einzelnen darin zeigt, daß die Kredit-, Transport- und Bermarttungsmöglichkeiten günstiger für die Industrie sind als für die Landwirtschaft, daß die Rückbildung der Preise die Landwirtschaftlichen Erzeugnisse am stärksten getroffen hat, daß die Industrie den Ton angibt bei der Gestaltung der Löhne wie der Preise, daß für das ländliche Leben nichts getan wird, daß die Bevölkerung nach den Städten abwandert usw. Von 1910 auf 1920 ging der in der Landwirtschaft beschäftigte Teil der Bevölkerung um 7 Proz. zurück. Wenn auch die Landwirtschaft immer noch den größten Erwerbszweig des Landes, am Wert ihrer Erzeugnisse gemessen, darstellt, so hat sich zwischen 1910 und 1920 das Verhältnis der Zahl der von ihr Beschäftigten zu der von der Industrie Beschäftigten gerade umgekehrt.
Hand an Hand damit geht eine Umstellung in politischer oder psychologischer Beziehung. Der alte agrifulturale Konservativismus wird liberal, gemessen an der Haltung der Industrie. Er gewinnt ein zusehends radikales Gesicht bei den sich mehrenden Konflikten mit der Industrie. Die landwirtschaftlichen Kreise wenden sich gegen eine Steuergesetz gebung, die der Industrie günstig ist, befürworten niedrige 3ölle auf Industrieerzeugnisse und. hohe auf landwirtschaftliche und Rohstoffe; sie treten ein für eine er staatlichung oder regierungsseitige Kontrolle der Eisenbahnen und schließen sich immer fester zusammen in Richtung gegen einen hemmungslosen Industrialismus und dessen schlimme Begleiterscheinungen. ( F. P. S.)
Boldt und Dithmar in Schweden ? In der Sonntagsausgabe unseres pommerschen Bruderblattes, der Swinemünder Volkswacht", lesen wir folgende Erklärung des verantwortlichen Redakteurs Alex Möller :
Während des Eisenbahnerstreits erfuhr ich, daß die stedbrief. lich verfolgten Offiziere Dithmar und Boldt sich in Swine münde aufhielten, um mit einem hier im Hafen liegenden ausländischen Dampfer nach Schweden zu gelangen. Das ist ihnen geglückt! Das Schiff hat den Hafen verlassen dürfen entgegen ausdrücklicher Anordnung des Schiffahrtsdirektors. Die Presse in Swinemünde war in den Tagen, an denen man versuchte, der Offiziere habhaft zu werden, vom Landrat aus erklärlichen Gründen gebeten worden, der Oeffentlichkeit diese mitteilung noch nicht zu machen, die Behörde würde ihr einen Bericht zustellen. Die„ Volkswacht" wartet heute noch darauf. Ausreden oder Bertuschungsversuche helfen ieht nicht. Es muß Farbe bekannt werden! Wer hat die Flucht von Dithmar und Boldt ermöglicht? Nach einer bei Redaktionsschluß einlaufenden Meldung der PPR. handelt es sich nur um ein Gerücht, das sich nicht bestätigt haben soll.
Er enthüllt sich. In den Kapp- Lagen hat sich der in Rottbus ftationierte Reichswehrmajor v. Buchruder dadurch hervorgetan, daß er der verfassungstreuen Arbeiterschaft, die sich zur Abwehr des hochverräterischen Unternehmens zusammengeschlossen hatte, blutige Schlachten lieferte. Obwohl dieser Herr in einer später von ihm veröffentlichten Broschüre zynisch zugab, daß er feinen Anlaß" gehabt hobe, den Bertretern der Arbeiterschaft die verlangte Erklärung über feine Stellung zur Verfassung abzugeben, hat er doch stets in Abrede geftellt, auf der Seite der Kappisten gestanden zu haben, und ist hierin vom Reichswehrministerium gedeckt worden. Jetzt veröffentlicht diefer Herr in der Kreuzzeitung" einen Artikel„ v. Buchruder, tgl. preußischer Major a. D." Herr Buchrucker will uns damit offenbar bescheinigen, daß wir ihn durchaus richtig beurteilt haben.
Die Berhandlungen über Groß- Hamburg. Heute nehmen in Berlin die Berhandlungen zwischen Preußen und Hamburg über die Lösung der Groß- Hamburger Frage ihren Anfang. Bei diesen Verhandlungen werden als Kommissare Hamburgs fungiern der 1. und 2. Bürgermeister Dr. Diestel und Stolten, Senator Dr. Petersen, sowie Staatsrat Dr. Struve. Preußischerseits find an den Verhandlungen beteiligt Staatsminister a. D. Dr. Südefum, die Staatssekretäre Göhre und Dr. Freund, Ministerialdirektor Krohne vom Preußischen Handelsministerium und Ministerialrat v. Loebell vou Finanzminifterium. Bei der Wichtigkeit und Dringlichkeit der zur Beratung stehenden Frage dürften sich die Berhandlungen zweifelsohne über eine längere Zeit erstrecken.
Zwei Welten.
3m Straßenbahnwagen.
Mit grotesten Eisblumer mustern sind die Fenster überzogen. Bei jedem Stoß ächzt und stöhnt der Wagen. Vor Kälte. Die sticht draußen wie mit Millionen feiner Nadeln. Unbarmherzig. Alles flieht den Stichen. Mit glühenden Nasen und Eiszapfen im Schnurrbart. Flieht ins Wageninnere.
Einer sieht den anderen an.
Goethe- Woche in Frankfurt a. M.
Anläßlich der in Frankfurt a. M. beginnenden Goethe. Woche traf Reichspräsident Ebert mit Reichsminister Dr. Roester und Kultusminister Dr. Boelig in Frankfurt a. M. ein. Sonntag abend fand in den Räumen der Gesellschaft für Handel, Industrie und Wissenschaft ein Begrüßungsabend statt, auf dem der Vorsitzende der Gesellschaft Dr. Kohenberg den Reichspräsidenten willkommen hieß und ihm dafür dankte, daß der Ver. treter des deutschen Boltes die Gelegenheit wahrgenommen habe, der Welt zu beneifen, daß die wahren Kulturwerte dem deut schen Volke in Erinnerung an seine größten Söhne warm am Herzen liegen. Der Reichspräsident dankte für die freundliche Begrüßung und fuhr dann fort:
" Ihr Herr Vorsitzender hat die Bedeutung der Frankfurter Goethe- Lage dahin gekennzeichnet, daß das deutsche Volk in Erinne rung an Goethe als einen feiner größten Söhne den Begriff echter, wahrer Kulturmerte vor aller Welt klarstellen wolle, damit Goethe, seine dichterische Gestalt sowohl wie sein ganz bedeutendes Erdenleben als Mensch, gewissermaßen als Symbol aufgestellt werde für das, was wir selbst unter deutschem Wesen verstehen und was die Welt darunter verstehen folite. Neu ist aber, daß wir jetzt Lebenden das Bewußtein haben, das diese Zeit erfüllt, daß wir entschloffen find, Goethe aus dem kleinen Kreis der Fachgelehrten und Bewunderer herauszuführen und ihn der ganzen Nation zu geben, für die er gelebt hat- darin sehe ich auch die besondere Bedeutung Ihrer Veranstaltung. Deshalb bin ich und mit mir die offiziellen Vertreter der Reichsregierung und der Preußischen Regierung der freundlichen Einladung gern gefolgt. Wo der Versuch unternommen werden soll, Goethe als großen Menschen zu feiern, in dessen Licht und Wärme sich die ganze lebende Generation, das ganze Bolt und auch seine politische Organisation, das Reich, die Länder stellen follen, darf auch die amtliche Leitung des Reiches und des Landes nicht fehlen. Nach dem, was wir im letzten Jahrzehnt erlebt haben, ist es bitter nötig, nach solchen Wegweisern für die Gegenwart und Bufunft zu suchen. Goethe ist ein solcher Wegweiser, nicht allein, weil er ein großer Dichter war und die bedeutendsten Geschenke an die Menschheit hinterlassen hat, sondern weil er in diesen Werken und in seinem Leben alles aufs glücklichste entwickelt und offenbart hat, was das deutsche Bolk nach seiner ganzen Veranlagung und Stellung im Kreise der Kulturvölker zu leisten vermag. Lassen mir uns in dieser Auffassung durch nichts beirren! Wohl ist es rich tig, daß Goethe das Nationale in das Menschliche hin aus entwickelt und aus fremden Kulturquellen gern und freudig geschöpft hat, aber das soll nicht hindern, auch hierin den großen objektiven Weltgeist zu achten und zu bewundern. So wollen wir Goethe für unsere Reit gewinnen, weil mir glauben, daß in ihm das deutsche Bolt das Fundament findet, auf dem es seine Gegenwart und Zukunft sicher errichten kann. In diesem Sinne möge von den Deutschland ausgehen, Goethe zum zweiten Male von Frankfurt aus Frankfurter Tagen ein neuer Impuls für das geistige und politische den Weg in das deutsche Bolt gehen, von der Stadt aus, die wie teine andere in Deutschland geeignet und berufen ist, die Tradition des großen Sohnes zu pflegen und in ihrer glücklichen Lage an dem Flusse, der den Süden und Norden Deutschlands trennt, ein fest es Bindeglied zu sein zwischen Ländern, Stämmen und Menschen verschiedener Eigenart. Wie Goethe nicht Frankfurter Bürgersohn geblieben ist, sondern sich zu einem Geist entwickelte, in dem ganz Deutschland und die ganze Welt sich spiegelten, so ist auch das heutige Frankfurt nicht mehr das Frankfurt der Goethe- Zeit, sondern eine Stadt, deren Horizont weit über Deutschland in die Welt hinaus gewachsen ist. Mögen beide, die Stadt und ihr großer Sohn, unserem Bolle dergestalt Führer sein, daß wir Herkunft, Bergangenheit und das Heimatliche treu bewahren, diesen festen Befiz aber so entwickeln, daß er mehr und mehr auch fremder Achtung und Bewunderung zugänglich wird."
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Schwarz- Rot- Gold verboten!
Die verfassungstreue Reichswehr . Folgender standalöser Borfall wird in unserem Münchener Parteiorgan, der Münchener Post", veröffentlicht:
Bei einer Faschingsveranstaltung der dritten Kompagnie des Reichswehr Infanterie- Regiments 19, bei der alle Kostüme erlaubt sein sollten, erschien ein Gefreiter dieser Truppe in einem Jockeikostüm mit schwarzrotgoldener Schärpe. Sogleich beim Betreten des Saales wurde er von einem Leutnant und einem Oberfeldwebel aufgefordert, mit hinauszukommen, und ihm draußen befohlen, sogleich die Schärpe abzulegen, da
,, Borwärts"-Redaktion.
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baran der Major und gewisse andere Leute Anstoß nähmen. Auf die Entgegnung des Gefreiten, daß die Schärpe ja doch nur die Reichsfarben trage, erwiderte der Leutnant: Für uns fommt nur die Flagge Schwarz- Weiß- Rot in Betracht." Eine Erklärung des Gefreiten gegenüber dem Oberfeldwebel, er werde die Sache nicht auf sich beruhen lassen, wurde von diesem beantwortet:„ Jezt machen Sie feine Sachen, Sie sind doch kein Republifaner!" Der Gefreite erwiderte:„ Doch, ich bin Republikaner, ich habe den Eid geschworen, der Regierung zu dienen und werde diesen Eid auch halten!" Darauf ließ der Oberfeldwebel den Gefreiten von drei Mann zum Saale hinauswerfen und so verhauen, daß ihm das Blut aus Mund und Nase tam. Die Schlägerei wurde erst eingestellt, als noch mehr Soldaten hinzukamen. Der Gefreite erstattete sofort auf der nächsten Wache Anzeige.
Wir haben die Meldung einige Tage zurückgehalten, neil wir glaubten, daß das zuständige Wehrfreisfommando 7 bzw. das Reichswehrministerium sich zu diesem ungeheuerlichen Vorkommnis äußern würde. Da sich aber alle militärischen Stellen in pielsagendes Schweigen hüllen, so stellen wir hiermit öffentlich die Frage: Was gedenkt der Herr Reichswehrminister zu tun, um die Verhöhnung der Reichsfarben und die Mizhandlung verfassungstreuer Soldaten in der Reichswehr zu verhindern?
Kachne nicht„ tatverdächtig"!
Wie Korrespondenz B. S. von zuständiger Seite erfährt, ist es nicht zutreffend, daß der Potsdamer Untersuchungsrichter Landgerichtsrat Haiedt die Bollstreckung eines Haftbefehls gegen Hauptmann v. Raehne megen mangelnden Fluchtverdachts abgelehnt hat. Der Grund, weshalb Herr v. Kaehne bisher nicht in Haft genommen worden ist, liegt vielmehr in dem Mangel eines hinreichenden Latverdachts, und zwar unter Berücksichtigung der bisherigen Ergebnisse der Boruntersuchung. Ein Fluchtverdacht würde überhaupt erst dann in Frage kommen, wenn gegen D. Kaehne ein Tatverdacht bestände.
Wie die gleiche Korrespondenz meiter erfährt, wird der junge Herr v. Kaehne, deffen Berhalten ebenfalls zu der Erregung gegen die Schloßbefizer von Bezom Anlaß gegeben hat, auf Grund von Vereinbarungen, die innerhalb der Familie getroffen worden sind, nicht mehr nach Pezow zurückkehren. Die Justiz steht offenbar auf dem Standpunkt, daß v. Kaehne senior in Notwehr", wie er behauptet, gehandelt habe. Die Kaehnes befinden sich bekanntlich im Dauerzustand der Notwehr, sie sind allesamt Unschuldslämmer, die nur unter den ständigen Rechtsverlegungen der anderen zu leiden haben. Nach diesen Vorspielen nehmen wir an, daß das Gerichtsverfahren gegen v. Kaehne mit der Verleihung der goldenen Rettungsmedaille an den Angeklagten für Niederschießung des Arbeiters Nietert enden wird.
Ein„ altpreußischer" Polizeimajor.
Die reaktionäre Presse beschimpft den Genossen Severing,
weil er den Major der Schuhpolizei in Halle, Gartner, Dom Dienst suspendiert hat und ergänzt ihre Beschimpfungen mit gänzlich unwahren Behauptungen. Es erscheint deshalb angebracht, festzustellen, warum dieser Major vom Dienst suspendiert wurde: In der Nacht vom 18. zum 19. Februar um 2 Uhr traf ein Polizeibeamter in einem Wirtshaus 15 Offiziere der Schutzpolizei , darunter den Major Gartner bei einem Trinkgelage an. rufen. Er legitimierte sich, worauf ihm der Major die Dienstmarie Der Beamte ließ den Major durch einen Kellner entris, ihn beschimpfte, von der Dummheit der blauen Polizei sprach usw. Schließlich wurde dem Beamten gedroht, man werde ihn die Treppe hinunterwerfen. Nach langen Auseinander. setzungen forderte der Major Gartner die anderen Becher auf, das „ Nilpferd" stehen zu lassen und mit ihm in die Kaserne zu gehen. Beim Abzug bekam der Beamte noch mancherlei Liebenswürdigkeiten zu hören. Wegen dieses unqualifizierten Benehmens ist der Major einstweilen beurlaubt worden und nicht wegen des Zusammenstoßes mit dem Stadtrat Dölg, worüber eine Untersuchung erst eingeleitet ist.
Maslow verurteilt. Das Schöffengericht Berlin- Mitte verurteilte den Kommunisten Maslom megen Grenzüberschreitung und Tragen eines falschen Passes, durch den er sich einer Berhaftung entziehen wollte, zu a cht Monaten Gefängnis ohne Einrechnung der Untersuchungshaft.
Ein falsch adreffierter Schmuhtübel. Unter der Spigmarke| hergestellt wird. Der Entwurf dazu stammt von Siegmund Potsdamele i" hatten wir am 10. d. M. die Geschmacklosigkeit b. We e ch in München . Die ersten Proben des neuen Siegels find einer militärischen Notgeldserie an den Pranger gestellt, die vom von der Münchener Firma Josef Paintner ausgeführt worden. SiegBotsdamer Magistrat herausgegeben worden ist. Darüber regt sich mund v. Weech hat eine streng konstruktive fachliche Lösung geschaffen, Die Deutsche Tageszeitung" maßlos auf. Sie schreibt in die fich in der Grundferm eines Sechseckes dem Rund der Umschrift ihrer Nummer vom 25. d. M.: Auf, dem Schein befindet sich schön einfügt. Er hat hier die ganze Arbeit vermerten fönnen, die in nämlich einer jener Gardisten, die früher in Potsdam in Garnison den letzten Jahren bei der Schaffung eines neuen Reichsadlers unter lagen, und das veranlaßte das fozialdemokratische Blatt, diese ruhm- Leitung des Reichstunstwarts geleistet worden ist. Sein Adler erreichen Garderegimenter mit den früher dem Pöbelmunde scheint auf dem Titelblatt des Protokolls der Reichsschulkonferenz und geläufigen Schimpfwörtern Paddenstecher", ist auch in mehrfarbiger Ausführung für den Einband des neuen Man fizzt eng zusammen. Nähe wärmt. Alles ärmlich gekleidete" mehlfäce"," Strippenjungens" zu bedenken." Es Reichshandbuches vorgesehen Der Reichshaushaltsplan für 1922 Gestalten. Arbeiter und Arbeiterinnen. Beamte und Kleinbürger. Aus ihren Antligen geistert die Not. Eine leise Müdigkeit schwingt. folgt dann ein längeres blödes und schmutziges Geschimpf auf die dagegen, auf dessen Titelseite mehrere Schriftzeilen stehen, zeigt den Wenn die Kavaliere der Deutschen für Schrift besonders geeigneten Adler, den Rudolf KochErkennt sich selbst in ihm. Erkennt feinesgleichen. Schal, müde, leergebrannt und ausgepowert wie er. Tageszeitung" fast vier Wochen gebraucht haben, um ihren Geift Offenbach geschaffen hat. Eine junge Arbeiterin ist mählich eingenidt. Ihr Kopf schaufelt zu diesem Ergusse zu sammeln, so hätten sie sich inzwischen auch die bei jeder heftigen Bewegung des Wagens hin und her. Eine wer- lich entdeckt haben, daß tie früher dem Böbelmunde geläufigen sie in der Wüstenregion der Mongolei durch den Anblic einer meit betreffende Notgeldserie ansehen können. Sie würden dann näm- Eine europäische Stadt in der Mongolei . Reisende, die aus der wer- lich großen Provinz Kanu nach Beting zurückkehrten, berichteten, daß bende Mutter stöhnt lei'e auf. Schimpfwörter" Baddenstecher, Mehlsäcke usw. auf den vom Schweigen herrscht. Aber dieses Schweigen ist innerlich belebt. Es ist nicht das talte, ausgebenen Geldscheinen selber stehen, und amar Gebiet betreten und seien hier plöglich auf eine Stadt gestoßen, die ausgedehnten, fruchtbaren Ebene verblüfft worden seien. Sie hätten erznationalistischen Potsdamer Magistrat hernämlich in der Gegend der Quelle des Gelben Flusses das mongolische große Schweigen, das einen oft mitten in der Großstadt, im dichtesten nicht als Beschimpfung, sondern als populäre Spiznamen, die, mie mitten in einer Ebene lag und viele im westlichen Stil erbaute Gewühl, überfällt. Die milde, milchige Dämmerung nimmt den Dingen die Schärfe früher felbst beigelegt hatten. Die Deutsche Tageszeitung" hat clfo daß fie ein christliches Gemeinwesen vor sich hatten, das von einem jedes Berliner Kind weiß, sich die betreffenden Garderegimenter Häuser zeigte. Als sie die Stadt betraten, machten sie die Entdeckung, der Kontur. Das Gefühl der Gleichheit reißt die Dämme des Fremd- ihren Schmutzkübel diesmal vor der falschen Tür ausgegoffen. Die Belgier begründet worden ist, der unter dem chinesischen Namen seins nieder. Gleiches Leid ist die tiefste Gemeinschaft. Ganz schüch- reaktionäre Stadtverwaltung von Potsdam mag sich bei ihr für die Belgier begründet worden ist, der unter dem chinesischen Namen tern glüht in den armen verirrten Augen für Minuten ein schönes tuftige Huldigung bedanken. Min- Yu- Ching befannt ist, dessen wahren Namen aber niemand Leuchten. Es ist ein Abglanz des inneren Friedens, der sich ungewollt weiß. Wie verlautet, hat dieser Min- Yu- Ching das Land vor mehre von Herz zu Herz mitteilt. Es ist plötzlich warm im Wagen. Alles Vertrachter Radau- Nationalismus. Wie das Potsdamer ren Jahren angekauft und sofort damit begonnen, die Hilfsquellen ist leicht, nahe und schön. Und ein ganz leises Lächeln flattert über Boltsblatt" meldet, ist das Unternehmen Waterländische feines Gebietes zu erschließen. Er richtete an die Chinesen die AufDie zerfurchten Antlige. Festspiele" von Ulrich Haupt zusammengebrochen. forderung, zu ihm zu kommen, und lehrte diejenigen, die dieser EinBekanntlich wurden diese Festspiele" auf dem Brauhausberg in ladung folgten, die Landwirtschaft nach wissenschaftlicher Methode zu Potsdam veranstaltet. Bei den Vorstellungen, in der die Her- treiben und das Land zu bewässern. Allmählich wuchs die Zahl der mannsschlacht" ausgeführt wurde, kam es oft zu sehr häßlichen, von Einwanderer, und heute zählt die Stadt etwa 2500 Familien, darunter nationalistischer Seite gemachten Kundgebungen und Radaufzenen. vier belgische, vier französische, acht holländische und zwei englische. Das Konkursverfahren wurde vom Gericht. abgelehnt, weil selbst Das ganze Gelände, das inmitten einer Wüste liegt, ist in Distrikte die Deckung der dadurch entstehenden Gerichtskosten nicht vor- und Sektionen geteilt. In jeder Sektion befindet sich eine Kapelle. handen ist. Der gesamte Distrikt wird von einer gewählten Vorsteherschaft ver
Ich allein stehe im Wagen. Ich fühle, wie es mir warm im Halse aufkommt. Glaube den Pulsschlag des ungeheuerlichen Geins in diefer Enge des Straßenbahnwagens zu spüren, gehe unter in den Blumen des Menschlichen, die hier inmitten der bunt und willkürlich zusammengekommenen Menschen aufstrahlen. Da zerreißt plötzlich der Zauber.
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Die Schiebetür wird rasch und hart aufgerissen. Eine Dame in großem Belzmantel, Muff und Reiherhut, Florstrümpfen und Keine Heller mehr. Das österreichische Teuerungselend hat zur waltet. Das Eingreifen chinesischer oder mongolischer Beamten wird Ladschuhen zwängt sich durch die Tür. Hinter ihr ein wohlbeleibter, Aufgabe des Hellers geführt. Die Gemeinde Wien hat verfügt, daß nicht zugelassen; diese Unabhängigkeit hat die Siedler freilich nicht bepelzter Herr. Deffen Blicke laufen fuchend die Gefichterreihe rechts im Geldverkehr der Gemeinde die Verrechnung der Hellerbeträge nur Geld, sondern auch Blut gekostet. Nach der Aussage der Reisenund links ab: etwas Kaltes, Finsteres, Feindliches blitzt ihm ent- fünftig zu entfallen habe. Auch das Finanzministerium hat an alle den ist das Land vorzüglich verwaltet und besitzt eine Polizei, die gegen. Es ist alles zerstört, was vordem im Wagen schwebte. Und, ihm unterstehenden Behörden und Aemter einen Erlaß gerichtet, der Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhalten weiß. Männer und Frauen wie auf Verabredung, feiner rührt sich, feiner steht auf, der Dame die Aufrundung von Hellerbeträgen auf ganze Kronen im staatlichen find fleißige Arbeiter, und jede Familie besigt zwei oder drei Ochsen, seinen Platz anzubieten. Es ist, als fühlten alle, wie sich in in diese Geldverkehr verfügt und unter anderem besagt, daß zur Vereinunausgesprochene Gemeinschaft etwas Feindliches drängte. Der fachung der Zahlungs- und Berrechnungsgeschäfte für die Dauer der Schaffner muß vorbei. Die Dame wird gestoßen. Sie ist empört. gegenwärtigen Geldverhältnisse Zahlungen und Empfänge tunlichst Flüstert:„ Entfeßlich!" nur in ganzen Kroner( ohne Hellerbeträge) vollzogen werden. So schwindet der alte Heller, um nur noch im Volksliete und in der Kulturgeschichte fortzuleben.
Schließlich biete ich ihr meinen Stehplatz an der Türe an. Sie Tehnt ab. Kurz, falt, beleidigt.
Da fällt die Situation ins Romische. Ich weiß selbst nicht wie. Aber ich muß lachen. Die angehende Mutter steigt aus. Die Dame feht sich. Endlich!" seufzt sie dabei.
"
Worauf der wohlbeleibte, bepelzte Herr sagt:" Ungebildete Menschen! Ungebildete. Menschen!" Paul W. Eisold.
Die neuen Reichssiegel. Das neue Reichsfiegel liegt jetzt zur Beröffentlichung vor und wird demnächst an öffentlicher Stelle aus= gehängt werden, so wie das bei den Flaggentafeln bereits geschehen ist. Allmählich werden dann alle behördlichen Stempel und Siegel durch die neue Ausführung ersetzt werden, die in mehreren Größen
ein paar Ponys und Maulesel und Schafherden von fünf bis zweihundert Stück. Die Schnelligkeit, mit der die Wasser des Gelben Flusses an dieser Stelle fließen, bereitete der Bewässerung zunächst große Hemmnisse. Durch Anlage von Staugräben gelang es aber, dieser Schwierigkeiten Herr zu werden und ein Netzwerk zu schaffen, das imstande ist, alle landwirtschaftlichen Betriebe der Ebene mit Wasser zu versorgen. Die Chinesen haben der europäischen Dasenstadt in der Mongolei den Namen„ Blüte der Wüste" beigelegt.
Die Kunstausstellung Alfred Heller hat ihre Räume nach surfürstendamm 44 verlegt und eröffnet hier am 2. März, mittags 12 Uhr, eine Schau von Werfen Emil Noldes.