gellend machen burch Ausiwung ihrer demokratischen Staate' Bürgerrechte, als Wähler. Sie haben aber nicht das Recht, ihn durch Drohung mit der Arbeitsverrveigerung zu Zuge- ständnissen zu zwingen, die er vor seinem eigenen Gewissen und vor dem ganzen Volk nicht verantworten kann. Nichts wäre bequemer, als' zu sagen:„Ihr wollt zehn, zwanzig, fünfzig, sechzig Milliarden Gehalt mehr, bitte, Ihr sollt sie habenl" Milliarden sind für die Regierung ja so un- geheuer billig, man schleudert sie einfach aus der Notenpresse heraus. Aber dem Volt kommen diese Lügen- und Schwindel- Milliarden dafür desto teurer zu stehen, es bezahlt sie durch verschlechterte Lebenshaltung. Die Beamten bezahlen tie mit.'Würden heut« sämtliche Forderungen der Reichsge- werkschaft bewilligt, so wären die Beamten mit ihren Gehalts- erhöhungen schon in ein paar Wochen wieder auf demselben Punkt, an dem sie sich heute befinden; dos Elend aller ande- ren, die'an der Gehaltserhöhung nicht beteiligt sind, wäre entsprechend größer. Das Unternehmen der Reichsgewerkschaft wird also, wenn es zur Ausführung gelangt, von jedem Standpunkt aus v e r- w o r f e n werden müssen. Auch vom gewerkschaftlichen Standpunkt aus: Denn daß ein Streik von so großer Trag- weite in Szene gesetzt wird ohne Erschöpfung des VerHand- lungsweges, ohne Versuch einer Verständigung mit anderen mitinteressierten Organisationen, ohne Vorbereitung der öffent- Uchen Meinung, war in den Zeiten, in denen man geordnete Arbeitskämpfe mit entsprechenden Erfolgen führte, unerhört. Wir folgern daraus, daß die Eisenbahnbeamten einen Kampf, in dem sie fast alles und alle gegen sich haben müßten, wahr- scheinlich auch die Mehrheit der eigenen Kollegen, vermeiden sollen. Für berechtigte Wünsche, die ahn« schwere Wirtschaft- liche Schädigung der Gesamtheit erfüllbar sind, wird sich die Sozialdemokratische. Partei mit aller Entschiedenheit einsetzen. Von der Regierung.erwartet sie, daß sie zur Verständigung bereit sein wird mit Beamten, die sich mit ihr verständigen «ollen, daß sie sich aber einem Diktat nicht beugen wird! ♦« » Der haushakisausschuß zu? Streikgefahr. Der Haushaltsauschusj des Reichstages begann am Dienstag mit der Beratung der Haushaltspläne für die einzelnen Ministerien. Dabei wurde auch der drohende Eisenbahner- streik besprochen. Ministerialdirektor von Sch lieben aus dem Reichsfinanzministerium schilderte kurz die bereit» bekannten Vor- gänge und kam zu dem Schluß: Uebereinstimmung besteht darüber, daß dort, wo die Bezahlung der Beamten hinter der der Arbeiter und Angestellten in Privatbetrieben zurückgeblieben ist, eine an- Gemessene Zulage erfolgen muß. Auf der anderen Seite sind die ursprünglichen Forderungen der Beamten undurchführbar, «eil sie eine Mehrausgabe von öü— CO Milliarden jährlich erfordern. Daher mußte eine Verständigung erzielt werden. Für die nächsten Tage ist bereits eine Erledigung vorgesehen, trotzdem im letzten Augenblick das Ultimatum der Reichsgewerkschaft deutscher Elsenbahner eingelaufen ist. Fast alle Parteien, mit Einschluß der Sozialdemokraten, wandten sich gegen da» Lorgehen der Reichsgewerkschaft und betonten, daß ein solche» Lorgehen unoereinbar sei mit den Vorrechten der Beamte». Wenn die Beamten das Recht haben wollten, einzig und allei» nach ihrem Ermessen zu jeder Zeit die Arbeit niederzu- legen, um günstigere Lohn« und Arbeitsbedingungen zu erzwingen, können sie e» ihrem Arbeitgeber, dem Staate, nicht verwehren, Be- amte zu»ntlofsen oder ihr« bisherigen Lohn- und Arbeitsbedingungen aufzukündigen. Genosse Müller wies darauf hin, daß auch die Ministerien nicht immer den berechtigten Forderungen der Beamten so Rechnung getragen haben, wie wir es wünschen. Der Wunsch, die ultimativen Forderungen der Reichsgewerk- schaft abzulehnen, war im Haushaltsausschuh allseitig. Der Unabhängige Dr. R o s e n f e l d warnte davor, mit Erlassen, wie sie in der letzten Zeit veröffentlicht wurden, gegen den Streik einzu- schreiten. Das würde einen ganz anderen Erfolg haben, als beab- pchtigt wird. Ein Beschluß wurde nicht gefaßt.
?luch ein tzellseher. Bon Fritz Müller. Chemnitz . Am Stammtisch der Bahnhofswirtschaft zu M. unterhielt man sich recht lebhaft über das zeitgemäße Thema Okkultismus. Ein Herr in mittlerem Alter erzählte von feinen Erlebnisien in fpiri- ttstifchen Veranstaltungen. So wurden einmal die Anwesenden auf- gefordert, verteilte Briefbogen mit kurzen Fragen zu beschreiben, in Umschläge zu stecken und die Umschläge zuzukleben. Umschläge wie Briefdogen bestanden aus ganz dickem, undurchsichtigem Papier. Die verschlossenen Umschläge wurden auf einem Teller einer Dame über- reicht. Dieses„Medium" legte den ersten Brief auf die ausge- breitete linke Hand, schloß die Augen, begann zu zittern und sagte fchlleßlich:„Berlin !" Dann öffnete e» den Umschlag und la», nach- dem»« den Briefbogen entfaltet hatte, zur Ueberraschung der An- ««senden:„Wie heißt die Hauptstadt von Deutschland ?" Genau so »erfuhr die Dame mit den übrigen Briefen. Die Antwort, die sie gab, solange sie den verschlossenen Umschlag in der Hand hielt, paßte stets auf die Frage, die sie hinterher von dem Briefbogen ablas. Man'erörterte diesen„Fall" eingehend. Jemand meinte, die Dame sei ein F t n g e r s p i tz e n m e d i u m. In ihren Finger- spitzen- und Handtellerncrven sollte die seltsame Kraft wohnen, ge- heim'nisvolle Strahlen wahrzunehmen, die von den Schriftzeichen im Innern des Briefes ausgehen! Da erhob sich von einem Nebentisch ein Herr und griff in das Gespräch«in:„Meine Herrschaften, das Kunststück bringe ich auch fertig!" Er ließ sich vom Wirt einige Bogen Schreibpapier bringen. Daraus schnitt er Dlättchen in Briefbogen- größe. Da der Fremde behauptete, die Fragen aus h e l l s e h e r i- s ch e m Wege auch dann beantworten zu können, wenn die Zettel dreimal gefaltet würden, verzichtet« man auf Umschläge. Während man am Stammtisch emsig tuschelte und schrieb, las der unbekannte Gast erst in einer Zeitung weiter, dann entfernte er sich aus dem Zimmer. Als er wieder eintrat, wurden ihm die zu- sommengefalteten Fragezettel übergeben. Er nahm den ersten in die Hand, zog die Stirn« in Falten und sagte:„Ebert!" Dann entfaltete er ihn und las vor:„Wie heißt der Reichspräsident?" Mit dem zweiten Zettel in der Hand sagte er:„So ungefähr 180 Mark!" Als er ihn geöffnet hatte, verlas er:»Wieviel gilt der Dollar?7 Jemand rief:„Das war meine Frage!" So ging es bis zum letzten Zettel. Stets paßte die im voraus erteilte Antwort auf die nach- t r ä g l i ch vorgelesene Frage; und jedesmal bestätigte ein Gast, daß e»„seine" Frage sei. Man bestürmte den' Fremden, zu erklären,«ie er in den Besitz dieser geheimnisvollen Kräfte gekommen sei. Er war bereit, die Auskunft zu erteile», wen» ihm jeder Gast eine Mark geben würde. Das Geld wollte er nicht für sich behalten, fandern es zu einem Kulturzweck verwenden. Er versprach auch, so bald al» mög- Uch den„Nachweis über die stiftungsgemäße Verwendung" zu liefern. Da« hatte zur Folg«, daß fast alle Anwesenden mehr ak»
dl» vorstanösfltzung öer Nelchsgewerkfthafi. Die Sitzung des Hauptvorstandes der Reichsgewerkschaft verlief, wie die B. S.-Korrespondenz meldet, außerordentlich stürmisch. Die Verhandlungen begannen nachmittags um 2 Uhr und zogen sich bis in die späten Abendstunden hin. Der 1. Borsitzende der Reichs- gewerkschaft Menne leitete die Verhandlungen. Es waren ins- gesamt 30 Vertreter der Beamten aus Berlin und dem Reich an- wesend. Di« Oppositionsgruppe, die den Streik verurteilt, hatte sich im Laufe des gestrigen Tages noch etkoas vergrößert, doch standen der radikalen Richtung von Anfang an nur 8 Vertreter von Beamten gegenüber, die sehr heftig gegen die Ver» bandsleitung vorgingen. Nach ihrer Ansicht sei das Angebot der Regierung durchaus annehmbar gewesen. Die Reichsgewerk- schaft müsie den Mut aufbringen, ihren Mitgliedern im Lande zu sagen, daß die innen- und außenpolitische Lage de» Reiches im Augenblick so schwierig sei, daß jede schwere Erschütterung unüberseh- bare Folgen haben würde. Die Vertreter der Unterbeamten, be- sonders der Lokomotivführer, erklärten dagegen, daß die Zugeständnisie der Regierung für weiteste Schichten der mittleren und unteren Beamten unannehmbar feien. Sowohl der Fi- nanz- als auch der Reichsoerkehrsminifter hätten es an dem nötigen Willen zur Derftändigung fehlen lasten. Außerordentlich erregte Debatten entspannen sich über die Re- gierungserklärungen, die ein energisches Borgehen gegen die Be- amten ankündigten, die sich an dem Streik beteiligen würden. Diese Maßnahme der Regierung bedrohe die Koalitionsfrei- heit der Beamten. Die Bertreter des Streikgedankens erklärten, daß sie trotz oller Warnungen der Regierung die Führung übernehmen würden, doch verlangten sie, daß bei etwaigen Maßrege- langen die Eisenbahnbeamten sich hinter die Leitung stellten und sie deckten. Es wurde hierauf bekanntgegeben, daß die Fachgruppen der Reichsgewerkschaft, die für den Streik eintreten, in dieser Richtung bereits das Notwendige veranlaßt hätten. Es feien Fonds gezeichnet worden, aus denen Gcmaßregelle finanzielle Unterstützung erhalten sollten. Die Debatte wurde gegen 7 Uhr abend» so erregt, daß der Vorsitzende die Sitzung auf einige Zeit unterbrach. « Vertreter des Deutschen Beamtenbundes haben am Dienstag erneut Besprechungen mit Vertretern der zustän- digey Reichsministerien gehabt. Im Berlaufe derselben wurden den Beamtenvertretern die Zusicherung gegeben, daß ent- sprechend der Erklärungen im Reichstag in Kürze VerHand- langen mit den zuständigen Organisationen über die Besoldungs- fragen stattftnten werden. Der R e> ch s p o st m i n i st c r hat durch Rundtelegramm an alle Pestanstalten den Befehl erteill, kein« Telegramme aufzuneh. men und zu befördern, die zu einem Streik der Beamten auffordern. 5oröerung öer höheren öeamten. Osnabrück , 30. Januar. (WTB.) Heute sind hier Vertreter der höheren Beamtenschaft Nord- und Westdeutsch- l a n d s zusammengetreten, um zu der feit Oktober um SO Proz. gestiegenen Teuerung und der durch die Kehaltsbewegung der Eisenbahner geschaffenen Lage Stellung zu nehmen. Die Neuordnung der Besoldung noch sozialen Gesichtspunkten auf der Grundlage des Existenzminimums wurde für dringend notwendig erklärt. An den 23. Ausschuß de» Reichstags wurde drahtlich die Aufforderung gerichtet, die Arbeiten zur Einführunaber gleitenden Gehaltsftala zu beschleunigen, um der Forderung auf auto, matische Anpassung der Gehälter an die sinkend« Kauf- kraft des Geldes unverzüglich entfprechen zu können.
die verleumöung öer Schutzpolizei. Der Reichsverband der Polizeibeamten Deutschlands und die Fachgruppe Schutzpolizei im P r e u ß i- scheu Polizeibeamten verband übersenden uns eine ErNärung(unterzeichnet Asmus, Dr. Frank«, Richter), in der gegen den Artikel des„Tag" scharf Stellung genommen wird. Di« genannten Verbände sind der Auffassung, daß die Schutzpolizei in unverbrüchlicher Pflichttreue zu der vom Volke
eine Mark gaben. Außer einigen Fünfmarkscheinen kam auch ein Zwanzigmarkschein ein. Run lüftete der„Hellseher" sein Geheimnis. Die Frage, wie der Reichspräsident heiße, hatte er selbstgeschrieben und diesen Zettel zuletzt gelegt. Die Antwort aber gab er z u e r st. Auf dem ersten Zettel stand eine andere Frage. Die merkte er sich, wäh- rend er sagte:„Wie heißt der Reichspräsident?" Auf die Frage, die er sich gemerkt hatte, gab er dann die zweite Antwort. Während er dann die Frage oerkündete, die er sich gemerkt hatte, prägte er sich die Frage ein, die in Wirklichkeit auf dem Zettel stand, usw. usw. Die Sache war also grundeinfach. Die Gäste hätten den„Hellseher" sofort entlarven können, wenn einer auf den Gedanken gekommen wäre, nachzusehen, was der Fremde vorlas. �Inzwischen rückte die Abfahrtzeit seines Zuges heran. Cr be- zahlte die Zeche und verabschiedete sich von der Stammtischrund«. Am nächsten Tag« hörte man, daß es ein s o z i a l d e m o k r a t i- scher Abgeordneter war, der im Orte einen Vortrag gehalten hatte. Das war für die braven Spießbürger schon eine unangenehme Ueberraschung. In ganz eigenartige Stimmung kamen die guten Leute, als ihnen der Wirt ein paar Tage darauf ein« sozialdemo- kratische Zeitung übergab. Die hatte der Briefträger als Drucksache gebracht. Ein paar rote Striche verwiesen auf folgende Mitteilung: Freiwillige Beiträge zum Wahlfonds: Gen. M. M„ Einnahme für„Hellsehen" in der Bahnhofswirt- schaft zu M. 98 Mark.
Pantomimen in den„kammersplelen". Lukion, Hofmannsthal , Bie, Pinthus , Klabund und andere haben die„Blätter des Deutschen Theaters" aufgeboten, um die neuen„Pantomimen des DeutfchenTheaters" aus der Taufe zu heben. Dlete Theorien lesen sich sehr schön, und wenn nur ein Teil von Ihnen erfüllt worden wäre, so könnte man erfreut nach Hause gehen. Aber' aber! Die erste Pantomime war eine veristische Oper ohne Text und die zweite eine Barietcnummcr, und noch dazu eine schlechte. Wo bleibt der „Mythos"; die„Urkunst"; das Erlebnis, daß dies notwendig sei? Sind wir nach Haus« gegangen, wie Hofmannsthal aus Luklan zitiert, indem wir diese stummen Schauspiele„als eine Erfüllung jenes delphischen Gebote:„Erkenne dich selbst!" erlebt haben? Wir gingen ernüchtert von bannen, mit dem Lorsotz, wenn wir wieder einmal „Pantomimen sehen wollten, in die„Skala" oder In den„Winter- garten" zu wandern, und bieten das„Erkenne dich selbst!" den Kammerspielen zurück, in der Hoffnung, hier wieder durch das Wort zum Geist zu kommen und nicht durch die Worllostikeit zum Kitsch. Denn Kitsch war gänzlich die zweit« Pantomime..Da» Abenteuer", verlogene orientalisch« Romantik, die selbst da» Umbrechen in«inen Witz nicht schmackhaft machte. Reden wir nicht davon! Und auch „Der B o I o z z o", den man nach Leoncaoallos Mustt panto- mlmisierte, liegt auf nicht viel höherem' Niveau und wurde zum Kunftwerk.hnlichen nur durch Werner Krauß und. in Abstand. Helmuth Lötz, den Eanio und den Beppo der Kraußchen Truppe. Krauß hatte ein paar große Moment«, die da» Fehlen seiner einzig- artigen Stimme für den Moment vergessen ließen. Dl« Tänzerin
eingesetzten verfassungsmäßigenRegierung steht und sich unter keinen Umständen von Bestrebungen leiten lassen wird, die darauf hinauslaufen, die Polizei ihren eigentlichen Aufgaben durch unverantwortliche Verhetzung zu entziehen. In diesem Sinne haben sich die Verbände bereits am 20. Januar gegenüber dem preußischen Ministerium de? Innern erklärt. An der im„Vorwärts" vom 26. Januar v->r- öffentlichten Kundgebung der anderen Verbände haben sie sich nicht beteiligt, well diese Erklärung am Schluß eine be- sondere Vertrauenskundgebung für den Ministerial- dirigenten Dr. Abegg enthielt, mit dessen Stellungnahme in der Beamtenfbage und der Frage der lebenslänglichen An- stellung die Verbände nicht einverstanden sind. Wenn daraus von der Rechtspresse eine Uebereinstimmung der genannten Verbände mit dem Inhalt des„Tag"-Artikels gefolzeer wird, so ist das vollkommen abwegig. Wie wir von zuständiger Seite erfahren, steht ein Erlab des pre: ßischen Innenministers bevor, der die Befugnisse der B e- amtenausschusse und der Beamtenorganisationei: in der Schutzpolizei obarenzt. Das Ministerium steht auf dem Standpunkt, dcß die Verbände nur die wirtschaftlichen Interessen der Schutzpolizei wahrzunehmen berechtigt sind, daß ihnen aber ein« Einmischung in dienstliche Befugnisse in keiner Weise zugebilligt werden kann. Wie wir ferner erfahren, hat der Minister des Innern eine Vorschlaesliste von 50 Zinlerbramten eingefordert, die i» der nächste» Zeit zu Oberbeamken befördert werden sollen. Gegen den Haupiwachmeister Lehmann von der ehema'.tesn Hundertschaft z. b L., der im Mordprozeß Buchholz eine Rol- spielte, ist ein Verfahren wegen Unterschlagung eingeleitet worden. In Rhcinland-Westfalen sind in letzter Zeit eine Anzahl Oberbeamte der Schutzpolizei wegen reaktionärer Aus- schreitungen entlassen worden. So hatte ein Hundert- schaftsführer in angetrunkenem Zustande seine Leute antreten la'!-n und ihnen gesagt:„Es kommt wieder ein Putsch. Wer s ü r Schwarz-weiß-rot ist, soll vortreten, die anderen(folgt ein nicht wiederzugebendes Schimpfwort) können stehen bleiben." Der Minister des Innern. Genosse S e v e r i n q, steht auf dem Stand- punkt, daß in solchen Fällen, ebenso bei Mißhandlungen und Be- schimpfungen der Unterbeamten, Geldstrafen nicht in Frage kommen, sondern die sofortige Entlassung einzutreten hat, zumal sich herausgestellt hat, daß Pollzeiformatiouen, in denen das Vertrauensoerhältr.is zwischen Ober- und Untcrbeamten durch Kadavergehorsam ersetzt ist, im kritischen Moment versagen.
die 5ol?en öer Kriegsverbrecherflucht. Wie TU. erfährt, hat der englische Botschafter die Reichsregierung um Auskunft über die F'ucht'des Oberleutnants zur See Dittmar ersucht. Der Reichsjustizminister hat sich mit der preußischen Regierung in Verbindung gesetzt, um die notwendigen Unterlagen über die Flucht Dittmars zu erhalten. Don Dittmar fehlt bisher jede Spur. D Von Informierter Lette erfahren wir zu der Angelegenheit, daß die Strafvollstreckung gegen Ttttmar in der Hand des Reichs- an w alt» lag, während die preußische Justizverwattunq lediglich den Gewahrsam hatte. Die preußisch« Justizverwaltung hätte Ditt» mar lieber in K o t t b u s untergebracht, weil dort bessere Garantien gegen sein Entweichen gegeben waren. Der Reichsanwa't bestimmt« jedoch Naumburg als Gewahrsamsort, weil dert Dittmars Frau wohnt. Für dies Entgegenkommen hat sich Herr Dittmar nun auf„völkisch" revanchiert. Nach der Flucht wurden fünf Metallsägen vorgefunden, mit denen Dittmar die Gitterstäbe durchsägt hat. Er hat sich dann an einer Leine Heruntergelasien, die er aus dem in Streifen zer- schnittenen Laken und Wäschestücken gefertigt hatte. Die Leine muß vier Meter Über der Erde gerisien sein, so daß Dittmar offenbar aus dieser Höhe abgestürzt ist. Für ein Verschulden der Ge- fängnisverwaltung liegt bisher kein Anhalt vor. Wera Karel.lt, die in beiden Pantomimen die Hauptrollen hatte, ist eine tüchtig« Technikerin. mehr nicht. Die Haremsdamen de» „Abenteuers" erinnerten freundlich an Celly de Rheydt. Man ver- mißte nur die gedeckten Tische, den Sekt und die bedienenden Ober- kellncr. Das Publicum war begeistert und rief zum Schlüsse Charech der mitwirkte. O. E. H. Wie Einsteins Theorie nachgeprüft wird. Die britische Sonnen- finsternis-Expedition nach der Weihnachtsinsel im Indischen Ozean, die im September Einsteins Relativitätstheorie nachprüfen soll, har soeben England verlassen, um ihre Lorbereitungen auf" der Insel zu treffen. Der Leiter des Unternehmens, H. Spencer Jones vom Observatorium in Greenwich , hat sich vorher über die Absichten und Aussichten des Unternehmens geäußert. Er erinnert daran, daß eine der Vorhersagen der Einsteinschen Theorie darin besteht, daß ein Lichtstrahl, wenn er in der Nähe einer Materie vorbeigeht, vo» seiner Richtung abgelenkt wird. Der Grad dieser Ablenkung ist so gering, daß der einzige Körper, mit dessen Hisie diese Annahme be- wiesen werden kann, die Sonne ist. Ein Lichtstrahl von einem Stern, der in der Näh« der Sonne vorbeigeht, wird abgelen't, und diese Ablenkung enthüllt sich uns durch ein« sichtbare Veränderung der Stellung des Sternes der Sonn« gegenüber. Aber da« Licht der Sterne in der Nähe der Sonn« zu Photographie«» ist»ur möglich, wenn die Sonne während einer Sonnenfinsternis vom Mond verdunkelt ist. Die Beobachtungen, die bei der Sonnenfinsternis von ISIS gemacht wurden, bestätigten die Borhersagen Einsteins . Aber die Ergebnisse waren noch nicht so exakt, daß sie all« Zweifel hätten verbannen können.„Die kommende Sonnenfinsternis," er- klärt Spencer Jones,„ist für diesen Zweck nicht so günstig, wie es die von ISIS war. Da wir uns aber jetzt die in Brasilien gewönne- nen Erfahrungen zunutz« machen können und ein größeres Jnstru- ment verwenden, jo ist zu hoffen, daß diesmal viel genauere Eo> gebnisie erlangt werden. Da» wäre auch sehr zu wünschen, den» viele Jahre hindurch wird keine Sonnenfinsternis für diesen Zweck mehr so günstig sein, wie die vom 21. September. Es muß jedoch beachtet werden, daß der zu mesiend« Effekt außerordentlich gering- fügig ist. Die Veränderung in der Lage der Sternbilder wird fest. gestellt durch den Vergleich der während der Sonnenfinsternis auf- genommenen Photographien mit anderen Photograpdien, die drei oder vier Monate früher de» Nachts von demselben Himmeisgebiet aufgenommen wurden. Die Li der der Sterne in der Nähe der Sonne in den Sonnenfinsternis-Photographien werden um den etwa zweitausendsten Teil eine» Zolle » in ihrer Lag« verändert sein. Mit der Messung so winziger Veränderungen steht und fTt die. Einsteinsche Theorie. Aber die Metboden der fwdernen astro» nomischen Messungskunst sind dieser Aufgab« gewachsen." EI» Virtuose der Sch<msptelkv»!t. Die Webrheil de,»ie'zttier- ten Worte», daß die Nachwelt dem Mimen keine Kränze flechte, wird .uns selten so deutäch wie an Tagen, die der Erinnerung an Groß« Schauspieler der Vergangenheit geweiht sind. Wir können nicht wie bei Künstlern, deren Werke Dauer haben, untersuchen, wa» uns dl« Hingegangenen heute bedeuten. Die Erinnerung an den Schauspieler kann nur eine geschichtlich« sein. Es können nicht mehr viel« unter un» sein, dt« B o g u mi l D a w t s o n noch aus den Brettern gesehen haben, denn daß er zum