Klare Ziele! Unter dieser Ueberschrift schreibt uns Genosse P a r v u s: Wieder einmal soll über das Schicksal Deutschlands eine Entscheidung gefällt werden. Es scheint, daß man uns dies- mal mehr als bisher Gehör schenken will. Um so mehr ist es zu bedauern, daß wir bis jetzt kein klares Programm der Regelung unserer wirtschaftlichen und finanziellen Per- Hältnisse und Verpflichtungen vorgelegt haben. Als nach den Pariser Beschlüssen unsere Delegation nach London giiw, baute sie auf den Interessengegensatz zwischen England und Frankreich . Es war auch ein Unterschied der Gesichtspunkte zwischen beiden Regierungen, aber dieser Unterschied verschwand gegenüber der frappanten Tatsache, daß wir selber kein präzises Wiedergutmachungsprogramm vorzulegen wußten. Wir verwickelten uns in Widersprüche, man sah auf unserer Seite nur den Wunsch, möglichst viel ab- zuHandeln, und antwortete mit dem Diktat. Jetzt rechnen wir damit, daß zwischen England und Frankreich eine Verständigung stattfinden wird, um endlich einmal die Weltverhältnisse und damit auch unsere Verhältnisse in rationeller Weise zu ordnen. Aber wir können doch nicht von den Alliierten verlangen, daß sie sich um unsere Verhält- nisse mehr kümmern sollen, als wir selber, und wenn wir nicht ein klares und präzises Programm vorlegen darüber, wie wir uns einzurichten gedenken, wird man uns Bestim- mungen diktieren, bei denen unsere Interessen am wenigsten berücksichtigt sein werden. Wir haben schwere wirtschaftliche Einbußen ersitten und halten uns nur noch durch die Entwertung des Geldes. Wenn diese Kampfeveinspritzungen, die unserer Industrie ein Schein- dasein verleihen, aufhören werden, wird sie einen schweren Stand haben. Wenn aber dazu noch solche Maßnahmen kom- men sollten wie x. B., daß man uns aufdieDauerhohe A u s f uch r zolle auferlegt, so kann das zum Ruin unserer Industrie und zum Niedergang unserer gesamten Volkswirt- fchaft führen. Solange die Geldentwertung andauert, sind Ausfuhrzölle am Platze, und es ist zu bedauern, daß wir es bis jetzt versäumt haben, diese Zölle einzuführen. Aber wenn die Valuta wieder stabilisiert wird, dann wird die Weltmarkt- konkurrenz mit aller Schärfe wieder einsetzen, und dann wer- den wir es nicht vertragen können, daß unsere Erportindustrie allen anderen Konkurrenten gegenüber durch hohe Ausfuhr- zölle in Nachteil versetzt wird. Auch die Frag« der Erfassung der ausländi- fchen Privatguthaben ist keineswegs bloß, wie das große Publikum glaubt, ein Privatinteresse. Es stecken da- hinter große weltwirtschaftliche Zusammenhänge. Unsere Lebensversicherungsgesellschaften stehen vor dem Bankrott, weil sie nicht genug ausländische Guthaben besitzen, um die in ausländischer Valuta abgeschlossenen Prämien zu bezahlen. Sie verlangen Reichsunterstützung, weil sie sich sonst zahlungs- unfähig erklären müßten. Unsere Großbanken verfolgten die Politik, die deutsche Industrie von den ausländischen Banken unabhängig zu machen. Sie entwickesten sich mit der Cntwick- lung der Weltbeziehungen der deutschen Industrie und för- derten diese Ihrerseits. Wenn die ausländischen Privatgut- haben Deutscher ohne weiteres angegriffen werden könnten, würden die deutschen Banken vom Auslandsgeschäft ab- geschnitten werden. Unser ganzes Bankwesen wäre dadurch stranguliert. Ob es sich nun um diese oder andere Bestimmungen han- delt, wir können uns am besten nur dann durchsetzen, wenn wir ein klares und stichhaltiges Programm vorlegen, das unsere Interessen und die Interessen der West wahrnimmt. Wir müssen eine klare Antwort geben auf die Fragen: 1. Wie wollen wir unsere Valuta stabilisieren? 2. Wie werden wir unser Staatsbudget balancieren? 3. Wie werden wir die Staatsbetriebe rentabel machen? 4. Wie werden wir unsere Industrie aufbauen? 5. Wie werden wir unseren Zahlungsverpflichtungen nachkommen?
Die �schenurne. Von Max Eck- Troll. Winterabend.... Draußen stürmt es, wie wenn die wild« Jagd um das staue toben würde. Die Schneeflocken werden in tollem Wirbeltanze durcheinandergepcitscht. Auf der sonst so belebten staupwerkehrs- straß« ist es öd und leer geworden. Ich bin allein in der„guten" Stube zu staust bei den Eltern. Unablässig schaue ich in da, Schneegestöber hinein. Die Dämmerschatten der anbrechenden Nacht umfließen mich Auf der Straße entflammt ein Gaslicht nach dem anderen. Das Zimmer liegt im stalbdunkel. Im Ofen knistert das Feuer. Durch die Ofenluken strömt ein magisches Licht in den Raum und wirft feine leicht vibrierenden Schimmerkreist in die andere Ecke des Zimmers auf ein Piedestal aus schwarzem Eben- holz, das von einer bronzenen Urne gekrönt wird, von einer Aschenurne. In ihr befindet sich die Totenasche meines verstorbenen Bru- ders. Langsam lasse ich mich aus den Sessel nieder und sehe fest nach der Urne, die die Reste dessen enthält, der uns der Liebste war. Besonders Dater hing an meinem älteren Bruder Franz. Zur Vater- und Sohnesliebe hatte sich ein herzliches, offenes Freund- schaftsverhältrns gesellt. Ein tragisches Schicksal hatte Franz dahingerafft. Einige Tage, nachdem er in sein steim mit der Geliebten seines sterzens gezogen war, nahm ihn der Unerbittlich« in da» Reich der Schatten, mitten aus überquellender Lebensfreude qeraus. Beim Baden in den Fluten des Rheins erlitt er einen sterz- schlag. Sein letztes Wort war ein lachender Ruf, zu ihm zu kommen. Weiter in die Wellen hinein, ein Ruf der Freud «. Mit diejem Ruf ist er untergegangen. All diese Erinnerungen an ihn tauchen immer in mir auf,! wenn ich in den Dämmerstunden in den Flimmerglonz der Aschen- urne sehe. Um diese herum sind Blumen. Frische Blumen. Rosen � und Veilchen. Seine Lieblingsblumen. Mit liebevoller stand hat sie Mutter, wie jeden Tag, so auch heute, an die Urne geftell: So kommt es, daß selbst im tiefsten Winter, wenn es draußen kahl. kalt und frostig ist, in unserem kleinen Friedhof die schönsten Blu- men das Grab des Bruders schmücken. Und an Weihnachten wird der Christbaum so in die Ecke hin- eingestellt, daß er gerade über der Aschenurne steht. So nimmt auch unser Toter an dem poesieumwobenen Feste teil. So letzte Weihnachten. Auch jetzt, wo ich so traumestrunken nach der Urne sehe, ist es mir. als hätte sich der Geist des toten Bruders aufs innigste mit meiner Seese verbunden. Die Glut des Ofens ist erloschen.— Draußen fällt Flocke um Flocke. Sie flattern im Winde, als wenn
Wir müssen wissen, was wir wollen. Sonst dürfen wir uns nicht beklagen, daß die anderen uns nicht genug Wohl- wollen entgegenbringen._
Beratungen über üie Gehaltsvorfcbüffe. In Ergänzung unserer Mitteilung im gestrigen Abendblatt über Weihnachtsvorschüsse für Beamte schreibt der„Soz. Parlamentsdienst": Das Reichssinanzministerium verhandelte am Montag mit den Vertretern der gewerkschaftlichen Spitzenorgansationen über die Neu- regelung der Gehaltsverhältinsse der Beamten, Angestellten und Ar- beiter. Nach einer längeren Aussprache wurden die Verhandlungen abgebrochen. Die Vertreter der Spitzenorganisationen treten am Dienstag nachmittag 6 Uhr neuerdings zusammen, um die VerHand- lungsmöglichkeiten mit der Regierung weiter zu erörtern. Am Mitt- woch sollen dann die Besprechungen mit dem Reichsfinanzministerium fortgesetzt werden. Naturgemäß wirkt die augenblickliche außenpolitische Situation störend auf den Gang der Verhandlungen. Es ist zu erwarten, daß die Beamten. Angestellten und Arbeiter das notwendige politische Verständnis für die gegenwärtige Situation aufbringen. Die Gewerkschaften sind jedenfalls bestrebt, die Verhandlungen auf dem schnellsten Wege zu einem Abschluß zu bringen, und es kann auch gesagt werden, daß dt« Regierung eifrig bemüht ist, der Notlage der Beamten, Angestellten und Arbeiter Rechnung zu trogen. Aus Gewerkschaftskreifen wird uns hierzu geschrieben: Die Regierung erllärie den Vertretern der Spiyenorganiialtonen gestern in einer Vorbelpreckiung. daß eine Verhandlung auf der Grundlage der von den Spitzenorganisationen eingereickilen Forderungen nicht stattsigden könne, weil es die wirt'chaftliche Lage Deutschlands ver- bietet und auch die außenpolitischen Verhältnisse nicht gestatten. Die Organisaiionen müßten entweder ihre Forderungen anders gestalten, oder die Regierung würde zu gegebener Zeit selbst Vorschläge zur Neuregelung der Bezüge des Personal« der Reichs-, Staat«- und Kommunalbetriebe den Organisationen unterbreiten. Die Spitzen- organisationen werden am 2(X Dezember in einer Vollsitzung zu der Sachlage Stellung nebmen und ihre Entscheidung der Regierung übermiteln, was voraussichtlich am 21. Dezember in mündlicher Darlenunn geicheben wird. Die Korrespondenz LZ.- schreibt dazu: Am Monwg nachmittag traten im Anschluß an das Ergebnis dieser Besprechungen sowohl der Deutsche Beamtenbund als auch die Vorstände der anderen großen Organisationen zusammen, um zu der so geschaffenen Lage Stellung zu nehmen. Die Erörterungen waren fast allgemein sehr lebhaft und besonders im Deutschen Beamtenbund wurde nochmals festgestellt, daß man unbedingt an der Forderung einer Erhöhung der Grundlöhne festhalten müsse. Durch die gestrige Konferenz ist unzweifelhaft eine neue Verschärfung der Situation eingetreten, die nicht unbedenklich erscheint, da die Organisationen jetzt die Verant- wortung für die Komplikation, die sich hier oder da erqeben könne, ablehnen wollen. Es ist damit zu rechnen, daß in nächster Zeit die Beamtenverbände und Gewerkschaften zu einer gemeinsamen Kon» ferenz zusammentreten. » Im Beamtenausschuß des Reichstages bekämpfte der Regierungsvertreter einen Antrag S t e i n k o p f fSoz.). wonach die Ortsbeamtenräte verschiedener Behörden in einer Gemeinde zu einem Gesamtbeamtenral sich zusammenschließen sollen, wegen der großen finanziellen Aufwendungen für Dienstbefreiungen zur Teil- nahm« der Beamten an den Rätesitzungen. Abg. E ch u l d t (Dem.): Der Entwurf paßt nicht für Gemeindebeamten.—- Abg. Breunig(U. Soz.): Ein Gesamtbeamtenrat für das Eisenbahn» wesen würde sich nur zu einem Redeparlament entwickeln.— Die Abgg. Maroth (D. Bp.), A l l e k o t t e(Z.) und D e l i u s(Dem.) sprachen sich gegen eine solche drohende Ueberorganisation aus.— Ein Regierungsvertreter Preußens hielt, wie auch Abg. Delius(Dem.), eine Vertretung der Gemeindebeamten auch im chauptbeamtenrat beim Minister für durchaus möglich.— Die An- träge Steinkopf(Soz.) und Breunig(U. Soz.) auf Schaffung eines Gefamtbeamtenrats für jede Gemeinde wurden abgelehnt.— Einen Antrag Moratb(D. Bp.), wonach die Reichsregierung und die Landesregierungen Beamten der Körperschaften, Stiftungen und Anstalten de» öffentlichen Rechts nur mit Zustimmung des zustän- digen Hauptbeamtenrats von der Unterstellung unter diese« Gesetz befteien können, wurde gegen die Stimmen der Deutschnationalen, des Zentrums und der Bayerischen Bolkspartei angenommen, eben-
sie Flügel hätten. Sie dünken mich ganz kleine Engelein zu fein, die vom Himmel herab mir viele, viele Grüße vom toten Bruder bringen.
Der blaue Vogel. Man wird das neu« rufsifch-deuffche Kabarett„Der blaue Bogel" in der Goltzstroße in Schönebera besuchen müssen, um eine völlig neu« Einstellung zum Begriff Bunte Bühne zu finden, ein« Einstellung, die nichts mit den Eplgonenverlegenheiten deutscher Ueberbrettelei, nichts mit der nervösen, klaffchsüchtigen. sich in Pose und Temperament blähenden Aktualität de« Montmartre gemein hat. Dieser russische Farbenkasten ist erfüllt mit wechselnder, auf keine Formel eingeengter Buntheit: erfüllt von einer naiven, auf das primitivste, sinnfällige hingewendeten Freude am Schönen, von einem fast unbeirrbaren Geschmack, von der Frische volkstümlichster Erquickung. Man gibt sich gerne, erregt und angeregt, all diesen oollsaftigen. verständlichen, von innerster Witzkraft erleuchteten, runden und zu hoher Bildhastigkeit veredelten Dingen hin und fühlt bald, daß man Blick und Ohr den Ausstrahlungen einer sehr hohen Kultur, eines gesamttünstlerischen Geschmackes geliehen hat. Man sitzt in einem von blauem Licht, freilich mehr etwas drückend als stimulierend überschwemmten Raum und wird, erhellt sich der orangefarbene Kronleuchter, von der Zauberei eines in delikaten Farben abgestimmten Raumes froh gemacht, der, halb verspielt, halb festlich wie ein angenehmes Scherzo seine architek» tonischen Linien musizieren läßt. Aus dem Podium steht der Direktor Iushni, der schon in Moskau den„Blauen Bogel" flattern ließ, und gewinnt in losen Anreden das Publi- kum. Er sagt viel Lustiges, russisch und in ein wenig gewollt verballhorntem Deutsch. Schon der Austakt,«ine grotesk steife, feierliche Kantate, in eine Ironie getaucht, die Selbstzweck ist und sich an keinem Tagesereignis vergreift, liegt Stimmung, und diese Stimmung bleibt gewahrt in dem Bewegungsspiel zweier Tänzerinnen, die holländische Fayence in porzellanzarter Zierlich- keit und berückend stilfeinen Kostümen zeigen. Ueberhaupt diese reichen Kostüme und diese gemalten Hintergründe, bald mit dein Farbenlärm bäuerischer Buntheit übsrtupft, bald silhouettenhaft geschnitten, bald flächig andeutend,— das ist neues, unerreichte», zu billiger Nachahmung verleitendes.(Bor der einem schon heute bange wird.) Die verteufelt rassige Tänzerin Julia Bekefi, die, wie von der Musikdose heruntergeholte Gruppe„russisches Spielzeug", der aus dem Dorf hcrausgelauschte Reigen von Bauernliedern,— hinreißend in seiner volksiümlichen Echtheit—, die malerisch-musi- kalisch-darstellerische Komposition.�kneipen", in der aus derb und keck gemaltem Prospekt verquollene Saufgesichter blinzeln und Wirtshausradau schmettert, die geradezu wunderbar mechanisch präzisierte Gruppe kindhaft exerzierender Zinnsoldaten—«in« antimilitaristische Karrikatur von zwingendem Humor, dann die saftige, unsinnige und so sehr lustige ländliche Szene„Streloffchek", das Iägerlein, sind die markantesten Stücke des überreichen Pro- gramms, das auch einen Einakter von Tschechew und als einzige Entgleisungen drei zuckrig-fade, sentimentale Melodramen bringt. Iushni und sein Oberregisseur I. Duvan-Torzofs, der Haus- musiker Bötzow, eine Reihe kultiviertester Schauspieler und Tänzer haben im ersten Anlauf Berlin erobert. p— m
fc et» demokratischer Antrag, wonach die Landesregierungen nach Verhandlungen mit den zuständigen Hauptbeamtenräten bestimmen können, daß für mehrere Verwaltungen ein gemeinsamer Haupt- beamtenrat eingerichtet würde._ Die versicherungsfteuer. Der Steuerausschuß des Reichstags beriet am Montag den Entwurf eines Bersicherungssteuergefetzes. Die Begründung geht dahin, daß die bisher im Reichsstempclgesetz ge- regelte Besteuerung der Versicherungen zu niedrig sei.� Es wurde beschlossen, daß bei der Feuerversicherung die Steuer für unbeweg- liche und bewegliche Gegenstände, ebenso wie für Hagelversicherung 20 Pf. von je 1000 Mark Versicherungssumme oder einen Bruch- teil davon betragen soll. Ferner soll die Steuer betragen: Bei EInbruch-DiebstaHlsversicherung 10 Proz. des Bersicherungsent- gelles, Glasversicherung 10 Proz., Viehversicherung 8 Proz., Trans- portoersicherung 3 Proz., Schiffsgefäß-, Schiffsbauwerk», Luftver- stcherung 2 Proz., Lebensoersicherung 2 Proz., Unfallversicherung S Proz., Haftpflichtversicherungen 5 Proz. und bei Baurisikenver- slcherungen 4 Proz.; Einheitsversicherung 10 Proz. Zu den Steuerbefreiungen werden gehören: 1. Lebensversicherun- gen, bei denen die Versicherungssumme 5000 M. oder die versicherte Icchresrente 500 M. nicht übersteigt. Auch Kollektiv- und Abonne- mentsversicherungen in dieser Höhe werden steuerfrei, ferner Rück- Versicherungen, die Sozial- und Tumultschädenversicherung.
Die poftverteueruna. Der R e i ch s r a t hat am Montag den Reichstagsbeschlüffen über das Gesetz betr. die Post-, Telegraphen- und Postscheckgebühren zugestimmt Die Fernsprechgebühren sollen mit Zustimmung des Reichsrats und des 21gliedrigen Reichstagsausschusses um 80?roz. ob 1. Januar erhöht werden. Eine weitere Verordnung berechtigt die Fernsprechteilnehmer, Einrichtungen, deren Gebühren durch diese Verordnung erhöht werden, bis zum 30. Dezember 1921 auf den 31. Dezember 1921 zu kündigen.— Im Anschluß hieran erklärte Minister Giesberts: Wir fühlen uns oerpflichtet, alles daran zu setzen, um Berbilligung und Bervollständigung des Betriebes zu ermöglichen. Wir werden eine Denkschrift über die Mahnahmen vorlegen, die wir beabsichtigen.— In das Rcichsbankkonsortium wird für den früheren preußischen Finanzminister Sämisch sein Nach- folger von Richter entsendet.
Gewerkschaft und Milltärkomm'ssion. In der an, Sonntag ver- öffentliibten Enlsidließiing des BundeSanSsckiusse« deS ADGB . ist im iweiten Absatz die Rede vom absoluten Friedenswillen der dent'lben Gewerkiibasien, der praktisch weil wirkungsvoller iei als die um- fassenden Maßnahmen der JMK. In Wirklichkeit ist in der Eni- ichließung getagt, dieser Friedenswillen sei weil wirkungsvoller als die umfassendsten Maßnahmen der Inieralliierlen Milnär« kontrollkommisston. Da dieser Druckfehler sinnentstellend wirkt, sei er hiermit beiichtigt. Smects behandelt in seinem Organ seinen Fall und fordert auf, sich bereitzuhalten. Es bereiteten sich große Dinge vor und er hoffe, bald Günstiges melden zu können. In wenigen Wochen werde die Erfüllung der Bonner Resolution(selbständige rheinische Republik ) erreicht sein. Zlämische statt französische Dienstvorschriften fordern die Eisen- bahner von Eupen-Malmedy . Keine Ruhe in Irland . Bei Zusammenstößen in Belfast wurden am Sonnabend fünf Personen getötet und 10 ver» mundet, darunter 3 Frauen. Am Sonntag nachmittag begannen die Unruhen von neuem. Protektoratfeier in Aegvplen. Anläßlich des Jahrestages der Erklärung des englischen Protektorats über Aegypten im Jahre 1914 sind alle Hafenarbeiter in Port Said am Suezkanal in den Aus- stand getreten. Im Araberviertel wurden alle Läden geschlossen. Di« Bolschafi in Washington ist im Entstehen begriffen. Bis zum Eintreffen eines Botschafters ist zum Geschäftsträger der Geh. Logationsrat Lang bestimmt, der früher vornehmlich in den eng- tischen Dominions, vor dem Kriege zuletzt Generalkonsul in Man- treal, gewesen ist. In New Port wird ein Generalkonsulat erster Klasse errichtet, dessen Leiter einstweilen Legationsrat K r a s t e sein soll. Generalkonsulate werden ferner in Chicago und San Fran- cisco eingerichtet werden, und zwar wird Generalkonsul in Chi- cago der Legationsrat S t e i n b a ch, in San Francisco General- konsul Z i e g l e r. Konsulate sind für St. Louis und New Orleans vorgesehen unter Leitung der Konsul« Mund und Freiherr von U n g e l t e r.
Die Entdeckung einer neuen Kultur in Aethiopien . Der be- kannte Archäolog« der Haeard-Universität, Pros. G. A. Reisner, ist noch einer zehnjährigen Ausgrobungslätigteit im Sudan in Amerika eingetroffen und teilt mit, daß er eine ganze bisher unbekannte Kultur dem Erdboden entrissen hat. Die Gräber von 20 Königen und 15 Königinnen, die um 700 v. Chr. in Aethopien und zum Teil auch m Aegypten regierten, sind ans Licht gefördert. Di« Ausgrabungen wurden an der Stätte der alten Hauptstadt von Achopien, Napata, dem heutigen Gebal Barkal, am Fuß des vierten Nütatarakts vorgenommen. Auf einem Hügel, der den Nil überschaut, wurde eine Gruppe von Pyramiden durchforscht, die sich als die Gräber der ächiopischen König« und Königinnen herausstellten. Di« Namen der meisten dieser Herrscher sind der Geschichte bisher unbekannt: nur der König Tirhagua, dessen Grabkammer man auffand, wird im Buch Jcsaias erwähnt. Weitere Ausgrabungen wurden südlich von Gebal Barkal bei Nur! gemacht, und hier wurden vier Gräber von mächtigen Königen gefunden, die wie Tirhagua zugleich über Aethiopien und Aegypten herrschten. Aus den Funden ergibt sich, daß die äthiopische Herrscherfamili« von einem Stamm lybischer Nomaden herkommt und um 900 v. Chr. erst Aethiopien und dann einen Teil von Aegypten eroberte. In Kerma, im nördlichen Sudan , legten die Ausgrabungen die Begräbnisstätte einer ägyptischen Gar- nison frei, in der Soldaten aus der Zeit zwischen 1900 und 1600 o. Ehr. beigesetzt waren. Die Begräbnissitten waren augenscheinlich sehr grausam: in einigen Fällen fand man in den Gräbern der ägyptischen Provinzgouverneure 200 bis 300 Personen, meistens Frauen, die mit ihm zusammen lebendig begraben worden waren, damit ihr« Geister dem Geist des gestorbenen Gouverneurs nach dem Tode Gesellschaft leisten könnten. Andererseits zeigten die mit Schildpattansi en versehenen Schwerter, die Straußensedersächer, Spiegel, Messer, Sandalen und zahllosen anderen Gegenstände, die in den Gräbern gefunden wurden,«ine schon ziemlich hol)« Kultur. 300 Kilomeier südlich von Kerma wurde zu Barkal ein großer Tem- pel des Amon ausgegraben, der Licht auf die Geschichte der Er- oberung des Sudan durch die Aegypter während der Zeil von 1500 bis 1000 v. Chr. wirft. Der gestlefelle Saker. Das Steglitzer Schloßparktheater gab seiner jungen Mannschaft am Sonnabend Gelegenheit, sich in einem Märchen von Emil Alfred Herrmann burlesk und grotesk e".:s- zutoben, was denn auch zum Ergötzen von groß und klein geschah. Da, bekannte Märchen ist geschickt und wirkungsvoll aufgebaut. Herrmann hat es glücklich vermieden, theatralische Mätzchen und Schnörkel anzubringen: er folgt getreu dem Märchen, und die Regie Paul Henckels wieder folgt-rnsthast und stilvoll dem Theater- dichter. So kam Erfreuliches zustande. Die übliche Weihnachts» apotheose fehlte glücklicherweise. Walter Falk führte die schwie- rige Rolle des gewitzten Katerviehs geschmeidig, galant und mit guter Sprechkunst durch. Rudolf Klix gab sehr lustig einen ver- fressenen Märchenkönig. Midi Scheinpflug lieferte als Prin- zeffin den vollgültigen Beweis, daß man mit einem lieben Gesicht- chen und einem holdseligen Lächeln da» ganze Parkett bezaubern kann. Ernst Bringolff aber sei der Rat gegeben, erst einmal sprechen zu lernen. Es fei noch der ansprechenden Bühnenbilder von Edward S uh r und der farbenfrohen Kostüme von Werner Boehm lobend gedacht.— Die Ouvertüre ist viel zu lang.