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Sieg der Bureaukratie.

Man schreibt uns von sachkundiger Seite:

einen großen Teil der besitzenden Juden im tonservativen Eine gefährliche Abreibung. Lager, sogar in führenden Stellungen, es sei nur der Name des Unter dem Verdacht eines Lysolattentats auf ihren Lordkanzlers Disraeli genannt. Die deutschnationale Presse be Ehemann ist gestern abend die Frau des Monteurs August Streit, Nach Beendigung des Krieges und Auflösung des gewaltigen hauptet ja auch, daß Lord Northcliff, der Befizer des größ- Streit aus der Falckensteinstraße verhaftet worden. Heeres schuf Erzberger in den Garnisonstädten durch Zusammen- ten englischen Pressekonzerns, jüdischer Abfunft sei. Aber die der von seinen Hausgenossen als ein sehr ruhiger und netter Mensch legung der Garnisonverwaltungen und der Militär- Bauämter haupt- Northcliff- Bresse( Times" usw.) verförpert den äußersten geschildert wird, wohnt mit seiner Frau und mit dem fünfjährigen fächlich aus wirtschaftlichen Gründen das Reichsvermögens englischen Nationalismus und steht ganz und gar im Löchterchen Gertrud im zweiten Stock des Borderhauses. Die Che. leute hatten, wie die Nachbarn hörten, öfter lauten Streit, dessen amt, das nur mit einem Vorstande, einer Registratur und einer Dienste der Unionisten, der englischen Konservativen. Ursache nicht bekannt ist. Gestern abend wollte der Mann sich Rasse arbeitete. Diese Gründung war ein glücklicher Gedanke, man Auch in Deutschland ist es im Grunde niemals anders gewesen. gründlich waschen und hatte sich deshalb entblößt. Er bat seine vereinigte in den Reichsvermögensämtern die Verwaltung und Bau- Nur haben hier, solange die Gleichberechtigung der Juden faktisch Frau, ihm den Rücken abzureiben. Diese goẞ dann auch aus verwaltung des gesamten reichseigenen Befizes unter einer Leitung; nicht durchgeführt war, die Juden, die nach ihrer wirtschaftlichen cinem Eimer, von dem er glaubte, daß er Wasser enthalte, eine unter einem Dache arbeiteten Technifer und Verwaltungsbeamte und materiellen Stellung zur Rechten hinneigten, meist erst das Flüssigkeit über ihn, die sich als Lysol herausstellte. Streit gemeinschaftlich, und Angelegenheiten, für deren Erledigung früher Mittel der Taufe angewandt, um sich durchsetzen zu können. schrie laut auf und brach zusammen. Er war so schwer zwischen Bauämtern ein erheblicher, oft monatelanger Schriftwechsel Getaufte Juden sind aber schon seit Jahrzehnten in perbrannt, daß er nach dem Krankenhaus am Urban gebracht erforderlich war, wurden in furzer Rücksprache erledigt. Unsummen den Rechtsparteien von größter Bedeutung gewesen. Es werden mußte. Seine Frau wurde unter dem dringenden Verdacht, an Perwaltungskosten und Behälter für Personal wurden gespart. sei nur daran erinnert, daß die konservative Staatsrechtstheorie daß sie ihren Mann aus böser Absicht mit der ätzenden Flüssigkeit Es schien alles in bester Ordnung. Die Beamten warteten nur noch auf den Lehren des Professors Stahl, eines getauften Juden, erklärte fie, daß ein unglückliches Versehen vorliege. Morgens sei auf Direktiven der Ministerien, die den Aemtern im Reiche eine ein- beruht. Seitdem die Republik die formelle in eine tatsächliche ihr eine Flasche mit Lysol zerbrochen und die Flüssigkeit in den Eimer heitliche Organisation geben sollten. Es hatte den Anschein, als Gleichberechtigung umgewandelt hat, ist es ganz natürlich, daß jetzt gelaufen. Hieran habe sie nicht mehr gedacht, als sie den Cimer wollte eine sparsam arbeitende Verwaltung festen Fuß fassen. Dies auch ungetaufte, zur fapitalistischen Klasse gehörige Juden benutzt habe, um ihren Mann abzureiben. Die Frau wurde vor. ging der Bureaukratie gegen den Strich, und so traten die Organi- fich zu einer fonservativen Grundanschauung beläufig in Gewahrsam genommen. satoren in den Ministerien in Tätigkeit mit folgendem Ergebnis: fennen. Und wenn die Gegenrevolution nicht den Antisemitismus Die Reichsvermögensämter werden aufgelöst, an ihre zu ihrem Hauptpropagant amittel gemacht hätte, so würden heute Mord und Selbstmord auf der Straße. Stelle treten die Heeresunterkunftsämter, die Heeres wahrscheinlich neun zehntel aller befizenden Juden in den Der blutige Abschluß einer Liebestragödie erregte gestern abend verwaltungsbauämter, die Verwaltungsämter Rechtspateien organisiert sein. Daß trotz aller Pogromheze ein an der Ede der Reichenberger und Stalizer Straße großes Auf­der Schuhpolizei, die Reichsbauämter und schließlich Teil der Juden nach rechts Frebt, beweist die Stärke der mate- fehen. Hier schoß ein junger Mann auf ein Mädchen, die Liegenschaftsämter bei den Finanzämtern. Für je ein rialistischen Triebfräfte und die gänzliche Verfehltheit der so daß es sterbend zusammenbrach und jagte sich dann selbst Reichsvermögensamt werden also fünf selbständige Aemter ge- Rassetheorie. schaffen, und in die Arbeit des einen Vorstandes des Reichsver­mögensamtes, der in den schwierigen Zeiten der Revolution und der Nachrevolution die Geschäfte sicher führte, sollen sich nun nach Ein­tritt ruhigerer Zeiten fünf andere teilen. Jedes der fünf Aemter­erhält eine befondere Registratur, befondere Kanzlei, zum Teil be fondere Kaffen. Der Federfrieg zwischen den Verwaltungsämtern und den Bauämtern foll wieder losgehen. Wo bleibt hier die Wirt­schaftlichkeit? Waren bisher etwa 100 Reichsver= mögensämter im Reiche verteilt, so werden in 3ukunft etwa 500 Aemter mit einer bedeutend größeren Anzahl von

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Groß- Berlin

Der tanzende Tisch.

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eine Kugel in den Kopf. Beide wurden nach dem Kranken­hause am Urban gebracht. Das Mädchen war bei der Aufnahme schon tot, der Mann starb im Laufe der Nacht. Die Toten wurden festgestellt als ein Chauffeur Georg Fallmer aus der Badischen Straße 35 zu Wilmersdorf und eine 22 Jahre alte Katharine Paulsen aus der Mariannenstraße 14. Fallmer unterhielt mit dem Mädchen, der Tochter eines Kaufmanns, seit längerer Zeit ein Liebesverhältnis, das Fräulein Paulsen jetzt auf Veranlassung ihres Vaters gelöst hatte. Er bewog das Mädchen, gestern abend zwischen 9 und 10 Uhr, zu einer Aussprache nach der Reichenberger Straße zu kommen. Es folgte auch dieser Einladung. Der Vater merite jedoch bald, daß seine Tochter fich heimlich entfernt hatte, ahnte nichts Gutes, und ging ihr nach. Als Fallmer ihn kommen fah, zog er einen Revolver aus der Tasche und erschoß seine Ge liebte und sich selbst.

Eine sonderbare Wirtschaft.

Ueber ein Berliner Hotel werden uns Mitteilungen gemacht,

zu denen mancher den Kopf schütteln wird. Es handelt sich um das fleine Hotel Schweriner Hof"( Mittelstr. 15), in dem der Verkehr von Logiergästen sehr beträchtlich sein soll.

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Ein ausgeprägter Hang zum Ueberfinnlichen macht sich in unserer Zeit bemerkbar. Er zeigt sich nicht nur in dem Suchen nach neuen Lebensformen, in dem Drange nach religiöser Erkenntnis, Beamten als bisher und einer Flut von Angestellten dieselbe Arbeit sondern auch in dem Wachsen des Aberglaubens. Das Geschäft der Kartenlegerinnen und Wahrsagerinnen, die im Kaffeegrund geheim­Leiften. Die entstehenden Mehrkosten für die Aemter belaufen sich nisvolle Weisheit finden, für die sie ihren Klienten weiblichen und auf viele hundert Millionen, abgesehen von den Unkosten, die die Einrichtung der vielen Aemter als einmalige Ausgabe verursachen. auch männlichen Geschlechts das Geld aus der Tasche ziehen, blüht Vielleicht gibt der Herr Wehrminister Auskunft darüber, was ebenso wie das der Astrologen, Traumdeuter und sonstiger Zukunfts­Bielleicht gibt der Herr Wehrminister Auskunft darüber, was gucker. Tischrücken und Geistererscheinungen sind zum täglichen Be allein die im Oktober eingerichteben Unterkunftsräume gedürfnis überspannter Naturen geworden. Warum also sollten nicht toftet haben! Wahllos, geradezu finnlos wurden zu diesem Zwecke die Beamten vom Westen nach dem Often, vom Osten nach dem auch Händler auf der Straße die Geheimnisse solcher Dinge an Wiß­Westen versetzt, von denen die meisten noch heute ohne Wohnung sind begierige verkaufen? Die Konjunktur ist ja so günstig, besonders Die Zimmermädchen haben eine unerhört lange Arbeitszeit. Da und die hohen Tagegelder für sich und ihre Familien beziehen. Bei ieht in der Weihnachtszeit. Auf belebter Straße staut sich eine Menschenmenge. Wir treten viele Besucher des Schweriner Hof" erst in der Nacht kommen und der etwas später erfolgten Einrichtung der Heeresvermal­tungsbauämter ging man bereits vorsichtiger zu Werke, indem näher und sehen in ihrer Mitte einen Mann, der mit fabelhafter Be- dos hotel auch in der Nacht schon wieder verlassen, so müssen die eine Verfügung sagte, daß Bersetzungen möglichst zu vermeiden seien. wandtheit redet und dabei doch nichts sagt. Er steht hinter einem Mädchen bis in die Morgenstunden stets auf dem Boften sein. Uns Trogdem hat auch die Einrichtung dieser Bauämter eine Unsumme Tisch, den eine umfangreiche Geldkassette trönt, und verkauft zum wird versichert, daß ihr Tag und Nachtdienst zusammen oft bis Preise von 2 M. fleine Zettel, die Anweisungen enthalten, wie man für diese Leistung die sogenannte freie Station und monatlich nur 20 Stunden beträgt. Dem Hotelbefizer gilt als ausreichendes Entgelt Geld gekostet. Anstatt aus der Einrichtung der Heeresunterkunftsämter und der das Tischrüden bewerkstelligen kann. Als sich kein Käufer 45 Mart Barlohn, außerdem für jedes Bett pro Nacht 1 Mark und Heeresverwaltungsbauämter( beides zugleich unglaublich hochtrabende mehr findet, beginnt die Vorstellung. Er fordert einen der Um meiter für jedes Bettmachen 50 Pfennig ertra. Nebenbei bemerkt: in Benennungen) etwas zu lernen, sollen zum 1. April 1922 die Berstehenden auf, seine Hände auf den Tisch zu legen, andere müssen Hotels ist meist das Bettmachen keine unbedeutende Arbeit, weil ja waltungsämter bei der Schuhpolizei, die Liegen- das gleiche tun. Dann knien alle nieder. Er flüstert geheimnis in jedem besseren Hotel die Betten, wenn der Logiergast wechselt, schaftsämter bei den Finanzämtern und die Reichsbauämter in volle 3auberformeln", z. B. Adabrafuta und anderen Unsinn. einen anderen Bezug erhalten. Es ist möglich, daß der Besizer des ein Wunder, plötzlich Schweriner Hof"( der zur Wirtschaftspartei" gehörende Stadtver­Tätigkeit treten. Das allertollste der Neugründungen sind nun die Langsam erheben sich die Tischrücker und Liegenschaftsämter bei den Finanzämtern. Was hat ein flettert der Tisch empor: er schwebt. Lose ruhen die Hände der Be- ordnete Röder) die für das Bettmachen gezahlte Extravergütung Steueramt mit der Verwaltung der reichseigenen Liegenschaften teiligten auf seiner Platte und dann tanzen sie einen fleinen Ringel. besonders hoch in Rechnung stellt. Weil nämlich die ganze Nacht hin­zu tun? Die Steuerämter fönnen nicht mal ihre Steuerangelegen- reigen. Auf einen Befehl des Händlers senkt sich der Tisch auf den durch immer wieder Besucher kommen und gehen, so ist es die Regel, daß Betten in einer Nacht mehrfach benußt werden uns dement. beiten bewältigen, und nun sollen sie noch mit einem ihnen wesens- Boden. Zahlreiche Hände strecken sich aus nach den Erklärungen. sprechend auch das Bettmachen sich wiederholt und mehrfach vergütet Das Geschäft geht glänzend. merden muß. Uebrigens fommen die Besucher gewöhnlich paarweise fremden Gebiete befastet werden. Nach welchen Richtlinien haben Der Verkauf beginnt von neuem. hier die Organisatoren eigentlich gearbeitet? Systemlosigkeit scheint mancher will sich ausschütten vor Lachen, wenn er die Erklärung ge- in den der Polizei vorzulegenden Meldungen findet sich sehr oft geherrscht zu haben, oder sollten etwa Stellen geschaffen lesen hat, andere sind enttäuscht. Also," sagte einer, mit' nem die Angabe err N. N. und Frau", so daß dann, wird der werden zur Unterbringung der vielen Verwaltungsbeamten? Löffelstiel macht man das, Donnerwetter, und dafür sind 2 M. wahr. Hotelbefizer falkulieren, jedesmol zwei Betten zu machen sind. Der Nachtverkehr soll in dem ,, Schweriner Hof" so lebhaft sein, daß Warum hat man zu den Organisatoren nicht auch erfahrene Brattifer haftig tein Pappenstiel. Neuangekommene manchmal warten, bis ein Zimmer frei wird. bzw. Technifer herangezogen? Diese hätten auf die Unwirt­Was sagt zu der sonderbaren Wirtschaft in diesem Hotel die ( chaftlich feit der gesamten Aenderungen ficher aufmerksam zuständige Behörde? Vielleicht sieht sie sich den Betrieb einmal gemacht, diese hätten auch darauf hingewiesen, daß die Einrichtung näher an. der vielen kleinen Unterkunftsämter vollständig unnötig war, eine Einrichtung, die der Allgemeinheit nur Verluste finn- und zwecklos aufbürdet. Bei jedem Regiment, jedem Bataillon bestehen bereits selbständige Kaffenverwaltungen und Verwaltungsämter. Warum hat man diesen bereits bestehenden Verwaltungen nicht je einen Verwaltungssekretär zugeteilt zur Erledigung der wenigen ihm zu fommenden Arbeiten? Diese Lösung wäre aber zu einfach gewesen. Für die Verwaltung des fleinen Heeres mußte die dritte Art der Verwaltungsämter ins Leben gerufen werden, und damit auch hier einigermaßen Arbeit vorhanden ist, wurden ihnen die Erledigung fogar rein technischer Arbeiten zugefprochen. Wenn man beobachtet, wie die Verwaltungsbeamten der Unterkunfts­ämter sich mit technischen Fragen und Aufgaben abquälen, dann stehen jedem vernünfig denkenden Menschen die Haare zu Berge. Warum haben wir denn im Deutschen Reiche so viel tüchtige Tech­niker? Müssen die Verwaltungsbeamten sich mit ihnen nicht zu­stehenden Arbeiten zum Schaden des Reiches befassen? Aber der heilige Bureaufratius weiß es besser.

Weiter hätte der erfahrene Praktiker den Organisatoren ge­zeigt, daß in den zu schaffenden Reichsbauämtern alle übrigen Aemter zu belassen sind. Aus wirtschaftlichen Gründen nicht Dezen­tralifation, sondern 3entralisation.

Wünschenswert wäre, daß sich der Reichstag einmal mit dieser Angelegenheit befassen würde.

Ein Raubmord im Scheunenviertel.

5000 Mark Belohnung.

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Ein neues Rapitalverbrechen wurde heute morgen Noch kein Kraftdroschkenverkehr. Hier fand man den in der Mulackstraße 1/2 entdeckt. Die Kraftdroschkenunternehmer weigern sich weiter, wie in einer 61 Jahre alten Produktenhändler Emil Biegler in seinem Keller Bersammlung der Kraftdroschtenführer mitgeteilt wurde, die vom vor seinem Bett liegend tot auf. Der Mann war gemagistrat beschlossene Steuer von 10 Proz. zu bezahlen, obgleich ne belt und gefesselt. Nach dem bisherigen Befund liegt diese Steuer von den Droschkenführern als eine gerechte ein Raubmord cor. Es wurde deshalb der Bereitschaftsdienst anerkannt wird. Eine Kommission der Droschkenführer ist bereits der Kriminalpolizei alarmiert, der alsbald die Emittelungen aufnahm. beim Demobilmachungskommissar dahin vorstellig geworden, die Die Kunde von dem neuen Verbrechen rief in dem Viertel eine große größeren Unternehmer zu zwingen, ihre Betriebe wieder zu Aufregung hervor und veranlaßte starte Ansammlungen vor dem öffnen. Ferner hat die Kommiffion mit Dr. Adler vom Haupt Hause. verkehrsamt und dem Polizeipräsidenten fonferiert. Lezterer hat fofort Prüfung zugesagt und Dr. Adler hat erklärt, daß der Magistrat von seinem Beschluß nicht abgehen werde. Die Organi fation hat nun bei den genannten Behörden beantragt, auf Grund des§ 31 der Droschkenordnung die Einziehung der Nummern un­verzüglich anzuordnen.

Der alte Händler war der Kriminalpolizei schon lange bekannt. Ziegler taufte von Einbrechern und Dieben was er ge­brauchen fonnte. Wiederholt wurden gestohlene Sachen bei ihm beschlagnahmt. Mehr als einmal beschäftigten die Kriminalpolizei aber auch Anschläge, die von Verbrechern auf ihn verübt wurden. Die Nachbarschaft prophezeite dem Alten schon lange ein geweltfames Ende. Ziegler faufte und verkaufte viel mit gutem Gewinn, verborgte auch Geld gegen hohe Binsen auf Sachen und Pfandscheine und schenkte außerdem einen Schnaps aus, den er selbst aus Wasser und Spiritus zusammenbraute, einen sogenannten Brennabor", weil er scharf brennt. Nachbarn fiel es auf, daß sich Biegler nicht sehen ließ. Sie benachrichtigten einen Beamten der Schutzpolizei , und dieser fand ihn gefnebelt und gefesselt vor seinem Bette tot taliegen. Die Leiche war so mit Lumpen be­deckt, daß man sie zunächst gar nicht sah.

Im Berliner Aquarium sind die durch mehrere Geschlechter hier gezüchteten ostafrikanischen Riefenbielfüßer zu mächtigen Stücken herangewachsen, die etwa 20 Zentimeter lang sind und Fingerstärke aufweisen. Während sie in ihrer Jugend ein sehr ver­stecktes Leben führen, kommen diese ladkichwarzen, glatten und harten Tiere jezt viel zum Vorschein und gewähren in einem Glasbehälter des Tropenraumes des Infeftariums mit ihren etwa 260 Beinen ein ganz eigenartiges Bild. Sie sind völlig harmlos und nähren fich namentlich von zarteren Pflanzenstoffen.

Die Befundaufnahme durch den Bereitschaftsdienst ergab, daß Verlorene Geschäftsbücher. In der Nacht vom Dienstag zum dem alten Händler, vermutlich während er im Bette schlief, ein Mittwoch sind einem angestellten Parteigenossen in einer braunledernen Lumpenfüd so tief in den hals hineingestoßen Handtasche die Beſchäftsbücher ſeines Meifters abbanden gekommen. Es wurde, daß er erstiden mußte. Dann hatten ihm die Mörder wird gebeten, die für jeden andern wertlosen Bücher in der Geschäftsstelle noch eine Schlinge um den Kopf und den Hals gelegt und Hände des Borwärts", Prinzenstraße, abzugeben. Eine Belohnung von und Füße gefesselt. Die Leiche hatten sie vom Bett geriffen, um 100 Mart ist in der Expedition deponiert. dieses nach Geld und Geldeswert zu durchluchen. Wahrscheinlich fanden und leerten sie dabei auch mehrere Brieftaschen, die ohne Inhalt umherlagen. Mehrere russische Rubel und ameri­anische Dollarnoten, die man auch in dem Raume fand, fäßt sich vorläufig nicht feststellen, weil man nicht entfernt weiß, was sind ihnen dabei wahrscheinlich entfallen. Was geraubt worden ist,

Deutschvölkische und nationaldeutsche Juden. Die Gründung eines Berbandes nationaldeutscher Juden" verursacht den deutschvölkischen Raffetheoretikern arge Kopfschmer­zen. In der Deutschen Zeitung" versucht einer von ihnen, Dr. Schmidt Giebichenfels, nachzuweisen, daß es sich hier nur um eine neue List und Tücke des Judentums handelt, um sich vor der völkischen Bewegung zu retten. Wäre die Gefahr vorbei, dann würde sich schon wieder die übervölkische, ausbeuterische Politit" des Judentums bemerkbar machen. Diese Art der der Ermordete besessen hat. führung ist ja nicht neu, wir fennen sie auch aus der französischen Heßpresse, wo hinter allen Bestrebungen in Deutschland irg rdeine neue Hinterlist der Boches" vermutet wird.

Wetter für morgen.

Berlin und Umgegend. Etwas fälter, ziemlich beiter, bei mäßigen nordwestlichen Winden, keine oder unerhebliche Niederschläge.

Filmschau.

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Die Ermittelungen der Kriminalpolizei fejten sofort nach allen Richtungen ein. Besucht wird zunächst ein etwa 24 bis 25 Jahre alter Das Terratheater in Charlottenburg bringt einen fünfattigen Film Stallschweizer, dessen Namen man noch nicht fennt. Er hat wiederholt von Leo Heller und Leo Lasto ,, Pariserinnen. Er erinnert start In Wirklichkeit beweist die Gründung des Verbandes national- für Ziegler Besorgungen gemacht, bei ihm auch wiederholt mit männ- an ein älteres Werk Das Haus in der Dragonergaffe". In beiden Filmen deutscher Juden, daß eben die Rassetheorie falsch und die lichen und auch weiblichen Bennern" übernachtet und sich zuletzt wird mit fnalligen Effeften gearbeitet, in beiden fommt ein Raub und ein materialistische Geschichtsauffassung richtig ist. ständig bei ihm aufgehalten. Jetzt ist er verschwunden. Die Er- Totschlag vor. Nur ergibt sich im Haus in der Dragonergaffe" der Tot­fchlag folgerichtig aus der Handlung, während in Pariserinnen" der blinde Nicht die Rasse bedingt die politische Einstellung der Einzel- mittelungen richten fich weiter auf einen Mann, der vor mehr als Bufall bemüht werden muß. Das fein zifelferte Spiel verföhnte aber mit drei Jahren einen schweren Raubanfall auf 3iealer dem rein auf Spannung geftelten Film. Was am Manuskript an Kunst individuen, sondern ihre wirtschaftliche und soziale rerübt hat und deshalb zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt worden fehlt, ersetzen die Darsteller. Ressel Orla aibt eine Fabritarbeiter in, Lage. Der Teil der deutschen Juden, die in die kapitalistische Geift. Seine Strafzeit ist abgelaufen. Er hat damals geäußert, daß die einen Verbrecher liebt, und fich von ihrem Milieu nicht losmachen kann, fellschaftsklasse eingerüdt find, nimmt aus eigenstem wirtschaft er es dem Alten beforgen werde, sobald er wieder herausfomme. obwohl sie von einem reichen Freund mit Lurus umgeben wird. Sie erfüllt lichen Interesse die Gedankengänge der kapitalistischen mei Zeugen haben die Aufmerffamfeit auf zwei baffermannsche" ihre Rolle mit pulsierendem Leben. Ralph Artur Roberts ipielt Klaffe an, d. h. er wird nationalistisch. Wahrscheinlich Gestalten gelenkt, die sich gestern nachmittag gegen 2% Uhr verdächtig den zynischen Verbrecher mit erstaunlicher Wahrheit. Von den übrigen Darstellern, die ausnahmslos ihr Bestes geben, sei John Gottom t würde die Zahl der nationalistischen Juden noch viel größer an dem Kellereingang des Ermordeten zu schaffen machten. eine ganz fleine Rolle- ist herausgehoben. Sein Klavierspieler Leon ein Rabinettstüd seiner Schauspieltunft. Im Beiprogramm fällt, Der sein, wenn sie nicht von jener Seite eine so schroffe 3urück­Stern Betblebem 3", ein Krippenspiel nach Scherenschnitten der weisung erfahren und in ihrer staatsbürgerlichen Gleichberech otte Reiniger auf. Gs bersekt die Zuschauer in findlich weibevolle tigung bedroht würden. In Ländern, wo diese Gleichberechtigung und märchenhafte Stimmung. Die einzelnen Bilder find von künstlerischem Gehalt. nie in Frage gestellt war, wie z. B. in England, sehen wir

Alle diejenigen, die zur Aufklärung des neuen Kapitalver­brechens beitragen fönnen, werden unter Hinweis auf die Be lohnung von 5000 m., die für Personen aus dem Bublifum ausgefekt ist, ersucht, sich bei den Kriminalkommissaren Galzog und Bünger im Berliner Polizeipräsidium zu melden.

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E. D- r.