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Nr.1 39. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Die Neujahrswünsche der Alten.

Was die Sechzig bis Hundertjährigen von 1922 erhoffen.

Das alte Jahr hat gründlich abgewirtschaftet. Es hat, wie viele feiner Borgänger nur einen Teil der Hoffnungen erfüllen tönnen, tie ihm Optimisten bei seiner Geburt entgegenbrachten. Möglichst menig zu erwarten, um nicht enttäuscht zu werden, ist nicht nur die Lebensweisheit der Philosophen vom Fach, sondern auch die der alten Leute, die die Bitternisse der vergangenen Jahre reichlich ausgekostet haben. Sie sind die wahren Philosophen, und wenn sie sich auch nicht zur vollkommenen Wunschlosigkeit durchgerungen haben es gibt soviel Dinge, die das Leben im hohen Alter angenehm machen fönnen, so ist es doch mehr ein Spiel mit Wünschen, wie ein Spiel mit hübschen Kugeln, bei denen es nichts ausmacht, wenn eine an der nüchternen Wirklichkeit zerschellt.

Im Wohlfahrtsviered.

Was sie sich wünschen.

Aber diese dunkle ernste Stimmung herrscht nicht überall. Nicht alle find so hinfällig, so apathisch, daß nichts mehr fie rührt und be­wegt. Im Gegenteil, es gibt faft in jedem Raum ein paar rüftige und auffrischen. Besonders in den fleineren Stuben mit 6-8 In und frohsinnige Frauen, die mit ihrer Laune die anderen erfreuen faffen ist das Aneinanderrücken eher möglich. Da ist zum Beispiel ein ganz altes Weiblein, Am 5. Januar 1922 wird es 100 Jahre alt. Ihre Heimat ist die Uckermark bei Prenzlau , und wenn man mit ihr spricht, hat man gar nicht den Eindrud, mit einem Menschen zusammenzusein, der am Ende des Lebens steht. Ihre Augen in dem schmalen Greifenanilig sind hell. Und als wir fie fragen, was sie sich vom neuen Jahr wünscht, ist auch die Etimme hell und deutlich: ,, Du liebe Güte! Das neue Jahr, ja, ja! Ich wünsch mir gar nichts mehr. Ich habe keine Wünsche mehr. Ich bin wunschlos." So spricht sie wörtlich. Und dieses scheinbar absolute Stillefein der Seele und aller Trieb erschüttert. Aber dann kommt die Rede auf ihren Geburtstag und siehe, da tommt doch noch ganz leise und zart eine Hoffnung, wie es scheint, hervor. Sie weiß, die gute Alte, daß sie die Hundertjährige ist. Und wer möchte es verschwören, daß in diesem alten Herzen nicht doch noch eine leise Hoffnung blüht: Sie werden mich nicht vergessen, die Menschen da draußen. Gefundheit, Frühling und einmal tanzen.

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Die im Osten Berlins laufende Palisadenstraße bildet mit der Großen Frankfurter, der Koppen und der Lebufer Straße ein riefiges Viereck, das auch heute noch jedem, der auf­merksam durch die Straßen geht, auffält. Man tönnte es wohl fahrtspiered nennen, benn es erheben sich an dieser Stelle nicht weniger als drei große und bemerkenswerte städtische und eine private Wohlfahrtsanftalt, nämlich als wichtigste und bemerkens­merteste an der Palisadenstraße mit nahezu 200 Meter Frontlänge das Friedrich Wilhelm- hospital für Frauen, an der Ein Zimmer weiter. A cht Alte. Wie alt? Der Inspektor Frankfurter Straßes Wendingersche- Schreinersche Stift für fragt. Die eine 85, die andere 73, die dritte 91, die vierte 79 und fo Männer und Frauen, daneben das Nikolaus- Bürger- Hospital für weiter. Ein prächtiger schöner Weihnachtsbaum schmückt den Raum. Männer und in der Koppenstraße das Altersheim für Hausangestellte, Ein Lobeswort für den Baum macht alle die alten lieben Gefichter das früher den weniger schönen Namen Gefindehospital trug. Faßt man alle diese Anstalten, die übrigens firchlich eine Einheit, eine Parochie, bilden, zusammen, so tommt man hier im fleinen zu dem, was draußen Buch im großen ist, eine Stadt der alten Leute. Nur das Altmännerhofpital fehlt, denn es befindet sich in der Fröbelstraße. Das Friedrich Wilhelm- Hospital, 1849 in der Bali­fadenstraße errichtet, ist ursprünglich aus drei kleineren staatlichen Spitälern entstanden, die bis ins Jahr 1674 zurückgehen. Es nimmt unbescholtene, durch ihr Alter arbeitsunfähig gewordene Personen meiblichen Geschlechts auf und erhält und verpflegt sie bis an ihr Lebensende. Die Leitung befindet sich in den Händen des langjährig tätigen Infpettors 3irr, dem etwa 60 Pflegerinnen, eine Anzahl Ersatzpflegerinnen, Wäscherinnen, Rochfrauen und technisches Perfo nat unterfteht. Die Dberleitung hat unser Genosse Stadtmedizinal rat Dr. Rab now, Borsitzender der Deputation des städtischen Ge sundheitswesens.

Bei den 600 Weiblein.

Drei Minuten entfernt tost und brauft durch die Große Frant furter Straße der ewig starte Strom diefer menichenerfüllten Stadt. Hier aber find 600 alte Frauen versammelt, mit denen das rüdsichts­foje Leben nichts mehr anzufangen weiß. Eine Tür tut sich; cuf und ernet einen weiten Raum. Bett reiht sich an Bett, etwa fünfund zwanzig. An jedem Bett ein Stuhl und ein Tischchen. Darauf, weil Beihnachten war, allerlei Pädchen und Kartons, Aepfel, Apfeifinen, Schotolabe. Manche Tische find loer, denn die alten Frauen, denen fte zustehen, haben niemanden unter den Lebenden, der ihrer gedenkt. Man glaube aber nicht, daß alle diese, alten Menschen proletarische Existenzen waren. Da ist ein altes Weiblein aus Wien , die ist einft mals mit Dieren lang" durch die Straßen gerollt. Da sind die legten bürren Reiser einftmals stolzer Kaufmannsfirmen. Da sind ein paar ehemalige Schauspielerinnen, denen in der Jugendzeit Ruhm, Glanz Ehren, Geld und Glid geblüht hat. Nun haben sie alle nichts mehr als diefes Bett, das ihnen nicht gehört, den Tisch und den Stuhl. Ihre stillen Cesid; ber, über die bereits die Weihe des erlöschenden Lebens liegt, erheben sie zu dem Fremdling, als wollten fie fragen: Wer bist du und was willst du von uns? Da überkommt einen der Wunsch, zu den Alten zu treten und zu sagen: Sag, was bein Leben dir war? Sieh, wir alle verzehren uns in dem Erforschen bes dunklen Rätsels, das wir Leben nennen. Was weißt du davon, die du so nahe dem Grab? Aber die Alten schweigen. Langsam fenten fich ihre Lider, langsam und fanst fehren sie den Blick von dem Fremdling. Geduldig harren sie der Stunde der Erlösung.

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Eine feltfame Nacht.

ergänzen, eines aber ganz besonters. Das gehört einer jüngeren Frau. Sie ist noch sehr gut auf den Beinen, aber die Hände sind unbrauchbar vor Bicht. Ueberhaupt fortert die Gicht eine Unmenge Opfer unter den Wasch- und Reinmachefrauen. Alle die vielen ver frümmten unbrauchbaren Hände sind eine grausame Anklage gegen jene, die diese Menschen bis zum äußersten ausgenugt haben. Eine alte Achtzigerin ist ordentlich fidel. Stammt aus Tirol. Was macht Tirol?" Ach," sagt sie wegwerfend, jezt ist nichts mehr los. Die Italiener find ja drin." Und was wünscht sie sich vom neuen Jahr? Gefundheit, mein Herr, nur Gesundheit." Dieser Alten ist der Tod noch weit.

Ein dritter Raum. Wieder eine Meine Schar Weiberchen, die beim Eintritt des Fremden auffcheucht, aber bald vertraut werden. Wieder hat die Munterste ein Bäumchen ausgepußt und sie ist stolz, baß man es lobt. Ihr Neujahrswunsch ist:

"

Es soll recht bald Frühling werden, daß die schönen Kastanien im Garten blühen und daß man wieder draußen gehen und ſizen tann." Denn ein prächtiger Bart gehört zu dem Hospital.

Und wir fragen beim Weitergehen erneut, und immer wieder wird als lekter höchfter Wunsch genannt: Gesundheit. So alt sie sind, gesund möchten fie alle noch einmal werden. Als aber der Inspektor einmal abaerufen wird. bleiben wir allein zurüd und geraten mit einer der Alten ins Gespräch. Da areift sie weit in ihr Leben zurüd. Wenn fie Als sie jung war, hat fie leidenschaftlich gern getanzt. das doch noch einmal fönnte. Noch ein einziges Mal. Gie ift 68 Jahre alt, ihr Geist ist frisch. Aber die Beine sind gelähmt. Da ist es denn doch wohl vorbei mit dem Tanzen. Jedoch der Wunsch ist noch da. Warum auch nicht? In dem Alter hat noch manche geheiratet.

Milch, Juder, Geld, Bücher und Fleisch.

Sonntag, 1. Jannar 1922

Jetzt ihr Inspektor Berndt, der mit seiner Frau hingebend so lange für diese Menschen gesorgt hat, genommen wird. Man versteht eine derartige Maßnahme nicht. Die alten Mädchen bekommen von der Etadt ein festes monatliches Pflegegeld und dazu ihre Invaliden­rente, die aber natürlich zum Lebensunterhalt nicht gut reichen wollen, denn sie müssen für sich selbft tochen. Deshalb haben manche noch, so gut es geht, einen Pleinen Nebenverdienst außer dem Haus, durch Kinderwarten und leichtes Aufwarten. Andere übernehmen leichte Stopf und Siridarbeiten im Heim. Was wünschen sie sich im neuen Jahr? Auch wieder Gesundheit. Eine aber plagt heraus: Daß wir endlich mal aus dem Dalles heraus. lommen." Man denkt als Politiker natürlich zuerst an den Staats­oder Gemeindeballes) aber das Altchen ist ganz persönlich und meint Langeweile und wünschen sich Bilder, Zeitungen, Bücher zur Unter ihren eigenen und den ihrer Mitschwestern. Auch sie haben vielfach haltung. Eine Alte ist aus dem ehemals posenschen jetzt polnischen Städtchen Birnbaum und sie sprudelt luftig und geläufig ein heimat­liches Verschen hervor:

Birnbaum ist ein schönes Städtchen, welches an der Warthe liegt. Drinnen sind viel hübsche Mädchen: Krüpplig, budlig und verliebt.

Die meisten diefer aften Hausangestellten haben seit dem ersten Kriegsjahr fein Fleisch mehr in ihren Rochtöpfen gesehen. Ein wenig erbaulicher Zustand, unter dem sie alle besonders im Winter fehr leiden, ist. daß das Heim Beine Beleuchtung hat. Tatsächlich be­ginnt für die Infaffen im Winter die Nacht um 4 Uhr nachmittags und endet um 8 Uhr morgens.

Auch die Männer sind bescheiden. Dem Nikolaus Bürger- Hospital, das an der Großen Frankfurter Straße liegt und den sehr schönen und vornehmen Widmungsspruch trägt:" Dem würdigen Bürger im hilflofen After die Stadt Berlin ", fehlt zurzeit der Inspektor, der vor einiger Zeit gestorben ist. Die Frau des Inspektors aber ist auch noch frant geworden. Den Infaffen, in der Mehrzahl alte Berliner felbständig gewefene Handwerfer, geht aber trotzdem nichts ab. Sie erhalten Morgenkaffee und Mittagessen aus gemein­famer Küche und find mit der oft zufrieden. Wir machen die Be fanntschaft eines achtzigjährigen Webermeisters und eines fünfund­sechzigjährigen Tischlermeisters, die gemeinsam ein Etübchen be­wohnen, in dem es recht behaglich ist. Auch hier herrscht nur der eine Wunsch zum Neujahr vor: Gesundheit. In dem behaglichen Geplauder mit diesen beiden biederen und im Leben bewährten Männern ergibt sich dann, daß der eine gar gern ein Pfeifchen raucht und den Lab af dazu manchmal entbehren muß, und daß der andere ebenso gern fein Briemchen haben würde. Lange­welle ist auch hier zuhause. Für Zeitungen, Bilder, Bücher, Schreib panier, Unterhaltungsspiele ift tein Gelb vorhanden; diese Dinge müssen entbehrt werden. Auch dieses Hospital hat keine Lichtanlage, und die Infaffen müssen sich für eigenes Geld ein Lichtlein ober ein

Petroleumlämpchen halten.

Stilles entfagendes Leben ist hier, bas abseits langsam zu Ende geht und eines Tages erlischt. Schlicht und farg ist das Leben, aber in allen Räumen, die wir fahen, herrscht peinlichste Sauberkeit und Ordnung. Denkt man der vielen hilflosen Alten in feuchten, muffi gen, eflen Kellerlöchern und überfüllten Wohnungen, dann bedeutet der Aufenthalt im Hospital mit seiner ständigen wirtschaftlichen und hygienischen Fürsorge und seiner geregelten Lebensweise doch die unter den heutigen Verhältnissen einzig mögliche würdige Versorgung unbemittelter Alten. Möge sich, auch unter schwierigen Verhältnissen, der Gemeinsinn in der Bürgerschaft Berlins so start entwickeln, daß er imftande ist, die alten Wohlfahrtseinrichtungen zu erhalten und neue hinzuzubauen.

Wünsche materieller Art äußern die Alten nicht, aber die find natürlich auch noch da. Es gibt Anstaltstoft. für alle nahezu gleid. Und die Statt Berlin muß heute so fürchterlich sparen. Aber ein! Die letzte Reife. In der Warte balle des Bahnhofes Büchschen füßer Kondensmilch zum geliebten Raffee, oder gar ein Pfündchen 3uder, das wäre was. Auch Bilder.Bu brach gestern abend eine etwa 50 Jahre alte Frau plöt zeitschriften, Bücher, Beschäftigungsspiele, Schreibpapier, ich bewustlos zufammen. Ein herbeigerufener Arzt fonnte Beitungen felten den Alten, die die Langeweile oft schwer plagt. nur noch den infolge Herafchlages eingetretenen Tod feststellen. Man fand bei der Toten lediglich ein Spartaisenbuch der Da fönnte freie Hilfe noch viel gutes tun. Rolberger Sparkasse auf den Namen Marie Bieben­bagen. Ob die Tote mit der 2. identisch ist, tönnen erst die weiteren Ermittelungen ergeben.

Ein ganz anderes Bild empfängt den Besucher im Alters. heim der Hausangestellten. Je zwei und zwei haben ihr Bimmerchen für sich. Biele find traurig und bedrückt, weil ihnen Ja, das ist möglich!" sagte Fräulein Sindal." Ich werde mich gleich zu ihr sehen, bis sie einschläft." Frau Hjarmer machte von neuem Miene, sich aus dem wehrte wieder ab.

Roman in vier Stunden von Laurids Bruun . weichen, breiten Sessel zu erheben; der Amtsvorsteher aber

Die Wiesen dampfen. 1.

Amtsvorsteher Knud Hjarmer ging auf dem grünen groß­geblümten Teppich hin und her, während er mit seinen weißen, mahlgeformten und gepflegten Händen das feidene Tuch um feinen Kragen legte und die Enden sorgfältig unter seinem bionden Bollbart freuzte.

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" Es wird wohl nichts weiter als eine heftige Erkältung fein nicht wahr?" fagte er, während er ängstlich zu seiner Frau hinüberfah, die in dem grünen Blüschlefsel zwischen dem Bohnstubentisch und Kamin faß, deffen Deffnung jetzt zur Sommerzeit von einem gestickten Ofenschirm mit chinesischen

Ornamenten verdeckt war.

Rinder bekommen ja so leicht Halsschmerzen," sagte Frau Hellwig Hjarmer und sah mit ihren dunkelgrauen, etwas müden Augen von dem cremefarbenen Halsfragen auf, an

dem fie stickte.

Dann legte sie die Stickerei vor sich auf den Tisch, strich mit ihrer schmalen Hand glättend darüber hin und machte Miene, sich zu erheben.

Ich will mich gern oben zu ihr sehen," sagte sie ,,, wenn es dich beruhigt."

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.Liebste nain!" Der Amtsvorsteher, der jetzt im Be­griff war, feinen Baletot anzuziehen, machte eine abwehrende Bewegung. Du hast dir's dort gerade so bequem gemacht; und fie foll ja am liebsten schlafen."

In diesem Augenblid fam Fräulein Sindal vom Garten herein, die Arme voll von frischgepflückten Syringen.

Sie ging geradeswegs auf ihn zu und reichte ihm ein Baar Handschuhe, indem sie lächelnd ihren Kopf schüttelte, so dak die schmere Stirnlode thres reichen, aschblonden Haares ihr über die linke Augenbraue fiel.

Ah, da sind sie ja!" sagte der Amtsvorsteher und lächelte ebenfalls mit feinen bleichen, nervösen Augen. Ich hab sie gerabe gesucht."

Sie lagen auf dem Treibhaustisch!"

Besten Dant, Fräulein! Ich bin so zerstreut." Dann wandte er sich wieber zu feiner Frau, während er! die Handschuhe anzog, die Fräulein Sindal ihm gegeben hatte. Bielleicht bekommt fie einen Badenzahn. Das Zahn­fleisch tut ihr ja so weh nicht?"

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,, Nein, nein! Bleib du nur ruhig sizen. Fräulein Sindal geht ja bald nach oben, nicht wahr?".

würde ich mein behagliches Heim wahrlich nicht zu dieser Stunde verlassen, weil eine alte Brauerswitwe im Sterben liegt und ihr Testament machen will."

Bergiß nicht das Notariatsprotokoll, mein Freund!" sagte Frau Hjarmer, während Fräulein Sindal ins Eßzimmer ging. Ich hab es dort hingelegt, um es nicht zu vergessen!" Der Amtsvorsteher sah zum Rauchtisch hinüber, ob das Protokoll auch war, wo es sein sollte. Im selben Augenblick hörte man das Rollen eines Wagens dem holprigen Pflaster des Hofes. Das ist Anders!"

auf

Ich will nur noch diese Blumen in Waffer stellen. Sind sie nicht herrlich?" Fräulein Sindal hielt die Syringen von sich ab und betrachtete sie liebevoll. So frisch und so voll." Aber Sie scheinen ja den ganzen Baum geplündert zu haben!" sagte der Amtsvorsteher und schüttelte lächelnd den Der Amtsvorsteher hatte es plötzlich eilig. Er knöpfte Kopf. Was schadet das? Wenn Frau Hjarmer fie nun einmal Was schadet das? Wenn Frau Hjarmer fie nun einmal feinen Ueberzieher zu und trat hinter den Tisch an den Stuhl, fo gern hat. Ich pflückte, was ich nur irgend erreichen konnte." wo seine Frau faß. Dann beugte er sich über die Lehne.

Das ist lieb von Ihnen!" sagte Frau Hjarmer und streckte ihr die Hand entgegen, während der Amtsvorsteher ins Kontor ging, um feinen Hut zu holen, wobei er die Tür hinter sich offen stehen ließ.

Nehmen Sie die hohen Kristallgläser drinnen vom Büfett. Dann sehen wir das eine hierher und das andere auf meinen Schreibtisch."

Frau Hfarmer atmete den starken Syringenduft ein, das feine, bleiche Gesichtsoval zurückgebogen und die großen Lider halb geschlossen.

Das Bimmer ist schon voller Duft!" sagte sie, während die feinen Mafenflügel die duftgefüllte Luft einzogen. Fräulein Sindal strich die aschblonde Locke aus der Stirn und atmete tief.

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Oh- ist das eine Nacht so hell und so still!" Und ihre großen blauen Augen leuchteten wie vom Widerschein des tiefen Nachthimmels draußen überm Garten.

Es ist jammerschade, sich im 3immer einzufperren!" fügte fie ärgerlich hinzu, während sie mit den Syringen in Arm auf die Tür des Eßzimmers zuging, um die Kristall­gläfer zu holen.

Finden Sie?"

Frau Hjarmer fah ihr nach mit einem Lächeln auf der furzen, flaumigen Oberlippe; denn wenn Fräulein Sindal ärgerlich wurde, flang unwillkürlich etwas von ihrem länd lichen Akzent durch ihre Worte:

Ich wollte, ich wär es, die über Land fahren follte." Der Am'sporsteher, der im felben Augenblick wieder aus dem Kontor tam, hörte ihren Seufzer.

Na, ich fann Ihnen versichern, Fräulein," sagte er, wenn ich dem Amtsgehilfen nicht Urlaub gegeben hätte,

Gute Nacht, Liebste! Du sollst nicht auf mich warten. Ich weiß ja gar nicht, wann ich wieder hier fein fann." " Welchen Weg willst du fahren?" fragte Frau Hjarmer und sah mit einer fleinen Kopfwendung zu ihm.

Das muß ich Anders überlassen. Ich denke, der nächste eg ist beim Ziegelhof vorbei nicht?"

Der Amtsvorsteher beugte sich herab, um sie zu küssen, im felben Augenblic aber fiel ihm etwas ein.

Das ist richtig- ich wußte ja, daß ich dir noch etwas sagen wollte wir bekommen ja Milch vom Ziegelhof­nicht?"

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" Ja, meil sie fo ausgezeichnet ist."

" Heute war aber der Tierarzt im Rontor und brachte einen Fall Don Maul- und Klauenseuche von dort zur An­zeige. Er sagte, der alte Hilföe sei wütend gewesen. Er hätte ihm gedroht, daß er ihm die Praris entziehen wolle."

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Das fieht ihm ähnlich, dem geizigen Krafeeler!" Der Amtsvorsteher richtete seine schmächtige Gestalt auf, während er das Halstuch unter dem hohen Kragen strammer zog. Bir werden sehen! Es ist ja nicht das erstemal wäh rend der wenigen Jahre, die ich hier als Amtsvorsteher fun­giere, daß er sich vor Recht und Gesetz ducken muß, der alte Selbstherrscher!"

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Dann beugte er sich wieder über das reiche, seldenfeine Haar seiner Frau; es hatte eine Farbe wie dunkle Bronze und mar in funstvollen Locken aufgefteckt. Also wie wird's mit der Milch?" Anders fann fie von morgen ab in der Stadt holen." " Ja, nicht wahr?-Dente daran! Adieu, Liebste!" ( Fortsetzung folgt.)