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Tir. 44 39. Jahrgang Ausgabe Nr. 22

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Tonnerstag, den 26. Januar 1922

Reichstagssitzung um 6 Uhr.

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Zum Papstwechsel.

O. L. Rom , den 22. Januar 1922.

Aus der Fülle des Wirkens und weitgehender Zukunfts­Auch der heutige Vormittag brachte teine endgül-] In Einzelheiten, wie z. B. der Berzinsungsfrage, ist diese tige Einigung über den Finanztompromiß. Der Kritit überholt. Das Steuerfompromiß ist im Laufe der Ver- pläne heraus hat der Tod Benedikt XV. weggerissen. Der interitaftionelle Ausschuß trat um 10 Uhr zusammen, um handlungen durch den Einfluß der sozialdemokratischen Unter- Mann, dem es beschieden war, die Ohnmacht der Kirche als nochmals das gesamte Steuerproblem zu besprechen. Im händler besser geworden, als es in dem Augenblid aussah, in einer geistigen Vacht zu erleben und zu erfahren, daß die Brinzip ist man fidh einig, daß die Zwangsanleihe ausgefchrieben dem die Unabhängigen bereits die Ablehnung beschlossen. Die Mahnung zum Frieden des Nachfolgers Chrifti" ungehört werden soll, jedoch herrichen noch starke Differengen in Bezug auf finanzpolitischen Grundföge, die in der Erklärung niedergelegt verhallte, hat in der Nachkriegszeit mit unermüdlichem Eifer Einzelheiten, insbesondere auf 11msaz., Kohlen und find, werden uon den Sozialdemokraten ebenso vertreten wie und großer Zuversicht dafür gewirkt, die Macht der Kirche Budersteuer, fowie auf die Verzinsung der Zwangs- von den Unabhängigen, und in ihrer Richtung weiterzu- auf politischem Gebiete zu verstärken und auszubreiten. Aber, anleihe. Die bürgerlichen Parteien verlangten, daß die arbeiten, wird das unablässige Bemühen unserer Partei sein. che ihm die Ernte dieser Arbeit zufällt, ruft der Tod ihn ab. 8wangsanleihe in Höhe bis zu 1 Milliarde Goldmart aus. Den Optimismus, daß durch die Verwirklichung dieies Finanz- Im Volle heißt es, daß der Vorgänger des jetzt geschrieben werden soll. Dem widersprachen die Unterhändler programms wirklich vollständig Ordnung geschaffen werden Berstorbenen, Pius X. , am Schmerz über den Welt. ber Sozialdemokratie und verlangten, daß die 3wange fönnte, bermögen wir allerdings nicht zu teilen. Das wird frieg gestorben fet. Eicher wäre es diesem schlichten anleihe in Höhe von 1 Goldmilliarde aus eft möglich sein, wenn die deutschen Reparationsverpflich- venetianischen Landpriester ein großer Schmerz gewesen, zu tungen auf ein erträgliches Maß herabgesezt sein werden. geschrieben wird. erleben, was fein Nachfolger erleben mußte, daß nämlich die Nach längerer Debatte stimmten die bürgerlichen Bar- Die von der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion ge- gepriesene geistliche Macht und internationale Autorität telen der Forderung der Sozialdemokratie zu. Um 12 Uhr mit- nehmigte Steuerverständigung bedeutet immerhin eine nicht des Bapst tums dem ungeheuren Aufcianderprallen der tags trat die sozialdemokratischen Reichstagsfraktion zusammen, unerhebliche Belastung des Besiges über die Leidenschaften und Intereffen gegenüber unbeachtet und um den Bericht über die heutige Eigung des interfraftionellen ursprünglichen Regierungspläne hinaus. Durch die Zwangs- ungehört beiseite geschoben wurde, daß bei dem plötzlichen Ausschusses entgegenzunehmen und über die Di ferenzpunkte zu anleihe wird mit der Eisassung der Sachwerte wenigstens Hereinbrechen des Chaos auch diese Internationale völlig beraten. Für 8 Uhr nachmittags ist eine neue inter ein Anfang gemacht. Daneben war für das Verhalten bersagte. Aber die bittere Enttäuschung so vieler Gläubigen, frattionelle Sigung anberaumt, in der man ver- unferer Fraktion die politische Erwägung ausschlaggebend, die vom Stuhl des heiligen Petrus ein Wunder erwartet fuchen wird, zu einer endgültigen Regelung zu fommen. daß die Ablehnung des Kompromisses durch sie unmittel- hatten, das Friedenswunder, vor dem fich die Waffen senften, In dieser Eizung wird der Reichstanzler auch den Wortlaut bar zum Sturz der Regierung und zu schweren fonnte nicht Meister werden über den welterfahrenen Diplo des Antwortschreibens an die Reparationsfommiffion außenpolitischen Krisen geführt hätte. Die von maten der Schule Rampollas, wenn auch das Versagen der päpst über den geforderten Reform- und Garantieplan bekanntgeben. uns und den Unabhängigen vertretenen steuerpolitischen Grund- lichen Vermittlungsversuche seine Auffassung von der politischen Die für 8 Uhr angesetzte Situng des Reichs säte wären dabei der Verwirklichung nicht nähergekommen, Autorität der Kirche berlehen mußte. Pius X . hätte biel­tages ift auf 6 Uhr verschoben worden. Heute wird sie hätten sich von ihr vielmehr noch weiter entfernt. nur der Reichskanzler eine Regierungserklärung ab­geben. Die Redner der einzelnen Parteien fommen erst am Freitag zu Worte.

Die Deutschnationalen verlangen allerdings, daß die De­batte, nachdem der Reichskanzler gesprochen, sofort aufge­

stimmt hat.

Wir vermuten, daß die USP., wenn fie fich in der gleichen Lage befunden hätte, auch nicht anders gehandelt haben würde als wir.

Börse und Steuerkompromiß.

leicht, irre geworden durch die Verruchtheit" der Welt, an den Greueln des Weltkrieges sterben tönnen. Benedikt XV. verstand es, die Dinge zu nehmen, wie sie nun einmal waren und von der Kirche nicht einen größeren Einfluß zu erwarten, als sie im 20. Jahrhundert haben konnte.

So widerstand der Vatikan der Versuchung, den nuklofen

nommen und bis zur Abstimmung durchgeführt wird. Sie Die heutige Berliner Börse stand ganz und gar Appell an die Christenheit periodisch in das Waffengebrüll erklären, nicht zugeben zu wollen, daß die Note an die Re- unter dem Eindrud des Steuertompromisses und der hineinzuschreien, behielt feine eigene Parteinahme im Welt­parationsfommission abgefchickt wird, ehe der Reichstag abge- 8 mangsanleihe. Am Devisenmarkt segte zunächst eine fonflitt für sich selbst und begnügte sich, etwas wie eine Bei Schluß des Blattes erfahren wir: Die Reparations. fiarte Rüd wärtsbewegung der Kurse ein, die je- Internationale der Menschlichkeit zu sein, note wird erst am Sonnabend überreicht; es bleibt boch sehr bald durch eine neue Erholung der Devisen abgelöst die über die unübersteigbar gewordenen Grenzen hinaus wurde. Dollarnoten, die vorbörslich noch unter 190 an- Nachrichten vermittelte aus Gefangenenlagern und Lazaretten, also dabei, daß heute nur der Reichsfanzler spricht und daß geboten worden waren, stiegeu im Verlaufe der ersten bie half und linderte, soweit das ausgedehnte und gut ge­bie Debatte erst morgen geführt wird. Börsenstunden bereits auf 199! Am Eifeftenmarft zeigte spannte Reg der kirchlichen Organisationen reichte. fich naturgemäß eine starke Zurückhaltung. Die Kurssenkungen Wir stehen den Ereignissen wohl noch zu nahe, um ge­waren jedoch nicht bedeutend, da man in Börsentreisen schon feit mehreren Tagen die Zwangsanleihe als wahrscheinlich an genommen und in Rechnung gestellt hat.

Finanzreform und Usp.

Sentralleitung und Reichstagsfraktion der Unabhängigen haben gestern einstimmig das Steuerkompromiß abgelehnt. Zur Begründung ihres Verhalteus führen sie in einer Erflä­rung aus:

Die

Genuakonferenz gefährdet.

recht bewerten zu können, was auf diesem Gebiete unter dem Pontifikat Benedift XV. geleistet worden ist. Den Zeitgenossen mußte die Haltung der Kirche unzulänglich und schwächlich erscheinen: hat doch das gewaltige Wort gefehlt, das in die Herzen derer drang, die man verantwort lich machte für das ungeheure Geschehnis. Denkt man sich

Bei ihrer Stellungnahme war für die Fraktion neben ihrem Rom , 26. Januar. ( WTB. aus Times".) Es geht das Ge- aber in die Schwierigkeiten der Lage hinein, die eine prinzipielen Etandpunkt entscheidend, daß die 8wangsanleibe unter den erwähnten Vorausiegungen in feiner Beife geeignet ift, eine richt, daß die konferenz in Genua verschoben werden wird. Auch neutrale Macht in der Hauptstadt eines der in Washington gewinnt diese Anficht Boden. Die offizielle mit- triegführenden Staaten einschloß, vergegenwärtigt Sanierung der Reidsfinanzen und damit einen Stillstand der Notenpresse mit ihrer preissteigernden Wirkung berbeizuführen. Diese Zwange. feilung über die Antwort der Vereinigten Staaten auf die Ein- man fich die zahlreichen Verdächtigungen, die sich gegen den anleihe würde nicht ausreichen, die Reparationsberladung zur Konferenz wird in dieser Woche erfolgen. Man er im Rufe der Deutschfreundlichkeit stehenden Vatikan richteten, pflichtungen zu beden, und somit den inneren Etat weiter be- wartet nirgends, daß die Antwort auch nur eine eingeschränkte hält man sich den inneren Konflikt vor Augen zwischen Annahme bedeuten werde. Man vermutet fogar, daß die Antwort nationalem Empfinden und dem Ehrgeiz des Oberhauptes der laften. Der nominelle Gesamtbetrag von 40 Milliarden Papier Stellen enthalten wird, die deutlich genug felen, um den Franzosen Stirche, so muß man dem verstorbenen Bapst das Lob zu­mar! wird durch die vorhin erwähnten steuerlichen Erleichterungen die Kluft zu zeigen, die zwischen der augenblidtiden franzöfifchen billigen, in einer schwierigen Lage, die feinem Einfluß für den Befis( Einrechnung des zweiten Drittels des Reichenot­opfers. Med. b. B.) wieber start herabgemindert. Ueber bie Til. Politik und einer Politik besicht, die die Bereinigten Staaten unter- völlig entwachfen war, das politische Prestige der ihm an­gung der gwangsanleihe feblen bieber alle näberen Angaben. Ebenio ist die Frage der Berainfung böllig offen geblieben­Es ist baber zu befürchten, daß die Lasten aus Berzinsung und Tilgung wiederum auf die Allgemeinheit abgewälzt werden.

flügen fönnten.

Karl Sindermann

vertrauten Kirche durch fluge Zurückhaltung gewahrt zu haben. Er hat nicht zu Bannflüchen und anderen mittelalterlichen Behelfen gegriffen, wie es wohl der Kinderglaube Pius' X. getan hätte. Benedikt XV. hat abgewartet, bis sich die Wel len glätteten und hat sich dann angeschickt, die Früchte seines Ferner aber ist zu beachten, daß die gwangsanleihe nit nad Goldmart, sondern nach Papiermatt veranlagt werden Aus Dresden lommt die Trauerfunde, daß Genoffe Karl Beidheidens zu ernten. Wenn man auch die Geschichte des Weltfrieges nicht wird schreiben können, ohne das Versagen foll. Die bei den bisherigen Steuermethoden eingetretenen Schwan- Sindermann dort gestorben ist. Allen älteren Parteigenossen der päpilichen Autorität über die Seelen der Gläubigen her­Jungen der Steueretträgniffe, die stets alle vorherigen Schäßungen war Eindermann als einer der ständigen Repräsentanten des roten vorzuheben, so wird man doch nicht umhin können. dem Bapsttum der Regierung hinfällig gemacht baben, würden alio bei diefer Eachsen bekannt, der faum auf einem Parteitage fehlte und dessen 8wangsanleihe beſtehen bleiben. Echon aus diefem Grunde fann Etimme immer Gewicht beanspruchte. Auch als Mitglied des zuzugestehen, daß es auch während der Katastrophe des Welt­frieges jenen Taft und jene Anpassunsfähigkeit bewiesen hat, bie Bwangsanleihe in leiner Weise als ein Erfaz für die von uns Barteiausschusses hat Eindermann, der nur ein Alter von 68 Jahren die feit jeher die politische Macht der Kirche getragen und aufgeftellie Forderung nach faifung der Goldwerte an erreichte, bis in die jüngste Beit gewirkt und in dieser Körperschaft gefeftigt haben. immer eine geachtete Etellung eingenommen. gefehen werden.

-

Benedikt XV. war fein Bekenner, sondern ein Boli­Abgefeben von diefen einzelnen fchweren Mängeln bes Rom Barteivorstand und Reichstagsfraktion zichteten aus Anlaß seines promifies fann die gwangsanleibe in jedem Fall nur eine Ablebens an die Tresdener Boltezeitung", in deren Betrieb titer, war fein leberbleibsel früherer Zeiten, sondern ein gewiffe Entspannung der Balutaidhwierigteiten Eindermann als Buchhalter angestellt war, folgendes Beileibs- Kind der unseren. Bekanntlich gehörte er zur Schule Ram­pollas, des Staatssekretärs Leo XIII . Als durch die im Augenblid bringen. Eine Eteuerreform, die geeignet ift, die telegramm: Berimuldung des Reides zu befettigen, erscheint An Karl Sindermanns Babre trauert mit der deutschen Wahl Pius' X. der Umschwung in der batikanischen Politit man Stirchenreform ſt att der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands nach Arbeiterllafie um einen ihrer treuesten und unermüdlichsten Vor eintrat, als wie vor nur durch folgende Maßnahmen möglich, die außer den tämpfer Der Barteivorstand und die Sozialdemokratische Reichs- Politit treiben wollte, blieb della Chiesa das war Benedikts bürgerlicher Name- im Staatssekretariat, obwohl von der Regierung vorgeichlagenen Befizsteuern notwendig find: tagsfraktion." der neue Staatssekretär Merry del Val ihm weder Sym­Reichstonferenz der Kommuniffifchen Arbeitsgemeinschaft. Am pathie noch Vertrauen entgegenbrachte. Man will wissen, 8. Sofortige Einziehung der bisherigen Steuern von den fommenden Sonntag findet in Berlin die erste Reichskonferenz ber daß die Ernennung zum Erzbischof von Bologna nur deshalb Beiigenden; Romunistischen Arbeitsgemeinschaft statt. Wie Rorr. B. S. hört, erfolgt wäre, um den Anhänger Rampollas aus dem Vatikan & Erhöhung der Ausfuhrabgaben und schärffte Erfaf- wird sich die Konferenz in erster Linie mit den Beschlüffen des 3en zu entfernen. Sicher ist, daß der neue Staatssekretär dem tralausschuffes der Komunistischen Bartei beschäftigen, die bekannt. Erzbischof von Bologna die diefem Size überlieferungsmäßig fung der Auslandsbebisen. lich in ihrer legten Sigung 28 Mitglieder der RBD. ausgefchloffen Nur auf diese Weise besteht die Möglichkeit, bem Reiche wieber hat. Die Bemaßregelten werden in der Sigung der Reichskonferenz zustehende Kardinalwürde erst gönnte, als Rampolla tot war. reale Berte auguführen und damit die Rotenpresse aum Stilstand über die Berhandlungen des Sentralausschusses ausführlich be. So wurde della Chiesa erst im Mai 1914 Rardinal, drei Monate, che er Papst wurde. gu bringen.

1. Sofortige Erfassung der Goldwerte;

2. Cofortige Erhebung des Restes des Reichsnotopfers;

richten.