Einzelbild herunterladen
 

Nr. 53 ♦39.�0�3003

Seilage öes vorwärts

Mittwoch, 1.5ebruortH22

Mehr Erwerbslosenhilfe tut not! Der Sarotti-Brand vor der Stodtverordnetenversammlttng.

In der Stadtverordnetenversammlung wurde gestern wieder über die Notlage der Erwerbs- losen verhandelt. Zu den Anträgen der Kommunisten hatte der Ausschuß Beschlüsse gefaßt, die sich innerhalb des Mög- lichen hielten. Im besonderen hatte er einen Antrag der Sozialdemokraten angenommen, der statt der gefor- derten einmaligen Beihilfe eine Erhöhung der laufen- den Unter st ützung anstrebt und den Magistrat zu ent- sprechenden Schritten bei der Staats- und der Reichsregierung auffordert. Auf die Notwendigkeit einer solchen Erhöhung wies gestern die sozialdemokratische Fraktion durch Genossen P a t t l 0 ch nochmals hin. Den Be- schlössen des Ausschusses stimmte die Versammlung zu. Die zur Beratung desManteltarifsderGemeinde- a r b e i t e r eingesetzte gemischte Deputation will als Eini- g u n g s a m t mit dem Recht, nötigenfalls einen S ch i e d s- f p r u ch zu fällen, eingesetzt werden. Dieser von der Deputa- tion selber eingebrachte, von allen Fraktionen unterstützte Antrag wurde zum Beschluß erhoben. Man darf von ihm eine allseitig befriedigende Lösung der zur Verhandlung stehenden Fragen erwarten. Im letzten Teil der Sitzung kam der Brand bei S a r 0 t t i zur Sprache aus Anlaß einer Anfrage der sozialdemokratischen Fraktion wegen der Mängel in der Bekämpfung des Brandes. Genosse Wilde- gans wies in seiner Begründung darauf hin, daß diese Vor- kommnisse ganz ohne Berechtigung wieder gegen Berlin aus- geschla-Wet worden sind. Stadtrat Genosse A h r e n s gab eine Schilderung der völlig unbegreiflicben Lässigkeit, deren die verantwortlichen Personen der F a- b r i k l e i t u n g sich schuldig gemacht haben, indem sie unter vergeblichen Löschversuchen den Brand sich zu einer riesigen Feuersbrunst entwickeln ließen und dann erst die Tempelhofer Feuerwebr riefen. Er stellte fest, daß der Vorwurf, die Feuer- webren Tempelhofs, Neuköllns und Berlins hätten versagt, völlig unberechtigt ist. Sltzungsberkcht. Ein Drinqlichkeitsan trag sämtlicher Mitglieder der q e m i s ch- ten Deputation zur Beratung des Manteltarifs für die städtischen Arbeiter und nichtständigen Angestellten geht darauf hin- aus, sie als Einigungsamt einzusehen und ihr, falls«ine Einigung nicht zu erzielen fein sollte, das Recht zu verleihen, einen Schiedsspruch zu fällen. Die Dringlichkeit wird anerkannt. Zur Beratung für heute und Donnerstag stehen 71 gegen- stände. Auf Antrag Schumacher fKomm.) werden die kom- munistischen Anträge betreffend Arbeitslosenunterstützung vorweg- genommen. Der ständige Ausschuß für Erwerbslosenfürsorge läßt durch f). Kunze lSoz.) Bericht erstatten und empfiehlt, den Antrag Eäbel wegen Neuwahl der Erwerbslosenräte abzulehnen. Bezüglich des Antrags Gäbel, einmalige Beihilfen für die Erwerbslosen zu gewähre», stellt der Ausschuß folgende Anträge: 1. Die Bersamm- lung hält eine Erhöhung der laufenden Unterstützungen um 40 Proz. für dringend erforderlich und ersucht den Magistrat, alle Maßnahmen zu ergreifen, um diese Erhöhung mit Wirkung vom I. Februar ob baldigst bei der Staats- und Reichsregierung durchzusetzen: 2. die Versammlung hält die Forderungen des Antrags Gäbel hinsichtlich der Schulspeisung usw. für praktisch nicht ausführbar, empfiehlt da- gegen, die Kinder der Erwerbslosen möglichst und bevorzugt bei der Schulspeisung und Verteilung von Winterkleidung zu bedenken: die vorbereitenden Arbeiten in der produktiven Erwerbslosen- sürsorge sind zu beschleunigen, die Reichsregicrung zu ersuchen, die Sperre für Notstandsarbeiten aufzuheben. Ostrowski(Komm.) beharrt bei der Forderung einmaliger Deihilfen als des einzigen Weges, auf dem die Not der Erwerbs- losen wirklich zu lindern sei: auch alle anderen Anträge einschl. der Neuwohl der Erwerbslosenräte hält er ausrecht. Stado. L ü d t k e lDnat.) beginnt eine Rede abzulesen, tritt aber ab, nachdem der Vorsteher Dr. E a s p a r i bemerkt hat, daß das Vorlesen von Reden nicht gestattet ist.

P a t t l 0 ch(Soz.): Der Ausschuß hat d«r Erhöhung der laufenden Unterstützungen vor der Gewährung einmaliger Beihilfen mit guten Gründen den Vorzug gegeben. Nur so ist es möglich, daß die Gelder auch wirklich den Erwerbslosen und ihren Familien zugute kommen. Wir halten für sicher, daß die große Mehrheit dem Ausschusse beipflichten wird. Stun- dung der Gasschulden kann jeder bei der Stadt beantragen: etwas Kontrolle muß doch auch bleiben, daher geht es nicht an, freies Gas und Streichung der Gasschulden zuzugestehen. Eigentümlich ist, daß Herr Ostrowski heute so eifrig für die Unorganisierten eintritt: die Erwerbslosen sind doch durch die Gewerkschaften durchaus zweck- mäßig vertreten. Seinerzeit haben Leute, die Herrn Ostrowski nahe- stehen, die Neuwahl der Erwcrbslosenräte sabotiert. Zimmermann(U. Soz.) erklärt sich für die Ausschußvor- schläge im Wesentlichen aus den vom Vorredner vorgetragenen Gründen. Nachdem noch Dr. K l i n k h a r d(D. Vp.) die Annahme der Ausschußvorschläge empfohlen, gelangen diese mit einem Zusatz- antrage Lüdtke(Dnat.) betr. die Notstandsarbeiten zur Annahme. Der oben erwähnte Dringlichkeitsantrag wird einstimmig an- genommen. Es wird bekanntgegeben, daß Reuter aus der kommunistischen Fraktion ou-aetreten und zur kommunistischen Arbeitsgemeinschaft übergetreten ist. Wegen der vom Stadtrat Wege veranlaßten Entfernung einer bei der Beerdigung Sylts verwandten roten Kranzschleife aus dem Arbeitszimmer des Betriebsrats der Wohnungs- und Miet- cinigungsämter entspinnt sich eine längere Debatte, in der Genosse Krüger(Soz.) erklärte, daß die Behandlung solcher Bagatellen weder die Geschäfte noch das Ansehen der Versammlung fördere. Partei- politische Kundgebungen solle man von den Amtsräumen der Stadt überhaupt fernhalten. Künftig müsse der Magistrat auch gegen solche Kundgebungen anderer Parteien nachdrücklich Stellung nehmen. Moses (U. Soz.) meinte, daß diese Angelegenheit nur humo- ristisch-ironisch-satirisch behandelt werden könne. Vom 12. Oktober 1921 datiert eine� dringliche Anfrage der U. Soz. an den Magistrat, was er zu tun gedenkt, um die städtischen Parks und Plätze nicht weiter der Verschandelung preis- zugeben? Z u b e i l(U. Soz.) begründet die Anfrage. Stadtrat A h r e n s antwortet, daß der Magistrat sich der hier vorliegenden Unterlassungssünden bewußt ist. Es seien aber seiner- zeit dem Magistrat S Millionen für die Pflege der Grünflächen gestrichen worden. Heute liege der Versammlung eine Forderung von 1 170 000 M. unter anderem zur Aufrechterhaltung der st ä d t i- schen Gärtnereien im Humboldthain und in Blankenfelde vor: damit werde immerhin einiges geleistet. Dr. Kirchner(Dnat.) empfiehlt einen Antrag seiner Freunde auf Errichtung von nahe der Stadt gelegenen Spiel- und Sport- Plätzen. Ein Antrag der Kommunisten verlangt die Hergabe der Ka- sernenhöse und Exerzierplätze für die Erholungsspiele der Jugend. Zobel(Dem.) macht die Bebauungspläne für den Mangel an Grünflächen und Spielplätzen verantwortlich. Man müsse eine Aus- wähl treffen. D i t t m e r(Svz.): Die volle Wiederherstellung der Spiel- und Parkplätze ist bei der heutigen Finanzlage unmöglich. Es wird nichts übrigbleiben, als möglichst viele Park- und Grasplätze in Spielplätze umzuwandeln. Auch Waldschulen müssen er- richtet und es muß ein Teil des Naturkundeunterrichts an Ort und Stelle erteilt werden. Exerzierplätze und Kasernenhöfe sind dem Jugendamt für seine Zwecke zum Teil unter den nichtigsten Vor- wänden verweigert worden. Es sprechen noch Tropfte(D. Vp.), Dörr(Komm.), R. Kunze(Dtsch.-soz.) und nach Ablehnung eines Schlußantrages noch Zubeil(U.Soz.). Die Erörterung endet mit der Annahme der erwähnten Magistratsvorlage und mit der Ueberweisung der Anträge an den Magistrat: diesem wird auch ein Antrag Zobel überwiesen, der vom Magistrat eine Nachweisung über die zur Be- Hebung des Mangels an Spielplätzen getroffenen Maßnahmen bis zum IS. September erwartet. Annahme findet auch ein Antrag

Kunze(Dtsch.-soz.) auf Ermittelung der Gründe, die den Forstfiskus zum Verkauf des Wannsee -Ufers bei Beelitzhof an eine Aktiengesell- schast veranlaßt haben. Dos Jever bei Sorotti. Am 21. Januar haben Heimann u. Gen.(Soz.) folgende A n- frage eingereicht: Der Magistrat wird«sucht, sofort darüber Auskunst zu geben: 1. Wer die Verantwortung für die verspätete Alarmierung der Berliner Feuerwehr bei dem Brande der Sarotti-Fabrit trägt. 2. Welche Maßnahmen getroffen sind, um für die Zukunft eine rechtzeitige Herbeirufung ausreichender Feuerlöschhilfe in ähnlichen Fällen herbeizuführen. 3. Wer die Verantwortung dafür trägt, daß bei dem Bau der Sarotti-Fabrik die baupolizeilichen Feuerstcherheitsvorschriften gröb- lich mißachtet sind. Nachdem W i l d e g a n s(Soz.) die Anfrage begründet, gibt Stadtrat A h r e n s«ine ausführliche Darstellung des Brandes und seines Schauplatzes. Der Brand ist schon vor 9 Uhr früh bemerkt worden: bis 10� Uhr hat die Fabrik- leitung allein an der Löschung gearbeitet und dann hat erst die Feuerwehr eingegriffen. Es han- delt sich um ein Gebäude von 90x60 Meter, der ganze Keller ist ein einziger Raum ohne jede Schutzwand, in dem große Lager von Holzwolle, Packmaterialien und anderes sich be- fanden. Der Keller bildete mit dem Lichthof bald einen Krater, dessen ganze Glut nach oben strömte. Auch die sämtlichen vier Treppenaufgänge führten zu diesem Licht- Hof, keiner nach der Straße: es ist unverständlich, wie so etwas hat zugel äffen werden können. Erst nach 11 Uhr wurde Berlin alarmiert: inzwischen war der Brand ein Feuermeer geworden. Die Kakaobohnen brennen heute noch. Zur Verhütung ähnlich schwerer Feuersbrünste ist an- geordnet, daß Berlin von jedem Brande sofort verständigt wird. An der ordnungs- und sicherheitswidrigen Kelleranloge ist die Ber - liner Baupolizei unschuldig. Der Fabrik war die Sicherung der Kelleranlage aufgegeben, die Frist dafür aber bis 1. April 1922 verlängert worden. Gegen das Funktionieren der Tempelhofer f r e i w i l li g e n Feuerwehr ist ebensowenig ein Vorwurf zu er- heben, wie gegen die dortige Berufsfeuerwehr. Wir werden über- Haupt mit den freiwilligen Feuerwehren in Groh-Berlin noch lange zusammen arbeiten müssen. Damit ist die Anfrage erledigt. Auf Antrag Fabian wird hierauf die Sitzung um 9 Uhr geschlossen. « Aus der sostaldemokraflschen Stadtv erordnet enfraksion ist der Stadtverordnete Genosse Kohl ausgeschieden, nachdem seine Wieder- wähl zum unbesoldeten Stadtrat bestätigt und er in sein Amt eingeführt worden ist. Sein Stadtverordnetenmandat ist auf den Genossen S e i b k e- Wilmersdorf übergegangen, der hiermit in die Stadtverordnetenversammlung eingetreten ist.

Cin Eiüzweiter Klaffe"? Daß ein Eid eine ernste Sache ist, galt zu allen Zeiten als selbstverständlich. Die Bedeutung des Eides als eines in feierlicher Form abgegebenen Versprechens rechtfertigte den bisherigen Brauch, daß bei einer öffentlichen Eidesleistung alle Zlnwesenden sich er­heben. Vor Gericht wurde bei Zeugenvereidigungen immer streng darauf gesehen, daß während der Vereidigung jeder im Saal mit aufstand. Wer aus Unkenntnis oder Gedankenlosigkeit sitzen blieb, hatte eine nachdrückliche Mahnurch zu gewärtigen, die mancher Gerichtsvorsitzende zu einer richtigen Straf- predigt auszugestalten verstand. Wir haben nie gemeint, daß der Brauch aufzustehen demGott " galt, den der Zeuge anrief und selbst dann anrufen muhte, wenn j er an keinenGott " glaubte. Wer einsieht, daß eine Gesellschaft nicht ohne eine geordnete Rechtspflege(solange die Menschen keine Engel sind) bestehen kann, für den wird der Eid auch ohne �Anrufung einesGottes " eineheilige" Handlung sein. Darum war es uns nicht zweifelhaft, daß nach Einführung der auf die AnrufungGottes " verzichtenden neuen Eidesformel, deren Gebrauch dem Belieben des Schwörenden überlassen wird, man fest- halten würde an dem die Feierlichkeit der Eidesleistung betonenden Brauch aufzustehen. Es. scheint aber, daß die Justizverwaltung auch das dem Belieben überlassen hat dem Belieben des Gerichts- f Vorsitzenden nämlich. Am Schöffengericht Charlotten-

Eine felkfame Nacht. Roman in vier Stunden von Lanrids Bruun. Mamsell Berg betrachtete den Stummel mit einem Blick. als wäre es die Mordwaffe selbst. Heiliger Himmel." Der Amtsoorsteher legte den Stummel wieder hinein und schob die Schachtel in die Mappe, die er sorgfältig verschloß. Nun sagen Sie mir, Mamsell Berg, erinnern Sie sich, ob der Verstorbene jemals Zigaretten geraucht hat?" Nein, niemals. Herr Hilsöe raucht« eine einzig« Zigarre noch Tisch und sonst nur seine Meerschaumpseifen. Er hatte eine für jeden Tag in der Woche." Haben Sie darauf geachtet, ob der Pferdehändler Sörup rauchte, als er kam?" Iesses ja! Sörup kam immer mit seiner Holzpfeife an, und die nahm er nicht aus dem Mund, außer wenn er und trank." Und soviel Sie wisien, ist niemand heute, gestern oder vorgestern über die Verandatreppe zu Herrn Hilsöe ge- kommen?" Iesses nein! Es kam keiner zu ihm, der nicht über die Haupttreppe ging." Der Amtsoorsteher erhob sich. Ja, Mamsell Berg," sagt« er, indem er die Mappe auf den Rauchtisch legte,mehr Fragen habe ich wohl im Augen- blick nicht an Sie zu stellen. Nur noch eines was ich Ihnen hier mitgeteilt, habe, erfordert natürlich strengste Diskretion!" Was erfordert es?" Mamsell Berg sah ängstlich, ver- ständnislos mit ihrem Vogelblick zu ihm auf. Ich mein«, Sie dürfen niemand gegenüber erwähnen, was gefunden worden ist was ich Ihnen eben mitgeteilt habe. Verstehen Sie? Ich mache Sie dafür verantwortlich!" Mamsell Berg zog erschrocken ihren eckigen Oberkörper zurück. Heiliger Himmel! Nicht ein Wort soll über meine Lippen kommen!" Gut. dann sind wir fertig für diesmal. Sie werden später vielleicht schon bei einem Verhör morgen Ihre Erklärungen unter Eid wiederholen müssen." Mamsell Berg sah ihn feierlich an und hob die Knöchel- Hand, als ob fie gleich eine» Eid ablegen wolle:

Ich kann jedes einzige Wort beschwören, Herr Amts- Vorsteher!" Nun, um so besser!" Hjarmer reichte ihr die Hand. Gute Nacht, Mamsell Berg!" Die Haushälterin aber blieb stehen, drehte sich verlegen und strich mit ihren groben Händen über die Taille. Haben Sie noch etwas auf dem Herzen?" fragte Hjarmer und sah sie müde an. Ja, was ich noch sagen wollte" kam es zögernd, während es um den strammen Mund zuckt«,man ist ja so unwissend wie ein neugeborenes Kind!" In welcher Beziehung?" Was aus einem werden soll und so denn der Tod des Herrn Hilsöe ist ja solch ungeheurer Verlust für mich." Es tut mir leid um Sie, Mamsell Berg," der Amtsvor- steher rieb sich ungeduldig die weißen Hände,aber ich weiß nichts Besseres, als daß Sie sich an den Erben wenden und ihn bitten, im Namen des Verstorbenen etwas für Sie zu tun!" Die Sache ist aber die, Herr Amtsvorsteher." Mamsell Berg wurde eifrig, und die blauroten Flecke vergrößerten sich auf den Backenknochen, während die dunkelgerandeten, hell- grauen Augen unruhig blinkten,ich weiß nicht recht, wie ich mit dem jungen Hilsöe stehe." Mich dünkte, er sagte, daß er Sie von früher her kenne!" Hjarmer verbarg ein Gähnen hinter seiner weißen Hand. Ja, aber sehen Sie, das hat nun so seine eigene Be- wandtnis, denn offen gestanden aber Herr Amtsvorsteher müssen mir versprechen, daß es unter uns bleibt der junge Hilsöe wurde seinerzeit fortgeschickt, weil er den Namen des Alten auf einem Wechsel gefälscht hatte oder wie man es nennt!" Was Sie sagen!" Hjarmer war wieder ganz Ohr. Woher wissen Sie das, Mamsell Berg?" Das hat mir Herr Hilsöe gesagt. Denn er war so fuchs- wild, als er den Brief von der Bank bekam, daß er seine Galle an jemand auslassen mußte. Und dazu gebrauchte er gewöhn- lich mich weil er wußte, daß von mir nichts unter die Leute kam, was nicht Weiterkommen sollte." Sie meinen also, daß Herr Hilsöe Ihnen nicht freundlich gesinnt ist!" scbnitt Hjarmer ihren Wortstrom ab, der sich in die Länge zu ziehen drohte. Nein, sicher nicht." Mamsell Berg nickte entschieden mit dem Kopf«ch wischte

sich ihr« lange Nase mit der Knöchelhand, bevor sie wieder begann: Denn sehen Sie/ da war ja die Enterbung und das ist es eben, was mir bei der ganzen Sache vollständig unbe- greislich ist, denn ich Hab doch das Papier, das er damals schrieb, mit meinen eigenen Augen gesehen darauf könnte ich einen Eid leisten!" Das Testament, von dem Sie sprachen und das Sie nicht finden konnten?" Ja! Denn es war dasselbe, in dem er mich, rein herausgesagt, wegen meiner treuen Dienste bedachte und im übrigen der Stadt und dem Amtsbezirk das Ganze vermachte." Ja, ja!" unterbrach der Amtsvorsteher.Im Erb­schaftsamt werde ich später Gelegenheit haben, mich näher mit dieser Sache zu beschäftigen. Aber ich will Ihnen doch jetzt schon soviel sagen, Mamsell Berg" und der Amtsoorsteher richtete seine Augen schärfer auf sie,wenn Sie, die Sie all« Verhällnisse kannten und hm! den Schlüssel zu seinen Schubfächern hatten wenn Sie dieses Papier nicht finde» konnten dann wird es wahrscheinlich gar nicht mehr existieren. Er hat sich wohl später eines Besseren bedacht und es vernichtet." Mamsell Berg schluckte. Es zuckte wie Weinen um ihre schmalen Lippen. Ach, Himmel das ist ja das Traurigste bei der ganzen Geschichte!" Den Amtsvorsteher dauerte die offenbare Ratlosigkeit der ältlichen Person. Sie war doch Zeit ihres Lebens eine treue Dienerin gewesen. Ich will gern," sagte er zögernddas heißt, wenn Sie es ausdrücklich wünschen Herrn Hilsöe darauf aufmerksam machen, wie viel Sie augenscheinlich seinem Onkel ge- wesen sind." Mamsell Berg bekam plötzlich Tränen in die Augen, die klar wie Glas wurden. Sie ergriff Hjarmers Hand und sagte, während sie geräuschvoll durch die. lange, knochige Nase atmete: Dafür wäre ich Ihnen von Herzen dankbar, Herr Amts- vorfteber!" Ja. ja, soll geschehen!" sagte Hjarmer tröstend und zog seine Hand zurück. O, tausend Dank, Herr Amtsvorsteher! Und Gottes Segen über Sie!" »Schon gut, Mamsell Bergt"(Forts, folgt.)