das sozialdemokratische Finanzprogramm der bürgerlichen Mehrheit einen mächtigen Anstoß. Auch bei uns gilt es, die ruinöse Entwertung des Lohngeldes zu ver- hüten durch ausgiebige Besteuerung. Obschon an der Regie- rung nicht beteiligt, ist die Partei zur Trägerin der Finanz- reform geworden und hat für Steuern gestimmt, die in erster Linie die Bourgeoisie und den Luxus, aber auch die gesamte Wolkswirtschaft schwer belasten. Die eine Forderung aller- dings, daß die ausländischen Valuten und Devisen vom Staate angefordert werden, wurde nicht erfüllt. Immerhin aber kam es zu einem Gesetze, das die Anmeldepflicht für Waluten vorsieht. Die Neubesteuerring wird mit Lahresbeginn wirksam und zum Teil durch noch bevorstehende Gesetze er- gänzt werden. Und es ist abzuwarten, wie weit dieser Ver- such, sich durch Selbsthilfe zu retten, gelingen mag. Mit der Finanzresorm ist auch eine Reform der staatlichen Lebensmittelbcwirtschaftung verbunden. Auch in Oesterreich war der Staat gezwungen, Milliarden auf Brot, Mehl, Fett usm, aufzuzahlen. Diese Zuschüsse trugen dazu bei, die Staats- finanzen zu ruinieren. Die Partei konnte sich der Notwendig- keit des Abbaues der Lebensmittelzuschüsse nicht verschließen. Sie stellte allerdings die Bedingung, daß der Abbau nicht auf Kosten des Reallohnes der Aroeiter und Angestellten erfolgen dürfe. Die Partei führte einen heißen und zähen Kampf, bei dem die Gewerkschaften und Genossen- schaften sie in vollem Einverständnis unterstützten, sowohl in den wirtschaftlichen Korporationen wie im Parlament, um eine Schädigung der Arbeiterklasse zu hindern. Der Preis- auffchlag, der durch den Wegsall des Zuschusses auf die Lebensmittel gemacht werden mußte, wurde durch das Abbau- Gesetz in der Form eines gesetzlichen Zuschlages auf die llrstcr- nebmer überwälzt. Hier zeigte sich nun bei kinderreichen Fa- Milien eine besondere Schwierigkeit. Der ledige Arbeiter be.zog eine Zubuße, die kinderreiche Familie fünf bis sechs Zu- büßen. Diese Verschiedenheit ließ sich auf den vom Unter- nehmer zu zahlenden Lohn nicht überwälzen. Die Partei loste das Problem durch die Einführrmg der Kinderver- s i ch e r u n g. Der Unternehmer zahlt einen Durchschnitts- zufchlag an den Arbeiter und außerdem einen Beitrag an die Kinderoersicherung. diese übernimmt die Last, die Zubuße an kinderreiche Familien zu leisten. Am letzten Sonntag ist dieses System in Kraft getreten. Ungefähr die erste Hälfte der Zuschüsse wird diesmal abaebout, der Rest folgt in wenigen Wochen. Die Kinderversichmmg aber ist eine wert- volle Bereicherung unserer sozialpolitischen Gesetzgebung. Es ist dastlr gesorgt, daß sie dauernd bleibt. Durch die Aufbringung neuer Einnahmen und durch die Beseitigung unhaltbarer Ausgaben soll also die Staatswirt- schalt in Ordnung gebracht werden, und die geordnete Staats- Wirtschaft soll die Boraus'etzung für die Wiederherstellung einer zahlungskräftigen Währung schaffen. Der Weg zur Rettung, zur Behauptung der Republik aus ihrer eigenen Kraft ist damit betreten. Ob er zum Ziele führt, hängt frei- sich nicht von uns Sozialdemokraten ab, er bangt auch nicht von Oesterreich allein, sondern von der Gestaltung der Weltwirtschaft ab. Di« Lösung der deutschen Nepara- t i o n s f r a g e ist auch für uns die Borfrage der Rettung. Ob sich die Entente dazu besinnen wird, das Versprechen, das sie in Saint Germain gegeben, zu erfüllen und uns wenigstens jetzt soviel Kredite zu gewähren, als wir zur Stabilisierung der Valuta benötigen, ist noch ungewiß. Es heißt, daß in dem vextrage von Lana, den die Re- publik Oesterreich mit der Tschechoslowakei geschlossen hat, vor« gesehen ist, daß die tschechoflowakische Revublik Oesterreich einen Kredit von Süll Millionen Tschecho-Kronen gewähren soll. Sie selbst erhält von England einen namhaften Kredit und gibt einen Bruchteil an Oesterreich weiter. Wenn dies der Fall ist, so wäre eine Erbolung Oesterreichs nicht ausge- schlössen. Der Vertrag von Lana und die vorangegangene Konferenz zu Porto Rose wirken beide in der Richtung, den wirtschaftlichen Kriegszustand in Mitteleuropa zu beseitigen unk» den Friedensverkehr, den freien Handel und Wirtschaft- kiche Zusammenarbeit wied«rl»erzustellen. Beide Abmachun-
„Optieren." von Fritz Müller,'Chemnitz . Am Mittwoch, den 4. Januar 1S22, tonnte man in Zeitungen, an Anschlagsäulen usw. folgenden Ausruf lesen: O st märker, Oberschlesier ! Wollt Ihr deutsch bleiben? So optiert für Deutschland ! Eile tut not, da die Optionsfrist am 9. Januar 1922 ablaust! Das las auch Friedrich Merkel und zeigte es seinem Landsmann Paul Müller. Sie waren beide durch den Friedensvertrag„an Polen gefallen" verspürten aber keine Lust, in Polen zu bleiben. Darum hatten sie sich in einer deutschen Großstadt, wo sie während des Krieges ein paar Monate lang im Lazarett lagen, nach Arbeit »ungesehen. Im Lauf« de» Jahres hofften sie Wohnung zu bekom- wen und dann sollten ihre Familien nach Deutschland übersiedeln. Nun sollten sie für Deutschland optieren, und zwar bald, da die Optionsfrist in etlichen Tagen ablaufen wird. Sie wollten es gern tun. Härten sie nur gewußt, was sie eigentlich machen sollten!„Was heißt optieren?" fragte Merkel.„Was Ist Option? wollte Müller wissen. Der Aufruf enthielt noch IS Zellen kleiner gedruckten Text. Vielleicht war da Näheres zu erfahren. Zunächst befaßte sich ein neun Zeilen langer und sehr schwülstiger Satz mit Artikel 91 de» Friedensvertrags, auf Grund dessen die Bewohner der cm Polen abgetretenen Gebiete die deutsche Staatsangehörigkeit verlieren. Absatz 2 lautete:„Wer seine deutsche bzw. preußisch« Staatsangehörigkeit wiedererlangen wolle, muh für Deutschland optieren. Durch die Option wird die stühere preußische pp. Staatsangehörigkeit wieder zurückerlangt." Merkel machte ein paar boshafte Bemerkungen über dt« Ausdrücke „bzw." und„pp.". Müller aber sagte:„Nun wissen wir immer noch nicht, was optieren und Option heißt. Nielleicht sogt es uns der letzte Absatz!" Aber da stand nur, wo O p t i o n s e r. klärungen entgegengenommen werden und welche Papiere .beizubringen" sind. Wen sie am Donnerstag und Freitag trafen, den fragten sie, was optieren und Option zu bedeuten habe. Aber niemand konnte Auskunft geben. Am Freitag war die Stadtbüchcred' ge- öffnet. Merkel ging nach Arbeitsschluß hinein und ließ sich den Friedensvertrag gebe». Da er sich die Nummer des Artikels gemerkt hatte, fand er sich in dem dicken Buch leicht zurecht. Absatz 3 von Artikel 91 sicherte ihm„I» kaculte ä'opter pour la nationalste allemande". Der deutsche Text redete von einem Recht,„für die deutsche Angehöriqkeit zu optieren". Zwei Absätze weiter unten war das französische Dingwort I'option mit Option„übersetzt". Merkel verließ fluchend die Stadtbücherei. Am nächsten Tag erkundigten sich die beiden eingehend, ob jemand«in Lexikon besitzt. Schließlich sagte ein Arbeitskollege:„Ich kenn« einen, bei dem wohnt einer im Hause, der eins hat!" Gleich cun selben Abend wurde der Eigentümer des Lexikons aufgesucht. Erst sah er die Wissensdurstigen etwas verwundert an. Dann stellt« er den Band 12 zur Verfügung. Außer optieren und Option lasen Merkel und Müller noch da» Wort Optant. Dann war
gen sind daher im gesamteuropäischen wie in unserem öster- reichifchen Interesse zu begrüßen. Biel umstritten allerdings werden die politischen Bestimmungen des Vertrages von Lana sein, worin die Republik Oesterreich veranlaßt werden soll, der tschechoslowakischen Republik ihr Staatsgebiet und damit auch das deutsche Sprachgebiet in den Sudetenländern zu garantieren. Wie es scheint, stößt diese Klausel aus den Wider st and der großdeutschen Partei im österreichischen Nationalrat, ohne die die Ehristlichsozialen keine regierungsfähige Mehrheit bilden können. Das gäbe allerdings eine R e g i e r�l n g s k r i s e. Die Sozialdemo- kratische Partei sieht auch einer solchen Episode mit Ruhe entgegen, sie wird den Vertrag von Lana unvoreingenommen prüfen. Ihre Politik ist und bleibt dahin gerichtet, neue Ver- Wicklungen zwischen den Völkern hintan zu halten, Be- Ziehungen der Freundschaft und der friedlichen Zusammen- arbeit wiederherzustellen und in Mitteleuropa solche Zu- stände zu schaffen, daß die Völker wieder gesunden, ihre Wirt- schast wieder gedeihe und vor allem die Eintracht zwischen den Arbeiterklassen aller Nationen und Fraktionen wieder- hergestellt werde.____ Ein§rieüensgruß aus Frankreich . V. Scti. Leipzig , 9. Januar. (Eigener Drabtbericht.) Die Nachmittagsitzung begann mit einem N e f e r a t L e- debours über das Parteiprogramm der USP. In der sicherlich löblichen Absicht, seine Thesen wissenschaftlich zu begründen, hoste er ziemlich weit aus, fand aber bei seiner 5)örerschaft kein konzentriertes Interesse. In der Diskussion kamen bisher nur drei Redner zu Worte, die alle über die Frage der Einigung sprachen. Der«rste war H e n s e l- Gera, der ohne Vorbehalt für die Einigung aller Sozialisten eintrat, im Gegensatz zu Friedrich Zldler vor Illusionen über die Möglichkeit einer Einigung mit Moskau warnte und die Einigung der S o z i a l i st e n als die wahrhakt revolutionäre Tat der Gegenwart bezeichnete. Der zweite Redner Hauch warnte davor, dem Gang der Entwicklung voranzueilen, und schlug die Einberufung eines Allgemeinen Ar- beitertages vor. Die Stellungnahme des Parteivor- standes wird sodann in leider ganz eindeutiger Weise durch Luise Z i e tz gekennzeichnet, die nach einigen rhethorischen Verbeugungen vor dem Gedanken der Einigung sich mit aller Schärfe gegen die SPD. wandte und von den Absichten unserer Partei nach einer vollzogenen Einigung ein nach Belieben entstelltes Bild gab. Es folgte die übliche Verdammung der Koalitionsvolitik. Die Hauptaufgabe der USP. kennzeichnet Luise Zietz unter Berufung auf Adler dahin, die Arbeiterschaft vom Bürgertum und die mehrheits- sozialistischen Arbeiter von der Koalitionspolitik loszulösen� Diese Rede bestätigte die weitverbreitete Ansicht, daß d i e stärk st en Widerstände gegen die Einigung von den Kreisen der gegenwärtigen Partei- leitung der USP. ausgehen. Das Ereignis des Tages war die darauffolgende De - grüßungsansprache des inzwischen wiederhergestellren Gene- ralsekretärs der französischen Partei Paul Favre. Noch nie ist seit Kriegsende mit solcher inneren Wärme und solcher rückhaltlosen Aufrichtigkeit von französischer sozialistischer Seite die Notwendigkeit der deutsch -französischen Versöhnung und des brüderlichen Zusammenwirkens des deutschen und französischen Proletariats verkündet worden. Wohl betonte Faure die besondere Solidarität zwischen der französischen Partei und der USP., aber kein Wort kam über seine Lippen, daß irgendwie als eine Spitze gegen un- ere Partei aufgefaßt werden könnte. Ganz im Gegenteil »ob er hervor, daß nach seiner Ueberzeugung keine von den ozialistischen Richtungen sich an der Orgie des Völkerhasses »etelligt habe. Ergreifend war die Stelle seiner Rede, � in der er einen Brief erwähnte, den während des Krieges ein fran- zösifcher sozialistischer Arbeiter aus dem vordersten Schützen- graben an seine Frau richtete, und der mit den Worten schloß:„Ich stehe auf verlorenem Posten: ich weiß, daß ich
vom ju» optioma die Rede. Das ist da»„Wahlrecht in beznjj auf di« Staatsangehörigkeit, welches den Bewohnern eines annektierten Lande» bei Abschluß des Frieden» bis zu einer gewissen Zeit ge- lassen wird". Sie lasen weiter, daß der Breslauer Frieden fünf, der Wiener Frieden von 18S4 sechs Jahre Zeit ließ, und daß der Frieden, der den Krieg von 1879 beendete, den Bewohnern von Elsaß-Lothringen bis zum 1. Ottober 1872 gestattete, sich für Frank- reich zu erklären. 162 633 Personen entschieden sich für Frankreich . Davon zogen aber nur 38 000 nach Frankreich . Müller und Merkel wußten genug. Am Montag, dem letzten Tage, fanden sie sich an der zuständigen Stelle ein nm ihre„Options. erklärung" abzugeben. Man schickte sie von einem Zimmer zum anderen. Als sie endlich vor dem Beamten standen, der die Er- klärung entgegennahm, war«, sieben Minuten vor Schluß der Dienstzeit. Der Beamte schimpfte und sagte:„Müssen Sie erst den letzten Augenblick kommen?" Die„Optanten" meinten:„Ei hat ö spät im Blatte gestanden!" Der Beamte sagte:„Vorigen Dienstag tand es trinl Warum kommen Si« erst heute?" Inzwischen waren Zie Förmlichkeiten erledigt. Müller und Merkel hatten ihre Deschet- nlgungen eingesteckt. Sie standen bereit» an der Tür. Da sagte Merkel:„Solange baben wir gebraucht, um Ihr elend«» Amtsdeutsch zu verstehen!"
Die Alattäne- Passion als Drama. Ewen eigenartigen Vorschlag macht Ferrucio V u s o n i im neuesten Heft der Zeitschrist„Faust, indem er«in« szenisch« Darstellung der Pachschcn Matthäus-Palsion befürwortet und einen interessanten Entwurf für eine solche Auf- führung veröffentlicht. Er beginnt mit einer persönlichen Erinnerung.„Herr von Hcrzogenberg war es," schreibt er, „der mich zum erstenmal In die MatthSus-Pasflan schickte, zur För- derung meiner musikalischen Erziehung. Schon damals fiel mir die theatralische Heftigkeit der Rezitative auf. Disse Rezitativ« und die bewegten Chöre haben seit Jahren in mir den Wunsch genährt, ein« szenische Darstellung der Bachsche» Passton zu entwerfen, womöglich zu erleben. Die Schwierigkeiten, die sich diesem Plan entgegen- stellten, sind beträchtlich. Ungleich den sog.„Kaloarienbergen", die den wandelnden Beschauer durch zwölf Stationen in Spiralen zur Höhe führen, allwo die drei Kreuze weithin sichtbar, die Leidens- tragödl« beschließen— ist Bachs musikalische Illustration eher einem Frie, vergleichbar, worauf die Vorgänge hintereinander in gerader Linie abgebildet sind." Durch diese Anordnung ist nach Busonis An- sicht die Möglichkeit einer Kürzung gegeben, bei der die Arien kurzer- Hand«nt crnt werden könnten.„Das Einzeln« dem Ganzen zu opfern." agt er,„ist eine der gebieterischsten— wenn auch meist schmerzha tc»— Pflichten bei der Gestaltung in der Kunst. Ein» mal die Arien ausgeschieden, es blieben die Erzählung, die Hand- lung und der Gesang der Gemeinde. Bei der hurtigen Gedrängtheit von de« Evangelisten Bericht würden dl« geschauten Vorgänge so rasch vor sich gehen müssen, daß sie sich überstürzt«n. Diesem ver- wirrenden Tempo Rhythmik und Uebcrsichalichkeit zu verleihen, sollen die beiden übereinandergestellten Bühnen dienen, durch sie ge- Winnen wir an Raum und an Gleichzeitigkeit." In einer Skizze hat Busoni dieses von ihm geschaffene Bühnenbild aufgezeichnet. Der dargestellte Raum klingt an ein« gotische Kathedrale an, um
nicht zurückkommen Verde, und ich schreibe dir deshalb: Sag unserem Jungen, daß er niemals die Leute hassen dürfe, die mich getötet haben." Mit größter Erbitterung sprach Faure von dem gegen- märtigen Regime des Nationalen Blocks, das Frankreich entehre. Offen legte er die schwierige Lage der französischen Partei dar. die durch Kommunismus und Spal-, tung stark heruntergekommen fei, indessen aber ihren Mitglie-' derstand von 1914 bald wieder erreicht hoben wird, während die französischen Kommunisten invollerAuflösungbe- griffen seien. Die französiscke Kommunistische Partei charak- terisierte er mit genau denselben Worten, wie es kürzlich der „Vorwärts" getan hat:„Eine große Farce, die ihresgleichen nicht kennt." Auf die Frage der Internationale übergehend, teilt Faure mit, daß oie französische Partei ihre Absichten bezüglich der Einberufung einer internationalen Konferenz nach Paris habe ändern müssen. Der Grund liegt in der von uns sofort bemängelten Nichteinladung der Skandinavier, mit denen sich die Zweite Internationale sali- darisch erklärt hatte. Nunmehr soll die Einladung zu dieser Pariser Konferenz lediglich an die Arbeiterparteien der un- mittelbar interessierten fünf Länder ergehen, und zwar an England, Deutschland , Frankreich , Italien und Belgien . Dos Programm wird sich auf die zwei Punkte beschränken: Reparationsfrage und Entwaffnung. Wer die überaus sympathische, in jeder Hinsicht frei- mutige Rede des Genosien Faure mit angehört hat, wird amy nicht einen Augenblick daran zweifeln, daß es unseren�franzö- fischen Genossen n chrer Absicht, für Frieden und Freund- sckaft zwischen den europäischen Völkern, besonders zwischen dem deutschen und französischen -roletario zu wirken, heiliger Emst ist. Die Frage ist nur, ob nicht mit der Einladung der Kommunisten ein Element der Unausrichtigkeit und der Zwietracht in die Debatte geworfen wurde, durch das die Bedeutung und der Erfolg dieser ersten großen inter - nationalen Aktion nach dem Kriege gefährdet werden könnte.
Streik in öer Sonnenburge? Strafanstalt. In der Strafanstalt Sonnenburg ist gegenwärtig eine neue kommunistische Aktion im Gange, die zurzeit die Staatsanwaltschaft In Perlin beschäftigt. Vor einigen Tagcn waren aus der Strafanstalt Lichtenburg fünf Gefangene noch Sonnenburg übergeführt worden, weil sie noch immer«ine geregelte Rahrungs- aufnähme verweigerten. Die Ueberführung erfolgte, um die Ge- fangenen auseinanderlegen zu können und sie so dem Einfluß ihres Anfuhrers zu entziehen. Bei der Ankunft in Sonnenburg hielten sich die Kommunisten sedoch an den Händen fest und verlangten in einer gemeinsamen Zelle untergebracht zu werden. Diese Forderung wurde durch die Leitung abgelehnt und die Beamten muhten schlich- lich Gewalt anwenden, um die widerstrebenden Gefangenen in ihre Zellen zu transportieren. Die fünf Kommunisten behaupteten nun- mehr, daß sie in rohe st er Weise mißhandelt'worden seien und wandten sich an die Kommunistische Partei . Mit Genehmigung de» Justizministeriums fuhr Justizrat B r o h- Berlin nach Sonnen- bürg, der feststellen konnte, daß einer der Kommunisten Schräm- m e n Im Gesicht hatte. Bei den übrigen waren Spuren irgend- welcher Mißhandlungen nicht festzustellen. Trotzdem traten die übrigen Insassen der Strafanstalt, etwa 400 Gefangene, in einen Arbeits st reik und erklärten, bah sie solang» sede Arbeit ver- weigerten, bis der Hauptwachmeister Schulz, der die Lichtenburzer Gefangenen besonders schwer mißhandelt haben sollte, aus d-m Dienst entfernt fei. Da gütliche» Zureden durch den Leiter der Strafanstalt Sonnenburg nichts fruchtete, wurde Erster Staats- onwalt Voigt Im Auftrage des Generalstaatsonwalts mit einer.> Untersuchung dieser Angelegenheit betraut. Die Ermittelungen er- gaben die völlige Haltlosigkeit der Behauptungen. Ein Teil der übrigen Gefangenen hat am Montag die vorgeschriebene Arbeit in der Strafanstalt wieder aufgenommen.
De Dalera. der unerbittliche Sinnfeiner-Führer für Loslösung Irland » von England, teilt« dem Dctll Eireann seinen und seines Kabinetts Rücktritt mit. �--------------------------- JJ---- LI—U— „einen gesammelten, innerlichen, zugleich einheitlichen und unwo.idcl. baren Charakter zum Ausdruck zu bringen. Zwischen den beioen Bühnen, von denen die eine höher gelegen ist, sitzt auf halber 5?öl)« rechts und links die„Gemeinde", die den Chor darstellt. Auf der Kanzel, die ebenfalls in halber Höhe in der Mitte ist, steht der Er- zähler, die Szene beherrschend und zugleich als Mittelpunkt,„von dem aus die Fäden der Handlung und oer Partitur nach allen Sei- ten strahlenförmig sich ziehen". Dem Ausschnitt der oberen Bühne ist«in Horizont als Hintergrund und damit die Andeutung der öffentlichen Straße gegeben, wo«in Dorgang„im Freien" abgespielt zu denken ist. Während des Gesanges der Chöre kann sich der La- ginn oder der Nachklang eines szenischen Kapitel» stumm entwickeln. Tänze. Sagen wir, es war Marion Herrmanns Tanzabend und es war Louisrose F o u r n e»' Debüt vor vollbesetztem Saal Im Künstlerhaus: beide tanzten für sich, ihr gesondertes Prozramm- Die 21lährige Hcrrmann und die 16iäi>rige Fournes wie cine'Blume und wie ein Vlümletn auf der Oberfläche eines Sees, der in lächeiu» der uNd wieder in düsterer Himmclsstimmung schaukelt. An die Rhythmen großer Meister gebunden, entfalten die Mädchengestalten ihr« Anmut, Adelezeschöpfe ohne Edeldirnentum— zur Ehre ihrer Schule und zur Ehre der Kunststadt Berlin , wenn die Tänzerinnen demnächst hinaustreten in die wettere OesfenUichkeit und über die Landesgrenzen. Wenn man ein frisches Mädchengcsicht hat. dem ein wildes Wuschelhaar noch etwas Gaminartiges verleiht, dann soll man dar- auf verzichten, mit Armen und Beinen Philosoph, « und Weltanschau- unz ausdrücken zu wollen. Melancholie. Sehnsucht. Trauer gelingen nicht. Man sieht da, Wuschelhaar und lächelt. Dem Fräulein Laeour-Torrup liegen di« heiteren, frohen Tänze, di« kecken und drolligen Bewegungen, das spitzbübische Lächeln(über den Sektkelch hinweg). Darin tai.n sie manches und wird noch mehr können«, darin zündet sie und entflammt. Aus Gvelhes Saabeazest. Goethes„Königsleutnant" Graf Thorane, der bekanntlich in der Jugendgeschichte de» Dichters ein« so große Rolle spielt. Ist seinerzeit durch Martin «chubart erst wieder entdeckt worden, indem dieser Gelehrte di« von Frankfurter Künstlern gemalten und seitdem verschollenen Josef- Bilder wieder auffand, für die ein Aufsatz des IZjährigen Dclf. gang Goeth« das Thcma gegeben hatte. Die Bedeutung dieser Josef- Bilder ist jetzt wieder bei dem Strcir um die Echtheit der von Pro- fessor Paul Piper aufgefundenen ,.Jolef"�)andschrift von Manuel Schnitzer in einer vielbeachteten Streitschrift hervorgehoben worden Al» ein wertvoller Zeuge in diesem Streit hat sich nun ein Nach- komme des Königsleutnant», Graf Peguilhan de Sar- toux-Tborene gemclbtt, der in einem Brief an Prof. Piver mit- teilte, baß auf feinem Schloß Mouans-Sartoux in der Provence wo Schubart die jetzt im Frankfurter Goethe-Museum befindlichen Ii sef-Bilder fand, noch mehrere unbekannte Gemälde desselben Stoffgebiets von gleicher Herkunft vorhanden feien. Z�r Graf hat Prof. Piper alle den Knoden Goethe betreffenden Stücke seiner Galerie sowie andere Dokumente aus der Frankfurter Zeit de« Königsleutnants, di« sich noch m feinem Besitz befinden zur Der. fügung gestellt, so daß wir wertvolle neu« Luffchlüste'über diel» wichtige Episode au« Goethe » Jugend erwarten dürfen.