verarbeitenden Industrie, sind Mißstände, sogar grabe Miß- stände, entdeckt und in entsprechender Art behandelt worden. Wenn sich die„Hamburgische Vörsenhalle" die Verösfent- lichungen hierüber als ein großes Verdienst anrechnet, soll man ihr dieses Vergnügen gönnen. Aus den Artikeln gegen die Außenhandelsstellen seien nach- stehend einige Stilproben zur Kenntnis gebracht., Es wird in den Artikeln die staatliche Außenhandels- regelung als Förderer eines wilden Schiebertums, als ein korruptes, verrottetes und überfaules System bezeichnet. Vom Reichskommissar wird behauptet, er bilde mit seinem zum Wasserkopf aufgedunsenen Zweigapparat und Beamtenkörper die oberste Behörde zur völligen Vernichtung des deutschen Ueberseehandels, und es setze der Naivität die Krone auf, daß er selbst, wenn auch gegen seinen Willen, der größefte Förderer eines berufsmäßigen Schiebertums und geschäftlicher Unmoral werde. Die Außenhandelsstellen werden weiter als dem Außenhandel gefährliche fremde Körper im Wirtschafts- Organismus bezeichnet, die„von Korruptionen und Be- stechungen durchsetzt seien und nur noch reine Cliquenverbäude demoralisierter Eigengeschäftsinteressen- darstellen". Weiter wird von 8-t Regierungsräten in den Außenhandelsstellen ge- sprachen(gemeint sollen wahrscheinlich Reichsbevollmächtigte und deren Stellvertreter sein),„die nicht gerade stehen können" usw. Unter dem System der Zwangswirtschaft mit Lebens- Mitteln in Deutschland wurde ebenfalls der Kampf um Auf- Hebung geführt mit der Begründung, daß nach der Aufhebung sofort andere, bessere Zustände auf dem Gebiete der Er- näbrung folgen würden. Andere Zustände kamen, aber keine besseren. Eine ungeheure Teuerung setzte auf allen Gebieten ein, so daß heute ichon viele Kreise, die sich an dem Kampf um die Beseitigung der Zwangswirtschaft beteiligt haben, sie dringend wieder eingeführt wünschen. Unhaltbare Zustände würden sich fraglos zeigen, wenn die Außenhandelskontrolle beseitigt werden würde. Wenn eben das System nicht richtig sein sollte und auch an verschiedenen Stellen Unregelmäßig- leiten vorgekommen sind, so ist damit noch lange nicht der Beweis dafür erbracht, daß das Prinzip der Außen- � handelskontrolle ein falsches sei. Die Arbeitnehmer werden die letzten sein, die einer gründlichen Reorganisation, sofern sie nötig ist, nicht zustimmen werden, nur sei hier nochmals festgestellt, daß unter den gegenwärtigen Verhältnissen eine Kontrolle zur Vermeidung des Verschleuderns hochwertiger Waren— denn nur um solche halldelt es sich— unbedingt beibehalten werden muß.
Ein hinterpommersches Schuliöpll. Ter Terror eines JimkcrS v. Kleist . Don der EPD.-Kreistogsfraktion Belgard wird uns geschrieben: Der Lehrer B o r t in Natztow(Kreis Belgard) war im Herbst 1919 auf der von ihm verwalteten Schulstelle Wuckel, Kreis Neustettin , »it Stimmenmehrheit gewählt worden. Trotzdem bestätigte ihn die Sösliner Regierung nicht, sondern versetzte den sozialdemokratisch A-sinnten Lehrer Bork gegen seinen Willen und Ein- s p r u ch in das Gutsdorf Natztow, Kreis Belgard , wo das Schul» xebäude und insbesondere die Lehrerwohnung nach ärztlichem Gut- achten kaum bewohnbar war. Für die Instandsetzung der Wohnung des Lehrers wurde nichts getan und erst recht nicht, als der Gutsherr v. Kleist hörte, der Lehrer fei Sozialdemokrat. Im November 1920 richtete v. Kleist , der Zlmtsvorsteher und Schul- vorstondsmitglled ist, eins Anzeige gegen den Lehrer„An die Königliche Regierung, Abteilung für Kirchen- und Schulwesen in Köslin ". worin er den Lehrer mehrerer strafbarer Vergehen be- schuldigte und unter anderm den Verdacht aussprach, daß der Lehrer, der die Schulbeizung übernommen hatte, einen Teil der Cchulfeuerung für sich verbraucht hätte. Obgleich die republikanische Regierung durch die Adresse von dem Gutsbesitzer offensichtlich ver- höhnt wurde, hat sie die Ermittlungen gegew den Lehrer aufgenom- inen und die völlige Haltlosigkeit der Berdächtigungcn
festgestellt. Der Lehrer bat nun selterseits dl- Regierung, daß sie Strafantrag gegen den Zlnzeizenden stelle. Das lehnte die Regierung ab. Infolge dieser Verdächtigung lehnte der Lehrer Bork die Ueber- nähme der Heizung für den Winter 1921/1922 ab. Der Schulvor- stand, dessen Aufgabe es ist, für Reinigung und Heizung der Schule zu sorgen, kümmerte sich aus durchsichtigen Gründen nicht um die Vergebung der Heizungsangelegenheit. So kam es, daß die Schule in Natztow seil Ottober nicht geheiz t und ge- reinigt wurde. Die Behörde, der von diesem Falle Kenntnis gegeben war, tat nichts, um den pflichtvergessenen Schulvor- stand zur Erfüllung seiner Obliegenheiten anzuhalten. Bemerkt sei, daß eine Apzahl Arbeiterfrauen zur Heizung und Reinigung b e- reit waren, jedoch wurden sie nicht befragt, und eine öffentliche Ausschreibung fand ebenfalls nicht statt. Ohne jegliche Untersuchung über die Schuld dieser Angelegen- heit und ohne Anhörung des zuständigen Krcisschulrates verfügte die Regierung plötzlich Mitte Dezember, nachdem der Unterricht vier Wochen lang ausgefallen war, die Zwangsbeurlaubung des Lehrers Bork mit der Begründung, daß der Lehrer durch sein Verhalten das Interesse der Schule geschädigt hätte. Die Regierung entsandte nach Natztow einen Vertreter, und nun sorgte der Schulvorstand prompt für Reinigung und Heizung. Die Gutsleute dos Dorfes sprachen dem gemaßregelten Lehrer Bork daraufhin ihr Vertrauen aus. Als der Gutsherr davon erfuhr, ver- langte er die Zurückziehung sämtlicher Unterschriften von seinen Arbeitern, andernfalls er Entlassung androhte. Nach der be- kannten Gerichtspraxis verspricht eine Nötigungsklage der Arbeiter gegen den Gutsherrn keinen Erfolg. Die Arbeiter waren also gezwungen, die Unterschristen zu streichen. Dieses Schriftstück mit den gestrichenen Unterfchriften befindet sich in der Hand des Borsitzenden des Bezirkslehrerausschusses, Rektor Springborn in Köslin . Auf Beschwerde über die ungerechtfertigte Maßregelung des Lehrers Bork bei dem Regierungspräsidenten in Köslin erfolgte eine Untersuchung durch den Oberregierungsrat vorm Stein- Köslin. Dabei wurde festgestellt, daß der Schulvorstand seinen Verpflichtungen nicht nachgekommen ist, und daß gegen den Lehrer nach Ausspruch des Regierungsrates vorm Stein ein unerhörter Terror geübt werde. Bemerkt fei, daß vorm Stein selbst deutschnational ist. In seiner Verhandlung in Natztow am 19. Januar 1922 wünschte vorm Stein auch die Elternschaft und die jetzige Heizfrau zu sprechen. Es erschien aber niemand, sondern durch Boten wurde den, Herrn Regierungskommissar mitgeteilt, daß der Gutsherr seinen Leuten bei Strafe der Entlassung das Hinausgehen verbalen hätte. Damit dieses Verbot befolgt wurde, mußte das Schulvorstandsmitglied, Amtsoorsteher-Stellvertreter Inspektor Eöttel, die Straße zur Schule beobachten. Man sollte meinen, daß nach diesem Ergebnis die Regierung die ungerechtfertigte Bestrafung des Lehrers, der dienstlich nichts verschuldet hat, aufgehoben hätte. Doch beließ die Regierung es weiter bei der Zwangsbeurlaubung und verfügte plötzlich die Der- setzung des Lehrers zum 1. März in den Kreis Schlawe. Damit hat die Regierung die Bestrafung des Lehrers weiter verschärft, und den Bestrebungen des Schuloorstandes auf Versetzung des Lehrers zum Erfolg verholfen. Mit andern Worten, die Kösliner Regierung hat den Unschuldigen bestraft und die deutschnattonalen Schuldigen belohnt.
Ein unberechtister Angriff. Während der Debatte über den Kultusetat führte der Abg. Prelle von der Deutfch-Hannoverschen Partei zur Geschäftsordnung Beschwerde darüber, daß er, obgleich er sich zum Wort gemeldet hatte, durch den Präsidenten am Reden verhindert worden sei, weil seine Parteigruppe nur aus drei Köpfen bestehe und daher kein Recht zum Reden habe. Die„F r e i h e i t" richtete im Anschluß an diese Mitteilung und unter Bezugnahme auf Acuße- rungen der Abgg. Prelle und Dr. Cohn heftige Angrife gegen den Präsidenten des Preußischen Landtags , L e i n e r t, der es jetzt scheinbar als seine Aufgabe betrachte, gegen kleine Parteigruppen
Haß. Don Ernst Gran. Ich bin ein Schuldiger, ein Verbrecher. Alle Beschönigungs- versuche zerfallen gegen diese Erkenntnis. Denn sie ist unantastbare Wahrheit. Ich mag darüber grübeln und spintisieren tage- und nachtelang, ich stehe am Ende jedes Gedankenganges immer wieder vor der unseligen Erkenntnis meiner Schuld. Die Menschen würden mich nicht verstehen, wenn ich mich ihnen auch anoertrai�e. Wie sie wunderliche Geschichten ja nie recht ver- standen haben. Würde ich mein Verbrechen öffentlich bekennen, wurde ich ihnen die furchtbare Wahrheit ins Gesicht hinein sagen, daß ich ein Menschenleben zerstört, ja fast vernichtet habe: si- lachten mich aus und sagten vielleicht mitleidig: „Du armer Narr, du liegst von Kind auf gelähmt in deinem Krankenstuhl, du oermagst kein Glied zu rühren, du lebst das arm- seligste Dasein, das je ein Mensch gelebt: wie solltest du je auch nur »as kleinste Verbrechen begangen haben..." Aber die Menschen, die so sprechen, sind dumm. Sie wisien nicht, »aß auch Gedanken so riesengroß und zermalmend werden können, daß sie wie Hammer und Amboß wirken, wenn ihnen der Haß den rechten Weg weift: düsterer, fressender Haß, der gistige Gedanken in em krankes Hirn träufelt. Es war im letzten Frühjahr. Die Sonne kam schon höher her- auf, spendete schon einige Wärme. Man hatte mich mit meinem Liegestuhl an das offene Fenster gerolltk Und während draußen in zartem Grün die ersten Knospen sprangen, während die Frühlings- sonne mit jungen Strahlen die bedrückte Menschheit grüßte, lag ich Tag für Tag im offenen Fenster und sah sehnsüchtig auf die Straße hinaus. Freute mich der spielenden Kinder, die der langen winter- bchen Stubenlust nun endlich entronnen, wieder ins Freie hinaus durften. Sah gleichgültigen Auges auf die Vorübergehenden, mit stillem Neid meiner eigenen körperlichen Unfähigkeit gedenkend. Auch dem Hause gegenüber schenkte meine Langeweile einige Aufmerksamkeit. Besonders dem ersten Stock, der bis vor kurzem noch ein Bureau beherbergt hatte und wo nun ein blitzsauberes Stubenmädchen damit beschäftigt war, Gardinen auszustecken, den kleinen Balkon mit erstem Grün zu schmücken. Von den Bewohnern war jedoch nichts zu sehen, und ich begann in meiner Einsamkeit schon, mir allerlei Gedanken über die neuen Nachbarn zu machen. Vis dann eines Morgens, es war der erste laue Sommertag, ein junges Paar auf dem umlaubten Balkon saß. Die Sonne glitzerte nur so in dem blinkenden Kaffeegeschirr und das fröhliche Lachen der beiden drang mitunter bis an meinen Krankevstuhl. Aber merkwürdig. Es erweckte weder Mitsreude, noch ließ es mich, wie sonst alles Leben um mich, gleichgültig. Und ich, der ich glaubte, mich mit meinem elenden, hilflosen Krüppeldasein längst abgefunden zu haben, ich wurde von einer seltsamen Unruhe gepackt. Zum erstenmal war urplötzlich der Gedanke in mir aufgetauchr, daß mich ich doch ein Recht darauf haben müsse, ein Weib zu besitzen, in ihrem Besitz ein glücklicher Mensch zu sein. Ein Gedanke, der freilich im nächsten Augenblick an seiner eigenen Wahnwitzigkeit zer- schellen mußte. Wo ist denn aber dann jene vielgepriesene göttliche Gerechtigkeit? fragte ich mich. Und ich suhlte, wie dabei ein wilder, vernichtender Haß jäh in mir aufflammt«. Ist denn auch nur ein fitmUsn. Gerecht cgt«st- darin, nttnu jrnrr dort drüben., btt mit
Vorzügen eines gesunden, kräftigen Körpers prunkt, vor den Augen eines ohnmächtigen, siechen Krüppels seine glücklichsten Flitterwochen vertändelt? Ist das wirklich der Wille eines allgewaltigen Schicksals? Und so oft ich die beiden auf dem Balkon sitzen sah, bohrten sich diese Gedanken tiefer in mein krankes Hirn, lauschten gieriger auf die Einflüsterungen eines neiderfüllten Hasses. Alle Begriffe von Recht und Gerechtigkeft, von Gut und Böse, vom Walten einer gütigen, ausgleichenden Vorsehung, die Jahrzehnte hindurch die Grundfesten meiner Ueberzeugung gewesen, schienen mir nun wie ftohn, wie blutiger Spott. Daß auch das Gesicht jenes andern dort drüben oftmals von den grauen Schatten der Sorge und des Kummers ver- dunkelt wurde, übersah ich geflissentlich. Wollte es nicht sehen in meinem blinden Haß. Ich sah nur in friedvolles, glückliches Bei- einandersein, hörte nur ihr fröhliches, sorgloses Lachen, als gäbe es sonst aus der ganzen weiten Welt keine Not, keinen Jammer, kein zum Himmel schreiendes Elend. Ja, mein Haß war so heiß und glühend, daß ich jenem wünschte, ihm widerführe dasselbe Leid wie mir. Mein überreizte� siecher Geist fühlte nicht das Verbrecherische dieses entsetzlichen Wunsches, ahnte nicht, dag er je in Erfüllung gehen könnte. � Und als ich dann eines Tages sah, wie mein verhaßter Nachbar zu einer kleinen Reise das Haus verließ, wie es des Abschiednehmens kein Ende gab, da schauderte ich nicht vor dem Gedanken zurück, daß jenem ein Unglück begegnen mochte. Heute steigt mir ein unnenn- öarer Ekel empor, wenn ich daran denke, daß mich in jenem Augen- blick sogar eine freudige 5)offnung erfüllte, mein wahnsinniges Wün- scheu möchte Wirklichkeit werden.* Am nächsten Morgen saß die junge Frau allein auf dem Balkon. Ich hatte eine geheime, boshafte Freude daran, daß sie nun ebenso einsam sitzen mutzte wie ich. Doch in diesem Augenblick, sie wollte eben ins Zimmer zurückgehen, brachte das Mädchen ein Telegramm. Ich war erschreckt, daß mir das Herz klopfte. Doch ehe ich mir noch darüber Rechenschaft geben konnte, höre ich von drüben einen leisen Schmerzensschrei herüb erklingen und sehe das junge Weib in den Stuhl zurücksinken. Und dann? Ja, dann brachten sie ihn eines Tages auf einer Tragbahre ins Haus. Als den einzigen Schwerverletzten eines Eisenbahn- Unglücks. Beide Beine waren ihm abgeguetscht worden. Eiskalt griff mir diese Nachricht ans Herz. Bis auf den Grund meiner Seele erschütterte mich die Unbannherzigkeit, mit der das Schicksal meinen gräßlichen Wunsch erfüllt hatte. Ich verlebte entsetzliche Tage und Nächte. Nervenpeitschende Träume peinigten mich und brachten mich an den Rand des Irr- sinns. Ich sah Hunderte, Tausende von Händen, die auf mich, als den haßerfüllten Mörder dieses jungen Glücks, wiesen. Sah meine eigenen widerlichen Gedanken leibhaftig vor mir... Wochenlang mied ich das Fenster. Als ich aber dann zum erstenmal sehen mußte, wie die junge H~rau, in deren Zügen alle Lebensfreude geschwunden schien, den rantenstuhl aus dem Hause fuhr, wähnte ich eines meiner schreck- lichsten, gespenstischen Traumbilder zu sehen. Meine Nerven und Pulse schlugen wie im Fieber und die Erkenntnis einer unerbitt- lichen Wirklichkeit warf mich aufs Krankenlager. Ob ich jemals gesunden werde? Ob jene innere Stimme je aufhören wird, mich zu quälen und zu mariern? Um mich endlich fteizusprechea v«,«wer Schuld» ftu du es teoeo Richter gibt...
dieselben Machenschaften anzuwenden, die früher in demselben Hause gegen seine eigene Partei Anwendung fanden. Diese Zlngrisfe sind unberechtigt. Präsident Leinert war zu der Zeit, in der sich die Geschäftsordnungsdebatte entwickelte, gar nicht im Saal, hat also den Vorsitz nicht geführt, sondern wurde durch den Vizepräsidenten Porsch von der Zentrumspartei vertreten. Alle Schlußfolgerungen, die sich an die mitgeteilten Tatsachen knüp- fen, sind daher haltlos. Präsident Leinert hat keinerlei Anordnungen getroffen, Herrn Prelle nicht reden zu lassen: es handelt sich lediglich um Durchführung von Beschlüssen des Sleltestenrats, daß den Abzeordneien der Deutsch -hannovcrjchen Partei bei der allgemei- nen Debatte 29 Minuten Redezeit gewährt werden solle. Auch an dieser Sitzung hat Präsident Leinert nicht teilgenommen.
Das Kapitalverkehrssteuergefetz. In seiner Nachmittagssitzung beschäftigte sich der Steuerausschuß mit der zweiten Lesung des Kapitalverkehrssteuer- g e s e tz e s. Die B e f r e i u'n g s v o r s ch r i s t e n wurden aus An- trag der Demokraten geändert. Von der Steuer befreit sollen sein: inländische Zlktiengesellschasten, Kommanditgesellschaften auf Aktien und Gesellschaften mit beschränkter Hastung. deren Erträgnisse aus- schließlich dem Reich, einem Lande oder einer Gemeinde zufließen. Auf Kreditanstalten der Gemeinden sollen iedrch die Befreiungsvorschriften keine Anwendung finden. Dagegen sind von der Steuer befreit die össentlichen oder dem öffentlichen Verkehr dienenden Sparkassen, die sich auf die Pflege des eigenlllchen Sparoerkehrs beschränken, und gemeinnützige Kreditanstalten, die von Körperschaften des öffentlichen Rechts gegründet und geleitet werden. Gemäß den Beschlüssen der ersten Lesung sind ferner von der Steuer befreit die Gesellschaften, die unter Beteiligung des Reichs. eines Landes oder einer Gemeinde ausschließlich dem öffentlichen Verkehr dienen. Falls die Beteiligung in unentgeltlichen Zuwsndun- gen in Höhe von mindestens einem Zehntel des Aktien- oder Stamm- kapitals oder in der Uebernahme von'mindestens einem Viertel des Kapitals oder in der Uebernahme einer entsprechenden Gewährlei- stung besteht. Gemäß einem Zentrumsantrag sind als besonderer Abschnitt unter diesen Befreiungen Gesellschaften aufzuführen, deren verfassungsmäßiger und tatsächlicher Zweck ausschließlich g e- m e i n n ü tz i g ist und wesentlich der Förderung minder- bemittelterVolkskreise dient.— Weiterbcratung Dienstag. Der Deutsche Eisenbahnervecbanö und feine Spaltung*. Vom 4. bis 6. Mörz tagte in Berlin der aus 75 Vertretern aller Eisenbahndirektionsbczirke zusammengesetzte erweiterte Vcrftaird des Deutschen Eisenbahnerverbandes. Besprochen wurde der verflosiene Streik der Reichsgewerkschaft und die gegenwartig eingeleitete Lohn- bzw. Gehaltsbewegung. Nach einer ausgedehnten Diskussion wurde ge�en 3 Stimmen ein Beschluß pesaßt, der die Haltung des engeren Vorstandes während der Streikbewegung billigt und ihm das Vertrauen ausspricyt. Die drei gegen den Vorstand gerichteten Stimmen entfallen auf kom- munistische Mitglieder. Bezeichnend aber ist, daß von den 75 Ver- tretern nur vier der Kommunistischen Partei angehören, von denen einer sich bei der Abstimmung noch der Stimme enthielt. Vergleicht man mit diesem Resultat die Machenschaften der kommunistischen Presse, die in den letzten Tagen von einer„Spaltung des Deutschen Eisenbahnerverbandes Mitteilung machte, so erkennt man, wie armselig es um die kommunistischen Herrschafren bestellt ist. Die Tagung des erweiterten Vorstandes hat gezeigt, daß die an- gebliche Spaltung des Deutschen Eisenbahnerverbandes nur in der Phantasie der Kommuni st en besteht. Die Einheit- lichkeit, die der erweiterte Vorstand des Deutschen Eisenbahnerver- bandes in der Beurteilung der Streiktaktik zeigte, bewies er auch in der Frage der schwebenden Lohn- und' Gehaltsbewequng. Die bisher unternommenen Schritte wurden gebilligt und der Vorhand- lungskommission srcie Hand gelassen. Likauische Jtofe an den Völkerbund. Die litauische Regierung hat eine Rote an den Dölkerbundrat gerichtet, worin mitgeteilt wird, daß die polnischen Truppen die neutrale Zone ver- letzt hätten. Die litauische Regierung ersucht den Völkerbundrat, � bei der polnischen Regierung deswegen zu intervenieren.
Von Pflanzen, die ausgeräubert werden. Kaum haben die ersten Lenzesboten, die Weiden , sich mit feinen weißen Kätzchen geschmückt, so säbelt man die Weidcnkätzchenzwcige ab, die den Bienen die erste Nahrung bieten. In ganzen Bündeln werden sie in die Städte geschafft und verhandelt. Die Weide hat Leidens- genossen. Kaum öffnet das schöne Leberblümchen seine dunkel- blauen Augensterne, und schon werden die Blüten abgerupft, ja, werden die Pflanzen mit deck Wurzeln ausgerissen. In ganzen Ge- genden ist es schon selten geworden— von Jahr zu Jahr wird der deutsche Wald ärmer. Wenn später im Jahre die schlanke Wasser- l i l i e aus dem See schaut, dann geht es auch ihr geradeso. Wir treffen die weiße Seerose, die Seelilie in den Auslagen der Gärtner als Schmuck der Totenkränze. Eine Pflanze, die stetig ihrer Blüten beraubt wird, also zur Hauptsache auf vegetative Foripslanzung an- gewiesen ist, muß verkümmern. Traurig wie das Schicksal dieser armen Märtyrer ist auch das Los des stolzen Königfarns. Er wird mit dem Wurzelballen ausgehoben und in den Garten ver- pflanzt, wo er jedoch nicht entfernt die Lebensbedingungen seines natürlichen Standortes findet, ein Kümmerling wird und meist bald eingeht. Erinnert sei auch an das Los der herrlichen Strand- distel, der„Dünen-Mannstreu", die in ihrer ganzen Herrlichkeit nur Aeltere von uns überhaupt noch gesehen haben. Bald wird sie vielleicht in den Floren einen Totenschädcl bekommen und die Be- merkung:„ausgestorben". Besser hieße es:„ausgerottet durch die kindlichen Triebe der Badegäste". Wir„Derwalier des Heute" haben die Verpflichtung, den späteren Geschlechtern das Landschaftsbild so zu überliefern, wie wir es vorfanden, nicht ausgeräubert, sondern eher reicher als ärmer. Soll Wandel geschaffen werden, so muß die Schule und die Presse mehr als bisher gegen den Unfug mobil ge- macht werden. Vkuflklebsn in Rußland . Der Leiter der Musikabteilung des Volkskommissariats für Unterricht macht über den Stand des Musik- lebens im heutigen Nußland folgende interessante Angaben:„Die Hauptaufgabe des Volkskommissariats für Unterricht ist auf mufika- lischem Gebiete die Erhaltung bedeutender Musikinstitute, deren Mehrzahl während der Revolution geschaffen wurde. Die größte Bedeutung unter ihnen kommt der Petersburger startli- ch en Philharmonie zu, die über ein großes Sinfonieorchester nebst Chor verfügt. Außer großartiger Konzerttätigkeit wird auch Verlagsarbeit geleistet. Die unlängst in Moskau organisierte Philharmonie wird im gegenwärtigen musikalischen Leben Ruß- lands eine Rolle spielen. Sie verfügt über ein großes Sinfonie- orchcster und einen Chor von 129 Mitgliedern. Als Ereignis muß die Organisierung des Äolksorchesters(mit voltslümiichen In- strumenten), das zurzeit in Skandinavien konzertiert, bezeichnet werden. Große Aufmerksamkeit widmeten wir der Volksmusik. Un- längst fand in Moskau ein Kongreß der Volkssänger aus ganz Ruß- land statt. Der Musikalische Staatsverlag leistet eine ungeheure Arbeit. Seinen technischen Einrichtungen nach ist er der dritte in der Welt. Die rusiischen Klassiker wurden neu herausgege- den, außerdem die Werke vieler junger russischer Komponisten. Viel Interessantes auch für musikalische Kreise des Westens bieten die Arbeiten des unlängst geschossenen Instituts für Musik- Wissenschaft. Seine Arbeiten sind: Konstruktion neuer Instru- mem«, Ausarbeitung von Unterrichtsmethoden, Prüfung mtifitciti»