen wird. Doch der Tee, zu dem die E.B.E.(Erdmannsdorfer Büstenfabrik) ins Espla- nade-Hotel geladen hatte, galt wichttgeren Zwecken: hier sollte zum erstenmal die neueM o d e n p l a st i t" nach Entwürfen des Bild- Hauers Rudolf Delling vorgeführt werden. Aus Kreisen der Fachleute wurde dem Künstler die Anregung gegeben, an Stelle der bewegungstotcn oder bcwegungsverzerrten wächsernen Puppe, die den Blick des Beschauers zu sehr fort vom Wesentlichen, dem Aus- stellungsgegmstande. auf das Ewig-Leibliche ablenkte', etwas Beste- res zu schaffen. Bei dieser neuen Modenfigur hat man zunächst von jedem Naturalismus Abstand genommen, nichts weiter als ein ästhetischer Kleiderständer" soll sie sein, der aus jede Eigenwirkung verzichtet und sich dem Ausstellungsgegenstand vollständig unter- ordnet. In seiner oberen Hälfte etwa an die bekannten schwarzen Schneiderbüstcn erinnernd, läuft der Ständer in einen spitzen Zapfen aus, der auf einem runden, auf einer Platte ruhenden Kegel befestigt ist. Durch diesen Unterbau erhält die ganze Figur ctwos Leichtes, «chwebendes; man htt deutlich den Eindruck einer Frau, die in ihrem neuen Kleide vergnügt einhertänzelt. Und nun vergleiche man Im Gegensatz dazu die entsetzlichen steifen, linien- und bewegungslosen

Gewerksthasten unö Steuerabzug. Der Ausschuß des Allgemeinen Deutschen GewerkschastsbundeZ zur Steuerfrage hat folgende Entschließung gesaßt: Zur Entlastung der Finanzämter und damit zur Beschleunigmcg der Steuerveranlagung bei höheren Einkommen ist durch sosorttge Aenderung des Einkommensteuergesetzes die Grenze für den zehn- prozentigen Lohnabzug auf 66 006 Mark hinaufzusetzen. Ferner sind die der Steuerfreiheit unterliegenden Lohn- und Gehalts- betröge entsprechend zu erhöhen."

Natürlich! München , 15. Dezember. (DTB.) Das von der Staatsanwalt- schast eingeleitete Elmiitlungkdcrfahren gegen den srüberen stellver- tretenden Landeshauptmann der Einwohnerwehr, Obergeemeter Kanzler in Roienheim, wegen Ausforderung zum Mord wurde mangels Beweis« eingestellt. Kanzler war seinerzeir öffentlich durch den früheren Vorsitzenden der bayerischen Königs- Partei, Mayer-Koy, der Aufforderung zum Mord bezichtigt worden. Immer wieder Mordhetze! Der amtliche pieußische Pressedienst meldet: Gegen den Redalteur desEpankauer Tageblatt" und den Schrislsteller F. H. schwebt wegen des Artttel«A u s S S cb a s f ot I! Das zweite Lpser: Hello v. Gerlach" bei dem Ober- siaotsanwalt am Landgericht HI Berlin ein Verfahren. Tie Straf­verfolgung ist auch aus das mit dem. Spandau « Tageblatt" ver­bundeneVölkische Tageblatt" ausgedehnt worden. Die Eisenbahn als Sonöervermogen. Vom Reichsverkehrsministerium werden jetzt folgende Mittel- lungen über den Entwurf eines Eisenbahnfinonzgesetzes gemacht: Nach dem Entwurf sollen die im Eigentum des Reiches stehenden Eisenbahnen unter der Bezeichnung deuffche Reichsbahn ein Sondervermögen des Reiches bilden, besten Rechtsver- Kindlichkeiten von denen des Reiches getrennt gehalten werden sollen. Der Artikel SS der Reichsverfaffung wird dahin abgeänder: werden muffen, daß die deutsche Reichsbahn einen eigenen Haushalt und eigene Rechte erhält, die so zu gestalten sind, daß die Finanzlage der Reichsbahn jederzeit festgestellt werden kann. Die Reichsbahn wird damit ein selbständiges Wirtschaft- liches Unternehmen, deffen Leistungen für andere Zweige der Reichsverwaltung voll zu vergüten sind. Dem Reichstag ist der Reichsvetkehrsminister nur dafür verantwortlich, daß die Vorschriften der Reichsverfaffung über das Eisenbahnwesen beachte werden, sowie, daß die Dahnen in einem betriebssicheren, den Per kehrsanfordcrungcn entsprechenden Zustande sind. Im übrigen wirb die Verwaltung der Reichsbahnen selbständig durch den Reichs- verkehrsministsr geführt, jedoch unter Mitwirkung eines Der- waltungsrates, der sich aus Mitgliedern de» Reichstags, des Reichsrats, des Reichswirtschaftsrats sowie den Derttetern de» Per- sonals und den- Sachverständigen auf dem Gebiete der Volkswirt- schast und des Eisenbahnwesens zusammensetzt. Dieser Verwaltungs- rat ttitt in alle Aechte ein, die bisher der Reichstag besaß. Er stellt den Haushalt fest, genehmigt die Aufnahme von Anleihen, die Aenderung der Tarife, die Aenderung der Löhne und hat in allen laufenden Geschäften das Reichst) erkehrsministcrium zu unterstützen. Bei plötzlichen und erheblichen Aenderungen des Geldwertes oder ähnlichen dringenden Fällen ist der Rcichsocrkehrsministcr selb- ständig befugt, Mehrausgaben durch Tariferhöhungen un- verzügllch auszugleichen, doch sind solche vorläufigen Mahnahme.. dem Derwaltungsrat zur nachttäglichen Genehmigung vorzulegen. Für die Rechte und Pflichten der Beamten der Reichsbahn sind die beamtenrechtlichen Vorschriften der Reichsgesetze anzuwenden. Eine abweichende Regelung ist nur unter Wahrung der wohlerworbenen Rechte der Beamten zuläffig. Das Gesetz soll am 1. April 1923 in Kraft tteten.__ Auch Peru hat auf das ihm durch den bekannten tz 18 der An- lag« II zum achten Teil des Friedensvertrages zustehenden Rech auf wirtschaftliche und finanzielle Vergeltungsmaßregeln gegen Deutschland verzichtet.

richtigen" zwei Beine der üblichen Schaufensterpuppen. An Stelle des Kopfes sitzt aus dem Hnlsteil einkrönendes Ornament", ein Formengeschlinge, das, seitlich gesehen, teils an einen Ritterhelm mit aufgeklapptem Visier, teils an«in vogelähnliches Frauenprofil er- innert. Dieser Kopsersatz scheint das am wenigsten Gelungene zu sein: er stimmt zu wenig zu dem Etile der übrigen Figur, die doch immerhin in Proportionen und Konturen etwas weiblich Körper- Haftes aufweist. Im glücklichen Gegensatz zu dem sehr empfindlichen und kostspieligen Wachs besteht das Material dieler Kleiderständer aus einer getonten Kunstmaffe, die in ihrer holzähnlichen Wirkung da» fettig Süßliche des Wachses gleichfalls angenehm vermeidet. Trotz kleiner Mängel auch die silbern, goldig oder bläulichschwarz.' Tönung der Srönder scheint nicht sehr gelungen, ein neutraleres Weißgelb, Blaßlila oder Hellgrau wäre vorzuziehen sind diese Versuche zu einer neuen Modenpiastit sehr zu begrüßen, da sie, ab- gesehen von ihrer praktischen Verwendbarkeit, eine durchgreifende Reform der Schausensterdekoration nach modernen künstle- rischen Grundsätzen und somit auch eine Umgestaltung des Straßen- bilde» nach gleichen Gesichtspunkten bedeuten. Bleibt nun noch ab- zuwarten, wie sich die hierbei als Abnehmer wichtige Frauenwelt da- zu stellen und ob sie sich gutwillig ihre rosige, titschige Wachepuppe nehmen lassen wird. F. V. Um die Ausführung desPrinz Louis Ferdinand ". Zu unserer Notiz in Nr. 589 teilt uns der Drei-Masken-Derlag mit, daß das Slaatstheater nicht das ausschließliche Aufführungsrecht des Unruhschen Stückes erworben habe und daß das Urteil des Bühnewschiedsgericht» aus einer nach Ansicht des Drei-Masken- Verlages irrtümlichen Auffassung eines Telephongesprächs beruh- Der Verlag versichert seine absolute Gutgläubigkeit, an der wi. übrigens nicht gezweifelt haben. Auch ein Erfolg des Films. Dr. Leo Leipziger , der in Berlin vor 2S Jahren das erste Kino eingeführt hat, ist anläßlich irgend- eines Jubiläums vomFilm-Kurier" beklopft worden und hat für das Derwachsensein des Volkes mit demKino " folgendes verlaut- bort:Das Liebesleben sämtlicher kleinen und großen Mädchen des Mittelstandes konzentrierte sich früher einzig um die Gestalt des Leutnants". Der Leutnant war früher Inhalt aller Tagesromane, Theaterstücke, Possen und Operetten. Heute ist es der Kinomensch, der Filmgentleman mit elegant überschlagenem Schal und Lack- schuhen. Er spukt überall herum und ist längs der Heros aller Mäd- chen und Frauen und sckiiießlich aller Männer geworden, die etwas auf sich halten". Gcwijsermahen eine Entmilitarisierung oder viel- leicht auch eine Demokratisierung des Geschmackes. Roch gleicher Psychoiagi» dürfte nächstens in Berlin die große Plattfußmode ausbrechen, denn Chaplin, der neueste Filmherrgott, spielt alle Rollen mit grotesk übertticbenen Plattfüßen. Die größte Kühlanlage in Europa besitzt die Stadt Leipzig in der Nähe des Hauptbahnhofs. Sie hat nach den Mitt. der D. Landw-. Ges. eine 5)ähe von 7 Stockwerken und umfaßt 24 Kühlhallen mit einer Fläche von 12 000 Quadratmetern. Die Kühihallen besitzen zusammen ein Faffungsvermögen von rund 240 000 Zentnern. Das entspricht etwa der Ladefähigkeit von 1200 Eisenbahnwagen, und die Nahrungsmtttelmengen würden mehrere Wochen ausreichen für die Bevölkerung von Mitteldeutjchiand. Der Wert der lagernden War« beträgt meist einige Milliarden,.....