Nr. 80+39. Jahrgang Ausgabe B Nr. 40
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B
Abend- Ausgabe
Vorwärts
Berliner Volksblatt
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Donnerstag, den 16. Februar 1922
Die Erzberger- Mörder abbefördert.
Budapest , 16. Februar.( Intel ) Heute um 9 Uhr vormittags| Regierung nach erfolgter Auflösung des Parlaments ihre Wahlfrat die Nationalperjammlung zum letzten Male vor ihrer Auf- reform dem Lande au fottropieren wird. lösung zufammen. Auf der Tagesordnung steht die Wahlreform, die Budapest , 16. Februar.( Intel .) Der Gerichtshof von Kaposauch gestern bis spät in die Abendstunden hinein die Nationalver- var hat den zu der Oppositionspartel der kleinen Landwirte gesammlung beschäftigte, ohne daß es zu einer Verabschiedung der hörenden Abg. Pa to 3gy wegen Aufreizung zum Klaffenhaß, derer Regierungsvorlage fam. Spät abends machte der Abg. Karl Huizar er sich in einer Versammlung schuldig gemacht haben soll, zu vier noch einen letzten Versuch; er beantragte ein Kompromiß, wonach Monaten Gefängnis verurteilt. das Wahlrecht an die Kenntnis des Lesens und Schreibens geknüpft und die Geheimabstimmung im ganzen Land eingeführt werden sollte. Ministerpräsident Graf Bethlen erklärte, daß er nicht felbftändig eine Entscheidung über diesen Vorschlag fällen könnte. Er begab sich hierauf zu Horthy und teilte nach feiner Rückkehr dem Parlament mit, daß die Regierung nicht in der Lage sei, dem Kompromiß zuzustimmen. Abg. Huizar erklärte dazu im Namen der Chriftlichnationalen Partei, die Annahme der Regierungsvorlage mit allen Mitteln verhindern zu wollen. Es steht danach ziemlich fest, daß auch die heutige Sigung ergebnislos bleiben und die
Budapest , 16. Februar.( DA.) Wie verlautet, sind die deutschen Kriminalbeamten, die hier weilten, um nach den Mördern Erzbergers zu fahnden, ohne positives Ergebnis wieder abgereist. Fest gestellt soll allerdings sein, daß Schulz und Tillefsen sich in Budapest aufgehalten haben. Ihre Spur führt nach Temesvar . Die Nach forschungen werden fortgesetzt, doch nimmt man an, daß die Mörder Ungarn bereits mit ungarischen Bässen unter falschen Namen verlassen haben.
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Die Geschlagenen.
Die große Koalition zur Errichtung eines Rechtstabi. netts, die sich gestern von den Deutsch nationalen bis zu den kommunisten zusammengefunden hatte, hat ihre Niederlage erlitten, und ihre Presse gibt sich keine sonderliche Mühe, weder die Tatsache noch ihre namenlose Enttäuschung darüber zu verbergen. Besonderes Objekt des Zorns ist der Teil der Unabhängigen, der durch Stimmenthaltung zum Siege des Kabinetts Birth beigetragen hat. Die Deutschnationalen, die so sicher auf die blindmütige Unterstützung der USP. bis zum herben Ende gerechnet hatten, schreien jezt „ Berrat" als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt, daß doch die radikale Linke nur zur Unterstützung der Rechten da ist und es ist ein urtomisches Schauspiel, wie sich die Deutsche Tageszeitung" und die Rote Fahne". wechselseitig in der Beschimpfung des vernünftigeren Teiles der USP. überbieten. Was, so fragt die„ Deutsche Tageszeitung", hat den Flügel der Unabhängigen um Breitscheid dazu bewogen ,,, mit einer infamen Lüge" das Kabinett Birth zu retten, und sie antwortet darauf:
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Diese Leute rechneten wohl damit, daß eine bürgerlich orien tierte Regierung, die gezwungen war, sich auf die Rechte zu tüßen, an Stelle der bisherigen treten würde. Von einer solchen Regierung aber versprachen sie sich für ihre Parteiziele in doppelter Hinsicht nichts Gutes.. Einmal wäre ihnen auf solche Weise wohl ein wenig die jetzt unbeschränkte Möglichkeit zur revolutionären Agitation, und zum Terror gelegt worden, zum anderen hätte es ja dann auch dahin kommen fönnen, daß wirklich etwas staatsmännis scher als bisher regiert und damit jenem Zustande ein Ende be teitet würde, der durch seine Unordnung der radikalen Linten Gelegenheit verschafft, ungestört im Trüben zu fischen.
zierten Angriff ausgeseht sieht, nicht aber bei jedem Angriff schlechtweg. Das Recht Englands, die auswärtige Politik Der italienische Botschafter in London hat der britischen Belgiens zu beeinflussen, ist ausgeschlossen. Bisher fah Regierung die Erklärung der italienischen Regierung über- der Artikel 3 des Vertragsentwurfs vor, daß Belgien keinerlei bracht, daß sie die Eröffnung der Genueser Konferenz am Abmachungen treffen konnte, die im Widerspruch zu den Be8. März wünsche. Von der Anwesenheit des tschechoslowa- stimmungen des englisch - belgischen Vertrages standen. tischen Ministerpräsidenten Dr. Benesch in London aber fann man vermuten, daß sie Frankreichs Wunsch nach Verfchiebung der Konferenz unterstützen soll, zumal dies ja auch. der Bunsch der Kleinen Entente ist. Die italienische Presse Dem Bertreter des„ Rußpreß" wurde in der hiesigen franzözeigt immer deutlicher ihre Berstimmung über die französischen fischen Gesandtschaft erklärt, daß die Gesandtschaft bisher keinerlei Manöver, die eine Verschiebung der Konferenz in Genau er- Bestätigung über den Abschluß eines Abkommens erhalten Weil eine solche Rechtsregierung im Reich nach dem reichen wollen. Der Grund der auffallenden Verstimmung habe und daß sie an die Möglichkeit eines folchen Abkommens vorerst in Rom ist, daß man eine Sabotage der ganzen Konferenz überhaupt nicht glaube. von französischer Seite befürchtet. In wohlunterrichteten Da jedoch das Dementi nicht in fategorischer Form abgegeben römischen diplomatischen Kreisen will man wissen, daß Poincaré wurde, so ist anzunehmen, daß jedenfalls zurzeit Verhandlungen am liebsten sehen würde, wenn die Konferenz überhaupt stattfinden, die sich auf der Grundlage des in der Preffe vernicht zustande käme und daß er die Verschiebung der Konfe- öffentlichen Entwurfs eines Abkommens bewegen. renz nur deshalb betreiben, weil er hoffe, in den drei Monaten die Konferenz dann überhaupt zum Scheitern bringen zu tönnen.
bayerischen Muster Kahr Pöhner durch die gestrige Abstimmung verhindert worden ist, nennt die„ Rote Fahne" das Ergebnis eine Niederlage des Proletariats" und verflucht feierlichst die 24 Unabhängigen, die durch ihre Stimmenthaltung auf den Willen des gesamten Proletariats gepfiffen" hätten. Das deutsche Proletariat hat aber gar nicht so perverse Neigungen wie die Hanswürfte in der Roten Fahne", daß es durchaus eine Terror- Regierung der Rechten über sich sehen möchte.
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„ Daily Telegraph " berichtet, daß die im Obersten Rat ver- In dem Bericht an die Reichsregierung über seine Feststellungen Während also der Schmerz der Kommunisten nur darüber tretenen Regierungen ein vorläufiges le bereintommen in Schlesien führt Staatssekretär a. D. Peters aus, es sei in mehr- laut wird, daß es ihnen nicht gelungen ist, der Reaktion über die Methode der Behandlung der deutschen Repationen tägigen eingehenden Besprechungen mit dem Oberpräsidenten, dem in den Sattel zu helfen, find natürlich die Sorgen derer anders, im laufenden Jahr erzielt zu haben scheinen. Die Fest- Stellvertreter des Regierungspräsidenten in Breslau , dem Re- die sich selbst in den Sattel schwingen wollten. Kommunisten fegung des Umfanges und des Zeitpunktes der Barzahlungen gierungspräsidenten des unter deutscher Verwaltung stehenden und Deutschnationale sind geschlagene Hilfsvölker, die eigent und der Lieferungen in Waren soll der Reparations Teiles des Regierungsbezirks Oppeln , dem Polizeipräsidenten von liche Besiegte ist die Deutsche Boltspartei. Mit rüdtommiſſion überlassen werden. Die Annahme dieses Vor: Breslau sowie mit dem Kommandeur der 2. Kavalleriedivision und haltloser Offenheit wird ihr das in der demokratischen Presse schlages Poincarés durch die Alliierten Frankreichs fei Offizieren feines Stabes wurde zweifelsfret festgestellt, bescheinigt. jedoch Bedingungen unterworfen, deren Ergebnis die Aufrecht daß teine leitende zivile oder militärische Stelle irgendwie " Die Politik der Deutschen Boltspartei hat fläglich erhaltung der Grundzüge des in Cannes ausgearbeiteten direkt oder indirekt an den Vorgängen in Petersdorf beteiligt war Schiffbruch erlitten", fonstatiert Erich Dombrowski im versuchsweisen Abkommens sein werde. Wenn daher die oder auch nur von irgendeiner geplanten Unternehmung im beReparationskommission zugunsten eines Teilmora fetten Gebiet Renntnis gehabt hatte. In einer mehrtägigen B. T.". Und dieses Blatt, in dem mitunter recht heftig toriums für Deutschland Beschluß faffen sollte, so würde die Reise durch die Landkreise haben sich durch Befragung der Landräte Stimmung für die große Koalition gemacht worden ist, freut Berteilung der dabei für die verschiedenen Alliierten entstehen- und Bürgermeister und auch der Gemeindeorgane, Landjäger und sich feßt, daß die oft allzu zarte und gefällige Rücksicht auf die den Opfer auf in Cannes festgelegter Grundlage erfolgen Grenzpolizisten keinerlei Anzeichen dafür ergeben, daß irgend welche Deutsche Volkspartei " durch die gestrige Entscheidung einen ( wonach Frankreich nichts zu opfern braucht); außerdem sei affentransporte nach dem besetzten Gebiet stattfinden. Dämpfer bekommen hat. Auch in der„ Boff. 3tg." muß sich man der Ansicht, daß es Sache der alliierten Regierungen und Besonders eingehend ist Staatssekretär Dr. Peters der Frage nach die Boltspartei von Georg Bernhard sehr bittere Worte über nicht der Reparationskommission sei, die Einzelheiten der Zu- gegangen, ob die seinerzeit in Oberschlesien abtransportierten und ihre Taftit sagen lassen. Ja, es ist charakteristisch, daß sogar weifung der Reparationsbeträge an die Alliierten zu regeln. im unbefeßten Gebiet untergebrachten Selbstschußforma- ein Blatt der Deutschen Volkspartei selber, die" D. A. 3.", In der französischen Kammer hat der Rechtssozialist tionen noch in irgendeiner Form existieren und mit den frag- deren Razenjammerstimmung wir schon gestern fonstatierten, Aubrict folgende, wohl faum sehr aussichtsreiche, Resolution lichen Vorfällen in Verbindung gebracht werden könnten. Das Er- eine Betrachtung der Abstimmung anstellt, die eine scharfe gebnis war durchaus negativ, alle diese Formationen, Arbeits- Verurteilung der eigenen Frattions politit eingebracht: Die Kammer fordert die Regierung auf, sowohl den alliierten gemeinschaften ufm. sind verschwunden. Das Ergebnis der enthält. Sie schreibt nämlich: Regierungen wie den Regierungen der anderen Länder einen fünftägigen Untersuchung ist daher dahin zusammenzufassen, daß die Finanzplan vorzulegen, der vorschlägt, 1. die Schuldforde. Vorfälle in Oberschlesien in feiner Weise mit irgendeiner Berung der Alliierten an Deutschlant sc, wie sie in ihren Ber- hörde oder Organisation oder privaten Unternehmung außerhalb des pflichtungen, ihren Garantien und ihrer Gesamtsumme durch den besetzten Gebietes in Verbindung gebracht werden können. Die ErVertrag von Versailles und durch die Entschließungen der Re- mittlungen wurde dadurch erschwert, daß die Interalliierte parationskommission bestimmt und festgelegt ist, an den Völker- Kommission in Oppeln der Bitte der deutschen Regierung um bund zu übertragen, 2. durch den Völkerbund ein internatio- Mitteilung der Untersuchungsergebnisse der interalliierten Behörden nales Bankinstitut zu schaffen, das beauftragt wird, ein bisher nicht entsprochen hat. durch die deutsche Schuld garantiertes internationales Gelb in Umlauf zu fehen und die Verteilung dieses Geldes an die intereffierten Staaten nach Maßgabe ihrer Rechte zu sichern sowie feine Tilgung durch eine Abgabe auf die jährliche deutsche Ausfuhr zu betreiben.
Effektenhauffe an der Börse.
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ganz
Eins muß zunächst zugestanden werden: Eine Kabinettskrise in der jetzigen Zeit hätte für Deutschland eine äußerst schwierige Lage geschaffen. Fiel das Kabinett Wirth, so hätten selbstverständlich die drei jetzigen Koalitionsparteien ein neues Kabinett nicht bilden fönnen. Und weder die Rechte noch die Linte abgesehen davon, daß weder ein Kabinett der Rechten noch ein Kabinett der Linken zurzeit überhaupt möglich erscheint verfügt über eine Mehrheit im Reichstag. Man hätte also eine neue Roalition suchen müssen. Aber wie und wo? Auf diese Fragen die Antwort zu geben, ist so gut wie unmöglich.... Wir hätten Vor einem also vor einem absoluten Vakuum gestanden. Bakuum, das um so weniger ertragbar war, weil Genua bevorstand. Und die Deutsche Volkspartei war es, die eine
Heute fanden am Berliner Devisenmarkt nur unbedeutende Umsäge statt. Der Dollar hielt sich auf 199 bis 200. Um fo lebhafter ging es an der Effettenbörse zu. Die Nachricht, daß Die belgische Kammerfommission für auswärtige An- ein Londoner Konsortium an deutsche und tschechische Besizer folche unerträgliche Lage zu schaffen in jeder Weise sich be gelegenheiten fegte die Bedingungen fest, unter denen von Laura- Aktien ein Angebot von 50 Pfund Sterling für die mühte. Diese Schlußfolgerung wird von der„ D. A. 3." zwar Belgien an der Konferenz von Genua teilzunehmen gedentt. 1200- Mart- Aftie gemacht habe, was einer Bewertung von nicht ausgesprochen, jedoch sie ergibt sich für jeden intelligenten 11. a. werden Garantien verlangt, daß in wesentlichen mehr als 40 000 Mart entspricht, rief eine explosive Leser von selbst. Problemen, die in Genua zur Behandlung und Entscheidung Steigerung der oberschlesischen Werte hervor. Aber der Artikel der„ D. A. 3." hat noch eine andere fommen, ein vorheriges Einvernehmen zwischen Laurahütte gewannen 500 Pro3. Die übrigen oberschlesischen Tendenz. Man nimmt den einst so vervonten„ Rechenstift" allen Alliierten erzielt werde. Werte stiegen durchweg um 100 bis 200 Broz Diese Hausse zur Hand und rechnet dem Reichskanzler Wirth nach, daß seine Der belgische Außenminister Jaspar hat bei der eng- wirfte naturgemäß auf den gesamten Effettenmarkt zurüd. Mehrheit doch eigentlich zu schwach, feine Koalition nicht trag lischen Regierung wichtige Abänderungen des belgisch - eng- Während man im vorigen Sommer den sogenannten Sach- fähig sei. Mit noch größerer Hartnädigkeit betreibt dies Ge lischen Garantievertrages erreicht. Die Dauer des Vertrages cder Goldwert der Industriepapiere als Maßstab annahm, be- fchäft das andere volfsparteiliche Blatt„ Die Zeit". In der wird auf 50 Jahre festgefeßt. Der Vertrag wird nur dann trachtet man sie heute unter dem Gesichtspunkt, ob das Aus Art des zur Bordertür hinausgeworfenen Weinreisenden, der durch die Hintertür hineinspaziert, als ob gar nichts geschehen wirksam, wenn Belgien sich einem von Deutschland provo- land für sie Interesse haben könnte.