Trauerfeker für Ernst Zrancke. � Die„Gesellschaft für soziale Reform" hatte die Angehörigen und freunde des verschiedenen Sozialpolitikers Dr. Ernst Fronde zu einer Gedächtnisfeier am Sonnabend nachmittag in den Meister- saal geladen, charmoniumspiel und Gesang eröffneten die weihevolle Erinnerungsstunde. Warme Worte fand cherr v. Berlepsch, der Ehrenpräsident der Gesellschaft, für den verstorbenen Freund. Pro- fessor Dr. H e r k n e r gab einen kurzen Abriß von dem Lebensgang Franckes. Seine Arbeiten über die Lage der bayerischen Schuh- »nacher und über die Lage der in der Seeschissahrt Beschäftigten verraten tiefen Forschergeist. Francke war Liberaler, aber er war zu liberal, um ein liberaler Parteiführer sein zu können. Seine Tätigkeit für die„Soziale Praxis" und für die„Gesellschaft für Sozialrcform". später für den„Äolksbund für Freiheit und Pater- land", seine nie rastende Arbeitsfreude haben der letzten Krankheit ihre Arbeit erleichtert.— Einer der anderen Redner erinnert an seinen Ausspruch:„Was soll ein gesunder Mensch am Sonntag anderes tun, als arbeiten." Francke nannte sich bescheiden „Schriftsteller": Fachgelehrter wollte er nicht sein. Dr. Ludwig Ä c y d c betonte, daß die„Gesellschaft für Sozialreform" auch in Zukunft der Arbeiterschaft an die Seite springen werde, wenn sie von sozialer Entrechtung bedroht sei. Gesang und Harmoniumspiel beendeten die schlichte Feier. „Der Kriegsplan ües Sraukapitals". Unter dieser Ucberschrift brachten wir vor einigen Togen einen längeren Bericht über eine Sitzung des Großen Ausschusses des 5>eutschen Brauerbundee, die im Berliner Adlon-Hotel getagt hatte. Aom Vorstand des genannten Bundes werden wir darauf ouimerk- lom gemacht, daß es sich nach seiner Meinung nicht um«ine Geheim» sitzung handelte: es sei niemand nach einer Legitimation gefragt wor» den: im Gegenteil wären sogar einige Pressevertreter einaladen gewesen. Im übrigen schickt uns der Vorstand eine längere verich- tigende Darstellung, der wir das Folgende entnehmen: Es fei unrichtig, daß der größte Teil der Sitzung des Großen Ausschusses des Deutschen Brauerbundes am 14. Oktober 1921 im Hotel Adlon irgendwelchen. Besprechungen, Anträgen und Aus» sprachen über die Abwehr der Antialkodolbcwegung gegolten hat. Wahr sei vielmehr, daß lediglich zwei Schweizer Herren, Dr. K ü r i)» Basel und Dr. R e u m a n n- Bern, je einen Bortrag über die Bekämpfung der Antialkoholbewegung in der Schweiz gehalten hoben, ohne daß vor oder nach dielen Vorträgen sich an dies Thema irgendwelche Besprechungen, Anträge und Aus- sprachen angeschlosien haben. Ebenso Hab« irgendein« Bezugnahm« auf deutsche Berhältnisse überhaupt nicht stattgefunden. Auch sei von einer Gewinnung der Schulbehörde oder Iugend für irgendwelche Alkoholpropaganda überhaupt nicht gesprochen worden. Bon den referierenden Schweizer Herren sei nicht emp» fohlen worden, sich bei der Abwehrpropaganda den„Mantel der Wissenschaft umzuhängen" oder im„Dienste des Alkoholkapitals stehende Wissenschaftler" für Abfassung von Berichten in unserem Sinne zu gewinnen. Es sei vielmehr lediglich empfohlen worden, die Stimmen unbeeinflußter, prominenter Aerzte und Forscher, die sich gegen eine radikale Trockcnlegungspolittk nach amerikanischem Dorbilde aussprechen und sich dabei auf wissenschaftliches, einwand» freies Material stützen, nach Möglichkeit zu oerbreiten. Im Sinne dieser Auffassung unterstützt der deutsche Brauerbund pewisse Organisationen, die für den Mäßigkeitsstandpuntt «intreien._ Eberl an Ledebour . Reichspräsident Ebert hat dem Reichstags. abgeordneten Ledebour, der bekanntlich gestern verunglückt ist und einen Unterschenkelbruch daoongeiragen hat, seine Anteilnahme bekundet und der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß da» Krankenlager Ledebours nicht von langer Dauer sein werde. Das Befinden de» Abgeordneten gibt zu Besorgnisien keinerlei Anlaß. Die bisherige Ienkralversorgungskasse führt von setzt an die Bezeichnung Reichsversorgunaskass«. Sie befindet sich Berlin W.S, Könizgratzer Straße 122 sZcntrum 742). Alle Personen und Stellen, die mit dem allgemeinen Pensionsfonds und mit den De- Hörden und Einrichtungen für die Versorgung ehemaliger Heeres» und Marineangehöriger zu verkehren haben, werden auf die Aende. rung ausdrücklich aufmerksam gemocht. Enlrniekonlrolle im Umherziehen. Am Donnerstag hat auch in Echwandorf in der Oberpfalz ein« Ententekommission, begleitet von einem bayerischen Offizier, rie Geschäftsführung der Stadt in bezug auf das Polizeiwesen kontrolliert. Beanstandungen wurden nicht erhoben. Die Kommission begab sich dann nach A m b e r g.
Da» Ende der Grippe? Die„spanische" Grippe, die in England besonders große Verwüstungen anrichtete, ist auch dort im Ab- nehmen begriffen:«r.d wenn der bekannte englische Arzt Archdole Reib Recht behält so wird man ein Menschenaiter lang nicht mehr von dem verhängnisvollen Gast zu reden brauchen. Nach Dr. Reib ist die Seuche ein Nachzügler der großen Pandemie de, Jahres 1918/19. Solche Pandemien hinterlassen immer einen Schweif: die Infektion verlangsamt sich zwei oder drei Jahre, taucht gelegentlich noch vorübergehend aus und sucht diejenigen heim, die nicht immun sind. Aber es ist wahrscheinlich, daß die Grippe in ihrer klassischen Form mit der Komplikation der gefährlichen Lungenentzündung wenigstens für ein Menschenalter verschwinden wird, vielleicht sogar für 40 oder 50 Jahre. Man hat festgestellt, daß die Influenza- seuchen in der durch Lungenentzündung erschwerten Form während eines Menschenalters nur einmal austreten. So gab es eine im Jahre 1842/43, eine andere nach 47—43 Iahren im Jahre 1890 und eine dritte im Abstand von 28 Iahren im Jahre 1918. Das Kennzeichen der Epidemie des Jahres 1890 war die starke Sterblichkeit der alten Leute. Im Jahre 1918 wurden dagegen gerade junge Leute hinweg- gerafft, während die alten verschont blieben. Man konnte feststellen, daß die im Jahre 1890 Erkrankten 1918 nicht wieder von der Seuche ergriffen wurden. Bisher ist noch kein Fall bekanntgeworden, daß jemand zweimal denselben Typus der Influenza gehabt hatte. Das alles aber wird uns nicht vor den Verbündeten der spanischen Grippe schützen, denn es gibt vielleicht 20 verschiedene Typen der Influenza, die üch zwischen einer Pandemie und der anderen unliebsam be- merkbar machen. Eine Gesellschaft von Freunden der Technischen Hochschule. In der Technischen Hochschule in Berlin wurde eine Gesellschaft von Freunden der Technischen Hochschule in Berlin begründet. Was zu schützen und wo zu helfen ist, das bedarf kaum der Worte: in den Versuchsfeldern, Laboratorien und Instituten mangelt es an Ma- fchinen, Apparaten und anderen Hilfsmitteln, um Unterricht und Ausbildung auf der notwendigen Höhe zu erhalten, die Bibliotheken und konstruktiven Lehrmittel veralten und werden immer lücken- hafter, den Studenten fehlt es an Vorlagen, an Büchern und Zeichen- geräten. Die Mittel des Staates können trotz wesentlicher Erhöhung nicht entfernt ausreichen: hier wollen die Freunde der Technischen Hochschule eingreifen. Der Dollar. Einem Theaterdirektor war es gelungen— so be. richtet„Das Tagebuch"— für sein Unternehmen amerikanisches Geld au bekommen. Das nächste Stück wurde mit Balutapomp inszeniert. Als eine Sensationsszene besonders grell und laut gebracht wurde, sagte ein Eingeweihter zu seinem tief ergriffenen Freunde:„Hörst Du, wie der Dollar grollt!"_ Großes Schauspielhaus. Der Abonnementeverkaus für die Spielzeit ISN/SS beginnt am 15. März ES sind in Aussicht genommen: Hebbel » „Nibelungen ", I. u. 2. Teil, Shakespeare «„Gezähmte iSider» s p e n st i g e Grabbe«.Napoleon ". SozzlS.Turandot" und Raimund«.Derichwender", außerdem ein von Max Steinhardt inszeniertes JBerk QfsenbachS, Taö Gaitspicl bei Jüdischen KLnstlcrtheaterS im Theater in der rtommondantenslrag? gebl am 8. zu Ende. Vom 15. wird unter der glcuficn Direltton mit einem deutiche» En'emble die Suilon neu eröffnet Leo Atentcr spricht am II. März 8 Uhr im liünülerhaut Satiren, Grotesken, Galgenhumor und Galnenlieder. Karten zu ermäßigten Preisen tn»er.YorwärtS'-Vuchbondlun»
Die wieöeraufbaufrage.
Der Reichstag hat gestern die Genehmigung zur Strafoer- folgung gegen die Abgg. Unterleitner, Düwell, Diener, Puchta, Reich, Keil und Iaud versagt.— Nach Erledigung kleiner Vorlagen durch Ausschußüberweisung wird in ollen drci Lesungen der Gesetzentwurf zur Ueberleitung des Rechtszustandes in Oberschlesien verab- schiedet. Darauf wird der Haushaltdes Wiederaufbaumini- st e r i u m s weUerberaten. Staatssekretär Dr. Müller: Di« Reichsregierung denkt im Augenblick gor nicht daran, das Wiederaufbauministerium aufzulösen. Es muß bestehen bleiben, um eine reibungslos« Durchführung der wirtschaftlichen Friedensbestim- münzen zu garantieren. Die Regierung wird, soweit es die Finanz- läge gestattet, den Wünschen der Ausländsdeutschen entsprechen. Die Abwicklung der Koloniawerwaltung bietet wegen der weiten Entler- nungen und weil wir das Aktenmaterial nicht vollständig hier haben, besondere Schwierigkeiten. Trotzdem sind bereits 2500 Beamte ge- fallen und von 15 vortragenden Räten nur 2 geblieben. Bnm Reichsausschuß für den Wiederaufbau der Handelsslott« ist über- flüssiges Personal nicht vorhanden. Die Reichsregierung hat sich von Anfang an bereit erklärt, Sachleistungen für den Wiederaufbau Nordsrankreich» zu leisten und hat alles getan, um diese Arbeiten durchzuführen. Auf der Gegenseite hoben wir leider nur ein halbes Entgegenkommen gefunden. Was die Sachleistungsorganisation an- geht, so ist es fiotwendig, daß alle, die an solchen Lieferungen bete!- ligt sind, in diese Organffation« i n g e f ü g t werden. Wir haben von Frankreich kein Entgegenkomme« gefunden fHört, hört), trotz der ständigen Bemühungen der deutschen Delegation stocken die Arbeiten. Von uns Angebot um Angebot, von uns Bereiffchast um Vereiffchaft, aus der andern Seite aber wenig Entgegenkommen oder wenig Neigung, auf unsere Vorschläge einzu- gehen.(Abg. 5?elffer!ch: Das Ganz« nennt man Erfüllungepolitik!) Ich darf dabei auch erinnern an die Zusammenkunft von Vertretern der deutschen und französischen Gewerkschaften, die sich um Besse- rung bemühen. Der Staatssekretär gibt eine ausführliche Ueberficht über die französischen Pressestimmen zur Frage de Wiederausbaus durch deutsche Arbeiter. Bei der ganzen Sachlage bestände wenig Aus- ficht dafür, deuffch« Arbeiter in den zerstörten Gebieten zu beschäf- tigen. Die Reichsregierung werde aber trotzdem fortfahren, sowohl Kapital als Sach- und Arbeitsleistungen der französischen Regierung zur Verfügung zu stellen. Abg. Dr. Haas(Dem.): Den Ausländsdeutschen gab man bisher nur Verordnungen, Erlasse, Gesetz« und Richtlinien, aber in Wirklich- keit nicht». Man sollte vorläufig Vergleich« mit den Leuten schließen, damit sie schnell ein Kapital bekommen ,mit dem sie arbeiten können. Abg. Dr. Fleischer(Ztr.): Nicht das Wiederoufbauministertum, sondern dos Finanzministerium ist Schuld daran, daß das Ver- ständnis für die Heranziehung der produktiven Kräfte unsere» Volkes für den Wiederaufbau fehlt. Abg. Ernst(U. Soz.): Wäre man nach den Richtlinien der Ar- beitertlasse beim Wiederaufbau vorgegangen, dann wäre er heute sehr viel weiter. Die Klagen über den anzureichenden Wiederaufbau der deutschen Dinnenschisfahri sind berechtiat. Di« Fahrzeuge müssen den Privat schiffern zu billigen Preisen zup Verfügung gestellt werben. Abg. Dr. veermann(Bayr. Dp.) wünscht Verminderung des Personalbestandes und wünscht, daß die französische Rheinschrfsahrt die deutsche nicht lahmlege. Abq. Laverrenz(Dnat.) meint, die Regicrinm müsse immer wie. der darauf dringen, daß Deutschland zur kolonialen Mitarbeit zuge- lassen wird.
Abg. Frölich(Komm.): Der neue Sachlieferungsvertrag birgt die Zerrüttung unserer Wirffchaft in sich. Auf Anregung der Abgg. Zaud(Bayer. 55p.) und Dr. ftaos (Dem.) über dre Beteiligung des deutschen Handwerks an den Sach- lieferungen erklärt Staatesekretär Dr. Müller, daß wegen Vorschuß- lcistungen für das Handwerk Verhandlungen eingeleitet seien. Damit ist die Tagesordnung erschöpft. Präsident Höbe: Der Aeltestenausschuß ist dahin übereingekommen, den Haus- Haltsausschuß und den Gteuerausschuß In den ersten drei Tagen der nächsten Woche die Möglichkeiten zu geben, ihre Arbelten zu beenden. Die nächste Sitzung des Plenums soll erst Donnerstag stattfinden. Verschiedene Pressenotizen über einen Ausfall der Sitzungen von ein bis zwei Wochen erwecken den Eindruck, als ob die Absicht be- stände, so lange Zeit die parlamentarische Arbeit in Deutschland ruhen zu lassen. Es soll gerade das Gegenteil erreicht werden, nämlich eine Förderung der parlamentarischen Arbeiten in den Kommissionen und damit auch eine schnellere Erledigung im Plenum. Ich schlag« daher vor. die nächst« Sitzung am Donnerstag 2 Uhr mit folgender Tagesordnung: erste Lesung de» Entwurf» über die Verwendung von Wartegeldempfängern: zweite Lesung de» Brannt- weinmonopolgesetze« abzuhalten. Dieser Dorschlag des Präsidenten ruft ein« lebhaste Geschäftsordnungsdebatte hervor, in der Deutschnationale und Deutsche Dolkspartei Abfetzung des Branntweingesetzes fordern. Reichskanzler dr. Vieth: Ich bin wiederholt von der Kommission dahin unterrichtet wor- den, daß in verhältnismäßig kurzer Zeit mit wenigen Sitzungen die Kommissionsberatungen zum Abschluß gebracht werden konnten. Man muß bei der Erledigung des Steuerwerkes auch darauf Bedacht nehmen, daß eine rasche Erledigung besser ist, als eine Verzöge- rung um Tage oder gar um Wochen. Wenn wir schon in den sauren Apfel beißen müssen, so muß man sich auch klar sein, daß eine rasche Erledigung nach monatelangen Beratungen jetzt geradezu als ein« außenpolltische llotwendtgkeit erscheint. Jetzt muß über da» Steuerkompromiß die politische Entscheidung sollen. In einer ver- tagung des Reichstages um ein« Woche würde ich einen politischen Fehler sehen. Wir werden eine politisch gute Tat tun, wenn wir bereits am Donnerstag im Plenum in di« Lesung einzelner Teile des Gesetzes eintreten, insbesondere de» Branntweinmonopols. Ich will keinen Zweifel daran lassen, daß tn der nächsten Woche elne vollkommene Klärung über di« Gesamtheit der Vorlagen erfolgen soll. Es ist notwendig, daß die politischen Parteien über die Konstruktion der Zwangs- a n l e i h e alsbald klar sehen. Sollten die vereinigten Steueraus- schüsse zusammentreten, so könnte da» vielleicht schon am Mittwoch geschehen, um die innen» und außerwolitisch absolut notwen- dige Klarheit herbeizuführen. Wollen wir in der Welt ernst genommen werden— und das Ist unser Wunsch— so müssen wir dieses Werk nun auch zum endgültigen und politischen Abschluß bringen.(Beifall bei den Koalitionspartelen.) Abg. Wels(Soz.): Nach dieser ernsten Mahnung des Reichs- kanzlers würden wir es nicht verantworten können, dem Antrag« Schultz zuzustimmen. Nachdem Abg. Schuld(Dnat.) erklärt hatte, daß sein« Partei sich nicht abhalten lassen wero«, das Branntweinmonopolgesetz auf das gründlichste zu beleuchten, beantragt Abg. kioeuen(Komm.), am Montag den kommunistischen Antrag auf Aenderung des§ 218 StGB.(Äbtreibung) zu beraten. Nach einer kurzen Erklärung des Abg. Dr. Levl(RAG.) stimmt das Habs dem Vorschlag« de» Präsidenten zu. Nächste Sitzung: Donnerstag. 2 Uhr. Schluß gegen S Uhr.--i»
Wirtschttst Fortgesehte Devisenhausse. Di« Verschlechterung der Mark hat im Laufe der letzten Woche angehalten und schließlich dazu geführt, daß der Dollar am Wochenend« um fast 80 M. hoher bewertet wurde als in der Vorwoche. Die Verschlechterung beträgt also 13,5 Proz. des ur- sprünglichen Standes. Die Kurecntwicklung stellt sich an den Ber - liner Geldkursen zweier Hauptdevisen folgendermaßen dar: 25.2. 27.2. 28.2. 1.3. 2.3. 3.3. 4.3. 1 Dollar.. 222 60 228,27 227,27 220,77 230,51 261.49 251,74 I Pf.Sterl. 975,60 1004,95 1007,95 1021,45 1060,40 1113,85 1118,66 Die Steigerung der Devisenkurse, die bis Freitag sich fortgesetzt hat. wird in erster Linie aus den erhöhten Bedarf der Ein- fuhrwaren, insbesondere Rohstoffen und Lebensmitteln, zurück» gefiihrt. für den sich jetzt die Importeure eindecken. Die Nachfrage nach Devisen ist so stark, daß die Versuche der Reichsbank, die Be- wegung zu dämpfen, keinen wesentlichen Erfolg hatten. Es scheint demnach, daß auch spekulative Kräfte am Werk sind, insbesondere mit Rücksicht auf die Tatsache, daß mancher neue Reich? sich vor der beabsichtigten Zwmigsanleihe durch eine Flucht vor der Mark zu retten versucht. Um so größer wird aber der Papiermarkbetrag. den die übrigen aufzubringen haben. Es wäre deshalb nur«ine Pflicht der Selbsterhaltung, wenn Industrie und Handel sali». dorisch einer weiteren Verschlechterung des Markturse» entgegen» wirken würden. Im Vergleich zu früheren Stichtagen ergibt die Kursbewegung der wichtigsten Devisen folgendes Bild: am lt. 1. 21. 1. 28. i. 11. 2. 25 2. 4 3. 100 boll. Gulden 6658 7243 7388 7452 8491 9540 1 Pfd. Sterling 762 843 853 869 976 1114 1 Dollar... 180 200 200 200 222 262 lOOftanzöf. Fr. 1498 1623 1648 1708 1990 2294 100 Sckiweiz. Fr. 8511 8898 8006 8901 4841 4050 100 tschech.«r. 293 845 890 375 893 411 100 österr. Kr.. abgestempelt 6.48 5.88 5,78 6,83 4.88 4.58 Seit dem 11. Februar hat sich also der Wert der Mark im Aus- lande um mehr als ein Viertel, seit dem 14. Januar ummehrals ein Drittel verschlechtert. Die tschechische Krone, die schon seit längerer Zeit zu den höher bewerteten Devisen aufrückt, hat ihren Unterschied zum Kur« der Mark noch weiter erhöht. Diese Kursentwicklung ist besonders bemerkenswert deshalb, weil am 1. März das neue Devisengesetz in Kraft getreten ist, das es dem Reiche ermöglicht, die Kursgewinne au» Devisen- spekulotionen wenigstens zu einem erheblichen Teile zu er- fassen. Für die Z w a n g s a n l e i h e, die nach unseren Forderun- gen so bald als möglick aufgebracht werden mutz, bringt die Gegen- Überstellung der Kurse der letzten beiden Monat« eine wichtig« Lehre: Nachdem sich die Mark innerhalb von zwei Monaten wieder um mehr al» ein Drittel verschlechtert Hot, würde ein geringfügiger Anreiz zur Zahlung der Zwangeanleihe seine Wirkung voll- ständig verfehlen. Weder ein erhöhter Zinssatz noch ein günstigerer Kurs könnte den Verlust ausgleichen, der dem sorgsam rechnenden Kapitalisten bedroht, wenn er nicht mit der Einzahlung der Anleihe wartet bi» zu einem Zeitpunkt, an dem die Entwertung der Mark weiter fortgeschritten ist und so sich der Anteil de» Betrages, den er zu zeichnen hat. an seinem Geknmtsermögen oermindert bat. Es bedarf also zweifellos stärkster Mittel, will man die Gefahr eines Mindeststandes der Mark oermeiden und wirklich eine baldige Zahlung auf di« Zwang»anleihe und damit ein« Erleichterung für
die Reichsfinanzen erreichen. Andernfalls wird die Spekulation auf ein« weitere Entwertung der Mark die Sachwertbesitzer davon abhalten, eher Einzahlungen vorzunehmen, al» es ihnen unbedingt 'notwendig erscheint. Diese Spekulation wird noch begünstigt dadurch, daß die gegenwärtig« Valutaveschlechterung in ganz be- deutend erhöhtem Umfange auch auf die I n l a n d, k a u s k r a f t der Mark rückwirken muß. Wir befinden uns in einer Zeit der Angleichung unserer Preise an die Weltmarktpreise. Bei der Valutaverschlechterung aber eilen die Weltmarktpreise davon, und so muh eine weitere Verteuerung der Waren im Inland und damit ein« Entwertung der Lnlandskauskraft der Mark Platz greisen. Die Befürchtungen vor einem bevorstehenden Niedergang der Konjunktur infolge der Erhöhung der inländischen Pro- duktionskosten, wie mir sie am letzten Sonntag zum Ausdruck brachten, werden durch die gegenwärtige Bollstaverschlechimmg für die nächste Zeit hinfällig. Damit ist jedoch nicht gesagt, daß sie voll- kommen gegenstandslos sind. Di« Balutabewegung trägt einen so spekulativen Edarakter, daß niemand voraussagen kann, wann der unvermeidliche Rückschlag eintritt. Wohl läßt das weitere Anwachsen des Notenumlaufes mir aerinqe Hoffnung auf eine Stillegung der Notenpresse. Aber sib'ießllch kann auch anr internationalen Devisen- markt die Tatsg-be nicht außer Geltung gebracht werden, daß die gegenwärtigen Reparationsleistungen Deutschlands nach dem letzten Zahlungsplan ganz erheblich geringer und leichter aufzubringen sind, als etwa die noch im Londoner Ultimatum aufgestellten Fordmm- gen erfüllt werden tonnten. Kommt da» Ausland zu dieser Er- kenntnis, so kann sehr leicht der Fall eintreten, daß. entgegen dem Willen der deutschen Spekulation, sich der Kur» der Mark plötzlich und für längere Zeit bessert. Dann aber besteht die Gefahr der industriellen Krise weiter. Daß da» durchaus möglich ist, obwohl die gesamte Finanzwelt mit der. deutschen Auffassung einig geht, daß die Reparationen auch jetzt noch«ine unerträgliche Be- lastung darstellen, dafür haben wir einen Beweis im Frühjahr 1920 bereits erlebt, wo noch lang« vor einer Revision des Dersailler Diktates eine erhebliche und lange währende Erholung der Mark mit schweren nachteiligen Folgen für di« deutsche Wirffchaft erfolgte. Start« Zunahm« des Papieegeldumlause». Der Reichsbank- auswei» von Ende Februar zeigt nicht nur ein starkes Anschwellen der an die Reickebank gestellten KreditanforderunqeN, sondern auch eine erhebliche Zunahme des Papiergeldumlauf», und zwar um rund 4,4 Milliarden Mark. Die umlaufenden Banktzoten be- laufen sich setzt auf 120, die Darlehnskassenscheine auf annähernd 8 Milliarden Mark. Ermäßicmng der Bahntarife für Zeikungsdruckpopier. Die maß- gebenden- Stellen hoben grundsätzlich eine Herabsetzung- der Bahntarife für Zeitungedruckpapier beschlossen. Es sind nur noch die entsprechenden Verhandlungen mit den Holzlieferanten vonnöten, um in den nächsten Tagen die Tarif- Herabsetzung zum Abschluß bringen und damit die so dringend er- wünschte Berbilligung des Zeitungsdruckpapiers eintreten lassen zu können.— Hoffentlich kommen diese Verhandlungen bald zum Ab- schluß! Eine Ermäßigung der Herstellungskosten der Zeitung ist von ihnen jedoch nicht in dem erwünschten Umfange zu erwarten, zumal die Papierpreise noch in weiterem Steigen sind. Bei der P a p i« r p r o d u k t i o n, die riesige Gewinn« erzielt, müßte der Versuch eine, wirksamen Preleabbaiie» gemacht werden, zu dem man sich noch Immer nicht ai'kraffen kann, well er ein« gemeinwirt- schoftliche Regelung dieser Industrie voraussetzt. S bleibt di« Gefahr, die setzt das gesamt« Zeitungsgswerbe, ganz besonder» di« Arbeiterpresie bedroht, weiter bestehen. 1 Soldrubel 200 000 Papierrubel. Da» Volkskommissariat für Finanzen hat den Kurs des Borkriegsgoldrubel»' für den Monat März auf 200 000 Sowj«tr«d«l festgesetzt.