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fn allüeutlcber ffelö. Schiele bekennt sich j-tzt als Führer. DerReichswart" des Grafen Neventlow veröffentlicht ein langes Schreiben des freigesprochenen Kgppisten Schiele on den Herausgeber. Dies Schreiben hat folgende Vor- gefchichtc: Wie wir in Nr. 610 desVorwärts" vom 27. De­zember 1921 mitteilten, hat'e Graf Reventlow den Kappisten ihr unmännliches Verhaften vorgeworfen, das er sowohl in ihrer Flucht als in der Art ihrer gerichtlichen Verteidigung erblickte. Gegen diese Vorwürfe sucht sich nun Dr. Schiele zu ver- teidigen. Seine Abwehr ist äußerst matt. Herr Schiele, der sortgesetzt über dendeutschen Ordnungsphilister" schimpft, der nur solche Gegenrevolutionen gutbeiße, die mündelsicher vorbereitet seien, bemerkt nicht, daß er sich selber als Typ erster Ordnung dieses Philistertums zu erkennen gibt. Denn sein Hauptargument, mit dem er sein Verhalten entschuldigt, lautet:Ich bin Familienvater und habe an meine sechsköpfige Familie zu denken." Sehr zutreffend bemerkt Reventlow in seinem Nachwort hierzu, daß man sich so etwas eigentlich vorher überlegen müsie. Das Erstaun- fichste an Schieles Rechtfertigung ist jedoch nicht fein Be- kenntnis zu deutschem Mannesmut, gemildert durch Familien- rücksichten, sondern der Zynismus, mit dem dieser Herr gesteht, das Reichsgericht belogen zu baben. Er schreibt: Seine innersten Pläne wird jeder für sich be- halten haben.... wir hätten natärNch auch sagen können: Iawohl, wir wollen Führer gewesen scin. Dann mußte das Gericht verurteilen: ich sah auf f ü n f I a h r e i m Gefängnis und wurde auf 300 009 M. Gerichtskosten für alle Zeit mit meiner sechsköpfigen Familie ruiniert.?ch hatte mich zwar vollkommen auf diese Möglichkeit eingestellt, aber die Aussicht, dann bei einer Partei, die uns politisch und moralisch im Stich lieh und deren Presse uns be­schimpft«, betteln zu müssen(gemeint ist die deutschnationole Partei. Sied. d. V.), war keineswegs angenehm. Ich ziehe die Freiheit vor. Ich bin mir zwar bewußt, vieles verschwiegen zu haben, aber nichts gefoat zu haben, was einer Verleugnung des Unter- nehmens gleichkäme." Herr Schiele bekennt mit diesen Zeilen unzweideutig, daß er tatsächlich Führer gewesen ist, das Gericht ober ausLiebe zur Freiheit" und Angst um seine hochbedeutende Person be- schwindelt hat. Wir machen den Oberrcichsanwalt darauf aufmerksam, daß«in derartiges Geständnis eines frei- gesprochenen Angeklagten den Grund zu einem Wieder- aufnahmeverfahren bietet. Noch um einer persönlichen Sache willen müssen wir den Brief des Herrn Scbiele zitieren. In Leipzig hatte ein Zeuge der Kappistenfe'te Genosien Ulrich Rauscher durch den Vorwurf feigen Benehmens lächerlich zu machen gesucht. Genosse Rauscher saß damals als deutscher Gesandter> in T i f l i s er befindet sich ietzt aus der Heimreife und konnte sich nicht verteidigen. Schiele schreibt: Was übrigens die Aussage über Herrn Ulrich Rauscher anbe- trisst, so halt« ich es für meine Pflicht, zu bezeugen, daß mlr von einem würdelosen, angstvollen Benehmen seinerseits nicht» bekannt Ist.. Sch weih aus meiner Begegnung mit ihm nichtsdavon, und holte es für meine Pflicht, dies zu bezeugen. Ich weih, wie wehe es tut, als Abwesender wehrlos beschimpft zu werden." Wir registrieren diese Richftg'tellunq als den einzig fym- pathischen Zug des Schieleschen Schreibens, das im übrigen beweist, daß dos würdelose angstvolle Benehmen ganz ollein auf feiten der K a p p i st e n in Leipzig war. In seinem Nachwort bekennt Graf Revenftow freimütig, daß er keineswegs prinzipieller Gegner des Kapp-Unternehmens war: Ein Gewaltstrelch, der In meinen Augen dauernden Erfolg versprach, hätte mich zum Anhänger gehabt..... Das Recht der Gegenrevolution muh betont und aufrechterhalten werden. ... Es gab im Jahre 1919 20 Nationale genug, die von der Aus- fichtslofigkeit eines solchen Unternehmens überzeugt waren und«snurdeshalb mihbilligten, weil sie eben grnndfähllch nichts dagegen haklcn, die aber nachher entsetzt waren über die unvoll- tommenen Vorbereitungen usw. usw." Aus diesen Zeilen ist klar ersichtlich, welcher Art die Gegnerschaft" der Deutschnationalen gegen das Kapp-Unter- nehmen gewesen ist._

Der öre'prozentige Gerter. Dem sozialdemokratischen Parlomentsdienst wird aus Braun- schweig gedrohtet: Dem ersten Fall Oerter folgt setzt ein Skandal Oerter. Dem Braun- schweigerBolkssreund" ist ein Schreiben zugesandt worden, das von Oerter geschrieben un» an einen Braunschweigilchen Großfabrikanten gerichtet ist. Aus allgemeinem politischen Interesse lassen wir den Brief im Wortlaut folgen: Werter Herr Wemmell Sie werden sich der Ueberzeugung nicht verscbließen, daß ich mich jederzeit bemüht habe, in Ihrem und dem Interesse Ihres Betriebes tätig zu sein. Es ist mir nun «in Bedürfnis, die Beziehungen, welche mich mit Ihnen verbinden, zu dauernden für Gegenwart und Zukunst zu machen. Ich schlage Ihnen deshalb ein vertragliches Derhältnis vor. durch we'ches ich mich verpf icht«, jederzeit mit Rat und Tat Ihnen zur Sei!« zu stehen, und falls ein« Ablösung von meinem gegenwärtigen Posten erfolgen sollte dauernd in Ihr« Dienste zu tv :ten. Di«'« Bervslichtung würde all« Unternehmungen betrefsen, an denen Sie beteiligt sind. Als Gegenleistung Ihrerseits schlage ich vor: 1. Solange ich aus meinem gegenwärtigen Posten bin(Praun- schweigischer Ministerpräsident, sichern Sie mir aus dem buch- mäßigen Reingewinn Ihrer Unternehmungen 3 Proz. zu. 2. Wenn ich dauernd in Ihr« Dienst« trete, 10 Proz. des Rein- pewinns. 3. Di« Abrechnungen darüber«rfolgsn am Iahresfch': doch kann ich Dorschüss« aus die Abrechnunaen erheben, und zwrr für die ! Zeit unter 1. in Höhe von 5000 M. und unter 2. von 10 000 M. Der Vertrag würde lausen vom 1. April 1921 bis zum 31. März 1951. Er kann jedoch von beiden Seiten zum Schluh eines jeden Jahres ein Vierteljahr im voraus gekündigt werden. Dies« finanziell« Regelung ist für mich erforderlich. Sie werden begreifen, daß ich jetzt schon Ausgaben da und dort habe, die seiner- zeitige Fahrt nach Rühle bezüg'ich des Bodenerwerbes für den Bruch. Es kam»mir mit den Ausoaben für den Chauffeur auf etwa 700 M., da ick einen eigenen Wagen benutzen muhte. Ich Hofs«, daß Sie mit meinen Vor'chlägen einverstanden sind. Ihrer recht baldigen Antwort selje ich entgegen." Oerter hat eingestanden, den Brief selbst ge'chrieben zu haben. Schon dieses Geständnis stellte unsere Fraktion, die noch am Sonntag beschlossen hatte, eine rein sozialistische Regierung aus der Basis einer engen Arbeitsgemeinschaft mit der unabhängigen Fraktion zu bilden» vor«in« völlig neu« Situation. Sofort nach Kenntnisnahme des Briefes fragt« die sozialdemokratische Fraktion des Braunschweigischen Landtages bei der unabhängigen Fraltion an, wie sie sich jetzt zu Oerter zu stellen gedenk«, ob sie gewillt sei, ihn noch weiter in ihren Reihen zu dulden, oder ob sie beabsichtige, Oerter zu veranlassen, aus »eind des Briefe»«n Demmel dos Land tags Mandat niederzulegen.

Ausdrücklich wurde betont, daß das verhaften de? vnabhSnglgen bei der folgenden Regierungsbildung für unsere Fraktion von größter Bedeutung sei. Die Antwort der Unabhängigen, die am Mittwoch- abend erfolgte, ist nicht so ausgefallen, wie es erwartet wurde. Oerter ist nicht äus der Fraktion ausgeschlossen worden, sondern der Fall wurde einem Untersuchungsausschuß der Parte: unter Einbe- ziehung des Zentralkomitees der USP. zur Klärung überwiesen. Soll'« Oerter nicht aus der Fraktion der Unabhängigen ausgeschlossen werden, so dürste damit die Bildung einer reinsozialistischen Re- gierung in Braun schweig gescheitert sein. Eine Beiastung der Re- gierungskoalitlon mit der Persönlichkeit Oerterz, oder einer Fraktion, der Oerter angehört, wird die Sozialdemokratie vor ihrer Wählerschaft niemals verantworten können. preußifcbe Kunstfragen. Im Hauptausschuh des Landtages berichtete Abg. Dr. Heß(Z.) über das Theaterwesen. Die beiden Staatstheater haben einen großen Aufschwung genommen. Berlin leiste für die Staatstheater nichcs, während z. B. Kassel für sie 7S0 000 M., München 2 Millionen aufwende und Hannover das Staatstheatcr ganz überncmmen habe. Das Theater sei zurzeit keine moralische Anstalt". Mit Prozessen kommen wir nicht weiter: man muh positiv das Gute fördern. Eine Landesbühnen organi- s a t i o n könnte Ahhftfe schassen. Besondere Pflege bedürfen die Grenzbezirke. Die Freie Volksbühne und ähnlich« Organi- sationen mühten unterstützt werden. Genosse Harnisch frägt an, wie es mit der Verteilung des S ch i l l e r p r e i s e s stehe. Das Kultusministerium müsse für die Theater zuständig sein. Kultus- minister B o e l i tz stellt die Entscheidung über die Vergebung des Schillerpreiscs in baldige Aussicht. An der Geburtstagsfeier für Hauptmann werde man sich durch Ihcateraufführungcn und Prämien beteiligen. Abg. Frau N o a ck(Du.) spricht die Er- Wartung aus, daß das Schauspielhaus wieder das erste Berliner Theater werde. Sie begründet den deutschnationalen Antrag auf Einsetzung von Mitteln, um die darstellende Kunst zu fördern, Gast- spiele der Staatsbühnenmitglieder in anderen Städten. Theaterkultuc- verbände und Wandertheater zu unterstützen. Die Kunst muh auf christlich-deutschcr Grundlage stehen. Abg. Dr. S ch w e r i n g(Z.) weist auf die schwierigen Theaterverhältnisse in den besetzten Ge- bieten hin und wünscht, daß die Staatstheater im Rheinland Gast- spiele geben. Intendant I e h n c r vom Schauspielhaus legt die siuanzicllcn Schwierigkeiten dar. Die Preise hätten erhöht werden müssen. Für die ersten Plötze werde jeder Preis gezahlt. Die billigen Plätze sollten nicht erhöht werden. In der Frage der Gastspiele seien Verhandlungen mit Köln angeknüpft. Veranstaltungen in kleineren Städten scheitern am Widerstand des Verkehrsministers. Intendant des Opernhauses v. Schilling äußert, daß die Kinderkrankheiten der Revolution, die sich auch an der Staatsoper geltend machten, glücklich überwunden seien. Dem Etat der Oper bereite die wachsende Teuerung große Schwierigkeiten. Durch Gastspiele seien VA Millionen erarbeitet worden. An Zeitströmungen könne man nicht ganz vorübergehen. Die Berliner Presickritik erschwere die Heranziehung tüchtiger Kräfte. In der weiteren Aussprache tritt Abg. Buchhorn(D. Bp.) für die Feier des Geburtstages von Gerhart Hauptmann ein. Abg. S ch o- l i ch(Soz.) begründet«inen gemeinsamen Antrag, der für die Brcs- lauer Theater 4 Millionen außerctotsmäßig oeriongt. Die anderen Städte Schlesiens sollten von Breslau au« versorgt werden. Abg. Frau G a. r n i ch(D. Dp.) und Abg. Hofs(Dem.) traten ebenfalls für den Antrag Scholich ein. Beim Abschnitt Musik fordert der Berichterstatter Dr. Heß, daß neben der Kunstmusik auch die Voltsmusik gepflegt werden müsse. Di« Zlusbildung der Gesanglehrer lasse zu wünschen übrig. Ein Regierungsoertreter er- klärt, beim Abbau der Seminare entstehen Schwierigkeiten bezüglick der musikalischen Ausbildung der Lehrer. Die Aufbauschulen und die höheren Lehranstalten müßten, etwa in Form wahlfreier Kurse, der Musikpslege erhöhte Aufmerksamkeit widmen. Bei Aufnahme in die pädagogische. Akademie seien müsikglssche Kenntnisse nochzu- weisen. Auf eine Anfrage H e i l m a n n(Soz.) erklärt Minister B o e l i tz: in Bayern schweben Verhandlungen mit dem Päpstlichen Stuhl über den Abschluß eines Konkordats. Ueber den Inhalt sei nichts bekannt: es müsse dem bayerischen Landtag vorgelegt werden. Auch in Preußen würde gegebenenfalls analog vorgegangen werden. Die Frage eines Konkordats zwischen dem Deutschen Reich und dem Papst habe das Preußische Staats- Ministerium nicht blschäftigt. Es werden angenommen der Antrag auf Bereitstellung von 4 Millionen Mark für schlesische Theater, auf Erhöhung der Bei- Hilfen für Kunstzwecke und Künstler auf 2 Millionen Mark, aus Ein- stellung von 000 000 M. für das Rechnungsjahr 1922 zur Förderung von Kunstausstellungen und aus Ausgestaltung des Instituts für Kirchenmusik zu einer Akademie für Schul- und Kirchenmusik. An- nähme fand auch der Antrag, das Staatsministerium zu ersuchen, alsbald der Gründung einer Landesbühnenorganisation näherzu- treten und erstmalig in den Haushalt für 1922 eine Summe von 3 Millionen Mark für Landcstheoterzwccke einzusetzen, insbesondere für Schaffung und Haltung der Landesbühnenorganisation. Schließ- lich wurde in der Gcsamtabstimmung der Kultushaushalt gegen Kommunisten und Unabhängige angenommen.

proüuktive Ewerbslosensürsorge. Erhöhte Sähe. Mit Wirkung vom ö. Teceiuber l92> traten ftlr die p r o d uk- i i v e ErwerbSloiensürsorge an Stelle der bisherigen Sätze folgende neue Sätze: für Ortsklasse AB C D/E Mark 27 24,75 22,50 20,25 vei WobnnngSbantcn ändern si» die bisherigen Sätze für jeden Kubiknieter umbrniien Raumes wie folgt: a) bei Zugrundelegung der zweifachen Ersparnis an Erwerbs- loseusürsorge: für Ortsklasse A B C DE Mari 126 114 103 102 d) bei Zuprundelegung der zweieinhalbfochen Ersparnis an Ertverbökoieuliiilerslützung: sür Ortsklasse B O D E Mark 166 188 132 123 Eine E r b ö b u» g des ZiifchufieS für bereits vor dem 5. Tezemler l!'2l anerkannte Maßnahme» kann nur tu besonders begründeien Ausnabmerällen eintreten» z. V. wenn die«nstellnng langfristig Erwerbsloser in großem Umfange in Frage kommt.

Zehnstünüige Arbeitszeit in Polen . Der polnische Landtag hat mit 1S6 gegen 61 Stimmen ein Gesetz über die z« h n st ü n d i g e A r b e i t S z eit im Handels- gewerbe angenommen. Ein Antrag, wonach Handelsgeschäfte nn- unterbrochen 10 Stunden ohne Mittagspause geöffnet sein müssen, wurde gleichfalls angenommen.

find) Grlanöo lehnt ab. Wie die Agenzia Stefunt meldet, hat auch Orlando auf die ihm angetragene Kabinettsbildung v e r zi ch t e t. da er zu einer Einigung mit der Popularparter und der demokratischen Partei nicht gelangen konnte. Durch den Verzicht Orlando » habe sich die parlamentmische Lage in Italien «och verwickelter gestaltet.

Zur Arbeitsaufnahme in Serlta. Der Magistrat hat zur Herbetführung eines einheitlichen Per» fahrens nach Abbruch des Streiks in später Stunde folgende An- ordnung bekanntgegeben: Diejenigen Arbeiter und nicht ständigen Angestellten, die ent- gegen dem Aufruf ihre Arbeit am 7. Februar, nachmittags 2 Uhr» nicht aufgenommen hatten, gelten als entlassen. Soweit sie sich nach diesem Zeitpunkt zum Dienstantritt gemeidet haben oder noch melden, sind sie neu einzustellen, und zwar möglichst in der Reilzenfolge ihres Dienstalters unter besonderer Berücksich- tigung der Verheirateten, vorausgesetzt, daß ihre Stellen nicht be- reits anderweitig besetzt sind und überhaupt noch ein Bedarf für Neueinstellungen vorliegt. Die Einschränkung von Neueinstellun- gen äus den wirklich notwendigen Bedarf ergibt sich aus der schwierigen Finanzloge der Stadt. Eine Bezahlung der Streiktege erfolgt selb st verständlich nicht; Lohn- und Dcrgütungszahlungen beginnen lediglich mit dem Zelt- punkt der Arbeitsaufnahme. Den Neueintretenden sind d i e Rechte aus ihrem früheren Arbeitsvertrage zu« zugestehen mit dem Vorbehalte der Zustimmung der Stadt­verordnetenversammlung. Die Einstellung erfolgt aus der Grund- lag« des letzten Schiedsspruches des Reichsarbeitsininlsteriums. Die Dienststellen und Bezirksämter sind ersucht worden, dafür zu sorgen, daß sowohl die in Arbeit Verbliebenen als auch die Neu- eingestellten unter keinen Umständen von irgend jemand b e- löst igt oder geschädigt werden. Jeder Versuch in dieser, Richtung soll die sofortige Entlassung nach sich ziehen. Schließlich sollen alle zentralen Dienststellen und Bezirksämter Beschwerdekommissionen einsetzen zur Entscheidung über Beschwerden, die sich aus der Neuetnstellung bzw. Abweisung ergeben. Kein neuer Berliner Teilstreik. Die in später Nachtstunde verbreitete Meldung, daß die Beleg- schaft des G a s w« r t e s Tegel die Frage der Maßregelungen wieder aufgenommen und das Gasmerk Danziger Straß« veranlaßr hätte, die Arbeit wieder auf die Notstondsarbeiten zu beschränken, und daß Tegel auch mit den übrigen Werken zum gleichen Zweck in Verbindung getreten sei, ist völlig unzutreffend. Es verbleibt bei den Mitteilungen des Magistrats, daß die gesamten städtischen Be- triebe, insbesondere auch Danziger Straße, wieder im Gang sind, und daß lediglich beim Gaswerk Tegel morgen früh 147 Uhr noch eine Betriebsversammlung stattfindet, von der zu erwarten ist, daß sie ebenfalls zur Aufnahme der Arbeit führt.

Pius Xl. nicht üeutscbfeinölich. Rom . 9. Februar.(EP.) Die(katholische) AgenturDolta" er» fährt aus dem Vatikan : Papst Pius XI. hat es lebhaft be- dauert, daß«in Teil der französischen Presse seine Wahl als eine Aenderung der politischen Orientierung des Heiligen Stuhles in einem franösifchfreundlichen und deutschfeindlichen Sinne glaubt be- trachten zu können. Sobald der Papst von'dieser Behauptung Kennt- nis erhielt, berief et Kardinal Bertran, Erzbischos von Breslau . zu sich und bat ihn in einer herzlichen Untervedung, Deutschland zu versichern, daß er alle Sympathien für die deutschen Katholiken heg« und daß er alle Völker ohnejeden Unter- schied und ohne jeden Vorzug segne.

Wivtfdyaft Die Abschlüsse des Eleklromonlankonzerns. Nachdem die Montanunternehmungen des Stinnes-Konzerns ihr« Abschlüsse für das letzte Gefchäftssahr bekanntgegeben haben, werden auch die Ergebnisse der angeschlossenen Elektrowerke be- kanitt. Die Siemens u. H a l s k e A.- G. in Berlin zeigt eine bedeutende Steigerung der Gewinnziffern im Vergleich zu dem letzten vollen Geschäftsjahr 1919/20. Der Reingewinn ist von 15,3 auf 35,9 Millionen Mark gestiegen. In den zwei Monaten August/September 1920, die als Zwischeugeschüftsjahr gelten, wur- den 3,73 Millionen Mark Reingewinn erzielt. Aus dem Rein- gewinn werden nun auf das Aktienkapital von 130 Millionen Mark 20 Proz. Dividende vertei't, das ist die höchste bisher erreichte Aus- schdttung. In früheren Iahren hatte sich die Gesellschaft in der Regel mit 12 Proz. Dividende begnügt. Ferner werden aus dem Neingewinn der Sonderrücklage 5 Millionen, dem Dispositions- fonds 1 Million und dem Reservefonds 2,08 Millionen Mark über- wiesen. Vor Ermittlung des Reingewinnes wurden jedoch 6 Mil- lionen dem Wohlfahrtsfonds überwiesen, der zur Erweiterung der Fürsorgestiftung, zu Siedlungszwecken und zur Sicherstellung von Pensionsznschüssen dient. Außerdem waren vor Ermittlung des Reingewinnes in der Bilanz 30 Millionen Mark als Rückstellung sür in Busführung begriffene Ersatzanlagen abgesetzt wo den, um sür schon übernommene Verpflichtungen Vorsorge zu treffen. Die Bilanz zeigt also ein recht günstiges Bild. Dasselbe gilt von der Schwestergesellschaft, den Siemens» Schuckert-Werten G m. b. H. Sie erhöhten gegen das Ge- fchäftsjahr 1920 ihren ausgewiesenen Reingewinn von 12,47 auf 21,79 Millionen, ihre Dwidende von 10 auf 10 Proz., nachdem vor- her dem Wohlfahrtsfonds 12 Millionen zugeführt und als Rückstellung 94 Millionen abgebucht sind. Auch bei dieser Gesellschaft werden die Rücklagen erhöht, und zwar auf 5 Millionen, dem Dispositions- fonds wird«ine weiter« Million zugewiesen. Die Dividende von 10 Proz. stellt gleichfalls die höchste bisher oerteilte Dividend« dar. Es ergibt sich also auch für oiese Unternehmungen das gleiche Bild wie für die Montangesellschaften: sie konnten ihre Rentabilität beträchtlich steigern oder ihre Reserven erhöhen. Die Dividenden- stcigerung ist, da die beteiligten Gesellschaften nicht in demselben umfange wie viele anderen Unternehmungen der Privatindustrie ihr Kapital verwässert haben, kaum als übertrieben anzusehen, zu- mal die Rücklagen vorher erheblich verstärkt worden sind. Dag erste Geschäftsjahr nach dem Zusammenschluß mit dem Stinnes- Konzern hat aber auch in den Elektrounternehmungen bereits seine Früchte getragen, wenigstens für die Aktionäre. Ob auch für die Arbeiter, das wird sich erst dann übersehen lassen, wenn die Valutakonjunktur regelmäßigeren Verhältnissen in der deutschen Wirtschaft gewichen sein wird._ Sarolli-A-G . Bei der durch den Brand der Tempelhofer Fabrik notwendig gewordenen Umorganijation des Betriebes ist es inner- halb des Vorstandes und des Aufsichtsrates zu Mcinungsverschieden« heiten gekommen. Ein Vertreter der schwedischen Gruppe Kanold, die an der Sarotti »A.°G. beteiligt ist, hat den Kauf der Schokoladen- ,obrik Groß abgeschlossen und wurde dafür in den Vorstand aufge- nvmmen. Das gab Herrn Max Hofsinann Anlaß, aus dem Vorstand augzuscheiden. auch drei Aussichtsratsmitglieder', darunter der bekannte Führer der DDP. Stresemann. legten ihre Aemter nieder. An dtes« Tatsachen, die im wesentlichen durch eine Mitteilung der Ge­sellschaft bestätigt, aber nicht genügend begründet werden, haben sich Gerüchte geknüpft, wonach Aktionärsintcresscn geschädigt seien. Nach der letzten Bilanz und nach den Erklärungen des Unternehmens erscheint das ausgeschlossen. Wenn aber wirklich solche Leute ge- schädigt sein sollten, die in maßloser spekulativer Uebcrtreibung des Vczugsrechts auf drei neue Earottioktien mit 50 000 M. bezahlt hab<n, so wäre das wirklich kein Derlust, sondern ein« heilsame Lehre. Dl« erste AkNenzeselllchaf! in Rußland . Das russische Volks- kommisiariat für Außenhandel hat die erste Aktiengesellschaft für Ex- und Import gegründet. 51 Prozent der Aktien hat das Bolkskommissorot für Außenhandel erworben. Die restlichen 49 Prozerrt sind an verschiedene russisch« Trusts, Staatsunternehmun- gen und Prioatperfonen abgegeben worden.