Einzelbild herunterladen
 
  
Der Achtstundentagarbeiter wird mehr und bessere Arbeit eisten als der Zehnstundentagarbeiter, zumal bei mindestens gleichartiger Ernährungsweise. Ihm aber die ganzen Re- parationslasten allein aufzubürden, ist ein so gewagtes Experiment, daß man es nicht machen dürfte, soll der Schaden nicht ungemein größer sein als der Vorteil. Der deutsche Ar- beiter ist nun einmal mit allen seinen Mängeln kein Kuli mehr. Auch den VertreternderEntente muß begreiflich ge- macht werden, daß der deutsche Arbeiter unter den gegen- wärtigen Ernährungsverhältnissen in seiner Arbeitsausdauer unmöglich so leistungsfähig sein kann als in der Vorkriegszeit. Ein gefährlicher Versuch würde es immer fein, den Ar- beitern und Angestellten die wichtigste sozialpolitische Er- rungenschaft der Revolution, den Achtstundentag, auch noch zu rauben.
In üie Wolfsschlucht? Aus parlamentarischen Kreisen wird uns geschrieben: Die dritte Lesung des Reichsmietengesetzes ist im Reichstag vertagt worden, unmittelbar nach dem Vor- stoß des Bodenkapitals am vorigen Sonntag. Ist das Gesetz gefährdet? Das Bodenkapital hofft es. Das muß zu denken geben. Gewiß hat das Gesetz, wie jede gesetzliche Regelung, mit der unvermeidlich Lasten verbunden sind, zu- nächst auch bei den Mieterverbänden eine gemischte Aufnahme gesunden. Aber die Art, wie jetzt der Grundbesitz dagegen ankämpft, hat ganz andere Gründe. Das Gesetz will die Zwangswirtschaft im Wohnungswesen den gegenwärtigen Zeitverhältnissen anpassen, es will die Geld- mittel für die unerläßlich gewordene Ausbesserung der Woh- nungen sicherstellen. Was wollen feine Gegner? Sie wollen natürlich auch, daß die Mieter zahlen und noch viel mehr zahlen. Aber sie streben freie Verfügung über die so gewonnenen Mittel an. Sie wollen am liebsten die ganze Wohnungszwangswirtschaft und den Mieterschutz von heute auf morgen beseitigen. Das ist vorläufig aussichtslos, und derartig überspannte Forderungen schaden letzten Endes den Vermietern ebenso wie den Mietern. Was wird, wenn das Reichsmietengesetz zustande kommt? Dann wird eine mäßige Erhöhung der Mieten die Geldmittel erbringen, die unbedingt notwendig sind, um dem fortschrei- tenden Verfall der Wohnungen zu steriern. Dann werden, vermittels eines Ansgleichsfonds, insbesondere für die mitge- nommenen Wohnviertel der ärmeren Bevölkerung und des werktätigen Volkes die längst notwendigen Ausbesserun- gen durch Mitbelastung der stärkeren Schul- t e r n möglich. Mieter und Vermieter fahren gut dabei, denn dem Mister wird die Wohnung, dem Vermieter das Haus vor Zerstörung geschützt. Das Baugewerbe und die ganze große Zahl der anderen Gewerbezweige, die am Baugewerbe interessiert ist, werden belebt, erhalten Aufträge und Arbeit, und das ist im Hinblick auf die neuerdings zu verzeichnende Verfchlechteerung de s Arbeitsmarktes wahrhaftig zu wünschen. Es ist für das Baugewerbe um so wertvollere Arbeit, als bekanntlich gerade Reparaturen sich zum großen Teil auch in der schlechten Jahreszeit erledigen lassen, also der Verminderung der gefürchteten Saisonarbeitslosigkeit dienen. All das ge- schiebt aber nur, wenn das Gesetz zuftltnde kommt. Wird der Entwurf abgelehnt, dann geschieht zunächst gar nichts. Dann verfallen die Wohnungen weiter, sind die Mieter gesundheitlich gefährdet, sehen die Vermieter mehr und mebr den Wert ihrer Häuser dahinschwinden, gehen ungeheure und unersetzliche volkswirtschaftliche Werte verloren.Werft das Scheusal in die Wolfsschlucht!" Mit diesem Schlagwort glaubte die Deutschnationale Volkspartei   den Gesetzentwurf abtun zu können. Wenn irgend etwas, dann dürfte diese Bs- roertung aus solchen Kreisen dem Volk die Augen öffnen über die Bedeutung des Gesetzes.
Mahnung öes Goethe-haufes. ZurFrantfurterGoeth«. Woche. Das braun« Haus am Großen Hirschgraben, das die Frankfurter  wie ihren Augapfel behüteten, zeigt Riffe und Sprünge. Di« Dielen, über rvelche ganz Deutschland   seit Generationen hinzieht, um wie einen Altar den Schreibtisch zu verehren, an dem der Götz und der Anfang des Faust entstand, sie wollen ihr« Besucher nicht mehr trogen. Fast über Nacht kündigten sie den Dienst auf. Das Herz trampft sich zusammen, wenn man denkt, daß in diesem treuen Hause, wie einst zu Delphi für die Griechen, für uns geweissagt wird. Denn so wie die Mauern, zwischen denen der größte deutsch  « Dichter geboren ist, wanken und beben, so beben auch wir als Volk und emzelne in den Grundfesten. W o l i e g e n d i e? Di« klare ruhige Stimme, welche vom Hirschgraben aus sprach, gab oft Antwort auf dies« Frage. Aber die Antwort oerschallt in unseren Tagen: überschrien, unverstanden, oer- gessen. Eine der Grundfesten unseres Seins heißt: o a t e r l ä n- bische Gesinnung. Gemeint ist nicht ein Einstehen für den prahlerisch-hohlen Vau der letzten vierzig Jahre. Sein« Parteigänger glauben freilich, allein Anspruch auf ein« solche Gesinnung machen zu dürfen. Gemeint ist der Wille zu einem Staat, desien Würde und Ansehen aus der verantwortlichen Haltung jedes seiner Glieder her- vorginge, deren jedes die Kräftenach innen und außen wendete". Da kommt es über uns mit Bitterkeit: welche Sprünge zeigte unser staatsbürgerliches Bewußtsem in der letzten Zeit! Wie sehr gleicht die Republik   dem schwerkranken Goeths-Haus! Und doch ragt der zurücksinkende Giebel des Geburtshauses so unantastbar, beinahe oerklärt über die Nachbarhäuser hinaus in den Mainwind. Als wollte er sagen: Wenn ihr gesunden wollt, so schöpft doch aus dem, was unter meiner Hut entstanden ist. Wolfgong ver- ziehe euch zwar, daß ihr irrt, aber nie, daß ihr nicht mehr strebt. Rafft euch zusammen! Noch ist kein Grund zum Verzweifeln: erringt euren Staat, das Gerüst st ehtja! Im Hirschgraben drängen sich die Menschen. Eifrig plaudernde Gruppen stehen um wartende Autos. Der Reichspräsident ist im Goethe-Haus  ! Da ist er! Ernst und würdig, und doch allen oer- bundsn, man steht ihm an, er weiß, was uns plagt. Aber nur ver- «inzelt fliegen die Mützen in die Höhe. All« anderen bleiben stumm und kalt. Nicht, als ob sie widerwillig beiseite ständen,«her liegt Hochachtung auf den Gesichtern. Aber eines fehlt, es bleibt der repu- blikanifchen Schulung noch vorbehalten: das warme Gefühl der Zu- fammengehörigkeit. Niemand wäre versucht, in dem Gruße, der zu dem schlichten Manne in schwarzer Kleidung hinüberfliegt, ein« persön- liche Huldigung oder gar ein« Komödie zu sehen. Es wäre vielmehr eine stille Verehrung des politischen Willens der Nation, der in dem Präsidenten verkörpert ist. Scbaffen wir die deutsche Republik, in deren Mitte das neuge- fügte Goethe-Haus   steht. Ihm widmete Gerhart Hauptmann  
Wie war's in Frankfurt   a.M.? Die sozialistische Fünfländerkonferenz von Frankfurt   a. M. war vertraulich Pressevertreter waren nicht zugelassen, und die Delegierten wurden verpflichtet, nichts über die Verhandlungen in die Presse gelangen zu lassen, als was vom Bureau selbst veröffent- licht wurde. DerVorwärts" hat sich an diese Vereinbarung, ohne von ihr entzückt zu sein, gehalten und streng nach ihr gehandelt. Jetzt zeigt sich, wie wenig glücklich jene Anordnung war, denn an Stelle einer geregelten Berichterstattung treten in der Presse tendenziös zurechtgemachte Brocken, die von Horchern an der Wand erhascht worden sind. Erstaunlicherweise ist nun gerade dieR o te Fahne", deren Partei in Frankfurt   bekanntlich gar nicht oer- treten war, in der Lage, über den Verlauf der Konferenz in beson- ders ausführlicher, wenn auch durchaus verzerrter Weife berichten zu können. Das Material kann nur von einem Leviten oder einem Lintsunabhängigen stammen. In jedem Fall handelt es sich um eme grobe Illoyalität. Geradezu albern ist die Behauptung, die französischen   Genossen hätten im Gegensatz zu den englischen die Politik Poincares ver- treten und seien damit durch die Unterstützung der deutschen   Sozial- demotraten und Unabhängigen durchgedrungen. Richtig ist nur, daß Meinungsverschiedenheiten darüber bestanden, ob der Abschluß von Bündnissen allgemein für unzulässig erklärt werden sollte und in welcher Weise die Last der Vensionen, die nach übereinstimmender Auffassung Deutschland   abgenommen werden soll, zu tragen sei. .Konzessionen an den Ententeimperialismus", von denen das sowjetoffiziöse Blatt fabelt, sind dabei weder von irgendeiner Seite verlangt noch gemacht worden. Der Bericht derRoten Fahne" ist ebenso auffällig durch das, was er behauptet, wie auch durch das, was er oerschweigt. Wir müssen uns unter diesen Umständen vorbehalten, auf den Ver- lauf der Konferenz noch ausführlicher zurückzukommen. Für heute fei nur festgestellt, daß die Konferenz in dem Verlangen nach einer Revision des Friedensvertrags von Versailles  einig war. während die russische Sowjetregierung bekanntlich mit dem Gedanken spielt, den Bertrag, so wie er ist, anzuerkennen. Sollte die diplomatische Einheitsfront zwischen Lenin   und Poincare  , zwischen Bolschewismus und Ententeimverialismus. wirklich zu- standekommen, so wird man die sowjetoffiziöseRote Fahne" als- bald beeifert finden, jede Revision des Vertrags zu bekämpfen. Nur einstweilen noch sieht sie in der Verleumdung der französsschen Ge- nossen das bessere Geschäft. Das Konsistorium als NüffelbeborÜe. Wie uns aus Königsberg  (Pr.) geschrieben wird, erteilt« das dortige Evangelisch« Konsistorium dem sozialdemokratischen Pfarrer Kürschner   in Mehlauken(Ostpr.) einen Verweis, weil er die nationalistische Dolchstoßlegende als Lüge' charakterisiert und den Sozialismus als die Konsequenz der neutestomentlichen Ethik hingestellt hatte. Dem Genossen'schner wurde empfohlen, sichgrößte Zurückhaltung aufzuerlegen", in Presse und Versammlung. Diese Verfügung ist um so merkwürdiger, als dem Ko n s i st o r I u m selbst ein bekannter deutschnationaler Parteiredner angehört, und die ostpreußische Geistlichkeit zwei rechtsparteiliche Parlamentarier und viele schroff-antifozialistische Kanzel- und Der- einsredner in ihrer Milte hat. Nach Meinung vieler Christen sollt« das Konsistorium mehr darauf achten, daß die ch r i st l i ch e N ä ch st e n l i« b e gepredigt wird. Deutschnationale Kriegshetze entspricht doch der christlichen Lehre so wenig, wie die Behauptung vomDolchstoß" dem achten Gebot. Warum empfiehlt das Konsistorium nicht den deutschmonarchistischen Hetzapostcln Zurückhaltung und erteilt ihnenVerweise"?
Dänistbe tzilfe für(Dppau. Das deutsch  -dänische Komitee zur Hilfeleistung für die Opfer des Oppauer Unglücks überwies dem Reichshilfsausschuß für Oppau durch den deutschen   Gesandten in Kopenhagen   als Schlußbeitrag öl 881,02 Mark. Das Gesamtergebnis der bisher in Dänemark  «ingekommenen Spenden hat hiermit die ansehnlich« Summ« von gib 831.12 Mark erreicht.
amEgmont  "-Abend die Worte:Das Goethe-Haus   ist der Zentral- punkt, au dem sich die deutsche Seele sammelt. Dieses Zusammen- finden der Seelen ist unerläßlich, wenn unsere Seelen eine Seele, die deutsche Seele ein deutsches Volk werden soll. Darum scheint es mir, daß es eine Pflicht und dazu eine der heiligsten Pflichten des neuen Deutschland   ist, dies« Art Seelenwanderung auf jede Weis« zu unterstützen." Willy Piehler.
Sünstler-prokestverfammlung. Der Wirtschaftliche Verband bildender Künstler Berlins   hatte in Gemeinschaft mit den Verbänden der Schriftsteller und Tonkünstler eine ungewöhnlich stark besuchte Versammlung in das ehemalige Herrenhaus einberufen, um gegen die neuen Bedrängnisse der Künstlerschaft Stellung zu nehmen. Die Beratungen leitete der Syndikus des Verbandes, Rechtsanwalt K o d° l i n, mit einem Referate über die drohenden und schon bestehenden Gefahren alter und neuer Steuern für die Künstlerschaft und die Kunstpflege ein. Dr. R o e s ch, der Vertreter der Genossenschaft beut- scher Tonsetzer im Reichswirtschaftsrat, berichtete über die Bedrückun- gen der Musiker und der Musik und widmete eine besonders eindring- liche Darstellung dem Plane derKulturabgabe". Hans Kyser  schilderte die Not unter den freien Schriftstellern, deren Erträgnisse aus Tantiemen usw. mit geradezu ungeheuerlichen Bestimmungen als Renten für das Notopfer veranschlagt werden sollen. Die Maler S ch bi ch t i n g und Marcus hoben einzelne Kümmernisse besonders der bildenden Künstler hervor. Die vielfach geäußerten Angriffe auf die Parlamente suchte der Abgeordnete Buchhorn wenigstens für den preußischen Landtag mit einer Aufzählung dessen abzuwehren, was dieser bei den letzten Haushaltsberatungen als gemeinsame An- träge aller Parteien außer den Kommunisten in die Vorschläge der Regierung hineingearbeitet hat: z. B die Bereitstellung einer Million Mark für Ankäufe für die Nationalgalerie und andere praktische Kunstpflege. Maler HonsBaluschek empfahl eine Entschließung, die einstimmig angenommen wurde und in der es u. a. heißt:Kunst im weitesten Sinne des Wortes(bildende Tonkunst, Schrifttum) ge- hört dem Volke! Ihre Pflege und Förderung ist in Artikel 112 der Reichsoerfaffung verheißen. Wir stellen fest, daß bis heute so gut wie nichts geschehen ist, diese Verheißung zu erfüllen. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall! Wir fordern Freilassung der Kunstwerke als solche von jeder Besteuerung. Luxus-, Umsatz- oder Vermögenssteuer! Wir fordern ein Verlagsrecht für die bildende Kunst, damit der schwer um sein Dalsin ringende Künstler davor bewahrt wird, weiterhin ein Objekt der Willkür und der Geschäftstüchtigkeit gewisser Unternehmer- kreise zu werden. Wir fordern den Schutz der Reichsregierunq und weitgehendste Unterstützung bei Durchführung de» Planes der Kultur- abgab?. Entsprechend der immer wieder zu betonenden Bedeutung der Kunst beim Wiederaufbau unseres Staates fordern wir ange- messen? Vertretung in den berufsständischen Vertretunzen und Selbst- verwaltunqskörpern in Staat und Gemeinden. Dies gilt insbesondere für die kommenden Bezirkswirtschaftsräte." Heringe vor Gericht. Man schreibt uns: Heringe waren früher ein wichtiger Handelsgeqenstand der Leipziger Messe und der Rat ließ auch jedesmal dem Landesherrn eine Tonne vor die Füße rollen. Wie sehr man bei Hofe damit rechnete, beweist eine An- ordnung des Kurfürsten August vom Jahre 1534, man sollte
Wieüeraufnabme Jagow oder Schiele? Nach der Meldung einer bisherigen Korrespondenz hat He£i v. Ja goto, der gegenwärtig in Gollnow   in Pommern   sein« Festungsstrafe verbüßt, seinen Verteidiger ersucht, das Wiederaus- nahmeo-erfahren beim Reichsgericht in Leipzig   zu betreiben. Auf welch« Rechtsgründe Herr o. Jagow seinen Wiederaufnahmeoersuch stützt, wird nicht angegeben. Nach der außerordentlich umfangreichen Beweisaufnahm« in Leipzig   halten wir es kaum für möglich, daß Herr v. Jagow imstande sein wird, neues Materia! beizubringen, das feine Unschuld beweisen könnte. Viel notwendiger scheint es uns dagegen, daß endlich der Herr Oberreichsanwalt die Wiederaufnahme des Verfahrens gegen Schiele betreibt, bei dem das Reichsgerich: Einstellung des Verfahrens auf Grund des Amnestiegesetzes beschlossen hat. Wir wiesen bereits vor einiger Zeit darauf hin, daß Herr Schiele in dem Bestreben, die Methode seiner Verteidigung öffentlich zu rechtfertigen, imReichswarr" des Grafen Reventlow ein völlig glaub- Haftes Geständnis dahin abgelegt hat, daß er Führer des Kapp-Putsches gewesen ist und sich auch als solchen betrachtet, dieses aber vor Gericht aus Zweckmäßigkeitsgründen abgeleugnet hat. Ein derartiges glaubhaftes Bekenntnis bildet die genügende Grundlage eines Wiederaufnahmeverfahrens. Damit der Humor der Sache nicht fehlt: DieDeutsche Zeitung" macht heute einen heftigen Angriff gegen die Fcstungsverwaltung in Gollnow  . Sie schreibt: Man denke nur an dasKommunistenhotek" in Göll- nvw, wo nach unwidersprochenen Presseangaben die in der Festungsabteilunq befindlichen Kommunisten frei aus- und eingehen dürfen. Bei dem notorisch mangelhaften Gedächtnis deutfchnnationaler Redakteur« hat das bieder« deutschvölkische Blatt ganz und gar ver- gessen, daß Gollnow der Ausenthalt seines Schützlings o. I a g o w ist.
ZliegerkontroUe und Nhemsanktionen. Paris  , 2. März. fEP.) Die Bolschafterkonferenz beschäftigte sich am Mittwoch mit der Frage der deutschen   Lustschiffahrt. Mar- schall Fach wohnte der Sitzung bei. S n g l a n d ist der Ansicht, daß eine Dauerkontrolle nur dann eingeführt werden könne, wenn Düsseldorf   und Duisburg-Ruhrort   geräum! werden. Frankreich   steht aus dem Standpunkt, daß eine Dauerkontrolle ohne Zugeständnisse an Deutschland   durchgeführt werden könne. Der englische   Botschafter in Paris  , hardinge, überreichte der Botschafterkonferenz ein neues Memorandum, worin der Standpunkt der englischen   Regierung austechterhalten wird. Die Debatte wird heule fortgesetzt.
Polens   �aitung in Genf  . DasJournal de G e n e v e", ein keineswegs proveutfche« Blatt, führt zu den deutsch  -polnischen Verhandlungen aus, daß die polnische Abordnung durch ihre Haltung in der L i q u i d a t i o n s- frage die gesamte Arbeit, die die betreffende Unterkommission seit sechs Wochen geleistet habe, wieder in Frage stelle. Sie beruft sich, heißt es in dem Artikel weiter, auf die Verfailler Bestimmungen. um volle Attionsfreiheit zu fordern, während Deutschland   sich auf den Beschluß der Botschafterkonferenz und auf die Interessen der oberschlesischen Bevölkerung stützt. Ebenso lehnt Polen   in der Minderheitenfrage das neu« Statut ab unter Hinweis auf den Vertrag vom 23. Juni 1319, während Deutschland   auch hier das Recht hat, sich auf den Beschluß des Völkerbundrates und auf den Geist, in dem dieser Beschluß gefaßt wurde, zu stützen. Das Blatt hofft aber, daß eine Einigung noch zustande kommen wird, ohne daß Präsident Calonder endgültig entscheiden muß.
Lemck haftentlassen. Der Hallesche Kommunist Lemck,. dessen Aussagen über den mitteldeutschen Putsch in den bei Klara Zetkin  beschlagnahmten Akten besonders gravierend für die Kommunistische Partei   und ihren Eberlein waren, ist jetzt gegen Kaution aus der Untersuchungshaft entlassen worden.
ihm, da er sich gerade auf Reisen befand, das erwartete Präsent all- sogleich nachsenden. Der Hering galt danials, nebenbei bemerkt, nicht nur als begehrtes Nahrungsmittel, sondern auch als Medizin. Er soll", so heißt es in einem alten Hausbuch,die Krankheiten wie die Sonne den Nebel zerreiben, insonderheit Fieber und Husten ver- treiben, den Hundebiß heilen, vom Haupte die Flüsse ziehen, die Wassersucht verzehren." Um diese vielartigen Wunder zu verrichten, mußte er möglichst frisch genossen oderunter die Fußsohlen gebun- den" werden. Aus gesundheitlichen Gründen verbot deshalb der Leipziger   Rat schon zeitig,alden Heringk", sobald der neue ange- kommen war, spätestens aber nach Michaeli, weiter zu verkaufen. Ein großer Schrecken ging daher im Jahre 1501 durchs Land, als es hieß, die in diesem Jahr gefangenen Heringe enthieltengewisse Würmlein" und ihr Genuß sei nicht nur der Gesundheit nachteilig, sondern könne sogar den Tod zur Folge haben. Besonders der A l- tenburger Mag! st rat nahm sich der Sache mit größtem Eifer an, ließ alle in der Stadt vorhandenen Heringstonnen durch den Marktvogt und zwei Fischschätzer aufschlagen, und allenthalben wurde in den Heringsbäuchenein Knötlein und darin ein weißes Dinglein, wie Wurm gestaltet, doch nicht lebendig" gefunden. Nach- dem er noch zwei Doktoren der Medizin hierüber gehört, befahl der Rat,denselben Hering hinwegzuschaffen, woher er gekommen, an- dernfalls würde er ihn durch den Diebshenker ver- brennen lassen". Derartigen Maßnahmen oder wenigstens ihren Androhungen begegnen wir in alten Chroniken auch anderer Städte wieder und wieder. Und tatsächlich wurde in Dresden   im Jahre 1SS3 einer Hökerin eine Tonne Heringe, die sich nicht als rich- tiges Kaufmannsgut erwies, von Rats wegen weggenommen und dem Sckarfrichter übergeben, der sie am Montag nach Nikolai aui öffentlichem Markte an den Pranger stellte, dann auf die Brücke brachte, die Reifen durchhieb und in die Elbe   stürzte. Ale die Kunde der aufregenden Altenburger Entdeckung und die gleich- zeitig zurückgeschickten Heringe in Hamburg   ankamen, ließ auch dort der Senat die Fische durch vier Sachverständige,die von Ju< gend auf beim Heringsfang und Einpacken erzogen", untersuchen, und diese sagten am 2. September 1581, nachdem sie den herkömm- lichen E i dmit ihren ausgestreckten Armen und aufgerichteten leib» lichen Fingern" geleistet hatten, aus:daß der beste Hering, der von den KaufleutenVollgut" genannt wird, vom Haupte an längs dem Rücken bis an den Nabel(\) Röhrlein oder Aederlein habe, die im Salze der Pökel zusammenschrumpfen, und was man in Alten- bürg gefunden, seien solche Drähte." Nach dieser Feststellung mag wohl die Furcht wieder gewichen sein, aber in Ulm  , wohin die Kunde davon auch gedrungen war, ließ der Rat noch am 7. März 1582 einPatent" veröffentlichen, worin er der Bevölkerung zu ihrer Beruhigung mitteilte, daßnach der fast einhelligen eidlichen Erklärung etliche Personen, die des Hörings Verstand haben, solches Gewächs nichts anderes fei, denn des 5)ärings natürliche Feistigkeit und den Menschen ohn' Gefahr wohl zu genießen"... Groste Volkpopcr. Der 6. Opernabend im Marmorsaal am DonnerS- tag, den 6., abends?'/, Uhr, ifl ein Puccini-Levncnvallo-�Ibend. Mitwirkende sind: Meta Seinemcyer. Björn Talen, Tbcodor S�eidl und da? Orchester der Deulilbcn(Srammapbon A.O>. unter Bruno Seidlcr-Winklcr. Ter Bolkskraftbund veranstaltet am tt?.. abend? 7'/, Ubr. in der Musikbochichule eine Aufführung von Lisjts Danle-Zinsor.ie jür großes Orchester, Frauenchor und Orgel.