In den letzten Bezirksversammlungen stand fast ausnahmslos der Streik der Gemeindearbeiter im Mittelpunkt der Verhandlungen und des Interesses. Dabei ergab es sich denn als- bald wieder, daß, je bürgerlicher die Zusammensetzung der Versamm- lung ist, desto weniger Verständnis für die Bedeutung dieser Arbeiter- angelegenheit vorhanden ist. Gar zu eifrig hat mancher kleine Be- zirksgernegroh die Gelegenheit wahrgenommen, um den Versuch zu machen, seine Machtgelüste an den Arbeitern auszutoben. Dem haben unsere Genossen überall einen Riegel vorgeschoben. Mit welchen Helden und Geistesgrößen die Bürgerlichen antraten, beweist der Fall des deutschnationalen Stadtrats Bornsen im Bezirk XI Schöne- berg. Dieser deutschnationale Herr— beachtet und behaltet es wohl, KleinsiedlerundLaubengärtner!— schlug eine Erhöhung der Pachten für die Kleingärten vor, weil er die Laubenkolonislen als Sporttreibende ansieht, von denen man höhere Pachten verlangen kann, weil auch der Sport auf den Rennbahnen teurer geworden sei. So also sieht in Wahrheit die oft genug sentimental vorgetragene Vorliebeder Deutschnationalen für die Siedlung aus. Dem Herrn wurde denn auch vom Genossen Czeminski nicht schlecht gedient. Im übrigen kamen in der Hauptsache Schul- und Sozialangclegenheiten zur Verabschiedung. Wahlen und Einführungen. Im Bezirk IS(fiöpenltf) erhielt in der Wahl des Bezirksbürger- meislers von 33 abgegebenen Stimmen der frühere Bürgermeister von Friedenau W a l g e r(bürgerlich) 22 Stimmen, Stadtrat Ehr- l i ch(SPD .) 6 und Stadtrat S t o l t(Komm.) 5 Stimmen. Walger ist somit gewählt. In der der Wahl vorausgehenden Debatte hielten unsere Genossen Franz Krüger und Meier scharfe Abrechnung mit den völlig unzuverlässigen Vertretern der USP. und KPD., die es zu verantworten haben, daß der 16. Bezirk einen bürgerlichen Bürgermeister bekommen hat.— Es wurden eingeführt im Bezirk 1 (Charlottenburg ) die unbesoldeten Stadträte Alfred Wilk(SPD .), Paul Wilk(USP.) und von den bürgerlichen Parteien Groß, Mar- zahn und Panschow, im Bezirk 9(Wilmersdorf ) die Genossin K r a m m(SPD .) und Plaar(USP.), im Bezirk 14(Reukölln) die unbesoldeten Stadträte G r o g e r(SPD .) und Reinhardt(USP.), im 20. Bezirk(Reinickendorf ) die unbesoldeten Stadträte S ch w a- den dal(SPD .), Schaefer(USP.), Klempin(D. Vp.) und Raupp (Dnat.). Debakten über den Gemeindearbeiterstreik. Im Bezirk 7(Charlottenburg ) wurde nach einer lebhasten De- batte über den Streik der Gemeindearbeiter eine Entschließung an- genommen, in der das Bezirksamt ersucht wird, von einer Mahrege- lung der städtischen Arbeiter abzusehen und etwa bereits gemaßregelte Personen wieder einzustellen. Im Bezirk 9(Wilmersdorf ) hatten die SPD. -Mitgliedcr eine Anfrage«ingebracht, ob es dem Magistrat be- könnt sei, daß gerade im Bezirk Wilmersdorf bei Wiederein st ellung der Streikenden entgegen den Anordnungen des Magistrats Berlin mit beson- derer Härte vorgegangen ist. Große Erregung hatte eine Aeußerung des bürgerlichen Stadtrats Franke hervorgerufen, daß beider Entscheidung über Nichtwiederein st ellung auch die Gesinnung des Betreffenden in Betracht komme. Als besondere Härte wird es auch empfunden, daß 23Frauender B e d ü r f n i s a n st a l t e n, die sich dem Streik angeschlossen hatten, nicht mehr eingestellt werden. Die bürgerliche Mehrheit der Ver- sammlung hatte Angst vor der Verantwortung und nahm unseren Genossen durch vorzeitigen Debattenschluß die Möglichkeit, ihnen gründlich die Wahrheit zu sagen. Eine nette Blamage holten sichdieKommunisten
in öen Bezirken. im 14. Bezirk(Reukölln). Auf die von ihnen eingereichte Anfrage, welche Schritte das Bezirksamt unternehmen wolle, um die aus An- laß des Streiks erfolgten Maßregelungen rückgängig zu machen, stellte Bürgermeister Gen. Scholz fest, daß im Bezirk Neukölln Maßregelungen überhaupt nicht vor- gekommen sind.— Auch im 16. Bezirk(Köpenick) waren es w jedes die Kommunisten, die bezüglich der streikentlasscnen Arbeiter unseren Genossen jedes soziale Empfinden absprachen, worauf ihnen von den Stadträten Gen. Ehrlich und Herbst nachge- wiesen werden konnte, daß gerade im 16. Bezirk äußerst schonend vorgegangen wurde.— Schließlich hielten es im 20. Bezirk(Reinickendorf ) USP. und KPD. für nötig, in trauter Gemeinschaft gegen die SPD. und den„Vorwärts" zu Felde zu ziehen, woraus ihnen von unseren Genossen prompt nachgewiesen wurde, daß der„Vorwärts" in dem Streik eine durch- aus klare und feste Stellung eingenommen habe, während die„F r e i h e i t" von einem Tag zum anderen geschaukelt habe. Die Kommunisten mußten die Feststellung einstecken, daß sie und ihre Frauen es nicht abgelehnt haben, Streikbrecherwasier und Streikbrechergas zu beziehen. Schulangelegenheiten. Im g. Bezirk(Wilmersdorf ) wurde dem Abbau der realgymna- sialen Abteilung des Ioachim-Friedrich-Gnmnasiums zugestimmt. Für die Errichtung einer Schulküche in Schmargendorf werden S006 Mark benötigt.— Die bürgerlichen Bezirksoerordneten des 14. Bezirks(Reukölln) wehrten sich mit aller Kraft gegen den Abbau des staatlichen Gymnasiums. Nach Ausführun- gen des Stadtrats Dr. Löwenstein und der B.-V. W i l b r o d t(SPD .) und Frl. Besser(KPD .) wurde der bürgerliche Antrag abgelehnt.— Für restlose Wiederher st ellung der Schulturnhalle in Adlershof bewilligte die Bezirksversammlung des 15. Bezirks (Treptow ) 7000 M. Dem Umbau der Lebensmittelbarncke in der Graetzstraße zum Zwecke der Unterbringung eines Jugend- Heims, Kindergartens und Kinderhorts wurde zu- gestimmt.— Im 16. Bezirk(Köpenick) wurde der Umgestaltung der ehemaligen Präparandenanstalt zu einem Jugendheim auf neutraler Grundlage zugestimmt. Sonstige Dorlagen. Die Bezirksoersammlung des 6. Bezirks(Kreuzberg ) stellte in den Etat 285 006 M. zur Wiederherstellung des O r a n i e n- und des Wassertorplafies und 3 Millionen Mark für Pflaste- rungsarbeiten ein. Die B.-V. im 14. Bezirk(Reukölln) nahm einen Antrag auf Beschaffung von Wohnungen an Exmit- tierte an. Jedoch waren bereits vor Einbringung des Antrages seitens des Bezirksamtes Wohnungen bereitgestellt worden. Weiter- hin beschloß die B.-V. die Errichtung eines Wochen mark- t e s in der Treptower, Rofegger- und Wilhelm-Busch-Straße.— Der B.-V. des 15. Bezirks(Treptow ) waren seitens der Erwerbs« losen Anträge auf Erhöhung der Erwerbslosenunterstützung zuge- gangen, die dem Magistrat Berlin überwiesen wurden. Die SPD. - Fraktion ließ durch den Genossen Fischer erklären, daß sie die jetzt beschlossene Erhöhung der Unterstützungssätze für durchaus unzuläng- lich halte. Ferner bewilligte die B.-V. für den Umbau des Unter- geschoffes in der alten Schule in Niederschöneweide zu Zwecken einer Sä u gl ings-Fürsorge stelle 63 000 M.— Die B.-V. des Bezirks 7(Charlottenburg ) genehmigte die Bildung der D e p u t a- t i o n für A r b e i t u n d Gewerbe; sie wird sich zusammensetzen aus 8 Bezirksamtmitgliedern, 8 Bezirksoerordneten und 12 Bürger- deputierten, von denen 6 Arbeitgeber und 6 Arbeitnehmer sein müssen.— Die B.-V. des 20. Bezirks(Reinickendorf ) beschloß, beim Magistrat zu beantragen, dem Bezirk den Namen Humboldt- st a d t zu geben.
dagegen heraus, daß diese Kette dem Angeklagten David Rummel gehörte, der sie zugleich mit 8 großen Diamanten in einem Nagel- polierer von Riga nach Deutschland überdieGrenzegebracht hatte. Der Angeklagte Kahn war gleichzeitig mit Rummel von Riga hierher gekommen und hatte eine aus 199 Perlen bestehende Kette über die Grenze gebracht. Beide Angeklagte wurden aus dem Gesichtspunkte der vcrootswidrigen Einfuhr unter Anklage ge- stellt, wurden aber vom Schöffengericht Berlin-Mitte freigesprochen, weil nach einer ergänzenden Verordnung vom 5. April 1921 die Ein- fuhr nur dann verboten ist, wenn sie zum Zwecke des Verkaufs der Waren erfolgt. Das Schöffengericht hat die Behauptung der Angeklagten, daß'sie die Ketten nur zum Zwecke der Taxierung hier- her gebracht haben, nicht für widerlegt erachtet. Gegen das Schöffen- gerichtsurteil hatte der Staatsanwalt Berufung eingelegt. In der gestrigen vielstündigen Verhandlung handelte es sich in der Hauptsache um die Klärung der sehr schwierigen rechtlichen Verhältnisse. Der Gerichtshof kam zu einer Verurteilung der Angeklagten, da es den Tatbestand des§ 2 der Verordnung für erfüllt ansah, die Ver- kaussabsicht für vorliegend erachtete und die Anwendbar- keit der lex Schiffer verneinte. Rummel wurde zu 1 Woche Gefängnis und 1200000 Mark Geldstrafe, Kahn zu 3 Tagen Gefängnis und 1320000 Mark Geldstrafe verurteilt. Die wertvollen Ketten sind dem Reichsfis- kus für oerfallen erklärt.
Brandenburger Provinziallandtag. Die zweite Sitzung des Brandenburger Provinziallandtages wurde gestern nachmittag um 3 Uhr vom Präsidenten, Genossen Hähnchen, eröffnet. Die Tagesordnung setzte sich durchweg aus kleineren wirtschaftlichen Borlagen zusammen, die mit insgesamt 171 Millionen Mark durch Anleihe zu decken sind. Sie betreffen vorzugsweise die Regulierung von Fluß- läuken, notwendige Brückcnbauten und die Erweiterung des Märkischen Elektrizitätswerkes. Nur bei einzelnen Vorlagen kam es zu einer kurzen Diskussion. Die Vorlagen wurden sonst einstimmig angenommen. Die Sitzung schloß um ö>/z Uhr. » Zum Bericht der ersten Sitzung vom Montag ist zu bemerken. daß die„stärkste Fraktion" der Bürgerlichen , die den Präsidenten wünschte, nur eine Arbeitsgemeinschaft der Bürger- lichen darstellt, während die SPD. - F r a kt i o n mit 29 Mit- gliedern die stärkste Fraktion darstellt und auch den Präsidenten stellte._
Irrfahrten eines DefrauSanten. Die llnkerfchlagung bei der Polizeihaupkkasse. . Der verhaftete Wachtnkeister Z i e b l e r wurde gestern auf dem Berliner Polizeipräsidium eingehend vernommen.— Ziebler ist in vollem Umfange geständig und schildert auch im einzelnen seine Erlebnisse. Weil er bei Valutageschäften größere Be- träge verloren hatte, unterschlug er, zunächst um den Verlust zu decken, bei der Polizeihauptkasse, bei der er als Hilfsarbeiter be- schäftigt war, 50 000 M. Da er diese nicht wieder zurückerstatten konnte, die Unterschlagung aber vor der Entdeckung stand, so wollte er, wie er sagt, wegen dieser geringen Summe nicht ins Gefängnis wandern. Er beschloß, noch«inen größeren Betrag zu unterschlagen und damit zu fliehen. Planmäßig bereitete er alles vor, hob dann 800 000 M. ab und ergriff, wie berichtet, mit Fechner die Flucht. Für Ausweis- papiere, die auf den Namen Jasmus lauteten, zahlte er zunächst 2000 M. Sein Vorhaben, mit Fechner von der Schlesischen Baude aus nach der Tschechoslowakei zu wandern, konnte? er wegen Schnee- verwehungen nicht ausführen. Beide kamen dann, wie schon be- richtet, zu Verwandten nach Grünberg, wo Fechner mit seiner Schwester nach Berlin fuhr, während Ziebler, wie er angibt, ohne Ziel zurückblieb. Er fuhr zunächst nach G l o g a u, wohnte dort im Hotel, blieb dort aber nur einige Tage, weil er sich nicht sicher fühlte und ging zu Fuß nach dem auf der Strecke Sagau liegenden Ort Herrendorf, wo er in einem Gasthof abstieg. Dort hielt er sich etwa 14 Tage aus, gab sich für einen Kartoffelauf- k S u f e r aus und spielte abends mit den Bauern und dem Gen- darmeriewachtmeister Karten. Von dort reiste er nach Remscheid und Barmen und machte hier die Bekanntschast eines Mannes, der ihm Papiere zum Uebcrschreiten der Grenze verschaffen wollte. Dieser Mann beutete ihn aus und ließ sich unter allerhand Vor- fpiegelungen immer wieder einige tausend Mark geben. Endlich fuhr er nach Leipzig , wo seine Verhaftung erfolgte.
Das übervorteilte Reichsbeklcidungsamt. � Im Reichsbekleidungsamt Berlin , in der Lehrter Straße , findet gegenwärtig eine Nachprüfung der Verträge statt, die zwischen dem Reichsbekleidungsamt und einer Anzahl Groß-Berliner In- nungen über die Herstellung der Uniformen für die Reichswehr und die Reichsmarine abgeschlossen worden sind. Während bekanntlich die übrigen Reichsbekleidungsämter verpachtet worden find, sollen die Betriebe in Berlin und Stettin zur Deckung des Heeresbedarfs .vorläufig weiter bestehen bleiben. Ende vorigen Jahres hatte nun das Reichsbekleidungsamt, da für die Reichswehr und Marine er- hebliche Neuanschaffungen nötig waren, die Lieserungen durch Lose vergeben. Durch einen Zufall stellte sich nun heraus, daß die vom Rcichsbekleidungsamt gezahlten Tarife wesentlich zu hoch sind, und daß das Reich, da seit dem Oktober vorigen Jahres etwa 40 000 Paar Hosen geliefert worden find, erhebliche Summen zuviel gezahlt hat. In einer Verhandlung vor dem G e w e r b e g e r i ch t, in der eine Arbeiterin gegen einen Schneidermeister, der für das ReichsbeNeidungsamt lieferte, Nagte, .stellte es sich heraus, daß die Herstellungskosten für eine Hose ins- gesamt 46,30 M. betragen, während die Reichsstelle fast das Doppelte der Herstellungskosten zahlt, obwohl ihr Vertrags- kontrahent einen Aufschlag von nur 5 Prozent zu nehmen berech- tigt ist..Das Reichsbekleidungsamt will nun den Vertrag annul- lieren und die anderen Abmachungen schleunigst nachprüfen.
Eine erfolgreiche Razzia veranstalteten gestern Beamte des Außendienstes des Berliner Polizeipräsidiums im Norden Berlins . In der Nähe des Asyls für Obdachlose in der Fröbelstraße haben sich wiederholt Asylbeiucher unliebsam bemerkbar gemacht. Daher drangen gestern Kriminalbeamte überraschend in die Räume der Gastwirtschaft von Sonnemann in der Danziger Straße ein. und verhafteten von den Anwesenden 55 Personen 16, bei denen die Feststellung der Personalien ergab, daß sie steckbrieflich verfolgt wurden. Kurze Zeit nach der ersten Durchsuchung fand eine zweite statt, bei der in dem gleichen Lokal weitere neun Personen zur Feststellung ihrer Personalien den Weg zur nächsten Polizeiwache antreten mußten. Betirksbilduiigsausschusi Gross-Berli». Heute abend 7 Uhr: Zweiter Abend der Arbeitsgemeinschaft von Dr. Jokl: Instrumental- m u f i k im Zimmer deS Bezirksbildungsausschusses, Lindenstr. 3, 2. Hof, 4 Treppen, Zimmer 12. Die Mitglieder der BildungSausschüssc werden gebeten, vollzählig teilzunehmen.— Sonntag, den 5. März, nachmittags 3 Ubr im Neuen Voltstheater, Köpenicker Straße 68,.Der zer- : brochene Krug" von Kleist und„Die Gezierten« von Moliöre. Karten n 6,80 M. einschließlich Kleiderablage und Theaterzettel im Bureau des Bezirksbildungsausschusses und bei den BildungZauSschußmitgtiedern der Kreise Tiergarten , Zriedrichsbain, Schöneberg , Neukölln und Lichtenberg.— Sonntag, den 12. März, letztes Festkonzert. Die Markcu sind einzulösen. Deutsche Friedensgesellschaft. Ortsgruppe Berlin . Freitag 7 Uhr im Bllrgersaal des Rathauses, Königstraße. Generalversammlung. Das Erscheinen aller Mitglieder ist dringend erforderlich.
Wetter bis Freitag mittag. Mild, zeitweise heiter, s-doch überwiegen» bewölkt mit wiederholten, besonders im Norden ergiebigen Nieder- fchlägeu bei frischen Winden ans südlicher Richtung.
Mängel im llustverkehrswesen. 1200 M. als Monatsgehalt eines Mugzeugführers. Die Aussichten unseres Luftverkehrs kann man zurzeit als recht gut ansehen. Sie wären jedoch noch um vieles besser, wenn es nun auch gelingen würde, die inneren Verhältnisse an einigen besonders schadhaften Stellen zu verbessern. Eine solche verbesserungsbedürftige Stelle war von jeher die Bezahlung des im Luftverkehr tätigen Personals, und hiervon wiederum besonders die der Flugzeugführer. Gar mancher außerhalb des Luftverkehrs Stehende ist von der Mei- nung beherrscht, daß der Flugzeugführerberuf ein äußerst lukrativer ist. Aber auch hier trifft leider die oft zutreffende Redewendung zu: „Je größer die Verantwortung, um so geringer die Bezahlung." Die Arbeitskraft einer Stenotypistin ist heute unter einer Bezahlung von 1500 Mark im Monat nicht zu bekommen; eine Reihe unserer Flugzeugführer dagegen beziehen ein monatliches Gehalt von 1200 Mark, wobei jedoch gleich hinzugefügt werden muß, daß es sich hier nicht um Anfänger handelt, son- dern um erprobte Männer, die schon Tausende von Kilometern im Luftmeer zurückgelegt haben. Diese Tatsache kann man aus zweier- lei Gründen als eine höchst bedauerliche bezeichnen. Einmal stehen die Leistungen eines Verkehrsflugzeugführers als etwas allgemein Anerkanntes über jedem Zweifel, und zweitens ist die den Luft- verkehrsfirmen vom Staate zufließende Subvention so bemessen, daß eine den heutigen Lebensbedürfnissen angepaßte Bezahlung des Personals ohne weiteres möglich ist. Es liegt noch ein weiteres Moment vor, das unter obigen Ver- hältniffen das öffentliche Interesse beansprucht. Bei der Bezahlung eines Flugzeugführers mit monatlich 1200 Mark müßte jeder Luft- verkehr in der Praxis dadurch einen Mißerfolg zeitigen, als es dem Flugzeugführer nicht möglich ist. sich mit Hilfe vorgenannter Summe so zu ernähren, wie es nötig ist, um die zur Ausübung seines Be- rufes notwendige körperliche und geistige Elastizität zu erhallen. Aus diesem und anderen Gründen ergibt sich die Notwendigkeit der Auszahlung eines sogenannten Kilometergeldes an den Flugzeug- führer. Die Höhe dieser Sonderzahlung beträgt im Durchschnitt etwa 40 Pfennig für den geflogenen Kilometer. Sie kommt jedoch durchweg in Fortfall, scfern es dem Flugzeugführer infolge schlechter Witterung oder Motorstörung nicht gelingt, das ihm vorgeschriebene Landeziel zu erreichen. Die Zahlung dieses Kilometergeldes ist eine von den Flugzeugführern allgemein geschätzte Einrichtung, die jedoch eine ebenso unbeliebte und geradezu gefährliche Einrichtung u-ird, wenn der Flugzeuaführer kein ausreichendes Grundgehalt erhält. Legt man nämlich für einen Flugzeugführer ein in Anbetracht feiner aufreibenden Tätigkeit und feines oft wechselnden Aufenthaltsortes wahrlich nicht zu hoch gegriffenes Existenzminimum von monatlich
Lebensmittelpreise des Tages. Zufuhr: Fische etwas ausreichender, Geschäft ruhig. Fleisch reichlich, Geschäft liemlich rege. Obst und Gemüse schwach, Geschäft still. • Am Mittwoch galten in der Zentralmarithalle folgende Kleinhandelspreise: Kalbfleisch 17-r25 M. Schweinefleisch 22-26 M. Rindfleisch 16-23 M., ohne Knochen 24— 27 M. RBckenfett 31-33 M. Liesen 33 M. Rindertalg 29 M. Hammeltleisch 20—24 M. Dorsch 5— 7,5p M. Kabeljau 7—8 M. Schellfisch 5—7,50 M. Reizungen 10—12 M. Grüne Heringe 6—7 II. Lebende Aale 45—50 M. Schleie 21—25 M. Barsche 14—17 M. Bleie 13 iL PIBtzen 10— 12M. Karpfen 21— 27 M. In Eis: Schleie 16— 17 M. Zander 23—26 M. Bleie 7,50—10 M. Barsche 12 M. Plötzen 7-8 M. Naturbutter 46—52 M. Margarine 24— 31 M. Schweineschmalz 31— 32 M. Eier 4,50 M. das Stück. Karloffelmehl 12 M. Weizenmehl 7.50—8 M Roggermehl 5,20 M. WeizengrieO 8 M. und Maisgrieß 4 M. Haferflocken 6—8 M. Blumenkohl 11— 15 M. der Kopf. Wirsinukohl 5 dl. Weißkohl 4—5 M. Grünohl 2-2,60 iL Zwiebeln 4-5 M.
3500 Mark zugrunde, fc müßte er bei einem Monatsgehalt von 1200 Mark im Monat 6000 Kilometer fliegen, bevor er das für ihn notwendige Existenz- Minimum verdient hat. Diese an sich schon hohe und nur für kurze Zeit durchführbare Leistung wird beim Eintreten von ungünstiger Witterung eine glatte Unmöglichkeit. Wo sie eine Zeit- lang durchgeführt wird, hat sie einen sehr starken Rervenverbrauch, baldige Brachlegung des Führers und vor allem eine Gefährdung des fliegendeu Publikums zur Folge. Ebenso schlecht liegen die Ver- hältnisie auf dem Gebiete der Lebens- und Unfalloersichernng für die Flugzeugführer. Bei eintretender„Bsrufsinvalidität" tritt die Ver- sicherung überhaupt nicht in Kraft. Ferner sind diese Versicherungen durchweg auf der bei der heutigen Geldentwertung völlig unzu- reichenden Basis der Zinsenzahlung anstatt der Kapitalszahlung ab- geschlossen. Ein Unfall, der für de» Führer eine längere Krantheits- dauer zur Folge hat, bringt ihn in vielen Fällen in Armut und Stellungslofigkeit. Alle diese Mißstände haben bereits zur Folge gehabt, daß eine Reihe tüchtiger Fachleute den Luftverkehr verlassen haben. Die heute noch im Luftverkehr tätigen Flugzeugführer sind mit dem größten Teil des Monteurpersonals in einer Gewerkschaft zusammen- geschlcsscn, die sich schon seit langer Zeit bemüht, diesen Mißständen durch Einführung eines ollgemein gültigen Tarifoertrages.ein Ende zu machen. Leider bemühen sich die Lustvcrkehrsfirmen, die Ver- Handlungen hierzu durch Verzögerungen, Ausweichungen usw. zu inhibieren. Bei einer kürzlich in Berlin stattgefundenen Versamm- lung aller Verkehrsflugzeugführer trat daher eine sehr starke Er- regung zutage. Das gesamte technische Personal im Luftverkehr vertritt die Ansicht, daß unser noch junger Lustverkehr nur dann gedeihen kann, wenn alles Hand in Hand arbeitet. Sollten jedoch die Arbeitgeber auf ihrem unverständlichen Standpunkt beharren, so tragen sie auch für alles daraus folgende die volle Verantwortung.
Göeröammbruck bei Sreslau. Drei Dörfer überschwemmt. In der Tlacht zu Mittwoch wurde bei Dreschen in der Rühe von Breslau der Oderdamm in der Breite von sechs Metern durch Eismassen gebrochen. Die Ein- bruchssielle erweikerte sich später bis auf zwanzig Meter. Die Dörfer Dreschen, Sottwitz. Neuhaus sind von der Auhenwelt völlig abaeschnitteu. Ein großer Teil der Sahne wurde weggeschwemmt. Die Bewohner hausen ans den Dächern und sind zum Teil nach dem landeinwärts gelegenen Dorfe Sottwih übergesiedelt. Zahlreiches Vieh ist in den Zluten umgekommen; Menschen- leben sind nicht zu beklagen. Der Schaden ist erheblich, da die Häuser sämtlich verschlammt sind. Der Wasserstand der Oder ist der höchste seit!90Z.
Besahungsjustiz. In Düsseldorf wurden wegen angebliSer Zugehörigkeit zum Ebrhardtsck-en Geheimbund zwei Peisonen zu je einem Monat Gefängnis verurteilt. Gegen 21 Personen, die sämtlich geflüchtet sind, wuide auf je einen Monat Gefängnis und Ausweisung erkannt.— Auf dem Technikum Bingen studierende junge Holländer hatten während eines Streites mit deutschen Studenten zur Schußwaffe gegriffen, ohne jemand zu ver- letzen. Das französische Militärgericht erklärte, daß die Ausländer im besetzten Gebiet sich den Anordnungen der Rheinlandkommifsion zu unterwerfen hätten unh erkannte gegen die drei Hauptangellagten auf 1—3 Monate Gefängnis und 500—1500 M. Geldstrafe.— Zu zwei Monaten verurteilt und auSaewiejen ist auch der Notar Budea» hender m Landstuhl (Pfalz ).