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sache, daß die Neuanschaffungen durch Kredit gedeckt sein werden und folglich nicht, wie jetzt, in vollem Betrag auf das Konto des einen Jahres gesetzt werden, verschwinden und einem Ueberschuß Platz machen, der mit der Steigerung der wirtschaftlichen Tätigkeit rasch steigen wird. 14. Der Kredit zum Wiederaufbau der Staatsbetriebe und der Industrie kann zu einem erheblichen Teil in W a r e n bezogen werden. Es entgehen zwar dadurch Aufträge der deutschen Industrie, dafür wird ober eine schnellere Wieder- Herstellung und also- größere Leistungsfähigkeit erzielt. An Aufträgen wird es nicht fehlen, da durch die Verwüstungen und Entbehrungen des Krieges und der Nachkriegszeit der Warenbedarf der ganzen Welt stark gestiegen ist und da allein der Wiederaufbau sowie die wirtschaftliche Erschließung Ruß- lands, Zentralasiens und Sibiriens die Weltindustrie für Jahrzehnte in Anspruch nehmen werden. 15. Für den Warenkredtt an Deutschland ist die S t a b i- lisierung des Markkurses Voraussetzung, ohne die ein Ausgleich der Preise undenkbar ist. 16. Die von mir vorgeschlagene Geldreform wird die Golddeckung der Reich sbank auf das Fünfund- zwanzigfache steigern und ein Anschwellen des Goldwertes unserer inneren Staatsschuld verhindern. Die Ausbalancie- rung des Reichsbudgets wird die weiters Ausgabe von Reichs- schatzscheinen und damit zugleich weitere Banknotenemissionen entbehrlich machen. Die Steigerung der industriellen Tätigkeit wird unsere Handelsbilanz verbessern. Die Gewährung einer großen Goldanleihe wird das Vertrauen zum Reick steigern. Unter diesen Umständen kann der Versuch gemacht werden, den Goldumtausck der Banknoten, wenn auch zunächst viel- leicht in beschränktem Umfange, wieder aufzunehmen. Die Golddeckung wird nach der Durchführung der von mir vor- geschlagenen Münzreform etwa 25 bis 30 Proz. des Noten­umlaufes betragen. Die disponiblen Geldmittel des Reicks werden dank dem ihm gewährten Kredit viel größer sein. Es kann zeitweise der Notenumlauf eingeschränkt wder die Gold- deckung verstärkt werden. So ist denn mit ziemlicher Sicher- heit anzunehmen, daß wir auf diese Weis? zur Stabilisierung unserer Valuta gelangen werden. 17. Der Teil der Goldanleihe, der zur Deckung unserer Zahlunaen an die Alliierten dienen soll, braucht nicht an uns ausaezahlt zu werden, sondern kann unter dielen verrechnet werden. Es wird dasselbe erreicht, wie durch Gemährung eines Moratoriums. 18. Unter Berücksichtigung all der erwähnte» Umstände darf angenommen werden, daß die Obllgattonen der Kredit- gemeinschaft der Staatsbetriebe und der deutschen Industrie einen guten Markt haben werden und als Zahlungsmittel werden gebraucht werden können. In dem Maße, wie das geschieht, wird die eigentliche Geldbeschaffung vom Auslände entbehrlich. Es bandelt sich also bei dem Vorschlag, den ich mache, in der chauvtsache um einen Verrechnnngs- k ked it. Es handelt sich um eine auf Gegenseitigkeit be­ruhende Garantie mit dem Zweck, die deutschen Finanzen zu sanieren, den Markkurs zu stabilisieren und den deutschen Kredit wieder aufzubauen. Denn obne den Wiederaufbau des Kredits ist auch der Wiederaufbau der Industrie unmöglich. 19. Wenn man uns statt der Anleihe ein Moratorium gewäbren sollte, so bedeutet das. daß man. statt die Not- 'vendigkeiten in ihrem vollen Umfange zu erfassen, das Pro- Ksem verkleinert, um es mit geringeren, asto weniger znläng- 'sschen Mitteln zu lösen. Wir werden in diesem Falle doch noch die vorgeschlagene Kreditgemeinschast der Staatsbetriebe und der Großindustrie statuieren müssen, um uns die zum Wieder- aufbau nötigen Mittel zu beschaffen. Es wird als Schlußestekt dasselbe erreicht werden, aber auf einem Umweg, nach Zeit- verlust imd einer Verzettelung der Kräfte.

W.I.B, oud aasländische vcpeschenagenturcu. Der vom AuSwärtiaen Nuklebuß des ReickSwoeS«ingesetzte UnterauStchuh 'zur Untersu�iing der Verträge der Continental-Telegrophen-Com- pagnie mit ausländischen Depeschenagenturen bot dem Ausschuß Bericht«rstaitet. Er teilt mit. daß er zu Ausstellungen keinen Anlah gefunden hat.

Zur Psychologie See Serufe. Von Dr. Hellmuth Falkenfeld. Berufsberatung auf Grund pfychologisch-experimenteller Unter- suchungen ist heut« nichts Neues. Davon aber soll chier nicht die Rede sein. Man kann mit jenen Versuchen /im Grunde nur fest- stellen, ob sich jemand zum Beispiel zum Wagenführer technisch gut eignet oder nicht, nicht aber, ob er sich seiner seelischen Struktur nach, seiner Gesamtpersönlichkeit nach zu einem bestimmten Beruf eignet. Die psychologisch-experimentelle Berufsberatung ist tech- nischer Natur, die Seele de» Individuum» kann sie nicht beraten. Diese keel« de» Individuum» läßt sich aber vielleicht beraten, wenn wir die Berufe ihrer Psychologie nach in zwei große Truppen ein- teilen und diese genauer betrachten. Diese beiden Gruppen sind die Berufe der unmittelbaren und die der mittelbaren Arbeitsform. Unmittelbare Arbeit ist Arbeit, die ein Produkt aus dem Ar- beitsprozeß gewinnt, Arbeit, die Im Nerlauf einer Anstrengung ein Produkt hervorbringt, dar bei Beginn der Anstrengung noch nicht da war. Mittelbare Arbeit dagegen erschafft nicht ein Produkt, sondern hat es mit schon geschaffenen Produkten zu tun, denen sie auf irgendeine Weise etwa» antut, indem sie etwas durch den Raum hindurchbewegt oder ihr gesellschaftliches und Eigentumsverhältnis verändert. Unmittelbar ist die Arbeit des Bildhauers: Er schafft im Ber- lauf einer Arbeitsanstrengung ein Produkt, das am Ende des Ar- beitsprozeffes vollendet und neu dasteht. Unmittelbar ist aber auch die Arbeit des Tischler». Er schafft im Verlaufe der Arbeitsanstren- gung ein Produkt oder an einem Produkte, dos nach Abschluß des Prozesie» vollendet als Tisch oder Möbel dasteht. Der Unterschied in der inhaltlichen Bedeutung des Produktes spielt hier keine Rolle. Beide Arbeiten, die des Bildhauers und die de« Tischlers sind ihrer Form nach unmittelbare Arbeiten. Mittelbar dagegen ist die Arbeit de» Kaufmanns in erster Linie. Er«schafft nicht ein Produkt unmittelbar und neu aus dem Arbeits- prczeß heraus, sondern er hat e» mit schon geschaffenen Produkten zu tun, die er durch seine Tätigkeit in den Kreis der gesellschaftlichen Zirkulation bringt. Die bereits vorhandenen Produkte bewegt er über die Erde hin. In ähnlicher Weise mittelbar ist die Arbeit be- stimmter Bcamtengruppen, die als Vertreter de« Siaates jene Be- wegging der Arbeitsprodukte über die Erde hin überwachen. Mittel- bor ist die Arbeit all der Berufe, die überhaupt in die Bewegung von Menschen und Gegenständen über die Erde hin, in die Be- wegung miteinander oder gegeneinander arbeitender Menschen sör- dernd oder, hemmend eingreifen. Natürlich gibt es Berufe, die aus der Grenze zwischen unmittelbarer und micte'baror Arbeit stehen, Bcii. icl den des Juristen.

Dollar 179. An der Berliner Börse am Mittwoch ging der Dollar anfangs bis 175 zurück. Im weiteren Verlauf machte sich jedoch eine feste Tendenz bemerkbar, so daß er ungefähr u m 1 Uhr auf 179 stand. Im allgemeinen ist die Loge des Devisenmarktes fest, obwohl die Spekulation im Hinblick auf die Konferenz in Cannes noch große Zurückhaltung zeigt. Am Effektenmarkt hielt sich das Geschäft bei fester Grundtendenz in engen Grenzen. Man hat den Eindruck, als ob den Banken vor Neujahr eine Aufwärtsbewegung der Kurse im Hinblick auf die Steuerbilanz gar nicht erwünscht wäre._

Zrleslanö, 6raß, MalZahn gemaßreaelt. Tie Antwort auf die Adresse der ISS . Der Konflikt in der KPD. ist von der Zentrale in der bei den Kommunisten üblichen Weife gelöst worden, nämlich durch die Maßregelung der Widerspenstigen. Wie dieRote Fahne " berichtet, hat die Zentrale der KPD. in ihrer Sitzung vom 27. d. M. beschlossen, wegen der Unterzeichnung des Auf- rufs der 128 F r i e s l a n d seiner Funktion als Zentral- Mitglied, Braß und M a l z a h n ihrer P a r t e i f u n k- t i o n e n bis zur Tagung des Zentralausfchusses zu e n t> heben. Friesland war bereits, wie hier gemeldet wurde, am 14. Dezember seiner Funktion als Generalsekretär der Zentrale enthoben worden. Jetzt hat man ihn gänzlich aus der Zentrale ausgeschlossen. Wenn dieRote Fahne " bemerkt, daß dies geschehen sei, obwohl man Friesland wie auch den übrigen Vertretern der gleichen Anschauungdie weiteste Diskussionsfreiheit" gegeben habe, so läßt sich diese Behauptung angesichts der vollzogenen Maßregelung hoch- stens noch humoristisch werten. Seit der Märzaktion sehen wir. daß ein Führer der KPD. nach dem anderen abbröckelt. Erst glaubte man mit vem Ausschluß Levis der Opposition das Haupt abgeschlagen zu haben, dann erfolgte die Abspaltung der Kommunistischen Arbeitsgemeinschaft, der sich acht Rcichstagsabgeordnete und mehrere Landtagsabgeordnete anschlössen, nun stehen Fries» land. Braß und Malzahn vor dem Ausschluß. Damit dürfte die Sache noch lange nicht zu Ende sein. Denn außer diesen dreien haben ja noch 125 weitere Funktionäre der KPD. höheren Grades die Protestadresse unterschrieben. Die Zen- trale, die jetzt kühn behauptet, daß sie sich bei der Maßrege- lungmit den Parteigenossen im Reich einig wisse", dürfte also noch manche unliebsame Ueberraschung erleben. Wir glau- ben jedenfalls nicht, daß die Zentrale der Eberlein und Kon- sorten durch noch so scharfe Eewaltmaßregeln den schwinden- den Glauben an ihre Unfehlbarkeit wird retten können. Hugo Ebcrlein beginnt in derRoten Fahne" eine Ar- tikelserie zu seiner persönlichen Rechtfertigung, nachdem ihm. wie er schreibt, sein bisheriges Schweigen zu den Cnthüllun- gen desVorwärts" von der Kommunistischen Arbeitsge- mcinschaft als Schuldbekenntnis ausgelegt wird. Der von der Roten Fahne" heute oeroffentlichtc Teil hat mit dem Kern der Sache, den mitteldeutschen Unruhen, so gut wie nichts zu tun. Eberlein gibt vielmehr eine langatmige historische Dar­stellung über die Entstehung der MP.. der i l le g a l e n k o m- inuntstischen Kampforganisation. Aber auch Iner zeigt sich der echte Eberlein. Er hat nämlich die Ststn, folgendes zu behaupten:/ Die MP. oder dieillegale Oiganifotioii" war nicht, wie es die Agenten Weismanus seit langem hinzustellen versuche� eine festgefügte Organisation innerhalb der.reoolutio- nären Arbeiterpartei, sie war vielmehr eine p o l i» tische Richtung, die seit der Revolution sich in allen reoolutio- nären Parteien gezeigt hat. Jedesmal, wenn in kommunistischen Artikeln de? Name Weismann auftaucht, ist das ein Zeichen, daß irgend etwas Unangenehmes verschleiert werden soll.

Unmittelbare Arbeit macht die Welt reicher. Mittelbare Arbeit bereichert nicht, sondern verändert die Welt. Der unmittelbare Arbeiter bat daher in höherem Maße ein gegenständliches Interesse als der mittelbare Arbeiter. Er hat ein Interesse an der Boll- endung, der Qualität des Gegenstandes selbst, der mittelbare Ar. beiter hat ein Interesse an dem Umlauf, an der Zirkulation des Gegenstand«?, ober nicht an ihn selbst. Der Dichter�stcht gemäß der Form seiner Arbeit dem Schlosser oder Stellmacher näher alz dem Kaufmann. Hans Sachs war ein Schuhmacher und Poet dazu. Auch diese Tatsache spricht eine be- redte Sprache. Der schöpferische Mensch, der nicht geistig Schaf- fender ist, aber seiner Seele nach zur Hervorbringung neigt, wird immer mehr im Handwerk als in mittelbarer Arbeit seine Befriedi- gung finden., Tie Unterscheidung zwischen Kopf- und Handarbeiter ist ganz und gar unfruchtbar. Man müßte denn bei den Kopfarbeitern die- jenigcn unterscheiden, die mechanisch mit dem Kopf arbeiten, und diejenigen, die geistig mit dem Kopf arbeiten, das heißt mit dem Kopf erfinden oder Neues schaffen. Aber auch die Unterschei- dung der drei Kategorien: Handarbeiter, Kopfarbeiter, Geistes- arbeiter trifft nicht den Kern. Entscheidend ist nicht das Mittel. sondern die Form, in der sich das Arbeitsprodukt dem Arbeitsprozeß enthebt. Die Sucht nach dem Gelds läßt zwar viele Menschen arbeiten, aber nur wenige Menschen Zlrbeiter sein, das heißt ein sachliches Interesse an dem Arbeitsprodukt haben. Das Arbeitsprodukt intcr- essiert sie nur insofern, als sie durch dies Produkt zu Gcldverdienst gelangen. Das Geldinteresse kann demnach besonders für das Ge- lingen der unmittelbaren Arbeit durchaus verhängnisvoll sein. Wenn das Interesse, das hier nur dem Gegenstände selbst und seiner Vollendung gelten soll, durch da- Interesse am Verdienen verdunkelt wird, so gerät, zumal in einer Zeit, in der Mangel an Rohstofsen, Lebensmitteln und Vorräten herrscht, Kunst und Hand- werk, Wissenschaft und Kultur immer mehr in Wfall. Neues Theater am Zoo:Annette". Theodor T a g o e r dichtet mit einiger Weichheit Lyrik, deren Sangdarkeit einem geschmeidigen, leicht versprudelnden Talente entströmt. Als Dramatiker steht er auch zwischen den Stilen. Er ist ein gelehriger, onch etwas grüner Liebhaber Wedeki.rdscher Probleme und Sternheimschcr Theater- form. So läßt sich schwer entscheiden, ob er schon entartete oder noch nicht geortet ist. Immerhin erfand er einige Wizworte, um den sehr hurtigen und steilen Ausstieg des Fräuleins Annette zu berichten, das sich in drei schmächtigen Akten vom Stubenmädchen zur sechzig- fachen Millionärin und Exzellenz entwickelt. Der Dichter sieht in diesem blonden Mädchen ein Stück Schicksal, das die wilde Zeit von 1921 schaffen konnte. Er hält es für natür- lich, daß der Vater, der Sohn und noch ein dritter, stark angegrauter

Es handelt sich nämlich gar nicht um eine vonAgenten Wcismanns" aufgestellte Behauptung, sondern um eine Tar- fache, die durch ein authentisches Dokument der höchsten kommunistischen Instanz feststeht. In den bekannten 21 Punkten, die der Unabhängigen Partei vor dem Hallenser Parteitag als Grundbedingung für den Ein- tritt in die Dritte Internationale von dem Moskauer Exekutiv- komitee vorgelegt wurden, heißt es nämlich wörtlich unter Punkt 3: Fast in allen Ländern Europas und Amerikas tritt der Klassen- kämpf in die Phase des Bürgerkriegs ein. Unter derartigen Ber- Hältnissen können die Kommunisten kein Vertrauen zu der bürgerlichen Legalität(Gesetzmäßigkeit) haben. Sie sind verpflichtet, überall einen parallelen illegalen Organisoltionsapparat zu schaffen, der im entscheidenden Moment der Partei behilflich sein wird, ihre Pflicht gegenüber der Revolution zu erfüllen. Da wir nicht annehmen können, daß das Moskauer Exe- kutivkomitee ausSpitzeln Weismanns" besteht, so müssen wir feststellen, daß Hugo Eberlein einfach die Unwahr» heit sagt. Die illegale Organisation(MP.) ist keinepoli- tische Richtung" besonders militaristisch organisierter Partei- genossen, als die Eberlein sie hinzustellen sucht, sondern ihre Einrichtung war der Kommunistischen Partei vonMoskau vorgeschrieben. In dieser Hinsicht reden die 21 Punkte eine so klare Sprache, daß alle Verdrehungskünste Eberlein» daran scheitern.

Dießreiheit" als Märchenerzählerin. Genosse Wels schreibt uns: DieFreiheit" wieder- holt in einem Artikel überdie blutigen Weih- nachten 1918" die schon so oft erzählte Mär, daßdie Mehr- hcitssoziälisten" die gewaltsame Auseinandersetzung mit der Volks- marinedioision geradezu provoziert hätten. Vor allem aber märe jeder Konflikt vermieden worden,wenn der Stadtkommandant Wels gewollt hätte". Sie stützt sich dabei auf eine Darstellung Heinigs, die nur den Mangel hat, daß sie nicht erwähnt, daß ich er- klärte:Ich hätte den schriftlichen Befehl des gesamten Ka- binetts und könne danach nur nach Räumung von Schloß und Marstall die Genehmigung zur Auszahlung der Löhnung geben. Ich sei nur ausführendes Orga n und könne den Beschluß der Voltsbeauftragten nicht aufheben. Andere Räume wären zur Ver- fügung gestellt." Jener einstimmige Beschluß der Volksbeaustragten erfolgte auf den Antrag des unabhängigen Finanzministers Simon. Das ist derFreiheit" natürlich genau bekannt und man muß es ihr überlassen, wie sie sich trotzdem zu der dreisten Behaup- iung versteigen kann:Wels wollte also den militärischen Kon- flikt."_

Ein seltsamer verein. Vor uns liegt ein gedruckte» Formular, das ein« Aufnahme» erklärung in denVerein ehemaliger Feldartillerie- Schießschüler" darstellt. Es hat etwa das Aussehen einer poli- zeilichen Anmeldeerkiärung, nur daß die hinter dem Namen auszu- füllenden Rubriken noch bei weitem zahlreicher sind. Besonders genaue Auskünfte werden über die militärischen Derhältnisil- des Aufzunehmenden verlangt. Unter den Rubriken, die der Aus- nahmesuchcnde auszufüllen hat, steht dann folgender Satz: Ich bekenne hiermit bei rneinem Ehrenwort, daß ich nicht Sozialdemokrat bin, noch die Zdeen derer huldlge. ebenso erkenne ich die Satzungen des Berems, die mir bekannt sind, hiermit an. Völlige Nichtbeherrschung der deutschen Sprache ist noch immer das sicherste Kennzeichen deutschvölkischer Gesinnung gewesen. Ein Sozialdemokrat wird über den Au»schluß aus dieser Gesellschaft keine Träne vergießen, da ernicht die Ideen derer huldigt".

Reparalionsfolgev. Wie dem.New Dvrk Herald" aus Washingwu gemeldet wird, ergibt die amerikanische Statistik über die 11 ersten Monate des Jahres 1921, daß die Geschälte mit Europa um bv Prozent hinter denen des Jahres 1920 zurückgeblieben sind.

5?err für diese Dame ihren guten Ruf und ihre Finanzen gefährden. bj« die an Asthma schließlich eingehende Exzellenz ihre Titel, ihre Scheckbücher und den dazu gehörenden lebenden Leichnam der An gebeteten zu Füßen legt. Auch wird es als Abbild glühender Wirk lichkeit ausgegeben, daß ein Allerweltsimpresario den Ausschwung der Dame durch Mauschelei und ähnliche Behendigkeit fördert. Als Annette ganz oben ist, vergeudet sie ihre süßeste Zärtlichkeit an den Musikus und Mondscheinwandercr. Die" vier Gefoppten knien vor ihr. Sie breitet das seidene Kissen auf den Boden, um das kostbare Kleid nicht zu verderben. Dann kniet sie selber vor ihrem Genie, das wahrscheinlich mit vielseitiger Idiotie begabt ist. Das Fädlein dieser Ereignisse ist dünn, auch schon oft genug ab- gewickelt. Es bleibt eine gewisse Raschheit in der Eharakteristik dieser stark verpöbelien Lulu. Aber die Menschen, die an ihr kleben, sind nichts als ausgeklügelte Literatur. Neben einigen wohltuend auffallenden Nullen stehen drei Nummern aus der Bühne: Frau Wüst spielt die Annette rundlich, reif, frech, die Posse vermeidend, da« gefährliche Embryonale ihres Partes ausgestaltend. Herr G r ü n b a u m, vvitt Tingeltangel her berühmt, schenkt seinem mit östlichem Schiederhumor ausgestatteten Impresario jede durch Brettlroutine geheiligte Schmierigkeit. Herr Hanns Fischer gibt dem asthmatischen Millionär gemilderte Töne. Er glich einige Geschmackssünden aus, die den Schöpfer seiner Rolle arg belasten. M. H. lladlawkers Gastspiel. In die Staaisoper, in der er so oft sein Stammpublikum zu entzücken wußte, ist Jadlowker zurückgekehrt. aber nur als Gast. Denn so seltene und teure Vögel kann sie sich nicht mehr halten, die Tcnöre sind heute Wandervögel, die rings. durch die Lande streifen, am liebsten aber den Flug über den großen Teich wagen. Und wenn sie wiederkommen, dann sind sie Valuta- sangcr geworden. Die Getreuen von ehemals können meist nicht mehr zu ihnen. Ein wahrhaft internationales Publikum lauschte Jadlowker am Dienstag, als er den Don Jose in BizetsCarmen" sang. Die.Coloured nien" aller Schattierungen schwelgten(hoffcnt- iich!> in der Süßigkeit seiner berübmten Mittellage. Die alten Ber- chrer freilich fanden Slimnic und Spiel nicht ganz aus der früheren Höhe. Aber wartet nur: balde wird er sich wieder eingesungen haben. Ucberragend gestaltete Barbara K e m p die Carmen aus: eine Carmen rassigster Prägung, die in der Glut des Temperaments und der Slusdruckskraft der Stimme alles Gewohnte hinter sich läßt und das Charakteristische bis zum Grotesken steigert. Jadlowker stand im Schatten dieser Carmen.<i. Die Franzosen in Kanada . Eine micressatite ethnographische Studie von L. Hamilton untersucht den Ursprung der sranzösi- scheu Bevölkerung in Kanada . Auf Grund von Beobachtung von Familiennamen. Bauweise und Sitten kommt er zum Schluß, daß sie aus den nördlichen französischen Küstenprovinzen stammt. Es handelt sich um eine Bevölkerung von zwei Millionen Köpfen, den Nachkommen von 000 eingewanderten Bauern, die trotz der englisch sprechenden Umgebung Sprache und Sitte behauptet hat Im Gegensatz zu anderen Einwanderern.