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Nr. 111 39. Jahrgang Ausgabe A nr. 56

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Zentralorgan der Sozialdemokratifchen Partei Deutschlands  

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Expedition Morisplas 11753-54

Dienstag, den 7. März 1922

Spitzenverbände und Teuerung.

Dorwärts- Derlag G.m.b.H., SW 68, Lindenstr. 3 Verlag. Expedition und Jnieraten. Fernsprecher: Abteilung Morisplas 11753-54

Kampf bis aufs Messer."

Der Kampf um die Außenhandelskontrolle. Um 3. März übermittelten die in den fünf Spizen- 1 Man sieht aus diesen Tatsachen, daß die endgültige Gestalt der Mit dem wirtschaftlichen Niedergange Deutschlands   was organisationen Allgemeiner Deutscher   Gewerkschafts- 3wangsanleihe bei meitem noch nicht festliegt. Schon deswegen es gewissen Kreisen möglich, Waren, die im eigenen Lande bund, AfA- Bund, Deutscher Beamtenbund, Deutscher Gewerk- nicht, weil bisher faft jeder Vorschlag des Reichsfinanzministeriums dringend gebraucht werden, zu Schleuderpreisen ins Aus schaftsbund und Gewerkschaftsring vereinigten Verbände, so- erheblichen Bedenken begegnete. Bisher hatte sich aus der Fülle land zu verkaufen. Alles nur Erdentliche passierte das be◄ weit sie Reichs, Staats- Kommunalbeamten und-arbeiter ver- feiner Ideen der Gedanke herausfristallisiert, die Zwangsanleihe in rühmte Loch im Westen". Die Regierung erließ deshalb am treten, der Reichsregierung eine schriftliche Eingabe, der Höhe von 5 Broz. der Bermögen auszuwerfen, den 1. Mai als 20. Dezember 1919 die Verordnung über die Außenhandels in der mit Rücksicht auf die gewaltig fortschreitende Teuerung Stichtag der Erhebung zu nehmen und für Vorauszahlung Prä tontrolle. Diese besagte u. a., daß die Ausfuhr von Waren fofortige Berhandlungen über eine angemessene mien, für zu späte Zahlung Strafen festzulegen. Wenn die jeder Art über die Grenzen des Deutschen Reiches mit der Erhöhung der Grundgehälter und Grundlöhne des Personals Geldentwertung in den nächsten Monaten in der gleichen Richtung Birkung zu verbieten sei, daß die Ausfuhr nur mit Bewilli der Reichs, Staats- und Kommunalbetriebe läuft wie zurzeit, dann wird derjenige, der es auf die Strafe, viel gung des Reichskommissars für Aus- und Einfuhrbewilligung gefordert wird. In der Eingabe werden feine ziffernmäßigen leicht 10 Proz. des von ihm zu leistenden Zwangsleihebetrags, an- oder der sonst zuständigen Stellen erfolgen darf". Diese zus Forderungen aufgestellt, dagegen wird gesagt: tommen läßt, ein glänzendes Geschäft machen. Er zahlt mit entwer- ständigen Stellen sind die Außenhandelsstellen. Jezt ist nun von gewiffen Kreisen der Außenhandels zahlt und sich eine Prämie unter dieser Parole haben die Exporteure den Krieg gegen die Außenhandelsstellen begonnen. Die Strategen" in diesent Feldzug" find u. a. der Handelsredakteur der Hamburgischen Börsenhalle" und der deutsch  - volksparteiliche Reichstagsabges ordnete Dr. Hugo, der, selbst längere Zeit als Reichsbevoll mächtigter der Außenhandelsstelle für den Exporthandel", es fertig brachte, diese Stellen aufs schärfste zu bekämpfen. Die von ihm herausgegebene Zeitung Im und Export" erscheint lediglich noch zu diesem Zweck.

Die Gewerkschaften behalten sich vor, zu Beginn der noch feft- tetem Geld einschließlich Strafe viel weniger, als wenn er rajtontrolle Rampf bis aufs Messer" angesagt worden

zufezenden sprechend zu begründen. Mit Rücksicht auf die unter den Beamten und Arbeitern vorhandene große Erregung wird ein rashes Handeln und die sofortige Festjehung des Verhandlungstermins verlangt."

Die Reichsregierung hat inzwischen den Berhand­lungstermin auf Freitag, den 10. März, festgelegt. Zurzeit finden in den beteiligten Berbänden Beratungen über die Höhe der zu stellenden Forderungen und das tattische Zusammen­arbeiten statt. Allem Anschein nach wird auch diesmal die Einheitsfront zwischen den 5 Spitzenorganisationen her­gestellt werden.

Um die Zwangsanleihe.

ausdrückt.

eine Belohnung werden. Mit der geplanten Selbsteinschätzung sieht es ähnlich aus. Nach welchen Bewertungsgrundsätzen soll sie er­folgen? Die Grundbesitzer werden mit Bergnügen den alten Streit von neuem anfangen, daß fie nicht ihr Vermögen nach dem gemeinen Bert, sondern nach dem Ertragswert berechnen. Wirft man Kapital und Sachvermögen zusammen, dann werden diejenigen, die beides befigen, ihre Zwangsanleihe aus dem bei zunehmender Ent­wertung des Geldes rasch wachsenden Kapitalvermögen zahlen und ihr Sachvermögen wird weiter von ernsthafter steuerliche Belastung frei bleiben. Wieviel sind überdies am 1. Mai als Stichtag Sach Mehrzahl der Industriellen von Anbeginn Feinde der Außens Die Händler waren im Gegensatz zu der überwiegenden vermögen wert? Es ist bekannt, daß, zumal bei Selbsteinschätzung, handelskontrolle. Es ist selbstverständlich, daß so manches Ge die Berte viel langsamer" steigen, als sich in der Geldentwertung schäft, das im Interesse der deutschen   Volkswirtschaft hätte von Bei einer geschickten Kalkulation sind dann die fünf Prozent des Vermögens nur noch ein Prozent oder noch weniger. selbst unterbleiben müssen, jetzt auch nicht mehr zur Ause Während der Vertegung der Plenarsizung des Reichs- Nun geht man sogar mit dem Gedanken um, die Zwangsanleihe führung gebracht werden konnte, so daß dem deutschen   Volks toges fuchen der Hauptausschuß und der Steuerausschuß die lombardfähig zu gestalten. Das wäre wahrscheinlich vollendete permögen große Werte erhalten blieben. Zur Ausfuhr wurs Borliegenden Arbeiten zu erledigen. Im Steurausschuß find Bleite für die Reichsfinanzen, denn die Zwangsanleihe fame wo- den Richtlinien aufgestellt, die darin gipfelfen, daß für sämt am Montag jedoch nur Einzelgejezentwürfe beraten worden. möglich auf dem Umwege über die Darlehenskassen zu ihrem Aus- liche Waren, die zum Erport freigegeben werden konnten, Das Steuerkompromiß, insbesondere die Zwangsanleihe stand gangspunkt zurück, der Papiergeldbedarf würde damit weiter riefen- Mindestpreise festgesetzt wurden, und daß für andere wieder, die nur in geringem Maße vorhanden waren, ein Ausfuhr nicht zur Beratung, da norher noch Berhandlungen zwischen haft steigen. der Regierung und den Koalitionsparteien über wichtige Sicher find das alles Erwägungen, die auch von den Fachleuten des verbot ausgesprochen werden mußte. Gegen diese unbedingt Einzelheiten notwendig sind. Voraussichtlich finden die 2 b= Reichswirtschaftsrats und vielleicht auch im Reichsfinanzministerium notwendigen Maßnahmen richtete sich der Zorn der Händler, jchlußbesprechungen für das Steuerkompromiß am angestellt werden. Man möge sich nur bewußt sein, daß die Zeit Sie betonten immer wieder, daß sie nicht eher ruhen würden, Dienstag mit dem Reichskanzler statt. Ein Ergebnis ist drängt, und daß eine flare Formulierung der Zwangsanleihe, die bis die" lästige Fessel" gesprengt sei. Sofortige Aufhebung vor Mitte der Woche nicht zu erwarten, da die endgültige Ent- den Notwendigkeiten der Reichsfinanzen Rechnung trägt, rasch der Außenhandelsstellen!" so lautete ihre Parole. Zum Berständnis sei hier noch bemerkt, daß den Außens scheidung über die 3 mangsanleihe in den meisten gefunden werden muß. Eine Zwangsanleihe, durch lange Berhand handelsstellen ein sogenannter Außenhandelsausschuß" bea Fällen den Fraktionen vorbehalten bleibt. Am lungen in ihrem Grundgedanken ins Gegenteil verkehrt, könnte das ratend zur Seite steht, in dem Arbeitgeber und Arbeitnehmer Montagvormittag fanden fanden unverbindliche unverbindliche Besprechungen Reich am allerwenigsten vertragen. zwischen dem Reichskanzler und Vertretern der Deutschen  Boltspartei statt.

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Die Mitglieder des Finanzpolitischen Ausschusses des Reichs­mirtschaftsrats haben die dringende Aufforderung erhalten, fich für Donnerstag, Freitag und Sonnabend für Ausschußsizungen bereitzuhalten. Das Plenum des Reichswirtschaftsrats wird bis bahin nicht mehr tagen. Dem Finanzpolitischen Ausschuß sind vom Fmanzminister Dr. Hermes eine Reihe von Einzelfragen vorgelegt

: worden.

Donnerstag nachmittag möchte der Reichsfinanzminister auch die Meinung der Gewertschaftsvertreter über die Einzel­heiten der Zwangsanleihe hören. Auch ihnen ist der Fragebogen des Herrn Hermes zugegangen. Es soll aber noch nicht bestimmt sein, ob die Besprechung zustande kommt.

Das Programm der Finanzkonferenz.

Kapp und das Reichsgericht.

Es bestätigt sich, daß Rapp dem Reichsgericht gegenüber seine Bereitwilligkeit erklärt hat, sich unter gewissen Voraus fegungen zur Verfügung zu stellen. Soweit wir unterrichtet sind, gehen diese Boraussetzungen über die Feststellungen hin­aus, die Kapp in dem der Deffentlichkeit übergebenen Brief als Vorbedingung für sein Erscheinen bezeichnet. Es ist ein Antrag echt Kappscher Art, der dem Charakter eines Hochver­räters entspricht und darauf hinzielt, eine Ablehnung durch das Reichsgericht zu erfahren. Schon in den allernächsten Tagen wird das Reichsgericht zu dem Antrag Stellung nehmen. Sofort nach Beschlußfaffung soll der Antrag des Führers des Märzputsches von 1920 der Deffentlichkeit zur Kenntnisnahme mitgeteilt werden.

Lloyd George   und die Konservativen. Paris  , 6. März.( WIB.) Wie Havas mitteilt, bestätigt es London  , 6. März.( WTB.) Wie Reuter erfährt, wird Bal fich, daß die Konferenz des franzöfifchen, englischen, belgischen und four in seiner morgigen, mit Spannung erwarteten Rede Lloyd italienischen Finanzministers am 8. März im Finanzmini- Georges Beschluß hinsichtlich der Kabinettsfrise bekanntgeben. fterium zufammentreten wird. Sie wird zwei Tage dauern und fich Bisher ist Lloyd George   noch nicht zu einer endgültigen Entscheidung mit folgenden Fragen befchäffigen: 1. mit dem Finanzabkommen vom 13. Auguft, der Kohle im 1. mit dem Finanzabkommen vom 13. August, der Kohle im allgemeinen und ihrem Preis, den Saargruben und der Berteilung der ersten Milliarde;

2. mit der Frage der Besatzungskosten:

3. mit dem Wiesbadener Abkommen.

30 Millionen Hungernde in Rußland  .

gekommen; es besteht daher noch die Möglichkeit, daß er in Kürze zurücktreten wird. Chamberlain und andere Führer der Konser pativen haben bisher keine befriedigende Formel zu fin­den vermocht, die eine lonale Haltung des rechten Flügels der Konser vativen gegenüber Lloyd George   gewährleistet.

Bie Reuter meiter erfährt, ist Lloyd George   eifrig darauf be dacht, alle Möglichkeiten in Erwägung zu ziehen, die die bevorstehen: den großen internationalen Ronferenzen, deren Urheber er ist, bieten fönnen. Es ist daher möglich, daß er sich dazu bestimmen läßt, noch

Lloyd George   erkrankt?

Die Zahl der Hungernden hat sich nach amtlichen Feststellungen einen oder zwei Monate im Amte zu bleiben und auf aus Rußland   auf insgesamt 30 Millionen erhöht. Auch Turtestan ist als Hungergebiet erklärt worden. Der starte Man- diese Weise den Bedürfnissen der Stunde für den Wiederaufbau Euro­gel an Transportmitteln erschwert die Lebensmittelzufuhr. In pas den Vorrang vor seinen persönlichen Wünschen gibt. Odessa   herrscht schwerer Hunger. Kinder sterben in Maffen. In Cherifon fommt man mit der Beerdigung der Hungerofper nicht Condon, 6. Februar.  ( WTB.) Chamberlain teilte heute nach­zurecht. Der Melitopoler Kreis, die einstige Kornfammer des Südens, stellt eine Wüstenei dar. An vielen Orten ist der mittag im Unterhause mit, daß Lloyd George   wegen einer starten Erkältung an seine Wohnung gefesselt sei. Die Blät Hungertyphus   ausgebrochen. Eine Abordnung der Amerikanischen Hilfsadministration( ARA) ter melden, Blond George leide an Bronchialfatarrh und sei daher ist in Sewastopol   eingetroffen, um die Südhäfen( Sewastopol  , nicht in der Lage gewesen, an der Rabinetisfißung teilzunehmen. Er Odessa   u. a.) zu besichtigen und ihre Aufnahmefähigkeit für die habe auf ärztliches Anraten beschlossen, einen sofortigen Er holungsurlaub anzutreten und werde sich morgen oder Mitt­woch nach Criccieth begeben.

Lebensmittelzufuhren zu prüfen.

Bon den Naturalsteuern, die in den von der Mißernte

verschonten Gebieten eingefordert murden, sind durchschnittlich Neuwahlen in Litauen  . Der litauische Ministerpräsident hat 55 Broz. eingegangen, in den Gouvernements mit geringer Ertrags das Kownoer Barlament infolge Fehlens einer ständigen Mehrheit fähigteit Broz, in Sibirien   76 Prog, im Rautajus 48 Prog aufgelöst und Neuwahlen ausgeschrieben.

in gleicher Zahl vertreten sind und die gleichen Rechte haben. Der Einfluß der Arbeitnehmer, welche die Notwendigkeit der Kontrolle erfannt haben, ist zum Glück so groß, daß ohne deren Einwilligung die Aufhebung der Kontrolle nicht ohne weiteres vorgenommen werden kann. Dem energischen Auf­treten der freien Gewerkschaften in dieser Angelegenheit ist es auch zuzuschreiben, daß sich sowohl die Hirsch- Dunderschen als auch die chriftlichen Gewerkschaften für die Außenhandels kontrolle einsetzen.

Unter der Ueberschrift Rampf bis aufs Meffer" eröffnete am 22. Januar 1922 Nis Petersen   in der Hamburgischen Börsenhalle" den Reigen. Es werden in dem Artikel die vera schiedensten Händlervereine aufgeführt, die sich vorbehaltios diesem Kampfe anschließen. Ferner werden Urteile von Hans delskammern angeführt, die, wie der Jahresbericht der Ham burger Handelskammer z. B. schreiben, daß es bei der Natur der Außenhandelsstellen unmöglich scheint, Korruption aus ihnen fernzuhalten". Es würde zu weit führen, aus diesem Artikel alles hier anzuführen, welche Argumente gegen die Ausfuhrkontrolle gerichtet werden. Es flingt nur immer wieder hervor, daß der deutsche Handel durch diese Einrichtung zugrunde gerichtet wird. Bis jetzt ist unter dem Zwang dieser Kontrolle weder ein Exportunternehmer, noch sonst jemand so zu Schaden gekommen, daß das Geschäft aufhören mußte zu beſtehen. Gewiß, Unbequemlichkeiten mögen mit der Durcha führung der Außenhandelskontrolle verbunden sein, aber ge rade die Händler müßten doch diejenigen sein, die an einer straffen Kontrolle das größte Interesse haben dürften. Ber ist es denn, die sich am meisten über das lleberhandnehmen der Schieber beflagen? Doch nur die Händler. Und wer hat am günstigsten auf den starken Rückgang des Schiebertums eingewirkt? Die Außenhandelskontrolle.

allzu deutlich hervor, daß sie die Kontrolle nur dann als ein Aus sämtlichen Redewendungen der Händler geht nu für sie günstiges Instrument betrachten würden, wenn sie allein damit umgehen könnten, wie es ihnen am besten paßt. Die Arbeitnehmer verstehen es aber, allen Anwürfen in entsprechender Weise entgegenzutreten, um somit den Beweis dafür zu erbringen, daß sie in allen wirtschaftlichen Fragen größere Einsicht befizen als diejenigen Kreise, die eigentlich als Führer des Wirtschaftslebens angesehen werden müßten. Interessant ist es aber auch, feststellen zu können, daß die­jenigen Firmen, die angeblich über Mißstände zu klagen hatten, fich nicht dazu bereit finden konnten, ihren Namen ,, Eine bekannte veröffentlichen zu lassen. Ausdrücke wie: Firma schreibt uns", Wir erhalten Nachricht von einem führenden Handelshause" usw. bejagen gar nichts. Namen müffen genannt werden, damit lebelſtänden entgegengetreten Imerden tann. In einer Stelle, und amar in der für die hala