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Nr. 82 39. Jahrgang Ausgabe Nr. 41

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Freitag, den 17. Februar 1922

Reparationsdebatte in Frankreich .

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Abgeordneter Coucheur unterstützte die Erklärungen Poincarés und wies auf die durch den Wechselkurs entstandenen Schwierig feiten hin. Abgeordneter Groussau, verwahrte sich zum Schluß seiner Rede dagegen, daß Frankreich , wenn es seine gerechten Forderungen ver. folge und feine Sicherheit gewährleisten wolle, des Imperialismus und Militarismus bezichtigt werde. Wenn die Alliierten nicht die 1916 feierlich verkündete Solidarität für den Wiederaufbau wahrten, sei eine Ratastrophe unvermeidlich.

Paris , 17. Februar. ( WTB.) In der gestrigen Kammer| direften, sondern auch die indirekten, die Provinzial- und Kommunal­fizung wurde die Aussprache über das Finanzgefeß betreffend die steuern zum Vergleich heranziehen. Ausgaben begonnen, die Deutschland nach dem Friedens vertrag von Versailles zur Last fallen. Der Berichterstatter Abgeordneter Eymond führte aus, am 1. Januar 1922 habe Frankreich für das Konto Deutschlands 80 Milliarden Franks vor­gefehen, 45 Milliarden für Reparationen, das heißt für Sachschäden, 25 Milliarden für die an Personen zu zahlenden Entschädigungs­fummen und 10 Milliarden als Zinsen für abgeschlossene Anleihen. Für das Budget im Jahre 1922 tomme noch die Summe von 10 577 Millionen Franks hinzu. Der Friedensvertrag, der eine ge­rechte Entschädigung vorgesehen, habe in San Remo, Boulogne , Paris und London Abänderungen erfahren, die das glückliche Er­gebnis beeinträchtigt hätten. Frankreich werde.

nur 80 Milliarden Goldmart

Darauf wurde die Weiterberatung auf morgen nachmittag ver­tagt. An erster Stelle foll jedoch die Interpellation des Abgeordneten Bouteille über die 3 wischenfälle in Oberschlesien er ledigt werden.

Englisch - französische Gegenfähe.

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Um die Zwangsanleihe.

Wir geben diefe Anregungen eines Fachmannes wieder, ohne uns auf alle fachlichen Einzelheiten fest­zulegen. Red. d. ,, Vorwärts". Das eifrige Werben der Deutschen Volkspartei um ihren Eintritt in die Regierung erklärt sich nicht nur aus den außer politischen Rücksichten, die so eft vorgeschützt werden, es ent­springt vielmehr der großen Sehnsucht nach einer anderen Füh rung der ihr zu sehr links gerichteten Bolitik des Reiches. In dem neuen Steuerfompromiß, das die Volksparteiler an­nahmen, solange sie Aussichten auf einen Regierungseintritt hatten, das sie aber fündigten, als diese Hoffnung zu zer­rinnen begann, ist die von unseren Genossen durchgesetzte Zwangsanleihe der Punkt, gegen den sich der Widerstand der Besitzenden richtet. Nicht nur außerhalb der Regierung Barlamentarier von der Prinzipienfestigkeit eines Gothein haben darüber feinen Zweifel gelassen, auch innerhalb der Regierung gehen Strömungen, die legten Endes darauf hinauslaufen, die Zwangsanleihe ähnlich wie seinerzeit das Reichsnotopfer dadurch zu entwerten, daß man seine praktische Durchführung verschleppt oder verwässert. Das große" Opfer des Befiges verlangt seinen Gegenwert darin, daß man es

an Stelle der zu zahlenden 136 erhalten. Redner wiederholte als­dann die bekannten Berwürfe gegen die deutsche Regierung, besprach Paris , 17. Februar.( EP.) Der Petit Parisien" schreibt: darauf die kürzlichen Vorschläge der deutschen Regierung zur Sa- Die Verhandlungen der Reparationsfommiffion über die deutschen nierung ihrer Finanzen und betonte zum Schluß, jedes Zugeständnis, Reparationszahlungen für 1922 haben noch nicht offiziell begonnen. aus der Welt schafft. Das ist das Rezept der Stinnes- Leute, das man Deutschland mache, jeder Borteil, den man ihm bewillige, man wartet zu diesem Zwede endgültig die Zustimmung der eng- die für eine eredithilfe" die Eisenbahnen schlucken wollten. jede Berlängerung der Zahlungsfrist, die man ihm gewähre, hätten lichen Reglerung ab. Es scheint aber jetzt schon, daß die Berhand- Die Absicht, die uns bei unserer ursprünglichen zur unmittelbaren und unvermeidlichen Folge, dem franzöfifchen fungen von vorn angefangen werden müffen, d. h. daß die Be- Forderung nach einer Goldanleihe leitete, nachdem die Etaatsschatz neue Lasten aufzuerlegen, die er nur schwer tragen fchlüsse von Cannes in teiner Weise verbindlich Möglichkeit einer Erfassung der Sachwerte bei der fönne. Gewähre man Deutschland Erleichterungen, so überlaste man sein werden. Was die Höhe des Betrages anbelangt, wird man gegenwärtigen politischen Lage start zusammengeschrumpft Frankreich . Der Berichterstatter verlangte schließlich eine franzöfiferfeits versuchen, einen höheren Betrag war, war die Dedung des Extraordinariums, als 720 Millionen Goldmart herauszuholen, während England insbesondere des Reparationsetats, auf dem An= diesen Betrag auf 500 millionen Goldmart herab- leihewege. Da die Erwerbsstände", d. h. die fetzen will. Sachwertbesizer, sich feierlich bereiterklärt hatten, für

internationale finanzielle Solidarität. Abgeordneter Grouffau als Vorsitzender des Ausschusses für die befreiten Gebiete wies besonders auf die Tätigkeit der Reparations­fommission und auf die Machtbefugnisse hin, die ihr der Friedens­vertrag zuerkannt habe.

Ministerpräsident Poincaré unterbrach den Redner mit der Er flärung, die Reparationstommission habe Ursache gehabt, unzufrieden zu sein, sie habe sich fortgesetzt an die Regierungen wenden müssen, von nun an aber werde sie ihre Machtbefugniffe wieder befizen. Er habe die Befriedigung, nach dieser Richtung hin

sich in vollstem Einvernehmen mit den Alliierten zu befinden.

Auch über die Garantien bestehen Meinungsverschieden- das Reich eine Anleihe aufzunehmen, die Berzinsung und Til­heiten. Bon verschiedenen Seifen wird erklärt, daß die in Cannes gung von sich heraus zu tragen und eine Verrechnung erst vorgesehenen Garantien der Garantiefommission einen Grad von später vorzunehmen, wollte die Sozialdemokratie diesem Mittel Selbständigkeit verleihen würden, der der Autorität der Repara- zustimmen: Eine Belastung der Sachwerte auf dem fionsfommission schaden fönnte. Englischerfeits erklärt man, daß denkbar vorsichtigsten und schonendsten Wege, eine zu ffrenge kontrolle die Bewegungen des kabinetts Wirth hindern würde.

Reparationskommission und Kapitalflucht. Abgeordneter Grouffau behauptete, Deutschland fönne zahlen. Er beglückwünschte die Regierung zu ihrem Entschluß, die vollständige London , 17. Februar. ( WIB.) Im Unterhause erklärte Schah­Ausführung des Friedensvertrages zu erzwingen. fanzler Sir Robert Horne in Beantwortung einer Anfrage, daß Ministerpräsident Poincaré erklärte in einer Zwischenbemerkung, die Reparationstommission nach den Berträgen von Ver­die deutsche Regierung beabsichtige, e ine 3wangsanleihe auf- failles und St. Germain teine Macht befize, der Abwande. zulegen, deren Ergebnis nicht so ergiebig fein werde, wie man gerung von Sapital aus Deutschland und Desterreich Einhalt zu hofft habe, weil der Reichstag sich geweigert habe, gewisse Bestim tun. Der Umfang, bis zu welchem es sich vielleicht wünschenswert mungen aufzunehmen. und möglich erweisen werde, die Ausfuhr von Stapital aus Deutsch­ land zu kontrollieren, werde zweifellos im Zusammenhang mit dem Ersuchen der deutschen Regierung um eine teilweise Erleichterung der Reparationszahlungen für 1922 erwogen werden. Was Desterreich beträfe, so erfahre er, daß die österreichische Regierung selbst versucht habe, die Rapitalausfuhr einer gefeßlichen Kontrolle zu unterwerfen.

Die Reparationsfommission müsse also handeln. Boincaré behauptete, es sei vollkommen unrichtig, zu sagen, daß der deutsche Steuerzahler schwerere Lasten tragen als der franzöfifche. Tatsächlich müsse man, um dies feststellen zu können, nicht nur die

Die deutsch - polnische Konferenz.

Entlastung der Rheinlande.

Vive le Freistaat".

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den die Sachwertbefizer selbst gewiesen hatten. Es sollte also eine Anleihe aufgelegt werden, zu verzinsen und zu tilgen durch die Leistungsfähigsten der deutschen Wirtschaft; sie sollte den Reparationsbedarf zunächst für 1922 decken, und da die deutschen Reparationsleistungen in Goldmark zu erfolgen haben, follte sie auf Goldmart lauten. Ein solches Papier, das nach dem jeweiligen Kurse der Mark zu verzinsen und zu tilgen gewesen wäre, hätte den Sachwertbefikern ein starkes Interesse daran vermittelt, daß der Kurs der Baviermark fich einmal wieder nach oben bewegt und ein folches Interesse brauchen wir. Wenn die Wirtschaft einmal beim Sinfen der Mart mehr, beim Steigen meniger Bariermorf zu zahlen hat, ist ein starker Hebel gegen das Draußenlaffen der Devisen" geschaffen. Auch währungspolitisch hätte eine solche Gold­anleihe ihr Gutes gehabt. Ein deutsches Goldpapier die Gold­mart etwa zu berechnen und zu verzinsen nach dem Durch schnitt von 4 Dollar und 20 engl. Pfund- fonnte an die Stelle der bedenklichen Einfuhr fremder Zahlungsmittel treten, die jetzt sogar im Inland zu Zahlungen verwendet werden, es hätte auf die deutsche Valuta schonend und stärkend wirken tönnen.

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Die Weisen der bürgerlichen Parteien wußten es besser und brachten von sich aus den Vorschlag einer richtigen 3 mangsanleihe. Diese sollte in Höhe von einer Milliarde Gold aufgelegt, den Befißenden aufgezwungen und von ihnen eine Reihe von Jahren gar nicht, hernach nur schwach( etwa mit 2% Proz.) verzinst merden.

Die Arbeiten der deutsch - polnischen Konferenz in Genf voll Bie amtlich bekanntgegeben wird, werden die amerikani­ziehen sich in diefen Tagen vornehmlich in den Unterausschüffen. fchen Befaßungstruppen in Deutschland unverzüglich um Der elfte Unterausschuß unter der Leitung des Staatssekretärs a. D. 203 Offiziere und 3000 Mann verringert. Es bleiben dann nur Lewald, dessen Arbeiten noch geraume Zeit in Anspruch nehmen noch 169 Offiziere und 2217 Mann zurüd. dürften, befaßte fich vor allem mit dem staatsbürgerlichen Recht der Minderheiten. Die deutsche Abordnung geht dabei von den liberalsten Gesichtspunkten aus. Sie erstrebt den weitestgehenden Schutz der Minderheiten und ist bereit, alle Korrespondena MTB teilt mit: Nach einer Verordnung des fchwerere Laft als eine frei aufzulegende, Die 3wangsanleihe ist für den Besit eine Rechte, die sie für die Deutschen in Polnisch - Oberschlesien zu erringen franzöfifchen Oberfommiffors Betisné ist die Einführung und gut verzinsliche Goldanleihe gleichen Be. fucht, in weitestem Umfange auch den Bolen in Deutsch Ober- Beröffentlichung sowie der Verlauf folgender Zeitungsschriften für irages. Die letztere hätte den Ertrag belastet, die Schlesien zu gewähren. Der zwölfte Unterausschuß, der auf deutscher Seite von Reichs- Memel verboten worden:" Simplizisfimus"," Schwarze Zwangsanleihe geht an den Besiz selber. Sie ergreift minister a. D. Dr. Simons geleitet wird, und der die Zuständigkeit, Schande und Vaterland". aweifellos in vielen Fällen das Betriebskapital. Wenn aber und das Verfahren der gemischten Kommission des Schieds, die Interessenvertreter des Kapitals dos felber anbie= gerichtshofes festzustellen hat, wird in den nächsten Tagen noch ten, wie hätten unsere Unterhändler diese immerhin schwerere mit den notwendigen Vorarbeiten beschäftigt sein, das heißt, das Material aus den sämtlichen Unterausschüssen durcharbeiten, um rücht, es feien Berhandlungen zwischen der französischen Regierung Paris , 17. Februar. ( WTB.) Echo National" führt das Ge. Last für den Besitz ablehnen sollen? überhaupt zunächst festzustellen, welche Streitigkeiten aus dem fünf- und den Sowjets eingeleitet worden, um zu einem besonderen Ab­tigen Abkommen entstehen können; erst dann wird es möglich fein, fommen zu gelangen, darauf zurüd, daß Strassin nach Baris die Zuständigkeit dieser neuen Organe abzugrenzen und ihr Ber - habe tommen wollen, um ein Abkommen mit dem Französi an, so ist die neue Belastung immerhin so, daß im Augen­Der fiebente Unterausschuß, an dem auch Vertreter des en Roten Kreuz. das in London getroffen worden sei, zu Baviermart, umsonst gegeben sind, und die Reichsnotopfer

fahren auszuarbeiten.

Frankreich und Rußland .

ihm verweigert

Fortdauernde Effektenhauffe.

Die bürgerlichen Blätter berechnen den Gegenwartsmert der Zwangsanleihe auf bestenfalls 30 Broz. ihres Nennwertes. Nimmt man den Papierwert der Anleihe auf 50 Milliarden blick der Zahlung an das eich 70 Broz., also 35 Milliarden zufchläge zur Vermögenssteuer gehen daneben ein. Sa ch= lich bedeutet das mindestens eine alsbaldige Wiederholung des Reichsnotopfers für das eine Jahr 1922. Es handelt sich nur darum, dofür zu

Internationalen Arbeitsamts teilnehmen, rechnet in den nächsten Tagen bereits auf die Mitarbeit von deutschen und pol nischen Gewerkschaftsvertretern, die auf Grund gemeinsamer Ver­einbarungen herangezogen werden sollen. Bon polnischer Seite sind Rot von der polnischen Berufsvereinigung, und Caspary vom pol. Das Geschäft am Berliner Devisenmarkt hat sich sorgen, daß die Sache wirklich gemacht wird, und zwar so, nischen Zentralverband, von deutscher Seite Graßmann vom etwas belebt. Insbesondere ist der Getreidegroßhandel mit daß der wirklich leistungsfähige Befiz schnet Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund und Kaiser vom Ge- bedeutenden Käufen ausländischer Zahlungsmittel hervorges und ficher getroffen wird. famtverband der christlichen Gewerkschaften Deutschlands angekündigt treten. Der Dollar bewegte sich zwischen 201 und 202. An Die Gefahren, daß die 3wanasanleihe fabotiert wird, der Effektenbörse dauert die Hausse an. Sie erstreckt liegen einmal beim fogenannten Sticht a g" und dann im Die Unterausschüsse, deren Arbeiten bereits abgeschloffen find, sich in der Hauptsache auf Montan, demische und Petroleum- Makita be, nach dem die Rwongsonleihe auferlegt wird. rebigieren gegenwärtig die Gesamtbeschlüsse, und zwar in franzöfifcher werte. Besonders begehrt sind auch Attien des Stinnes- Je beffer die Papiermark steht, desto weniger braucht ges Sprache. Konzerns. zahlt zu werden, desto weniger braucht aber auch das Reich

worden.