Nr. 94 39. Jahrgang Ausgabe B Nr. 47
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Freitag, den 24. Februar 1922
Poincaré über deutsche Kapitalflucht
Paris , 24. Februar. ( BTB.) In der französischen Kammer führte Finanzminister de Caftenrie in seiner Rete weiter aus, die Regierung rechne mit den Sachlieferungen. Wenn die Regierung die interalliierte Finanzfolidarität erzwingen fönne, und menn Deutschland eine innere Anleihe aufnähme, so fönnte das gut fein. Es gebe nur ein Mittel, Deutschland dahin zu bringen, daß es seine Verpflichtungen erfülle. Die Regierung werde alles tun, was an ihr liege, damit das geschehe.
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Der Zwang zur Not.
Bon J. Steiner Jullien.
Die Erkenntnis, daß der Vertrag von Versailles die Die Sachleistungen vor dem Ausschuß. dirette Ursache der Weltwirtschaftskrise iſt, Der Auswärtige Ausschuß des Reichstages befchließt sich noch die derzeit regierende Partei gewaltsam den hat sich in allen Ländern durchgesezt. Nur in Frankreich versprach am Freitag die Organisation der Sach- offenfundigen Tatsachen. Aber auch in Frankreich wird sich leistungen, die im laufenden Jahre auf Reparationskonto diese Erkenntnis durchsetzen, schneller, als es heute unter dem von Deutschland zugunsten der Entente ausgeführt werden Ministerium Poincaré den Ansd, ein hat. Man vergesse doch müssen und deren genaue Feststellung durch Vereinbarung nicht, daß die Alliierten vor nicht ganz neun Monaten die mit der Entente noch zu geschehen hat. Zunächst gaben Staats- deutschen Zahlungsverpflichtungen festgesetzt haben und daß Abg. Tardieu verlangt, daß die Altierten sich der ausländifekretär v. Simson vom Auswärtigen Amt und Staatssekre feitdem unter der Führung Englands- vielmehr unter dem schen Devisen bemächtigten, bie die Deutschen in aus- tär Dr. Müller vom Wiederaufbauministerium ausführliche 3 mange der wirtschaftlichen Not- ein ganz ländischen Banten befäßen, daß die Frage der steuerlichen Belastung Darlegungen über den Gegenstand. Die hierauf folgende Dis- wesentlicher Umschwung eingetreten ist. Mit der Vertiefung geprüft werde und daß man sich über die 3wangsmaß- tusfion dauert fort. Sie ist vertraulich. nahmen einige, damit Deutschland seine Verpflichtungen erfülle. der Wirtschaftskrise in Frankreich wird auch dort die ErkenntEr fordert hierüber Auskunft. nis der wirtschaftlichen Notwendigkeiten sich durchsetzen.
erklärte, die Regierung werde fich, soviel von ihr und ihren Alliierten abhänge, bemühen, alle Artikel des Bersailler Friedensvertrages an
Der Mord in Petersdorf . Eine Note der deutschen Regierung. Der Bertreter der Reichsregierung bei der Interalliierten Rom zumenben. Die Meinung, die französische Regierung habe sich nicht mission in Oppeln hat heute eine Note überreicht, die sich auf die bemüht, die Steuergleichheit herzustellen, sei unrichtig. Die Bermordung eines deutschen Bolizeiwachtmeisters hauptung des Reichstanzlers Wirth, daß die deutschen durch französische Soldaten in Petersdorf bezieht. Die Note gibt der Steuerleistungen höher feien als die franzöfifchen, sei von den fran- Erwartung Ausdruck, daß mit größtem Nachdruck eine Klarstellung zöfifchen Sachverständigen als unrichtig bezeichnet worden, je- und die verdiente Sühne herbeigeführt wird. Die Reichsregierung doch liege in dieser Frage etwas Willkürliches. Wenn wir Deutsch - erklärt sich bereit, Zeugen namhaft zu machen. Sie bittet um land über diesen Punkt Vorwürfe machen, so fuhr Poincaré fort, Mitteilung der Untersuchungsergebnisse und behält sich die Forderung operieren wir mit Argumenten, die angezweifelt werden. Die Er- nach Entschädigung der Hinterbliebenen vor. örterung bleibe: also offen, aber wir werden fortfahren, unsere Auffaffung zu unterstützen, und wir hoffen, daß fie menigstens von unseren Alliierten anerkannt und daß fie schließlich auch von Deutschfand angenommen werden wird. Es ist ferner unrichtig zu be
Die Verhandlungen in Genf . Genf , 24. Februar. ( WTB.) Da die polnischen Gewerkschaftshaupten, die franzöfifche Regierung habe sich nicht mit der apertreter gestern hier eingetroffen sind und der polnische Borsigende pitalflucht aus Deutschland beschäftigt. Ich persönlich des 7. Unterausschuffes, Sokal, von seiner Erkrankung wiederher habe, als ich die Ministerpräsidentschaft übernahm, mit dem deutgestellt ist, tönnen nunmehr täglich offizielle Beratungen über die fchen Botschafter in Paris davon gesprochen. Ich muß fagen, Frage der Arbeitnehmer und Arbeitgeberorgani baß der deutsche Botschafter mir geantwortet hat, daß die fran.fationen stattfinden. Auch der 11. und 12. Unterausschuß halten zöfifchen Besorgnisse berechtigt feien und daß feine täglich Sigungen ab. Zu den bevorstehenden Berhandlungen über Regierung diese Devisen ausfindig machen wolle. Ich hoffe, daß es firchliche Angelegenheiten wird der 11. Unterausschuß( Minderheitenso sein wird. Aber die Schwierigkeit kommt von den neutralen schuh ) fatholische und protestantische Sachverständige hinzuziehen. Ländern, in denen die Devisen sich verbergen fönnen. Menn unmittelbar nach dem Waffenstillstand Maßnahmen gegen die Kapitalflucht getroffen worden wären, so wären sie wahrscheinlich mirkungsvoller gewesen als die Maßnahmen, über die sich die deutsche Regierung, die Alliierten und Frankreich jetzt zu einigen fuchten. Wenn man gewiffe interallierte Organisationen aus der Kriegszeit nach dem Waffenstillstand hätte beibehalten können, wäre
manches besser.
In der weiteren Debatte fagte Coucheur, es genüge nicht immer zu wiederholen, daß man den Friedensvertrag anwenden wolle, fondern man müffe Ordnung in die deutschen Finanzen bringen.
Meunier und die Sozialisten.
Paris , 24. Februar. ( WTB.) Im Anschluß an die Entlassung bes früheren Abgeordneten Paul Meunier aus dem Unter fuchungsgefängnis hat die sozialistische Kammerfraktion beschloffen, fofort eine weitere Entschließung einzubringen, nach der fünftighin der Staat für unschuldig erlittene Haft entschädigungs. Pflichtig gemacht werden soll.
Konferenz der Dritten Internationale.
Hierauf wurde die Generaldiskussion geschlossen, die einzelnen Mostau, 24. Februar.( Intel .) Im Kreml wurde die er Artitel zum Finanzgesetz des Budgets wurden angenommen. weiterte Sigung des Erefutivfomitees der Kommunistischen Inter Auf eine Bemerkung des sozialistischen Abgeordneten Varenne, nationale eröffnet. Es find 92 Delegierte aus allen Ländern er es möchten Reisen nach den rheinischen Bädern nicht begünstigt wer. Schienen. Auf der Tagesordnung stehen 21 Punkte, darunter die den, weil durch sie den franzöfifchen Bädern Schaden zugefügt werde, Berichte der Kommunistischen Partei Westeuropas und des Exekutiverflärte Poincaré , es sei wünschenswert, daß die höflichsten fomitees, die Frage der Einheitsfront, ber Rampf gegen neue Beziehungen zwischen Frankreich und dem Rhein - imperialistische Kriege, die wirtschaftliche Politit der lande hergestellt würden. In diesem Jahre sollen die Organi Sowjetregierung, die Lage der Arbeiterbewegung in Frankreich und fationen zur Unterstügung von Rheinreifen nicht mehr tätig sein. die ungarische Frage. Die Rammer trat alsdann in die Beratung des Militärdienstpflichtgefezes ein.
Die Vertagung der Genua - Konferenz. Rom , 24. februar.( BTB.) Amtlich wird gemeldet, daß es mfolge der langen Dauer der Ministerfrise der italienischen Regie rung nicht möglich gewesen ist, das Datum des 8. März für den Zusammentritt ber Genueser Konferenz auf rechtzuerhalten. Die Regierung hat infolgedeffen eine turze Ber tagung beschlossen und hat diesen Beschluß durch ein Rundtele gramm allen zu der Konferenz eingeladenen Regierungen mitgeteilt. Gleichzeitig hat die italienische Regierung sich mit den alliierten Regierungen in Berbindung gefeßt, um in gemeinfamem llebereinfür die Konferenz gehen ohne Unterbrechung weiter.
Doch diese Erkenntnis, der wir heute in England, Italien , den Vereinigten Staaten und auch in den ehemals neutralen willig eingestandene Zeilerkenntnis. Immer noch Ländern begegnen, ist nur eine mehr oder weniger mider= glaubt man dort, daß ein Land, ohne Schaden für die anderen Länder, jährlich, wenn schon nicht die phantastischen Summen, die die Alliierten in London ausgerechnet hatten, so doch etwa zwei Milliarden Goldmark an die Alliierfen abführen tönne. Und in diesem Zusammenhange ist es am Blake, daran zu erinnern, was die wirtschaftlichen Sachverständigen der Alliierten vor weniger als einem Jahre über die voraussichtlichen deutschen Goldleistungen ausgerech net hatten. Danach wurde vorgesehen, daß Deutschland jährlich für 35 milliarden Goldmart Waren ausführen würde! Loucheur war immerhin etwas weniger optimistisch. Er rechnete in der französischen Kammer aus, daß Deutsch lands Ausfuhr jährlich 25 Milliarden Goldmark betragen würde. Nach dieser bescheidenen" Rechnung hätte also Deutschland jährlich 41 milliarden Goldmart Ausfuhrabgabe plus 2 Milliarden feste Jahreszahlung abzuführen gehabt. Alles in Gold natürlich. Das goldene Zeitalter stand also unmittelbar bevor. Man kann nicht erwarten, daß Leute, die noch vor wenigen Monaten mit solchen ungebundenen Bhantasien ihre Politit trieben, bereits heute die Wirklichkeit in ihrem ganzen Umfange erkennen, geschweige denn anerkennen würden. Und diese Wirklichkeit hat ein ganz anderes Gesicht. Die skandinavischen Länder erleben jetzt die größten Wirtschaftsfämpfe. In Dänemark , Schweden und Norwegen sind die verschiedenen Berufs= organisationen nicht allein solidarisch, wenn eine Berufsorganistaion in einen großen Lohntampf verwickelt ist, die Berufsorganisationen der drei Länder sind wieder miteinander im selben Maße in Gegenseitigkeitsverbänden zusammengeschlossen. Aber auch die Unternehmer find fonzentrisch or ganisiert. Und diese haben den festen Willen bekundet, die Wirtschaftskrise, die die drei Länder nun schon seit mehr als einem Jahre brachlegt, zu beseitigen. Sie wollen das in erster Linie durch herabsehung der Löhne.
Den standinavischen Arbeitern ist es gelungen, durch Ausmußung der außerordentlichen Situation mährend des Krieges und im ersten Jahre nach dem Kriege die Teuerung durch Lohnerhöhungen auszugleichen und noch darüber hinaus ihre Lebenshaltung zu heben. Während anfangs 1922 die Teuerung im Vergleich zu 1914 im Durchschnitt etwa 100 Broz. ausmachte, haben sich die Löhne mehr als verdreifacht. Nach In der Eröffnungsfizung wurden vier Rommiffionen gewählt, dem heutigen Stande der Wechselkurse ist ein Stundenlohn von die sich mit der franzöfifchen Frage, der englischen Frage, der unga 1,80 Sr. gleich 55 bis 90 M. Die skandinavischen Unternehmer rischen Frage und den Forderungen der Jugend beschäftigen sollen. aber wollen, daß ihre Produkte wieder von Deutschland ge= Der deutsche Kommunist Thalheimer erstattete einen längeren Be - kauft werden und mit den deutschen Produkten wieder fonricht über die wirtschaftliche Lage in Deutschland und über die Tätig furrieren können. Und sie wollen nicht allein die Söhne entfeit der Kommunistischen Partei seit dem Kommunistischen Weltsprechend herabsehen, sie wollen auch zugleich mit dem Achttongreß. Nach ihm sprach Klara 3ettin über den Eisenstundentag aufräumen. bahnerstreit und der französische Kommunist Cachin über Aehnliche Kämpfe spielen sich seit einem Jahre in allen die Lage in Frankreich und der französischen Kommunistischen Partei, Ländern der Welt ab. Die Arbeiterschaft befindet sich heute welche die Konferenz noch als besonderer Bunkt der Tagesordnung überall in der Defensive. Und ihre Lage ist desto schlechter, je beschäftigen wird. weniger ihr Land vom Krieg gelitten oder selbst durch diesen scheinbar gewonnen hat. Lohnherabsetzungen, ja teilweise sogar Berlängerungen der Arbeitszeit, sind an der Tagesund England, sondern selbst in Ländern mit verhältnisordnung, nicht allein in den Vereinigten Staaten mäßig niedrigem Wechselkurs und niedrigen Löhnen, wie Frankreich , wo die Bergarbeiter z. B. erst jüngst sich in Frankreichs Liga für Menschenrechte. eine neue Lohnherabsetzung fügen mußten. Und in Frankreich ist die Arbeiterschaft um so ohnmächtiger, als sie durch die Paris , 24. Februar. ( TB.) Die Abgeoreneten und Senatoren, von Moskau befohlene Zerreißung der Gewerkschaften gegenbte Mitglieder der Liga für Menschenrechte sind, haben heute im Palais Bourbon die Bildung einer parlamentari Die Auslieferung Forts. Die des Mordes an Dato beschuldigten wärtig in zwei Lager gespalten ist, die einander erbittert befchen Gruppe beschlossen, die im Parlament und vor den öffent Spanier Fort und Frau sind in Madrid angekommen. Um die fämpfen, statt gegen die Unternehmer Front zu machen. Menge der Neugierigen zu vermeiden, wurden die beiden Gefangenen Der Ausgleich nach unten, den die Unternehmer lichen Gewalten die Maßnahmen und Bläne der Liga unterstützen auf Bahnhof Plantion, einige Kilometer vor Madrid , aus dem Zuge des Auslandes jetzt als Richtschnur ihrer Lohnpolitik geitomfoll. Das Bureau feßt sich wie folgt zusammen: Präsident Ferdinand in ein Automobil übergeführt und mit diesem nach Madrid gebracht. men haben, ist jedoch unerreichbar, solange Deutschland Buiffon; Bizepräsidenten D'Estournelles de Constant, Godard Moutet, Painlevé, Paul Boncourt; Sekretär Louis Antériou Die schlüsse über die Einschränkung der Rüstungen zur See wird von der zu werfen, ohne hierfür irgendwelche Bezahlung zu erhalten, Die Abrüftung in Japan . Auf Grund der Washingtoner Be- gezwungen ist, alljährlich Milliardenwerte auf den Weltmarkt Gruppe hat auf die Tagesordnung der nächsten Sigung die Be- japanischen Regierung der Plan erwogen, eine Anzahl Ar. D. h. ohne Gegenwerte dafür einzutauschen. Dieser Zwang feitigung ber Kriegsgerichte und die Reform bes fenale und Kriegsmaterialfabriten zum Bau von Lokomotiven, 8ur Gratisarbeit setzt sich in der Praxis durch eine Militärftrafrechts gefeht. afferflugzeugen, Waggons usw. zu verwenden. fyftematische Unterbietung auf allen Märften um
Schwankender Dollarkurs.
fommen ein anderes Datum festzusetzen. Die Borbereitungsarbeiten 218 ein. Er ging jedoch im weiteren Verlauf auf 215 zurück, An der Berliner Börse sette heute der Dollar zunächst mit um fich später wieder etwas zu erholen. Das Geschäft am Devisenmarkt ist äußerst gering. An der Effektenbörse hat eine neue Ralihauffe begonnen. Auch die übrigen Gebiete bes Wertpapiermarktes zeigten eine sehr feste Tendenz