für Devisen und Getreide. Deshalb können wir uns nicht mit einem Stichtage abfinden lassen. Da schnell Geld geschafft werden muß, schlagen wir vor: Zum 1. April werden, gemäß dem Goldmarkkurse vom IS. März bis 1. April zunächst etwa 300 Millionen Eold- mark in Papiermark umgerechnet und diesmal von den Zahlungspflichtigen des R e i ch s n o t o p s e r s alsbald eingezogen. Diese erhalten dafür die Stücke der Zwangsanleihe. Am 1. Juli und 1. Oktober werden je weitere 300 Millio- nen Eoldmark eingezogen, am 1. Januar 1923 die restlichen 100 Millionen Eoldmark. immer nach den Kursen um die be- treffende Zeit und nach einem neuen Umlageverfahren. Im Reichsfinanzministerium scheint man sich nämlich mit der Absicht zu tragen, entweder die Veranlagung nach dem Reichsnotopfer überhaupt machen, oder aber die Ein- ziehung zu vertagen, bis die neue Veranlagung der Vermögen nach der Reichsvermögenssteuer erfolgt ist. Praktisch bedeutet das bei der schonenden Art, mit der unsere Finanzämter vorgehen— nicht beim Lohnabzug, aber um so mehr gegenüber decki Besitz—, Dertaaung auf den Sankt- Nimmerleinstag. Das werden wir auf keinen Fall dulden können. Vielmehr müssen wir verlangen, daß der am meisten leistungsfähige und am wenigsten fluchtfähige Besitz, nämlich derjenige der Sachwerte, zur Tragung dieser Lasten nach der Erfassung der Rotopferpflichtigen in erster Linie mitwirkt. Er hat sich bereit erklärt, selbst die Auf- brinaungsgrundsötze aufzustellen. Säumt er jetzt, so wird der Reichswirtschaftsrat zu beauftragen fein, schleu- nigst das Umlageverfahren auszuarbeiten. Die Einziehung bei diesen Leistungsfähigsten der Wirtschaft wird dann wohl durcMetzbar sein. Freilich, dazu bedarf es wohl auch einiger perfön- l i ch e r Garantien. Die Dolkspartei sucht sie in zwei Richtungen. Zunächst sollen noch ihrem Wunsch zwei Minister über die Klinge springen, von denen einer einst im„Kabinett der Fachminister"— man erinnert sich doch noch des Fehren- bachschen Fachministerkabinetts— unter brausendem Beifall der Rechten als unübertrefflicher Fachkenner herein- geholt wurde. Jetzt hat der Mann der Privatisierung der Verkehrsanstalten aus guten Gründen widersprochen, und nun heult der Chor: Kreuziget ihn! Dann möchten sie gern auch im Wirtschaftsministerium„nichtsozialistische Politik". Was ist doch der Gegensatz zu sozialistischer Politik? Knpi- talistisch-plutokratische Politik. Roch haben sie keinen Papier - Pfennig bezahlt, ckder durch Sturz der Persönlichkeiten, die doch einst auch ihrem Kabinett der Fachminister gedient— freilich nickt so kapitalistisch, wie manche es gern gesehen hätton—, wollen sie die Eoldmilliarde doppelt und dreifach wieder hereinholen:„Freie" K o h l e n p r e i s«,„freie" Eisen- preise, freie Ausfuhr mit entsprechender Kapitalver- schiebung, das find die Ziele, die sie mit den seltsamen„per- sönlicken Garantien" verfolgen. Wir dagegen suchen die„persönlichen Garantien" an anderer Stelle. Zie Zwangsanleih« kann nur im Reichsfinanzmini- stemm durchgeführt werden. In diesem Ministerium herrscht restlos die Reaktion, und sie hat innen- und außsnvolitisch die bedenklichsten„Erfolge" gehabt. Ver- bleibt die Durchführung der Zwangsanleihe und ihre Verwal- tung in den jetzigen Händen, so wandelt sich in ihnen der ein- zigc Erfolg der Linken bei dem bitterichweren Steuerkom- promiß vielleicht in Nichts, vielleicht ins Gegenteil. Dem muß vorgebeugt werden. Es wird Aufgabe unserer Genossen im Parlament sein, hier Vorkehrungen zu treffen. Es darf nicht fein, daß Zweck und Sinn der Zwangsanleihe durch ihre lasche Durchführung ebenso wirkungslos verpuffen wie ander« Besitzsteuern, die durch die Notenpresse auf die breite Masse abgewälzt wurden._
Tteue Relchstagsvorlagea. Die neue SiblildtungSordnimg, der Entwarf zur Betämpkung der Gek<bleck>tS!rankb?iten und die Vor- laac über die lleberieuerungSzuschläge für Beamte gehen dem Slciifisnure demnächst zu.
Der Zweck öer Kunst. All« Berufe, die der Mensch heutzutage ergreifen und ausüben kann, dienen mit einer einzigen Ausnahme sämtlich, so mannigfaltig sie auch sind, dem einen Zweck: dem Fortschritt der Zivilisation. Möaen sie dem Handel, der Industrie, dem Staatsdienst angehören, ihr Ziel bleibt: das äußere Wohl des Menschen zu heben. Selbst die reinen Wissenschaften werden jetzt nicht mehr, wie bei den Griechen, um ihrer selbst willen gepflegt, sondern sie haben sich in den Dienst der Praxis zu stellen und werden in der Hauptsache ihrer Nützlichkeit wegen gefördert. Das einzige Gebiet der menschlichen Tätigkeit, das nichts mit der Zivilisation zu tun hat, ist die Kunst. Ihr ausschließlicher Zweck ist die Pflege der Kultur. Wir können ohne Kunst leben. Wir werden bei ihrem Verschwinden kaum eine Bequemlichkeit vermissen. Wir werden auch ohne sie alles besitzen, was wir zur Befriedigung unseres äußeren Lebens brauchen. Aber innerlich werden wir leer fein. Wir werden Barboren sein. All« Wissenschaften, Gewerbe und De- rufe können uns höchstens zu zivilisierten Barbaren machen. Die Kultur, den immateriellen Besitz des Menschen, dos vertiefte Leben der Empfindungen und Gefühle vermittelt uns allein die Kunst. Das menschliche Leben an' sich ist mit wenigen Ausnahmen so arm, so nahe dem Tierleben, daß wir ohne die Kunst nur wenig ver- schieden vom Vieh vegetieren würden. Sie allein weckt in uns den Durst nach dem Schönen, nach dem Vollkommenen, wobei unter schön nicht etwa ebenmäßig und unter vollkommen nicht abgeklärt ver- standen werden soll, sondern beide Begriffe als Symbole für etwas Nicht-Alltägliches, etwas Außergewöhnliches, aus der großen Menge der Erscheinungen Herausragendes aufzufassen sind. Durch das Erwecken dieser Sehnsucht vertieft die Kunst unser Leben. Sie ver- feinert unsere Gefühle, sie bereichert unsere Empfindungen, sie ver- schafft un» schöne Erlebnisse und erhabene StuHen, die einem kunst- fremden Menschen völlig fremd bleiben. KmM sie macht uns zu Kulturmenschen. Die Freude am tressendeiz Wort, am schönen Satz, am tiefen Gedanken, an der Schönheit der Linie, am Zusammenklang der Farben, an der Harmonie der Töne, das sind große Bereiche- rungen, die zur Veredelung der Menschheit beitragen. Und das ist der Zweck der Kunst: durch das Schaffen neuer vertiefter Erlebnisse den Menschen größer, aufnahmefähiger, vollkommener zu machen. _ M. Eh.
Der letzte Gotthardpoftilllon, Peter Lyrer, ist kürzlich im Alter von SS Iahren in Flüeln gestorben. Jahrzehntelang hatte er— wie die.�kölnische Zeitung" berichtet— den gelben fünfspänni. gen Postwagen über den Gotthard geführt. Was waren das für Zeiten, bevor 1882 die Bahn eröffnet wurde! Welch interessantes Leben herrschte da aus dieser Nord und Süd verbindenden berühm-
Jammer öer Deutschen Volkspartei . Herr R i p p l e r, der kultwierte Herausgeber der„Zeit". hatte sich seine Aufgabe offenbar anders vorgestellt, als er es übernahm, das neue Organ der Volkspartei zu leiten. Jetzt ist infolge des Schrecks, den er erlitten hat, seine Redaktion etwas in Verwirrung geraten, und so kann man in der„Zeit" stilistische Leistungen wie diese lesen: Das„B. T." verkündet, daß der„kommunlstisch-deutschvolks- parteiliche Anschlag gegen die Regierung, gegen die kaum wieder- hergestellte Ruhe, gegen die auswärtigen Interessen der Nation" mißglückt sei, und schließt mtt der Aufforderung zu einer Maßrege- lung gleich den streikenden Lokomotivführern.(? Red. d.„Vorw.".) Im.vorwärts" vollends wird eiu lobender, aber uubegabter hölleiu mit uur noch spärlichen Rudimenten ehemaliger Schnlbildung gegen die Volksparlei losgelassen, um ihr in einer Tonart, die die.Rote Fahne " vor Neid erblassen lassen muß, ihre politische Verworfenheit vorzuhalten. Daß dabei wieder zum hundertsten Male die huadert- mal widerlegte Lüge, daß sich die Volksparlei zur üoaliliou dränge, aufgewärmt wird, kann ebenso wenig wunder nehmen, als daß das „B. T." z. B. die Tatsache, daß seine eigenen Leute zusammen mtt dem Zentrum die Koalition immer wieder gefordert und auch zu den letzten Besprechungen eingeladen haben, weiter verschweigt. Der begabte Höllein der„Zeit" erklärt dann weiter: Eine Erörterung eines solchen Zusammenschlusses in der nach- sten Zeit(nämlich zur„großen Koalition". Red. d. Vorw.") haben wir ausdrücklich abgelehnt, was unterschlagen wird. Wir bitten die„Zeit", einmal wörtlichzuzitieren, was„unterschlagen" worden sein soll. Tatsächlich hat sie sofort wieder, nachdem der Anschlag auf die Regierung mißglückt war, treu und bieder ihre Beteiligung an der„großen Koalition" offeriert. Doch wer will ihr das Verlegenheitsgerede übel nehmen? Sie tut, was sie kann! Und das journalistische Genie, das imstande wäre, eine Partei, nachdem sie sich selber so hineingelegt hat. wieder herauszulügen, muß erst geboren werden.
Die gelbe Schutztruppe. Ein überaus bezeichnendes Schreiben ist die„Freiheit" wiederzugeben in der Lage. Es ist bürgerlichen Zeitungsredaktionen zugestellt worden und stammt von der Zentrale der gelben sogenannten„Berussverbände". Hier ist es: Berlin , den IS. Februar 1922. Sehr geehrte Hauptschriftleitungl Wir bittm dringend, vom Donnerstag morgen ab jegliche Be- trochtung über den Beamtenstreik mehr gegen die drei Spitzen» gewerkschaften als gegen die ein« reine, vorwiegend bürgerliche Be- cnntenorganisation darstellende Reichsgewerkschast Deutscher Eisen» bahnbeamten und-anwärter umzustellen. Wie der anliegende in der„Täglichen Rundschau" erschienene Aufsatz unseres Vorsitzenden, des Reichstagsabgeordneten Geisler, zeigt, sind die Mlglieder der Rcichsgewerkschaft Deutscher Eisenbahn- beamten und-anwärter überwiegend bürgerlich gesinnt und das Opfer einer zwangsläufigen Entwicklung, welche die Regierung und ihre drei Gewerljchaftsspitzenverbänd« verschuldet haben, geworden. Um die veamieu vor dem Abmarsch iu das(inkspollttsche Lager zu bewahren und sie von ihrer derzettigen radikaleaLeitungbe- freien zu können, muß u. E. die nationale Presse die Beamten von jetzt ad schonend behandeln.(Sonst bleibt die Saust der Linken an der Gurgel des Staates.) Unser Bestreben wird es fein, die Reichsttsenbahnbeamten für den Verzicht auf das Streikrechl and für das Festhalten au den Rechtsparteien zu gewinne». Wir bitten die verehrlich« HauptfchrWettung, uns in diesem Bestreben durch freundlich« Beachtung vorstehender Winke gütigst zu unterstützen. Mit vorzügllcher Hochachtung Naklonalverband Deutscher verufsoerbände. Die ganze Hoffnung der reaktionären Parteien ist auf die Wiedergewinnung jener Beamtenschichten gerichtet, die ten Mpenstraßel Wer es noch gesehen hat, wird nicht müde davon zu erzählen, und auch Lyrer tat es gern hinter einem guten Schoppen. Der geschichtlich denkwürdige, aber heute so verödet und einsam da- liegende Gebirgspaß sah damals«inen außerordentlich regen Der- kehr. Das war ein ständiges Hinüber- und Herüberziehen. In erster Linie natürlich Geschäfts» und Kaufleute, ursprünglich— während des ganzen Mittelalters und noch Jahrhunderte nachher— in endlosen Saumtierkarawanen, die oft die ganze Breite des Weges einnahmen, später, nachdem 1830 der Bau der Fahrstraße vollendet war, mit hochbepackten, von hellem Segeltuch überwölbten und von schweren, sckzellenbehangenen Fuhrmansgäulen gezogenen Fracht. karren. Dann Kandier und Kneckte mit ftlr den Luganefer Markt bestimmten Viehherden, ferner Eil- und Postkutschen, herrschaftliche Reisewagen, Reiter hoch zu Rob, biedere Handwerker. Geistliche und Mönche, Künstler und Gelehrte, kurz, es war ein ewiges Kommen und Gehen, das in seiner Vielgestoltigkeit einer gewissen Romantik nicht entbehrte. Geradezu dramatisch spitzte sich die Sz-n« zu, wen manchmal zwei oder aar mehrere solcher Grupven zmällig auseinanderprallten, wenn z B bei einer der zahlreichen Weg. krümmunqen ein in rascher Fahrt daherkommender Eilwaaen ploß- lick in»ine Rinderschor hineinfuhr. Dann wallt« der Staub in dichten Wolken auf. Toben und Schimpfen, vermischt mit Gelächter "ud Angstrufen. Peitschenknallen und Kvndeqebell ertönten von allen Seiten. Dazwüchendurch Rufe und Befehle der fremden Reisend-n in den verschiedensten Svrachen. Nur einer pflegte unter solch schmierigen Umständen seine Ruhe und Gnftesgeaenwart nicht zu verlieren, und das war unser braver Pastillian. Vom hohen Bock übersah er das Schlachtfeld und bedielt die Kügel fest in der Hand, um dann, wenn der Kanftikt endlich fein« Löluna aefunden, in ver- schärftem Trab die versäumt« Zeit wieder einzuholen. Ganz anders, oft weit gefährlicher gestaltet« sich der Verkehr im Winter, wenn er mit Hilfe van Schlitten bewältigt werhen mußte cmd sich Bilder entmickelten, die lebhaft an Nordpalexpeditioncn er« innerten. Auch heute noch bietet die Gottdardstraße in mancherlei Kinsicht so viel des Interessanten, daß man immer wieder gern über die Teufelsbrücke zum Hospiz Hinlnilvilgerh um dann durch» Val Tremolo, durch da» Tal. wo man da» Zittern lernen kann, zum Tessin hinabzuwoudern. Wenn der Weg, wie aesaqt, setzt nur nicht aar so elulain wäre, was beute nicht nach sedermanns Geschmack isil Dach dem soll nun im kammevdsn Sommer durch regelmähige Vastkraltmaaenverbindung aboebolfen werden. Privatautos werden sicherlich folgen, fo daß vielleicht in späteren Iobren jene lebens. vollen Szenen, van denen uns der alte Lyrer so hüblch zu erzählen wußte, nur in anderer Weise, noch einmal eine Fortsetzung erfahren werden. Ein indlanifch-s Tersiftunsiwerk in Dresden . Ein Kunstwerk von besonderer Seltenheit ist. wie Paul Sorgenlrei Im„Kunftwan- derer" mitteilt, in den Besitz des Museums lüg Völkerkunde zu Dresden gelangt. Es ist«me iocisnannte T s ch i l k a td« ck e. die aus dem Nerdw-sten Amerikas stammt und den berühmtesten asiatt- schen Knüvfarbeiten an die Secte gestellt werden kann. Di« Küsten. Indianer stellten aus der feinen weißen Wolle der Schneeziege, die sich in den Felsengebirgen des nordwestliche« Amerika fand, durch
l sich während des Krieges und in der Folgezeit von ihnen ab- gewandt haben. Auf den Zustrom aus Arbeiter kreisen, , den sie früher mit allen Mitteln zu erzielen strebten, haben sie offensichtlich verzichtet und die gelben Gewächse, in deren Namen das zitierte Schreiben an die bürgerliche Presse ge- richtet wurde, führen bisher ein für die Unternehmer zwar kost- spieliges, aber deshalb doch höchst überflüssiges Dasein. Ter Vorstoß in die Reihen der Beamten, die zunächst von den reaktionären Parteien wegen des Streiks aufs äußerste be- schimpft wurden, kennzeichnet aber die Absichten eben dieser Parteien. Die„Deutsche Zeitung" ist bereits gestern abend dem zarten Winke der Gelben gefolgt. Sie versichert in einem spaltenlangen Artikel, daß die„inneren Zusammenhänge" des Eisenbahnbeamtenstreiks der Oeffentlichkeit nicht genügend be- kannt seien. Deswegen hott sie das Berfäumte nach und tellt mtt: Ueber den Charakter der Reichsgewerkschaft ist zu sagen, daß sie eine reine Beamtenoereintgung darstellt. Zhre Rlilglieder sind größtenteils Anhänger der bürgerllchen Parteien, welche sich aus Abscheu vor sozialistischer Gleichmacherei ihre eigene Beamtenver- einigung geschaffen haben... Es sind hier nicht die Früchte sozio- listischer vcrhehungsarbeil gewesen, welche der großen„Reichs- gewerkschaft" das Verantwortungsgefühl für das öffentliche Wohl ge- nommen haben. Wenn man der„Deutschen Zeitung" also Glauben schenken darf, so stellt sich die Sache so dar, daß nicht die kleinere Zahl der s o z i a l i st i s ch e n Mitglieder der Reichs- gewerkschaft zum Streik getrieben hat, sondern daß sie umge- kehrt von den überwiegend bürgerlichen Elementen dieser Gewerkschaft zum Streik gegen die Republik gedrängt worden seien. Das entspricht ganz dem, was ein bekanntes Gewerkschaftsblatt,„Der Korrespondent für Deutsch - lands Buchdrucker", kürzlich über den Eisenbahnbeamtenstreik unter dem bezeichnenden Titel„Prätorianer der Reaktion" schrieb. Der„Korrespondent" sagt, die Reichs- gewerkschaft habe deshalb jede Verbindung mit den anderen Gewerschaften abgelehnt, weil sie auch andere politische Ziele verfolge. Das Blatt wird aber noch deutlicher, indem es ausführt: Hinter dieser Bewegung der Rcichsgewerkschaft, die sozusagen> nur den Auftakt ju jener großen Bewegung bedeutet, die von führenden Kreisen und Personen der deutschen Groß- kapital» sten schon im vergangenen Jahre im Monat März. dieses Jahres angekündigt wurde, wo es sich zeigen werde, w e r in Deutschland das Heft in die Hände bekomme, da stecken die Draht- zieher der Ludendorffer und der Stinnes-Leutel Noch sind die Karten, die diesen Rechtsputsch verdecken sollen, nicht alle klar zu sehen. Die groß« Masse der deutschen Lokomotiv - führer und der sonstigen Mitglieder der Reichsgewerkschaft der deutschen Eisenbahner hat kein« Ahnung davon, zu welchen» Verrat am deutschen Volke sie mißbraucht werden sollten. Sie mögen aber einmal die in ilzrer Reichsgewerkschaft befindlichen ehemaligen Offiziere etwas näher ins Auge fassen, da werden sie Beobachtungen machen können, die ihnen sofort die Augen öffnen werden. Hier in Leipzig sind in dieser Richtung schon ganz eigenartig« Vorkommnisse zu verzeichnen. Noch liegen dia Fäden dieser Beziehungen hinter den Kulissen der Reichsgewcrk- schaft nicht klar genug zutage, und die bürgerliche Presse wird sich hüten, dies« Fährten zu verfolgen. Die geheimen reaktiv- nären Verbindungen sind zu raffiniert angelegt, um sie restlos zu fassen und zu brandmarken.... Nu»r volkswirtschaftlich und politisch unklar« Köpfe könne» dieser reaktionären Giftmischerei noch Sympathie entgegenbringen. Sie stellt ein» der rasflnicrkesten Atteulak« gegen die gesamte deutsche Arbetterschafl dar, des je in de? Geschichte de« deutschen Volkes zu verzeichnen war. Diese Andeutungen finden durch das Eingreifen der Gelben jetzt einigermaßen ihre offizielle Bestätigung. Man wollte die Beamten verärgert machen durch das vorauszusehende Mißlineen ihres Streiks und sie dann ins reaktionäre Fahrwasser hinüberziehen. Augenscheinlich aber bat die Regie nicht richtig geklappt, denn noch während des Streiks ließ die„Deutschnationale Partei" in Berlin ein
einfaches Rollen mit der Hal»d Fäden her, die dann durch Pflanzen- fast schlvarz, blaugrün und gelb gtzfärbt und mi» der Hand zu teppich- artigen Geweben verknüpft wurden. Diese'Tschilkatdecke»st ein neuer Deweis dafür, daß sich die Ausübung der tertilen Kunst bei sonst nicht gerade auf hoher Kulturstufe stehenden Völkern zu hoch- ster Vollendung steigert. Die Decke diente als Umhang den Haupt- lingen und Schamanen bei Tanzfesten. Nur wenige europäische Museen sind im Besitz derartiger Decken, die von allergrößter Sellen- heit sind. Die Decke, die letzt in das Dresdener Museum gekommen ist. erscheint trotz ihre» Allers wie neu. was auf die äußerst sorg- fällige Behandlung und Verwahrung zurückzuführen ist. die die In- dianer solchen D«cken zuteil werden ließen. Das Muster stellt eine heraldische Stllisierung der Menschen- und Tiergestalt dar und weist neben der grauen Naturfarbe des Wollgexvebcs tiefschwarze, blaugrüne und gelbe Färbung auf, wobei die schwarze Farbe als breite Umrandung besonders hervortritt. Eigentümlich ist das auf der ganzen etwa Meter breiten Deck« wiederkehrend« Auge, das in verschiedenen Formen als Motiv dargestellt ist und als Symbol der Wachsamkeit gegen böse Dämonen eilte gewisse talismanartige Be- deutung besitzt. Das Filmarchiv de» Reichswirsschafismufeums. Von dem Reichswirtschaftsmufeum in Leipzig hat die Industnefilmgcsellfchaft Berlin einen sehr interessanten Film aufgenommen. Die sehr schwierige Aufgabe ist dadurch geläst worden, daß das Institut in einzeln« Abteilungen zerlegt in Buchform dem Beschauer vor Augen geführt wird. Dadurch wirkt der an sich spröde Stoff anregend und belehrend und gibt nicht nur einen ausgezeichneten Einblick in den Aufbau des Instituts und die Art der Darstellung, sondern auch einen recht anschaulichen Ueberblick über die verschiedenen Wirt- lchastsgebiete der deutschen Volkswirtschaft. Gleichzeitig hat das Reichswirtschaftsmuseum sich ein eigenes Filmorchiv angelegt. Es sind ihm von führenden Firmen der deutschen Industrie Filme hier- für gestiftet worden. Dadurch ist das Institut in die Lage rerfetzt worden, nicht nur in Leipzig , sondern auch in weiteren Teilen Deutschlands volkswirtschaftliche Lorträge an der Hand u-»d unter Benutzung von Filmen halten zu lassen. Die Lichtbildersammlung des Reichswirtschaftsmuseums erfreut sich ebenfalls lebhafter Unter» stützung._ Julius Maria Becker »»Letztes««?!»<->. da« am Tonntag vor» mittag im Neuen Volkstbeoter zur erben Aufführung gclmut. wird bier in einer der Buchausgabe ciegenüber ve> änderten Fassung getpielt. Die Hauptrollen find mit Paul Bildt , Karl Ludwig Achaz und Leonore Ehn besitzt. Konzert- Verlegung. Der VII. Melo»» Kammermusik- abend, der Arnold SibönbergS Streichquartett Nr. II,?is-dloII. bringt, ttt aus den L2 Febiuar, 7'/, Uhr, im.Sturm- verlegt.— Da» S. Simonie» Kolizcct de» Deutilhen.-Overnbnu»-Orch«fters ist wegen de» am 18. Februar staUfindcndeu WohlläiizteitssesieZ aus Sanniag, den 26. Fe» bruar verlegt. Die Leitung der Pbilbarmonischen Konzerte. Da» 7. Philhar. manische Konzert wird Felix Wetngartner leiten. Zur Leitung der svlgendcn 3 Konzerte find Fritz Busch , Werner Wolss»Mb Bruno Walter in Aussicht genommen.