So verlangt der Ausruf schNeßN«b die»Ueberwtndung des kleinlichen, sektiererischen fanatischen Ze- l o t e n g« i st e s. Aber der wird nicht überwunden werden, solange man an den D i k t a t u r m e t h o d e n, an der Allgewalt der Zentrale und der A u s ich a l t u n g der Demokratie festhält. Wohin diese Ausschaltung der Demokratie führt, hat Rosa Luxemburg schon 1S17 vorausgesagt. Alle von ihr prophezeiten Folgen und noch schlimmere sind pünktlich eingetroffen. Die jetzige Krise der KPD . Ist der Bankrott des Gedankens, eine Arbeiter- Partei mit d i k t a t o r i s ch« n Mitteln leiten zu wollen. « Bon der moralischen Erkrankung, an der ein Teil der Kommunistischen Partei leidet, legt die Nummer des Halleschen .Klassenkampfes� vom SV. Dezember neues Zeugnis ab. Der „Klassenkampf" druckt den Artikel'unseres Kollegen Genossen Kar- st ä d t„Als Weihnachtsmann bei den Märzopfern" zum großen Teil ob, versieht ihn aber mit der Ueberschrift„Ein„vorwärts"» Strolch als Weihnachtsmann der Märzopfer". Und zum Schluß schreibt er: „Es wird der Tag kommen, wo die sozialdemokratisch« Ar- beitcrschast die schwarzen Seelen ihrer Führer er- kennt. Verachtung— oasi st derDank, den ihr verdient!" Wir wisien uns eins mit allen anständigen Menschen, wenn wir diese Worte nicht als eine Beleidigung empfinden, sondern nur als eine widerwärtige Selbstentblößung ihres Urhebers, von der man sich mit Ekel abwendet.
Dollar 7S4. Die Berliner Börse blieb am ersten Werktag des Jahres für den Effektenverkehr geschlossen. Es wurden nur Devisen gehandelt. Hier zeigte sich eine bemerkens- werte Festigkeit der Tendenz, die aujf die Aeußerun» gen Briands über die bevorstehende Konferenz in Cannes zurückzuführen ist. Dollarnoten wurden mit 183� bis 184 gehandelt._
Staötverorönetenwahlen in£fppe. Detmold , 2. Januar. (Elg. Drahkberlcht.) Don den am Neujahrstage staktgefundenen Stadtverordnetenwahlen In Lippe liegt bisher nur das Ergebnis von Detmold vor. Es erhiellen: Sozialdemokratie tSSS Stimmen gegen lSSS bei den letzten Reichslagswahlen USP. 114. SPV . 212 Stimmen (gegen 604 der vereinigten Liste der SPD. und US ?.), Demo- traten 1065 Stimmen(gegen 1335), Zentrum 316 Stimmen(gegen 312), Deutsche Volksparlci 2643 Stimmen(gegen 2722), Deutsch - nationale 1564 Stimmen(gegen 1605). Die bei den Stadwerord- netenwahlen zum erstenmal aufgestellte Lille der Wirtschaft». Vereinigung der Kriegsbeschädigten vereinigte 335 Stimmen auf sich, die zum größten Teil der Sozialdemokratie zuzurechnen sind. Ihr in da» Stadtparlament gewählter Spitzen- kandidat gehört der Demokratischen Partei an. Detmold , 2. Januar. (TU.) Die am gestrigen 1. Januar im Lande Lippe stattgesundenen Gemeindewahlen gingen unter außerordentlicher Wahlbeteiligung vor sich. In Detmold stehen 19 bürgerlichen Mandaten nur noch fünf Sozialdemo» traten gegenüber. Auffallend sind besonders die Wahlergebnisse der Stadt Salzuflen , in dem industriellen Schöpfmar, Lemgo usw. Die Unabhängigen sind in Llppe fast ganz verschwun» den. Die Kommunisten haben überall Niederlagen erlitten. Di« Deutsche Volkspartei hat stark zugenommen. Die Demokraten tonnten sich fast überoll behaupten, zum Teil haben sie eine Zunahme an Stimmen zu verbuchen. In zahlreichen ländlichen Gemeinden hatten sich alle Parteien auf Einheitslisten verständigt, so daß es in diesen Orten zu keiner Wahlhandlung kam.
5ür üie neue Zlagge. Hamburg , 2. Januar. (DA.) Die polizeilichen Dienflfirllea im Hofen sind angewiesen worden, nach Ablauf der in der Verordnung über die deutsche Flagge vom 11. April 1921 gesteckten Uebergangs» fr ist das neue Flaggenrecht restlos anzuwenden. Gegen die Führung uno orschristsmäh iger Handelsflaggen soll mit aller Schärfe eingeschritten werden.
Silvesterpremieren. Ofsenbach- Silvester im Zirkus. Cancan, Carmagnole, Ulk, der alle Götterwelt zerpflückt und darum dem bürgerlich verschnürten Paris des dritten Napoleon etwas unheimlich wurde. Das war Jacques Offenbach , der Kölner , der die Pariser Operettenanmut be- gründet. Heute wird der Witz seiner Textdichter, der etwas mythologisch geworden ist, der Zeit angepaßt, für den Siloesterrummel im Zirkus frisch aufgepulvert. Und die Beine, die der Cancan bis an die Nasen- spitze warf, dürfen nur noch sehr geachtete Primaballerinenbein« sein. Alles erhielt für den Zirkus-Silvester Gewicht, die historische Persönlichkeit Max Reinhardts weihte den Offenbachfchen„Orpheus" in der Unterwelt: die feinste Maschinerie wirst ihr Licht auf den entzückenden, lebendigen Mädchenberg, der zu Füßen des Juptter» thrones aufgestapelt liegt. Prunk sehlte nicht. Der Symphoniendirigent Selmar Meyrowitz legte einen pathetischen Taktstock aus den Cancan. Herr Clewina und Fräulein Rethberg, Goldstimmen für große Oper, müssen sich zur Operette beflügeln. Es wird ihnen schwerer als Herrn Waldemar Henke, dem fidelen, süß singenden Lyriker für den Orpheus. Dann aber Pallenberg, Waßmann, Diegelmann und das in entzückendes Schwarz gekleidete Capriccio des Fräulein Gussn Holl. Pallenberg — Jupiter, Clown zum Zerplatzen toll, improvisierend, der geniale Stammler, der unendlich verschlagene Hampelmann, der entzückende Worteverdreher, der manchmal ein zitterndes Tenörchen aufsetzt, ein Tenörchen! Hans Waßmann schon gröber, mehr abgebraucht, auf alle Pointen geaicht, Hanswurst Styr, steundlich in jede Vorurteils- gesättigte Teilnahme von vornherein hineinbezogen. Diegelmann, der olympische Portier, der köstlich Wurstige, der das Schmunzeln um die Münder bringt, wenn er als göttlicher Lampist den Mond und Abendstern breit, zweizenwerbeliebig, zuckertütenhutgekrönt, auspustet. Endlich Gujsy Holl, von den Frauen die Leichteste, die am meisten Perlende und Schimmernde, ein entzückend schnattern- des weibliches Werkzeug für das Sinnbild der öffentlichen Meinung. Sie steht doch sonst auf dem Brettl, sie ging ober Silvester herrlich, stattlich, märchenhaft siegend über die sakrosankten Bretter und die Stufen ins Orchester hinunter und hindurch die ganze Arena. Denn Neinhardt nutzt, natürlich feinen Bon aus, er mißbraucht ihn dies- mal nicht. Nur der Triumphzug des ganzen tanzlustigen, sanges- frohen Komödiantenpacks und die Primadonnen dazu und Mady Christians und die einst kaiserlich russischen Solotänzerinnen dazu, alles, alles großes buntes Schaustück, Paradestück, manchmal sogar übermäßig ausgetüfteltes Feenmärchenstück funkelte, lachte, schaukelte einmal durch die Manege. � TL Sj. Das Schauspielhaus hatte zu Silvester ein kusttges Spiel an» gesktzt: Johann Nestroys unverwüstlichen, jeden Regisseur immer wieder reizenden„Lumpacivagabundus". Karl E t t. linger führte da« Szepter und brachte sein stattlich aufgetakeltes Schiff glücklich in den Hafen. Di« Geisterwelt Nestroy» freilich, be»
Sombenattentat in Sapern. Vinkelsbühl. 2. Januar. (WTD.) Inder Silvester- nacht kurz nach 12 Uhr warf auf dem dicht bevölkerten Marktplatz vor der Kirche, von deren Turm Choräle herabge- flafen wurden, ein junger, etwa 22 Jahre alter Mensch, dessen Per- sonalien noch nicht festgestellt sind, eine selbstgesertigte Bombe, in der sich Dynamit, Kupfer st ücke, Glos und Eisenstücke befanden, in die Menge. Nach den bisherigen Zestslei- lungen wurden mindesten» 50 Personen, darunter 20 schwer, verletzt; 11 Personen befinden sich zurzeit noch im Krankenhause. Anscheinend war der Anschlag gegen Schutzleute gerichtet, da sich in nächster Nähe der Exploflonsstelle mehrere Schuhleute befanden. Eine Reihe von Personen, die der Mittäter- schast verdächtig stnd, wurde verhaftet. Man wird abwarten müssen, wes Geistes Kind dieser Bomben- werfer war. Unmöglich scheint es nicht, daß eine jener Mörder- gruppen, die Erzberger und Gareis auf dem Gewissen hat, auch zu diesem verzweifellen Mittel griff, um den Kahrschen Ausnahme- zustand wieder aufleben zu lassen, unter dem die monarchistischen Putschisten sich so wohl befanden.
Enüe einer �gitationslüge. Das geschästsfllhrende Vorstandsmitglied des Reichsausschusses der deutschen Landwirtschaft, Edler von Braun, gab in Au»- führungen, die er gegenüber einem Vertreter der TU. machte, auch folgende Erttärung ob, die weitestgehende Beachtung verdient: Die Verhältnisse liegen heute Im Vergleich zur Vorkriegszeit erheblich ungünstiger. Weite landwirtschaftliche Ueberschußgebiete oben wir verloren, gleichzeitig eine erhebliche Einbuße in er allgemeinen Ertragsfähigkeit der Böden und der Viehbestände erlitten. Die Aushebung der drückendsten Zwaiigswirtschaftsfesieln hat hieran nur wenig zu ändern ver- macht. Das nur sehr durchschnittlich befriedigende Ernteergebnis treibt uns einer Eruährungskrisis mit zunehmender Schnelligkeit entgegen. Herr von Braun ist ein hervorragende» Mitglied der deutsch - monarchischen Partei. Vor der Aufhebung der Zwangswitt- schast hatten die Parteien der Rechten stets mit dem Argument ope- ttett, daß der Rückgang der landwirtschafllichen Produttion nur ein« Folg« der Zwangswirtschaft sei und mit der Aufhebung der Zwangswirtschaft verschwinden werde. Nun muß der Edle v. Braun selber zugestehen, daß ttotz der Aufhebung der Zwangs- Wirtschaft weder der landwirtschaftliche Erttag noch die Viehhaltung sich nennenswert gesteigert haben. Mit dem Versprechen einer höheren Produktion an Lebensmitteln ist das deutsche Volk von den bürgerlichen Patteien ebenso belogen worden wie mit dem Versprechen einer Verbilligung der Lebensmittel nach Auf- Hebung der Zwangswirtschaft. Der fteie Handel hat die Lebens- mitteloorräte nicht vermehrt, er hat st« nur enorm verteuert und damit Erzeugern wie Zwischenhändlern Riesengewinne auf Kosten der Konsumenten in die Tasche geschoben.
der monarchistische Hochschulring. Man schreibt uns: Im Sommer 1920 wurde unter dem Vorsitz de»— reindeutschen— Herrn d e la Chevallerie die Gemeinschaft aller deutschblütigen Studenten, der„Deutsche Hochschulring" ge- gründtt. Nach einem Jahre seines Bestehen» haben diese Männer „beutscher Art", zu deren hervorragendsten Derttetern an den beut- schen Hochschulen u.«.die— reindeutschen— Herren Sylvia und Leonardo Conti- Bettin, v. E ch e l i h a. Heidelberg , Matejta-Brünn, B ill a i n- Bettin gehören, die väterllchen Freunde gefunden, die ihren Bestrebungen die entsprechende„Förderung" zukommen lassen. Es ist nicht verwunderllch, daß hier alt- bekannte Namen auftauchen. Die vernünftigen Kreis« der Studentenschast haben sich von Anfang an bemüht, den Nachweis zu führen, daß„fjochschulttng deutscher Art" und Deutsch - nationale Partei ein und diefelde-Firma sind. Stets wurde das bestritten: der Hochfchulring sei nur für Aussöhnung zwischen Studentenschaft und Arbeiterschaft. Die letzten Wochen haben in mehrfacher Beziehung endlich Aufklärung über dieses Dunkel gebracht. Der durch seine unausgesetzten Angrifft gegen den Reichskanzler Witth bekannte Dr. Stadtler hat in Gemein-
kanntlich eine Parodie auf Raimunds Zauberpoeste kommt uns heute langweilig und protzig vor, mag sie noch io spaßhaft herausge- putzt sein. Aber um so lebendiger ist da» liederliche Kleeblatt ge- blieben. Ohne Aber geht's allerdings auch hier nicht ab. Die drei Handwerkergesellen sind nicht bloß Typen, sondern schon mehr Schablonen. Nestroy , der Spaßmacher des biedermeierischen Wien , sah nicht die Menschen, sondern die Stände, und er war ein Berteidi- ger der obrigkeitgewollten Zustände. Jeder bleibe bei seinem Leisten und der Lump ein Lump� Darum müssen der schnapsende Schuster und der spinnende Schneider den Segen des großen Loses alsbald vertun, und nur der strebsame Tischler darf zum soliden bürgerlichen Glück kommen. Um dem Publikum nun nicht durch solch schlechten Schluß die Laune zu verderbem, muß die Liebesfee auch die schlecht Geratenen noch auf gute Wege führen. Aber die Handlung ist ja alichgllltig bei Nestroy und die improvisierend« Schauspieleret die Hauptsache. Ettling er und seine Gesellen waren hier die rech- ten Leute. Otto Laubinaer als Tischler Leim war der brave, schwärmerische, zum häuslichen Glück vorherbestimmte Jüngling. E t t l i n g e r selber gab den Knieriem oollsaftig mit dem Säuferblick und der großen Wurschtigkeit gegen die kometenbedrohte Well und in seinem zeitgemäß variietten Couplet schuf er rechte Siloesterstim- mung. Die Ueberraschung des Abends war Ftttz Hirsch. Dieser blonde, meckernde, überschlank« und übergelenkig« Zwirn war ein Kabinettstück von Geziertheit und Komik und löste ungemessene Heiterkeit aus. Seine Einfälle nahmen kein End« und fein Frauen- lob-Couplet war einfach steinerweichend. Unter dem Gewimmel der übrigen Mitspielenden herrschte gleichfalls die rechte Laune und so war der Abend ein famoser Auftakt des neubeginnenden Jahres. Freilich, die Zeitungsleute taten nicht mehr mit und so erfähtt der geduldige Leser erst heute» was er versäumt hat.— r. • Volksbühne.„Der gestiefttke Kater" von Ludwig Tieck. „Der fahrende Schüler bannt den Teufel." Aastnochtsspiel von Haus Sachs. Die phantasievoll farbige Regiekunst Jürgen Fehlings, die man bisher nur aus den Inszenierungen modern expressiv- nistischer Dramen wie Tollers„Masse Mensch " kannte, offenbarte sich in dem eigenartigen literarischen Experiment dieser Aufführung des Tieckschen, hier in Berlin erst einmal in den vierziger Iahren gegebenen Märchenstückes von überraschend neuen Seiten. Der Abend zeigte ihn und das Ensemble der Volksbühne, das überall den Intentionen seiner Leitung voll Verständnis folgte, auf einer Höhe, die Bestes erwarten läßt. Was da geleistet wurde, kann sich Reinhardts berühmt gewordener Vorstellung von Nestroys„Revo- lution in Krähwinkel zur Seite stellen. Der gleiche ausgelassene, alle Möglichkeiten aus dem Text herausholende Uebermut. Nur daß die Tiecksche in der Frühzeit der Romantik entstandene, Märchen- züge und Alltagsprosa bunt durcheinanderwürfemd« Parodie des Stachels der politischen Satire ganz entbehrt und ohne solchen Rück- hall, ttotz vorgenommener Kürzungen, etwa» ins Breite fällt. Sehr lustig wirkt der Anblick der nach Urvätermode kostiimietten Herrschaften, die auf der Bühne, das Parterre repräsentierend, dem Stück zuschauen und jedesmal, sobald der Vorhang fällt, applau- dierend respektive tadelnd Salomonische Urteilssprüche miteinander
schast mit Prof. Marti» vpah»«ch andere« deutsch , nationalen Polllikern w Spandau kürzlich für die Anhänger de» Hochschulttnge» politische Kollegs" gehallen, in denen sicherlich „frei von jeder Patteipolttik" die Studentenschaft ausgebildet wurde. Sieht man sich nun die Zusammensetzung des„Fördererkreises" des Hochschulringe» etwa» näher an, so sind hier lauter gute alle Bekannte zu finden, von denen wir folgende nennen wollen: Graf Westarp , S ch u l z- Bromberg, der Kappist Schiele, General v. G a l l w i tz, Graf zu Hoensbroech , v. Borfig, Dr. Reichert, unter den Professoren die unvermeidlichen B«4 o w- Freiburg und Eduard Meyer- Bettin, und schließ- lich der sicherlich auch hier völlig unbeteiligt«--- General Ludendorsf._ Ein kommunistisches Wunder. Die„Rote Fahne " berichtet über die Versammlung der kom- munistischen Groß-Berliner Funttionäre, die in der Brauerei Fried- richshain stattfand, das heißt sie berichtet darüber, was ihr in den Kram paßt. Das Referat hiell Pieck, das Korreferat für die Oppo» stlion Friesland, dem die„Rote Fahne" zwar einige 20 Zeilen widmet, aber nur um ihn anzugreifen, nicht um darzu'ttllen. was er eigentlich gesagt hat. Di« Resolution der Zentrale, die da» Verhalten der Opposition scharf verurteilt, wurde nach dem Bericht der„Roten Fahne" mit allen gegen 30 Stimmen angenommen. Dabei, so fügt die„Rote Fahne" triumphierend hinzu, seien fast alle 65 Berliner Unterzeichner der oppositionellen Protestadresse anwesend gewesen. Danach müssen also 35 Opposttio- nell« sich f e l b e r schärfsten» verurteill haben. Ein Wunder, wie es eben nur bei gläubigen Kommunisten möglich ist.
Die Entwertung üer Krone. Meu, 2. Januar. (Eigener Drahtbettcht.) Da» Personal der städttschen Ettaßenbahn hat den Kollektivoettrag gekündigt und ver- langt Verhandlungen über Lohnvorschläge, deren Einführung den seit kurzem 80 Kronen bettagenden Preis der Einzelfahtt auf 70 bis 80 Kronen bringen würde. Di« Erhöhung auf 50 Kronen war be- reit» geplant. Anleiheverhandlunge«. Meu, 1. Januar. (TU.) Im Auftrag« der österreichischen Re- gierung begibt sich Dr. Rosenberg nach London , um dort die Ver» Handlungen über den Kredit von 3 Millionen Pfund wieder aufzu- nehmen. Bundeskanzler Dr. Schober erllätte einer Abordnung der Künstlerschaft, daß die Regierung an eine Veräußerung der Gobelins oder an deven Entfernung aus Wien nicht denke, daß diese Kunst- schätz« jedenfalls in Wien verbleiben. Für den Augenblick sei außer den 3 Millionen Pfund ein Kredit von 500 Millionen t s ch e ch I s ch e r Kronen aktuell geworden. « Dezeichnend für veutschösterreich» Wirtschaftslage ist wohl dt« Mittellung der Wiener „A r b« i t« r- Z e i t u n g", daß ihr» Per- sonal- und Matettalkosten(ohne Botenlohn, da die Zustellung ins Hau» längst aufgehött hat) im November 13,68 Millionen Kronen gegen 12,99 Millionen im Vormonat bettagen haben. Der ttappen- weise Abbau der staatlichen Lebensmittelzuschüsse bedeutet weitere Riesensprünge. Das Morgenblatt allein kostet jetzt in Wien monat- lich 850 Kronen. Intel meldet: Die Reparationskommission soll endlich ihre Zu- stimmung dazu gegeben haben, daß die wertvollen Habsburger Gobelin» und andere Kostbarkeiten zur Sicherstellung einer Anleihe angeboten werden dürfen. E» wurde auch die Ausscheidung anderer Aktiven zur Fundierung eine» Kredites von 3 Millionen Pfund in Aussicht gestellt. Die Verhandlungen darüber sollen zu Anfang de» nächsttn Jahre» beginnen. Allerdings Ist zur Der- pfändung der Gobelin» an die Morgangrupp» noch die Zu- stimmung Amerika » ausständig. Jedenfalls werden die Gebe- lin» oder die an ihrer Stelle zur Verpfändung gelangenden Kunst- gegenstände in Wien verbleiben. Die Kredite sollen als Gold- reserve für da» neue Noteninstitut dienen und die Golddeckung müßte in London bleiben. Senator Pearose, ein Führer der nordamerikanische» Partei der Republikaner , die gegenwärtig regiert, ist gestorben._
tauschen, oder auch, wenn die Zwischenmusik gerade einen Gassen- Hauer spielt, begeistet in dem Takt mitwippen. Alle Augenblicke muß der arme Dichter erscheinen, die aufgeregten Geister zu be- ruhigen. Daß der Kater, von Lucie Mannheim höchst drollig und anmutig geschmeidig dargestellt, wie ein Mensch spricht, erregt zuerst Kopfschütteln und unwillige Verwunderung, die aber, als er nach Fang eines Kaninchens eine Red« auf die Tugenden der Selbstüber- Windung anstimmt, in tosenden Beifall umschlägt. Er muß die lehrreichen Worte Dakapo wiederholen. Auch das von ihm belauschte Liebespärchen(Herr Steinhoher und Fräulein Roller) mit den wundervoll gestelzten Redensarten verursacht hingerissene Ge» rühttheit. Das hindert nicht, daß die Geschichte mit einem mächtigen Skandal und Aepfelbombardement endet. Der blonde biedere Bauernsohn, dem sein miauender Gefährt« in der Staatskarosse die versprochene Prinzessin zuführt, wurde von Herrn B u m m e r- stedt,, der dick« König und die züchtige, glatt gescheitelte Königs- tochter von Richard Leopold und Fräulein K o l l m a n n mib� ganz marionettenarttgem Humor gegeben. Auch die dekorativen Bühnenbilder Hans Strohbach, paßten sich dem parodistischen Ton des Ganzen ausgezeichnet an, Ebenso stilgerecht in der naiv massiven Derbheit der Figuren- zeichnung war die den Abend einleitende, gleichfalls von Fehling inszenierte Darstellung des tteinen Hans Sachsfchen Fastnachts- schwank» vom Schüler und dem Teufel, in welchem ein verliebtes und gefräßiges Pfäfstein, das auf verbotenen Wegen wandelt, nach Gebühr geschröpft wird. Di« Herren Klitsch, Siedel und Sachs, die Frau Johanna Koch- Bauer als listige Gattin, ver- einigten sich zu ganz geschlossenem Zusammenwirken. ät. « Da, Luflspitthau, führte«ine Komödie �« r D« r w o l f" auf, deren Autor aus dem Theaterzettel sich mit spanischem Pseudonym Angela Cana nennt. Jlidefc. der«scherz war ttotz de» exotischen Geburtsattestes nicht weit her. Der hübsche Einsall, den bombastischen Unsinn, den spiritistische mit Konnexionen zu der Welt der Geister be- gnadete Herrfchoiten iür ihre Kunden verzapfen, auf den Brettern zu verulken, brochce es nicht zu wirksamer Steigerung der Trümpfe und amüsant individualisierender Porttötterung de» Propheten fttost. Der Spiritistenschwindel ist nur Vorwand, um in etwa» verändertem Arrangement die bekannten eindeutigen Pikanterien Pariser•» Schwanke zu servieren. Peinlich wirkt die Art, in welcher ganz und gar nicht komische Begebenheiten— die Verführung dreier armer, dummer Bäuerinnen durch einen widerwärtigen Lakaien— als Hin- tergrund des Possenkarnevals herangezogen werden. Da« Publikum schien aber sehr beftiedigt. Die Darsteller, unter denen die weib- lichen durch die Damen Marberg und Dierck» besonder» gut vertteten waren, wurden wieder und wieder vor den Borhang ge» rufen. dt «ine«hrnn« deutscher«isienschaft durch de» VStterdnnd. DK w London tagende Sonferen, de« Hygiene-Komitte» de« Völkerbünde« hat den Witwen von Emll».vehrtn, und vanIEHrlich in Anerkenmm» der großen Berdimfte der beiden Forscher eine pietätvoll« verstorbenen Gatten übermittelt."